28.07.2004

Wohlstand für alle – durch leistungsgerechte Marktwirtschaft

Klare Worte zum kapitalistischen Zinssystem

Entwurf eines Wahlkampf-Papiers für die „Wahlalternative“ (AG Wirtschaft).


Wie befreien wir die Marktwirtschaft vom Kapitalismus? Durch Abschaffung des Zinses!

Was ist die Hauptursache für die Massenarbeitslosigkeit? Der Zins!

1. Fünf Millionen Menschen und mehr wollen in unserem Land arbeiten und finden keine Arbeit – ihre Leistung wird nicht nachgefragt!

Ist denn der private und öffentliche Bedarf nach Waren und vor allem Dienstleistungen gestillt? Gibt es bei uns wirklich nichts mehr zu tun? Im Gegenteil! Die Berge dringender Aufgaben allein im Gemeinwesen werden immer höher.

2. Wer keine Arbeit hat, muß seine Bedürfnisse stark einschränken. Viele, die Arbeit haben, müssen dies ebenfalls mehr oder weniger, Tendenz steigend. Wo bleibt der gemeinsam erwirtschaftete Wohlstand?

Wie kommt es, daß einerseits der private und öffentliche Bedarf groß ist, andererseits Millionen Menschen arbeiten wollen – aber beides nicht zusammen kommt?

3. Wo Bedarf vorhanden ist, fehlt es an Geld, um die notwendigen Leistungen zu bezahlen!

Dieses Geld ist zweifellos vorhanden. Jahr für Jahr wächst die Produktivität unserer Volkswirtschaft, ebenso wächst auch die Geldmenge kontinuierlich. Armut und Arbeitslosigkeit sind Symptome des grundlegenden Phänomens, daß das Geld nicht dort vorhanden ist, wo der Bedarf ist.

4. Schneller als alle anderen Größen – das Sozialprodukt, die Produktivität, die Löhne, die Preise, die Arbeitslosen­zahlen – stieg eine bestimmte Größe: Die Zinsströme.

Wo viel Zinsen gezahlt werden, wurde viel Geld ausgeliehen. Das heißt immer weniger ist Geld dort vorhanden, wo es gebraucht wird – und umgekehrt ist immer mehr dort vorhanden, wo es nicht gebraucht wird (und verliehen werden kann). Die drastisch gestiegenen und weiter steigenden Zinsströme zeigen, daß sich eine gewaltige Schere zwischen „Geld ohne Bedarf“ und „Bedarf ohne Geld“ auftut.

Die Verschuldung des Staates und einer stetig wachsenden Zahl von Unternehmen zeigt keineswegs, daß irgend jemand „über die Verhältnisse“ lebt! Sondern sie ist ein Hinweis auf eine gigantische „Fehlallokation“ der Geldflüsse. Wo es Schulden gibt, gibt es immer auch Vermögen. Geld ist heute durch die volkswirtschaftliche Leistung gedeckt und stellt gewissermaßen ihren Gegenwert dar. Umgekehrt soll das Medium Geld allen Mitgliedern der Gesellschaft ermöglichen, an der gemeinsam erzeugten Leistung teilzuhaben.

Zahllosen Menschen (mit oder ohne Arbeit) fehlt es an Geld, um ihren unbefriedigten Bedarf zu stillen. Dem Staat fehlt es an Geld, dringend anstehende Aufgaben zu bewältigen. Zahllosen Unternehmen fehlt es an Geld, um Investitionen wagen zu können, viele sind bereits in der Schuldenfalle. – Der vorhandene Bedarf kommt an das nötige Geld nur heran, wenn er es sich dort leiht, wo es tatsächlich hingeflossen ist.

Es fließt also Geld – viel und immer mehr Geld – in Kassen, deren Besitzer gar keinen Bedarf haben! Der Zins- und Zinseszins-Mechanismus führt dazu, daß diese Tendenz nur weiter steigen kann. Und wohlgemerkt: Diese (fehlgeleiteten!) Geldströme wachsen schneller als alle anderen volkswirtschaftlichen Größen!

Wundert es noch jemanden, daß auf der anderen Seite ein Bedarf steht, der nicht befriedigt werden kann? Daß überall auch die Verschuldung steigt? Daß die Arbeitslosigkeit sich ebenfalls nur in eine Richtung entwickelt?

Stetig müssen Gelder aus den „vollen Kassen oh­ne Bedarf“ in die „leeren Kassen mit Bedarf“ transferiert werden. Diese Gelder müssen aber mit Zins wieder zurückgezahlt werden. Der einzige Bedarf der „vollen Kassen“ ist der nach mehr Geld! Die „vollen Kassen“ selbst bilden keine Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen. Ihr „Beitrag“ zur Volkswirtschaft ist allein der, daß sie das unbenötigte Geld herausgeben (an jene, die wirklich Bedarf haben) – doch nur, um es vermehrt zurückzufordern! Dies ist kein marktgemäßer oder volkswirtschaftlich sinnvoller Mechanismus, sondern ein erstickender Teufelskreislauf!

Der Zinsmechanismus entzieht jenen Konsumenten und Produzenten wiederum Geld, die ohnehin schon zu wenig hatten. Wird dagegen der Kredit gar nicht mehr aufgenommen, bleibt der Bedarf endgültig unbefriedigt – es wird nicht mehr gekauft, nicht mehr produziert, wirtschaftlicher Stillstand tritt ein. Man bedenke auch, daß gleichsam jeder einzelne Euro ganze Ketten realwirtschaftlicher Vorgänge in Gang setzen kann – oder eben nicht. Das Geld ist vorhanden, doch nicht bei denen, die konsumieren wollen, die produzieren wollen, es aber nicht können! Die paradoxe Schere zwischen verarmten Menschen, die konsumieren und arbeiten wollen und verarmten Unternehmen, die Menschen beschäftigen und produzieren wollen, öffnet sich immer weiter. Unsichtbar dahinter bleiben die Menschen (und Unternehmen), die dasjenige besitzen und anhäufen, was allen anderen fehlt: Geld, das eigentlich Gegenwert realer Leistungen sein soll.

In den Köpfen spukt immer noch die angebliche „Begründung“ des Zinses: „Lohn“ für das Herausgeben von Geld und für den Verzicht auf eigene Verwendung. Zeigt denn nicht die in jeder Hinsicht widersinnige Realität, daß an dieser „Begründung“ irgend etwas nicht stimmen kann? In der Nachkriegszeit mochte es notwendig gewesen sein, um jeden Preis die Menschen zum Sparen anzuhalten, damit Kredite, Investitionen und Wiederaufbau möglich wurden. Heute ist die Situation eine grundsätzlich andere.

Für den heutigen Zinsempfänger – es geht hier um den Kern des Problems, nicht um „Kleinsparer“ – ist das auf dem Konto geparkte Geld kein „Opfer“, der Kredit an andere kein „Verzicht“ auf eigene Investitionen! Sondern eine willkommene Gelegenheit, das im Überfluß vorhandene und eben gerade keineswegs irgendwie benötigte Geld „sich von selbst vermehren“ zu lassen! Damit also das Geld vorübergehend dorthin fließen darf, wo es der Volkswirtschaft erst real zu nutzen beginnt, wird ein Tribut gezahlt, während auch der Kredit schließlich wieder dorthin zurückfließt, wo er von Anfang an nicht gebraucht wurde. (Geld bedeutet ein Recht auf Leistung. Dazu gehörte aber eigentlich die Pflicht, diese Leistung auch zu beanspruchen, d.h. das Geld wieder auszugeben. Sonst wird Recht zu Macht und Unrecht).

Es stimmt schlichtweg nicht, daß „Zinsen die Produktion fördern, weil sie zum Sparen anregen“. Sie belohnen den nicht produzierenden und konsumierenden Sparer und bestrafen die realen Konsumenten und Unternehmer! Das Geldverleihen kann man ganz anders anregen als durch Zins (belohnt man etwa den Autobesitzer, daß er den Verkehr nicht blockiert?). Die angebliche „Produktivität des Kapitals“ ist eine Lüge (noch unterstützt durch die scheinbare und schädliche Selbstvermehrung des Kapitals durch den Zins). Reales Sachkapital könnte ohne den Zins von Unternehmern viel leichter gebildet werden – es mangelt an Sachkapital, weil Geld Zinsen kostet! Ohne den Zins wäre die Wirtschaft sowohl von der Angebotsseite (Investitionen) als auch von der Nachfrageseite (Konsum) von schweren Fesseln befreit! Heute überlegen die „Ökonomen“, ob man angebots- oder nachfrageorientierte „Konjunkturpolitik“ betreiben solle. Man schaffe das Zinssystem ab und schon hätte man beides!

Geld, das eigentlich ein öffentliches Tauschmittel sein soll, sammelt sich dort an, wo es gar nicht mehr in der Wirtschaft zirkuliert, während die realen Wirtschaftsteilnehmer aufgrund von Geldmangel nicht füreinander arbeiten können! Es ist dasselbe, wie wenn in einem Organismus immer mehr des strömenden Blutes nicht durch die Lunge, sondern an ihr vorbeifließt. Der Zins belohnt und verstärkt nun sogar noch die Ansammlung von Geld – um so mehr, je größer (und damit meist unnötiger und keinem Bedarf entsprechend!) die Ansammlung schon ist. Wer schon hat und es nicht braucht und nicht ausgeben muß, dem wird noch gegeben...

Heute ist die „Leistungsgesellschaft“ („Fördern und Fordern“ etc.) wieder in aller Munde. Wenn dem nur so wäre! Der Zinsmechanismus führt zu einem gigantischen System von Einkommen ohne Leistung. Arbeitslosigkeit und verschuldete Unternehmen sind exakt nur die andere Seite derselben Medaille: Dort hat man Leistungsfähigkeit ohne Einkommen. Dasselbe Geld, das als Einkommen ohne Leistung gezahlt wird, fehlt zur Bezahlung von Einkommen aus Leistung.

Gerade der, der weder Bedarf hat, noch eine eigene Leistung einbringt, erhält den Mehrwert des Geldes (den alle anderen erst hervorbringen müssen)! Wer hart für Geld arbeiten muß, überlegt sich, ob er für einige Euro Überstunden machen will. Der Millionär bekommt sein leistungsloses Gehalt „automatisch“. Daß alle anderen für die reinen Geldbesitzer und die Mehrung ihrer Vermögen ebenfalls arbeiten müssen, merkt niemand. Ohne den Zins aber könnten alle Preise niedriger, alle Löhne höher sein. Ohne den Zins würden mehr Investitionen getätigt, könnten mehr Menschen in Arbeit sein, könnten alle sich mehr leisten.

Wer Arbeit und soziale Gerechtigkeit will, kommt um die Frage der Geldordnung nicht herum!

Der Kampf der Unternehmen um Umsätze und der (auch partei-politische) Kampf zwischen Arbeitnehmer- und Unternehmerlager schafft Fronten, die auf der Symptomebene bleiben. An solcher Frontenbildung können jene, denen diese Verschleierung nützt, nur größtes Interesse haben. Solange nicht ein Negativzins die bestehenden Verhältnisse umdreht und das Geld erstmals und stetig dorthin fließen läßt, wo es wirklich „arbeiten“, nämlich den realwirtschaftlichen Vorgängen dienen kann, wird sich die Schere zwischen Armut, Verschuldung und Arbeitslosigkeit auf der einen, bedarfs- und leistungslosen Vermögen auf der anderen Seite kontinuierlich weiter öffnen.