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Bauchfrei

Holger Niederhausen: Bauchfrei. Roman einer Rettung. Niederhausen Verlag, 2023. Paperback, 320 Seiten, 19,90 Euro. ISBN 978-3-943492-64-4. 

► Wichtiger Hinweis: Wer meinen würde, ich schriebe nur 'Mädchen-Bücher', der irrte essenziell - diese Mädchen sind Botinnen des immer verschütteteren Wesens der menschlichen Seele überhaupt.

Zuerst erschienen am 21. Dezember 2022.              > Bestellen: Verlag | Amazon <              > Reaktionen und Rezensionen <

Inhalt


Ein einziger Anblick eines Mädchens erschüttert den tief idealistischen Vierziger Thomas Lindemann mehr, als er es je für möglich gehalten hätte. Als er der vierzehnjährigen Feline noch einmal begegnet, ändert sich für beide das Schicksal völlig. – Dieser Roman macht auf tief berührende Weise erlebbar, was für einen Geist wie Novalis absolute Realität war: Ein bedingungsloses Leben im Idealischen als dem überhaupt erst wahren Wesen des Menschen...

Über dieses Buch


Der tief idealistische Protagonist, der sich innig dem Wesen von Novalis verbunden fühlt, leitet in seiner Freizeit einen Chor und versucht, über die Musik ein Bewusstsein für die Realität des Übersinnlichen zu ermöglichen, da er unmittelbar erlebt, wie alle Katastrophen und Ungerechtigkeiten auf der Welt mit der zunehmenden Blindheit des Menschen für sein wahres Wesen zusammenhängen.

Als es innerhalb des Chors über das Programm zu Konflikten kommt, ist er tief bestürzt über die sich darin offenbarenden menschlichen Schwächen. Er kann die Konflikte letztlich zu einem guten Ende führen, stürzt durch sie aber selbst in eine Art Burnout.

In dieser Situation erschüttert ihn der Anblick eines etwa vierzehnjährigen Mädchens, das bei einem Kino auf jemanden wartet: Bauchfrei gekleidet, scheint sie sich dessen leise selbst zu schämen. Ihm erscheint das Mädchen wie ein Urbild der Unschuld, er kann es nicht vergessen – und es heilt ihn, weil er sich tief idealisch in dieses Mädchen verliebt hat, das nun sein innerer Stern wird.

Bald empfindet er aber auch die tiefe Sehnsucht nach diesem Mädchen, das er niemals wiedersehen wird. Nach einigen Wochen begegnet er ihr jedoch schicksalhaft auf einem Flohmarkt noch einmal – und wagt es, sie anzusprechen. Obwohl sie ihn aus naheliegenden Gründen abwehrt, gelingt es ihm, mit ihr zu sprechen und sie von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. Probeweise treffen sie sich ein weiteres Mal, und nach und nach erkennt das Mädchen, dass auch er ihr etwas bedeuten kann.

Mehr noch: Er eröffnet ihr eine völlig neue Welt, einen tiefen, ja grenzenlosen Blick auf die Dinge, der immer mehr von Liebe durchleuchtet wird. Feline ist überzeugt, dass sie in keiner Weise dem tief berührenden Ideal ähnelt, das er gesehen hat, sondern ein sehr gewöhnliches Mädchen ist, aber immer mehr gibt auch sie sich der Romantik eines tiefen Geliebtwerdens hin – und staunend und dankbar der immer mehr sich weitenden idealischen Welt, die sich vor ihr auftut.

Auch für das Mädchen wird die zart sich entfaltende Beziehung zu einer tiefen Rettung ... aus den Fängen einer alles profanisierenden, seelenlähmenden Gegenwart hin zu ihrem tief verborgenen wahren Wesen.

Dieser Roman nimmt den Leser mit in eine zutiefst berührende, sehr zarte Liebesgeschichte, die existenzielle Fragen aufwirft und weit, weit hineinführt in ein idealisches Empfinden und Wahrnehmen, dem sich erst die eigentlichen Wunder und Mysterien eröffnen – überall...

Leseprobe 1


Er kam an einem kleinen Eckkino vorbei, das er früher oft besucht hatte, sogar jetzt noch bisweilen. Nur wenige Meter die Straße hinauf stand wartend ein Mädchen, ein Handy in der Hand, auf das sie aber auch nur halb schaute.

Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Sie mochte etwa vierzehn sein und trug die Kleidung bauchfrei. Das allein jedoch war es nicht, was ihn so erschütterte, denn erschüttert war er, berührt bis in die innersten Tiefen seiner Seele. Es war ihre Schönheit und vor allem ihre Unschuld. Eine unfassbare Unschuld strahlte von ihr aus – sie präsentierte sich hier den Blicken, und es schien ihr selbst irgendwo unangenehm, sie wirkte so unglaublich jung... Es war, als schien es ganz sicher, dass sie an diesem Tag das erste Mal so gekleidet, ja so unbekleidet war. Es war zutiefst berührend, wie sie sich irgendwo fast verbergen wollte und scheinbar unbeteiligt auf ihr Handy schaute, während ihr ganzer, zarter Leib Bände sprach... Er hatte so etwas Erschütterndes noch nie gesehen. Jetzt wusste er, was ,schreiende Unschuld’ bedeutete – und ihre Schönheit nahm ihm geradezu den Atem.

Er hatte nur einen Wunsch: irgendeine winzige Verbindung zu diesem Mädchen. Er selbst hatte sein Handy auch herausgeholt, nur so konnte er sie unbemerkt aus den Augenwinkeln wenigstens für Sekunden ansehen. Aber inzwischen hatte sie ihm einen kurzen Blick zugeworfen, und er hatte den seinen sofort abgewandt. Wie erschütternd schön und unsicher sie war! Er hatte nur eine Sekunde, weil er sie in keinster Weise beschämen wollte. So tat er einfach, als suchte er eine der Nebenstraßen. Er trat auf sie zu und fragte sie, ob sie wisse, wo diese sei. Sie sah ihn an und verneinte. Er bedankte sich fast unbeholfen und wandte sich von ihr ab, seinem Heimweg zu. Als er sich noch einmal umwandte, schaute sie wieder auf ihr Handy, und ihre ganze Erscheinung erschütterte ihn noch immer.

Ihr Blick... Er hatte noch nie ein so schönes, ebenmäßiges Gesicht gesehen. In all seiner Schönheit aber wäre es noch immer nicht so erschütternd gewesen, wäre nicht diese Unschuld hinzugekommen. Oder war es Befangenheit? Er verstand nicht, warum dieses Mädchen bauchfrei ging, wo es ihm selbst so geradezu offensichtlich unangenehm war. Es musste genau wissen, wie sehr es seine unglaublich junge Schönheit präsentierte – und litt selbst darunter, weil es noch in keiner Weise so ,abgebrüht’ war wie jene, die dies alltäglich taten und nichts mehr dabei empfanden. Dieses Mädchen empfand noch sehr, sehr deutlich die tiefe, ja die tiefste Verletzlichkeit all dessen.

Wie lange wohl? Vielleicht nur heute? Aber ihr Bild brannte sich in seine Seele, wie ein Urbild. Noch nie hatte er solche Unschuld gesehen. Ungeschützt, allen Blicken preisgegeben und gerade in dieser Situation wie von innen leuchtend, gerade weil sie dies alles überspielen und verbergen wollte. Sie wollte es – aber sie konnte es nicht. Es brach durch sämtliche Ritzen ihrer hilflosen Versuche. Er war noch nie so berührt worden. Je mehr Zeit verstrich, desto klarer wurde dies. Das Bild verging nicht. Die Erinnerung verging nicht. Bauchfrei... Unschuldig... Wunderschön... So unglaublich schön. So unglaublich berührend...

Als er schließlich zu Hause war, war er einigermaßen ratlos. Er stand fast wie neben sich, noch immer zart überwältigt von dem Eindruck. Aber eines wusste er: das Mädchen hatte ihn geheilt. Er wusste noch nicht, wie – aber auch dies wurde ihm im Laufe der nächsten Stunde klar. Er hatte sich tatsächlich verliebt. Fast nur in ein bloßes Bild, in ein berückendes Bild von einem Mädchen...

Aber sie war kein bloßes Bild, sie war sehr lebendig. Wenn es so ein Mädchen in der Welt gab, so berührend ... dann durfte diese Welt nicht untergehen. Die Existenz eines solchen Mädchens rechtfertigte alles, um sie zu retten – und jeden Tag besser zu machen. Er hatte seine Ideale wiedergefunden, aber nur um ihretwillen. Auf diese Weise hatte sie ihn gerettet. Sie hatte sich in das Zentrum seiner Ideale hineingeleuchtet – mit einer Anmut ohnegleichen. Ihr lebendiges Bild war jetzt der Mittelpunkt seiner Seele. O ja, er hatte sich wirklich verliebt.

...

Leseprobe 2


Sie sah ihm zu, geradezu sorgfältig, und machte es ihm dann nach, und er sah und spürte, wie sie sich darauf einließ... Wie seine Worte es vermochten, dass sie es tun konnte...

Sie rührte sogar so vorsichtig um wie er, fast versonnen, geradezu zart glücklich... Wie er sie so sah, stieg ein wunderbarer, heißer Kloß in seiner Kehle auf, und seine Augen wurden feucht. Er sah das zarte Glück eines Mädchens...

Sie war mit ihrem eigenen Zustand so beschäftigt und der Raum war so ausreichend dunkel, dass sie das leichte Schillern seiner Augen zum Glück nicht bemerkte. Stattdessen blickte sie auf und sagte auf einmal mit einer zarten Innigkeit:

„Wissen Sie, ich dachte kurz, dass ich bisher eigentlich gar nicht richtig gelebt habe... Es kommt mir so vor ... als wenn Sie mir ... als wenn Sie mir beizubringen versuchen ... wie man lebt...!“

Sie sah ihn an, mit einem Ausdruck in ihren Augen, der für Scham eigentlich gar keinen Platz ließ, weil sie, ihre Augen, erfüllt waren von zartem Erstaunen und noch erstaunterer Dankbarkeit...

Hatte sie ein leises Schillern in ihren Augen?

„Ich liebe dich einfach, Feline...“, brachte er mit fast erstickender Stimme hervor, sie war einfach zu schön in diesem Moment. „Ich ... ich bringe dir einfach nur alles bei, was ich weiß... Was ich kann...“

Aber seine Empfindungen überströmten seine Seele, sie waren in diesem Moment zu stark, und hilflos brachte er hervor:

„O Gott, tut mir leid, ich – – tut mir leid, ich ... wollte dich nicht überfordern mit ... mit meinen Gefühlen...“

Er blickte in ihre geradezu bestürzten Augen, als er sich nach wenigen Momenten wieder fassen konnte, aber es war erneut ein tiefes, tiefes Erstaunen, sie war nicht abgeschreckt, nicht befangen, sie war bestürzt, wie tief auch die Empfindungen eines Mannes sein konnten – eines Mannes, der sie liebte...

Jetzt erst – jetzt kam die Verlegenheit, als sie sich so gegenübersaßen und allmählich von neuem das Gefühl in ihr aufstieg, etwas sagen zu müssen, aber das musste sie ja gar nicht...

„Du musst nichts sagen, Feline...“, brachte er hervor, aber seine Stimme war wieder warm und ruhig, zärtlich, erfüllt von etwas sehr Heiligem. „Trink einmal einen Schluck... Nicht dass dieser wunderbare Tee auch noch kalt wird...“

Sie tat es, und auch er.

Sie sah ihn nur an und sagte nichts. Und er sagte auch nichts. Und dies war die heiligste Art überhaupt, einen solchen Moment lebendig zu bezeugen, ihn gleichsam der Ewigkeit einzuschreiben...

Und dann sagte er leise:

„Ich bringe dir nicht bei, wie man lebt, Feline... Ich bringe dir bei, wer du bist...“

Wieder schwieg sie, sie konnte seine Worte wohl immer noch nur ahnend verstehen.

„Du hast dieses Leben nur vergessen... Es ist tief in dir... Jetzt entdeckst du es nach und nach ... aber mit einer Tiefe, die dir so unendlich eigen ist...“

Sie schien noch immer nur ansatzweise zu begreifen.

„Das Weiche, Feline...“, sagte er, wie halb aus der Zeit gehoben, „das Weiche ist deine wesentliche Seite. Mit ihr lernt man ... wie man lebt. Denn in der Hingabe offenbart sich alles Leben ... schenkt sich einem ... in seinem ganzen Wunder... Die Hingabe ist der Schlüssel, Feline... Jetzt hast du ihn sanft in deiner Hand... Das ganze, zarte Geheimnis... Verlier es nicht... Halte es gut fest...“

„Manchmal...“, erwiderte sie etwas verlegen und zugleich auch innig, „kommt es mir so vor, als bin ich, mit Ihnen, in einem Märchen...“

„Ja. In einem wahren Märchen. Das Märchen ist sozusagen die höchste Stufe des Lebens, Feline. Das ist die reale Bedeutung des Wortes Märchen, wenn die Menschen den Mut hätten, es so heilig zu verstehen: Dass da, wo das Leben seine höchste, heiligste Stufe erreicht, es selbst Märchen wird. Die Dinge hören auf, ohne Zauber zu sein. Sie gewinnen ihren Zauber. Aber sie hatten ihn von Anfang an – wir haben es nur vergessen...“

„Ich denke gerade, als wenn Sie ein richtiger Zauberer wären...“

„Wer ist der richtige Zauberer, Feline? Der aus dem Märchen? Oder der, der das Leben selbst zu einem Märchen machen kann? Märchen gibt es nicht, sagt man. Aber wenn man die Realität in den Zustand des Märchens erheben kann, gibt es sie doch! Man muss die Realität nur aus ihrem Zauberbann des Nicht-Märchens erlösen – und das tun wir gerade, Feline... Du und ich...“

„Sie tun es...“

„Nein, Feline. Du tust es jetzt auch. Vielleicht mit meiner Hilfe. Aber das Umgekehrte geschieht auch... Weißt du nicht, wie du mich in jedem Moment bezauberst? Und wie ich dich im ersten Moment schon sah? Voller Licht, das wie aus einem Märchenreich mitten in die Realität hineinzuleuchten schien? Ich hätte nie den Wunsch, die tiefe Liebe gehabt, dir die Magie beizubringen, wenn ich sie in dir nicht verkörpert sehen würde... In meinen Augen in purer Schönheit...
Ich weiß, ich beschäme dich schon wieder, mache dich verlegen... Aber du beschämst mich auch. Denn die ganze Zartheit, die ganze Weichheit, in der du gerade das Leben lernst, besitzt selbst so viel Leben und so viel Wunder und so viel Unschuld, dass ich immer und immer wieder erkenne, wieviel du mir voraus hast und wieviel mir fehlt... Die Unschuld, mit der du jetzt lernst, sie ist das eigentliche Leben. Du lernst also gerade in zweifacher Weise. Das eine ist, was du ,Leben’ nennst. Das andere ist die ganze Art, wie gerade du es lernst und verwirklichst, so einzigartig, so weich...“

Als sie vor zarter Verlegenheit glühte, sagte er sehr ruhig und ernst:

„Es ist keine Kunst, als normaler Mensch, dies und jenes zu genießen, etwa einen Ingwertee, einen Malediwen-Urlaub, einen ruhigen Tag. Aber dieses Genießen unterscheidet sich völlig von dem, was wir jetzt erleben. Denn es ist viel zu selbstbezogen, viel zu konsumorientiert. Solche Menschen genießen alles Mögliche – aber sie werden es nie in seinem tiefsten Wesen erkennen: als Wunder. Und solche Menschen werden auch nie mit den Regentropfen reisen und in ihrer Gemeinschaft in zarte Träume versinken. Du aber, Feline, du hast eine einzigartige Begabung... Du musst sie nur entdecken. Der heilige Schlüssel ... das Märchenreich zu betreten ... das gleichzeitig das Reich der Wahrheit ist. Denn erst hier offenbart sich alles, wie es wirklich ist...“

Sie schien staunend mit diesen Fragen zu ringen.

„Lass dir“, sagte er warm, „nie einreden, dass die Regentropfen nicht wirklich treue Gefährten auf der Reise seien; dass ein Ingwertee nicht wirklich ein Wunder sei – und das ganze Leben nicht wirklich ein großes, heiliges Geheimnis... Wer das nicht sieht und etwas anderes meint, der ist einfach – noch blind...!“

Sie sann nach, wie in einem Zwischenreich, zwischen profaner Wirklichkeit und dem, was sie inzwischen doch so erstaunlich kennengelernt hatte... Wie ein Mädchen an der Schwelle zu einem neuen Glauben, nein, neuen Leben...

Er lächelte, und wieder musste in diesem besonderen Moment nichts gesagt werden... Vorsichtig, geborgen in seinem Blick, trank sie einen weiteren kleinen Schluck von dem ... Wunder, wie als wollte sie zart probieren, ob das Geheimnis noch immer trug...

„Und alles andere?“, fragte sie schließlich schüchtern. „Wenn ich nun keinen Ingwertee genommen hätte...?“

...