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Der Mann und das Mädchen

Holger Niederhausen: Der Mann und das Mädchen. Roman. Niederhausen Verlag, 2023. Paperback, 228 Seiten, 14,90 Euro. ISBN 978-3-943492-57-6. 

► Wichtiger Hinweis: Wer meinen würde, ich schriebe nur 'Mädchen-Bücher', der irrte essenziell - diese Mädchen sind Botinnen des immer verschütteteren Wesens der menschlichen Seele überhaupt.

Zuerst erschienen am 30. Mai 2022.              > Bestellen: Verlag | Amazon <              > Reaktionen und Rezensionen <

Inhalt


In der Osterzeit beginnt ihre Begegnung – der Vierziger und das fast fünfzehnjährige Nachbarmädchen, das ihn anspricht... Ein urbildlicher und doch unendlich individueller Roman über Interesse, Unbefangenheit, Zuneigung, Anziehung, zartes Provozieren, Leichtigkeit und Tiefe, Wahrheit, Idealismus, Liebe, Begehren, Glück, Hilflosigkeit, Aufrichtigkeit, Zärtlichkeit und Behutsamkeit, Hingabe, Emanzipation, Vorurteile, Dogmen, Verlogenheit, Menschheitszukunft, Ängste, Grenzen, Freiheit, Vertrauen, Sanftheit, Anmut und andere Mysterien. Ein Roman wie ein leuchtendes Meer ... über das berührende Geheimnis des Mädchens.

Über dieses Buch


In der Osterzeit wird der äußerlich ganz unauffällige Vierziger Peter von dem Nachbarmädchen Merle angesprochen, nachdem sie sich schon jahrelang vom Sehen kannten. Was wie eine provokante Frage, ein kurzlebiges Momentinteresse zu beginnen scheint, entwickelt sich zu einer von tiefer Aufrichtigkeit geprägten Begegnung, weil beide Seiten gleichsam Unendliches mitbringen: das Mädchen seine ganze Unbefangenheit, eine geradezu sprühende Selbstständigkeit und zugleich warme Empathie – und der Mann nicht nur einige Selbstzweifel, sondern auch eine jahrelange innere Entwicklung aus Spiritualität, Wahrheitsliebe und eigener Sanftheit.

Immer klarer wird ihm, dass das hübsche Mädchen auch in ihm etwas gesehen haben muss, was eine tiefere Begegnung ,wert’ ist. Noch bevor er dies wirklich begreifen kann, hat er sich jedoch längst in sie verliebt – hilflos berührt von einer inneren und äußeren Schönheit, deren Zauber nur immer weiter zuzunehmen scheint. Seine Ehrfurcht vor dem Wesen und der Freiheit des Mädchens ermöglicht gerade vor diesem Hintergrund eine Begegnung von absolut seltener Tiefe und Wahrhaftigkeit, die dennoch zugleich stets von der Helle und Leichte des Mädchens überstrahlt und durchglitzert wird.

Immer tiefer offenbart sich das Mysterium der Anziehung und des Wunders eines Mädchens – und davon untrennbar aber auch des Wunders von menschlicher Begegnung überhaupt. Dieser Roman ist ein Hohelied auf dieses Wunder, diese zwei Wunder... In berührender Tiefe nimmt er den Leser mit in umfassende Welten des Erlebens und hochaktueller Fragen ... und lässt niemanden, der sich wahrhaft einlässt, unverwandelt zurück...

Leseprobe 1


Sie klingelte eine Stunde später.

„Darf ich reinkommen?“, fragte sie.

Er war noch unsicherer als vorhin in der Toreinfahrt.

Sie sah sich aufmerksam, aber zugleich auch höflich dezent schon im Flur um.

„Soll ich die Schuhe ausziehen?“

„Du kannst sie anbehalten, wenn du willst.“

„Nein, ich kann sie ausziehen ... soll ich sie ausziehen?“

Als er darauf nicht sogleich reagieren konnte, schaute sie kurzerhand seine Füße an und entschied:

„Ja, ich zieh sie aus...“

Während sie dies tat, fragte er zögernd:

Darfst du eigentlich einfach so vorbeikommen? Wissen deine Eltern Bescheid? Haben sie nichts gesagt?“

Sie erwiderte seinen Blick, nachdem sie ihre Schuhe ordentlich an die Wand gestellt hatte.

„Was sollen sie gesagt haben?“

„Nichts ... ich meine ... ich meine, wir kennen uns ja gar nicht...“

„Nicht? Wir sehen uns doch jede Woche oder so...“

„Ja, aber ich meine... Ich bin doch andererseits einfach nur ... ein Mann vom zweiten Hinterhof...“

„Ja... Schon...“, erwiderte sie belustigt. „Aber sollen meine Eltern etwas haben gegen .... Männer vom zweiten Hinterhof?“

„Gegen Männer vom zweiten Hinterhof vielleicht nicht ... aber ... gegen Männer im allgemeinen vielleicht schon...“

„Wie bitte? Meine Eltern haben doch nichts gegen Männer!

Ihm wurde jetzt sehr unangenehm.

„Nein, natürlich nicht... Aber ... aber ... vielleicht dagegen, dass ihre Tochter einfach so... Na ja, eben einfach so einen Mann besucht, der...“

„Der was?“, fragte sie. „Sie kennen Sie doch auch.“

„Ja, aber nicht wirklich. Sie wissen doch gar nicht – –“

„Was?“

„Was auch immer – gar nichts eben.“

Sie sah ihn forschend an.

„Soll ich wieder gehen?“, fragte sie dann.

„Nein“, sagte er schnell.

Dann sagte sie lächelnd.

„Sie gucken glaube ich zu viele Krimis...“

„Ich habe gar keinen Fernseher“, antwortete er.

„Nicht?“, erwiderte sie erstaunt. „Krass!“

„Ja, kann sein...“

Wieder sah sie ihn belustigt an ... so lange, bis er irritiert fragte:

„Was ist...?“

Sie lächelte noch länger, dann fragte sie entwaffnend:

„Kann ich jetzt ... irgendwie reinkommen, oder nicht...?“

Fast mit rot werdendem Kopf führte er sie in sein Wohnzimmer und holte dann zwei Gläser und eine Karaffe mit Leitungswasser, was sie zuvor bejaht hatte.

Sie saß auf seinem Sofa. Er hatte noch nie ein Mädchen auf seinem Sofa sitzen gehabt. Er hätte sie gerne gefragt, warum sie sich für ihn interessiert hatte und jetzt hier saß – aber das wagte er nicht, aus Angst, allein schon damit alles kaputtzumachen.

...

Leseprobe 2


„Und was heißt das jetzt wieder?“

„Dass die Seele eher weiblich und der Geist eher männlich ist, so gesehen.“

Sie erhob sich, aus seiner Umarmung – in einem für ihn schmerzlichen Erleben.

„Aber“, sagte sie voller Eifer, „du hast gesagt, das Geistige ist ,das Höhere’ – was soll denn das heißen?“

„Es heißt nur...“, erwiderte er betroffen, noch immer ihre verlorengegangene Nähe schmerzlich entbehrend, „dass die Wahrheit die Wahrheit bleibt, egal, was die einzelne Seele glaubt. Was sie glaubt, ist sozusagen ganz unwesentlich. Entscheidend ist, ob sie es schafft, von sich abzusehen und anzuerkennen, dass die Wahrheit wirklich unabhängig von ihr besteht, also über all das, was sie bloß glaubt, erhaben ist...“

„Und deswegen ist die Wahrheit höher als die Seele?“

„So gesehen, ja.“

„Das verstehe ich noch immer nicht wirklich. Aber vielleicht ist die Wahrheit ja auch weiblich und die Seele, die es nicht schafft, sich von ihrer ,Lieblingsmeinung’ zu befreien, männlich?“

Ihre Entgegnung war für ihn wie eine Offenbarung. Er hatte das noch nie so gedacht, obwohl ihm längst geläufig und klar war, dass gerade die Männer eine machtvolle Tendenz zu Lieblingsmeinungen hatten, während die weibliche Hingabe sie davor gerade tendenziell eher bewahrte...

„Ja, du hast Recht... So kann man es auch sehen...“

„Und warum tut man es nicht?“

„Ich weiß nicht...“, stotterte er innerlich fast.

Es schmerzte ihn noch immer, ihre Nähe verloren zu haben...

„Vielleicht ist sowohl die Wahrheit weiblich als auch die Seele, die sich ihr hingibt...“, dachte sie weiter nach. „Vielleicht braucht man das Männliche überhaupt gar nicht...“

Dieser Gedanke von ihr war regelrecht genial. In alten Kontexten hätte man dieses geradezu prometheische Denken ,männlich’ genannt. Aber es kam gerade von einem Mädchen...

Er musste aufrichtig sein...

„Du hast Recht, Merle... Dieser Gedanke von dir ist geradezu genial... Du hast völlig Recht. Es sind alles verworrene und unrettbar mit einer alten Dogmatik verknüpfte Begriffe, die bis heute benutzt werden. Es ist einseitig und falsch. Und es fördert immer wieder falsche Vorstellungen. Ganz falsche... Und in sich widersprüchliche und unlogische...“

Sie sah ihn triumphierend an, ihre Augen funkelten in geradezu unschuldiger Freude, ja in schelmischem Stolz, der nicht das geringste Männliche hatte...

„Erkennst du an, dass ich schlauer bin als du?“

„Ja, tue ich...“

Er spielte mit – und meinte es in gewisser Weise auch vollkommen ehrlich...

„Und dass es ganz, ganz schlimm ist, dieses Ganze – was ich eh nie verstanden habe?“

„Ja. Man muss darüber viel, viel tiefer nachdenken, als man es immer tut.“

Der Ausdruck ihrer Augen wurde milder, sehr milde...

„Habe ich dich verletzt, Peter?“

„Nein, hast du nicht...“, sagte er zärtlich. „Wie könntest du...?“

„Na ja, weil ich das so ,niedergemacht’ habe, was dir so wichtig ist...“

Du bist mir wichtig, Merle... Und außerdem hast du nur einen wahren Gedanken ausgesprochen... Würde ich diesen nicht als wahr erkennen, wäre ich ja noch immer ... viel zu männlich...“

Sie musste kurz lachen.

„Ja, das stimmt!“

O, wie wunderschön war ihr Lachen...!

...