22.01.2017

Spott und Mob – zur Psychopathologie des „Egoisten“-Blogs

Die Selbstbestätigung der alles entheiligenden Mobber.


Inhalt
Die Vorgeschichte
Ein Moment der Besinnung
Die Methode der Vernichtung
Ungehinderte Fortsetzung
Vernichtung alles Heiligen


Die Vorgeschichte

Eigentlich wollte ich in meinem Aufsatz „<link aufsaetze-und-mehr aufsaetze _blank internal-link>Der Kampf um die Wahrheit. Gedanken über das gegenwärtige Schicksal und die Zukunft unserer Welt“ nur einen Hinweis auf den Eggert- und den Waldorf-Blog geben, die gemeinsam eine Art massive Aversion gegen sogenannte „Verschwörungstheoretiker“ entwickelt haben, zugleich aber auch Putin verteufeln, ohne die viel komplexere Lage in Syrien oder die Verlogenheit westlicher Politik anzuerkennen. Auch wollte ich erlebbar machen, dass von einem hysterisch-sarkastischen Blog-Beitrag wie Eggerts „Willkommen in der neuen Welt, ihr Rest- Demokraten“ keinerlei Zukunftskräfte ausgehen – wie auch sonst nicht von seinen immer wieder geradezu mit Gewalt karikierenden Beiträgen.

Der eine Aspekt, den ich betonen wollte, war die radikale Einseitigkeit der Eggert’schen Sichtweise. Der andere Aspekt ist die radikale Profanität seines ganzen Denkens, Schreibens und Darstellens. Wenn ich gerade an diesem Artikel anknüpfte, lag es an Inhalt und Form gleichermaßen. Im Grunde würden mich die Meinungen und der unsägliche Stil eines Eggert überhaupt nicht mehr interessieren, nicht einmal seine verächtlich-sarkastischen Urteile über andere Menschen. Es ist die generelle Entheiligung von allem, die Eggert betreibt, welche mich veranlasste, meinen ersten Artikel zu schreiben. In diesem Aufsatz war es das Ur-Bild des Rosenkreuzes, das er für seinen billigen, plakativen Spott missbrauchen musste.

Auf all diese Aspekte wurde in den auf meine Aufsätze folgenden <link aufsaetze-und-mehr aufsaetze _blank internal-link>Reaktionen auf dem Eggert-Blog jedoch nicht eingegangen. Es wurde gleich persönlich. Ich habe es hier geschildert und bin auch da wiederum auf das Verquere der Gedanken eingegangen, wo überhaupt Inhaltliches zu finden war. Ich habe betont, dass das Menschliche gerade dort zu finden wäre, wo das Denken rein wird – und sich nicht in Spott ergießt und auch nicht in Lust an Angriffen oder sogar Argumenten, mit denen man meint, Recht zu haben. Spott und Lust sind die Widersachermächte, die das Denken unrein machen und persönliche Feindbilder verfestigen, Antipathien überhaupt. All das wird nicht ernst genommen, sondern derjenige, der auf diese moralischen Tatsachen auch nur hinweist, wird als „Moralisierer“ beschimpft. Gedanken werden nicht mehr gebildet, dumpfe Gefühle ergießen sich in hämischem Spott...

Als sich dieser Spott dann auch auf meine Bücher erstreckte, in denen oft Mädchenfiguren, die Gestalt des Mädchens, eine wesentliche Bedeutung haben, wurde es immer abgründiger. Ohne dass man auch nur ein einziges meiner Bücher gelesen hat, fühlte man sich bemüßigt, das Heilige und Reine durch die eigenen unreinen Gedanken zu entheiligen – um mich persönlich damit zu treffen.

Ein Moment der Besinnung

Inmitten dieser abgründigen Entwicklung, die das ganze Innere der entsprechenden Blogger offenbarte, fragte dann Ingrid Haselberger, die sich immer um spottfreie, das Positive betonende Darstellungen bemüht:

Ingrid H. – 21.01.2017 11:28
Ihr lieben spottlustigen Besser- oder gar Alleswisser,
... und wäre es dann nicht angebracht, Rainer Maria Rilkes Wendung (»Siehe, innerer Mann, dein inneres Mädchen«) gleich mitzuverspotten?
fragt
Ingrid

Als ich diese Worte las, fühlte ich die Hoffnung, dass das dortige „Gespräch“ auf eine menschliche Ebene kommen könnte – eben genau auf jene Ebene, die in diesen Worten lag.

Der nächste Blogger zog dies jedoch auch sofort wieder ins Ironische – bedankte sich aber im Nachsatz für Ingrids „schöne Beschreibung der Goetheanumtagung“, die ihm „sehr gefallen“ habe, was auch immer das heißen mag. Eggert selbst jedenfalls sieht die dortigen Aktivitäten ja nur als „Beschäftigung mit sich selbst“, während man überhaupt keinen Blick für die dramatischen Weltgeschehnisse habe.

Ein zweiter Blogger verwies darauf, dass Rilke sich von seinen frühen „Mädchenliedern“ später ja abgewendet habe. Darauf schlug er an mich gerichtet spöttisch ein Schulungsbuch vor: „Wie erlangt man Erkenntnisse der jüngeren Mädchen?“ Der erste Blogger plädierte daraufhin für den Titel „Die Philosophie der Mädchen. Grundzüge einer Weltanschauung für alte Böcke.“

Die Methode der Vernichtung

Damit war Ingrid Haselbergers Frage, die eine Besinnung hätte geben können, völlig vom Tisch gefegt. Sie selber wurde gleich wieder mit eingebunden, indem ihr vorheriger Aufsatz gelobt und dafür gedankt wurde. Sie zeigte dann, dass Rilke sich später keineswegs von seinen „Mädchenliedern“ distanziert hat – aber das war es dann auch. Der zweite Blogger verstand sich mit Haselberger wunderbar, nahm ihren Hinweis hin und schuf einen Graben zwischen dem ihm „persönlich viel zu wichtigen“ Rilke und der „peinlichen Altmänner-Mädchenidealisierung“ eines H.N.

Danach konnte der niedere Spott sich ungehindert weiter fortsetzen. Die Stimme, die auf dem Eggert-Blog nie spottet, meldete sich auch nicht weiter. Die Frage für mich ist nur, ab wann die Korrumpierung des Gewissens beginnt – wenn man sich mit jedem versteht und alles mitmacht, allein schon dadurch, dass man schweigt.

Es ist ein Phänomen, dass ich auf dem Eggert-Blog par excellence erlebe: Dieses gegenseitige Sich-Einbinden, sich so unendlich gut verstehen – und selbst, wenn man moralische Bedenken oder Bauchschmerzen bekommt, dennoch „freundlich in die Runde zu grüßen“ ... und nach drei, vier Beiträgen ist die problematische Sache schon wieder vergessen und man ist längst bei neuen Diskussionen angelangt. Positiv auf den anderen eingehen – schon hackt eine Krähe der anderen kein Auge mehr aus und drückt bei sämtlichen Kommentaren, die unmenschlich und schmutzig unter die Gürtellinie gehen, zwei Augen zu. Ich verstehe nicht, wie man das in seiner Seele mitmachen kann.

Ich weiß, dass es jede Menge Menschen gibt, die auf dem Eggert-Blog nicht mehr schreiben, weil sie sich angewidert davon zurückgezogen haben. Und faktisch sind es ja auch nur etwa fünf Menschen, die dort regelmäßig ihren Spott ergießen und sich gegenseitig darin bestätigen – mehr ist es ja nicht. Dennoch hat der Eggert-Blog ja einen großen Namen, wird offenbar viel gelesen und hat ein entsprechendes Selbstbewusstsein. Da ist doch keiner, der sein Verhalten, das derart in schlimmsten Spott abgleitet, irgendwie hinterfragt. Diese Art von Spott ruiniert sehr schnell das Gewissen. Und die gegenseitige Bestätigung und der blogspezifische Schulterschluss tut sein Übriges. Wunderbar subtil und blitzschnell wird dann ein moralisches Bedenken, eine vorsichtige Frage, sofort nivelliert und wieder eingebunden. Nach dem Motto: „Danke (!) für deine Frage, aber es ist schon alles in Ordnung so.“

Ungehinderte Fortsetzung

Als ich dann gestern einen Aufsatz zur Trump-Rede schrieb, in dem ich darauf hinwies, dass auch hier eine unendliche Chance liegt, zu einer Besinnung zu kommen und die Fragen seiner Rede auf eine zutiefst wahrhaftige eigene Art ebenfalls zu stellen und so das Verhältnis von „Ich“ und „Wir“ noch einmal völlig neu und rein zu denken, zu empfinden und zu gestalten, wurde ich auch damit wieder völlig verdreht, entstellt und nicht verstanden. Ungebremst ging der Spott weiter:

Stephan Birkholz – 21.01.2017 15:43
Die neue Qualität der Wärme - was für ein Zynismus...

Als ob ich Trump gemeint hätte! Ich meinte eine Qualität, die überhaupt noch nicht da ist – weder bei Trump noch bei den „Egoisten“. Doch schon war ich mit Trump, Putin und anderen in einen Topf geworfen:

mischa – 22.01.2017 12:47
[...] aus den Mädchenbüchers des anthropo-sophisten und exhibitio-onanistischen Salon-Faschisten Niederhausen entspringen auch Playboyhasen [...].

Anonym – 22.01.2017 12:58
Hat nicht auch Trump, sehr tief verborgen, etwas zartes, reines und heiliges, ein warmes Herzensfühlen, in sich...vielleicht sogar etwas von einem Mädchen...?

mischa – 22.01.2017 13:17
Wenn die altägyptischen gentechnischen Schwarzmagier nicht gewesen wären! Man schaue sich das zarte Wesen der kleinen Eidechse an! Was haben die Illuminaten daraus gemacht? Das "Krokodil"! [...] Das waren auch in der anderen Inkarnation solche Leute, wie die "Egoisten", die aus der zarten Eidechse durch böse Verrichtung das "Krokodil" erschufen. Schlimm. [...] Wie aber wird aus dem Krokodil wieder das feine anthroposophische Eidechslein? Rätsel über Rätsel...

Stephan Birkholz – 22.01.2017 13:28
[...] Wenn eine von Nirdersausens astreinen Mädels einen Alligator küsst (an die Wand klatschen geht auch), dann wird ein wieder ein Eidechslein aus dem Alligator. Und wenn so ein unschuldiger Feger einen Haifisch an die Wand schmeißt, dann wird ein wieder Goldfischlein draus...

Hermann Finkelsteen – 22.01.2017 13:55
[...] Wir leben in irrationale Zeiten, sowas befördert Niederhausens und Gansers. Wirklich clever gemacht von diesen Leuten.

Vernichtung alles Heiligen

Diese Leute wissen wirklich nicht, was sie tun. Um Rationalität kümmern sie sich nur da, wo sie selbstüberzeugt an ihre eigenen Meinungen glauben. Anderen Menschen sprechen sie jede Rationalität ab. Dass ich jeden Gedanken begründe, interessiert sie nicht. Was ich schreibe, lesen sie nicht genau. Sie werfen alles in einen Topf und in falsche Töpfe, bloß weil es bequem ist – und weil ich ihre willkommene Zielscheibe bin.

Politisch kann jeder beliebige Anschauungen haben – da kann man mit Sicherheit sogar in Streit geraten, wenn die Anschauungen gar nicht so weit differieren, aber darum geht es überhaupt nicht. Es geht um die Art des Umganges miteinander. Und um die Art des Umganges mit dem Heiligen.

Zum Rosenkreuz mag jeder stehen, wie er will. Wer das Heilige, das in dieser Meditation liegt, nicht kennt, wird sich nicht daran stoßen, wenn das Rosenkreuz für den persönlichen Spott eines Menschen prostituiert wird, dem man den Blog verdankt, auf dem man sich so existentiell bewegt – der für einen eine Art Zuhause geworden ist.

Wer das Heilige des Mädchens nicht kennt, der empfindet keinerlei Grenzüberschreitung, wenn er über meine Bücher spottet – die er ebenfalls nicht kennt. Dass er gleichzeitig über die Mädchen selbst spottet, merkt er nicht einmal.

Und die „Egoisten“ empfinden offenbar auch keinerlei Grenzüberschreitung, wenn sie mich verspotten und derart über mich herziehen, dass daraus schließlich der „exhibitio-onanistische Salon-Faschist Niederhausen“ wird. Sie bilden sich ihre Urteile mit der Brechstange – und es ist ihnen egal, ob ihre Urteile wahr oder unwahr sind, Hauptsache, sie sind für ihr eigenes Empfinden in dieser Sekunde halbwegs wahr. Rudolf Steiner sprach von der unendlichen Verantwortung, die man schon für seine Gedanken, deren moralische Reinheit und Wahrheit, hat. Hier, an diesem Punkt, beginnt die Achtung vor dem Heiligtum des anderen Menschen.

Psychopathologie des „Eggert“-Blogges: Damit meine ich die Vernebelung des Gewissens, die eine Bloggemeinschaft zusammenschweißt, während das Bewusstsein für das, was man tut, völlig verschwindet. Man selbst ist ja immer im Recht – und bestätigt sich dies gegenseitig. Je inhumaner der Spott und die Bezeichnungen werden, desto mehr schwindet jede Hemmschwelle und desto mehr wird das Gewissen korrumpiert – auch das eigene, das dazu schweigt.

Aufgangskräfte sind ein REINES Denken und ein WARMES Fühlen. Und dies in immer größerer Tiefe. Aufgangskräfte liegen in der Erkenntnis, dass man Mensch nicht ist, sondern erst werden muss. Der Spott ist das Krokodil in einem. Wenn dieser einst ein Mädchen werden würde ... dann wäre man Mensch.