21.12.2020

Sex Offender

Holger Niederhausen: Sex Offender. Roman. Niederhausen Verlag, 2020. Paperback, 344 Seiten, 13,90 Euro. ISBN 978-3-7531-3710-0. | Bestellen bei epubli oder Amazon


Soeben erschienen:

Der 37-jährige Steve Miller ist durch ein unmenschliches Strafrecht als Sexualtäter vorbestraft und gebrandmarkt und begegnet seitdem nur Vorurteilen. Da verliebt er sich in ein 15-jähriges Mädchen, das die vollkommene Unschuld zu verkörpern scheint.

Aber die Welt kann diese Liebe nicht zulassen. Brutal bricht sie in die Beziehung der beiden Liebenden ein, um sie zu vernichten. Doch das Mädchen beginnt, sich zu wehren...

Leseprobe


Er hatte sein Frühstück hinter sich und machte sich auf den Weg. Wozu eigentlich? Weil man eben lebte? Weil in jedem Menschen sein Lebenstrieb steckte, der ihn noch im Gefängnis, im KZ, in der schlimmsten Leere immer wieder jeden Morgen aufstehen ließ? Oder für ein paar Sonnenstrahlen in der 42. Straße? Oder für ein Mädchen auf den Stufen, das einen doch auch nur verletzen konnte?

Er wusste es selbst nicht. Sicher für all dies zusammen – so traurig und trostlos das auch war. Ja, trostlos, fürwahr.

In der 42. sah er wieder die Strahlen, die sonst niemand sah, zu sehen schien. Sie schienen sich heute geradezu trotzig in die 42. hineingestohlen zu haben, als würden sie sagen: Wir sind so schön, wie du uns siehst. Und das Leben ist so sinnlos, wie du es erkannt hast. Und wir scheinen trotzdem – allein schon, um den Gegensatz hervorzuheben, selbst wenn ihn niemand sieht außer dir.

Er ließ es mit sich geschehen, nahm auch das hin – und sah wieder von weitem das Mädchen. Und hier, an diesem Punkt, ging es über seine Kräfte. Dies konnte er nicht hinnehmen. Hier saß ein Schmerz, ein echter Schmerz. Auf den Stufen saß er...

Er ging ohne Gruß vorüber. Das heißt, er wollte es, obwohl er bereits gesehen hatte, dass das Mädchen ihn gesehen hatte und etwas sagen wollte. Gerade als er vorübergehen wollte, kurz bevor er direkt neben ihr war, sagte sie, nein, brach es sanft aus ihr heraus:

„Ich habe es gestern nicht so gemeint. Bitte verzeihen Sie...“

Seine Füße gingen noch ein, zwei Schritte weiter, dann konnten sie nicht mehr – wegen ihrer Worte.

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