19.05.2015

Ostwind 2 – die Fortsetzung eines wunderbaren Pferdefilms

Filmbesprechung: Ostwind 2 – Rückkehr nach Kaltenbach. | Deutschland, 2015. Regie: Katja von Garnier. Prädikat „besonders wertvoll“. | Trailer.


„Ostwind“ und nun der zweite Teil „Ostwind 2“ – das sind zwei herausragende Filme, in dem es um eine wunderbare Beziehung zwischen dem unangepassten, besonderen Hengst Ostwind und dem unangepassten, besonderen Mädchen Mika geht.

Der zweite Teil steht dem ersten in seiner bildgewaltigen Schönheit und seiner spannenden Handlung in Nichts nach. Die stimmungsvolle musikalische Untermalung ist großartig.

Zur Handlung nur soviel: Mika lässt aufgrund einer Intuition und eines Traumes ihren Sommerurlaub sausen und kehrt nach Gut Kaltenbach zurück, wo ihr geliebtes Pferd Ostwind auf dem Gestüt ihrer Oma lebt. Schnell erfährt sie, dass es dem Gestüt und der dazugehörigen Reitschule nicht mehr gut geht. Ganz in der Nähe hat ein „Leistungszentrum“ eröffnet, das nun alle Reitschülerinnen anzieht – es bleiben nur noch wenige Wochen, bis Gut Kaltenbach an die Bank fällt... Und dann ist da noch ein seltsames weißes Pferd mitten im Wald, das ein Junge zu fangen versucht – was sie verhindern will; aber gerade er könnte Mika vielleicht bei einem Plan helfen.

Nun, diese kurze Andeutung einer Handlung könnte durch jeden beliebigen Film auf beliebige Weise realisiert werden. Wie dies aber bei „Ostwind 2“ geschieht, ist gerade das Besondere.

Letztlich muss man sagen: Bei diesem Film stimmt eigentlich alles. Angefangen bei der Regisseurin. Katja von Garnier hatte bis dahin nicht viele Filme gedreht. Als vor zwei Jahren der erste Teil von „Ostwind“ in die Kinos kam, war es zwanzig Jahre her, dass ihr Film „Abgeschminkt“, eigentlich nur ein Übungsfilm der ehemaligen Studentin der Filmhochschule München, ein Erfolg wurde. Der in bloß zwei Wochen mit nur 80.000 DM Budget gedrehte 55-Minuten-Film wurde 1993 der dritt-erfolgreichste deutsche Kinofilm, hielt sich fünf Monate lang in den Top 10 und hatte über eine Million Zuschauer. Der Film „bandits“ brachte ihr 1997 den endgültigen Durchbruch. Sieben und neun Jahre später folgten dann nur noch zwei eher unbedeutende Filme.

Nochmals sieben Jahre später kam dann „Ostwind“. Der erste Teil erreichte schon in der ersten Woche Platz 4 der deutschen Kinocharts, war neun Wochen hintereinander in den Top 10 und erreichte fast 850.000 Kinobesucher. Der zweite Teil startete nun auf Anhieb auf Platz 2 und wurde bereits am ersten Wochenende von fast 300.000 Menschen gesehen.

Im Interview sagt Katja von Garnier, die selbst im hessischen Taunusstein in viel freier Natur aufwuchs, dass diese beiden Filme für sie ein Traum waren und dass sie Pferde liebt, seit sie denken kann. „Pferde spiegeln unsere Gefühle und erlauben uns so den Blick in unsere eigene Seele. Ich hoffe, es ist mir gelungen, diese besondere Magie zwischen Pferd und Mensch im Film einzufangen.“

Und in der Tat lebt der Film von der besonderen Magie zwischen Ostwind und Mika. Dabei ist das, was dann im Film so grandios lebt, auch tatsächlich eine Frucht außergewöhnlicher Dreharbeiten. In den Dressurszenen gibt es Momente, die schon mit Trense schwer zu verwirklichen sind – und Mika führt sie ohne Trense vor. Ebenso die Szenen zwischen Ostwind und der weißen Stute im Wald: Hier wartete das Drehteam, bis sich in dem fremden Umfeld wirklich ganz ungezwungene Szenen zwischen den beiden Tieren ergaben. Gedreht wurde auch, wenn das Wetter der Planung einen Strich durch die Rechnung zu machen schien – und heraus kamen teilweise die schönsten Szenen, etwa mit sonnendurchflutetem Regen...

Faszinierend ist auch, dass Katja von Garnier im Gegensatz zur Buchautorin Lea Schmidbauer (und Ko-Autorin Kristina Magdalena Henn) das völlig neue Element der geheimnisvollen Schimmelstute im Wald mit hineinnehmen wollte – und als sie ihrer schon im ersten Teil mitwirkenden Pferdetrainerin Kenzie Dysli davon erzählte, diese erwiderte, sie habe gerade gestern ein wunderschönes Cremello-Pferd gekauft.

Und dann ist da natürlich vor allem die Hauptdarstellerin Hanna Binke (bis 2012: Höppner). Katja von Garnier hatte sie in einem Film in einer einzigen Szene gesehen und war offenbar so begeistert, dass sie sie zum Casting einlud. Eine Voraussetzung war allerdings, reiten zu können. Hanna Binke war dann die Einzige der potentiellen Darstellerinnen, die noch nicht reiten konnte – und wurde trotzdem genommen. Und der Film lebt wirklich ganz von dem Charakter, den sie spielt. Eine Idealbesetzung.

Völlig zu Recht haben sowohl der erste als auch der zweite Teil das Prädikat „besonders wertvoll“ erhalten. Ein dritter Teil dieser wunderbaren Geschichte, in dem die außergewöhnliche Beziehung zwischen einem Pferd und einem Mädchen im Mittelpunkt steht, ist bereits fest geplant...