31.07.2007

Portfolioarbeit – Erziehung zur Freiheit

Einführung in ein revolutionäres Konzept

>> Ausführlichere Einführung in die Portfoliomethode.

Rüdiger Iwan hat mit seinem im Juli 2007 erschienenen Buch „Die neue Waldorfschule“ eine kräftige Fackel geworfen, die eine Diskussion entzünden muss. Wenn die Waldorfbewegung den in diesem Fall aus den eigenen Reihen kommenden, begründeten Vorwurf, sie habe das 20. Jahrhundert verschlafen, nicht totschweigen will, muss sie sich den von Iwan aufgeworfenen Fragen stellen.


Iwan schildert aus eigener Waldorfberufserfahrung das Prinzip von Monatsfeiern, die den wohlwollensten Mittel- und Oberstufenschüler rebellieren bzw. resignieren lassen; die unaufhaltsame Entwicklung gelangweilter Passivität im Unterricht trotz engagiertester Begeisterung seitens der Lehrer; Hausaufgaben, die schnell an das heranführen, was „Schule“ schon immer war – und vieles andere.

Was liegt da vor? Ist das die vielbeschworene „Erziehung zur Freiheit“? Sicher nicht. Aber warum nicht? Zugegeben, je engagierter man guten Unterricht zu machen versucht, desto schwerer fällt es, die Frage zu beantworten, was anders werden müsse. Aber man kann sich umschauen und von neuen Ansätzen befruchten lassen. Iwan verweist auf den Begriff der Portfolio-Arbeit – und genau dies erweist sich als ein bedeutsamer Schlüssel für eine „Erziehung zur Freiheit“.

Nachdem der Portfolioansatz in den USA insbesondere in den 90er Jahren seinen Siegeszug als Alternative gegen die „Multiple-Choice-Testomanie“ angetreten hatte, sammelte man vor allem im jetzigen Jahrzehnt auch im europäischen Raum erfolgreich Erfahrungen.[1] 2006 erschien mit dem „Handbuch Portfolioarbeit“ nun erstmals ein hervorragendes Werk in deutscher Sprache, auf dem die folgenden Ausführungen basieren.[2]

Ein Paradigmenwechsel ...

Die künftige (Waldorf-)Schule muss eines viel stärker in den Mittelpunkt rücken: Eigenverantwortliches Lernen. Das ist das Wesen des Begriffes Portfolio, wenn man ihn allmählich lebendig begreift. Es geht nicht um eine „weitere Methode“, die man als Lehrer handhaben soll, sondern um einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel. Einer Tatsache muss sich der Lehrer ganz klar bewusst werden: Man kann nicht wirklich individualisieren, wenn alle Schüler zur gleichen Zeit das Gleiche tun und lernen sollen!

Portfolioarbeit bedeutet, dass die Schüler Themengebiete selbst kreativ und tätig erobern, auf je individuellem Wege. Dass sie ihre individuellen Wege festhalten, gegenseitig vergleichen – und zugleich immer mehr lernen, sich selbst zu beurteilen und ihre Lernwege zu reflektieren. Das Lernen lernen, und zwar wirklich!

Das erfordert vom Lehrer eine ganz neue Rolle: Abschied vom hehren Bild, dass er den Schülern alle Geheimnisse der Welt nahe bringen darf (und muss). Das fällt nicht weg, es ist aber nicht mehr das Erste. Das Erste ist ... die Erziehung zur Freiheit! Nicht mehr und nicht weniger. Die Aufgaben des Lehrers werden aber nicht geringer. Denn es erfordert ebenso viel, für dieses eigenverantwortliche Lernen ein fruchtbares Umfeld zu bereiten; sich klarzuwerden darüber, was auch und gerade dann vom Pädagogen alles gefordert ist; sich auch im Kollegium umfassend abzustimmen, wie man zu ganzheitlichen, viel größer gedachten „Epochen“ kommt – und vieles mehr.

Das neue Lernen führt den Schüler auf eine selbstbestimmte Entdeckungsreise der je eigenen Fragen und Antworten. Die notwendigen Fähigkeiten können die Schüler schon früh entwickeln, wenn sie nur gemeinsam erübt werden – dies gehört zu dem Konzept ebenso dazu wie das gemeinsame Erarbeiten von Lernzielen und jeweils dazu passenden Beurteilungs- und Qualitätskriterien.

Das reflexive, Bewusstsein schaffende Element kann gar nicht überschätzt werden. Wann geht es im sonst üblichen Schulalltag schon einmal um die Sache selbst? Wenn die Schüler eine Arbeit beendet haben, an deren Ende eine Beurteilung steht (Korrektur, verbale Stellungnahme etc.), werden sie in der Regel Vergleiche untereinander anstellen, werden sich ärgern, eifersüchtig sein, sich vielleicht sogar für jemand anderen freuen – doch um die eigentliche Frage: „Was habe ich durch dies alles gelernt? Wo stehe ich jetzt?“ geht es dabei längst nicht mehr. Der Portfolioansatz stellt genau diese Frage ins Zentrum.

... gegen die Selbstentfremdung

Die wichtigste (sehr oft unbewusste) Frage des Schülers ist: Geht es wirklich um mich? Früher oder später gewinnen die Schüler nämlich immer stärker den Eindruck, dass es nicht so ist – und erleben im wahrsten Sinne die Schulpflicht. Von einer ganz anfänglichen Freude am Lernen als solchem – egal in welcher Form – kommen die Schüler schnell in eine Phase, wo sie unbewusst den Impuls entwickeln, ihren Lernprozess selbst (mit) zu bestimmen.

Sie erleben dann, dass dies nicht möglich ist, sondern dass der Lehrer den Verlauf des Tages, des Schuljahres, den Inhalt der Hausarbeiten usw. bestimmt. Das ursprünglich aus reiner Freude motivierte Lernen wird zu einem Lernen für den Lehrer. Auch dieses kann zunächst aus Liebe für den Lehrer vor allem freudig sein. Doch das innere Erlebnis, einem weitgehend fremdbestimmten Prozess zu folgen, wird schrittweise stärker, bis es sich irgendwann in einer allgemeinen Schulmüdigkeit Bahn bricht...

Damit wird ein schleichender (Selbst-)Entfremdungsvorgang schlagartig manifest. Das Motiv, sich lernend mit der Welt zu verbinden, liegt nicht mehr im eigenen Subjekt – der anfänglich ganz aus dem eigenen Inneren kommende Impuls wird fremdbestimmt. Was in der Schule passiert, und damit auch die Welt (über die ich in der Schule etwas lerne, lernen soll!), ist immer weniger meine Sache, nicht ich bin gemeint, sondern ich bin Objekt, von dem etwas erwartet wird...[3]

Der Frontalunterricht (und jeder andere), bei dem die Schüler stets vorgegebene Lernziele erreichen müssen und weder den Weg dorthin bestimmen, noch überhaupt weitergehende Zusammenhänge innerhalb des Lehrplans erkennen (dürfen), führt irgendwann zur mehr oder weniger weitgehenden Lernmüdigkeit, vielleicht gar Verweigerung, vielleicht nur Passivität oder gar nur zur Selbstentfremdung des „braven“ Schülers (oft die Lieblingsschüler der Lehrer!). Dies alles ist jedoch nur Ausdruck der Tatsache, dass selbstverständlich schon im Schüler die sich selbst bestimmen wollende Individualität heranreift und nach herausfordernden Freiräumen verlangt.

Sinn und Bedeutung von Themen kann der junge Mensch ihnen nur selbst (real) zusprechen – er tut dies entsprechend seiner individuellen Lebensfragen! Diesen freien Raum zu geben, ist die Kunst des Lehrers. Wie die in den Schülern angeregten Frage- und Lernprozesse verlaufen und was sie hervorbringen, kann nicht vorhergesehen werden. Das Portfolio aber ist das geeignete Mittel, diese Prozesse zu verfolgen und sinnvoll zu begleiten.

Durch den entstehenden Freiheits-Raum und die motivierende Wirkung des selbstständigen Arbeitens entwickelt sich geradezu ein „Sog nach oben“: Jeder Schüler möchte sein Bestes zeigen und hat am Ende etwas in der Hand, auf das er mit Recht stolz sein kann. Sogar die Lernergebnisse der Mitschüler regen und spornen an – statt wie früher Strebertum zu vermuten, kann nun jedes Werk als das ureigenste des jeweiligen Schülers gesehen und anerkannt werden.[4] Es gelingt eine nie zuvor wirklich erreichte „Quadratur des Kreises“: Der Portfolioansatz vermag die besten Bemühungen und Leistungen jedes Einzelnen hervorzulocken und gleichzeitig das soziale Klima in der Klasse zu fördern.

Die neue Rolle des Lehrers

Eine solche Lernkultur erwartet vom Lehrer eine Haltung, in der er sein Handeln in den Initiativen des Lernenden begründet. Die entscheidende Fähigkeit wäre es dann, Resonanz geben zu können: über authentische Anfragen und Stellungnahmen, eigene Erfahrungen und zusätzliche Informationen die Lernvorhaben der Schüler anregen und bereichern. Und den Lernrahmen so gestalten, dass die Schüler ihre Vorhaben gemäß ihren Möglichkeiten umsetzen können.

Die „neue“ Haltung des Lehrers kann und muss geübt werden. Sie drückt sich unter anderem in Kompetenzen der Wahrnehmung, Beurteilung und Rückmeldung aus. Hilfreich sind zum Beispiel „Werkbetrachtungen“ – eine Entsprechung zu den „Schülerbetrachtungen“! Eine Gruppe von Kollegen nimmt eine Schülerarbeit zunächst still zur Kenntnis. Dann beantwortet jeder folgende Fragen: Was beeindruckt mich an dieser Arbeit am meisten? Welche Fragen über die Arbeit und den Schüler steigen in mir auf? Ist die Arbeit für den Schüler von Bedeutung – welche Hinweise dafür fin­de ich? Was sagt mir die Arbeit über die Interessen und die Stärken des Schülers?

Fragen dieser Art fördern die Fähigkeit zum urteilsfreien Beobach­ten und Beschreiben. Abschließend diskutieren die Lehrer, welche nächsten Schritte für den Schüler anstehen könnten, welche Rückmeldung man ihm geben kann und in welcher Form das geschehen soll (auch hieraus lassen sich Kommentar-Übungen machen).

Wo der Lehrer sonst immer letztlich der Richter über die Schülerleistungen war (und sei es in noch so wohlmeinenden Verbal-Beurteilungen), wird er im Portfoliokonzept zum Partner des Schülers. Er nimmt die genuine Rolle des Lehrers wieder wahrhaft ein: die des Beraters und geistigen Geburtshelfers an der Seite des Schülers. Dies erfordert jedoch letztlich, dass er mit den Schülern ebenso gemeinsam Lernziele und Qualitätskriterien erarbeitet, mit deren Hilfe sich die Schüler auf ihre eigenen Wege machen können... 

Zur Umsetzung

So zukunftsweisend der Portfolioansatz ist, so gut muss er geplant sein, damit er anfangs nicht Lehrer und Schüler gleichermaßen überfordert und zu einem „Strohfeuer“ wird. Im Folgenden werden daher stichpunktartig Bedingungen für eine erfolgreiche Umsetzung aufgeführt:

  • Der mit dem „offenen Unterricht“ verbundene „Kontrollverlust“ des Lehrers muss gewollt sein.
  • Geeignete Lernorte und Lernmittel in und ggf. auch außerhalb der Schule (z.B. Mediothek, Handapparat, Internetzugang, Lesesofa und andere „ruhige Ecken“, Platz für Poster und Skizzen etc.).
  • Schrittweise Entwicklung differenzierter Lehrpläne mit definierten Methodenkompetenzen.
  • Sinn und Ziel des Portfoliokonzeptes müssen gemeinsam besprochen und verstanden werden. Die Schüler brauchen zum Beispiel eine Vorstellung von den Kompetenzen, um die es geht.
  • Hilfreich für einen ersten Eindruck sind existierende Portfolio-Arbeiten aus anderen Klassen bzw. Schulen.
  • Die Schüler brauchen das Gefühl, Fehler machen zu dürfen – ein tiefes Vertrauen in den Lehrer und die Mitschüler.
  • Der Lehrer muss sich in der urteilsfreien Akzeptanz der einzigartigen Stärken und Schwächen jedes Schülers üben.
  • Lernziele, Qualitätskriterien, Beurteilungskriterien usw. müssen gemeinsam erarbeitet und ihre Funktion, ihr Gebrauch in der Reflektion und z.B. die hilfreiche Form eines Feedbacks müssen gemeinsam erübt werden.
  • Zeiten der gemeinsamen Besprechung und Wahrnehmung (Portfoliogespräche durch Mitschüler, Lehrer, Eltern).
  • Gerade am Anfang in jeder Hinsicht viel Hilfestellung, Beratung und systematische (positive) Rückmeldung.
  • Teambetreuung durch zwei Lehrer erleichtert die Portfolioarbeit vor allem in großen Klassen. Sehr förderlich sind auch fächerübergreifende Lehrer-Stundenpools und Präsenzzeitmodelle.
  • Ausführliche Würdigung des Entstandenen am Ende (bis hin zu Ideen wie „Lange Nacht der Präsentationen“).

Viele Lehrer befürchten, dass mit einer Individualisierung des Unterrichts wichtige Lernziele nicht erreicht werden. Doch gerade für dieses Erreichen ist die Portfolioarbeit und die von ihr ausgehende Motivation die beste Garantie. Der prozesshafte Charakter beinhaltet oft die (freiwillige!) Überarbeitung von Ergebnissen, die Qualität der Arbeiten steigt enorm. Jeder Schüler möchte etwas hervorbringen, auf das er nachher stolz ist. Er hat daher größtes Interesse am Erreichen der von ihm selbst erkannten Qualitätskriterien. Solche können für ein beliebiges Thema sein: Wesentliche Fakten herausfinden, Muster und Grundprinzipien entdecken, sich ein entsprechendes „Fachvoka­bular“ aneignen, sich der persönlichen Bedeutung des Themas bewusst werden, Wege zur Anwendung des neuen Wissen finden...

Beurteilung wird nicht „abgeschafft“, ist sie doch die Grundlage jedes Lernens. Aber sie wird schrittweise immer mehr in die Verantwortung des einzelnen Schülers und seiner Mitschüler gegeben. Nur das selbst Erkannte wird ja wirklich Eigenes. Es gibt kaum eine andere Unterrichtsaktivität, die so gewinnbringend ist wie eine intensive „peer conference“ in einer Dreiergruppe, wo jeder die Arbeit des anderen wahrnimmt und konstruktives Feedback gibt. Lernen die Schüler so ihre eigenen Lernprozesse zu reflektieren und zu beurteilen, wird ihre Selbsteinschätzung nur in den seltensten Fällen denen des Lehrers widersprechen – und auch dies kann dann in einem Gespräch geklärt werden.

Zusammenfassung: Was können Portfolios

Die wesentliche Idee des Portfolioansatzes dürfte durch die bisherigen Schilderungen deutlich geworden sein. Um ein umfassendes Bild des Ansatzes zu geben, seien alle wichtigen Aspekte hier noch einmal aufgelistet:

  • Förderung selbstbestimmten und wechselseitigen, jeweils persönlich bedeutsamen Lernens.
  • Ermutigung und Ansporn, „Sog nach oben“ – statt „Lernen für den Lehrer“ und leistungsbezogenes Versagensrisiko.
  • Erlebnis des „eigenen Projekts“ motiviert zur ständigen Verbesserung, die Qualität der Produkte steigt sprunghaft.
  • Grundlage für nachhaltige Lernerfolge und Kompetenzentwicklung.
  • Sichtbarmachung, Betonung und tiefes Verständnis der Lernprozesse > Motivation, Eigenverantwortung.
  • Stärkung des Selbstbewusstseins und des Gefühls „Ich kann es schaffen“.
  • Erkenntnis der eigenen Stärken und Schwächen.
  • Einblick in die Lernprozesse > Grundlage für jede Weiterentwicklung, auch die des Lehrers und seines Unterrichts.
  • Orientierung an Kompetenzen statt Defiziten, an persönlichem Lernzuwachs statt kollektiven Standards.
  • Katalysator einer fruchtbaren, vertrauensvollen Gesprächskultur zwischen Lehrern und Schülern.
  • Grundlage für sachliche Kommunikation über Leistungen statt Rechtfertigungsdruck angesichts von Endprodukten und einseitiger Beurteilung durch den Lehrer.
  • Transparenz des Lernprozesses für alle (Schüler, Eltern, Lehrer, Beamte, Ausbildungsstellen, Öffentlichkeit...).
  • Gemeinsame Beurteilung anhand gemeinsam erarbeiteter Lernziele, Qualitäts- und Bewertungskriterien.
  • Möglichkeit einer anderen Prüfungskultur (Rechenschaft über Lernprozesse, Ergebnisse und Kompetenzen).
  • Instrument auch zur eigenständigen Entwicklung der Lehrer-Kompetenz, des Schulprofils usw.

Die Idee des Portfolio ist sehr vielfältig. Neben einfachen Projektportfolios lässt sich an Jahresportfolios oder sogar Schulzeitportfolios denken. Eine konsequente Weiterentwicklung im Sinne der „Erziehung zur Freiheit“ ist das sogenannte Talentportfolio, da es noch stärker die individuellen Entwicklungswege und Fähigkeiten des einzelnen Schülers in den Mittelpunkt stellt. Es ist eine systematisch geführte Mappe zum Sammeln, Darstellen und Reflektieren von Dokumenten, die etwas aussagen über die eigenen Stärken, bis hin zu bevorzugten Unterrichts­-, Denk‑, Lern‑ und Ausdrucksstilen. Gerade das Reflektieren über sich und das eigene Lernen legt die Grundlage für eine bewusste Weiterarbeit an den eigenen Stärken oder Schwächen.

Die Schule selbst lässt sich dann in Richtungen weiterdenken, wo sie noch individueller fördern kann, etwa durch die Kombination von Basislehrplänen und erweiternden „Enrichment‑Aktivitäten“,

- die zu vertieftem Lernen einladen (Exkursionen, Berufserkundungen, Lesungen, Hobbypräsentationen, Interessentage usw.).
- die wichtige Fertigkeiten vermitteln (Methoden zur Recherche, Präsentation usw.),
- wo Schüler ihre individuellen Fragestellungen erforschen. 

Es gibt mittlerweile auch in Mitteleuropa eine größere Zahl von Schulen, die mit dem Portfolioansatz Erfahrungen gemacht hat. Einige Berichte sind im „Handbuch Portfolioarbeit“ enthalten. Immer spiegeln diese Berichte die Motivation der Schüler wieder, ihre Begeisterung an den eigenen Lernprozessen – und die Freude, wenn am Ende das Portfolio mitsamt ihren Reflexionen Gestalt gewinnt und schließlich die Arbeiten jedes einzelnen Schülers umfassend gewürdigt werden. Wirkliche Freude am Lernen, Erziehung zur Freiheit – die Gestalt der Waldorfschule im 21. Jahrhundert!

Fußnoten


[1] Mit der „Direkten Leistungsvorlage“ des österreichischen Pädagogen Vierlinger hatte das Portfoliokonzept allerdings schon 1973 einen direkten Vorläufer in Mitteleuropa. Die Behörden lehnten seinen Schulversuch damals kategorisch ab.

 

[2] Ilse Brunner, Thomas Häcker, Felix Winter (Hg.): Das Handbuch Portfolioarbeit. Konzepte, Anregungen, Erfahrungen aus Schule und Lehrerbildung. Kallmeyer 2006.

 

[3] Das oft belächelte „Learning to the test“ ist nur die letzte Stufe dieses durchgehend zu beobachtenden Entfremdungsprozesses!

 

[4] Der Vorwurf des Strebertums ist nämlich sowohl das Bemühen der „fauleren“ Schüler, die „Messlatte niedrig“ zu halten, als auch die Verachtung für jenen, der dem Lehrer zu viel Eifer entgegenbringt. Ursache ist in beiden Fällen die Tatsache, dass der Schulalltag als fremdbestimmt erlebt wird. Eine weitere wichtige Rolle spielt die Eifersucht auf den „Besseren“, wenn alle das Gleiche in gleicher Weise machen müssen, anstatt ihren individuellen Fragen und Stärken nachgehen zu dürfen