11.11.2004

„Ihr müsst die Veränderung aktiv wollen“

Wege aus der Beziehungskrise

Die folgenden Gedanken schrieb ich einer Freundin und ihrem Mann, die sich in ihrer Beziehung in einer Krise befanden. Sie sollten dazu dienen, die Früchte von zwei vorausgegangenen guten Gesprächen nochmals zu stärken. [Die Namen sind geändert].


Liebe Doris, lieber Daniel,

ich danke Euch für die guten Gespräche, die ich mit Euch am Montag und Dienstag hatte – und wünsche Euch von Herzen, daß auch Ihr nun viele gute Gespräche miteinander haben werdet!

Ich hatte in unseren vorbereitenden Gesprächen erlebt, wie sehr Eure Sicht- und Erlebnisweisen oft auseinandergehen und wie stark dies zu Missverständnissen führen kann. Dies zeigte mir deutlich, wie sehr in Eurer Beziehung nach wie vor alle Möglichkeiten verborgen sind, und es war mir nun klarer, wo die Schwierigkeiten liegen, aber auch, wie man an sie herangehen kann.

Da gibt es zum einen die ganz konkreten Fragen und Probleme: Wer macht was, wen stört was und warum? Dann gibt es die darunter liegende Schicht der Gefühle selbst: Wann bin ich verletzt, was schmerzt mich besonders und warum läuft es so? Und es gibt die grundlegende Schicht der Beziehung selbst: Was wollen wir eigentlich? Welche Hoffnungen, Ideale, Sehnsucht haben wir nach wie vor? Was ist der tiefste Impuls in uns?

Es wäre wahrscheinlich wichtig, von unten nach oben zu gehen. Wenn Ihr die Krisen überwinden wollt, beginnt damit, Euch dies gegenseitig zu versichern. Zeigt Euch den guten Willen, faßt den gemeinsamen Beschluß, an die grundlegenden Fragen heranzukommen und an ihnen zu arbeiten, um besser aufeinander eingehen zu können und damit – an Eurer Beziehung selbst zu arbeiten.

Öffnet dem anderen Türen, zeigt immer so gut es geht, was gerade Eure wahren Gefühle sind. Macht Euch verletzlich. Vertraut darauf, daß der andere das nicht ausnutzt. Schärft Eure Aufmerksamkeit für die Schwellen, die der andere gerade überschreitet, für das Wagnis, das er eingeht, und seid vorsichtig und liebevoll miteinander. Übt auch alleine, Euch vorzunehmen, die eigenen Mechanismen ein Stück weit zu überwinden. Übt konkret und bewußt Geduld. Wahre Geduld, wahres Verständnis – nicht als „Leistung“ oder „Vorleistung“, sondern weil Ihr es selbst wollt.

Lernt, die zwei Seiten in Eurer Seele – in jeder Seele – zu bemerken: Die eine, die immer recht haben will, die sich allzu schnell belästigt und benachteiligt fühlt, die zum Gegenschlag ausholt, zum Selbstschutz, zur Verletzung des anderen... Und die andere Seite, die das „Trotz allem“ leben will: Die das Verständnis real werden läßt, die sich bemüht, auf den anderen einzugehen, ihn wirklich zu verstehen, sich auf seinen Standpunkt zu stellen, ihm gerecht zu werden, das Gefühl der „Benachteiligung“ willentlich in Kauf nimmt und umwandelt in ein ganz anderes Erlebnis; die immer auf dem Weg ist, immer sich selbst ändern will, um noch mehr auf den anderen zuzugehen...

Wenn Ihr diese zweite Seite, die ein Spiegel der wesenhaften Liebe selbst ist, in Euch bejahen könnt, bewegt Euch mit dieser Gesinnung aufeinander zu. Oder anders gesagt: Bemüht Euch, diese Seite in Euch wachzuhalten, wenn Ihr Euch aufeinander einlaßt. Gesteht Euch gegebenenfalls einander ein, daß es Euch im Moment nicht gelingt, und verschiebt ein angefangenes Gespräch, wenn dessen Verlauf in eine ganz andere Richtung abgleitet, als Ihr es anfangs mit besten Intentionen gewollt hattet.

Arbeitet also zuerst an den Grundlagen für alles Arbeiten. Versprecht Euch gegenseitig, gemeinsam an den Felsen und Hindernissen zu arbeiten, die die wirkliche Entwicklung Eurer Beziehung belasten und verhindern. Dann versucht zum Beispiel, herauszufinden oder zu formulieren, was diese Hindernisse sind. Aber achtet auf alle Hindernisse! Verfallt nicht gleich wieder in gegenseitige Vorwürfe, nachtragende Aufzählungen, den Wettkampf um den Nachweis der größeren Ungerechtigkeit... Forscht nach den rechten Methoden und Möglichkeiten, wie Ihr Euch gegenseitig Dinge sagen und Gefühle aussprechen könnt, ohne daß der andere dies gleich als Vorwurf sehen oder als Angriff erleben muß oder sich aus anderen Gründen zu innerer Abwehr gezwungen fühlt.

Haltet Euer Bewußtsein auf die eigene Seele und die Seele des anderen gerichtet. Auf die des anderen, um ihn wirklich zu verstehen – auf die eigene, um schon im Ansatz zu erkennen, wann Ihr in welche Mechanismen zu rutschen droht bzw. wann Euch was betroffen macht. Und offenbart dem anderen Eure Gefühle sofort und so ehrlich wie möglich. Laßt nicht zu, daß wieder einmal die zweite Ebene der Gefühle Platz greift – der Selbstschutz, Wut, Ärger, Enttäuschung. Dies sind reaktionäre Schutz-Emotionen, die die ursprünglichen, wahren Gefühle verdecken. Die wahren Gefühle schmerzen. Wut, Ärger, Abschließung tun gut, weil der Schmerz abgewehrt und die Reaktion nach draußen gerichtet werden kann – selber „in die Vollen gehen“, dem anderen eins auswischen, zurückzahlen, selber Schmerzen zufügen, auch subtil, durch Abwertung, Sarkasmus, Mißachtung.

Die wahren Gefühle angesichts einer Verletzung schmerzen, sie sind nichts als reiner Schmerz. Verletzung – Schmerz. Woher kommt die Verletzung? Aus der Liebe und dem Vertrauen und ihrer absoluten Verletzbarkeit. Die Liebe und das Vertrauen sind die Grundlage jeder Beziehung, und sie machen den Menschen offen und verletzlich wie nackte Haut. Alles, was diesem Vertrauen aus irgendeinem Grund nicht gerecht werden kann, ist ein Schmerz – für den Betroffenen, aber auch für die Liebe selbst. Die Liebe muß zwangsläufig immer wieder Schmerzen erleiden. Sie weiß es und sie tut es – freiwillig. Die Betroffenen nicht immer – sie verlieren die Liebe, verzichten auf sie, schützen sich lieber.

Also – wenn Ihr es wollt: Übt den Abbau der inneren Festungen, macht Euch verletzlich, gesteht Eure wahren Gefühle – und Ihr öffnet dem anderen Türen, das Gleiche zu tun. Niemand wird bewußt dem anderen angesichts offener Verletzlichkeit noch extra Schmerzen zufügen. Die Schmerzen, die dennoch aus mangelnder Rücksicht oder fehlendem Feingefühl oder Verständnis oft genug erlitten werden müssen, sind genug, aber vertraut darauf, daß der andere erkennen wird, wenn Ihr Euch selbst verletzlich macht, und daß diese Erkenntnis seine eigene Vorsicht und Behutsamkeit vergrößern wird.

Wenn Ihr in dieser Weise eine Grundlage geschaffen habt, macht Euch daran, zu suchen oder zu planen, was Ihr an konkreteren „Felsen“ aus dem Weg räumen wollt. Noch nicht die konkreteste, profanste, alltäglichste Ebene. Sprecht zum Beispiel über bestimmte Gefühle: Wann treten sie auf? Warum? Hatte der andere es überhaupt bemerkt? Wollte er sie verursachen? Welche Gefühle hatte der andere, was war sein Bedürfnis? Und so weiter... Und bemüht Euch dabei weiterhin, ganz bei dem anderen zu sein. Wenn es Euch einmal gelingt, Euch so vollständig in den anderen hineinzuversetzen, daß Ihr ihn wirklich verstehen könnt, werdet Ihr nichts mehr davon bemerken, daß Euch selbst „Unrecht“ getan wurde, daß Ihr „benachteiligt“ oder „verletzt“ wurdet. Dieses Erleben kehrt erst wieder, wenn Ihr auf Euren eigenen Standpunkt zurückkehrt – aber vielleicht hat sich dieser nach Eurer „Rückkehr“ bereits verändert!

Ihr könnt dieses Aufeinander-Eingehen, daß ja bis in ein ganz reales Sich-in-den-anderen-hineinversetzen geht, immer wieder üben – an unendlich vielen Fragen. Dabei werden die Fragen natürlich auch allmählich konkreter, und natürlich warten die konkreten Fragen und Bedürfnisse immer im Hintergrund und werden nicht über längere Zeit unbeachtet bleiben können. Aber es ist zu hoffen, daß Ihr mit Engagement und Begeisterung die bisher angedeuteten gemeinsamen und eigenen Übungswege geht, um zu dem Zeitpunkt Grundlagen geschaffen zu haben, wo die konkreteren Fragen sich in das Gespräch drängen.

Wenn ich jetzt noch einige dieser konkreteren „Felsen“ ansprechen darf: Es ist ja naturgemäß, daß zwei Menschen in verschiedenen Angelegenheiten Standpunkte haben, die unter Umständen zunächst sehr weit voneinander entfernt sind. Die Frage ist ja immer nur: Ist das ein Problem? Wenn ja, wie bewegt man sich aufeinander zu? Auch hier ist das Wichtigste der Wille, das Bemühen und das Verständnis für den anderen.

Zum Beispiel das Saubermachen: Daniel muß besser verstehen können, wie Doris die Wichtigkeit einer bestimmten Sauberkeit konkret – ganz konkret – erlebt. Daß einerseits die Hausarbeit in dieser Hinsicht derzeit eine unerträgliche Belastung sein könnte. Daß aber andererseits ein Absenken des Standards vielleicht schon ein „Verkommen“ in Doris‘ Augen ist. Und nicht nur in ihren Augen, sondern in ihrer tiefen Seele, und daher vielleicht noch unerträglicher. So wenig Verständnis man für einen bestimmten „Standard“ zunächst haben mag, so sehr kann man sich bemühen, die seelische Realität im anderen Menschen ein Stück weit nacherleben zu können. Dann kann man um seinetwillen auch Mühen und Arbeit auf sich nehmen, die einem selbst – für das eigene Wohl – ganz unnötig zu sein scheint. Man kann aber zu der Einsicht kommen, daß es für den anderen sehr wohl nöt-ig ist, daß er wirkliche seelische Not erleidet, wenn seinem realen Bedürfnis nicht gerecht werden kann.

Natürlich hat der andere genau die gleiche Aufgabe, seine Bedürfnisse und Standards zu überprüfen, sprich: an ihnen zu arbeiten, wenn eine Diskrepanz vorliegt. Doris muß besser verstehen können, wie sinnlos und daher seelisch ebenfalls belastend Daniel eine in seinen Augen übertriebene Sauberkeit konkret – ganz konkret – erlebt. Wie also sein Unverständnis nicht böser Wille und ein Im-Stich-Lassen und Alles-allein-machen-lassen ist, sondern zunächst auf ganz konkreten eigenen, nicht weniger berechtigten Standards und Bedürfnissen beruht.

Ihr seht – ein solcher Punkt eignet sich trefflich zum Streiten, zum immer wieder streiten, zum immer mehr An- oder besser gesagt Aus-einander-geraten... Wenn man eben nur seine eigene Sicht im Auge hat bzw. nur seine eigene Sicht als „wirklich“ berechtigt ansieht. Das kann auch sehr subtil sein: Mit etwas Übung kann man sich sogar sagen: Naja, sie (oder er) hat ja auch recht. Es ist schon verständlich, daß sie es so oder so haben will und sich nur so wohl fühlt. Aber – verstehen kann ich es nicht. Und schon hat man wieder seinen eigenen Standpunkt eingenommen und den vorletzten Satz selbst ad absurdum geführt. War das „es ist schon verständlich“ nur eine Floskel?

Das heißt: Man muß sich bemühen – immer wieder –, den Standpunkt des anderen nicht nur probeweise einzunehmen (und dann erleichtert sein, daß man selbst nicht so „verrückt“ ist...). Und auch nicht nur zeitweise. Sondern den Standpunkt des anderen dauerhaft mit sich zu tragen und ihn als vollständig gleichberechtigt erleben lernen. Dann und nur dann wird man sich wirklich aufeinander zubewegen lernen. Dann wird dieses aufeinander zugehen nicht etwas Qualvolles oder gar zum Scheitern verurteiltes sein, sondern etwas Schönes, etwas gerne auf sich Genommenes, was bald nicht einmal mehr so empfunden wird, sondern sogar zu echten Liebestaten werden kann – oder gar zu einer eigenen Gewohnheit, einem eigenen Bedürfnis. Aber seien wir nicht zu optimistisch...

Jedenfalls: Das Aufeinander-Zugehen muß schon mehr werden als der verzweifelte Versuch zweier gleichpoliger Magneten, sich doch näherzukommen. Es sollte zumindest dem Versuch zweier Dornensträucher ähneln, wobei die Dornen langsam verdorren und die Sträucher so sehr ineinander-wachsen können, daß sie wie einer werden (nur ein wunderschönes Märchen...? Nun ja: „Und wenn sie nicht gestorben sind...“ bezeichnet ein Ideal, aber Ideale haben die Möglichkeit und die innere Veranlagung, immer mehr Realität zu werden, wenn man sie läßt, das heißt, wenn man sie selbst stark genug will).

Ein anderer Punkt: Das Erzählen. Doris sagt, Daniel spricht nicht mehr mit ihr. Daniel sagt, Doris erzählt nie was. Widersprüche? Nein, es kann sich ja alles gegenseitig verstärken, hochschaukeln, in Sackgassen geraten. Wichtig ist ja auch hier nur das eine: Von den Vorwürfen wegkommen, das Nachtragen sein lassen – selbst den ersten Schritt machen wollen. Erinnert Euch an das Ideal: Wetteifern darin, aufeinander einzugehen. Wann immer es geht, auf den anderen zugehen, ihm den ersten Schritt abnehmen.

Also es ist nicht wichtig, wer mit wem nicht redet. Sondern: Wieder damit anfangen. Und dann aber an den Fragen dranbleiben, woran es lag. Woran es liegt, daß es doch immer wieder noch schiefgeht. Gefühle zeigen, Rücksicht nehmen, achtsam werden, das Bewußtsein beim anderen haben. Alles Übungswege, erfordert den eigenen Willen, geht nicht von heute auf morgen – ich wiederhole mich, aber langweile Euch hoffentlich nicht.

Aber noch konkreter: Forscht also nach den Gründen und übt Verständnis für diese Gründe! Wenn also Doris zum Beispiel nichts erzählt, weil sie nichts Besonderes erlebt hat, dann übe Daniel Verständnis dafür und übe konkret, in seiner Seele ein Gegengewicht gegen das aufkommende Gefühl der Langeweile und des Desinteresses zu erzeugen. Er könnte versuchen, so konkret wie möglich nach-zu-erleben, wie alltäglich der Tag für Doris tatsächlich war. Und daß das natürlich nicht immer angenehm, sondern eben gerade auch für Doris langweilig – oder vielmehr: jeden Tag anstrengend, aber eben nicht interessant – ist. Dieses Nacherleben kann sich dann verwandeln in echtes Mitgefühl für den oft eintönigen, aber dadurch keineswegs ein-fachen Alltag von Doris. Wenn dieses Mitgefühl (kein herablassendes Mitleid, sondern echtes Miterleben) beginnt zu entstehen, wird das Erleben der Langeweile, wenn Doris nichts zu erzählen hat, sich von alleine immer mehr schamvoll aus dem Staub machen.

Wenn Daniel es so gelingt, langsam auch Anteil an Doris‘ „negativem“ Alltag (auch wertfrei gemeint im Sinne von nicht-existenten Besonderheiten) zu nehmen, dann wird sie naturgemäß auch immer mehr gerne von den Erlebnissen erzählen, die aus dem reinen Alltag vielleicht doch heraustreten. Weil sie dann spürt, daß auch für Kleinigkeiten echtes Interesse da ist. Weil sie spürt, daß Daniel nicht darauf wartet und drängt, daß sie doch „auch mal was erzählt“. Und weil sie sogar spüren darf, daß sie selbst dann interessant und mehr als das ist, wenn sie nichts zu erzählen hat.

Natürlich ist auch das für Daniel ein Weg innerer seelischer Übung. Es müssen sich eben überall seelische Gewohnheiten ändern, und das ist nicht leichter, sondern schwerer als bei leiblichen Gewohnheiten. Setzt Euch also nicht unter den Druck: „Ich muß von heute auf morgen anders denken, fühlen, wahrnehmen lernen.“ Dann würde sich früher oder später innerer Widerstand gegen die unerfüllbaren Forderungen einstellen und gar nichts würde sich ändern – und für die Zukunft würde jeder Versuch viel schwieriger. Andererseits sagt Euch aber auch nicht: „Ich habe Zeit, mal sehen, wann sich was ändert.“ Das ist noch zu sehr von der bisherigen Gewohnheit aus gedacht. Ihr müßt die Veränderung aktiv wollen, sonst passiert nichts. Also: „Ich will mehr Mitgefühl haben, ich will mich mehr in den anderen hineinversetzen. Ich weiß, daß das Zeit braucht und werde nicht an übermächtigen Zielvorgaben meinen Enthusiasmus verlieren. Ich werde täglich versuchen, was möglich ist, und mich von Rückschlägen nicht enttäuschen lassen.“

In bezug auf Rückschläge werdet Ihr vielleicht bald etwas bemerken: Das Seelische ist eine konkreteste Realität, da sind realste Kräfte am Werk. Sobald Ihr Euch auf den Weg macht, mehr Verständnis zu üben, Euch verletzlich zu machen, auf den anderen einzugehen, werden Euch weitere Hindernisse begegnen – in Euch selbst. Die bequemen bisherigen Mechanismen, die bis zu dem Zeitpunkt in ihrer Herrschaft (über Euch) überhaupt nicht in Frage gestellt waren, beginnen sich plötzlich zu wehren. Sie wollen nicht einfach so abtreten und einer heilen Welt voller Liebe das Feld überlassen. In dem Maße, wie Ihr Selbstlosigkeit üben werdet, wird sich Euer Egoismus aufbäumen und ganz real stärker werden als früher.

Rationalisiert könnte sich zum Beispiel folgender Gedanke einstellen: „Ich bemühe mich so sehr, und der andere macht alles wieder zunichte bzw. strengt sich eigentlich gar nicht an. Na gut, dann eben nicht, warte nur...“ Und dann ist man weiter zurückgeworfen als je. Aber auch wenn es zwischen Euch in Gesprächen gut geht, wird sich Euer Egoismus aufbäumen und sich immer wieder geltend machen, wann immer er kann. Die Gespräche gehen gut, das konkrete Handeln widerspricht dem vollständig. Der Wille verweigert sich oder schießt in Krisenmomenten wieder in die ganz andere Richtung – sogar vielleicht stärker, als Ihr das bisher von Euch selbst gewohnt wart.

Ich will Euch nicht Angst machen. Je mehr man Bescheid weiß, desto besser ist man vorbereitet. Und desto mehr hat man vielleicht auch Verständnis füreinander bzw. kann frühzeitig über Dinge sprechen oder auch zugeben, daß einen wieder einmal „der Teufel geritten hat“. Der andere muß nur auch dies – und erst recht – verzeihen können, wenn es dem einen leid tut. Sprecht einfach über alles, fragt Euch, was Ihr nicht versteht, werdet Vertraute und Forscher und Arbeiter an der gemeinsamen Frage.

Das ist die Nagelprobe für Eure Beziehung: Wollt Ihr sie wirklich, seid Ihr guten Willens, freut Ihr Euch auf die Herausforderung, wieder mehr aufeinander einzugehen? Oder überwiegen die Bedenken? Die Angst vor neuer Verletzung, vor Langeweile, vor Unfähigkeit, vor Enttäuschung, die Angst vor der Angst? Habt Mut, die Angst und die alten Mechanismen über Bord zu werfen und Euch langsam von ihnen zu lösen. Und habt Mut, zu Euren Idealen und Eurer Sehnsucht zu stehen. Und arbeitet daran und dafür!

Gewinnt eine neue Begeisterung an der persönlichen und gemeinsamen Entwicklung! Seht das Vergangene als Möglichkeit an, fast aus dem Nichts etwas ganz Neues aufzubauen. Etwas, das von Anfang bis Ende rein von Euch geschaffen werden muß und geschaffen werden wird. Wenn Ihr das wirklich wollt. Befragt Euch da selbst innerlich, bis Ihr Euch für die Gegenwart wirklich sicher seid, und teilt Euch die Entscheidung mit. Wenn Ihr unsicher bleibt, sagt Euch auch das. In jedem Fall verleugnet Euch nicht, sondern offenbart Euch und bleibt immer auf der Suche nach Eurem wahren Wesen.