2017

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05.10.2017

Engel-Mädchen

Holger Niederhausen: Engel-Mädchen. Roman. Books on Demand, 2017. Paperback, 576 Seiten, 19,90 Euro. ISBN 978-3-7448-9305-3.


Soeben erschienen:

Lisa ist achtzehn, und außer ihrer kleinen Clique hält sie nicht viel in ihrem Ort. Seltsame Umstände lassen sie die fünfzehnjährige Marie kennenlernen. Das einsame Mädchen birgt ein großes Geheimnis. Als es dieses schließlich offenbart, hat längst eine Entwicklung eingesetzt, die alles verändert, was Lisa für normal gehalten hat.

Ein Roman über die Liebe zwischen zwei Mädchen – und ihren Kampf für Himmel und Erde...

Leseprobe


Als sie am nächsten Tag aus der Schule kam,
wollte sie auch die andere Meldung aufheben – die erste. Aber als sie in den Müllraum ging und die blaue Tonne öffnete ... war sie leer. Es war Donnerstag. Sie hatten das Altpapier wieder mal abgeholt. Ausgerechnet heute!
In ihr stieg ein Gefühl wie von etwas Unwiederbringlichem auf. Es war nur eine alte Zeitung gewesen – eine drei Tage alte Zeitung. Aber sie war nicht mehr da. Sie wusste nicht, warum ihr die Meldung auf einmal so wichtig war – aber sie würde sie nicht mehr bekommen. Nie mehr. Es war ein seltsames Gefühl. Ein Gefühl, mit dem sie sich nicht abfinden konnte...
Warum musste das Altpapier gerade heute abgeholt werden? Sie überlegte und kam auf den Gedanken, dass sie herausfinden könnte, wo es hingebracht wurde, um dann diese eine Zeitung herauszufischen, bevor alles verbrannt wurde, oder was auch immer. Sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Und dann kam sie auch darauf, dass die Zeitungen wahrscheinlich bereits im Müllwagen zusammengepresst und auf diese Weise vernichtet wurden. Der Gedanke war also nicht nur verrückt, sondern auch noch sinnlos gewesen.
Frustriert ging sie wieder ins Haus. Irgendetwas schmerzte sie. Sie hatte diese Meldung haben wollen. Zum ersten Mal in ihrem Leben interessierte sie sich für eine Zeitungsmeldung – und dann war die Zeitung weg, für immer verschwunden...

Am Abend hatte sie den Vorfall noch immer nicht vergessen, im Gegenteil, er nahm ihre Gedanken noch immer in Beschlag. Sie wollte diese beiden Meldungen über das Mädchen haben. Beide.
Das Gespräch am Fluss drehte sich um Musik. Es wurde diskutiert, welche Gruppen gerade ,in’ waren, welche cooler waren, wann wo welche Auftritte waren, und so weiter. Sonst interessierte sie dies alles auch – und sie war nicht diejenige, die am wenigsten dazu beizutragen hatte. Heute aber schien das alles merkwürdig weit weg zu sein. Wieder beobachtete sie das Wasser, während die letzte Helligkeit des Tages verging, reagierte ab und zu auf direkte Ansprache, war aber im Übrigen ganz mit sich beschäftigt. 

Schließlich war in ihr ein Entschluss herangereift. Nun trat auch Stefan wieder in ihr Bewusstsein. Er hatte einfach neben ihr gesessen und sich ebenfalls kaum an den Gesprächen beteiligt.
„Am Montag gab es diese erste Meldung von dem Mädchen“, sagte sie leise genug, dass nur er es hören konnte.

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