Eigene Bücher

Copyright-Hinweise zum Bild hier

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ihr, die ihr urteilt

Holger Niederhausen: Ihr, die ihr urteilt. Roman. Niederhausen Verlag, 2023. Paperback, 152 Seiten, 12,90 Euro. ISBN 978-3-943492-65-1. 

► Wichtiger Hinweis: Wer meinen würde, ich schriebe nur 'Mädchen-Bücher', der irrte essenziell - diese Mädchen sind Botinnen des immer verschütteteren Wesens der menschlichen Seele überhaupt.

Zuerst erschienen am 21. Dezember 2022.              > Bestellen: Verlag | Amazon <              > Reaktionen und Rezensionen <

Inhalt


Ein Mann, der Bücher über die Gestalt des Mädchens schreibt – und über die Liebe zwischen Mann und Mädchen. Der dafür angegriffen wird, mit immer denselben naheliegenden und doch perversen Vorurteilen. Mit seinem Freund, der für die Liebe zu einem Mädchen ebenfalls wenig Verständnis hat, führt er lange Gespräche, die schließlich immer mehr die zutiefst heilige Essenz dieser Liebe offenbaren ... der Liebe zwischen Mann und Mädchen.

Über dieses Buch


Dieses Buch ist eine in Romanform gebrachte Auseinandersetzung mit den Vorurteilen, die meinen Büchern begegnen.

Schon den Büchern über die Gestalt des Mädchens überhaupt begegnet das tiefe Vorurteil, das Mädchen hätte einem, hätte der Seele ,nichts zu sagen’. Zu einem regelrechten Exzess steigert sich das Vorurteil jedoch da, wo es um die Begegnung zwischen einem Mann und einem Mädchen geht. Diese Vorurteile laufen immer auf das eine hinaus: Ein Mann, der ein Mädchen kennenlernen will, kann es immer nur missbrauchen wollen, auf welche Weise auch immer – und selbst, wenn er das nicht ,will’, wird er es tun, weil die Beziehung eines Mädchens mit einem Mann immer nur ,falsch’ sein kann.

Dieses Urteil ist in die Köpfe derart eingegraben, dass es zu einer felsenfesten Ideologie geworden ist, die nichts anderes mehr gelten lassen kann, weil sie nichts anderes mehr sieht. Sie hat sich blind gemacht. Sie blickt durch die Missbrauchsbrille – und sieht nur noch Missbrauch.

Der vielfache Missbrauch ist real – aber er ist nicht die einzige Realität. Und fast immer ist er da eine Realität, wo gar keine Beziehungen existieren, sondern nur Übergriffe. Meine Romane beschreiben aber Begegnungen und Beziehungen, das ist bereits der erste Unterschied. Und die erste Frage ist also: Hat das Mädchen überhaupt ein Recht auf die eigene Entscheidung, oder wird es bereits hier missbraucht – von einer Umwelt, die ihm die Entscheidung, mit wem es eine Beziehung anknüpfen will und wie alt dieser Jemand sein darf, aus der Hand schlägt und somit der zarten Autonomie des Mädchens ins Gesicht schlägt?

Die nächste Frage ist, was einen Mann an einem Mädchen berühren kann. Auch diese ist von Vorurteilen regelrecht durchtränkt. Es ist eben nicht nur ,das Eine’ – im Gegenteil. Dieses Buch wird zutiefst deutlich machen, wie falsch man damit liegt. Was einen Mann an einem Mädchen berühren kann, kann ein Unendliches sein. Etwas, was vor allem auf seelischer Ebene liegt.

Aber das nächste Vorurteil ist dann meist sogleich, der Mann sei zu ,erwachsenen’ Beziehungen gar nicht fähig. Ohne jedes Nachdenken reproduziert man so ein irgendwo aufgeschnapptes Vorurteil. Und merkt nicht, dass man mit diesem nicht nur den Mann zutiefst abwertet, sondern im gleichen Atemzug fast noch schlimmer das Mädchen. Es soll also nicht nur ,minderjährig’, sondern auch minderwertig sein – jede Begegnung mit ihm wäre nicht nur missbräuchlich, sondern auch minderwertig, eines Erwachsenen gar nicht würdig. Wie abwertend dieser Gedanke ist, das macht man sich überhaupt nicht klar!

Der so urteilende Erwachsene hält sich für die Spitze der Evolution – dass aber ein Mädchen einen viel reicheren Seeleninhalt haben kann als die meisten Erwachsenen, das realisieren diese Erwachsenen nicht. Ein spirituelles Menschenbild würde auch den Zusammenhang erkennen, warum das so sein kann und oft auch ist. Aber nach alledem fragen die abwertenden Vorurteile nicht.

Dieses Buch führt in größte Tiefen in Bezug auf die Fragen nach dem wirklichen Wesen des Mädchens, nach dem Wesen von Unschuld, nach dem wahren Geheimnis des Eros, nach der Zärtlichkeit, nach dem, was ein Mann einem Mädchen schenken kann und was das Mädchen als tiefstes Geschenk empfinden kann – und auf noch viele andere Fragen, letztlich auf die Frage nach der Menschheitszukunft selbst.

Es ist eine radikale Auseinandersetzung mit einer missbrauchsfixierten Zeit, mit dem Verhältnis von Patriarchat und Feminismus, mit dem Wesen von Vorurteilen – vor allem aber immer wieder mit dem berührenden Wesen des Mädchens selbst, hervorgehend aus einem tiefen Idealismus, dem sich der Zustand des heutigen abstrakten Denkens und Selbstbezuges überhaupt (die auch jedem Missbrauch zugrunde liegen) als Auswuchs einer tief kranken, materialistischen Kultur erweist, die für das Mädchen und für die menschliche Seele überhaupt den eigentlichen Missbrauch darstellt.

Leseprobe 1


Schließlich sagte er leise:

„Das Mädchen, Detlef... Das Mädchen ist für mich eine heilige Gestalt, die für all das steht... Weil sein Herz rein ist... So rein. Dass es das alles in sich trägt. Wie selbstverständlich. Wie eine absolute Gewissheit. Dass es so sein muss, nur so sein kann. Nicht anders... Das Mädchen weiß, dass es so sein muss...“

Zögernd setzte sein Freund an:

„Aber ... doch nur in deiner Vorstellung, Kilian...? In deiner Vorstellung von dem Ideal des Mädchens... In deiner Idealvorstellung...“

„Ja... Das Wesen des Mädchens... Es ist sein Wesen, Detlef. Es ist eigentlich unser aller Wesen. Tief verborgen. Nur deswegen hast du es für eine Sekunde auch ahnend empfunden... Als Realität... Aber das Mädchen ist dem unendlich nahe... Und die wirklichen Mädchen sind dem auch noch viel näher als die meisten anderen Menschen. Wesen und Erscheinung sind bei ihnen noch weniger getrennt als später ... oder als bei Jungen... Und das Mädchen ... als Wesen ... als Ideal ... das trägt das alles wie zutiefst leuchtend in sich... Es ist sozusagen die Essenz der Sehnsucht... Der heilige gute Wille selbst – aber in einem Mädchen... Unvorstellbar... Wie eine Sonne...“

„Ich verstehe...“, erwiderte sein Freund langsam. „Aber ... die wirklichen Mädchen sind davon doch fast genauso weit weg wie die Jungen... Siehst du denn ... siehst du denn bei diesen realen Mädchen irgendwo diese ... ja, es ist doch eigentlich Hingabe an das Gute...?“

„Ich kann dazu nichts sagen, Detlef... Ich weiß es nicht... Und doch bin ich tief davon überzeugt, dass Mädchen in ihrem Inneren selbstloser sind als Jungen. Dass das bei ihnen fast immer gar nicht weit weg sind – egal, wie sie zunächst erscheinen sollten. Mädchen sind einfach hingabefähiger... Selbst wenn es zunächst wie verschüttet erscheint.“

„Bei dir gerät man wirklich ins Zweifeln... Ob vielleicht ein wahrer Kern daran ist...“

„Diese Gestalt des Mädchens ist für mich so erschütternd deutlich! Es ist für mich eine so tiefe Wahrheit ... dieses Wesen... Selbst wenn kein Mädchen mehr etwas davon offenbaren würde, so wäre es noch immer das Wesen ... und das männliche Wesen spürt das... Die Seele des Mannes weiß doch um dieses Geheimnis... Um das Geheimnis der weiblichen Hingabe. Aber in tiefster Hinsicht ist es eben Hingabe an das Gute, eine bedingungslose Liebe zum Guten... Im männlichen Wesen ist sie anders gestaltet und meist auch tiefer verborgen, ja sogar verschüttet. Im Mädchen leuchtet sie ohne jedes Hindernis hervor – genau wie die Augen eines Mädchens ... die auch immer viel reiner sein können als die eines Jungen. Denn das Mädchen muss sich niemals beweisen... Es muss keinen Stolz bewahren, keine Kraft zeigen, es muss gar nichts. Deswegen diese absolute Reinheit... Diese tiefste Unschuld...“

„Das sind natürlich auch Dinge der Sozialisation... Wie sind die Rollen von ,weiblich’ und ,männlich’.“

„Ja, das ist dann die äußere Wirklichkeit. Aber auch das ist ja kein Zufall... Es entspricht diesem Wesen eben.“

„Soziologen würden dieses Wesen ganz leugnen und sagen, es ist schlicht Ergebnis dieser Sozialisationsprozesse.“

„Die Sozialisationsprozesse korrespondieren ja selbst wieder mit evolutionsbiologischen Anlagen – dass der Mann seine Kraft beweisen muss und so weiter, während die Frau sich als gute Mutter erweisen muss, also Hingabe braucht. Aber das alles meine ich überhaupt nicht. Die Sphäre des Wesens geht darüber ganz hinaus. Evolution und Sozialisation entsprechen dem nur ... aber das Wesen ist das Ursprünglichste und Eigentlichste von allem.“

„Jetzt würden die Feministinnen wieder sagen, du willst die Frauen auf die Hingabe und Unschuld festnageln.“

„Festnageln tun die Feministinnen die Frauen auf eine Verweigerung dessen. Es ist wirklich eine Art Kreuzigung... Die Feministinnen kreuzigen die Unschuld... Es ist der Karfreitag des weiblichen Wesens... Und ich traue mich das selbst gar nicht mehr zu sagen. Aber dass es die Kreuzigung des Mädchens ist ... das spüre ich...“

„Aber die Mädchen von heute wollen nichts lieber als ihre Unschuld aufgeben ... im seelischen Sinne, meine ich.“

„Das mag sein. Aber erstens sind auch die selbstbewusstesten Mädchen noch immer irgendwo unschuldig, spürt man noch immer stark, dass es Mädchen sind ... und zweitens gibt es ja außerdem diese stillen Mädchen, von denen ich immer wieder spreche – und in ihnen lebt noch eine wirkliche Unschuld, eine erschütternde Unschuld, etwas, was einen zutiefst berühren kann und muss, wenn man dafür noch eine Empfindung hat... Es gibt die Unschuld noch, Detlef. Es gibt sie noch ganz stark. Sehnsucht nach dem Guten... Und du musst doch auch sehen, dass, wenn man das einfach wegwirft, schon unbewusst, dass das wie eine Kreuzigung ist... Die Kreuzigung der Unschuld... Die Kreuzigung des Mädchenwesens...“

„Aber willst du die Mädchen denn auf die Unschuld festschreiben? Sollen sie doch wieder diese Rolle übernehmen?“

„Es geht um viel größere Dimensionen. Niemand kann heute mehr irgendetwas festschreiben. Und darum geht es auch niemals. Wie können heute nur noch um eines kämpfen – jeder Einzelne: Dass die Sehnsucht der Seele nicht ganz verlorengeht. Dass wir Reste von dem behalten werden, was uns einzig und allein in die Zukunft tragen wird. Und die Unschuld ist ein essenzielles Element. Es ist das eigentliche Element der Sehnsucht. Wenn wir die Unschuld verlieren, kann uns nur eines retten – dass wir zumindest wieder eine Sehnsucht nach der verloren gegangenen Unschuld haben werden können... Denn nur so werden wir sie eines Tages wiederfinden können. Und dann wird die Zeit der Brüderlichkeit anbrechen. Dann werden wir unsere innere Heimat wiederfinden ... unser wahres Wesen ... so lange verloren, so lange verschüttet, so lange von uns getrennt... Und nur noch vom Wesen des Mädchens gehütet ... und immer wieder so berührend sichtbar gemacht... Von stillen Mädchen ... die unsichtbar immer wieder neu die Frage stellen: Und du...?“

„Lass uns heute hier mal aufhören, Kilian... Ich will das auch nicht wieder zerreden... Ich finde es einen schönen Gedanken. Auch wenn ich ihn vielleicht wieder nicht teilen kann. Aber er ist schön... Deswegen ... lass uns hier aufhören...“

...

Leseprobe 2


„Also man kann dieses ,innere Leben’ lernen, indem man deine Bücher liest?“

„Ja, unbedingt. Das ist ihre Haupt-Tatsache. Das innere Leben der Seele.“

„Und warum?“

„Weil der Prozess und das Mysterium der Begegnung so fein, so zart, so vorsichtig und so tiefgehend ist. Gerade, weil sich ein Mann und ein Mädchen begegnen. Gerade weil diese Begegnung so unendlich das Gegenteil von ,Missbrauch’ ist, ist sie so vorsichtig, so behutsam, so zärtlich, möchte man sagen, von Anfang an. Das hat so viele zarte Aspekte, dass man das gar nicht beschreiben kann, es gibt dafür gar keine Worte – außer die, die dann eben diesen ganzen Roman ergeben. Die Begegnung ist jeweils so zart, wie eine Begegnung zwischen Erwachsenen gar nicht sein könnte. Es würde einem absolut übertrieben vorkommen. Überzogen. Und die Tatsache ist: Was zwischen Erwachsenen überzogen vorkäme, ist zwischen einem Mann und einem Mädchen gerade notwendig – eben weil das Mädchen viel verletzlicher ist, und weil das, was in meinen Romanen geschieht, in der Regel nie geschieht – und schon ist der Missbrauch da. Das Wesen des Mädchens wird eben überhaupt nicht begriffen – sondern nur ausgenutzt. In meinen Romanen geschieht das Gegenteil.“

„Kannst du das erläutern? Wie sieht das Gegenteil denn aus?“

„Der Mann weiß eben von Anfang an, dass er gar kein Recht hat, dem Mädchen zu begegnen – keinerlei ,verbrieftes Recht’, und dass er auch seine Macht als Erwachsener nicht ausspielen darf, wenn er nicht alles in seiner eigenen Seele verraten wollte, was er dort empfindet, nämlich tiefste Achtung und Liebe in Bezug auf das Mädchen. Und das heißt, er ist eigentlich völlig machtlos, im buchstäblichsten Sinne – er kann das Mädchen eigentlich nur bitten, sie kennenlernen zu dürfen. Und damit beginnt dieser zarte Prozess... Die Frage ist, lässt das Mädchen das überhaupt zu oder nicht? Aber die Macht liegt von Anfang an bei dem Mädchen. Und deswegen ist dieser Prozess so zart ... denn das Wesen des Mädchens ist so zart...“

„Und weil dieser Prozess so ... zart ist, geht es um das innere Leben?“

„Ganz genau! Der Leser, wenn er sich auf die Handlung einlässt, erlebt alles auf eine so feine und intensive, ich möchte fast sagen innige Weise mit, dass er mit seiner eigenen Seele miterlebend fortwährend intensivst tätig ist. Er wird staunen, wie fein und vielschichtig, wie komplex und zart diese Prozesse sind... Das ist wirklich etwas, was sonst nie erlebt wird. Etwas, was wir als Prozess – also die allermeisten Menschen meine ich – gar nicht kennen. Aber es wäre so unendlich wesentlich für das Mysterium der Begegnung überhaupt. Für dessen Verständnis. Und damit für jede Menschenbegegnung. Es lebt darin etwas Heiliges, was man kennenlernen muss – auch da ist man sonst noch nicht wirklich Mensch. Ich meine: Die heiligsten Dinge müssen doch vertieft werden, Detlef! Wir wissen noch gar nicht, was Begegnung ist. Wollen wir an diesem Punkt ewig stehenbleiben? Wollen wir nie in die Mysterien vordringen? Spüren, was das heilige Wesen des Menschen wirklich ausmacht?“

„Du stellst es ja geradezu so dar, als wäre die Begegnung zwischen einem Mann und einem Mädchen die Quintessenz von Begegnung überhaupt...“

„Ja, das tue ich! Und zwar genau aus den eben genannten Gründen: Wenn diese Begegnung eben gerade kein Missbrauch sein soll, weil der Mann eben nur junge Haut kennenlernen und sich vertraut machen und dann ausnutzen will, muss sie in einer Tiefe und Zartheit geschehen, die dem Mädchen zutiefst gerecht wird – und die das Mädchen in den Mittelpunkt stellt, nicht die Bedürfnisse des Mannes, die erst einmal überhaupt keine Rolle spielen, weil er das Mädchen ja liebt und nicht ausnutzen will. Das Bedürfnis des Mannes ist, weil es Liebe ist, zunächst nur die Nähe des Mädchens – wie bei jeder Liebe zwischen zwei Menschen. Die Nähe des geliebten Menschen ist das Glück des Liebenden.
Aber weil man ein Mädchen nicht einfach so kennenlernen kann wie einen erwachsenen Menschen, ist schon dieser Prozess des Kennenlernens unendlich viel zarter – denn wie gesagt, der Mann muss schon um diese Möglichkeit eigentlich bitten. Er hat überhaupt keine Chance ... nur das Mädchen kann ihm eine Chance geben. Und das ist schon dieses erste Mysterium. Wird es das überhaupt tun? Ich weiß nicht – kann man sich vorstellen, dass das eine unendlich zarte Annäherung sein muss?“

„Ja, schon – nur kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, was das Mädchen für ein Interesse haben sollte, diese Annäherung überhaupt zuzulassen. Sie muss doch wissen, was dahintersteckt. Und selbst wenn du sagst, der Mann liebt sie, kann sie das doch eigentlich gar nicht wollen.“

„Das ist eben schon wieder das Vorurteil. Generell gesprochen, hast du Recht. Aber es geht um das einzelne Mädchen. Und du vergisst, dass ich von den ,stillen’ Mädchen schreibe. Diese stillen Mädchen haben erstens ein unendlich tiefes eigenes inneres Leben – und damit viel mehr Empathie und Verständnisfähigkeit für einen anderen Menschen als alle ihre Altersgenossinnen. Und zweitens kennen sie – worüber wir ja auch schon gesprochen haben – auch inneres Leid, innere Einsamkeit und haben eben auch eine stille Sehnsucht nach jemandem, der sie verstehen kann...“

„Ich verstehe. Da finden sich also zwei, die beide von anderen nicht verstanden werden – und sich nun endlich gegenseitig verstehen können...“

„Ich höre da schon wieder die ganz leise, subtile Abwertung des Vorurteils heraus...“

„Ich verstehe es ja irgendwo, Kilian. Aber ich verstehe dennoch nicht ... nicht wirklich, meine ich ... wie ein erwachsener Mann bei einem Mädchen Zuflucht suchen kann, weil ihn kein anderer versteht. Und ich glaube auch nicht, dass ein Mädchen, ein halbes Kind noch, wie gesagt, dem Mann wirklich auf Dauer Befriedigung schenken kann, in seinem Verständnisbedürfnis. Sie und den Erwachsenen können doch keinesfalls dieselben Fragen bewegen! Oder geht es nur um die Tatsache: ,Ich will die Welt retten, du auch, wie schön; wir verstehen uns endlich...’? Das kann es doch nicht sein!
Und letztlich glaube ich auch nicht, dass das Mädchen wirklich mit dem Mann glücklich sein kann – ich meine, da kommt ein wildfremder Mann, und der will plötzlich was von dem Mädchen! Wie soll das denn auf Dauer gut gehen, Kilian? Merken die beiden nicht schnell, dass sie sich getäuscht haben? Ich meine, beide...?“

„Ja, das ist nun jetzt das geballte Vorurteil, nicht wahr? Oder auch: der zunächst einmal gesunde, lebensweise Menschenverstand, der schon viele derartige Erfahrungen gemacht hat oder davon gehört hat und so weiter. Ich weiß.
Und du weißt aber auch: Ich schildere in meinen Romanen Ideale. Es sind durchaus Begegnungen mit verschiedensten Schwierigkeiten, sie sind keineswegs ideal-einfach und ideal-problemlos. Allein schon die Umwelt macht ja Probleme. Es geht nicht wie auf der Schnellstraße Richtung Idylle – so ein Ideal meine ich nicht! Aber was ich meine, ist, es sind Mysterien des Ideals der Begegnung. Meine Romane sind Mysterienschilderungen. Ich übertreibe jetzt ein wenig, sprachlich, aber es ist auch die Wirklichkeit. Ich schildere etwas, was man nicht einfach damit aushebeln kann, dass man auf die schnödere Wirklichkeit verweist. Auch in dieser ,äußeren Wirklichkeit’ gibt es mit absoluter Sicherheit Beispiele von Begegnungen, die meinen Romanen ganz und gar Recht geben.
Das heißt also: Nein, Detlef – der Mann und das Mädchen müssen keineswegs merken, dass sie sich getäuscht haben, weil es auch so sein kann, dass sie sich nicht getäuscht haben. Dass sie einander wirklich glücklich machen – dauerhaft. Das gerade ist der Punkt, den das Vorurteil partout nicht verstehen kann – dass Mann und Mädchen miteinander glücklich sein können! Aber das können sie.“

...