30.01.2018

Von der Unschuld

Gedanken über ein tiefes Heiligtum.


Inhalt
Unschuld im Denken | Das unschuldige Denken des Mädchens
Der schuldige Wille | Unschuld im Willen
Die Unschuld des Herzens
Die Verachtung der Unschuld


Unschuld im Denken

Heute wird viel gedacht. Jeder denkt. Und in diesem Denken lebt automatisch der Gedanke, dass die eigenen Gedanken richtig seien. Dieser Gedanke ist jedoch mehr als ein Gedanke. Es ist die Selbstüberzeugung des Ich. Es ist der blinde Fleck des Denkens – weil hier nicht klarer Gedanke lebt, sondern dunkler, blinder, seiner selbst unbewusster Wille. Der sich selbst setzende Ich-Mittelpunkt.

Erheben wir uns demgegenüber zu einem „Denken der Engel“ in dem Sinne, dass wir unsere Gedanken einmal völlig loslassen. Sowohl sie als auch die Tatsache, dass wir sie hatten, dass es unsere waren. Lassen wir einmal die Tatsache los, dass wir überhaupt jemals irgendeinen Gedanken haben müssten. Lassen wir diesen Ich-Mittelpunkt los, der sich fortwährend in die Mitte setzt. Es geht nicht um uns. Es geht nicht einmal um unsere Gedanken. Was wäre, wenn wir ein in der Ewigkeit lebender und schwebender Engel wären? Denken wir das einmal. Und fühlen wir dies auch einmal. Mit wirklichem Ernst und innerster Ruhe...

Was dann gefühlt werden kann, ist ein reines Denken. Und dieses denkt zunächst einmal – nichts. Und was dann geschehen kann, ist Wahrnehmung. Ein reines Denken führt zu einem reinen Wahrnehmen.

Aber wir müssen uns bewusst machen, wie tief, wie unbeschreiblich tief das un-reine, das gewöhnliche Denken sitzt. Es ist mit der Seele vollkommen verklebt, die Seele besteht zunächst ganz aus diesem unreinen, gewöhnlichen Denken. Das sich selbst gesetzt habende Mittelpunkts-Ich ist ganz und gar unfähig und, mehr noch, absolut un-willig, zu schweigen. Es bleibt an seinem Platz und drängt sich in alles hinein, es bleibt die Dominante und es macht das reine Schweigen völlig unmöglich. Dieses Mittelpunkts-Ich hasst den Engel.

Aber dieses eigen-willige, selbst-überzeugte Mittelpunkts-Ich hasst auch das Mädchen. Denn das Mädchen hat eine Reinheit im Denken, die dem Engel gleicht. Das Mädchen ist ein Engel auf Erden. Niemand sonst hat diese Reinheit im Denken, diese Unschuld im Denken. Gerade sie, diese unglaubliche Unschuld, ist heute so vollkommen unbekannt, so ganz selbst aus dem leisesten Ahnen herausgefallen. Unschuld im Denken. Die Unschuld des Mädchens...

Das unschuldige Denken des Mädchens

Das Mädchen denkt nicht, dass seine Gedanken wichtig wären. Es denkt nicht einmal, dass es selbst wichtig wäre. Sein Gefühl lebt eher im Gegenteil. Das ist das Wesentliche. Das macht die Seele des Mädchens einem Engel ähnlich.

Dennoch denkt das Mädchen. Und dennoch findet es etwas wichtig. Nämlich den Inhalt dieser Gedanken. Nicht weil es die seinen wären – sondern weil sie wichtig sind. Es wünschte sich, dass auch andere Menschen so denken würden. Denn in seinem Denken lebt ganz und gar die Sehnsucht nach einer Welt, die gut ist. Das Mädchen ist, ohne es zu wissen, ganz mit dem Denken der Engel verbunden. Es denkt nur gute Gedanken – ausschließlich. Seine Gedanken sind in einer heiligsten Weise selbstlos – sie entspringen aus nichts anderem als einer tiefen Sehnsucht nach dem Guten und aus seinem eigenen guten Herzen. Und auch hier wohnen die Engel...

Das Mädchen hat ein reines Herz, und es hat reine Gedanken. Und weil es ein reines Denken hat, steht am Anfang dieses Denkens, noch bevor es denkt, das Wahrnehmen – ein ebenso reines, erschütternd unschuldiges Wahrnehmen. Und mit dieser Unschuld, mit dieser absoluten Reinheit seines Wahrnehmens, wird das Entsetzen geboren. Wo alle anderen Seelen bereits verhärtet und abgestumpft sind, da lebt in seiner Seele unverlierbar die reine Unschuld – und diese wird, unsere Welt wahrnehmend, reine Wunde. Die Seele des Mädchens wird reine Wunde, und sie fragt sich mit tiefem Leiden: warum?

In der Filmgeschichte gibt es Versuche, dieses Wesen einer vollkommen reinen Seele „darzustellen“. Dies ist ein schwieriges Unterfangen, denn das Erste ist, dass es dann nur „gespielt“ ist. Das Zweite ist, dass mit unserer eigenen Abstumpfung hier auch noch die Konsumhaltung des Filmgenusses einhergeht. Man muss schon als Zuschauer dann eine sehr, sehr reine Seele haben und sich tief auf das dann zu Sehende einlassen, um wirklich eintauchen und sich bis ins Innerste berühren zu lassen. Dennoch blickt man auf eine Leinwand... Wenn man sich jedoch mit tiefem guten Willen bemühen wollte, dies alles zu berücksichtigen, dann könnte man einmal jene Szene aus dem Film „Das fünfte Element“ auf sich wirken lassen, wo LeeLoo, das außerirdische Wesen mit einer von allem Irdischen zunächst ganz unberührten Intelligenz, das erste Mal dem Phänomen „Krieg“ begegnet... Diese Szene gehört zu den berührendsten Szenen der gesamten Filmgeschichte. Hier ist sie in einem Ausschnitt zu finden.

Das Mädchen denkt nicht irdisch – es denkt himmlisch. Es denkt in einer unmittelbaren Verbindung mit jenem Wesen, das sich – nicht in einem Film, sondern real – aus Himmelshöhen mit dem Irdischen verbunden hat, aber nicht von dieser Welt ist. Siehe – das Mädchen. Und siehe – sein unschuldiges Denken. Das Mädchen denkt mit den Engeln – und die Engel denken mit ihm. Es bietet den Engeln keinerlei Widerstand. Es macht ihr Denken zu seinem eigenen. Aber die Engel bezwingen das Mädchen nicht etwa. Es ist das Wesen des Mädchens selbst, das nichts anderes denken will. Seine Gedanken sind Einladungen an die Engel. Tief und unschuldig liebt es die Engel, denn es liebt das Gute...

Der schuldige Wille

Heute wird viel gewollt. Und wieder sitzt im Willen der persönliche und unverwandelte Ich-Mensch, der den luziferischen Einfluss tief in sich aufgenommen hat und so in seinem Wesen ein Ego-ist wurde. Das Ego ist buchstäblich – und es setzt sein eigenes Sein. „Ich bin – und ich bin der Wichtigste“.

Der Wille ist das Unbewussteste in der menschlichen Seele – und der Ich-Wille ist der blinde Fleck innerhalb des Willens. Der Mensch weiß, dass er ständig sehr, sehr vieles „will“ und tut und verfolgt. Was er sich aber nie bewusst macht, ist, dass er bei alledem fortwährend sich selbst mitschleppt – als Zentrum des Universums. Und dies ist der luziferische Einfluss. Der Mensch ist mit diesem Selbst-Bezug durchtränkt.

Und so möchte er es bequem haben. Er möchte die Welt beurteilen. Er möchte Aufmerksamkeit. Er erwartet sie. Er geht wie ein Gott davon aus, dass seine Ansicht die richtige ist. Er beurteilt die gesamte übrige Welt. Er macht sich seinen Ist-Zustand, seine oft unverwandelte Vulgarität, seine sich selbst setzende Dickwanstigkeit und seine Überheblichkeit in keiner Sekunde seines Daseins bewusst. Die unverwandelte Seele gefällt sich selbst – viel zu sehr, um je einmal schweigend nach innen schauen zu können. Sie möchte nach außen platzen, tut dies fortwährend – und sie erwartet, dass die Welt ihr dient wie dem Kaiser von China. Das tut die Welt natürlich nicht, aber das hält die Seele nicht davon ab, sich weiterhin wie dieser Kaiser von China zu fühlen. Wer sie und ihre absolut wahren und berechtigten Urteile nicht versteht, der wird mit Schimpf, Spott und Verachtung gestraft.

Die unverwandelte Seele muss sich weit, weit über alle erheben, die sie nicht verstehen oder ihre Ansichten nicht teilen und die sie deswegen wegen deren Dummheit verachten muss. Das ist das Urphänomen der Stammtische. Ein Beisammensein unverwandelter Seelen, die in behäbiger Selbstüberhebung den Mittelpunkt des Universums zelebrieren – völlig und gänzlich unbewusst ihres zutiefst hässlichen Willens. Hässlich wegen seiner abgrundtiefen Faulheit und Selbstüberhebung. Hässlich wegen seiner absolut fehlenden Demut und Selbst-losigkeit.

Es ändert an seiner Selbstüberhebung nichts, wenn er behauptet, er erhebe sich nicht. Es ändert nichts, wenn er behauptet, er setze nicht herab, er spotte nicht – er tut es. Der selbstgefällige, satte, verachtende Wille hat in Bezug auf seine eigene Hässlichkeit einen absolut blinden Fleck. Die Herabsetzungen sind bei ihm billige Münze, vollkommen in die Gewohnheit übergegangener Alltag – und seit wann zählt ein Millionär sein Kleingeld? Verachtung und Selbsterkenntnis vertragen sich nicht. Die heimliche oder offen ausgesprochene Verachtung ist dasjenige, was jede Selbsterkenntnis unmöglich macht, es ist der große Fleck, der sich auf das Kleid der Seele legt und sie der Selbsterkenntnis unwürdig macht. Aber auch die Verachtung geht nur aus dem selbstüberzeugten Ich hervor – und dieses selbst ist der eigentliche blinde Fleck. Es ist blind für sich selbst. Ein Meer aus luziferischer Selbstbespiegelung. Und da, wo dieser sich selbst blinde Fleck zu spotten beginnt, herabzusetzen beginnt, da wird seine Hässlichkeit sichtbar.

Unschuld im Willen

Das Gegenteil dieses tief in die Schuld und Eigenblindheit gefallenen Willens ist die Seele des Mädchens. Das Mädchen hat einen völlig anderen Willen. Dieser hat den Fall in die Hässlichkeit nicht mitgemacht – und weiß doch von Gut und Böse. Gerade das Mädchen weiß dies tiefer als jede andere Seele – denn es weiß es nicht nur, es fühlt es auch ... und es will es auch. Es will nur das ausschließliche Gute... Und dieses Gute ist dasjenige, was nicht ausschließt. Wo immer nicht ausschließlich das Gute gewollt wird, wird etwas ausgeschlossen. Das Mädchen aber schließt alles ein – so sehr wie niemand sonst.

Das Mädchen ist das einzige Wesen, das Gut und Böse bis in alle Tiefe fühlt – und nicht abgestumpft ist. Diese Abstumpfung wird heute mit unzähligen „Argumenten“ bemäntelt. Man nennt diese Mäntel dann zum Beispiel „Realismus“ oder „Pragmatismus“ oder wie auch immer. Doch wie man es auch nennen möchte – bemäntelt wird immer die nicht mehr durch und durch gute Willensrichtung, die nicht mehr gegebene tiefe Unschuld des Willens. Das Mädchen trägt diese Unschuld in aller Tiefe in seinem Willen. Und allein sein Wille ist reines Wohlwollen, bis in die Tiefe – bis in eine unfassbare Tiefe...

Das Mädchen will nicht beleidigen. Das Mädchen will nicht herabsetzen, es will nicht verachten. Aber es kann dies auch gar nicht. Es hat all dies so sehr mit seinem Willen vereinigt – dieses absolute Nicht-Wollen, Es-sich-nicht-einmal-vorstellen-Können –, dass es wirklich unfähig dazu ist. Es müsste sich selbst quälen, zwingen und in seiner ganzen Seele aus sich selbst herausreißen, um in ein völlig anderes Reich einzutreten – um einen anderen Menschen beleidigen zu können. Das Mädchen hat seine ganze Seele so sehr mit der realen Welt der Engel verbunden, dass es nicht einsehen kann, wozu dieses Andere überhaupt gut sein sollte – und es ist ja auch nicht gut!

Das Mädchen hat einen heiligen, gleichsam umgekehrten Willen. Er besteht aus dem Wollen des Guten – in einer unmittelbaren Realität, in einem tiefen Wohlwollen. Diese tiefe Unmittelbarkeit ist deshalb möglich, weil es völlig frei von Luzifer ist. Sein Wille will nichts für sich selbst. Das Mädchen kennt den Selbstbezug gleichsam nicht – es nimmt ihn bei anderen Menschen hin, so, wie es alles erst einmal hinnimmt, aber es kennt ihn nicht. Sein eigener Wille besteht aus dem Mysterium der Sanftheit, die nichts anderes ist als heilige Liebe. Wirklich und wahrhaftig umgekehrter Wille...

Das heilige Mysterium der Selbstlosigkeit hat nichts mit Naivität, hat auch nichts mit mangelnder Ich-Entwicklung oder Individualisierung oder etwas dergleichen zu tun. Es ist eine bedingungslose Aufnahme des Guten in den eigenen Willen – und ganz und gar mit diesem eigenen Willen. Das Mädchen will nichts anderes – es will gerade dies. Und es tut es. Es nimmt die heilige Unschuld in seinen ganzen Willen auf – und sein Wille wird gut, durch und durch. Das ist der Wille des Mädchens...

Die Unschuld des Herzens

Man kann viel vom Denken und vom Willen reden oder schreiben. Aber die Unschuld – die Unschuld, durch die das Denken ein reines Denken und durch die der Wille ein guter Wille wird –, diese Unschuld entspringt im Herzen. Und auch diese heilige Tatsache sieht man nirgendwo so sehr sich offenbaren wie in der Seele des Mädchens.

Das Mädchen hat nicht „von selbst“ reine Gedanken, ein reines Denken, weil ihm irgendeine gnädige Vorsehung ihm ein solches verliehen hätte – sondern sein Denken hat diese heilige Unschuld, weil sein Herz unschuldig und rein ist. Auch die erschütternde Unschuld seiner Gedanken entspringt dieser Unschuld.

Die Gedanken sind wie der übersinnliche Leib des Menschen, oder wie sein übersinnliches Kleid. Jeder Gedanke offenbart das Wesen. Kann man hier nicht unmittelbar an die Christus-Worte des Evangeliums denken? Wenn das Innere des Leibes finster ist – wie groß muss dann die Finsternis sein! In der Seele des Mädchens ist aber nichts finster, sondern den Mittelpunkt dieser Seele bildet das Herz des Mädchens, und in diesem lebt die volle Unschuld. Und deswegen offenbart sich auch nur lauter Licht – das lautere, lichte, reine Wesen des Mädchens. Sein Herz. Dies offenbart sich – in seinen Gedanken, in seinem Willen, in allem...

In den übrigen Seelen führt der Wille ein Eigenleben – und ist es Eigenwille geworden. In der Seele des Mädchens führt das Herz ein Eigenleben – und hat sich ganz dem Wollen des Guten verschrieben. Und so wird der Wille etwas, was im Mädchen fortwährend unmittelbar aus dem Herzen entspringt, nirgendwo anders. In den übrigen Seelen wird der Wille allenfalls manchmal und vage – dunkel empfunden – vom Herzen geleitet – oder geht ganz fehl, und dann fühlt man das „Gewissen“. In der Seele des Mädchens sind Herz und Wille eins, und das Mädchen fühlt klar und tief ein Einziges. Der Wille geht nicht fehl, weil er fortwährend aus dem Herzen geboren wird.

In der Menschenweihehandlung heißt es während der Opferung: „Zu Dir wende sich mein Wollen“ (das wird zu dem Vatergrund gesprochen, dem Ur-Grund des Guten). Und dann heißt es aber weiter: „Es entspringe dieses Wollens Kraft aus einem Fühlen, das sich eint mit Christus...“ Auch hier wieder ist der Ursprung des Wollens ein Fühlen – ein Fühlen, das sich eint mit Christus. Die Rede ist von des Wollens Kraft – aber gerade hier, in des Wollens Kraft, liegt das wahre Geheimnis des guten Willens. Sein Ursprung liegt im Herzen – und des Mädchens Herz ist ganz mit dem Leben des Christus vereint. Sein Leuchten ist auch das Leuchten des Mädchenherzens. Das Mädchen weiß dies nicht. Wir können es wissen.

Die Verachtung der Unschuld

Die heilige Gestalt des Mädchens ist eine unschuldige Retterin. Aber die in die Hässlichkeit und in das Reich Luzifers (und natürlich Ahrimans) gesunkene Seele will sich überhaupt nicht retten lassen. Sie will in ihrer Hässlichkeit verharren, das Reich der Gegenmächte ist längst auch ihre Heimat geworden. Und so fängt sie an zu spotten...

So fängt sie an, von „mädchen-geschwängerten Heilsbotschaften“ zu reden, von „bizarren Erzählungen“ und anderem – nicht spürend, wie sehr sie damit das Mädchen selbst von sich stößt, und nicht spürend, wie sehr auch sie das Wissen um das Mädchen im Innersten ihrer Seele trägt. Nicht spürend, dass sie auf diese Weise nur offenbart, wie sehr sie das Reine und das Heilige hasst; es wegstoßen muss, um es nicht an sich heranzulassen – weil sie hässlich bleiben will.

Die Seele entfernt sich fortwährend von ihrem Herzen, zieht sich zurück in den Intellekt, der im Gegensatz zum Mädchen nicht mehr mit dem Herzen verbunden ist, und urteilt von dort – verurteilt von dort aus das Mädchen, wirft Steine auf das Mädchen, steinigt die vollkommen Unschuldige ... nur um zu bleiben, wer man ist.

Man richtet sich nach außen, man urteilt über andere, man schaut die nächste Serie oder was auch immer, man nimmt schuldig und unverwandelt wahr – und man urteilt von neuem. Man streitet sich auf Blogs, spottet hier, verachtet da, man dünkt sich weit entwickelt, man geifert gegen „Identitäre“, „Neurechte“, „Altlinke“, „Verschwörungstheoretiker“, „Putinisten“, „Trolle“ – und dies hört nie auf, es wird immer schlimmer, weil man sich hineinsteigert in die eigene Illusion. Luzifer lässt einen nicht los. Ahriman auch nicht. Sie täten es nur, wenn man im Herzen still werden könnte – und nicht nur still, sondern auch wirklich unschuldig. Sie tun es erst dann, wenn einmal die Friedenssehnsucht größer werden wird als das Rechthabenwollen, als die Überzeugung, immer schon recht zu haben.

Nicht verurteilen – sondern den Frieden bringen. Das kann kein Widersacher. Das Mädchen tut es fortwährend... Wenn man dies aber nicht spürt; wenn man sich davon nicht berühren lässt – dann liegt dies nicht an dem Mädchen, sondern an der eigenen Seele. Dann liegt diese im Kampf mit sich selbst. Um aber den Krieg gegen sich selbst zu gewinnen, verlegt sie ihn nach außen – und verspottet das Mädchen. Und indem sie dies tut, bleibt sie so hart und verloren, wie sie ist...

Das Mädchen ist eine unschuldige Retterin. Aber die Retterin kann auch verachtet werden. Das ist ihr Schicksal – das Schicksal des Mädchens ... und das Schicksal der Seele, die die Verachtung mehr liebt als das Mädchen...