24.03.2016

Mädchenliebe

Holger Niederhausen: Mädchenliebe. Niederhausen Verlag, 2016. Paperback, 232 Seiten, 12,99 Euro. ISBN 978-3-7418-5306-7.


Soeben erschienen:

Es war eigentlich nicht möglich, ein solches Mädchen nicht zu lieben – nicht, wenn man einen Blick für das Engelhafte hatte, für das zutiefst Gute. Nicht, wenn man zugleich eine unendliche Sehnsucht danach hatte. Er liebte in diesem Mädchen nichts Geringeres als das, was sie wirklich war: ein Engel, ein Mädchen mit dem Wesen eines Engels; eines, das man unter hunderten einmal fand, wenn die wirklichen Engel es wollten...

Andreas Schreiber ist Anfang vierzig und hat eine geschiedene Ehe hinter sich, als er sich in ein vierzehnjähriges Mädchen verliebt. Kann er versuchen, sie kennenzulernen? Und wie weit kann oder darf dies gehen?

Ein Roman über die Sehnsucht und das Wunder der Liebe, über Vertrauen, Unschuld, Zärtlichkeit und die Wege des Schicksals.

Leseprobe


Meilen. Nein, nicht Meilen – Welten. Welten trennten die Menschen voneinander.

Was war eigentlich das Leben?
Mit einer seltsamen, leise trauernden Müdigkeit ging er durch den Park, den er auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause immer zu durchqueren hatte.
Der Herbst wurde gerade hier immer so wunderbar spürbar. Die Blätter begannen, von den Bäumen zu fallen. Die Kastanien lagen glänzend im Gras. Die Sonnenstrahlen entfalteten ihr herbstliches Leben – oder aber man empfand gerade ihren Rückzug...
Diesen Park empfand er oft wie ein Geschenk. Dieses Stück Natur. Lachende Kinderstimmen vom Spielplatz her. Die Skateranlage mit den Jugendlichen.
Das alles war Leben. Aber ... Leben getrennt von dem seinen. Der Moment, wo er dies jeden Tag wieder wahrnehmen durfte, war ein Geschenk – aber ein Geschenk, das ihn zugleich mit Wehmut durchdrang.
Welten trennten die Menschen voneinander. Man durfte diese Welt der Anderen für Momente wahrnehmen, und das war so ein tiefes Geschenk, und doch, welche Trauer hinterließ es, welche Wunden riss es in ein Herz, das einsam war...

Er kam an dem abstrakten Kunstwerk vorbei, das sich schon seit Monaten eine Mädchenclique zum wiederholten Aufenthaltsort gewählt hatte: überdimensionierte angedeutete Körperteile, zwei Hände, ein Fuß, ein Gesicht, das Ganze aus Sandstein oder etwas ähnlichem. Er hatte sich immer wieder gefragt, wie ein Künstler auf so etwas kommen konnte. Er fand es schrecklich.
Die Mädchen darauf waren ein schreiender Widerspruch. Pure Lebendigkeit auf einer Kunst, die den Menschen zerstückelte. In welcher Welt wuchsen diese Mädchen auf!? Was nahmen sie eigentlich auf, wenn sie so etwas sahen...

Immer wenn er an ihnen vorbeiging, warf er unauffällig einen Blick auf eines der Mädchen, ein ganz bestimmtes.

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