18.12.2017

Reines Denken – und die ,Egoisten’

Zur Erkenntnis des niederen Astralischen (I).


Inhalt
Von Profanität zum reinen Denken
Das authentisch Niedere
Die Kirche und das Wirtshaus


Von Profanität zum reinen Denken

Es ist merkwürdig, dass Mischa bei den ,Egoisten’, dessen Umgang mit einem anderen Blogger ich gerade als etwas tief Unmenschliches erlebbar machen wollte, meine Hinweise auf die Gestalt des Mädchens tiefer verstehen konnte als jeder andere der dort bloggenden Männer. Ingrid wiederum war die Einzige, die sich über meine letzten Aufsätze sogar gefreut hat.

Es ist offensichtlich so, dass jeder Mensch doch eine Art Monade bleibt, die ihr Denken, Fühlen und Wollen nicht wandelt, egal, was ihr begegnet – weil es gar nicht zu einer wirklichen Begegnung kommt. Der ganz ,normale’ Umgangston auf dem Egoisten-Blog begünstigt dies natürlich. Die Selbstwahrnehmung dort ist offenbar ,hart aber herzlich’, während meine Wahrnehmung dieses Blogs die ist, dass jeder willkommen ist, der sich auf die gleiche unverbindliche, profane, ,lockere’, spöttische Ebene hinabbegibt – und dann möglichst auch noch die gleiche Meinung hat, weil sonst trotz allem sehr schnell der ,Stempel’ wartet.

Für mich ist das Leben selbst etwas viel Heiligeres, als dass es je darum gehen könnte, sich auf niedrigstem Niveau mit ,Wadenbeißern’ auseinanderzusetzen, die das, was sie selbst praktizieren, stets Anderen vorwerfen. Es ist ein weltenweiter Unterschied, ob man etwas, was dem eigenen Wahrheitsempfinden entspricht, vertritt – durchaus auch mit Schärfe –, oder ob man saloppe Ansichten vertritt, die dann noch mit Abfälligkeiten, Spott usw. ,garniert’ werden.

Dies hat bereits zutiefst mit Anthroposophie zu tun, von der Rudolf Steiner auch sagte, dass sie ein Wesen ist. Wer auch nur ein wenig mit der Anthroposophie vertraut ist, kann wissen, wie die Gegenmächte mit den Wesensgliedern verbunden sind – und kann so zum Beispiel auch wissen, was reines Denken ist. Reines Denken, das sich nicht mischt mit niederen Empfindungen persönlichster Antipathie. Oder vielleicht sogar reines Fühlen – das von diesen Antipathien gar nichts mehr enthält. Aber der Anfang ist gewiss dieses reine Denken, etwas, was dann nur mit dem Ätherleib zu tun hat, ohne dass das Astralische hineinwirkt. Der denkende Mensch lässt dies einfach nicht zu. Das wäre Läuterung im Gedanklichen – nicht einmal aus Liebe zu den Mitmenschen, die man so nicht mehr beleidigt und verspottet, sondern bereits aus Liebe zu diesem reinen Denken selbst.

Das authentisch Niedere

Was ich aber bei den ,Egoisten’ fortwährend erlebe, ist, dass dies ja überhaupt nicht gewollt wird. Spirituell bedeutet dies, dass das ,Ich’ dann ganz und gar mit dem Astralischen verbunden bleibt, sich gleichsam lustvoll mit dessen niederen Regungen identifiziert und auch im Gedanklichen mit diesen verklebt bleibt, um sie ganz unverwandelt aus sich herauszusetzen – sie auf den Mitmenschen speiend, den man ja innerlich verachtet bzw. belächelt, was in tieferem Sinne kein Unterschied ist. Es wird dann nicht einfach die Wahrheitsliebe und das Erkenntnisvermögen betätigt, es werden nicht einfach Urteile gebildet, die aus diesem heiligen Vermögen hervorgehen – sondern der ganze Prozess wird dominiert von und pervertiert durch rein subjektive Empfindungen und ,Urteile’. Luzifer in der Selbstsucht, Ahriman in dem Gehässigen.

Das Ganze wird dann als ,authentisch’ bezeichnet, was aber auch nur eine traurige Perversion des Begriffes ist – es sei denn, man identifiziert sich ganz mit seinem niederen ,Selbst’, das in einem solchen Moment zum Vorschein kommt. Es kann fast so scheinen, als würden die, die diesen Begriff so gern vereinnahmen, jedem sein Authentischsein absprechen, der danach strebt, sein gegenwärtiges und sein höheres Selbst miteinander zu vereinen, das heißt, das Gewordene und Gegenwärtige in das Werdende zu verwandeln, das (auch menschheitlich) Verdorbene in das Geläuterte. Indem auf pathologische Erscheinungen hingewiesen wird – Maskenhaftes, Verklemmtes, Unterdrücktes etc. –, wird so geradezu die Möglichkeit der Läuterung insgesamt verleugnet.

Deutlich ist, dass auch die Läuterung durch Irrungen und Wirrungen hindurchgehen kann – wer sich aber im niederen Astralischen häuslich einrichtet, der braucht nicht durch Irrungen hindurchzugehen, er steckt in ihnen fest! Selbstverständlich hält sich der derbe Spötter oder der bissige Sarkastiker für etwas unglaublich viel Besseres als der sprichwörtliche ,abgehobene, sich selbst verleugnende Eurythmist’ – aber so, wie man bei falschen Wegen der Läuterung in eine Art Blutleere kommt, die auch wiederum nicht menschlich ist, so verharrt man als spottender Egoist in seiner ganzen von niederen Antipathien durchtränkten ,Blutfülle’. Man hält das Unverwandelte wohlig fest – und es hält einen fest. Man fühlt sich authentisch, doch man ist dabei ganz authentisch in den Fängen der Gegenmächte – aber darin fühlt man sich offenbar sehr, sehr wohl.

Spott ist reine Antipathie. Es hat eine innige Verwandtschaft zum Mobbing. Im Übersinnlichen ist dieser Spott etwas rein Destruktives. Er dient nur der eigenen Erleichterung. So gesehen ist es buchstäblich eine Ausscheidung des niederen Ich.

Die Kirche und das Wirtshaus

Mischa gab das Bild von Wirtshaus und Kirche. „Weil die Inbrunft ist für die Brunft und für den Spaß, und die Frömmigkeit is Frömmigkeit, und die Kirchn und das Wirthaus liegn zwar beinandt, aber alles hott sei Ordnung.“ „…und je inständiger der Pfaffe vor dem Fasching den Schäflein ins Gewissen redt, desto ausgelassener isses dann aa immer zuagang. So hat immer alles sein Sinn ghabt.“ – Für mich liegt darin auch wieder ein zutiefst trostloses Weltbild. Abgesehen von der Verlogenheit der Kirche wird hier doch im Grunde gesagt: Das ganze Christentum ist eigentlich Garnitur. „Mag der Pfaffe doch reden – wir treibens ja eh wie seit Jahrhunderten und so wird’s auch bleib’n.“

Wenn das Christentum oder die Anthroposophie nur ein ,Aufsatz’ bleiben, weil man sich damit irgendwie doch schmücken will, dann ist es dasselbe, wie wenn ein heidnischer Volksstamm zum Schein etwas vom ,Christentum’ übernimmt, aber dennoch weiter die eigenen Götter anbetet – und nebenbei vielleicht sogar noch die neuen, aber auf alte Art, als bloß erweitertes Panoptikum, völlig irrelevant für die Realität des Seelisch-Geistigen.

Dahinter steckt die Botschaft: ,Man muss der niederen Natur auch ihren Spaß und ihren Willen lassen.’ Das kann man dann gleich erweitern auf die bayerischen Volksfeste und das ganze Leben und sagen: Man muss dem Brüderle auch seine übergriffigen Anzüglichkeiten lassen. Die Definitionsmacht war ja immer schon auf den Seiten der Mächtigen. Man muss den Spöttern ihren Spott lassen. Man muss den Männern ihre Grenzübertritte lassen – es war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Dies leugnet absolut die Wandlung und das Heilige. Es verherrlicht das Niedere, den Ist-Zustand, der die Dominanz der Gegenmächte ist.

Der Spott wird als harmlos dargestellt, ja sogar als authentisch. Harmlos ist er nur für den Spottenden – und authentisch ist dieser nur in Bezug auf das Gefangensein in seiner niederen Natur. Wenn das als ,lebendig‘ oder gar ,reif‘ gepriesen wird, während die, die sich des Spottes enthalten, weil sie längst eine tiefe Abneigung gegen diesen astralischen Bodensatz empfinden, als ,nicht authentisch‘ verleumdet werden, dann steht es um die Wahrheitsliebe und jegliche Erkenntnis katastrophal. Dann kann man sich nur noch fragen, wo die Subjektivität bei denselben Menschen überhaupt aufhört.

In einem nächsten Aufsatz möchte ich das hier mehr allgemein Dargestellte konkret erlebbar machen.