2012
14.06.2012

Von „Verschwörungstheoretikern“ und realen Ungeheuerlichkeiten

Ein Blick in verschwiegene Wirklichkeiten.


Einleitung
Der Sprung ins (kalte) Wasser
Andreas Popp
Michael Vogt
Arpad Pusztai
Christoph Hörstel
Frieder Wagner
Tiefgreifende politische Perspektiven

Einleitung

Im Anschluss an den Kongress „Lust auf neues Geld“ möchte ich noch auf zwei Persönlichkeiten eingehen: Andreas Popp, einer der Veranstalter, und Michael Vogt, der ebenfalls anwesend war.

Jemand wie Andreas Popp ist ein ausgesprochener Querdenker, der in seinen Büchern auch Themen anspricht bzw. hinterfragt, die unbequem sind und von Menschen gemieden werden – unter anderem, weil man Angst vor „Verschwörungstheorien“ hat. Um hier die größtmögliche Klarheit und Transparenz zu schaffen, möchte ich auf einiges eingehen.

Tatsächlich gelangt man, wenn man dem Wirken dieser beiden Menschen folgt, in einen Bereich, wo man oftmals der Meinung sein kann, man verliere den Boden unter den Füßen, man habe keine Urteilsgrundlagen und keine Urteilsfähigkeit mehr. Warum ist das so?

Wir stehen hier vor dem Geheimnis und der Macht des Mainstream, der „veröffentlichten Meinung“. Alles, was eine Mehrheit glaubt oder für unbezweifelbar hält bzw. absolut nicht mehr hinterfragt, gibt dem Denken des Einzelnen Sicherheit. Kaum ein Mensch denkt heute überhaupt einmal selbständig. Wir leben in einem Meer fertiger Gedanken, Vorstellungen, Überzeugungen, Urteile, die wir als solche gar nicht mehr bemerken, denn sie bilden einfach den selbstverständlichen Inhalt und Rahmen dessen, was wir „Denken“ nennen. Wenn wir uns innerhalb von dessen Grenzen bewegen, können wir uns sicher fühlen: Wir fallen nicht auf und werden in dem, was wir denken, von den anderen anerkannt, denn diese denken das Gleiche.

Wer etwas anderes denkt als die anderen, der wird als bedrohlich erlebt. Er stellt das gewohnte Weltbild in Frage – er denkt vielleicht etwas, was man nie für möglich halten würde. Würde man ihm darin folgen, würde einem aller Boden unter den Füßen schwinden – und so lehnt man ihn meist lieber ab und erklärt ihn innerlich (und vielleicht auch öffentlich) für verrückt... Man kann sagen: Der an seiner ungeheuren Denkschwäche leidende Mensch liebt nicht die Wahrheit, sondern er liebt die Sicherheit, das Gewohnte, das Schon-immer-Gedachte.

Würde der Mensch die Wahrheit lieben, so müsste er auf die Suche nach ihr gehen. Und diese Suche wäre nicht immer angenehm, ja, sie wäre oft extrem unangenehm – so wie vielleicht auch die Wahrheit selbst. Aber dem Wahrheitssucher ist auch eine erschütternde Wahrheit noch immer unendlich lieber als eine bequeme Illusion oder Lüge – denn die Illusion ist wesenlos; nur wer der Wahrheit ins Auge blicken kann, kann in der Wirklichkeit leben.

Der Wahrheitssucher, der die Wahrheit liebt, hat auch die Kraft, sie zu ertragen. Und er hat seine Kraft bereits auf der Suche nach der Wahrheit erprobt, denn schon auf der Suche wird er in vielerlei Hinsicht einsam. „Die zur Wahrheit wandern, wandern allein“, schrieb einmal Christian Morgenstern und meinte damit vor allem die spirituelle Suche. Doch diese Einsamkeit gilt in jeder Hinsicht, denn auch in Bezug auf die äußere Wirklichkeit bevorzugen die meisten Menschen die breite Straße und missachten und verspotten den schmalen Pfad jenseits der festen Vorstellungen, Vorurteile, Täuschungen, Illusionen und Lügen. Jeder aber, der die Wahrheit sucht und die Illusionen aufdeckt, wird zum Stein des Anstoßes...

Selbstverständlich können auch die Wahrheitssucher irren – und auf ihrer Suche nicht weniger schlimmen Täuschungen verfallen und erliegen als es jener Mensch, der die ihn umgebende Welt naiv hinnimmt, zwangsläufig tut.

Die Suche nach der Wahrheit erfordert auch eine moralische Entwicklung. Es kann extrem leicht passieren, dass man nicht bemerkt, wie man eben doch nicht die (zunächst ganz unbekannte) Wahrheit liebt, sondern wiederum nur die eigene Vorstellung von einer bestimmten „Wahrheit“. Alle Menschen mit festen Vorstellungen und Vorurteilen lieben ihre Wahrheit und können sich zunächst auch gar nicht davon lösen. Das gleiche gilt aber für jene Menschen, die sich nur einbilden, die Wahrheit zu suchen bzw. der Wahrheit zu dienen.

Auch abseits des Mainstreams gibt es feste Vorstellungen und Vorurteile. Und hier besteht dann der Begriff „Verschwörungstheoretiker“ völlig zu Recht. Denn es gibt selbstverständlich viele Gedanken und Vorstellungen, die dem Mainstream diametral widersprechen – und trotzdem nicht weniger illusionär sind... Und selbstverständlich kann es auch vorkommen, dass die richtigen und wahren Gedanken bereits in der Mehrheit leben. Um es auf den Punkt zu bringen: So wie der Mainstream nichts über die Wahrheit aussagt, weil die Wahrheit kein Gegenstand demokratischer Abstimmung sein kann, so hat auch der Abweichler die Wahrheit nicht gepachtet. Die Wahrheit ist etwas, was ganz in sich ruht – nichts außerhalb von ihr kann entscheiden, was die Wahrheit ist... Man kann sie nur finden. Manchmal haben alle Menschen sie gefunden, manchmal viele, manchmal einzelne, manchmal noch keiner...

Die innere moralische Entwicklung ist deshalb so wichtig, weil wir alle den starken inneren Drang haben, darin bestätigt zu werden, die Wahrheit zu kennen, gültige Erkenntnis zu „besitzen“ und so weiter. Und gerade über diesen Drang täuscht man sich hinweg, was bedeutet, dass man hier einen blinden Fleck hat, gerade hier also einer Illusion erliegt. Wenn man hier aber nicht durch und durch klar sieht und innerlich erleben kann, wo dieser Drang „sitzt“, dann kann man unmöglich zur echten Wahrhaftigkeit kommen. Denn dann wird dieser Drang ganz unbemerkt weiterwirken – und er wird so wirken, dass er die Widersprüche zu der eigenen „Lieblings-Wahrheit“ ausblendet.

Besonders kritisch wird dies, wenn man nicht nur für sich selbst die Wahrheit sucht, sondern andere Menschen von einer bestimmten Wahrheit überzeugen will. Dann kann es geschehen, dass man die Widersprüche nicht nur übersieht, sondern dass dieses „Übersehen“ durchaus immer bewusster geschieht, indem man sogar dann noch an einer „Wahrheit“ festhält, wenn man weiß, dass man wenig Beweise hat – oder eigentlich gar keine mehr. Das kann so weit gehen, dass man sich selbst und die Umwelt täuscht, dabei sogar Tatsachen verdreht, Fakten unrichtig wiedergibt, sich „die Dinge zurechtbiegt“... In Bezug auf Rudolf Steiner ist zum Beispiel Helmut Zander ein Meister in dieser „schwarzen Kunst“. Und es ist dann nur noch die Frage, ob er dies noch immer unbewusst tut oder ganz bewusst. Bei der Fülle der Entstellungen und Verdrehungen kann man eigentlich nicht mehr zweifeln, dass hier ganz bewusst die Unwahrheit zur Wahrheit erklärt werden soll. Mit Wahrheitsliebe und Wahrheitssuche hat dies selbstverständlich dann nicht mehr das Geringste zu tun...

Der Sprung ins (kalte) Wasser

Wir sehen also, wir sind von zwei Seiten „eingekreist“: Von jener Seite, die uns als die normale, vertraute Wirklichkeit erschien und die uns von Menschen zerstört wird, die uns zeigen, wie sehr diese „Wirklichkeit“ illusionär ist. Und von Seiten jener Menschen, die hier zu weit gehen und Dinge behaupten, die doch auch wiederum keinen Realitätsbezug mehr haben, sondern bloße Spekulationen, ja manchmal echte Verrücktheiten. Wie behaupten wir hier unser eigenes Urteilsvermögen?

Nun – wenn wir sehen, wie die bisherige Wirklichkeit nicht mehr trägt, also verschwimmt, bleibt uns nichts anderes übrig als ebenfalls ... schwimmen zu lernen! Wir müssen lernen, uns auf nichts mehr verlassen zu können und dennoch zu irgendeiner Sicherheit zu kommen. Dann werden wir mit der Zeit merken, dass wir uns doch noch auf etwas verlassen können, und zwar letztlich „felsenfest“ und unbezweifelbar, selbst wenn wir doch auch irren können: Auf unser Denken können wir uns verlassen lernen. Dieses neue Vertrauen muss sich aber auch in einer ganz neuen Weise entwickeln. Denn unserem bisherigen „Denken“ konnten wir ja gerade nicht vertrauen! Aber worum es geht, ist, gerade zu durchschauen, dass das bisherige Denken noch gar kein Denken war, sondern ein bloßes Gedankenhaben. Wir müssen urteilsfähig werden! Dann können wir die Geister scheiden und die Gedanken, die außerhalb von uns an uns herankommen, beurteilen lernen. Und wie? Durch was? Durch jenes Denken, das in uns wirksam ist. Durch ein echtes, aktives Denken, das wir selbst entfalten und dass in dieser Entfaltung langsam lernen kann, sich auf den schmalen Pfad der Suche nach der Wahrheit zu machen...

Wenn wir wirklich nach der Wahrheit suchen, werden wir merken, wie diese Suche unser Denken allmählich – mehr und mehr – wirklich unbefangen werden lässt, bescheiden, demütig, zugleich aber auch stark und mutig ... und durch alles dieses immer objektiver, das heißt, geeignet, die Wirklichkeit wirklich zu erfassen.

Versuchen wir dies nun, indem wir einfach mutig in die konkrete Wirklichkeit hineingehen und uns wieder jenen beiden Menschen zuwenden, die den Kongress „Lust auf neues Geld?“ mitorganisiert haben: Andreas Popp und Michael Vogt.

Ein aufschlussreicher Zugang sind immer auch die Anschauungen der expliziten Gegner. Denn dann kennt man die schlimmsten Behauptungen und kann sich mit ihnen auseinandersetzen. Doch dieser Ansatz ist auch sehr gefährlich, denn es besteht das große Risiko, dass von der Fülle falscher Behauptungen selbst dann, wenn man sie letztlich erfolgreich widerlegt hat, vieles trotz allem im Bewusstsein oder Unterbewusstsein hängenbleibt.

Ich wähle diesen Ansatz hier dennoch, weil diese Angaben und Behauptungen im Internet nun einmal zu finden sind; weil man bei Recherchen unweigerlich auch darauf stößt und weil viele Menschen (auch Multiplikatoren!) diese Behauptungen, Urteile und Interpretationen teilweise für wahr halten und durch sie in ihrem eigenen Denken geprägt werden. Und so ist es aus zweierlei Gründen wichtig, sich damit zu beschäftigen: Einmal um dazu beizutragen, dass Lügen und falsche Behauptungen aufgedeckt werden. Zum anderen aber auch, um sich selbst zu schützen. Warum? Weil es eine Tatsache ist, dass Menschen, die jemanden in einem finsteren Licht sehen, dieses Urteil sehr schnell auch auf jene übertragen, die diesem Urteil nicht folgen. Der einzige Schutz gegen diese „Ansteckung“ ist größtmögliche Transparenz und Aufklärung.

Wer seine Meinung nicht ändern will, wird dies auch dann nicht tun. Doch alle anderen Menschen, die nur aus unbewussten Vorurteilen heraus geurteilt haben und sich von der Wahrheit gern überzeugen lassen, werden für jede Aufklärung dankbar sein. Und selbst, wo die Wahrheit nicht zweifelsfrei erwiesen werden kann, was ja häufig der Fall ist, werden wahrheitsliebende Menschen die Transparenz zu schätzen wissen. Nicht nur die erreichte Wahrheit ist entscheidend, sondern auch das Streben, die Art des Strebens, die Wahrhaftigkeit.

Andreas Popp

Eine Plattform wüster Anschuldigungen und negativster Aspekte ist die Internetseite www.esowatch.com. Man hat den Eindruck, dass diese von Menschen gemacht und bearbeitet wird, die einer fundamentalistisch materialistisch-aspirituellen Weltanschauung anhängen und alles, was dem widerspricht, in wirklich finsterstem Licht hinstellen wollen.

Um die Gefahr zu verstehen, von der ich hier spreche, nehme ich als erstes Beispiel den Eintrag über Rudolf Steiner. Wenn man einen solchen Eintrag von vorne bis hinten gelesen hat, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, Rudolf Steiner sei ein absolut verrückter, unzurechnungsfähiger Spinner gewesen – dieser Eintrag ist im Vergleich mit den Auslassungen eines Helmut Zander nochmals um mehrere Potenzen gesteigert. So heißt es darin bei „Esowatch“ zum Beispiel, Steiner habe Goethe für eine Reinkarnation von Jesus Christus gehalten! Ein größerer Unsinn ist nicht denkbar. Doch, offensichtlich doch, denn wenig später ist die Rede davon, Steiner habe auch sich selbst für eine Reinkarnation von Jesus Christus gehalten.

Im Grunde müsste man bereits hier zu dem Schluss kommen, dass ist völlig sinnlos es, auch nur ein Wort weiterzulesen, aber ich wiederhole nochmals: Diese Dinge stehen im Internet. Und nicht alles, was dort steht, ist so einfach als Lüge identifizierbar (wobei jemandem, der Rudolf Steiner und seine Schriften nicht kennt, diese unglaubliche Lüge noch immer nicht so einfach als solche aufgezeigt werden kann). Und daneben gibt es natürlich auch noch Dinge, denen Tatsachen entsprechen, so dass es ganz entscheidend auf den größeren Zusammenhang, die richtige Interpretation und so weiter ankommt.

Was schreibt „Esowatch“ nun über Andreas Popp? „Popp verbreitet apokalyptische Prophezeiungen zu einem bevorstehenden Zusammenbruch des Finanzsystems.“ – Dieser Eintrag scheint offenbar schon etwas veraltet zu sein. Denn heute müssen diejenigen, die solche Zukunftsszenarien noch immer nicht verbreiten, zu den Ewig-Gestrigen gezählt werden... Insofern ist die Aussage von „Esowatch“ geradezu ein Gütesiegel!

„In seinem 2006 veröffentlichten Buch Das Matrix-Syndrom. Die systematische Manipulation der Menschen durch die Macht verteidigt Popp unter anderem den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hobmann, der 2003 wegen antisemitischer Äußerungen aus Fraktion und Partei ausgeschlossen wurde.“


Dies ist nun ein ganz signifikantes Beispiel, denn an ihm sieht man dreierlei: Die Art der Angriffe der Gegner, das Querdenkertum von Popp an einem besonders heiklen Beispiel und unsere eigene „normale“ Reaktion darauf. Dabei ist dies gerade das Vorgehen der Gegner: Sie kennen sehr genau die „Klaviatur“ unserer Gefühle, Vorurteile und Konditionierungen – und sie spielen perfekt darauf.

Mit „Konditionierung“ ist gemeint, dass bei manchen Themen, ja einzelnen Worten, bereits alle inneren „Alarmglocken“ läuten – noch bevor wir überhaupt wissen, in welchem Zusammenhang die Worte stehen, ob sie zu Recht verwendet wurden, was es überhaupt mit unseren Gefühlen auf sich hat und so weiter. Hier könnte man zu unendlich wichtigen Entdeckungen kommen, die dazu führen könnten, dass wir allmählich in die Lage kommen, uns von jedem automatischen Urteil zu befreien. Doch dieser Weg muss an dieser Stelle jedem Leser selbst überlassen werden.

Zurück zu Martin Hohmann. Abgesehen davon, dass „Esowatch“ seinen Namen falsch geschrieben hat, kann man die Rede Hohmanns, die seinem Ausschluss voranging, selbst nachlesen.

Wenn man die Rede wirklich selbst einmal ganz gelesen hat, dürfte es vollkommen verständlich sein, dass Hohmann gegen die geballte Front der Angriffe auch Verteidiger hatte, unter anderem prominente CDU-Abgeordnete. Und selbst Angela Merkel hielt einen Ausschluss nicht für nötig, bevor sie diesen dann aufgrund des öffentlichen Drucks dennoch betrieb. Müsste man nicht vor allem diese moralische Wendehalsigkeit verurteilen?

Die niederste Moral haben aber offenbar Menschen, die jeden „Hinweis“ nutzen, um seine Bedeutung so lange zu verdrehen und durch den Schmutz zu ziehen, bis sie ihn gegen einen anderen Menschen verwenden können. Die Schreiber der „Esowatch“-Seiten haben offenbar eine geradezu sadistische Lust daran, Menschen hinsichtlich ihres guten Rufes zu vernichten. Unter dem Deckmäntelchen der Intention, vor gefährlichen Zeitgenossen und Betrügern zu warnen, betrügen, entstellen und lügen sie selbst so schlimm, wie es schlimmer gar nicht denkbar ist. Dies sind die seelisch-geistigen Perverslinge (im doppelten Sinne) unserer Zeit.

Die Nazizeit und die heutige Konditionierung

Man muss nicht immer mit allen Formulierungen, nicht einmal mit dem Stil eines Menschen einverstanden sein, und kann ihm dennoch ein echtes Wahrheitsstreben zugutehalten – statt in wüster Art die eigenen Konditionierungen sich ausleben zu lassen. Statt einen Menschen bei ertönender Alarmglocke „antisemitisch!“ sofort in die rechte, braune Ecke zu stellen, sollte man die Funktionsweise der eigenen Konditionierung hinterfragen!

In seinem „Matrix“-Buch schreibt Popp auf Seite 83 sehr eindeutig:

Alle Bürger dieser Welt sind nicht im Rahmen der Sippenhaftung zu verurteilen, da sie die Taten ihrer Vorfahren nicht begangen haben, aber alle Menschen sind dafür haftbar, was sie jetzt tun, und das ist mehr als genug. Wir müssen aus der Geschichte lernen, alle, wie wir da sind, und die ist nach wie vor von ethnischen Vorurteilen und Verfolgung von Minderheiten geprägt.


Popp hat hier vollkommen recht. Die Vorstellung von einem „Tätervolk“ ist aus vielerlei Gründen völlig falsch und destruktiv. Das sogenannte „Milgram-Experiment“ hat zum Beispiel gezeigt, dass jeder Mensch zu großen Grausamkeiten imstande ist und sehr leicht dazu verführt werden kann. Ebenso ist der größte Teil der Menschheit in vielerlei Hinsicht immer wieder Mitläufer. Doch nur in Bezug auf die Nazizeit wird immer wieder gefragt: Wieso haben es alle zugelassen?

Ich würde den „Tätervolk-Theoretikern“ gern einmal sehr konkret die Frage stellen, was sie getan hätten, wenn sie sich selbst in dieser Diktatur wiedergefunden hätten... Es ist doch seltsam, dass immer wieder vorausgesetzt wird, die Menschen hätten Widerstand leisten müssen! Widerstand gegen ein ganzes Regime, gegen eine ausgebaute, brutale Diktatur! Wie realistisch das ist, offenbart sich doch vollkommen an den Empfehlungen (!), die die heutige Polizei schon da gibt, wo man nur einem einzigen Gewalttäter begegnet! Was soll man tun? Nicht zu nahe kommen, niemals angreifen, nicht provozieren...

Und in Bezug auf die Nazizeit geht es nicht darum, was wir heute verhindern könnten und unterlassen, sondern was unsere Eltern und Großeltern getan oder nicht getan haben! Wie kann man für deren Taten verantwortlich sein, wenn man damals noch gar nicht geboren war?

Wenn man von der Tatsache von Reinkarnation und Karma ausgeht, ist es sogar offensichtlich, dass man in einem früheren Erdenleben in einem ganz anderen Teil und Volk der Erde gelebt haben kann. Ein Deutscher ist nicht mehr dafür verantwortlich, dass unter Hitler Millionen von Juden auf schreckliche Weise umgebracht wurden, als es andere Menschen sind, deren leibliche Vorfahren an anderen Schreckenstaten beteiligt waren.

Dennoch wird man für die historischen Ereignisse des Landes, in das man in diesem Leben hineingeboren ist – unter anderem räumlich und in Bezug auf den ganzen Sprachstrom und die Kultur (insofern davon noch etwas übrig ist) –, eine besondere Verantwortung empfinden können. So kann man als „Deutscher“ aufgrund der Schrecken der Nazizeit eine besondere Verantwortung dafür empfinden, dass so etwas nie wieder geschieht, und kann sich dem jüdischen Volk in besonderer Weise verbunden fühlen – so wie sich ein US-Amerikaner in besonderer Weise den Indianern verbunden fühlen kann.

Aber all dies – dieses besondere innere Verantwortungs- und Verbundenheitsgefühl – kann und darf nur von innen her kommen. Wird es von außen erzwungen, so verliert es vollkommen seine moralische Qualität und wird als bloß äußere Norm – und Konditionierung – letztlich zu einer Art Anti-Moral, gegen die sich das menschliche Gefühl wehrt (was ein wichtiger Grund für die Neonazi-Strömung ist).

Die Nazizeit und das Ereignis „Hitler“ waren ein tief einschneidendes Geschehen, das weit über Deutschland hinaus weltgeschichtliche Bedeutung hat. Als in Deutschland geborener Mensch kann man ganz sicher eine besondere Verantwortung empfinden – und nun wiederum: für das ganze Weltgeschehen. Und eben nicht als Vasallenstaat der USA, sondern mit einer wirklich Frieden stiftenden Mission – und dies in einem Sinne, der heute kaum noch verstanden wird, nämlich im Sinne des deutschen Idealismus. Genau diese Zeit hat Hitler ja vollkommen verfinstert und zugeschüttet. Hier aber beginnt die besondere Verantwortung der in Deutschland geborenen Menschen: sich gerade wegen der Nazizeit auf die eigentliche Mission des deutschen Volkes zu besinnen, wie sie in den großen Gestalten des deutschen Idealismus aufleuchtete. Goethe, Schiller, Novalis, Fichte und viele andere ließen ein ungeheuer großes und reines Menschentum aufleuchten.

Hier liegt die eigentliche Verantwortung des Menschen – und hier hört letztlich jede Landesgrenze geistig auf zu bestehen, denn das, was im deutschen Idealismus aufleuchtete, ist etwas wahrhaft Menschheitliches, auch wenn hier wiederum die Deutschen eine besondere Verantwortung ... hätten.

Das Moralische ist ganz unabhängig von allen Landes- und Staatengrenzen. Es ist etwas, was nur individuell verwirklicht werden kann. Die wirkliche Moral wird nur individuell erfasst – und kann sich dann weltenweit ausdehnen. Als wahrhaft moralischer Mensch fühlt man die Verantwortung für die ganze Welt, für die eine Menschheit, ja für alle lebenden Wesen.

Alle Worte, Gedanken und Vorstellungen von einem „Tätervolk“ werden dann vollkommen sinnlos, weil die wirkliche Moral viel weiter, tiefer und erhabener ist, als es diejenigen, die von „Kollektivschuld“ sprechen und äußere Moral predigen und einimpfen wollen, jemals erfassen könnten.

Die „Schuldprediger“ – ob sie es wollen oder nicht – verhindern gerade, dass die Menschen wirklich moralisch werden. Wer fordert, alle Deutschen mögen auf die Nazizeit starren wie das Kaninchen auf die Schlange, um die Schrecken zu erleben und dadurch moralisch zu werden, hat keine Ahnung davon, dass Moral vorgelebt werden muss. Was aber könnte geschehen, wenn mit derselben Intensität, mit der sich heute jeder Deutsche mit der Nazizeit theoretisch auseinandersetzen muss, in lebendiger und begeisternder Weise auf Novalis und Schiller, auf Fichte und Goethe geschaut würde!

Michael Vogt

Auch hier weiß „Esowatch“ in gekonnter Mischung zwischen Wahrheit, Suggestion und Lüge zu berichten:

„2004 drehte er den Film Geheimakte Heß, zusammen mit einem Mitarbeiter der sächsischen NPD-Landtagsfraktion namens Olaf Rose. Der Film handelt vom Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß und ist wegen inhaltlicher Fehler umstritten. Vogt verklärt Rudolf Heß darin als "Friedensflieger" einer angeblichen "Friedensmission" des Dritten Reiches.“

Und wieder ein gefundenes Fressen für unsere Konditionierung! Schon wieder jemand, der sich mit der Nazizeit beschäftigt – und sogar Geschichtsrevisionismus betreibt?

Die Fakten: Olaf Rose wurde erst 2006 Berater der NPD-Landtagsfraktion. Und Vogt stützte sich unter anderem auf den britischen Historiker Martin Allen und sein 2003 im Londoner Harper-Collins-Verlag erschienenes Buch „Churchills Friedensfalle“. Erst 2005 stellte sich heraus, dass die Papiere, auf die Allen sich berief, Fälschungen waren, die in das Nationalarchiv hineingeschleust worden waren. [o]

Es mag inzwischen (wieder) erwiesen sein, dass Hess ohne Absprache mit Hitler nach England flog. Aber warum sollte sich ein Mensch im Jahr 2004 nicht für die dahinterstehende Frage interessiert haben dürfen, nachdem ein britischer Historiker diese Frage aufgeworfen hatte? Man muss kein Nazi sein, sondern kann in Hitlers Taten die verabscheuungswürdigsten Verbrechen sehen, und kann sich dennoch für den rätselhaften Englandflug von Hess interessieren!

Die Arbeit derjenigen Menschen, die man allzu oft als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet, ist außerordentlich bedeutsam. Es mag auch unter ihnen Menschen geben, die ganz bewusst Geschichtsfälschung betreiben. Aber eines kann man mit vollem Recht sagen: Geschichts- und Wirklichkeitsfälschung wird in zahllosen Fällen vor allem von jenen betrieben, die an den (oft geheimen) Schalthebeln der Macht sitzen. Oft ist es unmöglich, eine Lüge wirklich zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen und herauszufinden, wer genau sie in die Welt gesetzt hat – und mit welchen Absichten. Aber die ungeheuerlichsten Lügen sind in der Welt ... und sie wirken.

Man erinnere sich nur an die unglaublichen Lügen, mit denen uns die Bombardierung Jugoslawiens verkauft wurde [o]. Man denke an Pearl Harbor als Vorwand zum Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg [o].

Man denke an die Lügen, mit denen die großen Konzerne ihre puren Profitinteressen verfolgen. Wir sind überflutet von einem Meer aus Lügen – und die meisten davon durchschauen wir schlicht und einfach nicht. Wenn wir aber einmal auf dieses Lügennetz aufmerksam werden, indem wir es an der einen oder anderen Masche zu fassen bekommen und erkennen, dann kann uns immer klarer werden, wie ungeheuerlich das Ausmaß ist.

Vor diesem Hintergrund sind die sogenannten „Verschwörungstheoretiker“ die eigentlichen Praktiker, denn sie zeigen uns – selbst wenn nicht alle Behauptungen und Vermutungen wahr sein mögen –, wie tiefgreifend und weitreichend die Illusion ist, in der wir leben. Wenn auch nur die Hälfte aller Skandale, die diese Menschen aufdecken, wahr ist, dann haben sie der ganzen Menschheit bereits einen aufklärerischen Dienst ersten Ranges geleistet.

Und so beschäftigt sich auch ein Mensch wie Michael Vogt mit weit mehr als nur einer Thematik, über die er vor acht Jahren einmal einen Film machte. Um deutlich zu machen, worum es wirklich geht, greife ich beispielhaft einen einzigen Vortrag heraus, den er 2011 auf dem jährlich stattfindenden Anti-Zensur-Kongress gehalten hat. In diesem Vortrag macht er unter anderem auf folgende Menschen aufmerksam, die wiederum beispielhaft für viele andere stehen, welche der unglaublichsten Zensur zum Opfer fallen, die heute überall Alltag ist:

• Arpad Pusztai
• Christoph Hörstel
• Frieder Wagner

Arpad Pusztai

Dr. Arpad Pusztai war seit Jahrzehnten ein führender Wissenschaftler des Rowett Research Institute in Aberdeen, als er entdeckte, dass Ratten, die mit genmanipulierten Kartoffeln gefüttert worden waren, kleinere Lebern und Herzen bekamen und viele weitere Veränderungen zeigten.

Im August 1998 sprach er in einem Fernsehinterview über seine Forschungen, und auf die Frage, ob er solche Kartoffeln essen würde, antwortete er: „If I had the choice I would certainly not eat it.“

48 Stunden später war er von seinem Dienst suspendiert und wurde aufgefordert, all seine Forschungsergebnisse herauszugeben. Zugleich versuchte das Institut, Pusztai völlig zu diffamieren. Zum einen wurde behauptet, er hätte Proben verwechselt (!), zum anderen hieß es, er habe den wissenschaftlichen Standard verletzt, Forschungsergebnisse zuerst durch eine Veröffentlichung der „scientific community“ zugänglich zur machen und zur Diskussion zu stellen. Die Behauptungen des Instituts brachen haltlos in sich zusammen, über 20 Forscher aus aller Welt analysierten die Versuche und nahmen Pusztai in Schutz. Er wurde zwar offiziell rehabilitiert, blieb aber entlassen. Seine Ergebnisse wurden 1999 in der führenden Zeitschrift The Lancet publiziert.

Später stellte sich heraus, dass die Suspendierung von Pusztai aufgrund eines direkten Anrufes von Tony Blair erfolgte – und dass dieser seinerseits einen Anruf von Bill Clinton erhalten hatte! Dieser wiederum muss Anrufe von Monsanto erhalten haben... Dies bestätigt Prof. Robert Orskov, ein führender britischer Ernährungswissenschaftler, der ebenfalls jahrzehntelang für das Rowett Research Institute gearbeitet hatte. Und auch nach dem Erdbeben auf Haiti hatte Clinton nichts besseres zu tun, als den dortigen Bauern als erstes genmanipuliertes Saatgut anzubieten – das diese weisen Menschen zum Glück verbrannten. [o o o mit Video, siehe auch das 2003 veröffentlichte Buch von Andrew Rowell: Don't Worry (It's Safe to Eat).]

Weitere Details: In den ersten beiden Jahren von Tony Blairs Labour-Regierung wurden Beamte und Minister der Regierung über achtzig Mal von Vertretern der Gentechnik-Konzerne „besucht“. Seinen Umweltminister Meacher entließ Blair im Juni 2003, weil dieser sich weigerte den ungetesteten Anbau genmanipulierter Pflanzen zu unterstützen. Wissenschaftsminister Lord Sainsbury dagegen hielt große Anteile der zwei Biotech-Konzerne Diatech und Innotech und war gleichzeitig der größte Einzelspender von New Labour. David Hill, Direktor der PR-Firma Good Relations, die für Monsanto die Kampagnen übernahm, leitete auch die Labour-Medienkampagnen für die Wahlen 1997 und 2001! [o]

Christoph Hörstel

Christoph Hörstel war seit 1985 beim ARD als Sonderkorrespondent, Nachrichtenmoderator und leitender Redakteur tätig. 2001 war er während des Sturzes der Taliban der einzige westliche Journalist in Kabul. Im selben Jahr gründete er eine eigene Regierungs- und Unternehmensberatung und war aufgrund seiner intimen Kenntnisse und Kontakte bezüglich Afghanistan Coach für ISAF-Führungskräfte der Bundeswehr. Hörstel machte darauf aufmerksam, dass die US-Regierung zwar offiziell Krieg gegen die Taliban führt, diese aber über den CIA und dessen Kontakte zum pakistanischen Geheimdienst ISI zugleich auch unterstütze. [o]

In seinem Buch „Brandherd Pakistan“ schreibt er [o]:

Im Juni 2008 sprach ich [...] persönlich mit einem regelmäßigen Teilnehmer der wöchentlichen „Geheimdienst-Lage“ im Bundeskanzleramt. Dort berichten alle Dienste über ihre Erkenntnisse. Als ich fragte, ob denn der BND über diese Doppelpolitik der USA informiert sei, den Krieg am Hindukusch heimlich zu befördern, um ihn offen ausweiten zu können, senkte mein Gegenüber den Kopf, sah plötzlich sehr müde aus und gab völlig schnörkellos zu: „Ja, wir wissen das.“ 


Des weiteren legte Hörstel u.a. in seinem Buch „Sprengsatz Afghanistan“ offen, dass mittlerweile über 90% des weltweiten Heroins aus Afghanistan kommen – bei steigenden Produktionsmengen. Die Spitzen des afghanischen Innenministeriums sind in den Drogenhandel verwickelt, und die US-Regierung lässt die Warlords ausdrücklich gewähren.

In den Medien ist von alledem nichts zu finden. Und so entschloss sich Hörstel schließlich, die ARD zu verlassen. In einem ausführlichen fast einstündigen Interview vom 27.3.2011 mit dem Titel „Terrormanagement im 21. Jahrhundert“ sagt Hörstel am Ende der ersten fünf Minuten, die allein schon absolut sehenswert sind:

Ich war heilfroh, dass ich schon 1999 die Nase voll hatte von unseren Fehlberichterstattungen – ich hab’ gesagt, ich kann mich daran nicht mehr beteiligen.


Und drei Minuten später:

Wenn man so viel Schaden anrichten muss, auch organisatorisch – ich war ja leitend tätig und Programmgestalter –, dann hat man tatsächlich auch die Pflicht zu gehen [...], man muss zu viel Lügerei mitorganisieren.


Und (12:15):

Es gibt inzwischen [...] einen wachsenden Haufen von Fakten, die eindeutig zeigen, dass westliche Geheimdienste meistens in Verbindung mit lokalen Geheimdiensten befreundeter Staaten Terrorgeschehen mit organisieren, aufrecht erhalten, unterstützen und tatsächlich auch aktiv einsetzen.


Danach beschreibt er die Hintergründe der Anschläge von London und Madrid und die Unterstützung von Al Quaida durch die USA, die Tatsache, dass Sarkozy und Guttenberg CIA-Wunschpolitiker waren. Er spricht über Ägypten, Israel-Palästina, die sehr relative Bedeutung von WikiLeaks.

Frieder Wagner

Frieder Wagner ist ein deutscher preisgekrönter Filmproduzent, der seit 1986 zahlreiche, oft investigative Dokumentationen für ARD, ZDF und WDR produzierte.

Sein Erfolg ging jedoch einem plötzlichen Ende entgegen, als er 2003 eine Dokumentation über die Verwendung von Uran-Munition drehte: „Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“. Zwar wurde der Beitrag 2004 im WDR ausgestrahlt und Wagner erhielt dafür sogar den Europäischen Fernsehpreis – aber seitdem keinen einzigen Auftrag mehr! Mit eigenen Mitteln finanzierte er einen abendfüllenden Film „Todesstaub“ – doch bis heute findet sich dafür kein Filmverleih. [o o o]

„Ich habe in den Kinderkrankenhäusern von Bagdad und Basra Bilder des Schreckens gesehen, die mich heute noch in meinen Träumen verfolgen: gerade geborene Babys, ohne Augen, ohne Nase, ohne Kopf, ohne Arme und Beine. Babys, deren Organe in einem Sack außerhalb des Körpers angewachsen waren. Alle diese Babys starben nach wenigen Stunden oder Tagen. Auf einem Schlachtfeld in der Nähe von Basra, bei Abu Khassib, haben wir Panzerwracks aus dem letzten Golf-Krieg gefunden, da haben wir an den Einschußlöchern, die die Urangeschosse hinterlassen haben, eine Radioaktivität gemessen, die war über das 30.000-fache höher als die normale Umweltstrahlung in der Bundesrepublik. Auf diesen Panzern spielten Kinder [...].“ (Frieder Wagner).

Wir sehen an diesen drei Beispielen – die stellvertretend für eine ungeheure Zahl ähnlicher und noch ganz anderer Geschehnisse stehen, in denen all dies immer wieder geschieht –: Die Lenkung unserer Meinungen und Gedanken wird fortwährend und mit allen Mitteln versucht. Der Kampf um die menschlichen Gedanken ist sozusagen der Krieg des dritten Jahrtausends.

Und wer sind die finsteren Mächte in diesem Krieg? Es sind diejenigen, die viel Geld und all ihre Macht dafür einsetzen, dass die Menschen nicht die Wahrheit erfahren, sondern Verdrehungen der Wahrheit, Verzerrungen, Fälschungen, Illusionen, Lügen. Wer die Wahrheit liebt, braucht die Wahrheit nicht fürchten. Wer die Macht liebt, wird die Wahrheit bekämpfen...

Tiefgreifende politische Perspektiven

Schließen möchte ich mit Worten von Christoph Hörstel, die er ganz am Ende seines Interviews „Terrormanagement“ findet. Dort offenbart er noch einmal seine tief moralischen Überzeugungen, die sich aber auch in seiner ganzen Art zeigen.

Aber nicht nur das: Er erwähnt den zutiefst zukunftsweisenden Ansatz des Sozialphilosophen Johannes Heinrichs: Eine Viergliederung des Parlaments. Über diesen Ansatz schrieb auch ich schon vor acht Jahren. Es gibt hier enge Parallelen zu Rudolf Steiners Impuls der sozialen Dreigliederung, aber auch Unterschiede. Doch entscheidend wird sein, mit welchem Bewusstsein wir in die Zukunft gehen. Mögen diejenigen Menschen, die wirklich die Sehnsucht nach einer menschlichen Welt in ihrer Seele tragen, sich auch in harmonischer Zusammenarbeit miteinander verbinden. Nur dann werden wir in der Lage sein, an dieser Welt wirklich zu bauen – und zugleich immer mehr das Potential unseres wahren Menschentums zu ergreifen.

Doch nun Christoph Hörstel [o]:

Was wollen wir kernhaft? Wofür wollen wir eintreten im Innern? ... Im Innern wollen wir den seit 30, 40 Jahren wachsenden Graben zwischen Arm und Reich langsam wieder zuschütten. Wir müssen als Volk wieder zusammenrücken, sozial. Es kann nicht sein, dass ... (viele) immer ärmer werden, bis dahin, dass die Menschen das Gefühl haben: Wozu ist mein Leben eigentlich noch da? Ich bin vom Staat ..., von der Gesellschaft, vom Wirtschaftssystem an den Rand gedrückt und komme da nie wieder raus. In Großbritannien sind die Verhältnisse fürchterlich, da sind die Kinder in der dritten Generation arbeitslos. Das kann doch nicht wahr sein.  ...
nd die Entwicklung der letzten Wochen in der Neuen Mitte ist, dass wir uns die Gedanken von Professor Johannes Heinrichs ... zueigen machen werden. ... Wir brauchen nicht mehr ein Parlament ..., das dann sehr häufig ... auf dem einen oder anderen Wege, korrupt oder nicht korrupt, den Wirtschafts- und Finanzinteressen anheimfällt, sondern wir brauchen vier Parlamente, wobei das Parlament, das sich mit ethischen Fragen befasst, das richtungsgebende Parlament ist. ... Ich habe mein ganzes Leben lang gesucht: Wie kann man Ethik in der Politik festziehen, damit es nicht möglich ist, Politik außerhalb und ohne Ethik zu machen? Schon der alte Bundespräsident Rau hatte ... gesagt: Es gibt keine Demokratie ohne ethische Grundlage. Das ist nicht möglich. Demokratien sind darauf zwingend angewiesen. Wir haben uns als Demokratie langsam ... von der Ethik verabschiedet, und das ist ein ganz, ganz gefährlicher Weg.
Gute Teile, die besten Teile der Bevölkerung, wie ich meine, haben sich schon alleine auf den Weg gemacht, um neue ethische Wege zu gehen. Es gibt die EthikBank, es gibt den Gedanken des biologischen Ackerbaus, es gibt überall vernünftige Ideen, es gibt die homöopathische Medizin – in der Deutschland mal weltweit führend war – ..., und es gibt sehr interessante neue Währungs-, Finanz- und Wirtschaftsideen, auch interessante neue Dimensionen im Arbeiten von größeren Betrieben. All dies gehört eigentlich da rein und ist eigentlich nur denkbar, wenn man von vornherein klar sagt, es bestimmt eben nicht der Wirtschaftszirkel, wie gewirtschaftet wird, sondern es bestimmt zunächst mal ein ethisches Parlament, wo die Rahmenrichtlinien sind, demokratisch natürlich. ... Und das stellt meiner Meinung nach den Staat vom Kopf auf die Füße. ... Da will die Bevölkerung eigentlich hin.


Besinnen wir uns also auf das Wesentliche! Und in diesem Sinne möge nun am Ende das folgende Zitat den wesentlichen Sinn all des bis hierhin Gesagten zusammenklingen lassen:

„Sich selbst zu verändern, glaubwürdig zu werden, Menschen zu überzeugen und den verschiedenen Formen von Ausbeutung und Terror entgegenzuwirken, das mag in manchen Augenblicken ungeheuer schwer erscheinen, und dennoch gibt es keine Alternative.“
Rudi Dutschke, 1977