04.11.2018

Die Herrschaft der Dämonen

Fortgesetzte Gedanken


Inhalt
Verschwörungstheorien oder nicht – ist das die Frage?
Die Dämonen – auf beiden Seiten
Der Tod der Seele
In seinen Fundamenten
Das Herz der Welt
Das Mädchen


Verschwörungstheorien oder nicht – ist das die Frage?

Wie sehr die Dämonen in unserer Zeit die Herrschaft übernehmen, zeigt sich auch im Streit innerhalb der „anthroposophischen Zusammenhänge“, der jetzt voll ausbricht [o o].

Die einen warnen vor „Verschwörungstheorien“, die anderen tauchen immer tiefer in diese ab. Und beide Seiten bekämpfen sich verbal bis aufs Blut. Es gibt dafür eine Abkürzung (VT), und wer diese nicht kennt, ist eh von gestern. Das alles sind Symptome – es sind Symptome für die Herrschaft der Dämonen, konkret: Ahrimans.

Und die Tragik besteht darin, dass Ahriman auf allen Seiten an Macht und Herrschaft gewinnt. Ich weise seit Jahren darauf hin – aber es wird nicht gehört. Warum auch? Menschen wollen bleiben, wie sie sind – und es sind die Dämonen selbst, die ihre Herrschaft nicht loslassen wollen. Und die Seele willfahrt ihnen willig.

Michael Eggert hackt auf den Verschwörungstheoretikern herum, spricht von „alten weißen Männern“ und merkt nicht, dass sein aggressiv-sarkastischer Ton, der im Alter immer mehr zunimmt, ihn selbst dieser Kategorie zugesellt. Er meint offenbar, Sarkasmus würde irgendetwas ändern, irgendjemanden „aufrütteln“. Aber vielleicht dient er auch ausschließlich nur dazu, eigenen seelischen Druck und Dampf abzulassen, um die Welt besser zu ertragen.

Rainer Herzog berichtet von einem sechsmonatigen „Selbstversuch“ in einer Facebook-Gruppe [o], ohne einzugestehen, dass er selbst einen Hang zu solchen „sozialen Gruppen“ hat. Auch seine Sprache ändert sich nicht – auch jetzt findet er Dinge oberflächlich bis abwertend allenfalls „interessant, unterhaltsam“. Er bemerkt nicht, wie abwertend er spricht und sich äußert – und wie sehr dies auch die eigene Seele immer wieder abwertet, verflacht.

Die Dämonen herrschen. Sei es bei jenen, die sich in ihre „Verschwörungstheorien“ einmauern oder in ihnen versinken wie in einen Sumpf. Sei es bei denen, die immer hektischer oder verachtender oder „erhabener“, aber mit dem Hochmut „alter weißer Männer“ dagegen angehen. Die einen versinken in der Gewissheit der alles erklärenden „Wahrheit“ – die anderen in ihrer eigenen im Kern unverwandelten Seele, aus der sich die Medusenhäupter des Nicht-Erreichten hässlich erheben.

Und während in den Verschwörungstheorien Ahrimans Geist der Halbwahrheiten oder Lügen und Fake News regiert, diese aber mit luziferischem Eifer vertreten und als Waffen geschwungen werden, sind die Gegner der „VT-ler“ nur scheinbar auf Seiten der Vernunft – in Wirklichkeit ebenfalls auf Seiten Ahrimans, mit ihrer ganzen Seelenkälte, ihrer furchtbaren Abgeklärtheit (die sie aber oft nicht wahrhaben wollen), und zugleich auf Seiten Luzifers – mit ihrem Hochmut, der den der VT-ler noch übertrifft.

Die Dämonen – auf beiden Seiten

Ich will hier nicht einen weiteren langen Aufsatz entwickeln. Ich habe in unzähligen Aufsätzen immer wieder das Entscheidende erlebbar zu machen versucht.

Die dämonische Wolke der Verschwörungstheorien, der Identitären, der Nationalisten – das ist keine Folge der Tatsache, dass die Menschen dumm werden. Es ist viel schlimmer. Tatsache ist, dass die Menschen ihre Seele verlieren – und darin sind alle eingeschlossen: auch die Anthroposophen, auch die Eggert-Blogger, auch die „VT-Basher“ und wer auch immer.

Sie, die sich auf der „richtigen“ Seite wähnen, wollen dies nicht wahrhaben. Warum sollten sie auch? Haben sie nicht „den guten Teil erwählt“? Wenn ihnen wirklich an der Wahrheit läge, würden sie einmal aufrichtig auf jene Stelle des Evangeliums schauen und in diese eintauchen, wo genau davon gesprochen wird (Lukas 10,42). Den guten Teil hat Maria erwählt, die sich zu Füßen Christi setzte und seiner Rede zuhörte – und nicht wie Martha „sich viel zu schaffen machte“. Dabei handelte selbst Martha selbstlos – während die älter werdenden Herren auf dem Eggert-Blog Gift und Galle spucken: Eggert mit dem „Furor“, den er bei anderen verurteilt, Herzog mit einem subtilen Abwerten und jenem „Understatement-Sarkasmus“, der heute so modern ist, eine furchtbare Seelenkrankheit!

Nirgendwo, an keiner Stelle, in keinem einzigen Satz oder Wort, geschieht hier ein Sich-Erheben zu einer spirituellen Sphäre. Alles bleibt fest verklebt mit dem Irdischen, und zwar dem Dämonisch-Irdischen. Die Dämonen haben auf voller Länge gesiegt. Der Lebenssinn zumindest auf Blog-Ebene liegt darin, warnendes VT-Bashing zu betreiben oder aber sechs Monate Lebenszeit in Facebook-Gruppen zu vergeuden, in denen die Spiritualität ebenfalls wie in einem Vakuum zu suchen wäre. Wozu? Was ist der Sinn?

Ändert euren Sinn! Das war die Botschaft des Täufers – und sie war es, als der Erlöser am Kommen war. Heute treibt jedes Vorübergehen an dieser Botschaft die Seele tiefer in die Arme der Dämonen. Glaubt man, man hätte den Sinn geändert, wenn man die Truther, Identitären oder Ganser als Feindbild erkannt hat? Glaubt man das wirklich? Und im Übrigen darf man weiter sein Ultra-Intellektuelles, Rechthaberisches, vor Oberflächlichkeit und Anti-Spiritualität triefendes Gedankengut absondern? Gedanken, von denen nichts Zukünftiges ausgeht, sondern die in Bezug auf diese Zukunft ebenfalls nichts als ein Vakuum darstellen? Eine Spielwiese der Dämonen? Eine leere Falte ihres grinsenden Gesichts?

Der Tod der Seele

Was wirklich verlorengeht, ist die Seele. Und selbst die, die sich angeblich der Spiritualität verbunden fühlen, kümmern sich nicht wahrhaft um dieses einzige, einzige Gut – weil auch sie den Intellekt, der aber längst Ahriman verfallen ist, dennoch höher schätzen. Sie merken nicht, wie auch sie diesen zur Erhöhung ihres eigenen Ego missbrauchen. Sie merken nicht, wie sie nicht jene reine Liebe zur Wahrheit in ihrer Seele tragen, die wahrhaft eins wäre mit einer reinen Liebe zum Guten. Ist sie es nicht, ist es auch keine Liebe zur Wahrheit – sondern eine Begierde nach Rechthaben und nach Schlechtmachen. Und dies um so mehr, je machtloser und leerer der eigene Intellekt ist, bloßer Schein, bedeutungslos für die Menschheitszukunft, ja ein Hindernis.

Die Anthroposophie ist nicht erst tot in den Facebook-Gruppen, in denen Verschwörungstheorien ihre giftigen Sumpfblüten feiern. Sie ist genauso tot in jenen Blogs, die auf diesen Gruppen herumhacken – und darin geradezu ihren Lebensinhalt sehen, zumindest nach allem, was dann ihr eigener Blog-Inhalt ist. Wollte jemand an den Beiträgen von Herzog oder Eggert erleben, was Anthroposophie oder Spiritualität ist – welches Erlebnis hätte er? Ein Vakuum – nichts! Er wäre mit Dämonen konfrontiert.

Auch mir könnte man nun das „Rechthaben“ und das „Schlechtmachen“ vorwerfen. Aber was ich versuche, ist, erlebbar zu machen, was tatsächlich fehlt – fortwährend und überall. Es ist nicht der Intellekt – so als wäre die Welt gerettet, wenn die Identitären und Trump verschwinden würden und stattdessen Bush, Clinton, Macron oder Merkel weiterregieren könnten. So hören sich die heutigen VT-Basher an! Sie wollen den Teufel mit Beelzebub austreiben oder glauben, mit dem kleineren Übel könnten sie ihren Kopf weiter in den Sand der spirituellen Bedeutungslosigkeit stecken. Nein, sondern was fehlt, ist die Seele, auch die eigene. Diese ist so tot, dass man es noch nicht einmal für nötig hielt, ihr einen Grabstein zu errichten, weil man den wandelnden Leichnam für ausreichend, ja für einen vollgültigen Ersatz hält.

Und all diese Bemerkungen wollen nicht beleidigen, nicht verletzen, nicht herabwürdigen, sondern aufwecken. Sie wollen etwas erlebbar machen, was vielleicht gerade anhand dieser drastischen Wortwahl erlebbar werden könnte. Die Dinge sind an einen radikal kritischen Punkt gekommen, und die Wortwahl ist nicht übertrieben – die Welt hat radikal geschlafen, und auch die „Anthroposophen“ haben den Tod ihrer eigenen Seele verschlafen, sind selbstherrlich darüber hinweggegangen.

In seinen Fundamenten

Heute streitet man für oder gegen Rudolf Steiner – aber weder die einen noch die anderen machen das Wesentliche wahr. Die Einen gefallen sich darin, immer auf denselben dutzend Stellen herumzutrampeln, an denen sie ihre eingebildete Superiorität gegenüber Steiner geltend machen zu können wähnen, und die anderen verstricken sich in hilflose Rechtfertigungen und Rückzugsgefechte oder gefallen sich als pragmatische „Verwalter“ der „Anthroposophie“ und Manager des „Anthroposophischen“. Und die Dämonen feiern ihre Erfolge, haben sie doch längst alle Schlüsselstellen besetzt – Schlüsselstellen in der menschlichen Seele.

In den Ergänzungsvorträgen zum „Pädagogischen Jugendkurs“, in GA 217a – „Die Erkenntnis-Aufgabe der Jugend“ – rief Steiner ebendieser Jugend zu: „Das Leben der Welt muß in seinen Fundamenten neu gegründet werden.“ Und er sagte der Jugend, dazu sei vor allem Mut notwendig und diesen Mut lerne man sehr schnell oder gar nicht.

Das ist Anthroposophie – der Mut, die Erkenntnis-Aufgabe zu ergreifen. Der Mut, zu der Erkenntnis zu kommen, dass die Welt in ihren Fundamenten neu gegründet werden muss, und dies auch auszusprechen. Nicht in Form von Verschwörungstheorien. Nicht in Form ihrer Bekämpfung und des Hinterhertrauerns bezüglich der so viel besseren Clintons und Merkels und Macrons. Sondern in der radikalen Erkenntnis, dass die Fundamente der Welt so verfault sind, dass man vor lauter Löchern nicht mehr gehen kann – wie es Steiner selbst für die Waldorfschulen prophezeite, wenn nicht mit dem durchgreifenden Ernst ... ernst gemacht werden würde.

Dann nämlich fehlt die Wahrhaftigkeit, die Ur-Tugend jedes „Geheimschülers“. Ohne Wahrhaftigkeit keine einzige wahre Erkenntnis, sondern immer nur Selbst- und Lebenslüge, das heißt, die Wirklichkeit unserer ganzen Epoche. Diese lügt sich vor, dass einzelne „Ausbesserungsarbeiten“ genügen würden – oder dass wir doch sogar „im Großen und Ganzen ganz gut leben“. Wer ist „wir“? Was heißt „gut“? Und wie lange will man sich selbst, die Welt und die Zukunft noch belügen?

Anthroposophie bedeutet, einen aller-ernstesten Erkenntnis-Schritt zu machen, in dem dieses „in seinen Fundamenten“ zu einem Erlebnis wird.

Vertreter des Gegenteiles sind nicht erst ein „Bobby“, der in einem neuen, alten Link [o] ganz am Ende etwa die Idee und den Impuls der Sozialen Dreigliederung als „organizistisches Denken“ in eine Ecke rückt, die ihm als Anthroposophie-Gegner genehm ist, ohne dass er auch nur einen Hauch von der Sozialen Dreigliederung als wahre Gestalt des Sozialen, als wahrhaft menschliche Gestalt des Geistes-, Rechts- und Wirtschaftslebens begriffen hätte. Vertreter des Gegenteils sind auch jene, die mit VT-Bashing oder Facebook-Geplänkel Lebenszeit vergeuden, ohne irgendetwas an die Stelle dessen setzen, was sie auf diese Weise verurteilen.

Ich nehme als Beispiel der „Fundamente“ nur das Schulsystem. Nicht umsonst hat Steiner, als der Dreigliederungs-Impuls an der Trägheit, der Blindheit und dem mangelnden inneren Mut (!) der Menschen scheiterte, ungeheuer viel von seiner Kraft dem Impuls der ersten Waldorfschule gewidmet – weil in dieser Frage sich das Schicksal des Menschen entscheidet. Aber auch in dieser Waldorfschule wurde bald aufgehört, die Fragen fundamental zu stellen – und die Katastrophe des Nationalsozialismus vernichtete dann sämtliche Ansätze.

Waldorfpädagogik sollte nicht „Schule light“ sein. In gewisser Weise sollte sie überhaupt nicht Schule sein – sondern eine ganz andere Art bedeuten, sich in die Welt hineinzustellen: mit einem radikal anderen Denken, anderen Fühlen, anderen Wollen. Aber die Pädagogen haben dies zu wenig verstanden – sie haben selbst innerlich zu wenig den Mut dazu gehabt.

Wie kann eine Menschheit sich ein „Schulsystem“ leisten, das nahezu niemand gerne durchläuft und in dem nahezu jeder mehr oder weniger schnell gebrochen wird? Und sei es nur, dass, „modern gesprochen“, an die Stelle der intrinsischen (ureigenen) Motivation die extrinsische (Fremd-)Motivation tritt? Schule als Vernichtungsmaschinerie für eigene Begeisterung... Wie kann es sein, dass in dieser Anstalt das Intellektuelle im Vordergrund steht, nicht aber das Moralische, die wirklich menschlichen Fragen, die Fragen der Kinder und Jugendlichen? Wie kann es sein, dass die wertvollsten Jahre des Menschen in dieser Maschinerie verbracht werden, deren Ergebnis für das Leben allzuoft nachgerade ein Nichts bedeuten, eine Vergeudung, eine Enttäuschung, eine wirkliche Brechung und Vernichtung der Persönlichkeit – und all dessen, was diese Individualität ursprünglich mitgebracht hat, auf die Erde, als sie sich inkarnierte?

Man braucht sich die jungen Menschen nur anhören – und man wird wissen, dass Schule ein Nichts ist, ein schwarzes Loch, spirituell gesehen ein weiterer Ort der Dämonenherrschaft. Die Fragen der jungen Menschen spielen keinerlei Rolle. Nicht nur diese werden abgetötet, es wird ihnen das Fragenhaben überhaupt ausgetrieben, wie mit einer dämonischen Peitsche... Schule dient der Verbreitung von Resignation. Und das durchökonomisierte Berufsleben setzt dies nahtlos fort.

Das Herz der Welt

Diese Erkenntnisse sind nur dann spirituelle Erkenntnisse, wenn sie existenziell innerlich erlebt werden, wenn sie erschüttern. Erkenntnisse, die nicht erschüttern, sind noch immer abstraktes Dämonengeplänkel, das heißt, totes Wissen, das die Totheit des Intellekts nur weiter bestätigt.

Wirkliches Erlebnis werden Erkenntnisse nur auf zwei Wegen, die sich letztlich an einem Punkt vereinigen: dem Weg eines spirituelle Realität werdenden Denkens und dem Weg eines spirituelle Realität werdenden Herzens.

Der erste Weg ist der der Anthroposophie – und er wird nicht von denjenigen gegangen, die ihn zu gehen meinen, eventuell schon seit Jahrzehnten. Denn der radikale Ernst und die ganze Bedeutung, die in diesem „eine spirituelle Realität werden“ liegt, wird gerade nicht verstanden. Vertreten wird er nur von Mieke Mosmuller in ihrer Arbeit und ihren Werken – und gerade dies wird nicht beachtet, nicht gewollt, abgestritten. Überall und allerorten will man „Anthroposophie light“, auf „seine Art“, nach eigenem Gutdünken – aber dies alles wird eben immer nur Anti-Anthroposophie, Oberflächlichkeit oder spirituelles Vakuum. Als wäre Geklimper auf dem Klavier irgendetwas von Kunst.

Der andere Weg ist der Weg des Mädchens. Auch das hat man verspottet und nicht ernst genommen, seit ich davon zu schreiben begonnen habe. Niemand begreift, dass das Leben des Denkens nicht einmal im Ansatz erreicht ist, wenn man mit Sarkasmus und Flachheiten um sich wirft – und niemand begreift, wie sehr man in demselben Maße Herz und Seele verloren hat, und zwar fundamental.

Stets denkt man, man könne irgendwie „weiterwirtschaften“. Das hat ja bereits Steiner so großartig ausgesprochen, immer wieder. Und doch wurschteln alle dennoch weiter, ändern sich nicht, verharren in ihren Flachheiten und Sarkasmen – oder werden gar Truther und Identitäre. Die letzteren erlauben den Dämonen noch etwas mehr Terrain, aber die Unterschiede sind so gesehen graduell.

Das Herz des Mädchens ist das Herz der Welt – aber das will man nicht wahrhaben. Der Hochmut gebietet es, zu glauben, man könne herzlos weitermachen. Oder dies steigert sich geradezu zur Selbstlüge, man hätte doch Herz, jedenfalls „genug“. In jedem Fall sei man auch nicht weniger „Mensch“ als das Mädchen, in gewisser Weise sogar mehr, und so weiter und so fort... Der Lebenslüge sind, gerade auch spirituell, keine Grenzen gesetzt.

Wenn die Welt sich entschieden hat, ohne Herz zugrunde zu gehen, so kann nichts und niemand sie aufhalten. Wer auch?

Das Mädchen

Einzig und allein das Mädchen könnte es vielleicht noch. Aber dafür müsste selbst sie einen Weg zum Stein und Selbstgefälligkeit gewordenen Herzen der Brüder finden.

Vielleicht könnte sie an das Herz der Brüder appellieren, vielleicht könnte sie vor ihnen auf die Knie sinken, weinend, verzweifelt, sie umfassend und darum bittend, doch zu spüren, was mit ihrem eigenen Herzen geschieht, das sie so sehr den Dämonen überlassen haben, dass sie nichts mehr fühlen, nichts mehr wirklich...

Aber das Problem ist, dass das Mädchen selbst verloren ist. Vielleicht haben die Dämonen auch das Mädchen längst getötet – gemordet oder aber irgendwo gefangengenommen, wo es niemand finden kann und wo es auch selbst niemanden der Brüder mehr finden und erreichen kann. Und vielleicht haben diese Brüder den Dämonen längst und lange geholfen, genau dies zu tun. Und vielleicht lag das Mädchen einst vor ihnen auf den Knien und hat sie gebeten und angefleht, nicht dasjenige zuzulassen, was die Dämonen mit der Seele tun wollten und taten – und vielleicht haben sie es einfach zurückgestoßen und nicht beachtet.

Vielleicht kennen auch die Brüder das Mädchen viel besser, als sie meinen oder sagen, aber vielleicht haben sie es an einem Punkt ihres Lebens verraten – und nun müssen sie dies immer weiter tun, um ihrem Ur-Verrat nicht ins Gesicht schauen zu müssen.

Die wahre Anthroposophie würde den Weg des Geistes weisen. Das Mädchen kennt den Weg des Herzens. Beide aber wissen, dass das Leben der Welt in seinen Fundamenten neu gegründet werden muss. Und dieses Wissen ist kein Kopf-Wissen – es ist existenziell.

Das Mädchen aber ist selbst existenziell – für die Seele. Denn das Mädchen ist Seele – reine Seele. Niemand aber kommt zum Geist als durch die Seele. Eine Seele, die mit ihrem eigenen Wesen nicht ernst macht, die auch mit dem alchemistischen Mysterium der Läuterung nicht ernst macht, kommt ebenfalls nicht zum Geist, denn sie ist auf Abwegen. Niemals aber kommt die Seele zu sich selbst, wenn sie nicht das Mysterium des Mädchens findet.

Glauben kann man immer alles. Aber dieser Glaube ist dann identisch mit Aberglaube und Selbstlüge. So ist die spirituell oberflächliche Seele den „Identitären“ auch in dieser Hinsicht viel näher, als sie meint. Denn auch sie hat sich eine Identität gebastelt, die es ihr ermöglicht, innerlich tatenlos zu bleiben – weil das Sich-Einreden eines Selbstbildes viel bequemer ist als die wirkliche Rettung der Seele...

Das Flehen des Mädchens würde man vielleicht erhören. Aber es bräuchte eine schmerzliche Selbsterkenntnis – sonst würde man es noch immer von sich stoßen...