20.01.2018

Noch einmal Ernstes vom Ernst

Bemerkungen über ein immer wieder Unverstandenes.


Inhalt
Von Humor, Ernst und Hingabe
Von Pseudo-Piraten, Ironie und Parfüm
Eggerts delirante Abwehr
Wohin zielt man – Vom Menschenbild
Und zuletzt nochmals der Ernst


Von Humor, Ernst und Hingabe

Der ,Egoisten’-Blog erweist sich tatsächlich als Vieles – als Mysteriengeschehen, als ,Inspirationsquell’, oft auch als Sammelbecken von Leere, Belanglosigkeit und Giftschleim.

Neben dem Bemerkenswerten der letzten beiden Tage gab es heute drei wesentliche Kommentare von Ingrid, auf die einzugehen ich mir wieder erlaube, da hierdurch wieder vieles deutlich wird.

Ihr erster Kommentar knüpfte an das Gespräch mit Stephan Birkholz über den Begriff ,Entwick(e)lung’ an:

Ingrid H. – 20.01.2018 10:35
Lieber Stephan,
ich glaube, nun besser zu begreifen, weshalb Du mit dem Begriff Entwick(e)lung „haderst“ –– und es interessiert mich, wieso ich (die ich doch selber zum „Wortklauben“ neige ;-)) damit keine derartigen Schwierigkeiten habe.
Wir werden da wohl einiges einstweilen offenlassen müssen (;-) huch, „müssen“…).
Aber ich gebe zwei Dinge zu bedenken:
Rudolf Steiners Hinweis auf den Doppelstrom der Zeit — die Zeit stellt man sich ja häufig als ein „fadenförmiges Gebilde“ vor. [...]

Das Zweite ist dann Steiners Erkenntnis über den Zusammenhang von Evolution (Expansion des Geistes im Äußerlich-Stofflichen) und Involution (Kontraktion des Geistes im Innerlich-Seelischen).

Das erste, was mir auffällt, ist der wunderbar feine Humor, verbunden mit einer noch zarteren Ironie, der in den sehr freilassenden Worten liegt: ,und es interessiert mich, wieso ich damit keine derartigen Schwierigkeiten habe.’ Dann als zweites derselbe augenzwinkernde Humor, mit dem das scheinbar unbeabsichtigte, aber doch notwendige Wort ,müssen’ gleichsam fast wieder entschuldigt wird.

Was in diesem Humor liegt, dieses Leichte, Schwebende, ist in seinen Nuancen fast nicht zu beschreiben, es kann nur erlebt werden. Es ist Leichte an sich, liebevolle Leichte, die aber doch den Ernst der Fragen nicht aus den Augen verliert, sondern im Grunde auf ihre Art gerade darauf hinweist – eben augenzwinkernd.

Und mit einem ,heiligen Ernst’ wird dann auf das hingewiesen, was bedacht werden muss: ,Aber ich gebe zwei Dinge zu bedenken...’ Das ist so zart, wie es ernst ist. ,Du kannst denken, was du willst, aber vergiss dabei nicht dieses hier...’ Auch ich hatte vorgestern auf den aus der Zukunft kommenden Wesensstrom hingewiesen, der den Begriff der Entwicklung so reich macht, wie man es nicht beschreiben kann. Ich könnte auch sagen: dass es wieder nur auf den mangelnden Ernst hinweist, wenn man mit ihm ,hadern’ würde.

Dies nun würde mir von neuem wütend um die Ohren geschlagen werden, weil ich ja wieder ,belehren’ und ,Recht haben wollen’ würde. Dabei sind es, was ich nun will oder nicht, einfach Tatsachen. Und ich stelle sie ernst und nüchtern, aber auch scharf und ,felsig’ ... fest. Wenn man guten Willens wäre, könnte man sie jederzeit auch erkennen. Nur wird der gute Wille offenbar gelähmt und entwickelt Spasmen und Blockierungen, wenn er ... auf das trifft, was ich äußere.

Ich weise immer auf den Ernst hin – und auf seinen Mangel. Aber es spricht bereits von Ernst, sich für etwas zu interessieren. Und Ingrid interessiert es, wieso sie mit demselben Begriff keine Schwierigkeiten hat. Und daraus, aus diesem Keine-Schwierigkeiten-Haben, spricht ein zweiter Ernst, nämlich der der wirklichen Unbefangenheit. Ein Begriff wird nur dann ernstgenommen, wenn man ihn erst einmal vollkommen stehenlassen kann, mit tiefem Schweigen, mit tiefer Anerkennung, mit der heiligen Demut des (Einfach-)Hinnehmens. Die Hingabe an einen Begriff hat keine Schwierigkeiten, weil sie ja Hingabe ist – sie gibt sich an den Begriff hin und nimmt ihn auf, wie er ist – und erst so kann er ihr seine Geheimnisse verraten... Die einzige Schwierigkeit ist ... diese Hingabe zu entfalten.

Darin aber liegt Ernst. Hingabe will die moderne Seele nicht. Um es wollen zu können, braucht sie bereits Ernst. Hingabe ist tiefer Ernst einer Handlung, die die Seele normalerweise nie vollzieht, denn normalerweise will sie sich nicht hingeben, jedenfalls nicht rein und heilig, unschuldig und ganz. Erst das wäre aber Hingabe. Und Hingabe hat keine Schwierigkeiten – denn sie ist das Gegenteil. Schwierigkeiten hat immer nur dieses selbstgewisse, zumeist hochmütige ,Ich sehe es aber anders’.

Von Pseudo-Piraten, Ironie und Parfüm

Ingrids zweiter Kommentar war dann:

Ingrid H. – 20.01.2018 10:41
Zwei kleine Zwischenbemerkungen einer in den letzten Tagen aus real-life-Gründen Blogabstinenten, die die Kommentarflut inzwischen staunend nachgelesen hat:
Mein (weiter unten fortgesetztes) Gespräch mit Stephan über den Begriff Entwick(e)lung fand ich eigentlich recht sachlich und „unspöttisch“.
Auch an Holger Niederhausens davon wohl angeregtem Aufsatz fand ich nichts auszusetzen (was ist dagegen einzuwenden, etwas, das man irgendwo liest, zum Anlaß für eine Betrachtung zu nehmen? Machen wir es nicht alle so? Ich sicherlich, indem ich mich beispielsweise von Büchern zu Blogartikeln anregen lasse…). Warum man HN vorwerfen zu müssen meinte, hier im Blog Ideen geklaut zu haben, wird mir nicht klar; sein Aufsatz brachte andere Gedanken als die hier geäußerten.
Mein Eindruck ist, daß mit diesem Vorwurf die „Elefantenschlacht“ begann.
Und nun noch etwas, das mitzubedenken meiner Ansicht nach keine schlechte Idee wäre, zum Thema schriftliche Ironie (aus dem Roman Die Lügnerin von Ayelet Gundar-Goshen):
» […] die Ironie ist ein gefährlicher Verbündeter, nicht viel anders als das parfümierte Briefpapier, das junge Mädchen sich gern kaufen: Nach einer Weile verfliegt der Duft, und übrig bleibt das Papier.« [...]

Es ist bezeichnend, dass Ingrid nichts daran fand, etwas zum Anlass für eine Betrachtung zu nehmen – während Stephan Birkholz und sofort darin einstimmend Michael Eggert dies zum Anlass nahmen, mich als ,Pirat’, als ,Ideenklau’ etc. zu diffamieren, wobei Eggert dann noch einen perfiden Schritt weiterging, indem er dies mit wirklichem Klau verglich, jenem fast schwarzmagischen Prozess, indem Pseudo-Anthroposophen andere Menschen ausquetschen, um dann das Erfahrene als Eigenes zu verkaufen, in Vorträgen wiederzugeben etc.

Meine Betrachtung sollte gerade zeigen, wie Birkholz’ Hadern mit und Kritik am Begriff der Entwick(e)lung völlig zu kurz greift und fehlgeht und wie in diesem Begriff Welten liegen, die schließlich unmittelbar zum heiligen Wesen des Menschen führen – sogar zur Freiheit, die Birkholz ja so ein unglaubliches ,Anliegen’ ist. Aber ohne Ernst und ohne Hingabe an das Denken selbst, aber auch an den jeweiligen Begriff, dessen Tiefe man erfassen möchte, sind all diese Erkenntnisse und Verbindungen nicht zu haben. Ja – ich empfand dieses ,Hadern’ als billig, denn wer sich wirklich als Lernender verstünde, würde ganz anders sprechen – oder sogar schweigen und weiter rein innerlich ringen. Ein Blog aber verführt dazu, sein Seeleninneres jederzeit ,auszuspucken’ und sich dabei auch noch gut zu fühlen. Dann bemäntelt man das wieder, indem man sich kurzzeitig als ,Lernender’ bezeichnet, in Wirklichkeit kehrt man aber mit jedem Kommentar wieder sein absolutes ,Sich-im-Recht-Dünken’ heraus.

Wer aber den Ernst vertritt, als etwas Notwendiges, der wird dann regelmäßig verspottet, mit Spott und Ironie belegt. Aber nun schreibt Ingrid, ihrerseits zitierend, diese sei ,ein gefährlicher Verbündeter’, denn nach einer Weile verfliege wie bei parfümiertem Briefpapier der Duft, ,und übrig bleibt das Papier’.

Die Ironie erweckt den schönen Schein, man sei im Recht. So, wie das Parfüm einem in die Nase steigt. Die grobe Ironie setzt den Anderen mit ihren unfehlbaren Mitteln ins Unrecht und erhebt sich über ihn. Aber was passiert? Ihr Duft verfliegt, und übrig bleibt das Papier. Für den wirklichen Blick wird deutlich, was diese Ironie ist: ein Nichts, nach kurzer Zeit wird ihre eigene Nichtigkeit sichtbar. Nämlich eine Seele, die die Ironie nötig hat, um etwas abzuwehren, was vielleicht die Wahrheit sein könnte. Eine Seele, die sich ,zum Elefanten macht’, um im Bilde zu bleiben. Eine Seele, die verachtet, wo sie ... mit genügend Ernst und Hingabe erkennen könnte. Vielleicht parfümiert also die Ironie nur die eigene Unfähigkeit und den eigenen Unwillen? Die Frage ist, ob dieser ,Duft’ in höheren Welten so gerne gerochen wird...

Eggerts delirante Abwehr

Eggert jedoch kommentierte postwendend:

Michael Eggert – 20.01.2018 11:35
Gerade in Bezug auf Esoterik und okkultistische Versuchungen erscheint mir Ironie das geeignete Gegenmittel- um das pure Gift der Selbsthypnose angemessen zu neutralisieren.

Es ist deutlich, wieviel Selbstüberzeugung aus diesen Worten spricht. Sollten sie auch nur zur Hälfte auf mich gemünzt sein (und andernfalls würde Eggert sich nicht so heftig äußern), zeigen sie gleichzeitig, wieviel Abwehr, ja Hass, darin zu liegen scheint. Das ,pure Gift der Selbsthypnose’ – das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Worin aber liegt denn diese Selbsthypnose? Das müsste Eggert einmal in Worte fassen – in hoffentlich dann irgendwann auch einmal deutliche Worte. Denn auch bei ihm findet man in letzter Zeit kaum einen wirklichen Gedanken. Als gestern Rebecca versuchte, mit Stephan Birkholz in ein Gespräch zu kommen, funkte Eggert wie in einem sich entwickelnden Delirium dazwischen:

Michael Eggert – 19.01.2018 12:12
"Wo sind wir Lichtarbeiter...? Um diese Frage geht es doch wohl – um nichts anderes. Also – wo sind wir es?" In einem tiefer gelegten BMW mit 326PS?

Michael Eggert – 19.01.2018 13:04
Deine Mudda macht Lichtarbeit mit Alexander Dugin!

Michael Eggert – 19.01.2018 14:42
Deine Mudda führt Selbstgespräche in nem Anthroblog!

Dass es hier nicht nur an Ernst, sondern an allem fehlt, dürfte deutlich sein. Ironie führt zur Selbstdestruktion, im Bilde: sie zersetzt sogar noch das Papier...

Eggert wütet besinnungslos gegen den Ernst – als wenn der Ernst selbst eine okkultistische Versuchung wäre. Dabei ist seine abgrundtiefe Abneigung dagegen die okkulte Gefangenschaft, in der er sich offenbar befindet. Man könnte mit Ernst und Hingabe einmal in das Wesen des Ernstes eintauchen – und würde darüber ... ernst werden können. Aber auch dies setzt eben eines voraus: dass man Ernst und Hingabe so weit ,besitzen’ würde, dass man sie entfalten kann. Andernfalls müsste man sie, um sie entfalten zu können, eben erst ... entwickeln. Man könnte es aber, das ist die Freiheit des Menschen, auch lassen und stattdessen Ironie und delirante Sprüche pflegen. Es ist ganz die eigene Entscheidung (sofern man Elefanten und Widersacher einmal außer Betracht lässt).  

Der entscheidende Punkt hier ist, dass Eggert und andere, die dermaßen massiv etwas abwehren müssen, zu keinerlei gedanklicher Aussage mehr fähig sind – sie verfallen in das wilde Um-sich-Schlagen, und Geist, Besinnung oder irgendeine Klarheit schwinden immer mehr dahin, auch sie zum bloßen Parfüm werdend. Bei Birkholz wird durch sein ,Gespräch’ mit Rebecca immerhin noch so viel klar, dass er das Erlebnis hat, ich würde Recht haben wollen, Anprangern usw. Eggert erwähnte in früheren Jahren gern das Wort ,Inquisition’. Aber mir geht es nicht um ,Rechthaben’, sondern um Tatsachen – und in wütendes Um-sich-Schlagen verfallen nur jene, die der Meinung sind, dass ich nicht ,Recht hätte’, dass diese Tatsachen also durchaus nicht existieren würden.

Nun, wenn man so durchaus nicht un-irritiert reagieren muss, um zu ,beweisen’, dass bestimmte Tatsachen angeblich nicht existieren, sondern dass da nur einer ständig versucht, ,Recht zu haben’, dann mutet das tief seltsam an. Und es interessiert mich (um mit Ingrid zu sprechen), warum manche Ego-Blogger mit meinen Aufsätzen solche Schwierigkeiten haben und Ingrid nicht.

Wohin zielt man – Vom Menschenbild

Die vorläufige Antwort, die ich hier finde, ist, dass Ingrid eine ausgesprochene Fähigkeit hat, Gedanken gelten zu lassen – und einfach als das zu nehmen, was sie sind: berechtigte, durchaus richtige und wahre Gedanken. Eggert und Birkholz haben diese Fähigkeit nicht – sie müssen sofort ihre eigene Meinung und Ansicht dagegensetzen. Aber nicht etwa sachlich und unirritiert, vielleicht sogar auf eine Erkenntnis hinaus, mit meinen Äußerungen irgendwie noch ringend oder um Vermittlung bemüht, sondern mit bloßen Reflexen, die keinerlei Inhalt haben außer den des Gegenschlags als solchen.

Statt die Unwahrheit meiner Aussagen darzulegen und nachzuweisen, irgendeinen Weg zu entfalten, auf dem diese angebliche Unwahrheit erkannt werden könnte, bekämpfen sie meine Gedanken regelmäßig mit Spott, Ironie und Selbstgefälligkeit, nach dem Motto: ,Dazu ist nicht mehr zu sagen, und das weiß jeder.’ Und regelmäßig werden sie von Ingrid Lügen gestraft. Und ich frage mich interessiert, wann das einmal auffällt.

Der letzte Kommentar von Ingrid war dann die Antwort auf Eggerts Einwurf und lautete:

Ingrid H. – 20.01.2018 12:34
:-) Ja, das ist mir klar.
Und es geht mir wirklich nicht darum, Ironie aus unseren Gesprächen zu verbannen. Ganz im Gegenteil – ich bin eine große Anhängerin von Frank Farrelly und seiner Provokativen Therapie…
Aber – was oft übersehen wird: das Wichtigste bei Franks Ansatz war immer der Rapport, der „Gute Draht“ zu seinem Gegenüber (ich habe ihn selbst erlebt - er war ganz unvergleichlich darin, mit einem kurzen Blinzeln den „Funken“ überspringen zu lassen und dadurch eine so starke Bindung zum Klienten herzustellen, daß er ihm in der Folge ungestraft Grobheiten an den Kopf werfen konnte, bei denen einem als Zuhörer der Atem stockte…).
Ironie ist nunmal auf das Verständnis des Gegenübers angewiesen, um zu „funktionieren“. Im Fall der schriftlichen Ironie also auf das Verständnis des Lesers.
In virtuellen Gesprächen wie dem unseren hier fehlt (Heinz hat verschiedentlich darauf aufmerksam gemacht) die unmittelbare persönliche Wahrnehmung, also Mimik, Gestik, Tonfall, Timing… Obendrein treffen hier immer wieder Menschen zusammen, die einander im real life vielleicht niemals kennengelernt hätten, aus ganz unterschiedlichen Sozialisationen, mit (sowohl regional als auch Umfeld-bedingt) unterschiedlichen Sprach- und Verständnisgewohnheiten — ;-) und auch mit ganz unterschiedlichen „Allergenen“ ihrer jeweiligen „Elefanten“. [...]

Dieser Kommentar erscheint mir wiederum entscheidend und wesentlich. Der zweite Teil sollte ohnehin psychologisches Allgemeinwissen sein. Aber in einen irgendwie Anthroposophie-nahen (?) Blog sollte es auch nicht nur um belangloses Hin und Her gehen, wo man dann nur auf ein halbwegs achtsames Miteinander achten müsste (wenn man es denn wollte), sondern auch um Wesentlicheres, um wesentliche Erkenntnisfragen. Die Erkenntnis der seelischen Dynamiken würde natürlich auch dazugehören, aber dann bitte auch wieder deutlich und klar, unirritiert und voller Hingabe beschrieben. Denn das ist Anthroposophie doch wohl, klare, ,heilige’ Erkenntnis – und nicht delirantes ,Mudda-Geschwätz’.

Ingrids Hinweis auf Frank Farrelly zielt auf den obersten Grundsatz der humanistischen Psychologie überhaupt: Der Andere ist ein Mensch, und ich habe ihm gegenüber unbedingte Achtung, weil mein Menschenbild mir dies auferlegt – und nicht nur auferlegt, sondern weil es für mich innerster Wesensgrundsatz ist, den ich niemals loslasse. Der ,gute Draht’ besteht also schon darin, dass mir das heilige Menschenbild aus dem Anderen entgegenleuchtet, weil ich selbst es in ihm sehe und dies nie aus den Augen verliere.

Aus den Aussagen von Eggert und Birkholz leuchtet mir dieses mir gegenüber nicht entgegen, sondern, ich betone es noch einmal, nur selbstsichere und selbstgefällige Verachtung. Und mit dieser selbstsicheren Verachtung wird dann Ironie als das ,Gegenmittel gegen das pure Gift der Selbsthypnose’ (die dann mir unterstellt wird) gepriesen. Mit anderen Worten – die Deutung des völlig vergifteten Anderen wird gleich mitgeliefert. Das ist genau dieses ,theosophische Totschlagargument’: ,Ich bin erleuchtet, du bist vergiftet, und wenn du das nicht einsiehst, verstehst du meine Ironie und sogar meinen großartigen Heilerwillen nicht’. Wie pervers kann die Seele denn noch sein?

Nun mögen mir die ,Birkhölzer und Eggerts’ (Zitat Eggert) noch so sehr das Gleiche vorwerfen – es ist nicht das Gleiche. Denn so sehr sie mir ,Rechthaberei’, ,Anprangerei’, ,Inquisition’ und meinetwegen noch hundert andere Dinge vorwerfen – ich bemühe mich immer, alles, was ich äußere, sorgfältig zu begründen, und sogar zu begründen, warum ich es äußere. Dann kann man etwas ,dagegen haben’, aber man sollte auch dies – begründen! Andernfalls ist es nur pubertäres Gelalle von Geistern, denen eben etwas nicht passt, ohne dass sie in der Lage wären, auszudrücken, was es ist und warum es ihnen ,nicht passt’. Und ein weiterer grundlegender Unterschied ist eben, dass ich ein Gegenüber, auch wenn ich sein Handeln (Schreiben, Wortwahl etc.) scharf kritisiere, nie verachte und dies auch nie zum Ausdruck bringe. Ich spotte nicht, ich sondere keine kalte Ironie ab, ich psychologisiere nicht, ich ziele nie auf den heiligen Innenbezirk der Person – sondern ich bringe nur, teilweise auch scharf, zum Ausdruck, was ich darüberhinaus denke, erlebe, erkenne. Das ist der entscheidende Unterschied, der mich mit Farrelly verbindet und den ich für die gesamte Anthroposophie für absolut grundlegend und wesentlich halte.

Und zuletzt nochmals der Ernst

Was heißt dies alles? Zum einen muss man auch mit dem Menschenbild voll und ganz Ernst machen – zum anderen aber muss man noch vieles andere sehr viel ernster nehmen, als es heute genommen wird. Und dass es schon beim ersten hapert, zeigt mir einmal mehr, wie wenig man die ,Mission des Ernstes’ versteht.

Ernst ist etwas wahrhaft Heiliges – nicht umsonst sagt man ,heiliger Ernst’. Aber damit hat man eben in demselben Maße ein Problem, wie einem auch das Heilige selbst schon ein Problem ist. Mit anderen Worten: Wer eine Allergie gegen das Heilige hat, kann auch die wahre Bestimmung des Ernstes gar nicht erkennen.

Nun ist unsere Zeit ja hochmütiger und selbstbezogener als jede andere zuvor, und das schlägt sich unmittelbar auch in den Einzelseelen nieder. Deswegen ist es für die Seele immer schwieriger, etwas (an)zuerkennen, was einfach wahr ist, wenn es – aus einem anderen Munde kommt. Das ist heute ein überall zu beobachtendes Faktum. Tatsache ist aber auch, dass die Seele in dieser Hinsicht, wann immer sie sich so verhält, über das Pubertätsstadium noch nicht hinausgekommen ist. Sie verkleidet dies geschickt, indem sie dann dem Anderen ,Rechthaberei’, ,Predigen’ oder was auch immer unterstellt – aber es könnte noch der größte Rechthaber und Prediger kommen, es bliebe noch immer die Tatsache, dass das, was er sagt, wahr sein könnte. Und der Weise, der sogar von einem Kinde noch lernt, der könnte dies auch von einem – Rechthaber. Sogar dann! Der Dumme jedoch lehnt sogar das ab, was ihm – ein Weiser sagt.

Es bedarf des Ernstes, um sich der Wahrheit auch nur zu nähern. Es bedarf der Hingabe. ,Unirritiert’ reicht nicht – es braucht Hingabe. Und erst dann kann die Seele hoffen, sich auf dem heiligen Weg der Erkenntnis zu befinden. Das ist der wirkliche Ernst der Sache. Die heiligen Dinge sind nicht unernst und billig und ,mal eben’ zu haben. Und die Seele verunreinigt sich sogar durch den ,Spott’ und das Flache zwischendurch. Ehe sie es sich versieht, ist all dies zum Habitus geworden. Die heilige Aufgabe der Erkenntnis, überhaupt des inneren Weges, muss ernster genommen werden als all dies – wenn man es überhaupt ... ernst nimmt.

Natürlich kann man sich auch schwebend und leichtfüßig, ja lächelnd, über vieles hinbewegen – und auch das kann man bei Steiner ebenso beobachten –, aber in manche Sphären kommt man nur über, durch und mit diesem wahrhaft heiligen Ernst. Und ich betone ihn nur, weil er meiner Beobachtung nach so ungeheuer fehlt. Manche wiederum betonen ihn nicht, weil sie wissen, dass man Menschen sowieso nicht ändern kann. Ich will auch niemanden ändern, ich will nur betonen, was man ändern müsste – wenn man es denn wollte. Dann kann jeder damit tun, was er will. Spott jedoch ist für mich immer ein untrügliches Zeichen, dass man nichts verstanden hat.

Die meisten Menschen sind sich des Ernstes viel zu vieler Fragen überhaupt nicht bewusst. Und das wiederum ist ... der Ernst der Lage.