09.01.2018

Von Humor und Ernst

Gedanken zu einer ernsten Frage.


Inhalt
Das Geheimnis des rechten Verhältnisses
Von Wahrheitssuche und ihrem Gegenteil
Humor bei Rudolf Steiner
Die Abgründe
Der Humor und das Mädchen


Das Geheimnis des rechten Verhältnisses

Humor ist, „wenn man trotzdem lacht“, so lautet eine Redewendung. Aber was ist Humor? Und wie ist das rechte Verhältnis zwischen Humor und Ernst?

Dazu ist zunächst zu sagen, dass man das rechte Verhältnis zwischen irgendetwas, was es auch sei, niemals finden wird, wenn man nicht eine tiefe Sehnsucht danach hat oder entwickelt – nach diesem rechten Verhältnis.

Denn man kann entweder „aus dem Bauch heraus“ dasjenige tun, was einem gerade richtig erscheint, ohne sich jemals innerlich zu entwickeln; man kann ein Leben lang seinem Egoismus leben und mit tiefem Wohlbehagen der Meinung sein, dass die eigenen Triebe, Charakterprägungen etc. exakt die richtigen seien und dass genau dies das „goldene Gleichgewicht“ ist, man es sozusagen mit der eigenen Person geradezu verkörpere. – Oder man kann sehr wohl, sehr deutlich und auch immer tiefer fühlen, dass es im Leben und Werden gerade darauf ankommt: auf das Finden des rechten Gleichgewichts. Und überhaupt auf ein Werden.

Man kann abstrakt über „rechte Verhältnisse“ sprechen, und jeder wirft seine hoch maßgebliche Meinung in den Ring und versucht, den Anderen mit der eigenen angeblichen „Gleichgewichtigkeit“ und „Verhältnisrichtigkeit“ zu übertrumpfen, zitiert dann noch diesen oder jenen weisen Ausspruch – und ertrinkt doch nur in seiner eigenen Selbstüberzeugtheit. Oder man spricht über solche Fragen aus einem tiefen inneren Erleben, das nicht aufhört, Erleben zu sein, während man spricht. Aus einem Erleben, das auch nicht aufhört, sich nach dem Gleichgewicht zu sehnen – und zwar aus Liebe, nicht aus Dogmatismus, nicht aus Perfektionismus. Lebendige Liebe zum rechten Gleichgewicht, lebendige Liebe zur inneren Entwicklung – das ist das Einzige, was die Frage nach dem rechten Verhältnis in Wahrheit beantworten kann oder könnte.

Und so können wir bereits ein erstes Paradox erkennen – indem wir es lebendig empfinden. Auch die Frage nach dem Humor kann man nur wahrhaftig beantworten, wenn man ... sie und alles, was mit ihr zu tun hat, ernst nimmt.

Humor kann sich immer nur absetzen. Um einer Sache aber auf den Grund zu gehen, muss man sie ernst nehmen. Erst der Ernst führt in die Tiefe. Erst der Ernst führt auch zu jener Liebe zu einer Sache, dass es dem eigenen Herzen und der eigenen Erkenntnisfähigkeit ganz um diese geht – und nicht mehr um das kleine eigene Selbst...

Das nächste Paradox ist also, dass Menschen, die sich nicht mit vollem Ernst einer Frage hingeben können, ihre eigene Persönlichkeit viel zu ernst nehmen – und gar nicht anders können, als immer wieder diese in den Mittelpunkt zu stellen, während dasjenige, was betrachtet, besonnen, überlegt, empfunden, erkannt werden will ... immer an den Rand gedrängt bleibt.

Von Wahrheitssuche und ihrem Gegenteil

Menschen, denen es nicht wahrhaft ernst ist, können auch die reine Liebe zur Wahrheit nicht finden. Und umgekehrt: Menschen, die die reine, tiefe Liebe zur Wahrheit nicht kennen, finden auch den Ernst nicht.

Dann aber bleibt jede „Wahrheitssuche“ nur ein Schlagabtausch von Meinungen, vermischt mit subtilen Superioritätsgefühlen, Befindlichkeiten, Antipathien und so weiter. Und wo ursprünglich zumindest Ansätze einer selbstlosen Wahrheitssuche waren, schleichen sich Unterstellungen ein, Beleidigungen, Verspottungen, psychologische Ausdeutungen und so weiter. Immer weiter entfernt sich die Seele damit von der Wahrheit – und versteigt sich doch immer mehr in den Hochmut, ganz in ihrem Besitz zu sein...

Wie soll man zum Beispiel einen solchen Kommentar empfinden?

Stephan Birkholz – 06.01.2018 23:08
Niederhausen erfasst ausgesprochen Präzise, worum es in unserer Zeit dringlichst geht und kann das auch exzellent gedanklich darstellen. Seine Arbeiten wären Juwelen oder echte Heilmittel für unsere Zeit, wenn er nicht von zwei bestimmten Verzerrungen/Trugbildern gefangen wäre:
1) Diese zwanghafte Idee, alles in Beziehung zur Mädchenseele setzen zu müssen; die Liebe, liebe Eva, die dem Adam nur den schönen Apfel zeigen wollte und der böse, böse Adam, der einfach unerlaubterweise reinbeißt.
2) Seine Verurteilungssucht: ' Wer mir widerspricht, ist des Teufels!'
Aber weil er unüberwindbar auf's Rechthaben fixiert ist, wird er diese Macken wohl nie ablegen und sein Lebenswerk zu etwas gedeihlichen führen können; stattdessen schreibt er lieber noch fünftausend weitere Aufsätze über die Weltenverderber im Egoblog.

Ich empfinde in einem solchen Kommentar unglaublich vieles. Zunächst: Die ersten beiden Sätze hätte ich von diesem Blogger nie erwartet. Hier spricht eine eigene Empfindung, die offenbar selbstlos genug ist, um einfach nur ... zu empfinden. Es liegt darin eine unglaubliche Anerkennung, die für Momente keinerlei Feindschaft, keinerlei Spott und keinerlei Antipathie nötig hat.

Aber dann folgt sogleich, noch als Ende des zweiten Satzes, der Umschlag in die eigene Ansicht und psychologische Deutung mit dem Anspruch der (Allgemein-)Gültigkeit. Und der Kommentar schließt erneut mit lässig-überheblichem Spott. Wie dies mit den ersten Sätzen in Übereinstimmung zu bringen ist, bleibt offenbar ein Geheimnis der eigenen Seelentiefen.

Aber gern gehe ich auf die „Verzerrungen/Trugbilder“ ein.

Verurteilungssucht ist etwas vollkommen anderes, als Widerspruch nicht ertragen zu können oder sogar zu verdammen. Wenn ich schreibe, was ich an den „Umtrieben“ auf dem „Egoisten“-Blog erlebe, so ist dies meine Überzeugung, die an diesem Erleben geboren wird. Es ist selbstverständlich, dass dem widersprochen wird, weil die betreffenden Menschen es aus ihren Voraussetzungen heraus kaum so erleben würden – sonst würden sie nicht so handeln. Wer mir widerspricht, ist also nicht des Teufels, er war es, cum grano salis, schon vorher. Gerade darüber schreibe ich ja...

Ich verurteile das aber nicht, ich beschreibe es. Es verurteilt sich in gewisser Weise selbst. Ich versuche es nur erlebbar zu machen. Dass die betreffenden Menschen mich dafür verspotten, ist dann ihre eigene unerkannte Verurteilungssucht – denn wer nicht zu verurteilen bräuchte, bräuchte auch nicht zu spotten. Das gerade habe ich im letzten Aufsatz erlebbar zu machen versucht: dass der Spott der „Egoisten“ regelmäßig der Quelle überheblicher Bosheit entspringt.

Was ich an den „Egoisten“ „verurteile“ – das betone ich immer wieder – ist nur der mangelnde Ernst, mit dem Fragen behandelt werden, die diesen Ernst brauchen, wenn man überhaupt noch ernsthaft von „Anthroposophie“ sprechen will. Ich werfe diesen „Egoisten“ vor, dass sie die Anthroposophie selbst in die Sphäre „des Teufels“ ziehen – durch ihren mangelnden Ernst, durch ihre Spottlust, durch ihre Oberflächlichkeit, ihren Hochmut gegenüber der Anthroposophie und noch manches andere.

Was ich selbst in Beziehung zur Mädchenseele setze, das wiederum kann doch wohl meine persönliche Freiheit sein – denn Birkholz ist ja nicht gezwungen, darin dann noch immer Juwelen oder echte Heilmittel für unsere Zeit zu erkennen. Aber offenbar muss er darüber sogar spotten – wie wenn dies eine Sucht wäre. Er spottet in seinem Vorwurf ja sogar über die ganze Frage der Menschheitsentwicklung, des „Sündenfalls“ und so weiter überhaupt. Und er erkennt nicht, dass es nicht um Eva geht, sondern das Mädchen. Es sind, wie auch an anderer Stelle, von ihm selbst zugegeben, Assoziationsketten, die ausgelöst werden, ohne dass ein wahrheitsliebendes Denken um Erkenntnisse und Erlebnisse ringt. Spott, Widerspruch und Verurteilung werden zum Selbstzweck. Es ist genau das, was er mir vorwirft. Und die Mädchenseele wäre das Heilmittel dagegen...

Humor bei Rudolf Steiner

Humor bei Rudolf Steiner war zum einen etwas zutiefst Warmherziges. Es war eine Liebe zum Menschen als solchem – und zur inneren Entwicklung als solcher. Und wenn er in feinen sprachlichen Wendungen die Schwächen seiner Mitmenschen charakterisierte, so tat er es, um liebevoll und mit zarter Geste Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Und auch dies muss man innerlich eintauchend empfinden – diese seelischen Gesten, das Maß, den Stil, die Formulierungen.

Es geht darum, das Wesen des Humors zu empfinden, wenn dieser nicht in plumpen, bösen, selbstischen Spott abgleitet, der ja bereits die völlige Pervertierung ist, sondern wenn er eine heilig-warme Kraft ist, weil er aus der Liebe geboren bleibt – oder notfalls zu scharfer Ironie gegen wirkliche Gegner wird, hier aber immer noch michaelisch auf Augenhöhe kämpft und auch hier nicht zu herablassender und herabstoßender Bosheit greift. Geistreichen Menschen ist Steiner immer mit innerster Achtung begegnet – als wahrer Geistkämpfer, nicht als lüsterner Spötter, der nur sein Selbstgefühl anstacheln, den Anderen dagegen möglichst kalt treffen will.

Mit feinem, wahrhaft homöopathisch eingestreuten „Humor“ wehrte Steiner dem lastenden, starren Ernst, der geradewegs in die Dogmatik führt, und der süßlichen Sentimentalität, die geradewegs in die allergrößte Untätigkeit führt. Dogmatik und Sentimentalität – beide sind die Feinde wirklicher innerer Entwicklung. Sie verhindern sozusagen noch die kleinsten Schritte auf diesem Weg.

Diese Sentimentalität hat immer einen Beigeschmack von Egoismus. Sie werden sehen, daß ich oftmals, wenn die höchsten geistigsten Zusammenhänge erörtert werden sollen, in die Betrachtung etwas hineinmische, was nicht herausbringen soll aus der Stimmung, sondern nur die egoistische Sentimentalität der Stimmung vertreiben soll. Erst dann werden sich die Menschen wahrhaftig zum Geistigen erheben, wenn sie es nicht erfassen wollen mit egoistischer Sentimentalität, sondern sich in Reinheit der Seele […] in dieses geistige Gebiet hineinbegeben können.
GA 181, S. 43f.

In Reinheit der Seele! Statt Sentimentalität wahre Liebe zu diesem heiligen Gebiet. Und diese Liebe lebt in der sich entfaltenden rechten Stimmung, die sehr wohl da sein muss. Es geht um eine aufrichtige – in der Reinheit der Seele wachsende – Liebe zu diesem Reich, die nicht an egoistisch-selbstbezogenen Empfindungen wollüstig haften bleibt. Der Begriff der reinen, lauteren Liebe und der des reinen, lauteren Ernstes sind hier wesentlich.

Ernst ist nicht das Synonym für Schwere, sondern führt in die Tiefe und die Aufrichtigkeit – und dies führt in die Wahrheit. Das Gegenteil des Ernstes ist Oberflächlichkeit und Unbeteiligtheit. Desinteresse. Ein Nicht-(ganz)-Ernstnehmen. Der Ernst ist etwas Heiliges, nichts Schweres. Und so war es Steiner auch mit dem fein und liebevoll eingesetzten Humor sehr ernst – denn immer versuchte er, die Seelen zu ihrem wahren Sein zu führen, denn erst von dort aus konnten sie den Weg in das geistige Reich wahrhaft und ernst gehen – und überhaupt finden.

Die Abgründe

Der Abgrund zwischen Rudolf Steiners Humor und dem Spott der heutigen Zeit dürfte unübersehbar sein – außer für arrogante Seelen, die alle Unterschiede plattwalzen, weil sie nur einen einzigen Boden kennen: ihre eigene Selbstherrlichkeit.

Wenn man wirklich mehrere Situationen aus Vorträgen Rudolf Steiners auf sich hat wirken lassen, um einzutauchen in die Feinheit der Empfindungen, mit denen Steiner versuchte, das rechte Maß der Empfindungen und Stimmungen in den Hörern zu erwecken, einerseits fortwährend überhaupt zu einer Stimmung zu führen, andererseits alles Abweichen in bloße Sentimentalität zu heilen – dann mutet es wie eine Verhöhnung dieser meisterhaften Gabe an, wenn verschiedene Blogger Michael Eggerts „spitzer Feder“ eine heilsame „homöopathischste Hochpotenz“ bescheinigen. Man muss nur noch einmal unbefangen und empfindsam seinen letzten Aufsatz „Rudolf Steiner, die Mahatmas und die geheime Loge“ zu lesen, um den weltenweiten Unterschied zu fühlen, wenn man es aufrichtig meint. Eggert schreibt selbstgefällig und voller Verachtung, voller Vorwürfe, Spott und Herabsetzung. Wer dies in den Himmel lobt, dessen Seele funktioniert offenbar in der gleichen Richtung...

Der Hauptgegensatz in der Welt ist derjenige zwischen Tod und Leben. Und ich werde nicht müde, zu betonen, dass aus der ganzen Art des „Egoisten“-Blogs, insofern er von Spott und Anschuldigungen durchzogen ist, und zwar oft untrennbar und fortwährend, nichts Aufbauendes hervorgehen wird, weil in diesen Seelenhaltungen gerade das wahre seelische Leben an sein völliges Sterben kommt. Der Spott der „Egoisten“-Blogger ist der Todespunkt der Menschenseele. So macht diese so typische „Egoisten“-Seele, ohne es zu merken, ganz und gar das Menschheitsschicksal mit durch – ihren eigenen Tod.

Der feine Humor Rudolf Steiners – verwandelt in das völlige Gegenbild des boshaften, tretenden Spottes. Das, was mithelfen sollte, sich in das Geistige zu erheben, wird missbraucht zu etwas, was zur Erde stößt, weil es längst selbst aus niederen Instinkten geboren wird. Die feine Ironie, die bei Steiner wie ein aufblitzendes Schwert gegen gleichberechtigte Gegner gerichtet war, wird zu einer üblen Schleuder von Vorwürfen, Assoziationen, Übertreibungen. Schattenkämpfe, die in eine „ewige Wiederkehr des Gleichen“ münden. Unendlich viel wird diskutiert, unendlich vieles wird verurteilt – aber nie geht es um die Anthroposophie. Und doch passiert noch alles unter ihrem Namen...

Der Humor und das Mädchen

Humor kann etwas sehr, sehr Feines sein, etwas unendlich Zartes – und es kann damit alles unendlich aufhellen, wie ein einziger leiser Hauch eines Engelflügels. Der wahre Humor ist tatsächlich ein heiliges Homöopathikum – er braucht dieses Zarte, um nicht selbst zur Krankheit zu werden.

In einer Zeit aber, die den inneren Ernst ganz verliert und die stattdessen „Spaß“, „Fun“ und „Genuss“ vergöttert – „feiert“, wie man heute auch sagt –, wird auch der „Humor“ zum Symptom einer immer mehr alles umfassenden Krankheit. Spott und hohles Gelächter werden ebenso wie kalt herabsetzende Ironie und andere „Schläge“ zum Todessymptom einer ernst-los gewordenen Zeit. Und diese rasant wachsende Oberflächlichkeit und Seelenleere führt dazu, dass die Zeit längst in wahrem Sinne auch humorlos geworden ist. Erst stirbt der Ernst – aber mit ihm stirbt auch alles andere. Denn wahrer Ernst ist wahre Tiefe – und wahrer Humor ist wahre Leichte, aber auch er ist nur wahr, wenn er Tiefe hat. Denn auch die Leichte wird in der Tiefe geboren, sie ist ihr Kind – nicht das Kind der Oberflächlichkeit.

Und man könnte gerade an der Seele des Mädchens lernen, was wahrer Humor ist. Natürlich kann man dies nur, wenn man die eigene Seele wieder zur Unbefangenheit erzieht – und nicht wie ein Ertrinkender wild um sich schlägt und das Heilende gerade abwehrt. Wer nicht unbefangen ist, kann sehr schnell in „Verurteilungssucht“ geraten und „auf Rechthaberei fixiert“ sein. Dann aber dient das Empfinden nicht der heiligen Suche nach Wahrheit – sondern nur der eigenen Selbstbestätigung. Dann ist es einem wichtiger, den eigenen Seelenunrat zu verteidigen, ohne Scham sogar mit Rückgriff auf Steiner, statt den Mut zu haben, einmal in voller Aufrichtigkeit die Unterschiede zu empfinden – Unterschiede, die so groß werden können, dass das Gesunde sich in etwas völlig Krankes verwandeln kann.

Der Wirtshaus-Humor ist ganz gewiss nicht Steiners Humor – auch wenn Steiner den Menschen im Wirtshaus nicht weniger menschlich begegnen konnte als jedem anderen auch. Aber das tut das Mädchen auch. Auf dem „Egoisten“-Blog dagegen zerfleischt man sich mit Spott und Verletzungen teilweise sogar untereinander. Und ich wiederhole es: Dies alles sind Symptome eines mangelnden wahren Ernstes – und einer mangelnden, wahren menschlich-seelischen Tiefe. Die Tiefe fehlt aber, weil der Ernst fehlt. Aus dieser Tragik hilft noch so viel „Humor“ nicht – denn auch er ist mitgestürzt in den Abgrund der Seelenkälte.

Wo der Humor nicht zart aus dem reinsten Teil der Seele strömt, da wird er entweder flach oder boshaft, selbstbespiegelnd oder demütigend – und oft beides. Dann dient er allenfalls noch einem dumpfen Wir-Gefühl Gleichgesinnter, die an derselben Krankheit leiden – und wird fortwährend Krankheitserreger, weil er das wahre Empfinden der Seele abtötet.

Das Mädchen ist auch die wahre Hüterin des Humors. Denn es will nichts für sich – darum kann sein Humor auch niemals grob oder selbstsüchtig sein. Und selbst wenn es tiefe Empfindungen hat, verliert sein Wesen niemals die Zartheit und die Leichte. Weil es aber nicht egoistisch ist, kann es sich auch nicht in falscher Sentimentalität verlieren. Das Mädchen ist in seinen wahren Empfindungen immer ernst. Ernst bedeutet hier aber gerade eine heilige Verbindung mit dem Weltenganzen.

Humor ist weder Spott noch Witz. Humor geht viel tiefer. Humor ist die Leichte eines Schmetterlings, der über eine verwüstete, erstorbene Landschaft hinweggaukelt. Humor trägt und bringt Leben – nicht im Sinne der Selbsterhöhung, sondern an sich, im Sinne von Hoffnung. Humor ist nicht vulgäres Schenkelklopfen, nicht kalte, subtil gesetzte Spitzen, sondern tatsächlich wie das liebevolle Streicheln eines Engelflügels. Das ist Humor. Dann hat er seine wahre, seine heilige Gestalt. Und dann dient er dem Leben, ist in tiefem Einklang mit allen guten Mächten. Das Mädchen hat diesen Humor, denn in seinem Herzen lebt das Leben selbst...