05.05.2009

Gronbach als Heiler: Werde blind für meine Tat!

In seinem Blog-Beitrag vom 5.5.2009 verkündet Sebastian Gronbach die „spirituelle Praxis“ des „Heiler-Kriegers“: Er atmet die Wunden seiner Mitmenschen ein und strömt Heilung aus... Mit diesem „wunderbaren“ Bild lenkt Gronbach perfekt von seinem eigentlichen Tun ab. Immer mehr New-Age-Esoterik, Zerstörung der Anthroposophie... Dieser Heiler-Illusion ist die Erkenntnis entgegenzusetzen: Es geht nicht um Seelisches, es geht um einen Geisteskampf.


Inhalt
Aus dem Originaltext (Sebastian Gronbach)
Hochsuggestive Bilder und Rhetorik
Geisteskampf 


Aus dem Originaltext (Sebastian Gronbach)

In seinem Blog-Beitrag vom 5. Mai schreibt Sebastian Gronbach unter dem Titel „Heiler-Krieger“ unter anderem:

Was tust Du, wenn Du auf dem inneren Schlachtfeld stehst und die heisse Luft des Kampfes, der Verletzten, der vernichtenden Niederlagen und glorreichen Siege einatmest? Was tust Du, wenn diese heisse Luft des Schmerzes und der Wunden, Dir den Atem nimmt und die Lunge zu zerreissen droht? Was tust Du, wenn Du das Leid heilen willst, aber selber ein Krieger bist? Werde ein Heiler-Krieger.
Was tut der Heiler-Krieger? Er atmet Leid ein. Dann atmet er Heilung aus. [...]
Der Heiler-Krieger öffnet sich allen leidvollen Aspekten des Lebens, jeder Kritik, jedem Angriff und jedem Leid. Ob es anderen geschieht oder ihm selber. Für sich und stellvertretend für jedes leidende Wesen, nimmt er die Pfeile entgegen und sendet Mitgefühl aus.
Er blickt auf die Wunden im Weltinnenraum seiner Mitmenschen und seiner selbst und atmet den seelischen Eitergeruch ein. Zieht ihn tief, tief in sich ein und atmet so viel Wohlgefühl und Heilung aus, wie nur irgend möglich. [...]
Als Ken Wilber auf der Integralen Tagung gefragt wurde, was seine derzeitige spirituelle Praxis sei und welches überhaupt die „perfect practice“ wäre, antwortete er: „Ich atme den Schmerz und das Leid ein und atme Liebe und Mitgefühl aus.“
„Annehmen“ und „Aussenden“ sind die beiden Grundbegriffe dieser Tonglen-Methode, die Wilber hier meint. Sie ist als Idee und Praxis ein heiliges Gut vieler spiritueller Traditionen - so auch der Anthroposophie. [...]
Wenn Du es praktizierst, wirst Du feststellen, dass den „Schmerz fühlen“ und unter dem „Schmerz leiden“ etwas radikal unterschiedliches ist. Du verstehst dann mit Deinem ganzen Sein den Satz: Was den Schmerz fühlt ist frei von Schmerz. [...]
Mögen wir uns im Bereich des Getrenntseins immer mehr in unseren Herzen berühren.
Mögen wir die Gnade erfahren, das was jenseits von Trennung ist, mehr und mehr zu (er)leben.

Hochsuggestive Bilder und Rhetorik

Wenn er diese spirituelle Praxis nicht gerade am Wochenende von Ken Wilber aufgegriffen hätte, könnte man versucht sein, diesen Text einfach als Reaktion auf meine Beiträge zu deuten, ebenso wie seine Worte vom 27.4., wo er in „Balance ist explosiv“ schrieb:

Es gibt im Grunde nur zwei Arten sich zu engagieren. Die eine ist weit verbreitet und gruselig: Diese Art resultiert aus der Unfähigkeit, sich selbst anzunehmen. Sie ist voller Ressentiments nichts anderes als Negativität und tiefste Unausgeglichenheit. Im Kern funktioniert diese dunkle Methode so: Man kritisiert diejenigen, die an der Front stehen – man sitzt auf dem Hintern der Gewohnheiten (das Einzige was einen noch im Gleichgewicht hält) und motzt sich durch die Welt, sucht nach den Fehlern der Aktiven und gefällt sich in der Selbstbefriedigung der Besserwisserei – ohne jemals selbst an der Front der Erneuerung zu stehen.


Indem Gronbach sich die Praxis des „Heiler-Kriegers“ scheinbar zueigen macht, stellt er sich wiederum als einen der höchsten Erleuchteten dar – einen jener einsamen Helden, einen, der die Pfeile entgegennimmt und Mitgefühl aussendet...

Untersuchen wir dieses hochsuggestive Bild und finden wir heraus, was dazu zu sagen ist.

Gronbach ist gemäß seinen Worten in diesem Blog-Beitrag gleichsam eins mit der All-Liebe, diesmal also nicht jenseits von ihr, sondern er hat sich auf ihr Niveau herabgelassen! Dies ist das eine, was man sich angesichts seiner Erlöser-Rhetorik bewusst machen muss: Dass er in seinem früheren Beitrag „Jenseits der All-Liebe“ diesen großartigen Begriff auf das Niveau seiner Wilber-Erleuchtung herabgezogen, ja noch unter dieses Niveau hinuntergestoßen hat. In seinem jetzigen Beitrag, dürfen „Liebe und Mitleid“ wieder erstrahlen, weil er sich gnädig mit ihnen vereint hat – er ist der Heiler...

Die schlimmste Irreführung und Verdunkelung liegt darin, dass er mit diesem Begriff voll und ganz von dem ablenkt, was er eigentlich tut. Mag er noch so sehr Gedanken und Vorstellungen oder vielleicht auch Gefühle von Mitleid für seine Mitmenschen oder auch die ganze Welt „aussenden“ – was er eigentlich tagtäglich tut und betreibt, ist die Vernichtung der Anthroposophie (siehe andere Beiträge dazu), ist die Verdunkelung der tiefen Spiritualität der wahren Geisteswissenschaft. Wenn man diese Welt des Geistes ernst nimmt, kann man wissen, dass Gronbachs „Mitleid“ niemals das aufwiegen können wird, was er jetzt an Irrtümern und Lügen in die Welt trägt, denn in der geistigen Welt sind diese Irrtümer und Lügen Realitäten, die tatsächlich reale Vernichtung bringen.

Gronbach, der nach außen hin den erleuchteten Heiler oder auch den heilenden Erleuchteten darstellt, ist in Wirklichkeit ein Krieger gegen die Wahrheit – gegen die Wahrheit der Anthroposophie.

Die Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der zum realen Geist führt, nicht zum Einheits-GEIST, sondern in eine vielfältige Geisteswelt; ein Erkenntnisweg der einen zu jenem Wesen führt, das all dies umfasst und darum der Logos genannt wurde, das Wort; ein Wesen, das real das Wesen der Liebe ist – und von Gronbach missbraucht, geleugnet und verhöhnt wird. Gronbach spricht von einer Instant-Erleuchtung jenseits der All-Liebe, von einem „ungeduldigen Universum“ („Entertain Me!“) – und sein Ziel ist die Vernichtung der Anthroposophie bis auf rudimentäre Reste, die dann in anderen spirituellen Strömungen aufgehen werden.

Geisteskampf

Das ist der reale Grund dafür, warum man Gronbach nicht mit derselben Heiler-Gestik entgegentreten kann, warum man auf das Wesen seines Tuns aufmerksam machen muss und auch diesem neuen Bild des „Heilers“ entgegentreten muss, denn es verdeckt die volle Wirklichkeit. Es geht um einen Geisteskampf – und dieser Kampf muss wirklich gekämpft werden.

Wer sich nicht von Bildern das Urteil trüben lassen will, muss sich genau bewusst sein, was in Wirklichkeit geschieht, und auch, wo Mitleid und Heilung wirklich am Platze sind.

Von der physischen Ebene sprechen wir hier nicht. Kampf oder Heilung finden auf einer höheren Ebene statt. Wie steht es um die seelische Ebene? Gronbach spricht von „seelischem Eitergeruch“. Dies ist ein harter Begriff. Zuvor spricht er von Kritik, Angriff und Pfeilen. Was entsteht, ist das suggestive Bild von böswilligen Gegnern, die ihn, Gronbach, nur angreifen, weil sie eigene seelische Wunden haben, selbst unzufrieden sind oder ähnliches. Das ist die erste Entstellung. Er selbst macht sich nun unantastbar, denn er strahlt reines Mitleid, reine Heilung aus. Das ist die zweite Entstellung. Er macht sich blind für die Ursache der Angriffe – er will der Wahrheit nicht ins Auge blicken, die da ist: Er selbst ist die Ursache.

Ich habe schon früher geschrieben, dass seine „Erleuchtung“ die perfekte Selbstimmunisierung ist, um sich niemals mehr wirklich hinterfragen zu müssen (bzw. zu können). Und so projiziert Gronbach nach guter alter, schon immer dagewesener „menschlicher“ Art und Weise das Unangenehme nach außen: Die Angriffe kommen von außen, also werden sie äußere Ursachen haben... Und in der Rhetorik der Erleuchtung könnte er sagen: Die Menschen vertragen das Licht nicht, mein Licht ist ihnen zu hell... Wir aber können wissen, dass sein „Licht“ von dem flimmernden Bildschirm einer Wilber-Webseite „entzündet“ wurde – und dass es nun machtvoll versucht, das wahre Geisteslicht der Anthroposophie zu verdunkeln und auszulöschen.

Es handelt sich also wahrhaftig um einen Geisteskampf. Wir sind nicht auf der seelischen Ebene, wo Mitleid und Liebe angebracht und notwendig sind. Ja, seelische Leiden brauchen Mitleid, Liebe und Heilung. Im Seelischen darf der Mensch immer Verständnis und Liebe erwarten, das wäre zumindest das große Ideal. Er muss aber letztlich auch bereit sein, seine Fehler zu erkennen. Die Seele muss sich dem Geist öffnen lernen – und dort findet sie immer ihre wahre Heilung. Der Mitmensch, der Mitleid und Liebe ausstrahlt, ist ein Bote des Geistes, der die leidende Seele zu dem wahren Heiler führt. Gronbach dagegen spricht von Liebe und Mitleid, ist aber ein Bote des Anti-Geistes, ein Kämpfer gegen den Geist, ein Gesandter des Wilber-Ungeistes, des ungeduldigen Universums. Das Wesen der Liebe ist ihm ein Mythos...

So wenig, wie Gronbach Mitleid braucht – denn er ist ja über alles Leid hinaus („Was den Schmerz fühlt ist frei von Schmerz“) –, so wenig entspringt der Angriff auf ihn seelischem Leid, persönlicher Antipathie oder sonstiger Subjektivität. Es geht ganz allein um einen Geisteskampf. Man empfindet geistigen Schmerz angesichts dessen, was Gronbach tut, man empfindet einen heiligen unpersönlichen Zorn – der nur insofern persönlich ist, als man sich auch mit seiner ganzen Person für die wahre Anthroposophie einsetzt und dem dunklen Gegenbild der Wilber-Erleuchtung entgegenstellt.

Gronbachs Bild vom Heiler lenkt perfide ab von seiner wesentlichen und wirklichen Tat. Egal, welches Bild auch immer er noch bringen wird, er hat das, was er tut, bereits zur Genüge bewiesen. Von einem schönen Bild darf man sich nicht täuschen lassen. Auch den suggestiven Vorwurf Gronbachs, man würde in den Angriffen auf ihn nur seelisches Leid oder gar Negativität und Unausgeglichenheit ausleben (siehe oben – in Wirklichkeit wird dort er negativ und unausgeglichen!), muss man schlicht unbeirrt an sich abprallen lassen. Da es hier um einen Geisteskampf geht, muss man all diese Täuschungsmanöver, die billigen und die subtilen Suggestionen erwarten – und einfach nur unerschütterlich in seinem Hinweis bleiben:

Wilber und die Anthroposophie sind nicht vereinbar. Wilbers Lehre ist eine Lüge, man findet in ihr keinen Geist, man findet ein „forderndes Universum“. Gronbach will beides verschmelzen – und dafür muss er die Anthroposophie zur Lüge machen.