2018

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20.04.2018

Eine Geschichte von der Gnade Gottes

Holger Niederhausen: Eine Geschichte von der Gnade Gottes. Roman. Books on Demand, 2018. Paperback, 132 Seiten, 9,90 Euro. | Bestellen bei BoD oder Amazon.


Soeben erschienen:

Als der junge Bauernknecht Heinrich sich in ein noch jüngeres Mädchen verliebt, beginnt bald für beide, besonders aber für das Mädchen, ohne eigene Schuld ein Martyrium. Ohnmächtig zweifelt Heinrich an der Gerechtigkeit Gottes, während das Schicksal sie immer weiter treibt. – In großer Dichte taucht dieser Roman tief ein in die Frage nach dem Sinn des Leidens...

Leseprobe

In den nächsten Tagen drängte sich der Alltag wieder stark in den Vordergrund. Ein Knecht darf nicht seinen Gedanken nachhängen, also hängt auch nichts in seinen Gedanken. Vordergründig sind sie jedenfalls der schweren Arbeit zugewandt, die zu leisten ist – und das sind tausend verschiedene Handgriffe jeden Tag. Da sind die Tiere, da sind die Vorbereitungen auf die Ernte, da ist schweres Tagwerk Stunde um Stunde.

Aber in den Pausen, auch in den kleinen, und seien es nur Atempausen, drängte sich nun aus dem Hintergrund des Bewusstseins immer wieder ein Mädchen nach vorne. Ihre Gestalt geisterte in Heinrichs Seele umher, ohne dass er es wollte. Oder wollte er es gar?

Er wusste sich selbst keinen Rat damit. Keinen Rat damit, dass er abends, wenn das Tagwerk endlich vollbracht war, in seiner Kammer lag und, bevor er den Schlaf fand, mit offenen Augen an die nachlässig gekalkte Decke starrte und an das Mädchen dachte.

                                                                                                                                         *

Als sie an ihrem nächsten freien Nachmittag beim Dorfbrunnen zusammensaßen, war Heinrich schweigsamer als sonst. Er verfolgte eine Zeitlang das Treiben der Gefährten, dann fragte er Bartholomäus schließlich beiläufig:

„Woher kommt eigentlich eure neue Magd? Sie ist doch neu?“

Bartholomäus sah Heinrich verwundert an:

„Wen meinst du? Marie? Wieso fragst du?“

„Ich musste am Dienstag eurem Großknecht Geld von unserem überbringen. Da sagte sie mir, wo ich ihn finde.“

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