24.01.2017

Zwischen Sumpf und Reinheit

Über Urteile zu meinen „Mädchenbüchern“ und die Frage der Seele.


Inhalt
Das Wahrzunehmende
Reines Wahrnehmen und Denken
Meine eigenen Antworten
Schlussgedanken


Das Wahrzunehmende

In der letzten Nacht haben sich tatsächlich zwei „Egoisten“-Blogger, Stefan Birkholz und Mischa Butty, mit meinen „Mädchenbüchern“ beschäftigt – und sehr vieles geschrieben, was ihnen anlässlich dessen an Gedanken und Gefühlen aus der eigenen Seele kam. Ich gebe dies hier wieder, damit jeder Mensch sich dazu sein eigenes Urteil bilden kann, vielleicht auch sie sich selbst. Mir geht es weder um etwas Inquisitorisches, noch um etwas Exhibitionistisches, weder um die Rolle eines Anklägers noch um die eines Opfers, und ich finde es traurig, dies überhaupt dazusagen zu müssen. Wie man an allen meinen Aufsätzen vielleicht empfinden kann, geht es mir darum, dass die Seele das Erleben wiederfindet, das innere Erleben. Das ist mit reinem Denken und reinem Fühlen gemeint – dass die Seele empfinden und auf sich wirken lassen kann, was wahrzunehmen ist. Mit Seelenkräften, die reiner und reiner werden, weil das Persönlich-Allzupersönliche immer mehr schweigen kann. Dann wird zunächst nur noch wahrgenommen, rein, schweigend...

Stefan Birkholz – 24.01.2017 01:02
184 Seiten autobiographische Vergangenheitsbewältigung...
Da ziehe ich dann tatsächlich mal die Wasserspülung...
s. birkholz

mischa – 24.01.2017 01:27
Also, Hölgerchen... ich saachma so.. Jetzma Budder bei die Fischli: Was würdeste denn zahlen, wenn wir in Zukunft mal bißchen mehr pro Putin und pro Dugin, pro Höcke und für Opa Müller ..du weißt schon, so paar nette Sachen erzählen täten, hä? :-))
Dann schickste uns per Rohrpost und Klospülung nen kleinen feinen Obulus, anne Adresse in Übersee, die wir dir über Peh Änn da so lalala, haha, verstehste? Zwinky, Zwinky, gelle?
Und auf meine Hühnerfarm krisste auch ne Freikarte für die Einlauf-Launch im Wellness-Bereich, so zum bissi rumchillen, nö? Wir hamm Tequilla-Einläufe, Blue Küra Sau Einläufe, Whisky-Einläufe, kommt ja billiger als die teuren Champagner-Bäder, die wir nachher an Obdachlose ausgeschenkt haben .. , also, bis bald in der Einlauf-Launch. Weißt ja, mit die Krankenschwesterchen aus dem Mädchen-Salong .... kannst auch paar Nönnchen noch dazu hamm, mit Schleierchen, hüpf hüpf... dusch, dusch!
Wir haben, wir sind tollerant, gute Kontakte zu den modernen Chicky Waras (graphemisch "Che Guevara"), und können dir zu der nextbesten Revolution hinschicken, die gerade geplant ist. Kommste in nen Papageienkäfig, Briefmarke drauf: "Gambia!" und ab geht die Post ...
Gibt es Abendteuer mit Karl Laschnikow, dem Animateur vom Beach-Club. Frag mal beim "Freeman", bei "Alles Schall und Rauch" nach, oder bei "Der Saker", oder beim "Lupo Cattivo"-Blog, da bisse Gottvater so ziemlich am nächsten, da liegt de Terminliste aus, ja? Da kannste dein Blog bissy aus dem Kreml sponsern lassen... wärst ja blöd, so als nützlicher Idiot für umme zu knechten, hä?
Aber erst der Obulus! Dann werden wir hier lauter michaelische Sachen schreiben, und nur noch Herz Jesu Frömmigkeit tanzen, wir werden uns überschlagen, und zugeben, daß "der Krug nie wieder zum Brunnen gehen wird!" sondern daß wir jetzt ganz ... so für drei Monate .. stillhalten. Brauchste dir nimmer so ze ärgern, nö?
herzlich, mischa

mischa – 24.01.2017 01:50
Das mit den Mädchen da ist eine schöne meditative Betrachtung und hat - in meinen Augen - eine gewisse Berechtigung. Doch ich hätte das nie feilgeboten, daß sind Dinge, die für enge Freunde zugänglich sein sollten, und auch Freundinnen, so Gott will, doch das sollte man nicht öffentlich machen zu seinen Lebzeiten. Meine Spitzen gegen Niederhausen richten sich gegen seine pseudo-politischen wirren Positionierungen und gegen die inquisitorische Beschimpfung dieses Blogs, nicht gegen die Inhalte der Mädchenbücher, soweit ich obigen Link durchgelesen habe, sind da schöne Gedanken und Verarbeitung dabei, aber verdammt persönlich, verdammt heikel. Bin traurig. Aber auch heiter. Gute Nacht in die Runde. mischa

Stefan Birkholz – 24.01.2017 03:01
Das Buch ist bevormundend und inquisitorisch bis in den letzten (von mir gelesenen) Buchstaben hinein.
Schöne Gedanken findet man in 'Die Rassenschönheit des Weibes' sicher auch.
Wer nicht Niederhausens Mädchenvorstellungen entspricht kommt schlecht weg, wird dämonisiert.
Das 'Germanys next Topmodel' vielleicht ein wichtiges karmisch-biografisches Element für eine heranwachsende Frau sein könnte, kommt dem Aufsatzschreiber gar nicht in die Tüte.
Am liebsten würde er seine Mädels vermutlich in eine handgefilzte Waldorfburka packen...
//
Dieser ganze 'wie schlecht ist die Welt'-Duktus, und 'wie gut könnte die Welt sein, wenn sie nur überall nach meinem reinen Denken gebildet wäre', hat deutlichste faschistoide, totalitäre Züge - wie eben all sein übriges Geschreibsel auch.
s. birkholz

Stefan Birkholz – 24.01.2017 03:23
Ich bin wohl auch der Überzeugung, dass es unabdingbar für den einzelnen Menschen und die Menschheit ist, Ideale zu haben und zu pflegen - aber erstens werden Ideale in die Zukunft hinein im Sinne eines Werdeprozesses entwickelt und nicht aus einem vermeintlich(!) reinen Denken abgepresst und zweitens ist das fixierte Verhaften an Urbildern eine reine Regression.
Urbilder sind als Entwicklungsgrundlage unabdingbar - sie als Status quo einfordern zu wollen ist hochpathologisch, besonders dann wenn man noch jede Momentaufnahme des Lebens, welche nicht den Urbildern des eigenen persilreinen Verquerdenkens entspricht als 'abartig' erlebt/bezeichnet.
s. birkholz

Rainer Herzog – 24.01.2017 07:35
"erstens werden Ideale in die Zukunft hinein im Sinne eines Werdeprozesses entwickelt und nicht aus einem vermeintlich(!) reinen Denken abgepresst und zweitens ist das fixierte Verhaften an Urbildern eine reine Regression"
Danke Stephan für diesen (und obigen) Kommentar, auzgezeichnet!!
Ich glaube inzwischen auch, dass der etwas ominöse "neue" Anonyme kein geringerer als unser Freund Holger Mädchenhausen ist, vielleicht tut es ihm gut, hier bei uns auch mal seine "dunkle" Seite ausleben zu dürfen.

Hermann Finkelsteen – 24.01.2017 07:43
"handgefilzte Waldorfburka packen..." Niederhausen ist ein Geistes Taliban. Es gab eine Zeit auf diesem Planeten, da waren die Taliban und Anthroposophen sich in einer Sache einig, den Fussball als etwas Böses anzuschauen. Und auch sonst noch gibt es den gleichen Fanatismus und Autismus bei beiden Gruppen. Das schreibe ich nachdem der Schatz bei Eggert von meinem höheren Selbst gelesen wurde. Gruselig und dann die Mädchenbücher im Geiste....aber ich erlaube mir kein Urteil über diese Bücher.

mischa – 24.01.2017 08:01
Zu die Mädchenbücher hätte Niederhausen einen guten Psychotherapeuten, weniger als Seelenklempner, sondern als Coach zu Rate ziehen können. Und auch zwei guten Lektoren, die den ganzen - eigentlich inflationären- Sehnsuchts- und Seelenstoff auf nicht mehr als 400 Seiten zusammendestilliert hätten.
Es gibt bei solchem Stoff immer die Frage: In wie weit ist dies eine Eingeweide-Schau, ein Exhibitionismus eigenen Seelengekröses... und was daran hat eine allgemeingültige Resonanz mit der übrigen Menschheit, solche Gedanken als Beispiel einer Selbstsuche öffentlich auszustellen.
Wie ich schon sagte, ich hätte solche Gedanken nicht öffentlich kommuniziert, sondern?
Ich hätte versucht, sie in eine Metamorphose zu überführen, und dazu hätten solche Gedanken aus der Isolation des Monologs herausgemußt - aber nicht gleich an die "breite" - wie man so sagt - Öffentlichkeit. Freunde, Freundinnen, Lektoren, ein passender und verständnisvoller Psychotherapeut, das hätte ich Niederhausen hinsichtlich seiner Mädchen-Meditationen gewünscht.
Wo Niederhausen Holger sich auch solchen Gedanken, wie sie Stephan Birkholz dazu äußert, sich in einer Selbstprüfung zu stellen gehabt hätte. "Was idealisiere ich denn da? Was kompensiere ich damit? Was darf ich erwarten? Wo ist hier die Kluft zwischen der Realität und dem meinem individuellen Anspruch an die Welt? Was ist banal daran, was ist wertvoll, was verschroben?" usw.
Das kritische Gespräch scheint wirklich übergangen worden zu sein. Es ist daher im Autor auch kaum verinnerlicht: In seinen Selbstgesprächen gibt es offenbar kaum mal einen Advocatus Diaboli. Einen Anwalt der mannigfaltigen Gegenansichten.
Niederhausen "durfte" vielleicht zuviel? Bei gleichzeitiger Vereinsamung?
"Der Schrei nach Liebe", der bei Menschen wie Klaus Kinski viel direkter, weil ohne Ideologie geschrien wurde, Kinski polarisierte ja auch, überreagierte direkt und empfindlich und ..hilflos .. wird bei Niederhausen tatsächlich Grundlage einer erstarrten Kompensation.
In diesen Tagen wird bei fast allen Menschen, die Anthroposophie in irgend einer Weise als Kompensation eines schwach ausgebildeten Ego nutzen, diese "Anthroposophie" fast folgerichtig zu den weiteren Kompensationen hinführen, die das Netz so bietet mit "bewußt tv", "kopp verlag" usw.
Die Monologe der Mädchenbücher sind ein Schlüssel zu Niederhausens Seele und Person, und sie zeigen die Problematik seines isolierten Rufens: "Ich bin ein zu liebender!" - Wo der Monolog und der Dialog - nur konsumiert werden, der Autor mit der Nabelschnur unterwegs ist, eine ihm genehme Steckdose für seine Nabelschnur zu finden... was dann im seelischen Konkurs-Geschehen zum "sich reiben wollen, sich endlich wieder zu spüren"... Niederhausen übergriffig werden läßt.
Er sucht, eher unbewußt, im Ereigniswunsch, daß seine immer enger werdende Fruchtblase platzt, den Dialog, die Reibung. Natürlich nie inhaltlich, sondern nur konsumierend "als intensives Gefühl". Das Problem ist, daß sein Manko mit den Minengürteln und Stacheldrahtverhaus einer durch Verschwörungs-Lehren - martialisch - gewordenen Ideologie eingepanzert ist.
Das ist allein seine Sache. Wer da von außen öffnen möchte, wird nur verletzt.
lg, mischa

Reines Wahrnehmen und Denken

Die Seele erlebt immer unendlich viel. Selbst da, wo der Mensch gar nicht mehr weiß, dass er eine Seele hat – und dass er ein Seelenwesen ist. Wer weiß das denn heute noch? Und wer findet dieses Mysterium wieder? Und doch erlebt die Seele fortwährend. Wenn sie ihre eigenen Kräfte, die in dieser ganzen Welt des Denkens, Fühlens und Wollens liegen, ganz rein machen könnte, dann würde sie die Welt erleben, wie sie wirklich ist, bis in all ihre Tiefen. Je reiner die Seelenkräfte sind, desto reiner dringt die Wahrnehmung zur Seele durch – und desto reiner sind dann die sich dem hinzu-gebenden Gedanken und Empfindungen. Es sind dann nicht mehr ,eigene‘ Gedanken und Empfindungen, sondern es sind solche, die in der reinen, unbewegten Seele von dem, was ihr begegnet, ausgelöst werden, so wie der Wind den Halm bewegt und dieser die Bewegung des Windes wiederspiegelt. Dafür muss die Seele aber rein sein – rein wie Schnee, biegsam und hingegeben wie der Halm. Die reine Seele würde die ganze Welt in ihre Empfindungen aufnehmen, und was dann in ihr lebt, ist das Erkennen der Welt, wie sie ist, in aller Tiefe, in aller Wahrheit, in aller Größe, in aller Schönheit, in aller Hässlichkeit, in jedem kleinsten Detail, noch im Unbeschreiblichen, in dem, was nur noch erlebt werden kann, ohne beschrieben werden zu können. Das wäre das Mysterium der reinen Seele, die ihre innere Empfindungsfähigkeit und Berührbarkeit und die ihr gegebenen Kräfte des Denkens, Fühlens und Wollens so rein gemacht hätte, dass sich ihr Unendliches offenbart. So, wie der Schnee und die weiße Farbe alles aufnehmen, wirklich alles, so wäre auch die reine Seele eine heilige Innenwelt, die alles aufnimmt, erlebend, empfindend, erkennend – und in der Innenwelt ersteht die Außenwelt auf, in ihrer ganzen Wahrheit – im Erleben, im Empfinden, im Gedankenweben, im Erkennen, diesem heiligen Mysterium.

Ich sage nicht, dass ich eine reine Seele habe. Doch mit dem, was ich habe und was sich so still und so schweigend und so frei von allem Persönlichen wie nur möglich dem zuwendet, was da geschrieben worden ist in dieser Nacht und an diesem Morgen, sehe ich, dass all diese Worte vor allem drei Kräfte enthalten. Ich erlebe Spott, Abwehr und Seelendeutung, also die feste Überzeugung, bis ins Detail, wie meine Seele ist (wie sie „funktioniert“, wie sie „gestrickt ist“). Und ich erlebe ein unendliches Überschreiten von Grenzen, in mein eigenes Wesen hinein, durch Urteile und Urteilende, die absolut sicher sind, mich unendlich gut zu durchschauen, ausdeuten zu können, alles von mir, meine „Mädchenbücher“, mein ganzes Wesen – und die nicht den leisesten Zweifel hegen, dass ihre Deutung möglicherweise falsch sein könnte, völlig falsch vielleicht, unrecht, ein wirkliches Vergehen, ein Vergehen gegenüber dem Heiligtum des anderen Menschen, dem Heiligtum seines Inneren, seines wahren Wesens. Das ist es, was ich an ihren Worten vor allem erlebe – Spott, Abwehr und Seelendeutung.

Ich bräuchte mich nicht zu rechtfertigen, ich bräuchte dies alles überhaupt nicht zu erwähnen, wenn es mir nicht immer wieder um diesen einen Punkt gehen würde: dass es in unserer Zeit die Aufgabe der Menschen, der Seelen ist, sich ihrer selbst so innig bewusst zu werden, dass die Seele wirklich und in tiefstem Sinne zu erleben beginnt, nicht leibgebunden, sondern als Seele. Dass die Innenwelt wirklich beginnt, eine Welt zu werden – und sich selbst zu erkennen, als eine Welt, und dass dann ein bewusstes Erleben des Seelenwesens ,Mensch‘ beginnt. Dann ist es wirklich die Seele selbst, die erlebt – nicht mehr durch den Leib vermittelt und sich als Leib verstehend, sondern sich wirklich als Seele erkennend. Man kann auch sagen, dass das Ich als heiliges Zentrum und Kern der Seele immer mehr lernt, dieses wahre Innen-Erleben zu finden. Das wirkliche Empfinden der Welt – nicht gegeben, sondern da ist die Welt, da sind die Empfindungen, da ist im Inneren die innerlich wiederauferstandene Welt, und da ist das Erkennen, wer das eigentlich tut und vermag, nämlich die Seele, die eine absolute Realität ist. So die eigentliche Realität des Wesens ,Mensch‘ zu finden, das ist die allerwichtigste Aufgabe in Gegenwart und Zukunft.

Ich werfe es den Menschen nicht vor, was sie tun, denn das Sichtbarwerden ist schon Vor-Wurf genug, selbst gesprochene Worte kann man sich selbst und seinem eigenen Gewissen immer wieder vor-halten – und die reinsten Kräfte in der Seele führen dazu, dass man gar nicht urteilen muss, weil schon in jedem Geschehen selbst sein eigenes Urteil liegt. Die reinsten Kräfte der Seele, die unmittelbar mit einer höheren Welt verbunden sind, finden immer das wahre Urteil. Sie sprechen es nicht selbst, sie finden es – und die Seele empfindet es, sie empfindet die Wahrheit.

Dennoch möchte ich nun zu jeder Äußerung kurz etwas sagen – dies ist mein gutes Recht, denn all diese Worte beziehen sich auf mich. Ich tue dies, damit man auch diese Gedanken zur Kenntnis nehmen kann, um dann seine Urteile zu bilden, wenn man das muss. Das reine Denken und das reine Fühlen soll so sein wie ein Halm im Wind – und ich hoffe, dass die Seelen der Menschen dies lernen werden, dass sie vor allem lernen werden können, dies zu lieben, dieses Sich-Befreien von dem Allzupersönlichen, was zu Spott und unrechten, bis ins Persönliche gehenden Urteilen treibt. Das Sich-Befreien der Seele von diesem Allzupersönlichen, das eben auch gemein, niedrig, rachsüchtig, hochmütig, spottend und so vieles andere werden kann, ist etwas Wunderschönes, und in jeder Seele gibt es einen Ort, wo die Sehnsucht nach dieser Reinheit und dieser Befreiung lebt. Diesen Gedanken stelle ich allen meinen Büchern immer wieder voran. Es ist mir egal, was man über meine Bücher denkt – insofern, dass ich niemanden dazu bringen will, anders darüber zu denken, als er es tut, es sei denn, er will mich selbst dazu anhören. Dennoch werde ich immer versuchen, deutlich zu machen, was das Wesen meiner Bücher ist und wo man ihnen Unrecht tut. Denn es ist mir nicht egal, was man über sie denkt – insofern sie zutiefst mit dem zu tun haben, was ich auch hier in Worte zu fassen versuche. In diesem Sinne möchte ich also nun auf jede Äußerung kurz antworten.

Meine eigenen Antworten

„184 Seiten autobiographische Vergangenheitsbewältigung...“

Weil ich im Vorwort meines Buches über die Mädchen schrieb, meine Seele trug, solange ich mich erinnern kann, ein tiefes Ideal in sich von dem, was ein Mädchen ist? Es muss niemand dieses Erleben teilen. Ein Ideal ist aber nie etwas Persönliches, es kann ins Persönliche gezogen werden, aber das ist etwas anderes. Umgekehrt sagt Rudolf Steiner, dass Ideale in Zukunft immer mehr vom wahren Wesen der Individualität (die eine Beziehung zum Christus-Wesen hat) durchdrungen werden müssen, um nicht abstrakte Ideale zu bleiben oder sogar zwingende Dogmen zu werden. Ideale sind der Reichtum der Seele – um so mehr, je mehr das Geheimnis der Individualität sie durchleuchten kann. Ich bin in meinem Buch „Von den Mädchen“ dieser Spur gefolgt – der Spur des Ideals. Es leuchtet gewissermaßen aus der geistigen Welt in die irdische hinein, ohne irgendeinen Zwang auszuüben. Aber die Seele kann es erleben – wenn sie will und wenn sie es kann. Ich habe mit dem ,Romantisieren‘, dem magischen Idealismus von Novalis ernst gemacht, jenem Tun der Seele, durch das sich ihr erst die wahre Wirklichkeit offenbart, bis in das Heilige hinein.

„Weißt ja, mit die Krankenschwesterchen aus dem Mädchen-Salong...“

Ich verstehe nicht, wie man mir ausführlich spottend geheimen Sex, Alkohol und Rechtsradikalismus anbieten kann, um nur wenig später „das mit den Mädchen ... eine schöne meditative Betrachtung“ und darin „schöne Gedanken“ zu finden. Wieso muss man dann spotten, wie vereinbart sich das? Und wie heilig hält man dann selbst das Weibliche, wenn es zumindest auf diese Weise dem eigenen Spott dienen muss? (Und wieso bietet man mir Höcke und Dugin an, wenn ich mich deutlich gegen jeden Rechtsradikalismus abgrenze und mein Bekenntnis zu linken Positionen so deutlich mache wie nicht sehr viele andere?).  

„Das Buch ist bevormundend und inquisitorisch bis in den letzten … Buchstaben hinein.“

Weil ich über so etwas wie ,Germanys next Topmodel‘ nur erschüttert sein kann? Stefan Birkholz hat nicht einmal verstanden, dass ich nicht die Mädchen „dämonisiere“, sondern versuche, erlebbar zu machen, wie die Medienwelt diese Mädchen benutzt. Ich beschreibe sie als Opfer dieser Medienwelt – und zwar allgemein, egal, ob Mädchen das sogar wollen. Nein, ich würde kein Mädchen „am liebsten in eine handgefilzte Waldorfburka packen“. Wie böse (weil entstellend und lügend) können Gedanken eigentlich noch werden? Warum schreibt dieser Mensch, dass „all mein Geschreibsel“ „deutlichste faschistoide, totalitäre Züge“ habe? Weil ich überhaupt Gedanken habe? Oder weil diese nicht verstanden werden...

„...werden Ideale in die Zukunft hinein im Sinne eines Werdeprozesses entwickelt“

Ja, aber das Werden ist kein Naturgeschehen – sie können auch immer mehr verlorengehen. Und das tun sie, wenn die Seele sich stattdessen mit Oberflächlichkeit, Abgeklärtheit, Genuss, Selbstbezug und Spott erfüllt. Auch an dieser Stelle verurteile ich niemanden, zwinge niemanden zu irgendetwas und erwarte nichts – ich sage nur, was die Tatsachen sind, die wir alle in der Welt beobachten können. Wir sprechen hier von den realen Aufgangskräften der Seele – und von einer Welt, die diese nicht ernst nimmt, oft nicht einmal kennt. Ich tue nichts anderes, als Versuche zu machen, diese Aufgangskräfte zum Erleben zu bringen. Nicht einmal von dem Eggert-Blog erwarte ich etwas – außer dass man sich nicht mit einer Anthroposophie in Verbindung bringt, wenn man ihre Grundvoraussetzungen nicht einmal achtet und geradezu besinnungslos auf jemanden einschlägt, der darauf hinweist. Wenn wenigstens Gedanken kämen, die versuchen würden, nachzuweisen, dass man doch zum Beispiel das Rosenkreuz sehr wohl ganz nach Belieben entstellen und benutzen darf, auch wenn man sich als Anthroposoph oder zumindest der Anthroposophie irgendwie nahestehend versteht, oder dass das absolut nebensächlich und unwichtig ist und das ,Heilige‘ sich nicht an solchen ,Lappalien‘ festmacht... Es geht mir um die Wahrhaftigkeit, die für die Anthroposophie (und für alles Menschliche) essentiell ist. Und wo ist das Heilige – wenn man einen anderen Menschen für seine Äußerungen triefend verspotten und sogar verleumden muss, ohne einen einzigen Gedanken dagegen zu setzen oder sein Menschsein wie das eigene heilig zu halten? Keine Zeit dafür? Oder erst noch im Werden? Was ist der Grund...

„...ist das fixierte Verhaften an Urbildern eine reine Regression“

Ich glaube, hier liegt ein grundlegender Unterschied im Verständnis. Urbilder muss man überhaupt erst einmal haben, bevor man darüber sprechen kann, ob etwas dies oder jenes ist. Und wer beurteilt dann, ob etwas fixiert oder frei im besten Sinne ist? Wird mir jetzt verboten, überhaupt Urbilder zu haben? Wünschen wir uns eine Welt ohne Urbilder? Eine Welt ohne Märchen? Eine Welt ohne Ideale? Ich glaube, in diesen Worten liegt ein Nicht-Wissen, was Urbilder wirklich sind.

„Holger Mädchenhausen“

Das ist eines der Muster, mit dem die Seele das innere Heiligtum eines anderen Menschen übertritt, der Name steht stellvertretend für den ganzen Menschen – wird er entstellt, so wird der Mensch selbst entstellt. Das innere Wesen des anderen Menschen als unantastbar zu heiligen, beginnt beim ,Geheiligt werde dein Name‘. Jemandem den Namen zu nehmen oder ihn zu pervertieren, war immer das Mittel, ihn zu einem Objekt zu machen – zu einem Spottobjekt oder schlimmer. Dass auch hier das Mädchen gleich mitverspottet wird, wird wiederum nicht empfunden – es scheint auch egal zu sein. (Nur als Anmerkung: Nein, ich bin nicht der anonyme Schreiber und weiß auch nicht, wer dies ist. Dennoch hat Michael Eggert später diese Vermutung wie eine Sicherheit übernommen. Auch das ist für mich eine Frage der Reinheit der Seele).

„Niederhausen ist ein Geistes Taliban“

Das schrieb jemand, nachdem er meinen „Schatz auf dem Eggert-Blog“ gelesen hatte. Also wenn ich etwas schreibe, was im Element der Satire lebt, dann bin ich ein Geistes-Taliban? Und möglicherweise auch sonst? Wer aber all diese Äußerungen über mich macht – was ist dieser? Ein freiheitsliebender Humanist, der sich von dem alles erdrückenden Dogmatismus dieses Geistes-Taliban befreien will? Und was ist mit den Mädchen? Ich glaube, die Taliban gehen ganz anders mit den Mädchen um als ich – in Gedanke, Empfindung und Tat. Die Taliban haben eben kein Urbild, sondern nur ein Dogma. Das Urbild lebt in dem Ideal, aber es zwingt niemanden. Es könnte aber eine Zeit kommen, in der es den Menschen verboten wird, Ideale zu haben...

„...ein passender und verständnisvoller Psychotherapeut“

Dann kommt dieser lange Kommentar, wo bis ins Einzelne in meine vermeintliche Seele hinabgestiegen und hineingedeutet wird. Obwohl derselbe Mensch vorher „schöne Gedanken“ gefunden hatte, setzt er dann ganz auf das Urteil, das alles sei eine „öffentlich ausgestellte Selbstsuche“. Ich hätte einen „verständnisvollen Psychotherapeuten“ gebraucht, durch den ich mich auch solchen Gedanken „zu stellen gehabt hätte“, wie sie die „Egoisten“-Blogger formulieren: Was idealisiere ich da? Was kompensiere ich damit? Wo ist die Kluft zwischen Realität und meinem Anspruch an die Welt? Was ist banal daran, was ist wertvoll, was verschroben? – Ich frage mich: Wer ist denn diese Überinstanz, die das alles beurteilt, damit ich mich fortan danach zu richten und mich dem zu beugen habe? Kommen all diese Aussagen wirklich von einem freiheitsliebenden „Egoisten“? Oder fordern sie nur eine „Selbstprüfung“, die eine erwünschte „Fremdprüfung“ gewesen wäre? Denn offenbar können sie sehr wohl beurteilen, was „Eingeweide-Schau“ und „Exhibitionismus eigenen Seelengekröses“ ist. Als ob niemals Menschen geschrieben haben, ohne „eigenes Seelengekröse“ in ein Buch hineinzubringen! Oder gilt für die „Egoisten“: je idealisierter, desto krösiger? Was ist der Maßstab? Wer beurteilt dies alles? Und wer verabsolutiert dieses Urteil dann, mit der völligen Sicherheit, dass die eigene Deutung richtig ist?

Aber die Deutung geht noch weiter. Zuletzt bin ich jemand, der einfach nur „nach Liebe schreit“ – und selbst hier war dieser Schrei bei z.B. Klaus Kinski viel direkter, unideologischer und damit sympathischer. Bei mir wird dieses Hineingedeutete dagegen nur zur „Grundlage einer erstarrten Kompensation“. – Hier haben wir es also voll ausgeführt: Die psychologische Deutung, in der jeder Mensch sich offenbar für einen Experten hält und die Berechtigung dazu gleich mit in seinem Besitz empfindet. Natürlich – einen Menschen, den man nicht kennt, kann man leicht derart zum Objekt machen. Viele tun das sogar mit Menschen, die sie kennen. Und doch wird in jedem solcher Momente das Heilige des individuellen Menschen unendlich verletzt. Denn das heilige Wesen des einzelnen Menschen kann man nicht kennen – nicht in dieser Weise und nicht mit solchen Gedanken. Es ist selbst ein Übergriff. Immer.

Und dann wird mir zum Beispiel noch vorgeworfen, in meinen „Selbstgesprächen“ (dem Kontext nach ist noch immer mein Mädchen-Buch gemeint!?) gebe es offenbar kaum mal einen Advocatus Diaboli, einen Anwalt mannigfaltiger Gegenansichten. Nun – ein Autor hat immer das volle Recht, seine Bücher zu schreiben, wie er will. Er kann bedingungslos idealisieren, und er kann in nüchternster Weise argumentieren. Aber dass ich nicht fähig wäre, in gründlichster Weise alle möglichen Ansichten abzuwägen, zu prüfen, zu betrachten und mich abgewogen zu äußern – das können wirklich nur die behaupten, die mich nicht kennen. Selbst auf meiner Webseite, mag sie oft so scharf sein, wie sie will, kann man das regelrecht studieren. – Aber die Deutung geht dann ohne jede Scheu weiter: „Niederhausen ,durfte‘ vielleicht zuviel? Bei gleichzeitiger Vereinsamung?“ Ich sei „mit der Nabelschnur unterwegs“, immer auf der Suche danach, mich irgendwo zu reiben und dabei übergriffig zu werden.

Schlussgedanken

Ich kann es wirklich nicht verstehen, wie solche Übergriffe auf irgendeinen Menschen möglich sind. Ich weiß natürlich, dass die Welt voll davon ist, auch die Welt jener Menschen, die mit der Anthroposophie in Berührung gekommen sind. Aber wie kommt es, dass jene Menschen, die mir selbst all diese Dinge an den Kopf werfen, nicht erkennen, wann und wo ich etwas schreibe? Auf meine vermeintlichen politischen Ansichten haben sich alle gestürzt wie die Geier, in meiner Seelenverfassung haben sie herumgewühlt wie die Maulwürfe, aber dass es mir um das Heilige geht, das hat niemand aufgegriffen – es sei denn mit dem Totschlaghammer, ich sei „der geborene Inquisitor“. Nun, dann bin ich es in den Augen derer, die mich so sehen, eben. Ich bin es ja schon dadurch, dass ich meine Stimme erhebe – selbst das ist schon zu viel.

Dabei sage ich nur, was in meiner sicheren Überzeugung die Grundbedingung der Anthroposophie oder auch jeglicher Seelenverwandlung hin zu einer wirklichen Zukunft der Menschheit ist. Und ich habe auch nur gesagt, dass die Pervertierung des Rosenkreuzes ein massiver Grenzübertritt der Seele ist. Aber all dies ist schon zu viel – gegen all dies erhebt sich sofort ein Sturm aus Abweisung, Spott, Verleumdung und Verzerrung. Das darf nicht gesagt werden. Die „Egoisten“ müssen Recht haben, die absolute Avantgarde sein, ein zutiefst humaner Blog und noch alles andere, was sie sich beilegen mögen. Ich aber bin der ewige – und nun kommt ebenfalls alles, was sie mir beilegen mögen. Selbst meine eigenen Bücher darf ich nicht so schreiben, wie ich es tue, ohne dass sie mir wiederum alles Mögliche beilegen, in mein Innerstes hineindeuten und ihrerseits „Nabelschau“ im Heiligtum eines anderen Menschen betreiben. Wo ist bei ihnen der Advocatus angeli: Könnte es sein, dass du dich grundsätzlich irrst? Könnte es sein, dass du dies gar nicht darfst? Dass du verbotenerweise in etwas Heiliges eintrittst, etwas, was du selbst heilig halten solltest?

Das Schlimme ist auch, dass all diese Deutungen in diesem Fall von einem Menschen kamen, der sich selbst als empfindsam bezeichnet, auch wenn er empfiehlt, von einem „Weichei“ zu einem „Medium-Ei“ zu werden. Ich könnte jetzt auch Vorstellungen und Gedanken darüber bilden, warum gerade ein solcher Mensch so mit mir oder überhaupt einem anderen Menschen umgeht. Aber ich tue es nicht, weil sich meine eigene Seele dagegen wehrt – sie will es nicht. Sie will mit Menschen nicht so umgehen.

Und das – diese innere Haltung einer real wachsenden Reinheit, die ich nicht für mich in Anspruch nehme, sondern die als Sehnsucht wirklich in jeder, jeder einzelnen Seele lebt –, das versuche ich, in meinen Büchern in Worte zu fassen, in gewisse Wege zu kleiden. Die Menschheit kann nur nach einer immer mehr wachsenden inneren Reinheit streben – oder sie wird untergehen. Und dann sind nicht allein die Trumps, Putins, Dugins oder Merkels, Gabriels, nicht die Assads, Gaddafis, Husseins und all die Osamas schuld, sondern wir alle. Wir alle. Es wird nicht gesehen, wie groß diese Kräfte sein müssen, die nicht von selbst „werden“, sondern die errungen werden müssen. Ich zwinge die Welt nicht zu diesen rettenden Kräften, ich versuche, sie erlebbar zu machen. Und wenn in meinen Büchern immer wieder auch die Gestalt des Mädchens vorkommt, so kommt dies daher, weil das Mädchen nicht bloß etwas „Autobiografisches“ ist, sondern ein Urbild. Wo ich ,idealisiere‘, gehe ich mit Novalis, zugleich aber auch mit ungezählten anderen, die die Realität des Ideals kannten. Es liegt am Leser, sich von lebendigen Idealen berühren zu lassen – oder zu spotten. Ich denke mir die Bücher nicht aus – sie gewinnen Leben. Leben, das anderes Leben berühren kann, wenn dieses andere Leben sich berührbar macht... Einmal nachts in einen Link hineinzuschauen, genügt dafür nicht.

Das Mädchen, als Urbild und als ein Ideal, ist mir heilig. Wenn dies das „Persönliche“ sein soll, dann ist es so. Ich glaube nicht, dass ich damit allein bin.

Letzter Nachtrag

Die Kommentare auf dem Eggert-Blog wurden danach noch schlimmer, absurder und sich-selbst-rechtfertigender. Es ist dort nicht der geringste Ansatz vorhanden, das seelische Erleben zu finden. Dies beginnt beim Lesen, bei der Art des Lesens. Der abstrakt gewordene Intellekt und offenbar auch die "Egoisten"-Blogger kennen nur eine Art des Lesens: Schnell-schnell, nach Informationen rastern und das Eigene immer mitschleppen. Sobald sie etwas gelesen haben, sprudelt neuer Hohn hervor. Das Stille, das Heilige, das Sich-von-sich-selbst-Befreiende ist ihnen fremd – und damit auch das Ur-Erlebnis der Begegnung. Der verborgene Schatz...