05.05.2022

Die zarte Eros

Holger Niederhausen: Die zarte Eros. Die Maskenpflicht und das Mädchen. Roman. Books on Demand, 2022. Paperback, 344 Seiten, 13,90 Euro. ISBN 978-3-7562-0619-3. | Bestellen bei Books on Demand oder Amazon


Soeben erschienen:

Als der tief idealistische und wahrhaftige Clemens der knapp zwölfjährigen Tochter seines Freundes, die unter dem Corona-Onlineunterricht grenzenlos gelitten hat, Nachhilfe gibt, verliebt er sich in das unendlich unschuldige Mädchen und verfällt der Anziehung eines zartesten Eros. Sofort ist er naheliegenden Schubladen-Urteilen ausgesetzt – doch Laila hält unbeirrbar an ihm fest.

Ein erschütternder Roman über die tiefe Gefährdung der Zärtlichkeit.

Leseprobe


Und Laila, so unbeholfen und unsicher sie war, folgte ihm vertrauensvoll und setzte zart Schritt für Schritt, wie er sie für sie vorbereitet hatte ... und gewann Vertrauen, in die Zahlen, in die Brüche, in die Wege, zu rechnen, und zart begannen ihre knospenhaften Fähigkeiten aufzublühen, zaghaft und vorsichtig...

Und dann kuschelten sie wieder. Es waren jene Viertelstunden, die sich auch zu Dreiviertelstunden aneinanderreihen konnten, die sie heimlich am meisten ersehnte. Und natürlich waren ihre Heimlichkeiten für ihn ein offenes Buch – er sah ja, wie sehr dies immer der Höhepunkt ihrer Besuche war ... dieses Sich-hingeben-Können, die Geborgenheit, dieses Mysterium des Zärtlichen an sich...

Als sie sich diesmal wieder in seine Arme gekuschelt hatte, in einer Vertrautheit, die bereits einer süßen Selbstverständlichkeit ähnelte, war er von dieser so erschüttert, dass er innerlich für einige Momente fast nicht atmen konnte. Es war buchstäblich so: Die Fülle, die grenzenlose Fülle an Vertrauen, die ein Mädchen haben konnte, konnte einem wirklich den Atem nehmen, konnte atemberaubend sein. Aber was waren all diese Worte, diese realen Phänomene? Sie waren doch wiederum nur reale Offenbarungen, wie sehr der gesamten übrigen Menschheit etwas fehlte! Was allein konnte einem denn den Atem rauben? Etwas, was überwältigte. Aber warum überwältigte dies? Weil es geradezu utopisch schien. Das aber war bereits der Sündenfall der modernen Menschheit. Sie hatte das Ziel, die Erfüllung, ihre eigene tiefste Sehnsucht, in die Utopie getrieben...

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