24.12.2021

Die Weihnacht des Mädchens


Wer vergaß nicht den Advent,
das heilige Sich-Vorbereiten,
die in tiefe Stille sich tauchende
Seele – heilige Erwartung...?

Nichts erleben die hektischen Seelen,
nichts zählt auch alles ,gute Essen’,
dies alles macht blind, ja blind
machen sogar die Geschenke –
sie setzen sich selbst an die Stelle.

Verkommen zum ,Fest’
ist das Fest eine Lüge –
und blickt aus toten Augen
in tote Seelen, die nichts mehr
verstehen, nur Raubbau betreiben,
geschwundene Wahrheit...

Wer seine Seele nicht erhebt,
überirdisch macht, hat in keiner Weise
irgendetwas – er hat nichts.
Weihnacht ist ein Fest der Engel,
wer das nicht begreift, hat gar nichts
begriffen und alles verkauft und verraten.

Die Weihnacht existiert nur im Lichte
der Engel – wer dies nicht spürt,
hat nur noch eins – leere Hände.

                        *

Die Weihnacht ist kein Fest des Schenkens,
sie ist ein heiliges Mysterium
reinsten Beschenkt-Werdens.
Erlebt werden kann das Geheimnis
nur mit tiefer Hingabe – daher
,Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder’.
Es kann nur erlebt werden in
heiligem, reinem Staunen der Seele,
in der Anbetung eines reinen Herzens.

Es geht nicht um Kinder –
sondern um Reinheit und Unschuld,
die schon Kinder immer öfter
nicht mehr haben – verloren an
Bildschirme, Erdenillusion,
Habenwollen, Geltenwollen,
Selbstseinssucht, Coolness-Dämon.

Gegen diese Gifte ist kein Kraut
gewachsen, sie sind Verführung –
und die Seele lässt es zu, willig
wird sie zur Schlachtbank geführt
und das Reinste in ihr getötet –
        das MÄDCHEN.

                        *

Aber das Wunder geschieht dennoch,
rücksichtslos strömt der Weihnachtsfriede
segnend aus Himmelshöhen herab
die Herzen begnadend, die sich ihm
öffnen können, weil sie es wollen,
weil sie offen sind, nichts andres,
hingebungsvoll bis zum Letzten,
beschenkt werdend bis zum Letzten,
weil sie nichts zurückhalten in
rücksichtslos heiliger Hingabe.

Ein kosmischer Friede aller
Engelreiche, aller Sternenhöhen,
verbunden mit dem Kind,
das das Herz des Kosmos ist –
unsagbare Gnade strömt herab,
brandet heran an die Herzen,
wie ein Wasserfall,
wie eine Brandung –
und doch so unsagbar zart!
Für die versteinerten Herzen
ein Nichts, gar nicht spürbar,
für die offenen Herzen ein All,
tosend in heiliger Stille,
begnadend in unbeschreiblicher
               FÜLLE.

                        *

In zwölf heiligen Nächten, die
auf die eine Heilige Nacht folgen,
schenkt der heilige Himmel-Kosmos
alles, denn er schenkt sich selbst,
verbunden mit dem Kind,
schenkt sein innerstes Herz
den Herzen, die sich ganz und gar
bedingungslos öffnen, wie der
Himmel bedingungslos schenkt.

Wer dies nicht spürt, der will es so –
er will nichts spüren, weil er es
verloren hat, was so leicht wieder
zu finden wäre, wenn man es wollte:
das Beschenkt-werden-Können,
das nur eine einzige Bedingung kennt:
sich hingeben zu können, ganz.
Aber eine Menschheit, die alles kann,
kann dies nicht mehr, dies einzige –
nicht mehr beschenkt werden.

Aber die Gnade strömt und strömt,
rücksichtslos – – – und sie scheitert
nur an rücksichtslosen Herzen,
die keine mehr sind.

Ich aber juble, denn das Erlebte ist
unfassbar, nicht zu beschreiben,
Über-Fülle in heiligstem Sinne ...
und fassungslos traurig macht mich
nur das andere – wieviel Unzählige
einen anderen Weg wählen, auf dem
sie verhärten, erstarrende Iche ...
das heilige Ich gerade verratend,
in sinnloser Leere, die nichts mehr
                BEGREIFT.