12.01.2011

Einleitung

Die folgende Wiedergabe einer langen Diskussion auf dem Eggert-Blog, ausgelöst durch meinen Kommentar zu „Endstation Dornach“, soll wie alle anderen Aufsätze der Erkenntnis dienen. In diesen vier Tagen wurden viele Fragen behandelt, von Vorwürfen gegen meine Person bis hin zur Frage nach dem Wesen der Anthroposophie und nach „verschiedenen Zugängen zur Quelle“.

Welche Wege die Erkenntnis und das Urteilen der Leser gehen werden – ob meine Gedankengänge einiges klarer machen, oder ob man eher den Kommentaren der anderen folgen wird –, kann ich nicht bestimmen. Allein deshalb ist es schon unsinnig, mir z.B. irgendeine „Deutungshoheit“ vorzuwerfen. Meine Hoffnung ist einzig, dass das, was ich schreibe, einer Erkenntnis dient, die den einzelnen Menschen der Wahrheit und dem Wesen des Geistes, aber auch der Geisteswissenschaft näherbringt.

Die Diskussion war auch ein Geschehen der Annäherung, in dem Menschen Vorstellungen und Vorwürfe gegenüber meiner Person abgelegt und gewandelt haben, wofür ich ihnen ausdrücklich danken möchte.

Der letzte Teil der Diskussion, in dem es dann direkt um die Frage der Anthroposophie, der „verschiedenen Wege zur Quelle“ usw. ging, führte mit ein, zwei Menschen wieder auseinander. Um Michael Eggerts schönes Wort aufzugreifen: Ich bedaure das. Eine wirkliche Klärung der eigentlichen Frage gelang nicht, stattdessen tauchten alte Vorwürfe wieder auf.

Mein Fazit am Schluss ist von der Enttäuschung geprägt, dass ein echter, bis zum Ende verstehen-wollender Austausch in Bezug auf diese mir so wichtige Frage nicht wirklich gelang. Es nimmt jedoch von meiner menschlichen Achtung vor allen sieben Menschen, mit denen dieses Gespräch zustande kam, und meiner Freude über viele schöne Augenblicke in diesem Austausch nicht das Geringste fort...! Ich sehe auch, dass die meisten sich an dieser Frage gar nicht mehr beteiligten und dass im Eggert-Blog andere Fragen und Motive vorherrschen als hier auf meiner Seite. Vielleicht zeigt das abschließende Scheitern in dieser Frage wirklich die realen Unterschiede. Dann mögen sie also erst einmal so stehenbleiben, während das Leben weitergeht und seine Antworten gibt...

Wie es zur Diskussion kam...

Wie schon vor einem Jahr wurde ich von Ingrid direkt angesprochen:

Rainer
Habe soeben entdeckt, dass H.Niederhausen einen längeren Mecker-Artikel über die Egoisten- Kommentare zu "Endstation Dornach" verfasst hat. Typisch: Mal wieder ein "moralisch-strenger Monolog", er traut sich möglicherweise nicht so recht, an den Dialog mit den Egoisten anzuknüpfen.
08.01.11 08:11

Ingrid
Lieber Holger, Sie wissen, daß ich Ihnen immer wieder in vielem recht gebe. Hier nicht. Sie schreiben:
"Eggerts Fehlschluss ist der Folgende. Aus dem Grundsatz „Fange bei dir an, wenn es um das moralische Handeln geht“ macht er: „Du darfst das Unmoralische im Handeln anderer nicht erkennen“. Und er sieht dies nicht nur als falsch an, sondern behauptet – direkt oder indirekt – geradezu, dass man auf diese Weise zu Illusionen kommt."
Ich wenigstens begreife Michael hier ganz anders. Für mich sagt er (allerdings erst dort, wo die Anführungszeichen beginnen, ist es wörtliches Zitat):
Selbstverständlich darfst Du im Handeln anderer alles erkennen, was es für Dich zu erkennen gibt. Aber wenn Du in dem, was Du schließlich äußerst, immer wieder ausschließlich die Fehler und Schwächen dieser anderen aufs Korn nimmst, wirst Du nicht nur nicht weiterkommen, sondern schließlich auch der Illusion erliegen, Fehler und Schwächen hätten nur die anderen. "Man kann überhaupt nichts von Anderen verlangen. Man fängt einfach an. … Das Anfangen ist die Stärke des Ich."

Der Satz, den ich hier ausgelassen habe, spricht freilich vom Verzichten auf das Urteilen: "Auf das Urteilen möglichst zu verzichten, ist aber keine schwache Position, ganz im Gegenteil." [...] Ich verstehe in diesem Satz Michaels den Begriff "Urteil" als die endgültige Verfestigung einer "Erkenntnis", als etwas endgültig Fixiertes, das sich niemals wieder verändern kann… und ein solches "Urteilen" finde nicht nur ich wenig hilfreich, sondern es scheint mir auch der Haltung zu widersprechen, die Rudolf Steiner dem "Geistesschüler" in GA 245 ans Herz legt:
[Der Geistesschüler] "muß bereit sein, jeden Augenblick eine völlig neue Erfahrung entgegenzunehmen. Was er bisher als gesetzmäßig erkannt hat, was ihm als möglich erschienen ist, darf keine Fessel sein für die Aufnahme einer neuen Wahrheit. Es ist zwar radikal ausgesprochen, aber durchaus richtig, daß wenn jemand zu dem esoterischen Schüler kommt und ihm sagt: «Du, der Kirchturm der X-Kirche steht seit dieser Nacht völlig schief», so soll der Esoteriker sich eine Hintertür offen lassen für den möglichen Glauben, daß seine bisherige Kenntnis der Naturgesetze doch noch eine Erweiterung erfahren könne durch eine solche scheinbar unerhörte Tatsache."

Wenn es um die "Dämonen anderer" geht, denke ich im übrigen auch noch an das, was Rudolf Steiner in den Vorträgen, die unter dem Titel "Das fünfte Evangelium" in GA 148 zusammengefaßt sind, über die Begegnung Jesu mit den Essäern sagt, die sich so zu schützen wissen, "daß Ahriman und Luzifer vor ihren Toren fliehen müssen. Aber sie schicken dadurch Ahriman und Luzifer weg von sich zu den anderen Menschen hin. Die Essäer werden glücklich in ihren Seelen auf Kosten der anderen Menschen; sie werden glücklich, weil sie sich selber vor Luzifer und Ahriman retten!" [...]
08.01.11 12:37

Meine Antwort

Liebe Ingrid, da Du mich direkt ansprichst, antworte ich Dir auch – und ebenso auf die anderen Beiträge.

Dass Rainer Herzog mir und meinen Aufsätzen nur voller Spott und Geringschätzung gegenübersteht, wird aus seinen Beiträgen ja unmittelbar deutlich (für ihn ist nur erwähnenswert, dass endlich auch auf meiner Seite die erste und einzige Sexszene erwähnt wird, übrigens auch dies ein Zitat aus „Endstation Dornach“).

Auch sein Kommentar steckt doch voller Urteile („Typisch: Mal wieder... usw.). Warum ich an den „Dialog mit den Egoisten“ eigentlich nicht mehr anknüpfen will, habe ich in meinen Aufsätzen vom Januar 2010 deutlich gemacht: Für mich ist dies kein Dialog. Mit Menschen wie Dir, Horst und Manroe könnte ich mich ganz sicher sehr lange sehr gut unterhalten, selbst wenn wir in mehreren Dingen unterschiedliche Standpunkte haben sollten.

Dass Rainer Herzog nicht nur voller Urteile ist, sondern dass diese Vor-Urteile auch zu Fehlurteilen führen, zeigt seine Bemerkung von einem „längeren Mecker-Artikel über die Egoisten-Kommentare“. In meinem Aufsatz „Verurteilung anderer?“ erwähne ich eben nur die beiden absolut positiven Kommentare von Horst und Manroe – für Rainer wird es ein „Mecker-Artikel“...

Dass ich Michael Eggerts Kommentar aufgegriffen habe, kann doch niemanden verwundern. Wenn er dem Buchprojekt „alles Gute“ wünscht und der undifferenzierte Spott dieser vier Herren für ihn nichts Problematisches beinhaltet, kann ich mich nur dagegen stellen. Ich habe selbst betont, dass der Humor gegen erstarrte äußere Formen durchaus auch als geistreich empfunden werden kann – aber die Vier sehen die Grenzen nicht und überschreiten sie, und damit überschreiten sie auch für mich absolute Grenzen, wo ganz deutlich wird: Das sind keine Anthroposophen, können es nicht sein, man spürt und erkennt es unmittelbar. Nichts anderes sage ich. Für wen das „Meckern“ ist, nun, mit dem ist dann eben auch kein Dialog möglich.

Hier in den Blogs ist alles (scheinbar) so einfach: Man schreibt seine kurzen Statements und alles wirkt wie ein Dialog. Dabei ist es wenig mehr als „Rührei“. Das mag hart klingen, aber es antwortet doch wirklich jeder nur auf das, was er will, man selektiert, muss aber trotzdem alles kurz überfliegen usw. – Und man muss sich doch auch klar darüber sein, dass auch Menschen wie Horst und Manroe den Standpunkten von Rainer sehr, sehr fern stehen und mit ihnen nichts anfangen können oder wollen. Ich weiß nicht, inwiefern sie in dieser Aneinanderreihung von Statements wirklich einen Dialog sehen oder nicht. Ich sehe darin jedenfalls keinen wirklichen Dialog, und so hat es für mich auch keinen Wert. Ich gebe auf solche Statements von Rainer nichts, wirklich nichts. Sie sind für mich wertlos und weniger als wertlos. Ich sage damit nichts über den Menschen Rainer, aber seine Statements machen mich einfach nur traurig.

Es bringt in meinen Augen auch nichts, stunden-, tage- oder wochenlang über so etwas wie „Endstation Dornach“ zu diskutieren oder zu dialogisieren. Ich sehe nicht, wo sich überhaupt irgendein Standpunkt ändert, jeder behält seinen doch – und wenn alle das ihre zusammenwerfen, kommt eben dieses „Rührei“ heraus. Für den einen oder anderen ist vielleicht irgendwo ein klitzekleiner Aspekt dabei, den er noch nicht beachtet hat, aber unterm Strich kommt doch nichts weiter heraus als das Gefühl, wieder einmal einen netten Dialog gehabt zu haben. Dieses Gefühl kann ich aber nicht teilen, für mich bleibt da noch immer eine große Leere, eine Schein-Begegnung ohne echte Substanz. Nur in der direkten Begegnung könnte das anders werden. Oder in manchen längeren Blog-Beiträgen, wo es dann wirklich einmal intensiv und persönlich wird. Und auch hier sage ich nicht, dass nicht jeder kleinste Beitrag persönlich ist, aber in seiner Gesamtheit bleibt es in dieser Form für mich ein substanzloses Hin und Her.

Von Dialog und Urteilen

Also: Die vier Herren des „sechsten Evangeliums“ (!) erweisen sich für mich als unmittelbare Gegner der Anthroposophie, weil sie ihre Substanz absolut nicht erkennen und empfinden, sondern das Kind mit dem Bade ausschütten. Wenn Michael Eggert einem solchen Buch „alles Gute“ wünscht, kann ich mich ebenfalls nur dagegenstellen. Ich stelle mich damit nicht absolut gegen ihn, schon gar nicht gegen ihn als Mensch, aber ganz klar gegen das, was er da sagt. Übrigens ist er es doch, der mir Dialogunfähigkeit vorwirft, wenn er sagt, ich sähe nur Dämonen anderer, er aber wolle dialogfähig bleiben.

Unsere Standpunkte sind einfach unvereinbar, wenn er meint, ich sähe nur die Dämonen anderer, wenn ich finde, dass „Endstation Dornach“ einfach nur Anti-Anthroposophie ist. Es ist weiß Gott nicht so, dass ich nur die Fehler anderer sehe und erst recht nicht, dass ich jeden Fehler sofort zu einem Aufsatz mache. Wie die Dinge wirklich liegen, kann man von außen überhaupt nicht sehen, und hier verbitte ich mir einfach solche Vor- und Fehlurteile. Aber die entscheidende Frage ist (und genau die stelle ich immer wieder): Was ist wirklich Anthroposophie? Und wo beginnt man, in einen echten Gegensatz zu ihrer Substanz zu kommen? Ich empfinde da sehr klarer Grenzen und sehe mich wie erwähnt auch in enger Übereinstimmung mit anderen Menschen, die sich in diesem Blog bewegen. Wieder andere Menschen ziehen die Grenzen offenbar anders und haben demnach offenbar ein anderes Verständnis.

Das ist dann eben so. Man wird hier im Dialog kaum wirklich weiterkommen – ich sehe das jedenfalls nicht. Und wenn man dann sogar noch den Dialog mit Grauer & Co für möglich hält, dann kann ich mir nicht helfen. Dialogisieren kann man natürlich bis an sein Lebensende, aber mit welcher Frucht? Sollen diese Herren bei ihren Vorstellungen bleiben, mir ist meine Zeit zu kostbar, um auch noch mit ihnen über diese Vorstellungen zu reden! Mir reicht die Vorabversion des fünften Kapitels, und an meinen Gedanken sind sie ohnehin nicht interessiert.

Dialog ist nur möglich mit echten Fragen und echtem Suchen und echtem Willen, einander zu verstehen. All dies finde ich bei diesen vier Herren nicht. Ich frage mich durchaus immer wieder: Wie kann man zu solchen Gedanken kommen? Zu einem solchen Mangel an Empfindung und hoher Gesinnung? Und hier zeigt sich noch eine weitere Voraussetzung für Dialog: Eine ansatzweise gemeinsame Basis an innerer Gesinnung. Wenn man diese nicht empfindet und auch keinerlei Bereitschaft erkennen kann, dass der Andere sich auf diese gemeinsame Basis einlassen kann, dann ist ein Dialog unmöglich. Ich habe mich in meiner „Endstation Ironie“ auf ihre Basis eingelassen, habe sozusagen die innere hohe Gesinnung verlassen und mich auf den Boden der Ironie begeben – aber herausgekommen ist dabei eben „der Tragödie zweiter Teil“. Ich kann mich in diese Denkart hineinbegeben, aber für mich zeigt sich auch dann, wohin diese Denkart führt. Sie kann nicht das Lebenselement des Geistes sein.

Diese Urteile, auch in öffentlicher Form, sind notwendig, weil so unendlich viele Menschen auf der Suche nach dem Geist sind – und weil es so viele Irrwege, falsche Wegweiser und Sackgassen gibt. Ich habe keine „fixierten Urteile“. Wenn Grauer und Hau morgen anders denken würden („Kirchturm der X-Kirche“ usw.), dann würde ich das sofort für möglich halten und voller Freude begrüßen. Heute aber denken sie so, wie sie es tun, und darum empfinde ich heute das als notwendig, was ich dazu geschrieben habe.

„Man kann überhaupt nichts von anderen verlangen“. Das tue ich auch nicht. Ich verlange von den Vieren nicht, dass sie anders denken – sollen sie bis in alle Ewigkeit so weitermachen, auch das habe ich in meinem Aufsatz geschrieben. Was ich in meinen Aufsätzen versuche, ist, zu zeigen, wie die Dinge liegen – damit es für manche Menschen in ihrem eigenen Erkenntnisprozess vielleicht hilfreich sein kann. Natürlich kann auch jeder andere Mensch die Dinge sehen, wie er sie sieht. Wer mir vorwirft, ich würde glauben, ich hätte als Einziger Recht, der übersieht, dass zunächst jeder glaubt, dass seine Ansicht richtig ist. Die meisten äußern ihre Erkenntnisse nur nicht öffentlich – und so mag ein „überheblicher“ Eindruck entstehen. Aber wir befinden uns in einer Zeit des Geisteskampfes. Jeder verkündet heute seine Weisheiten, die Vier verkünden ihre spottende, ehrfurchtlose Sicht auf die Anthroposophie und verdunkeln damit alles – und dem trete ich entgegen, nichts weiter. Und wie gesagt: Ich empfinde mich da ganz in Übereinstimmung mit anderen Menschen, auch hier in diesem Blog. Dass ich mich im übrigen von einem solchen Blog fernhalte, kann man mir nicht vorwerfen.

So, nun weiß ich nicht, auf welche Fragen ich noch nicht eingegangen sein sollte.

Ich bin gespannt, wie nun (statt meine Aufsätze zu kommentieren) auf diese Gedanken eingegangen wird – und wie substanziell der daraus entstehende Dialog sein wird...

Alles Gute und einen herzlichen Gruß an alle (!) Leser dieser Zeilen,
Holger Niederhausen

Sich über „Das sechste Evangelium“ amüsieren?

Rainer
Ich finde fast jeder Artikel auf Deiner Website ist ein "Mecker-Artikel". Es geht grundsätzlich immer nur um die "wahre Anthroposophie" und das ist eben (ganz zufällig) die Anthroposophie von H.Niederhausen und M.Mosmuller. Kaum etwas anderes zählt. Die Deutungshoheit der "wahren Anthroposophie" wird mit einem rechthaberischen Groll vorgetragen, den Du selbst vielleicht lieber als "heiligen, michaelischen Zorn" bezeichnen würdest. Für mich ist so etwas Gemecker.
Ich kann so etwas nicht ansatzweise ernst nehmen, ebenso wenig die Kritik an dem Buchprojekt. Glaubst Du im Ernst, etwas so Großes wie die Anthroposophie würde irgendeinen Schaden nehmen durch eine ironische Betrachtung der Dornacher Szene? Ich bin sicher, dass sich auch Steiner darüber amüsieren würde, er würde sich heute über ganz andere Dinge seiner eifrigen Jünger ärgern. Es gab zu Steiners Lebzeiten auch durchaus viel Spott: Der Okkultist Gustav Meyrink etwa hat in einem fiktiven grotesken Essay Steiner mit seinen weiblichen Verehrern ins Jenseits versetzt - daraufhin haben sich einige seiner Anhängerinnen darüber empört, sind mit dem Text bei Steiner erschienen, der sich darüber aber nur amüsiert zeigte.
08.01.11 15:29


Von „meiner“ Anthroposophie spreche ich überhaupt nirgendwo! Und wenn ich auf Mieke Mosmuller verweise, ist das eben ganz und gar nicht zufällig. Wenn Du in ihren Büchern nicht die wirkliche Substanz der Anthroposophie entdecken kannst – ich weiß nicht, ob Du etwas gelesen hast –, dann eben nicht. Was soll ich dazu sagen? Wenn Dich die Art stört, wie ich diesen oder jenen Veröffentlichungen entgegentrete – bitte, dann ärgere Dich daran und empfinde es als „Gemecker“. Wie gesagt: Ich erwidere auf meiner Webseite eigentlich nur auf das, wo ich wirklich eine große Notwendigkeit der Erwiderung sehe. Und ich tue das immer inhaltlich. Wenn Dich die Art stört, die Du als „rechthaberischer Groll“ empfindest, würde mich einmal interessieren, was Du inhaltlich zu diesem oder jenem Artikel zu sagen hättest. Nur von „Deutungshoheit“ zu sprechen, ist mir zu einfach. Mich würde interessieren, was Du als wahr und was als unwahr empfindest, denn um diese Fragen geht es doch. Ich schreibe Erwiderungen absolut nicht, um zu „schimpfen“, sondern weil ich Dinge als tief unwahr empfinde – und weil ich aufzeigen möchte, warum sie unwahr sind. Die Schärfe vieler Aufsätze bildet nur das Gegengewicht zu der Selbstverständlichkeit, Sorglosigkeit, Überheblichkeit, Auflagenstärke usw., mit der solche Gedanken geäußert werden, denen gegenüber ich dann die Notwendigkeit einer Erwiderung empfinde. Wenn man meine Erkenntnisse nicht teilt – bitte, dann eben nicht. Dann wird man sich ganz sicher auch an dem Stil ärgern, das ist natürlich klar. Was soll ich dazu noch sagen?

Dass sich Steiner über einen grotesken Essay amüsiert, kann ich unmittelbar nachvollziehen – vielleicht hat er auch gesehen, dass die Verehrung durch weibliche Anhänger als Problem sehr gut getroffen war. Falls die Anthroposophie selbst Gegenstand des Essays war, gibt es durchaus auch eine Möglichkeit, sich zu amüsieren: über ein geistreich dargestelltes Unverständnis. Wenn aber ein Unverständnis vorliegt, braucht man sich nicht weiter damit zu befassen. Man amüsiert sich darüber – und das war es. Streng war Steiner dort, wo diejenigen, die sich selbst als Anthroposophen verstanden, die Anthroposophie nicht verstanden und sich ausdrücklich mit Gegnern einließen – etwa, um „in einen Dialog zu kommen“... Steiner wusste sehr gut, dass das zu nichts führte, sondern höchstens die Unwahrhaftigkeit gegenüber der Anthroposophie selbst steigern konnte. Die Gegner haben es an sich, dass sie die Essenz der Anthroposophie nicht verstehen; in den allermeisten Fällen wird man das auch schlicht und einfach nicht ändern können. Wenn aber nicht einmal der Wille da ist, sie (die Anthroposophie) verstehen zu wollen, dann hat ein Dialog absolut keinen Sinn. Wer die Anthroposophie aber verstehen will, ist bereits kein Gegner mehr – solange, bis er doch wieder meint, etwas verstanden zu haben, die Dinge aber in ihr Gegenteil verkehrt.

Also: Sobald Grauer & Co deutlich machen, dass sie keine Anthroposophen sind und sein wollen, kann man sich über ihre Bücher amüsieren oder was auch immer – dann besteht kein Problem mehr. Wenn sie aber irgendeinen derartigen Anspruch erheben, dann ist die Situation sehr ernst: Dann sind es Menschen, die glauben, das Wesen der Anthroposophie zu erfassen, durch ihre Denkart aber nicht das Geringste erfassen, sondern dieses Wesen gerade töten und für andere unsichtbar machen. „Ironische Betrachtungen der Dornacher Szene“ wären nicht das Problem. Das Problem entsteht da, wo man die Karikatur mit dem Eigentlichen gleichzusetzen beginnt, ohne die Grenze scharf zu ziehen. Grauers Betrachtungen über „das gewohnte christliche Moralverständnis“ sind so ein Beispiel. Die Grenzen verwischen. Es wird immer unklarer, was Grauer selbst unter Anthroposophie versteht – und ob überhaupt etwas. Immer klarer wird sein Herabsehen auf „Steiners Dilettantismus“, sein Aufschauen zu irgendetwas an dieser entscheidenden spirituellen Strömung der Moderne ist nirgendwo zu erkennen. Und so kann ich darin nur eine echte Gegnerschaft sehen.

Die Ironie in Bezug auf die toten Formen ist heilsam, um das Tote dieser Formen zu erkennen. Wenn man einen Zugang zur Anthroposophie finden will, muss man aber die Ironie und alle ähnlichen Denkweisen ganz und gar ablegen und verlassen können. Kann man das nicht, weil sie einem in vielerlei Hinsicht zur (zweiten) Natur geworden sind, wird man diesen Zugang einfach niemals finden.

Zum Schluss will ich aber auch zu den toten Formen noch etwas sagen: Man kann Jahreszeitentische, Naturprodukte und Weleda-Artikel sehr wohl zutiefst schätzen, ohne sich an etwas Totes zu klammern, „weil man das eben so macht“. Auch hier kann man eine Unterscheidung von außen kaum treffen. Es geht immer um die Frage des innersten Motivs. Es geht nicht darum, was jemand sagt, sondern wie es gesagt wird. Es geht nicht darum, was jemand tut, sondern wie und warum... Die vier Autoren machen sich über etwas lustig, was oft zur Karikatur verkommen sein mag, was aber auch vielfach zutiefst berechtigt und auch lebendig ist – sie selbst aber schreiben aus einer Sichtweise heraus, die absolut nicht berechtigt, irgendwelche Urteile zu fällen, weil sie sich auch über das Wesen der Sache noch lustig machen und voller Unverständnis blind daran vorübergehen. Ihnen ist nichts heilig – außer vielleicht wirklich ihre Frühstückscroissants...

Aus dem Herzen sprach mir dann der folgende Kommentar:

manroe
[...] Was mir wirklich und zutiefst ehrlich wirklich merkwürdig erscheint, dass man in jenem Buch der "glorreichen Vier" deren Absicht und Verhalten nicht zu erkennen vermag. Wenn man derlei Stammtischhohn und -spott in einem BUCH veröffentlicht, warum wohl? Denn intellektuell unterbelichtet sind sie doch nicht!!(??)
08.01.11 16:12

Essäertum auf Kosten anderer?

Steffen
Liebe Ingrid, "daß Ahriman und Luzifer vor ihren Toren fliehen müssen. Aber sie schicken dadurch Ahriman und Luzifer weg von sich zu den anderen Menschen hin. Die Essäer werden glücklich in ihren Seelen auf Kosten der anderen Menschen; sie werden glücklich, weil sie sich selber vor Luzifer und Ahriman retten!"
Danke, dieser Satz ist ein wichtiger Schlüssel für mich. Für Herrn Niederhausen wird er zunächst nicht viel bringen...er wird ihn zerpflücken und zurechtstutzen, solange bis er schließlich in sein Schema passt. Hier helfen also wenig Worte und Überzeugungsarbeit, sondern nur eigene Erfahrungen und Selbsterkenntnisse..und die werden kommen, auch bei ihm.
08.01.11 13:39


@ Ingrid: Und noch etwas zu den Essäern. Sollte man mich mit ihnen vergleichen wollen, so sage ich: Ich sondere mich gerade nicht von der Welt ab – aber gerade das macht man mir ja zum Vorwurf... Letztlich sind meine Aufsätze sogar ein Dialog-Angebot an Menschen wir Grauer oder Hau. Ich glaube nur nicht, dass es angenommen wird. Mag Michael Eggert auf seine Art den Dialog mit diesen Menschen suchen. Indem er ihrem Projekt „alles Gute“ wünscht, tut er das in meinen Augen nicht. Denn noch sind sie mit ihrem Projekt ganz in den Fängen von Luzifer und Ahriman. Ich sondere mich nicht still ab, sondern sage ausdrücklich, dass es so ist – und sie haben es ja sogar gehört und meinen Aufsatz auf ihre Buch-Webseite verlinkt. Mehr kann ich nicht tun. Selbsterkenntnis muss man selbst betreiben. Übrigens schreibe ich nie über Schwächen anderer Menschen – ich schreibe über das, was andere Menschen (ebenfalls öffentlich) sagen, und ich tue es nur, wenn ich meine, dass es wirklich notwendig ist.

Steffen
Lieber Herr Niederhausen, ich glaube nicht, dass man sie mit den Essäern vergleichen kann. Aus den entdeckten Schriftrollen und anderen Schriften bzw. Überlieferungen, ist zu entnehmen, dass die Essäer offene Türen hatten, regelmäßig Menschen einluden um z.B. in musikalischen, landwirtschaftlichen oder naturheil-medizinischen Angelegenheiten zu informieren, sich darzubringen. Überliefert ist auch, dass sie eine große barmherzige Kraft und großes okkultes Wissen in sich trugen. Unter anderem sogar dem Jesus, nach der Taufe am Jordan, der immensen Verbindung mit dem Christusgeist, physisch immer mal wieder auf die Beine gebracht bzw. medizinisch betreut haben u.v.m.
Ich glaube eher, dass sie eine Art Mönch sind, mit leicht fundamentalistischen Zügen und Predigermentalität (plus einem Schuss grauer Eminenz). Und ich zitiere hier jetzt gern und nochmals für sie den netten Anthroposophen - Mathias Wais - seine Mitteilungen aus jahrelanger Erfahrungen in seiner Biografieberatungs- und Arztpraxis. Betreut wurden bei ihm nicht nur ganz normale Leut bzw. Jugendliche und Erwachsene aus der Bronx, sondern auch speziell anthroposophische Menschen mit ihren Leiden und Extremen.

Also, Citare - aus dem Buch - "Ich bin was ich werden könnte":
"So stößt jemand als junger Erwachsener aufgrund eines Gespräches auf die anthroposophischen Ideale und Ideen. Fasziniert steigert er sich sogleich in die Schriften Rudolf Steiners hinein, in denen er nun findet, was er doch so lange schon gesucht hatte: ein geistiges Menschen- und Weltbild. Was nun aber zunächst real wird, das ist - in diesem Fall - ein zunehmender Fanatismus und ein Missionsbedürfnis bis hin zu Neigung, Freunde und Bekannte einer Zwangsbekehrung zu unterwerfen. Diese lassen sich das aber nicht gefallen und wenden sich ab. Das soziale Leben des jungen Mannes beschränkt sich bald auf den mit großem Ernst durchgeführten Einkauf im Bio- Laden und auf das giftige Gespräch mit einigen Eltern des Waldorfkindergartens (wo er Praktikum macht),weil sie nicht hundertprozentig dem Waldorfideal entsprechen. - Diese Phase zog sich in diesem Fall acht Jahre hin.
Man sieht, wie zunächst nur ein Teil des anthroposophischen Impulses aufgegriffen wird, nämlich der erkenntnisgesättigte, und dann auf unsoziale Weise "durchgedrückt" wird. Dem Betreffenden - und seinen bedauernswerten Freunden - erschien Anthroposophie als ein durch Erkenntnisse Rudolf Steiners begründetes Regelwerk, "wie man's richtig macht". Erst nach acht Jahren, in der Begegnung mit einer Curry-Wurst mampfenden Zweigleiterin, wurde dem jungen Mann deutlich, daß er sich jetzt um das genaue Gegenteil bemühen sollte: um einen herzenswarmen und freilassenden Umgang mit seinen Mitmenschen. Er erkannte, daß ein geistiges Menschenbild, ein urbildliches Ideal, sich nicht realisiert, indem man dogmatische Normen durchsetzt und Menschen verachtet, die sich dem nicht beugen wollen. Es realisiert sich durch das herzliche Interesse am Fremden." (ebd. S.101)
Und ich füge hinzu: Ich sage das nicht, weil ich draufhauen will, sondern weil ich es, ansatzweise, auch an mir selber kennengelernt habe..
08.01.11 16:44


Sie sind ja auch voller Vorurteile, wenn Sie zuvor schreiben: „Danke, dieser Satz ist ein wichtiger Schlüssel für mich. Für Herrn Niederhausen wird er zunächst nicht viel bringen...er wird ihn zerpflücken und zurechtstutzen, solange bis er schließlich in sein Schema passt.“

Ich sage nochmals, dass es mir nicht um fanatische Zwangsbekehrungen geht! Was soll der Vergleich mit diesem jungen Erwachsenen aus dem Buch von Mathias Wais? Ich habe gesagt, dass ich demjenigen entgegentrete, was ich selbst als schwerwiegende Irrtümer und Entstellungen ansehe. Das bedeutet nicht, dass man auf menschlicher Ebene und in der direkten Begegnung in irgendeiner Weise fanatisch oder missionarisch wäre. Um dies zu beurteilen, wird man mich schon wirklich persönlich kennenlernen müssen. Immerhin aber stehen ja nicht nur kritische und scharfe Aufsätze auf meiner Webseite, sondern auch ganz, ganz andere. Wenn diese den Eindruck nicht relativieren, dann tut es mir leid – wahrscheinlich wurden sie dann einfach (noch) nicht gelesen. Also: Die kritischen Aufsätze auf der Webseite bewegen sich ganz auf der Erkenntnisebene. Wenn man immer nur geltend macht, Schärfe sei unangebracht, dann bewegt man sich eben doch noch innerhalb des „Harmonie-Dogmas“. Auf der Ebene der Erkenntnis ist Schärfe sehr wohl nicht selten angebracht (ich habe oben auch gesagt warum). Ich missioniere niemanden, nicht einmal Grauer & Co. Aber ich gebe Gedanken zu bedenken, die ich für außerordentlich wichtig halte. Wer diesen Gedankengängen nicht folgen will, muss das nicht tun. Man kann sie links liegen lassen, oder sich sogar allein über den Stil aufregen, ohne sich um den Inhalt zu kümmern, oder auch beides.

Das „Herzliche Interesse am Fremden“ (Wais) würde ich diesen vier Autoren wünschen, wobei ich für das „Fremde“ einmal die wesenhafte Anthroposophie setzen möchte. Wenn man über etwas schreibt, nimmt man eine Verantwortung auf sich. Ich nehme auch die volle Verantwortung auf mich, wenn ich den Worten von jemandem entgegentrete. Aber dieser hat zuvor die volle Verantwortung für das gehabt, was er gesagt hat. Es geht nicht immer nur um „herzliches Interesse“, es geht manchmal auch um das, was an Entstellungen in die Welt tritt. Da bräuchte es viel öfter, als es heute üblich ist, ein herzliches Interesse für die Wahrheit. Erst ein immer reineres Erkenntnisstreben kann auch ein wirkliches Interesse am Mitmenschen entwickeln. Sonst bleibt es bei den Weltanschauungskämpfen – oder allenfalls bei einer beliebigen Herzlichkeit ohne jedes Erkenntnisstreben. Mir persönlich ist die Wahrheit der Anthroposophie wichtiger als ein herzliches Verhältnis mit den vier Autoren, was sich ohnehin nie einstellen würde.

Dass diese vier einen mindestens ebensogroßen Wahrheitsanspruch haben, wie er mir vorgeworfen wird, ist nur deshalb so schwer zu sehen, weil sie so salopp und unverbindlich daherkommen. Strenge und Ernst sind immer unbequem, Ironie und mangelnder Ernst sind heute ungeheuer sympathisch, jedenfalls leicht zu nehmen... Aber wie gesagt: Jedem das seine Verständnis. Wem meine Gedanken nicht bedenkenswert sind, der lasse sie links liegen. Wenn man mir meine Art und Schärfe, die Gedanken zu formulieren, vorwirft, tut man eben nichts anderes als das, was man mir vorwirft, nämlich „Vorwürfe machen“. Die Frage ist immer, warum. Wenn man sich an meiner Schärfe stößt, ohne wirklich auf den Inhalt einzugehen, kann man sie vielleicht einfach nicht ertragen? Bevor man aber von einer „Deutungshoheit“ spricht, sollte man sich doch mit den Inhalten auseinanderzusetzen und sie widerlegen.

Ingrid
Ich habe auf die Essäer hingewiesen nicht etwa wegen der (natürlich immer wünschenswerten!) Offenheit gegenüber anderen Menschen und damit gegenüber der ganzen Welt, sondern wegen der Offenheit gerade gegenüber den beiden "Widersachern", die in der Anthroposophie Ahriman und Luzifer genannt werden.
Wenn ich diese beiden "Widersacher" von mir selber wegweise, schicke ich sie damit zu anderen Menschen. Es muß dann daher zu meinem Heil immer irgendwelche "anderen" geben, bei denen Ahriman und Luzifer offene Türen finden, was ich dann wieder verurteilen kann.
Davon ist die Rede in Rudolf Steiners "Fünftem Evangelium", wenn er schreibt, daß Jesus wußte: "… auf Essäerweise war der allgemeinen Menschheit der Zusammenhang mit der göttlich-geistigen Welt" nicht zu bringen."
Ich stimme ihm darin zu.
08.01.11 19:06


Liebe Ingrid, die Folgerung, die Du ziehst, stimmt so aber nicht. Das Fünfte Evangelium schildert doch die Verhältnisse, die Jesus erlebte und an denen er bis zur inneren Ohnmacht diese Frage empfand. Die Folge davon war, dass sein Ich ihn verließ und er den Christus in sich aufnehmen konnte. Seitdem der Christus selbst durch Tod und Auferstehung ging und sich mit der Erde verbunden hat, muss man sich nicht mehr in Essäerweise auf Kosten von allen anderen in die geistige Welt hinaufheben, sondern seitdem ist für alle Menschen „der Himmel wieder offen“! Das ist doch das Geheimnis der Anthroposophie: Die geistigen Welten sind wieder zugänglich, wenn man sich auf den Weg begibt!

Heute kann man durch die Kraft desjenigen, der „die Welt überwunden hat“, die Widersacher in sich selbst in berechtigter Weise ins Gleichgewicht bringen, ohne dass anderen dieselbe Möglichkeit genommen wird. Es geht nicht mehr um ein Wegschicken, um ein Sich-Absondern, sondern um das heilige Gleichgewicht in jedem Einzelnen.

Ingrid
Lieber Holger, welche Folgerung meinst Du? Ich habe gar keine Folgerung gezogen, ich wollte nur darauf aufmerksam machen, wovon im "Fünften Evangelium" die Rede ist, wenn es um das "Essäertum" geht.
Daß man sich, wie Du sagst, heut nicht mehr "in Essäerweise auf Kosten von anderen in die geistige Welt hinaufheben" muß, ist mir sehr klar - genau darauf wollte ich hinaus.
08.01.11 19:49


Liebe Ingrid, wenn Du auch darauf hinauswolltest, freue ich mich. Dennoch steht natürlich die Frage im Raum, ob ich mich wie die Essäer verhalte – denn Michaels Vorwurf an mich war ja ausdrücklich, ich würde Dämonen (bei anderen) sehen. Aber ich will mit meinen Aufsätzen gerade klare Urteilsgrundlagen schaffen, versuche auch alles, was ich schreibe, zu begründen und so weiter. Bei der Frage nach dem Wesen der Anthroposophie sind die Dämonen vielleicht in der Tat am aktivsten – um so viel wie möglich zu verschleiern und zu verführen. Was ich als Schleier und Entstellungen empfinde, versuche ich zu durchdringen. Mir geht es nicht darum, einen einzigen Menschen – auch nicht diejenigen, deren Worte ich als schlimmes Gegnertum in Bezug auf die Anthroposophie ansehen muss –, in die Hände der Dämonen zu stoßen, im Gegenteil.

Steffen
[...] Meine Essäer bzw. Esseneräußerungen waren auch mehr auf H. Niederhausen bezogen, das musst dir doch klar geworden sein und diesmal, sorry, auch nicht mit Zitaten untermauert unseres lieben  D o k t o r  Steiner.
Ich teile eben nicht diese Art der grauen Eminenz und sein "verschlossenes Haus" nebst Predigertum und Steiner-Pur, das kann im übrigen jeder...Grundsätzlich ist mir das viel, viel zu eng. Anthroposophie ist etwas lebendiges und wenn es nur kalte Erkenntnis sein soll, am Leben vorbei, elitenmäßig womöglich noch, dann ohne mich, ein Horror ist das.
Das Leben IST und auch da draußen und wir hier, sind doch nicht doof, als dass wir nicht erkennen könnten, dass Niederhausen starke, fundamentalistische Tendenzen hat, wobei ne Menge "Einseitigkeiten aus den Fugen geraten" - seines Elfenbeinturmes. Das ist Mönchstum, Steinermönchstum, meinetwegen auch etwas Essenermäßig (die Einseitigkeiten muss er selber rausfinden).
Mathias Wais hatte für mich Recht, vor allem aus Erfahrung geboren, dort draußen in der bösen Welt...Und ich akzeptiere Ihre, Herr Niederhausen, Umdeutungsversuche bezügl. Wais auf keinen Fall für mich.
08.01.11 20:19


Ich deute die Erfahrung von Herrn Wais auf keinen Fall um, und für Sie schon gar nicht. Ich habe mich nur geweigert, sie auf mich übertragen zu lassen.

Ich glaube nicht, dass Sie weiterkommen, wenn Sie nun auf ein merkwürdiges „Wir“ verweisen und nun dieses „Wir“ erkennen soll, dass ich fundamentalistische Tendenzen hätte.

Eine Anthroposophie, die kalte Erkenntnis sein soll, wäre auch für mich ein Horror. Zum Glück ist sie das nicht, aber das muss jeder selbst erfahren. Mich graust es nur, wenn ich sehe, was Menschen heute alles unter Anthroposophie verstehen, zur Anthroposophie erklären und aus der Anthroposophie machen. Auf diese Unsäglichkeiten weise ich hin.

Ich glaube eben, dass man es sich heute so ungeheuer oft viel zu einfach macht. Wie ist es denn mit der Antwort auf die Frage, ob sich nicht Rudolf Steiner sehr oft sehr einsam gefühlt habe? Bei wie vielen hat er wohl erlebt, dass die Anthroposophie wirklich verstanden wurde? Eine Handvoll? Etwas mehr?

Ingrid
[...] ich wollte nur einfach hier in dieser Diskussion wirklich das zum Thema machen, daß es nicht darum gehen kann, Ahriman und Luzifer von sich fortzuweisen (und sie damit anderen zuzutreiben), sondern vielmehr darum gehen sollte, wie Holger ja auch gerade gesagt hat, die beiden "Widersachermächte" in sich selbst ins Gleichgewicht zu bringen.
Das ist im übrigen, zumindest meiner Meinung nach, genau das, was Michael ausdrückt, wenn er sagt "Man kann überhaupt nichts von Anderen verlangen. Man fängt einfach an."
Man wird damit, da bin ich sicher, zu dem gelangen, was ZuL so schön in Worte gekleidet hat und was ich hier noch einmal wiederholen möchte, damit es nicht in Vergessenheit gerät:
"Ein Ich, das sich die Freiheit erworben hat, eine eigene unterentwickelte Seite, die sich in einer automatischen Reaktion ausdrücken möchte, NICHT zu wählen, sondern dem Anderen in dessen Verschiedenheit gegenübertritt".
Und das Zitat [habe ich] zitiert in der Hoffnung, nein, in der Gewißheit, daß der Inhalt dieser Sätze von Holger akzeptiert werden und ihn nicht zum Widerspruch reizen würde.
08.01.11 20:52

Michael Eggert
Liebe Ingrid, "die beiden "Widersachermächte" in sich selbst ins Gleichgewicht zu bringen. "Das ist im übrigen, zumindest meiner Meinung nach, genau das, was Michael ausdrückt, wenn er sagt: Man kann überhaupt nichts von Anderen verlangen. Man fängt einfach an."
Da ich bemüht bin, nur über Dinge zu sprechen, die ich aus eigener Anschauung kenne ("Widersacher" gehören nicht dazu), kann ich dazu nichts sagen.
08.01.11 21:00

Das Verhältnis von Ernst, Humor und Freude

zuhörerundleser
Was ich nicht verstehen kann ist, warum um dieses Buch soviel Wirbel entsteht. Ich finde es nicht gut und werde es deshalb nicht lesen. Warum klammern sich da so viele Menschen fest?
Herr Niederhausen, ich habe einige Artikel von Ihnen gelesen und kann manchem auch zustimmen z.b. was die Ernsthaftigkeit in manchen Bereichen anbelangt, u.a. Und gleichzeitig wünsche ich Ihnen mehr Spaß in Ihrem Leben. Wissen Sie was sich in unseren teilweise albernen Blog-Dialogen ausdrückt? Spielerische Sympathie und malerische HNO-Poesie.
Sie möchten gerne banalen Alltag und „hohe“ Anthroposophie trennen, dazu meine ganz kurze Meinung:
wenn der Alltag nicht lebendig von der Anthroposophie durchdrungen wird und Anthroposophie sich nicht - sich immer wieder neu-erprobend - im Alltag ausdrückt, wird alles (idealisierte) Wissen zu nutzlosem Nonsense.
08.01.11 17:59


Danke für Ihre Wünsche. Vielleicht ist genau das das Hauptverständnisproblem: Wenn es so erscheint, als würde ich keine Freude und Leichtigkeit im Leben kennen, ist das eigentlich das entscheidende Vorurteil. Dafür bin ich aber nun wirklich nicht verantwortlich. Warum sollte ich mein Privatleben zum Gegenstand von Aufsätzen machen?

Dass man manche Blog-Dialoge auch aus Spaß an der Albernheit führt – warum nicht? Das habe ich auch nie gemeint, sondern nur die mir aus Erfahrung sehr fraglich erscheinende Möglichkeit zu echten Dialogen und Annäherungen in weniger einfachen Fragen...

Ja, ich möchte den banalen Alltag und die hohe Anthroposophie trennen – hier liegen Sie genau richtig. Aber dennoch sehe ich es ganz anders: Wenn der Alltag lebendig von der Anthroposophie durchdrungen wird, verliert er seine Banalität, und zwar vollkommen.

Wenn wir da nicht einer Meinung sind, dann haben wir eben ein wirklich verschiedenes Verständnis von Anthroposophie. Der Alltag verliert seine Banalität vollkommen. Er verliert NICHT seine Freude, seinen Humor. Wahrer Ernst und wahrer Humor bilden ein Gleichgewicht (und beide verfallen nicht in die Extreme, nämlich den sauren Ernst oder die banale Albernheit). Und die tiefe Lebensfreude bildet die goldene Mitte, die alles durchdringt...

Dennoch gilt für unsere heutige Zeit der Konsum- und Spaßkultur, dass der Ernst und die hohe Gesinnung, mit denen die reale Anthroposophie allein aufgenommen werden kann, ungeheuer unbekannt und unbeliebt geworden sind. Der Ernst, der hier „normal“ sein müsste, wird eigentlich der ganzen Welt, die ihn nicht aufzubringen bereit ist, als „saurer Ernst“ erscheinen. Es ist ein wenig wie in der Fabel: Die Trauben, die zu hoch hängen, sind sauer...

Und schon die Haltung, das Wesentliche der Anthroposophie mal eben verstanden zu haben oder sich wie bei einem Steinbruch einfach nur das nehmen zu können, was einem gefällt, zeugt von einem mangelnden Ernst – dieser Anthroposophie gegenüber. Jedem das Seine. Aber der gegenüber der Anthroposophie notwendige Ernst ist doch sehr, sehr groß. Letztlich ist es nichts anderes als der notwendige Ernst gegenüber dem Menschenwesen selbst. Nun, man kann alles so leicht nehmen, wie man will. Wie gesagt, ich missioniere niemanden. Nur, wenn man mir vorwirft, ich nehme die Dinge zu ernst, sollte man sich („bei sich anfangen“!) selbst fragen, ob man sie ernst genug nimmt; ob man sich wirklich sicher ist, dass man sie tief genug verstanden hat...

zuhörerundleser
"...Wenn es so erscheint, als würde ich keine Freude und Leichtigkeit im Leben kennen, ist das eigentlich das entscheidende Vorurteil.....Warum sollte ich mein Privatleben zum Gegenstand von Aufsätzen machen?"
Ich schließe aus dem Gesagten, dass Sie zu den Glücklichen zählen, die im Privatleben tiefe Lebensfreude und ihre goldene Mitte gefunden haben.
Möchten Sie damit sagen, dass Ihr Alltag beruflich "banal" geblieben ist?
08.01.11 19:31


Nein, mit der Frage, warum ich mein Privatleben zum Gegenstand von Aufsätzen machen sollte, meinte ich mein privates Empfinden und habe da überhaupt nicht in „Privatleben“ oder „Berufsleben“ getrennt. Sondern ich meinte: Wenn ich in meinen Aufsätzen Erkenntnisfragen behandle, geht es mir nicht darum, wie glücklich ich persönlich bin oder nicht bin. Die Frage war doch: Wieso klingen meine Artikel so ernst (und in vielen Ohren: so freudlos)? Spiegelt dies meine Persönlichkeit? Die Antwort ist: Ernst sind sie, weil es um ernste Fragen geht, auf die tiefe Antworten zu finden sind. Sie sagen nichts über die Freude und den Humor usw. aus, die ich in meinem privaten (nicht in die Öffentlichkeit gestellten) Leben ebenso kenne. Aber auch Humor und Freude werden um so tiefer, je tiefer die Lebensfragen sind und je größer der Ernst, mit dem Antworten gesucht werden. Ich denke, auch das ist eine Erkenntnisfrucht, die uns nicht zuletzt die Anthroposophie schenken kann.

Eggerts Ausbruch und die Wahrheitsfrage

Steffen
Ich sage auch Tschüß, zum Kuscheln ist mir heut nicht zumute gewesen, das können dann gerne andere machen. Denn, wir sind trotz allem tolerant. Eine sehr nette Kneipe eben, mit einem netten Wirt Namens Michael, der die Kneipe immer offen hat, Herr Niederhausen: OFFEN. Aber wir sind auch ehrlich, wie das manchmal so ist beim groben Volke, am Stammtisch. Da hilft dann kein Gesäusel und kein Zitat, da muss es nur raus (Steiner liebte ja die groben Arbeiter...was ihm bis heute angekreidet wird von einer vermeintlichen Oberschicht...hab ich mal gehört..).
08.01.11 20:42


Du meine Güte! Nehmen Sie es mir etwa übel, dass ich keine Kneipe aufgemacht habe!? Schlagen Sie mir jetzt dieses „OFFEN“ um die Ohren? Dann kommen wir wohl wieder keinen Schritt weiter. Ich habe gesagt, was ich von Stammtisch-Diskussionen halte. Nichts gegen die Ehrlichkeit des einfachen Volkes, die doch wunderbar ist! Aber ich bin eben auch ehrlich...

Mir fällt auf, dass zu der Frage, ob die Vier Verkünder des „Sechsten Evangeliums“ irgendetwas mit Anthroposophie zu tun haben, nichts gesagt wurde. Stattdessen wurden bisher nur die Einwände gegenüber meinem Stil wiederholt – und die Tatsache, dass ich keine Kneipe aufgemacht habe. Können wir (!) davon nicht einmal wegkommen und inhaltlich auf die Frage eingehen, die ich in meinen letzten drei Artikeln aufgeworfen habe?

Michael Eggert
Lieber Herr Niederhausen, "Mir fällt auf, dass zu der Frage, ob die Vier Verkünder des Sechsten Evangeliums irgendetwas mit Anthroposophie zu tun haben, nichts gesagt wurde." Kein Wunder, ist die Frage doch nicht nur irrelevant, sondern auch vollkommen sinnentleert. Es gibt keine Kommission, die feststellen könnte, ob ein Mensch "anthroposophisch genug" wäre oder nicht. Das konstruieren nur Hohlköpfe, um sich wichtig zu machen - eine Sache des aufgeblasenen, wichtigtuerischen Anthro-Egos. Die katholische Kirche hat es diesbezüglich mit der Glaubenskongregation versucht. Ich denke, Sie sind mit ihren doktrinären Forderungen anmassend und hinterwäldlerisch. Sie vertreten nicht die "wahre Anthroposophie", denn die gibt es gar nicht. Freie Menschen definieren ihre Beziehung zur anthroposophischen Bewegung selbst und aus freien Stücken. Es sind keine Inquisitoren nötig.
08.01.11 21:17


Aha, das war nun einmal ein sehr, sehr klares Eggert-Statement, vielen Dank. Ich bin gespannt, wie das andere Besucher Ihrer Kneipe sehen. Natürlich definieren die Menschen ihre Beziehung zur Anthroposophie selbst, das war schon immer so und wird auch immer so sein. Inwieweit sie der Anthroposophie durch diese Definition nahe kommen, bleibt die offene Frage, die weniger von ihnen als von der geistigen Welt beantwortet wird. Ich glaube, auch das habe ich auf meiner Webseite des öfteren deutlich gesagt. Von der Freiheit will ich hier lieber gar nicht reden, denn auch diese ist immer erst die Frucht eines langen Weges.

Nun – sollte die Gretchen-Frage in Bezug auf diese vier Autoren tatsächlich so irrelevant und sinnentleert sein, wie Sie meinen, weil eben jeder sein Verhältnis zur Anthroposophie selbst definiert und es das Wesen der Anthroposophie (Rudolf Steiner sprach von einem Wesen!) gar nicht gibt ... ja dann habe ich mich hier in diesem Blog wohl wieder völlig verirrt und beeile mich, ihn wieder zu verlassen. Bleiben Sie ruhig im Dialog mit allen möglichen Leuten, die ihre Beziehung zur Anthroposophie wie auch immer definieren und die welche Evangelien auch immer verkünden. Ich bleibe dabei, dass die Wahrheit nicht so beliebig ist und dass es Unwahrheiten und Entstellungen gibt, die schlimmer sind als andere.

Wenn mich künftig wieder Menschen als „Hohlkopf“ und „aufgeblasenes Anthro-Ego“ beschimpfen, weiß ich, dass ich auch darauf nichts geben brauche, weil diesen Menschen die Frage der Wahrheit ja teilweise so beliebig ist, dass sie ihre Definition jedem selbst überlassen.

Ich zitiere nur zwei von ganz vielen Worten Rudolf Steiners zu dieser Frage:

„Wer geisteswissenschaftliche Resultate ... gewinnen will, der muß vor allen Dingen mit einer heiligen Scheu, mit einer unbegrenzten Ehrfurcht dem gegenüber stehen, was Wahrheit, was Erkenntnis genannt werden kann.“

„Denn wenn man kein Gefühl davon hat, wie weit die Urteile, die heute herumschwirren und herumsausen, von Objektivität entfernt sind, dann wird man nicht einmal den Antrieb in sich erleben, zu einer Klarheit, zu einer innerlichen Wahrhaftigkeit des Denkens zu kommen.“


Es ist sehr merkwürdig: Obwohl sie selbst auch eindeutig Stellung z.B. zu Gronbach, von Halle usw. beziehen, werfen Sie nun mir alle diese Worte an den Kopf? Wo liegt denn der Unterschied?
Sie beziehen Stellung, ich beziehe Stellung. Mir gegenüber sagen Sie, jeder definiert sein „Anthroposophentum“ selbst. Doch selbst sagen Sie doch teilweise ebenfalls sehr deutlich, dass dies oder jenes mit Anthroposophie nichts zu tun habe? Sehen Sie das dann etwa trotzdem nur als ihre „eigene Meinung“ an? Woher dann diese Meinung? Gibt es für Sie denn überhaupt keine Erkenntnis? Und wozu diese Meinung dann überhaupt äußern? Damit man erfährt, was ihre Meinung ist?

Ihr heftiger astralischer Ausbruch zeigt mir, dass die Frage nach der Wahrheit große Antipathien auslösen kann. Ich frage mich, wie Menschen ihre Beziehung zur Anthroposophie definieren können sollen, wenn es das Bezugszentrum gar nicht geben soll? Beim Christentum ist es so, dass man sehr wohl sagen kann, in welchem Maße jemand ein Christ ist – das hat nichts mit Inquisition zu tun, sondern mit Erkenntnis. Glauben Sie etwa, ich wolle Grauer & Co an den Kragen? Ich will nur, dass erkannt wird, wer in einer solchen Denkweise „das Völkchen am Kragen hat“. Erkenntnis hat übrigens nichts mit Abstimmung, Konsens oder Glaubenskongregationen zu tun...

Das Ende des Zeitalters der Geisteskämpfe?

Aus Eggerts neuerlicher Antwort wurde ich keineswegs schlauer:

Michael Eggert
Herr Niederhausen, "weil eben jeder sein Verhältnis zur Anthroposophie selbst definiert und es das Wesen der Anthroposophie (Rudolf Steiner sprach von einem Wesen!) gar nicht gibt ..." Letzteres habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass weder Sie noch Herr Rapp darüber zu befinden haben, wie Jemand seine Beziehung zur Anthroposophie gestaltet. Man kann sich aber in meinen Augen berechtigt dagegen wehren, dass z.B. ein Herr Gronbach behauptete, er vertrete die legitime Fortentwicklung der gesamten Bewegung. Die exklusive Inanspruchnahme betreiben Sie aber auch, sonst könnten Sie ja nicht behaupten, dieser oder jener verfehle die Beziehung zur "wahren Anthroposophie". Sie sind also in dieser Hinsicht nur eine andere exklusive Abart des Gronbachismus. Das meinte ich mit "aufgeblasenes Anthro-Ego". Das "Bezugszentrum" zur Wahrheit gibt es - nur muss es jeder für sich und in sich entdecken. "Die Wahrheit", die jemand im Namen Aller für sich pachtet, gibt es nicht. Dann wird sie zur Ideologie und zur Anmaßung. Im übrigen ist das "6. Evangelium" ja nur geschrieben worden, um Leute wie Sie in Rage zu bringen. Es ist ein Katz-und-Maus"-Spiel, und Sie sitzen schon in der Falle.
08.01.11 22:17


Mit dieser Antwort kann ich noch nicht viel anfangen. Ich verweise auf einige schlimme Entstellungen, die im Namen der Anthroposophie geschehen, und Sie werfen mir Deutungshoheit vor und vergleichen mich mit Gronbach, der Beispiele solcher Entstellungen gibt? Es würde Sie also an Gronbach nichts weiter stören, wenn er keine Exklusivität beanspruchen, sondern sich nur Anthroposoph nennen und für sich Werbung machen würde? Ist Gronbachs „Anthroposophie“ für Sie keine vollkommene Entstellung?

Wer spricht denn von „Wahrheit pachten“? Du meine Güte! Nochmals: Jeder kann sich zu jedem meiner Aufsätze jederzeit ein differenziertes eigenes Urteil bilden. Es gibt aber einen Geisteskampf um das Wesen der Anthroposophie – wahrscheinlich ist dies genau das, was Sie abstreiten. Offenbar sagen Sie: Jeder muss für sich selbst zur Wahrheit kommen, man soll weder Hinweise geben, noch Entstellungen aufzeigen. Gibt es für Sie Entstellungen? Oder glauben Sie, der Hinweis auf eine solche macht die Menschen unfrei? Oder so etwas sei immer Anzeichen dafür, dass man „die Wahrheit gepachtet“ habe? Oder was sonst?

Das „Sechste Evangelium“ ist nicht nur geschrieben worden, um Leute wie mich in Rage zu bringen. Es ist geschrieben worden, weil die Vier teilweise selbst glauben, was sie da schreiben – und da sage ich: Von der wirklichen Anthroposophie haben Sie keine Ahnung, und spätestens da, wo sie die Grenzen überschreiten, zerstören sie sie geradezu, stellen sich ihrem Wesen zumindest ganz eindeutig entgegen. Das muss Ihnen doch auch ihr eigenes Bezugszentrum sagen? Ja oder nein?

Michael Eggert
Lieber Herr Niederhausen, wenn Sie auf der Ebene "Diskussionsbeitrag" argumentieren und nicht einen "Geisteskampf" postulieren, ist doch alles in Ordnung. Niemand als Sie selbst hat Sie berufen, als Gralshüter Richtung Jerusalem zu ziehen - dies hier ist nicht die Zeit für Kreuzzüge. Auch nicht die für verstiegene "Missionen". Was Herr Gronbach ansonsten treibt, geht mich gar nichts an und ist mir vollkommen egal. Eine "Entstellung" finde ich das, was er von sich gibt, ja schon. Aber ich finde es eher unfreiwillig komisch.
09.01.11 00:21


Lieber Herr Eggert, nehmen Sie mir meine folgende Ironie und meine Wieder-Gabe Ihrer Formulierungen nicht übel. Ich meine es nicht so, aber ich kann Ihnen das, was ich sagen möchte, diesmal vielleicht nur so verdeutlichen:

Wie schön, dass Sie nun die Deutungshoheit beanspruchen, wann etwas in Ordnung sei und wann nicht; welche Zeit heute sei und welche nicht! Woher wissen Sie das alles? Sind das vielleicht die deutungshoheitlichen Gedanken eines aufgeblasenen, selbsternannten Toleranzlers, der sich durch sein allumfassendes Freilassen selbst überhöht?

Wenn Sie mich als Gralshüter empfinden und/oder damit ein Problem haben, dann ist das doch Ihre Sache. Warum soll ich mich auf die Ebene „Diskussionsbeitrag“ begeben, die Sie als allein wirklich ansehen? Niemand als Sie selbst hat Sie berufen, das „Diskurs-Zeitalter“ auszurufen!

Dass Sie Gronbach nur unfreiwillig komisch finden (und mich natürlich auch), ist ebenfalls Ihre Sache und Ihre Weltsicht. In meiner Welt gibt es den Gral noch... Machen Sie daraus jetzt bitte nicht wie Gronbach einen Wesenszoo! Aber Sie werden es sicher doch tun, denn auch für Sie scheint es die Widersacher ja nicht zu geben, und so sind Sie Gronbach und seiner Umdeutung („Steiner meinte es alles gar nicht so“) vielleicht innerlich doch näher als man denkt?

Wenn es die Widersachermächte aber gibt, warum sollte es heute weniger als vor einhundert Jahren die Zeit der Geisteskämpfe sein? So wie Sie es „unfreiwillig komisch“ finden, was Gronbach tut, und auch, was ich schreibe, so finde ich es tragisch, dass Sie die Dinge so leicht nehmen. Wenn es jedem überlassen sein sollte, was er aus der Anthroposophie macht, warum hatte Rudolf Steiner immer wieder dazu aufgerufen, die Anthroposophie mit vollem Ernst zu vertreten und zu verteidigen?

Ich gebe noch zwei Zitate, die ganz in unseren Zusammenhang passen:

„Als ich nach Stuttgart gekommen hin, wurde mir mitgeteilt, daß aus unseren Kreisen heraus allerlei Urteile registriert worden sind darüber, wie es doch scharf sei, einem alten Herrn, der ja sogar Schriften von mir gelesen hat, in einer solchen Weise entgegenzutreten. Man müsse doch Rücksicht nehmen auf erstens – zweitens – drittens ... Das ist leider auch in unseren Reihen noch vielfach verbreitet, daß einem gerade dann, wenn es sich darum handelt, an irgendeinem Punkte Ernst zu entwickeln ... in den Rücken gefallen wird.“

„In der Anthroposophischen Gesellschaft ist leider immer die Sehnsucht vorhanden, viel mehr dasjenige anzuklagen, was aus der Wahrheit heraus spricht, als solche Gegner anzuklagen, die aus ihren Seelenuntergründen heraus alle Wahrheit in den Kot treten möchten. Solange es noch in der Anthroposophischen Gesellschaft selber Usus ist, immer wieder Mitleid zu haben mit der Lüge, so lange kommen wir nicht vorwärts.“

Von der individuellen Wahrheit – und den individuellen Irrtümern

Michael Eggert
Lieber Herr Niederhausen, "Wenn Sie mich als Gralshüter empfinden und/oder damit ein Problem haben, dann ist das doch Ihre Sache. Warum soll ich mich auf die Ebene „Diskussionsbeitrag“ begeben, die Sie als allein wirklich ansehen? Niemand als Sie selbst hat Sie berufen, das „Diskurs-Zeitalter“ auszurufen!"
Stimmt, das ist wirklich meine Sache und meine Sicht der Dinge, niemand hat mich berufen, schon gar nicht Sie. Ich sehe es so, dass Sie sich in eine Ecke gedrängt haben, aus der Sie schwer heraus kommen, aber Sie sehen sich weder bedrängt noch beschnitten. Lassen wir es vorerst dabei bewenden. "Leicht" nehme ich das übrigens nicht, aber ich sehe das eben als Diskussion und nicht mehr.
09.01.11 01:14

Steffen
"Ich stelle nochmals die Frage: Von wie vielen Menschen fühlte Steiner sich und die Anthroposophie wohl wirklich verstanden?"
Weiss ich nicht. Es sind heute auf jeden Fall sehr, sehr viele Menschen, auch weil aus wunderbar unterschiedlichen Blickwinkeln und Charakteren heraus Anthroposophie gesehen und gelebt wird, was für ein Glück. Denn das kann gar nicht anders sein!
Gegenfrage: Was halten sie von Christian Morgenstern, Jean Paul, Kant,Ita Wegmann und der anthr. Initiative Sekem? [...] Ita Wegmann finden einige suspekt oder gar doof, denn einige meinen, sie hätte Steiner umgebracht...bewiesen? Nö. Sie hat aber Wunderbares geleistet, Dinge die bis heute Bestand haben und Leben retten! Ich finde sie gut, in einigen Dingen, andere gar nichts..ist ok..so ist das Leben wohl..
Oft, viel zu oft, ist das Leben der Menschen hartherzig und engstirnig...ich glaube daran hat Steiner gelitten..
Es gibt also keine Gleichschaltung, es gibt bestenfalls ein Orchester, eine wunderbare Symphonie, wenn die Menschen dazu fähig wären...aber das dauert wohl noch etwas.
09.01.11 01:49

Rainer
"Wahrheit ist nichts an und für sich selbst. Sie entwickelt sich im Menschen wenn dieser die Welt auf seine Sinne und auf seinen Geist einwirken lässt. Je nach seiner Organisation hat jeder Mensch seine eigene Wahrheit, die nur er in seinen intimen Zügen verstehen kann. Wer eine allgemeingültige Wahrheit verlangt versteht sich selbst nicht" R.Steiner, Anmerkungen zu Goethes "Sprüche in Prosa".
Ist eigentlich nicht mein Stil, mit Steiner-Zitaten um mich zu werfen, (weil das jeder kann) aber vielleicht ist das die Sprache, die Sie verstehen.
09.01.11 07:34

Steffen
[...] Dass es aber hier und da in der Welt der Anthroposophie zu Merkwürdigkeiten kommen kann, das ist Fakt. Ich selbst habe das in Einrichtungen erlebt in meiner Jugend und im jungen Erwachsenenalter. Aktuell will ich mal ein Beispiel geben aus meinem Bekanntenkreis:
Da ist eine anthr. Mutter, die ihrer zwölfjährigen Tochter die Barbiepuppe wegnimmt. Das Mädel liebte die Puppe sehr, sie war etwas besonderes auch deswegen, weil es ein Geschenk ihrer besten Freundin war. Sie hatten sehr oft gemeinsam bei ihrer Freundin mit Barbiepuppen gespielt...Anziehen, ausziehen, Haarekämmen, Puppenhäuschen usw. usf..
Nein, diese Puppe musste nun weg, sie wurde einfach in die Mülltonne geschmissen, ihr liebstes Spielzeug und Geschenk war sie nun los...
Die Puppe entsprach eben nicht den anthr. Normen, nämlich - sie hatte ja Augen, einen Mund, eine Nase, hatte Haar, es war nicht aus Wolle bzw. gewebtem Stoff vom Schäfer eines Demeterhofes usw usf.
Auch wurde überlegt, das Spielen bei ihrer besten Freundin ganz zu verbieten, wegen all der anstößigen Spielsachen (denn Lego gab es dort auch!).
Das Mädel ist seitdem in eine Art Schockzustand, ist bis heute in Behandlung und obendrein lernbehindert... [...]
Meine Frau hat in der Jugenpsychatrie gearbeitet und hatte dort drei anthr. Kinder in Betreuung, auch sie waren der Welt völlig entfremdet worden, völlig unglücklich, antriebslos, kamen gar nicht mehr klar, bekamen sogar Medikamente.
Also, könnte DAS auch eine Wahrheit sein? Anthroposophische Dogmen durchdrücken um jeden Preis? [...]
09.01.11 13:28

Horst
„Ich habe nur gesagt, dass weder Sie noch Herr Rapp darüber zu befinden haben, wie Jemand seine Beziehung zur Anthroposophie gestaltet.“ [Zitat Eggert]
Das ist eine Selbstverständlichkeit, solange dieser Jemand das nicht öffentlichkeitswirksam in Szene setzt, und das tun eben Leute wie Gronbach, Hau, Grauer und Co, und sie tun es sicherlich nicht nur aus so einem läppischen Grund, um jemanden zu ärgern.
In solchen Fällen ist es aber doch selbstverständlich, alles, was man selber für problematisch an solchen Auftritten hält, klar und deutlich in Worte zu fassen und es möglichst in gleicher Weise öffentlich zu machen, um den rezipierenden Menschen (die es interessiert) eine entsprechend andere Sichtweise an die Hand zu geben, was für die Urteilsbildung ja ganz hilfreich sein soll. Nichts anderes tut Holger Niederhausen und er tut es ganz ausgezeichnet, indem er in vollkommen aufrichtiger Weise und in ausgesprochen klaren, schnörkellosen Sätzen auf die jeweiligen Probleme dessen hinweist, was da unters Volk gebracht werden soll. Im Gegensatz zu den genannten Leuten betreibt Holger Niederhausen keine Selbstdarstellung und Selbstvermarktung.
09.01.11 19:01


Lieber Horst, ich danke Dir herzlich für Deine Worte von eben!

Das Fazit vieler Statements von gestern und heute (Steffen, Rainer, Michael) ist: Es gibt nur individuelle Wahrheiten. Manche sehen in Gronbachs Verkündigungen oder in „Endstation Sehnsucht“ Entstellungen der Anthroposophie, andere sind sich da nicht so sicher, wieder andere sagen: unfreiwillige Komik, aber nicht weiter wichtig. Und immer wieder: jedem das seine. – Nun, für mich ist das „Anthroposophie light“, von der Sache her nicht unähnlich dem, wie Info3 es sieht.

Steffen zitierte Steiner: „Wahrheit ... entwickelt sich im Menschen, wenn dieser die Welt auf seine Sinne und auf seinen Geist einwirken lässt.“ – Das bedeutet aber nicht, dass alles Wahrheit ist, was jemand individuell als Wahrheit erklärt! Denn mindestens so individuell wie das, was sich zunächst als Wahrheit gestalten kann, sind auch die Irrtümer!

Rudolf Steiner sprach von Geisteswissenschaft. Wer sich wirklich auf den Geistesweg macht und hier voran kommt, wird das Reich des Geistes und der Wahrheit nach und nach erforschen und kennenlernen, von ganz unterschiedlichen Standpunkten kommend. Das macht die Wahrheit individuell – nämlich den Ausschnitt des Ganzen, die individuelle Färbung der Erkenntnis und so weiter. Aber zur Wahrheit zu kommen (auf diese individuelle Weise), ist viel schwerer, als man gewöhnlich denkt. Ein Gefühl dafür bekommt man, wenn man Rudolf Steiners zahlreiche Worte zum „Wahrheitsernst“ tief auf sich wirken lässt. Zwei Zitate hatte ich erwähnt.

Die Fragen sind: Wie kommt man zum Geist? Was muss die Seele dafür tun? Wie rein ist die Geist-Erkenntnis? Wo liegen die Irrtümer? Und so weiter – es sind viele Fragen und viele Klippen. Deswegen kann man es sich damit nicht leicht machen. Man kann es natürlich, aber dann wird man die Wahrheit mit Sicherheit weit umschiffen.

Zu den individuellen und kollektiven Irrtümern gehört natürlich auch das, was Steffen mit Recht anführt: Die Verbrechen an den Kindern, die man aus bestem Willen (?) verübt, weil Wahrheit zum Dogma geworden ist und man über der Wahrheit die Liebe vergessen hat. Kinder, die das durchgemacht haben, werden um das, was ihre Eltern „verwirklichen“ wollten, und um alles, was damit im weiteren Sinne „zu tun hat“, erst recht einen großen Bogen machen.

Das alles sind Stufen auf dem Weg zur Wahrheit: Zu erkennen, wo überall sie entstellt wird. Dazu gehören ungeheure Irrtümer ebenso wie Ideologien, tote Formen, abstrakte Gedanken, Spott, Beliebigkeit und ein Zu-leicht-Nehmen der Dinge. Für die Wahrheit (und ihre individuelle Erkenntnis) muss man sich bereit machen – man denke auch an die Hochzeits-Gleichnisse in den Evangelien. Die Verwandlung der Seele, die Erkraftung des Denkens, ein moralischer Schulungsweg, sie machen die Seele bereit für wahre Erkenntnis. Dann entwickelt sich ein reines Erkenntnisorgan für die Wahrheit – und für die Irrtümer. Beides wird wesenhaft, die Wahrheit wird gesundend, die Irrtümer werden krankmachend.

Dann geht man mit Wahrheitsfragen nicht mehr leichtfertig um, und sie sind einem auch nicht egal. Man erlebt dann doch immer mehr die Realität der Geisteskämpfe – es sind Kämpfe um die Wahrheit und um ihre Erkenntnis in Menschenseelen. Und eine der wichtigsten Wahrheiten ist unter anderem, dass für reine Geist-Erkenntnis ein durchaus schwerer Entwicklungsweg notwendig ist. Diese Wahrheit vor allem ist es, die nicht erkannt werden soll, und die Geister des Irrtums und der Verführung triumphieren, wenn Menschenseelen sich sagen: „So schwer kann es doch nicht sein, jeder hat und findet seine individuelle Wahrheit, wichtig ist doch nur das Verständnis füreinander und so weiter...“

Nun, mehr kann ich nicht sagen. War das nun ein Austausch? Oder werden die betreffenden Menschen auch weiterhin denken, ich sei ein fanatischer, irregeleiteter Prediger usw.? Michael Eggert meint, ich hätte mich selbst in eine Ecke gedrängt. Mag er das weiter denken und mir auch weiterhin Dialogunfähigkeit bescheinigen. Jeder Mensch hat so seine Urteile. Über die Wahrheit (!) dieser Urteile wird wiederum die geistige Welt urteilen – und wir selbst, spätestens nach dem Tod...

Jedem wünsche ich nun weiterhin alles Gute auf seinem Weg zur Wahrheit. Der von Steffen zitierte Christian Morgenstern dichtete ja dieses wunderbare Gedicht:

Die zur Wahrheit wandern, wandern allein, keiner kann dem andern Wegbruder sein. Eine Spanne gehn wir, scheint es, im Chor... bis zuletzt sich, sehn wir, jeder verlor. Selbst der Liebste ringet irgendwo fern; doch wer's ganz vollbringet, siegt sich zum Stern, schafft, sein selbst Durchchrister, Neugottesgrund - und ihn grüßt Geschwister Ewiger Bund.

Ein wunderbares Ende - scheinbar

Rainer
Nachtrag: Wenn es um die individualisierte Wahrheit geht, geht es um mein gelebtes und konkretes Sein und um meine sehr eigene Fähigkeit moralische Intuitionen in diesem Sein zu verwirklichen. Das ist der alleinige Maßstab für meine "Wahrheit", Tag für Tag neu, anders und selten vorhersehbar.
Eine "Wahrheit" auf die man sich berufen kann, sei sie geisteswissenschaftlich oder religiös oder sonstwie, kümmert sich eher am Rande um mein gelebtes Sein, hier ist die "Wahrheit" Weltanschauung, man kann sie anderen absprechen (und sich dabei besser fühlen), man kann über sie debattieren, sie verteidigen, usw. Das ist der Unterschied.
"Weil die Wahrheit dessen, was man redet, das ist was man tut, kann man das Reden auch lassen" Bernhard Schlink "Der Vorleser"
09.01.11 20:24

manroe
Lieber Holger, ich möchte Dir ganz ausdrücklich für Deine klaren Worte danken.
In meinen Augen wird immer noch zu wenig unterschieden die Taten von "Anthroposophen" in ihrem Bemühen und der Anthroposophie selbst, die solche Taten zu reinigen imstande ist/wäre. Und wenn man aus (vielleicht) falsch verstandener Freiheit den heilenden Kern verhöhnt, dann schadet man nicht nur sich selbst, sondern auch denen, die nach Klärung suchen. Ich erlebe darin die Tücken des Intellekts, der einem vorgaukelt durch das Lenken von Wissensobjekten bereits ein Freier zu sein. Klare Sicht und klare Sicht sind schon zweierlei.
09.01.11 20:26

Horst
„War das nun ein Austausch? Oder werden die betreffenden Menschen auch weiterhin denken, ich sei ein fanatischer, irregeleiteter Prediger usw.?“
Nun, lieber Holger, das dürfte leicht zu beantworten sein. Du hast dir jedenfalls redliche Mühe gegeben, den hier im Blog Anwesenden zu vermitteln, was dich veranlasst zu den Beiträgen auf deiner Homepage. Viel klarer konnte man das eigentlich nicht machen. Der Erfolg war allerdings meinem Eindruck nach dürftig. Man hat das Gefühl, als dringt all das von dir Gesagte gar nicht bis ins Bewusstsein zumindest der meisten, die auf deine Beiträge hier (man kann ja nicht sagen geantwortet) reagiert haben. Insofern kann von einem Austausch kaum die Rede sein.
Dass man dich auch weiterhin mit obigen Adjektiven belegen wird, ist anzunehmen, aber damit wirst du hoffentlich problemlos leben können. Als ich noch vor etwa 9-10 Jahren auf dem damaligen Forum der Info3, was dann irgendwann dicht gemacht wurde, mich mit Hau, Grauer, Gronbach und anderen auseinandersetzte, da musste ich mir Ähnliches gefallen lassen. Es hat mich aber wenig interessiert, was da so als Polemik durch das Netz in meine Richtung schwappte. Ich hatte dem Hau schon damals klar nachgewiesen, anhand seiner damaligen Texte, dass er alles Mögliche sei, nur eben kein Anthroposoph im Sinne dessen, was einem Steiner als wesentlich und bedeutsam an seiner durch ihn vertretenen Geisteshaltung und Weltanschauung gewesen sein dürfte. Zeter und Mordio hat der geschrien und Grauer und Co. natürlich auch und daraufhin haben die, wie gesagt, mit nicht sehr feinen Adjektiven nach mir geworfen, die obigen von dir genannten waren noch die harmlosesten :-).
Insofern kann ich nur sagen: da muss man eben durch. Jedenfalls wünsche ich dir weiterhin ein ungebrochenes Selbstvertrauen und ein ebensolches Durchhaltevermögen.
Herzliche Grüße und alles Gute für die Zukunft.
09.01.11 20:28

Michael Eggert
Lieber Herr Niederhausen, es ist okay, dass Sie zwischen "Anthroposophie light" und dem, was Sie und die Ihren vertreten, unterscheiden. Sie glauben, dass Sie - wenn Sie ganz rein und gut sind - in den Himmel kommen. Ein Engel mit scharfem Schwert wird kommen und alle Unreinen und Fluchbeladenen, auch die Lauen und zu leicht Befundenen in die Hölle schicken. Hosianna! So soll es sein. In der Hölle ist es bestimmt lustiger.
09.01.11 21:24

Horst
Lieber Michael, du weißt sicherlich selber am besten, dass es Kappes ist, was du da zuletzt an Holger Niederhausen geschrieben hast. Wenn man seine Beiträge hier wirklich gelesen hat, dann weiß man eben, dass diese polemische Ironie völlig ins Leere geht, weil sie nicht den Kern der Sache trifft.
09.01.11 21:46


Lieber Manroe und lieber Horst, auch für diese Worte möchte ich Euch herzlich danken! Sie bedeuten mir wirklich sehr viel hier am Ende der Diskussion.

„Weil die Wahrheit dessen, was man redet, das ist was man tut, kann man das Reden auch lassen“ – diesem von Rainer zitierten Wort aus „Der Vorleser“ möchte ich antworten: Auch Worte und Gedanken können Taten sein. Wenn das, was ich äußere, keine Tat wäre, könnte ich es tatsächlich lassen. Aber genau das ist es, was ich versucht habe, deutlich zu machen.

Ich habe das Gefühl, dass sich selbst mit Steffen ein gewisser Dialog entwickelt hat. Das Thema des „gut gemeinten Missbrauchs“ von Eltern, die bei aller „Wahrheit“ die Liebe vergessen, ist z.B. ein sehr Wichtiges. Im übrigen mag auch Steffen weiter von mir denken, was er will – auch wenn ich hoffe, dass er z.B. meine Dialogfähigkeit erlebt hat.

Michael Eggert – ich glaube sein Bild von mir verdüstert sich immer weiter. Nun ja, auf diese Weise gibt es wenigstens auch jemanden, über den ER schimpfen kann... Ich schimpfe ja nicht, mir geht es um Wahrheitsfragen, aber das bringt gerade ihn nun in Rage. Aber vielleicht ist das alles nur ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem er längst in die Falle gegangen ist?

Nein, lieber Herr Eggert: Der Engel mit dem scharfen Schwert wird niemanden in die Hölle schicken, die Lauen schon gar nicht (auch wenn Dante gerade von ihnen am wenigsten hielt...). Aber dem Fegefeuer oder der Läuterungszeit werden wir wohl alle nicht entgehen. Wie könnten wir auch? Die Dauer dieser Zeit, die wird sich nach der Reinheit und Verwandlung unserer Seelen bemessen, da beißt die (gefangene) Maus keinen Faden ab... Und der Engel mit dem scharfen Schwert sind letztlich teilweise auch wir selbst – wenn wir nach dem Tod wieder in aller Klarheit sehen lernen.

Aber ... wenn Sie es in der Hölle wirklich lustiger finden, dann willkommen in „der Tragödie zweiter Teil“! Vielleicht habe ich Sie ja so in Rage gebracht, dass Sie „die glorreichen Vier“ bitten, das Buchprojekt noch einmal umzuschreiben, um noch mit einsteigen zu können?

Nein, das alles war nicht böse gemeinter Humor. Machen Sie, was Sie für richtig halten. Und machen Sie sich ruhig auch mal einen lustigen Tag auf meine Kosten.

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