17.12.2017

Das Mädchen und Luzifer

Eine Klärung.


Da Ton Majoor auf dem Egoisten-Blog nun schon das zweite Mal das Mädchen mit Luzifer in Verbindung bringt, sei hier darauf geantwortet.

Er kommentierte:

Ton Majoor – 16.12.2017 20:51
In ‘das Mädchen‘ in ihren vielen Gestalten sieht Niederhausen eine positive reale Gegenmacht, eben welche Steiner ‘Luzifer‘ (freie Wille, 13.249 f.; Paradies, 13.260) genannt hat. Das scheint mir jedoch bei ihm eine verborgene Annahme, die viel Verwirrung verursacht.


Luzifer hat nichts mit dem Mädchen zu tun. Er war als einstiger Bruder Christi ursprünglich der Inspirator des freien Willens, der Kunst, des schönen Scheins überhaupt. Inzwischen ist dieses Reich von ihm sehr zusammengeschrumpft – denn selbst in der Kunst hält ja das ,Realistische’, ja sogar das Zerstören aller Zusammenhänge Einzug, manchmal nur noch das bloße Schockierenwollen oder die Heraussetzung eigener dumpf im Inneren wirkender Impulse.

Heute ist Luzifer in jedem Selbstbezug am Wirken – der immer hässlicher wird, je tiefer Luzifer sinkt, auch in die Arme Ahrimans. Dann ist es nicht mehr Prometheus, der ,freie Geist’, sondern nur noch das satte, spottende Ego.

Die Liebe zum Schönen, die dem Mädchen so eigen ist, könnte man als Liebe zu Luzifer bezeichnen – aber da ist Luzifer dann wirklich noch der lichttragende Bruder Christi. Das Mädchen hat jedoch ein reines Herz, und so ekelt es sich keineswegs vor dem Hässlichen. Es erschrickt höchstens vor dem Bösen – und es hat tiefes Mitleid mit allem Armen... Das Mitleid aber ist eine reine Offenbarung der Liebe, die vollkommen frei von allen Widersachern ist und bleibt. In Liebe neigt es sich dem ,hässlichen’ Bettler zu, nichts gebend auf den äußeren Schein, sondern mit Herzensaugen rein und unmittelbar die Wahrheit sehend...

Das Mädchen als reines Unschuldwesen könnte insofern mit Luzifer in Verbindung gebracht werden, als es den Weg der Schuld nicht mitmacht, der dem Menschen doch bestimmt zu sein scheint. Aber in seiner Unschuld erinnert es den Menschen an sein Wesen vor dem luziferischen Einschlag. Allein schon deshalb führt der ,Hinweis’ von Ton Majoor völlig in die Irre. Das Mädchen will auch nicht in der Vergangenheit bleiben, es will nur die Verbindung zum Heiligen nicht verlieren – und darin gleicht es ganz und gar Michael. Das Mädchen ist die wahre Hüterin des Heiligen. Es bleibt bei Christus, nicht bei Luzifer. Luzifers ,freier Wille’ wendet sich von den guten Mächten gerade ab – das Mädchen wendet sich mit seinem freien Willen, den es wie jeder andere Mensch auch bekommen hat, den guten Mächten gerade mit aller Kraft zu... So ist es eine Brückenbauerin – vom Paradies bis zum Zeitalter der Philadelphia, den Menschen beistehend in der Zeit dazwischen.

Christus hält stets das Gleichgewicht zwischen den Gegenmächten. Doch in einer Zeit, in der Ahriman immer mehr die absolute Übermacht bekommt, liegt das Gleichgewicht in einer Betonung des Lichttragenden, des schönen Scheins, der Liebe zum Schönen. Wer in der heutigen Zeit das Gleichgewicht wiederfinden will und wieder herstellen will, muss sich auf die Seite Luzifers schlagen, um sich von Ahriman wieder so weit zu befreien, dass der Mittelweg von neuem gefunden werden kann.

Die Liebe zu dem Mädchen könnte luziferisch sein, das ja. So, wie die Essener das Schöne für sich wollten und alles andere um so mehr an Ahriman auslieferten. Oder so, wie die Selbstmordattentäter an die 99 Jungfrauen im Paradies denken und nicht ahnen, wie sehr sie mit ihren fanatischen Taten Luzifer und Ahriman gleichzeitig dienen. Aber der Fanatismus der Islamisten liegt in ihrem Hass. Das Luziferische der Essener lag in ihrem sich abschließenden Impuls. Das Christliche dagegen liegt gerade in der Sehnsucht nach dem Guten, das sich nicht abschließt, sondern im Gegenteil, immer tiefer alles umfasst.

So, wie die Essener von Christus selbst hätten lernen können, dass die Liebe niemals ausschließt, so kann die Seele dies auch von dem Mädchen lernen. Es geht nicht darum, in Mädchenphantasien zu versinken, sondern darum, dass das Mädchen die Seele heilen kann. Phantasterei ist luziferisch – echte Heilung, Heiligung und Wandlung ist christlich.

Die Wandlung kann aber immer nur in Freiheit eintreten – weil sie christlich ist. Eine Seele, die noch meint, keiner Wandlung zu bedürfen, wäre gerade zu luziferisch. Oder eine Seele, die meint, das Heilige verlachen zu können, weil es ihr ohne dies sehr gut gehe, wäre gerade zu ahrimanisch. Das Erkennen der Krankheit und des tiefen Falles der Seele ist immer der erste Schritt zur Heilung. Darin liegt dann auch die notwendige Demut, die wiederum ganz und gar mit dem Christlichen zu tun hat, wenn sie nicht aufgesetzt ist.

Man muss sich dem Mädchen nicht hingeben, wenn man meint, dies nicht zu bedürfen. Wenn man meint, auf dem ,anthroposophischen’ Weg weiterzukommen oder auf welchem Weg auch immer. Oder wenn man meint, um die Läuterung der Seele gehe es gar nicht, es gehe sehr gut auch ohne oder man sei schon geläutert oder was auch immer. Es steht ja jedem frei, zu meinen, was man will. Das ist Luzifer – der Garant der Freiheit. Nur sollte man das Mädchen nicht verlachen. Denn es ist und bleibt eine heilige Gestalt. Und es hat nichts zu tun mit Luzifer. In tieferem Sinne überhaupt nichts. Es ist kein Lichtbringer. Es ist aber ganz und gar eine Christusträgerin. Nicht Luzifer, sondern Christophor – das ist das Mädchen. Es bringt die Liebe – und mit ihr die Läuterung. Von Ahriman heilt es durch seine Sanftheit, von Luzifer durch seine Selbstlosigkeit. Beides aber lebt in ihm durch seine innige Verbundenheit mit dem großen Liebe-Wesen.

Das Mädchen hat es nicht verdient, dass seine heilige Gestalt so verwechselt wird.