26.01.2017

Ein Fazit zu den „Egoisten“

Eine Bilanz nach Tagen der Auseinandersetzung.


Inhalt
Das Böse und die Hobbits?
Kassandrahafte Besserwisserei?
Vergangenheit und Zukunft


Das Böse und die Hobbits?

Es ist nicht zu erwarten, dass die „Egoisten“, die mich in den vergangenen Tagen verspottet und herabgewürdigt haben, ihre politischen Anschauungen oder ihr Verhalten ändern werden. Ich habe in meinen letzten Aufsätzen gezeigt, dass ihr Zerrbild meiner politischen Anschauungen nur ihren eigenen Köpfen entspringt.

Sie mögen mich weiterhin für einen Putin-Freund halten. Ich bin in Wirklichkeit nur ein Kritiker ihrer eigenen Einseitigkeiten. Wenn sie das Sandkastenspiel weiterspielen wollen und immer noch behaupten, ich sehe Putin zu beschönigend – dann sage ich: Warum erwähnt ihr die Islamisten nicht? In Syrien geht es nicht mehr um Pro oder contra Assad und den bösen Putin, sondern um die Frage, gegen wen da gekämpft wird. Es geht um die Frage, wie sehr die „Egoisten“ genau dem aufsitzen, was sie anderen vorwerfen: Blindheit, isoliertem Blick und zweierlei Maß.

Dass ein Mensch mit innerer Beziehung zu Russland (Mischa Butty) die Diskussion dahingehend prägt, dass Putin die Ausgeburt des Bösen sei (und alle, die das nicht sehen, seine blinden Sklaven, die allwissenden und übelst herabwürdigenden „Egoisten“ aber friedliebende „Hobbits“, was für eine Anmaßung!), mag ja noch verständlich sein. Auch, dass jemand wie Eggert sich mit Feuereifer auf die esoterisch-schwarzmagischen Hintergründe eines Ideologen wie Dugin stürzt und diesen Gedankenstrang weiter entfaltet. Aber dass vor diesem Hintergrund dann weder das grauenhafte Wüten der Islamisten noch die Doppelmoral und Visionslosigkeit des Westens (gerade auch innenpolitisch und global) irgendwie thematisiert werden, zeugt schon von einer Verengung der Sichtweise.

Über Kleptokraten, Fake News, das zunehmende Chaos und rechte Ideologen sind sich sicherlich die meisten Menschen ziemlich einig. Es stellt sich nicht die Frage, wie schlimm dies alles ist. Es stellt sich aber die Frage nach jenen Kräften, die hier etwas entgegensetzen können. Der Eggert-Kreis wird dann schwarz-weiß und betont also das Denken in Gut-Böse-Kategorien: Die Demokratie muss sich verteidigen, aufwachen gegenüber Putin, sich wehrhaft zeigen, dem Trickster nicht auf den Leim gehen. Ich weiß nicht, was die „Egoisten“ damit zum Ausdruck bringen wollen. Etwas anderes als weitere Truppenverlagerungen der NATO an ihre Ostgrenzen? Etwas anderes als Konfrontation und Hinsteuern auf einen dritten Weltkrieg? Was genau wollen die „Egoisten“ uns sagen?

Kassandrahafte Besserwisserei?

Oder blicken sie nur hasserfüllt auf jene, die als Querfrontler im weitesten Sinne über die Niederlage Hillary Clintons und der abgewirtschafteten Politikkaste frohlockten, ohne sich die Gefahr eines Trump annähernd zu realisieren? Ich glaube, noch nie hat jemand gut daran getan, Skylla und Charybdis gegeneinander auszuspielen. Die „Egoisten“ mögen deutlich fühlen, was in den nächsten Jahren verlorengehen könnte – der bloße Fortgang des Bisherigen wäre aber auch keine Lösung gewesen. Möglicherweise verstehen sich die Machtmenschen Trump und Putin ausgezeichnet, auch was das russische Öl angeht – aber möglicherweise verhindert dies einen Weltkrieg, den es unter Hillary Clinton vielleicht hätte geben können. Geopolitik bleibt es immer. Zwischen zwei schlechten Alternativen gibt es keine einzige gute Lösung. Manchmal nicht einmal ein eindeutiges kleineres Übel. Wenn die Enge zwischen Skylla und Charybdis so groß wird, bleibt nur ein Neuanfang – und das ist das, was ich betone.

Ich weiß nicht, wo die „Egoisten“ hinwollen – ob sie irgendeine Vision haben. Die gute, alte, friedliche Demokratie? Da kann ich mit ihnen in ihrem Wortlaut sagen: Die ist mit der Linken gestorben. Sie werfen mir Uraltdiskussionen vor – und merken gar nicht, dass sie auch nicht mehr in den Händen haben. Es sei denn, sie springen auf den Zug der Macht- und Geopolitik auf und tönen: Wir sind die Guten, und den Feind kennen wir auch. Also mit Gewalt auf die Halsschlagader, eine andere Sprache versteht die böse Welt nicht mehr. – Oder greifen sie nur die blinde Querfront und ebenso blinde Anthroposophen an, weil die ja ganz im Sinne der russischen Trolle die westlichen Demokratien und das Vertrauen in diese von innen zerstören?

An dieser Befürchtung mag etwas dran sein, aber das kassandrahafte und zugleich besserwisserische Wüten hilft da nichts. Menschen haben Anschauungen und Überzeugungen. Ein Daniel Ganser geht bestimmten Fragen nach, die er wichtig findet, und unzählige Leute tun dasselbe: Sie gehen Fragen nach, die sie wichtig finden. Das Misstrauen gegen die Politiker und ihre Politik ist nicht irrational, es ist durch unzählige Ereignisse der Vergangenheit begründet. Dass das Glas, gemessen an der Alternative, vielleicht noch immer halb voll ist oder mehr als das, ist eine andere Frage. Und es hängt davon ab, auf welche Alternative man schaut. Wenn man wie das Kaninchen auf die Schlange nun auf Trump starrt und sagt: „Da habt ihr eure Alternative!“, bleibt man besserwisserisch und zutiefst urteilend. Ein Daniel Ganser aber kritisiert nicht das Establishment, um einen Trump herbeizubeschwören. Das ist nur die Folge, weil es keine andere Alternative gab. Aber genau darum geht es – Kräfte zu erringen, durch die in der Welt dasjenige wächst, was einst Alternativen hervorbringen wird, Alternativen, die so machtvoll sind, dass sie es mit Kleptomanen, Plutokraten, Machtmenschen und sogar dem Bösen selbst aufnehmen können werden.

Die „Egoisten“ kritisieren die Dummheit der Menschen, die sie zu sehen vermeinen. Aber sie tun selbst nichts, als die Niedergangskräfte zu verstärken – auf ihre Art. Sie weisen vielleicht auf manch wichtige Erkenntnis hin – aber sie decken andere zu, und sie arbeiten nicht an Aufgangskräften. Diese liegen nach wie vor nur im Inneren, und erst wenn sie dort errungen wurden, können sie äußerlich die Welt wahrhaft gestalten.

Der Spott geht weiter – nach unten offen

Die neueste Meldung von Mischa Butty:

mischa – 26.01.2017 12:43
Wenn die "Egoisten" ein sackböser Haufen wären, und ich ein feiner reiner Sankt Mädchen-Michael, auch dann würde ich nur bis zu drei Empörungs-Artikel posten, mich dann andren Themen zuwenden. Er hat Pi Arr (PR) Probleme, und eine Art Schaffenskrise.
Und jetzt laufen, man nennt die Stiegenhaus-Keifen ja auch "Hausdrachen", die Drachen mit "Leserbriefen" dort auf.
Eine Erziehungsberechtigte hatte einst die 112 angerufen, und wollte mich einweisen lassen, weil ich in der Badewanne rauchte, ein Bier trank und Bob Dylan auf dem Cassetten-Recorder dazu hörte. Nun, liebe Brüder und Schwestern, irgendwie erinnert mich das Gezeter des Niederhäusleins und der Hausdrachen (die ihm Marzipanherzen und Röslein rot senden) die dort jetzt zur Drachenparade aufmarschieren an meine Teenager-Zeiten.
Weil sich "die Egoisten" offenbar auch noch sympathisch finden, geht diese unselige Seite im "Wir-Gefühl" der atavistischen Gruppenseele unter. 112! Einweisen lassen. Das geht zu weit. Zwangsjacke.
Wahnsinn. Oder wie heißt das in "Neusprech"? "Leider geil..." .. :-))
in melacholischer zarter amüsiertheit ...
mischa

Ich habe eher das Gefühl, dass „mischa“ in dem Moment ein PR-Problem hatte. Betont ruhig muss er sich jetzt hastig und eilig vergewissern, dass das Wir-Gefühl noch besteht, dass er noch den Rückhalt aller hat. Er muss ihn herbeischreiben, durch neuen Spott, neue Herabwürdigung – nun auch anderer Menschen, die er unmittelbar mit „Drachen“ gleichsetzt, während er von seinen eigenen „lieben Brüdern und Schwestern“ spricht. Sich der Sympathie vergewissern und gemeinsam auskeilen. Übertreiben, lächerlich machen, mit einem Teenager-Erlebnis vergleichen, wodurch die Pathologie sofort deutlich wird. Dann noch eine coole Neusprech-Übersetzung der eigenen momentanen, höhnenden Seelenstimmung. Und schließlich noch eine letzte Zuspruch-Heische, die ohne das Melancholische, Zarte dann auch nicht auskommt. Wie billig ist das denn? Selbst wenn es ganz unbewusst wäre – es ist so erschütternd offenbarend... Es bestätigt eins zu eins das, was die Schreiberin des Briefes zum Ausdruck brachte.

Man kann nur gratulieren, dass diese Handvoll „Egoisten“ sich so sympathisch sind – und dass mischa das als Konzertmeister so gut in der Hand hat. Dann werden sie also weitermachen – mit Spott, mit Herabsetzung, mit Schulterschluss und Wir-Gefühl, und mittendrin dieser einst (nach eigener Aussage) so schüchterne Mischa, der jetzt gelernt hat, ein Medium-Ei zu sein und auszuteilen wie alle anderen Stammtisch-Seelen.

Vergangenheit und Zukunft

Menschen, die so gestrickt sind, werden noch einen langen Weg gehen müssen, um die Selbsterkenntnis zu erringen, die sie von anderen fordern (oder sie ihnen groß- bzw. hochmütig „wünschen“). Dieser Mischa, der so salbungsvoll behauptet hat, ich hätte als Mensch kommen können und wäre als Freund aufgenommen worden – er weiß nicht mal, was Freundschaft ist, wenn er nicht selbst gebauchpinselt und in dem „Wir“ fortwährend bestätigt wird. Das, was Menschen in ihrem nicht reinen, sondern von lauter Gefühlen geprägten Denken über Andere äußern, spiegelt eben immer wieder nur sie selbst. Sogar Ingrid hat ihm das gesagt – reagiert hat er darauf nicht.

Ich habe weder eine Schaffenskrise noch ein „PR-Problem“ – ich gehe nur auf das ein, was an Urteilen so alles aufsteigt. Warum tue ich das? Um die Haltlosigkeit dieser Urteile erlebbar zu machen. Da diese Urteile willkürlich, ohne Zusammenhang mit meinen ursprünglichen Aussagen und auch ohne Zusammenhang miteinander, dazu immer vermischt mit einem unendlich selbstgewissen Hohn, auf der „Egoisten“-Seite zusammenfließen, hat man zwei Möglichkeiten: Es von Anfang an nicht zu beachten und nicht ernst zu nehmen – oder darauf zu erwidern, dann aber gründlich, weil die genannte Kombination ein einziger Sumpf ist. Ein „Egoist“ kann zu allem in einem einzigen Satz etwas zusammen-höhnen. Um bestimmte Zusammenhänge deutlich und erlebbar zu machen, braucht es etwas mehr Mühe.

Es geht auch nicht einfach darum, irgendeine platte Anschuldigung zu widerlegen – es geht auch darum, erlebbar zu machen, was reines, gründliches, ruhiges, sorgfältiges Denken überhaupt ist. Und wie groß der Gegensatz zu den dahingeschluderten, von Herabsetzung und Verachtung triefenden Blog-Kommentaren einer Wir-Fraktion wirklich ist. Denn auch daran kann man zu einem Erleben dessen kommen, was mit einem ersten Anfang der in Zukunft so dringend nötigen Aufgangskräfte wirklich gemeint ist.

Das Sich-Loslösen von sich selbst, von dem allzu Persönlichen, ist der erste Schritt in eine Zukunft, in der die Menschheit nicht nur unheilige, Unheil-Kräfte, sondern auch heilige, heilsame und heilende Kräfte zur Verfügung haben wird. – Nicht unterschiedliche politische Einschätzungen sind das Wesentliche, sondern das Ernstnehmen der Anthroposophie und der Verwandlung der Seele. Das, was im Rosenkreuz liegt, das ist das Wesentliche. Die Spötter in Wort und Bild vernichten es gerade.