09.03.2019

Die Perversion der Intelligenz durch die Leugner der Klimakatastrophe

Eine aktuelle Betrachtung.


Inhalt
Einleitung
Nur ein kleiner Kommentar...
Der Verlust des Empfindens
Selbst die Wikinger werden missbraucht
Ist Greta Thunberg ,krank’?
Über das Rettende


Einleitung

In meinem letzten Aufsatz wies ich darauf hin, wie jungen Menschen wie Greta Thunberg, Leonie Brockmann und Luisa Neubauer, die sich für entschiedene und wahrhaftige Schritte gegen die drohende Klima-Katastrophe einsetzen, im Internet teilweise der pure Hass entgegenschlägt. Die von mir dort wiedergegebenen Posts offenbaren eine tiefe, weitgehende Degeneration des Empfindungslebens – eine Degeneration und zugleich eine Animalisierung, eine Brutalisierung.

Das Gedankenleben zieht sich auf wenige, einfache ,Wahrheiten’ zusammen (zum Beispiel, die menschengemachte Erwärmung des Klimas gebe es nicht, das sei alles ,von oben gelenkte Lüge’), das wohlige Eingehülltsein in der ,Erkenntnis’ dieser bösen, bösen Verschwörung nährt einen ohnehin schon anwesenden Narzissmus, der geradezu himmelhoch aufflammt – und das Empfindungsleben zieht sich auf wenige, einfache Schwarz-Weiß-Rudimente zurück. Wer ,meine Wahrheit’ teilt, ist von meinem Kaliber und mein Kumpan im Geiste – und wer nicht, der verdient nur Hate Speech. Nach dem Motto: Die Schlampen, die von Klimawandel sprechen, brauchen eigentlich nur einen ordentlichen Fick. Derjenige also, der die eigenen ,Wahrheiten’ nicht teilt, sondern von ganz anderen Wahrheiten spricht, wird ohne weiteres zum Untermenschen gemacht. Degeneration und Brutalisierung des Seelischen... Wir sind in dieser Klima-Katastrophe heute bereits weit, weit fortgeschritten.

Weder wird die Würde und Eigenständigkeit der Wahrheit empfunden – die Tatsache, dass, wo immer sie auch liegen möge, man sich ihr nur mit gleichsam heiliger Sorgfalt, Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit nähern kann – noch die Würde des anderen Menschen – die Tatsache, dass man sich seinem Wesen in ebenso heiliger Ehrfurcht nähern müsste. Wo es um die Wahrheitsfrage ginge, dürfte man nur den Kampf um die Wahrheit aufnehmen – mit Waffen, die gleichsam in den Ring geworfen werden, um ihre Wahrheit selbst zu beweisen, erkannt von der tätigen, selbstlos nach Wahrheit strebenden Intelligenz der Mitmenschen. Das allein wäre das Hüten der Intelligenz in der einzig ihr gemäßen Weise – und das Hüten der Empfindung vor dem Gift des Hasses und der Degenerierung in immer dumpferer Antipathie.

Nur ein kleiner Kommentar...

Ich hatte meinen Aufsatz auch auf Facebook geteilt und bekam dort von Michael Heinen-Anders folgenden Kommentar:

„Bedenke bitte zweierlei:
1. Greta Thunberg leidet an Asperger-Autismus
2. Schon um das Jahr 1000 n.Chr. herum, als die Wikinger Nordamerika entdeckten, war Neufundland eisfrei.“

Mit diesen zwei kurzen Zeilen offenbart sich dieser ,Anthroposoph’ (er postet in einer entsprechenden Facebook-Gruppe nahezu täglich Steiner-Zitate) als ganz klares Mitglied der ,Klimaleugner’-Fraktion.

Und obwohl hier statt Hate Speech die Grundlagen des geradezu betont höflichen ,Diskurses’ eingehalten werden, ist gerade die Kürze der ,Argumentation’ wie ein geistiger Keulenschlag. Mit etwas mehr als einem Dutzend Worten und dabei schon zwei ,Argumenten’ sollen Beweise über Beweise der menschengemachten Aufheizung des Klimas vom Tisch gewischt werden. Allein dies zeigt schon den Hochmut der Klima-Leugner – er gleicht dem eines wütenden Katholiken, der nach allgemeiner Verbreitung von Galileos Erkenntnis dennoch selbstbewusst und im Bewusstsein seiner eigenen Superiorität darauf beharrt hätte, dass die Erde eine Scheibe sei.

Man spürt förmlich die Selbstgewissheit eines ,Truthers’, der meint, mit wenigen Wahrheiten ein ganzes Netz von Evidenzen aushebeln zu können – und während er sich von diesen Evidenzen nicht im Geringsten beeindruckt zeigt, seine wenigen Gegenargumente hochhält, die ihm die ganze, völlig andere ,Wahrheit’ verbürgen. Während alle anderen einem riesigen, gigantischen Irrtum aufsitzen – den er gnädig lächelnd entlarvt, indem er uns seine zwei Argumente, die er hat, zur Verfügung stellt...

Die Leugner der Klima-Katastrophe machen es sich so einfach wie der tote Intellekt überhaupt, dem es letztlich egal ist, was mit der Erde geschieht. Es geht nicht um die Erde, es geht um das eigene Rechthaben – und um die Entlarvung jener großen, bösen Verschwörung, die uns alle lenkt, während mit der Erde und erst recht mit dem Klima alles in Ordnung ist (wenn da nicht vielleicht noch die Chemtrails wären, aber das ist wiederum ein anderes Thema).

Der Verlust des Empfindens

Was heute verloren geht, ist die Seele, deren Mittelpunkt das Fühlen ist. Jene Leugner spielen etwas herunter, was Teil einer großen Katastrophe sein wird – zusammen mit einem zunehmenden Kampf aller gegen alle, der ebenfalls ganz auf dem Verlust des Fühlens (bzw. einem immer selbstbezogen-autistischer werdenden Fühlen) beruhen wird. Die Klima-Leugner sind nicht in der Lage, zur Realität durchzudringen, weil sie keine Empfindung mehr kennen, die wirklich mitfühlen würde mit dem, was geschieht. Es spielt sich alles nur noch im Kopf ab – wie in einem Computer: Klimawandel ja oder nein? Ich entscheide mich für nein. Der Algorithmus läuft weiter...

In allen meinen Büchern versuche ich, tief erlebbar zu machen, wie essenziell für die Seele und ihre gesamte Zukunft das Fühlen sein wird. Wer diese liest und sich wirklich auf sie einlassen kann, wird in ihnen eine wirkliche Vertiefung und Heiligung dieser heiligen Kraft des Fühlens, des Empfindens erfahren.

Wer diese Kräfte in sich degenerieren lässt, wird auch den Sinn für die Wahrheit immer mehr verlieren – denn womit sollte er sie erkennen? Das Organ für die Wahrheit ist das Herz – und dieses wird von den ,Truthern’ und allen anderen, die mit wenigen ,Privat-Wahrheiten’ bereits das große Ganze erfasst zu haben glauben, geradezu vergewaltigt. Nicht das Herz erkennt dann die Wahrheit, sondern eine fremde Macht, mit der man sich (oder die sich mit einem) vereinigt hat, die unter anderem die Quelle des Egoismus ist und die Rudolf Steiner als die Widersacher oder Gegenmächte bis ins Einzelne beschrieben und erlebbar gemacht hat. Die mit diesen Gegenmächten verbundene Seelenverarmung wird nur deshalb nicht bemerkt, weil Hochmut und Selbstüberschätzung an die Stelle seelischer Tiefe oder Vertiefung treten. Selbstüberhöhung braucht keine Vertiefung und wird auch blind für diese, es ist der Gegen-Impuls.

Man kann also sogar als sogenannter ,Anthroposoph’ etwa mit Atlantis-Zitaten um sich werfen, in der bequemen Anerkenntnis, dass nicht wenige Hinweise in Kulturen weltweit darauf hindeuten, dass einst eine frühere Hochkultur an ihren eigenen Verfehlungen untergegangen ist, weil sie etwas heraufbeschworen hat, das sie noch nicht weise und rein genug in der Hand hatte – und kann zugleich leugnen, dass es heute ähnlich ist: dass der Mensch wiederum Ursachen schafft, die bis in die Atmosphäre, das Klima hinein das Gleichgewicht so verschieben, dass diese Atmosphäre die Sonnenwärme mehr bewahrt, als sie sollte... So dass durch eine winzige Änderung in diesem feinen, verletzlichen Gleichgewicht Katastrophen ausgelöst werden: das Abschmelzen der Pole, eine Änderung der großen Meeresströme, ein generelles Immer-unberechenbarer-Werden des Klimas und der Witterungen.

Aber – es ist ja viel einfacher, dies zu leugnen. Man braucht sich nur an den PC zu setzen, knapp zwanzig Worte zu tippen, und mit zwei ,Argumenten’ ist das Problem aus der Welt geschafft. Und dabei hat man sich sogar an den Konsens des Diskurses gehalten (,bedenke bitte’), ja, den Anderen in fein-anthroposophischer Manier sogar ,ganz frei gelassen’. Welch eine Meisterleistung!

Das Erschütternde ist, dass sich in diesen zwanzig Worten dann dennoch eine völlige Tragik offenbart – nämlich die Geisteshaltung des Schreibers und die Hintergründe, auf denen diese nur erwachsen sein kann: Blindwerden für die großen Zusammenhänge, sich Einfangenlassen von wenigen, einfachen, geradezu suggestiv beeindruckenden Wahrheiten. Und ein völliges Gleichgültigbleiben gegenüber der Wirklichkeit.

Denn wo es um die Wahrheitsfrage nur in dem Maße geht, wie es mich interessieren könnte, ob Herr X mit dem linken oder rechten Fuß zuerst aufgestanden ist; wo es einen gleichsam mehr interessiert, ob Mannschaft Y oder Mannschaft Z am Samstag mit Eins zu Null ihr Bundesligaspiel gewonnnen hat, als, ob die menschengemachte Klima-Erwärmung existiert – da sind alle Verhältnisse verloren. Da existiert vielleicht noch eine Sportbegeisterung oder eine Fan-Parteilichkeit, nicht aber mehr echte Moralität, die so etwas wie Verantwortung spürt. Den Klima-Leugnern ist es sozusagen egal, was die Wahrheit ist – aber befriedigen würde sie natürlich die Tatsache, dass sie mit ihren einfachen Zwei-Argumente-Wahrheiten Recht hätten. Dieses wohlige Gefühl ist für sie eine wichtigere Bauchpinselei als die großen, vielleicht katastrophalen objektiven Tatsachen.

Anders ausgedrückt: Selbst wenn die menschengemachte Klima-Erwärmung nicht mit 98%iger, sondern nur mit 2%iger Sicherheit feststünde, müsste ein moralischer Mensch, ein noch wirklich empfinden könnender Mensch alles tun, um diese Möglichkeit zu begrenzen. Bei dem heutigen Atomwaffenarsenal wartet man ebenfalls nicht, bis eine 98%ige Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine der Supermächte auf den roten Knopf drückt – sondern die Friedensbewegung spürt (!), dass selbst irgendeine Wahrscheinlichkeit zuviel ist. Wer aber immer mehr im Intellekt lebt, der spürt immer weniger – und dann werden die Dinge egal, selbst wenn man rational wie ein Computer argumentieren kann, dass es ,sinnvoller’ und ,erstrebenswerter’ wäre, am Leben zu bleiben. Es wird nicht mehr gespürt. Mit vollem Recht hat Rudolf Steiner darauf hingewiesen, dass der Intellekt von der Wirklichkeit vollkommen abgeschnürt ist.

Selbst die Wikinger werden missbraucht

Nun möchte ich erlebbar machen, wie sehr dies auf die bequemen Privat-Wahrheiten auch im Einzelnen zutrifft. Noch einmal das Zitat:

„Bedenke bitte zweierlei:
1. Greta Thunberg leidet an Asperger-Autismus
2. Schon um das Jahr 1000 n.Chr. herum, als die Wikinger Nordamerika entdeckten, war Neufundland eisfrei.“

,Wahrheit’ Nummer 2 wirkt wie eine Gottesoffenbarung. Aber natürlich, so das beschämte Eingeständnis des bisherigen Klimaaktivisten – wenn die Wikinger in Neufundland noch blühende Landschaften vorfanden, dann ist ja mein ganzer Glaube an die Klimaveränderung blühender Unsinn gewesen! Wie konnte ich nur...! Wie konnte ich mich nur um diesen wunderbaren Planeten sorgen, der schon so viel mitgemacht und so viel gezeigt hat und bei dem jede Wandlung normal, natürlich und ohne alle Probleme ist! Ich Tor!

Das ist die große, die ungeheure Suggestion dieses Arguments. Aber – besagt es etwas? Nicht im Geringsten. Ganz abgesehen davon, dass es in keiner Weise auf die rasante menschengemachte Entwicklung seit der Industrialisierung eingeht, die, in eine Grafik gebracht, jedem Schulkind offensichtlich machen würden, was hier geschieht, ist es eine elende, peinliche Halbwahrheit. Denn wie lange war Neufundland damals eisfrei? Haben wir nette Tagebücher der Wikinger, in denen sie uns überlieferten, wann sie die Passage durchsegelten? Wahrscheinlich immer wieder, jahraus, jahrein, ohne Probleme, bei Sonnenschein und Windstille? Oder wissen wir nur, dass die Wikinger auf dieser Route Amerika erreichten? Aber solche ,Detailfragen’ und Gedanken stellt sich ein Truther doch gar nicht! Wie unwesentlich, wie kleinkariert – das würde doch nur die Hinterhältigkeit derer beweisen, die die ,einfachen Wahrheiten’ mit aller Macht aushebeln oder von ihrem Kern ablenken wollen! Nein, im Gegenteil – es beweist die volle Wahrhaftigkeit derer, die sich nicht mit einfachen Wahrheiten zufriedengeben wollen, sondern auf der Suche nach der Wahrheit sind. Wie war es wirklich? Das ist die Frage. Und wie ist es wirklich, was geschieht wirklich mit dem Klima, jetzt und hier – das ist die Frage. Und jemand, der diesen Planeten liebt, in tiefer Weise, stellt sich diese Frage mit tiefster Intensität und dennoch völlig aufrichtig.

Die tatsächlich einfache Wahrheit ist, dass Neufundland auch zur Zeit der Wikinger nur einige Monate lang eisfrei war (siehe zum Beispiel diesen Artikel). Aber die Leugner der Tatsachen werfen einfach ein Schlagwort in die Runde und genießen mit dem Hochmut des Intellekts dessen Effekt. Sie vergewaltigen die heilige menschliche Intelligenz in ihrem ganz persönlichen Sinne, der blind für das Ganze und die Wahrheit ist. Es geht nicht mehr um die Frage, wie es mit dem Klima heute und mit den Wikingern damals war – es geht nur um den ,schnellen Sieg’ durch das ,bequeme Argument’, das, so lange man sich suggestiv davon beeindrucken lässt, die eigene vorgefasste ,Wahrheit’ untermauert. Während es längst die Gegenmächte sind, die einen in ihre Wahrheit einmauern...

Ist Greta Thunberg ,krank’?

Völlig offenbar wird der Geist, aus dem der zitierte Kommentar entspringt, an dem ersten freilassend ,zu bedenkenden’ ,Argument’. Was soll die Bemerkung, Greta Thunberg leide an Asperger-Autismus, suggerieren? Denn um nichts anderes als Suggestion kann es auch hier nur gehen. Was soll diese Bemerkung nahelegen? Allein schon die Wortwahl ,leide’ offenbart ein defektionistisches Weltbild, in dem jede Abweichung vom ,Norm-Intellekt’ bereits als Krankheit definiert wird. Ich habe in verschiedensten Videos nicht den Eindruck gewonnen, dass Greta Thunberg leidet – jedenfalls nicht an dem, was andere als Krankheit definiert haben. Sie leidet jedoch an der Krankheit derer, die ihre eigene Krankheit nicht erkennen, nämlich die Abstumpfung der Seelen, die Abstumpfung der Intelligenz, die die Gefahr nämlich erkennen würde und Entscheidendes unternehmen würde, durch eine wahrhaftige Besinnung, an welchem Punkt als Menschheit wir stehen.

Michael Heinen-Anders verwendet jedoch den Asperger-Autismus von Greta Thunberg, um dieses Mädchen allein schon dadurch zu diskreditieren. ,Bedenke’ ihre Glaubwürdigkeit – sie hat schließlich Asperger-Autismus! Weiß so ein Mensch, der mit solchen ,Argumenten’ um sich wirft, eigentlich, was er sagt? Kann er uns dies vielleicht netterweise irgendwie näher ausführen?

In der Presse las ich, dass ein Mensch mit Asperger-Autismus dazu neige, sich in bestimmte Fragen zu verbeißen, und auch zu einem gewissen Schwarz-Weiß-Denken. Das gibt Greta in Interviews sogar selbst zu. Aber was besagt dies? Auch hier offenbart sich nur wieder, wie inhaltslos der heutige Intellekt bereits geworden ist. Schon Rudolf Steiner machte darauf aufmerksam, dass es längst weniger auf die Inhalte als auf das Wie ankäme – doch hundert Jahre später stürzen sich selbsternannte Anthroposophen noch immer auf die Inhalte! Ist es nicht so, dass die größten Kulturfortschritte, Erfindungen und Entdeckungen darauf beruhten, dass sich Menschen in bestimmte Fragen ,verbissen’ haben und nicht eher ruhten, als bis ihre Mühen Erfolg hatten? Ist es nicht so, dass auch der Esoteriker von einem einmal als wahr Erkannten niemals mehr ablassen soll, egal, wieviele Gegenschläge er erleidet? Ist das nicht vielleicht auch etwas zu ,verbissen’? Nein, Herr Heinen-Anders, das nennt man Wahrhaftigkeit. Und man nennt es Treue.

Über das Rettende

Asperger-Autisten neigen gewissermaßen zur Treue. Greta Thunberg spürt mehr Treue gegenüber diesem Planeten und gegenüber der Zukunft der einen Menschheit als alle Truther zusammen. Und was das Schwarz-Weiß-Denken angeht, so besteht die gesamte Moralität in einer gewissen Weise auf einem Schwarz-Weiß-Denken, an dem sich der ganze Farbenbogen des Herzens überhaupt erst entzünden kann. Denn es gibt die Gegenmächte – und es ist eine Tatsache, dass diese heute oft mit der Technik, Taktik und Strategie des Relativierens, des Abwiegelns, des ,Beruhigens’, Nivellierens, Abschweifens etc. arbeiten. Wenn jemand meine Geliebte vergewaltigen will, werde ich wohl kaum etwas anderes tun, als ihn mit aller Macht davon abzuhalten. Welch ein Schwarz-Weiß-Denken!? Nun – in der Vergewaltigung unseres Planeten scheint dieses Argument offenbar zu gelten...

Mit dem Hinweis auf Greta Thunbergs Asperger-Autismus vergewaltigt Michael Heinen-Anders die Wahrheit selbst. Denn das Argument besagt nichts – allenfalls im Gegenteil. Es zeigt, wie schwer es in unserer heutigen Zeit geworden ist, wahrhaftig und rückhaltlos für die Wahrheit einzutreten. Heute muss man sogar schon Asperger-Autismus haben, um sich von dem als wahr und notwendig Erkannten nicht abhalten zu lassen!

Längst ist bekannt, dass Autisten generell nicht das sind, was man ,selbstbezogen’ oder gar ,narzisstisch’ nennen könnte, sondern dass Autismus im Gegenteil darauf beruht, dass durch eine ,Hyperempfindsamkeit’ die Eindrücke der Außenwelt viel ungebremster auf einen einstürzen als bei der ,Normalseele’, die eben unempfindlicher ist. Der typische Autist (man denke an den Film ,Rain Man’) muss sich dafür schützen, indem er sich sehr weitgehend in sich selbst zurückzieht. In Wirklichkeit aber sind die Autisten die empfindsamsten und sensibelsten Menschen, die man sich nur denken kann. Gerade sie nehmen selbstlos, fein und tief wahr, was in der Umgebung geschieht. Gerade sie sind geborene Meister der Empathie, der Liebe und der Treue.

Greta Thunberg beweist eine Treue und Wahrhaftigkeit, die jene des gewöhnlichen Menschen weit überragt. Es sind Menschen wie sie, die die Zukunft unseres Planeten und damit unser aller Zukunft retten werden – wenn sie gerettet werden wird, weil man durch sie und dank ihrer Existenz verstehen wird, wie weitgehend das Menschliche wiedergewonnen werden muss. Wer meint, sich durch einen intellektuellen Handstreich oder gar durch Antipathie und Superiorität von Greta Thunberg abwenden zu müssen, der verbündet sich gerade mit jenen Gegenmächten, die unsere Welt durch ihr Wirken immer mehr dem Abgrund entgegenführen. Dieses Mädchen zeigt in seiner ganzen Art, was wir in unserer Seele im 21. Jahrhundert wiedergewinnen müssen: michaelischen Mut und unerschütterliche Wahrhaftigkeit in tief moralischem, in die Wirklichkeit eintauchenden Empfinden.

Als Begleitlektüre, die dies noch viel weiter vertieft, empfehle ich mein Buch ,Der Kreis der Hüterinnen’.