24.10.2011

Zeit der Entscheidung

Die Krise und das menschliche Denken - eine kleine Geschichte über die Entstehung zweier Bücher. 


Was kann man tun, wenn man über die politische Situation gerade angesichts der „Finanzkrise“ nur noch verzweifeln möchte? Wenn man die ganzen Hintergründe aufdecken, ja überhaupt erst verständlich machen will? Und dann Auswege!?

Man schreibt ein Buch.

Als es 2008 um die Milliardensummen ging, mit denen „die Banken“ gerettet werden sollten, waren die Ausmaße dieser „Bankenrettungsschirme“ bereits unvorstellbar. Und man fragte sich: Warum werden nun die gerettet, die bedenkenlos nach Profit gestrebt und mit dem Feuer gespielt, ja noch Öl ins Feuer gegossen haben?

Zwei Jahre später ging es bereits um ein noch viel größeres Problem: Angeblich war und ist eine ganze Währung, ein ganzer Kontinent bedroht: der Euro, die Europäische Gemeinschaft!

Aber um welche „Gemeinschaft“ geht es – die ihre Mitglieder ins Elend stürzt? Die Hintergründe im Zusammenhang mit der „griechischen Tragödie“ sind geradezu unglaublich. Man verlangt von einem ganzen Land Sparprogramme, die in Not und Elend stürzen müssen. Man nimmt nicht zur Kenntnis, dass das Land gerade dadurch bereits jetzt vor der Katastrophe steht. Geschlossene Geschäfte, Neonazis auf den Straßen, die Selbstmordraten steigen rasant um 40% allein innerhalb des letzten Jahres! Das ist Griechenland heute – die einstige Wiege der europäischen Kultur!

Wo findet man diese Tatsachen in den großen Medien? Und wo findet man die Zusammenhänge?

Konfrontiert mit all diesen erschütternden Realitäten recherchierte ich mehrere Monate – und je mehr man sich in die Tatsachen vertieft, desto unglaublicher werden sie. Und dann begann ich, zu schreiben...

Es wurden schließlich zwei Bücher – zwei Bände. Ein ganzer Band entstand, um den Ursprung der sogenannten „Bankenkrise“ und die kaum zu fassenden Hintergründe an Gier, Betrug sowie an Sorglosigkeit und politischem Versagen offenzulegen und für jeden Menschen bis ins Einzelne verständlich zu machen.

Das ist ja das Grundproblem: Das Verständnis bis ins Einzelne. Die Zeitungen berichten (mittlerweile!) doch einiges, aber wie oft muss man im Mitdenken bereits nach einigen Sätzen oder Absätzen „aussteigen“, weil man ganz bestimmte Voraussetzungen nicht hat, auf denen das Übrige dann aufbaut?

Doch erst durch das volle Verständnis kann man an den Geschehnissen wirklich teilnehmen – erst dadurch wird man wirklich Zeitgenosse, zunächst in Bezug auf das Verständnis. Und Rudolf Steiner hat immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig dies ist! Gerade der junge Mensch will doch ganz stark, voll und ganz, in diese Welt hineinwachsen – und bei allen anderen Menschen, die ihre Hoffnung nicht aufgegeben haben, ist es genauso. Wir müssen also verstehen, und zwar durch und durch. Und dies betrifft ganz besonders auch den Finanzsektor, der heute – durch die entsprechende Ideologie, die entsprechende Färbung des Denkens und die dadurch bedingten Strukturen – alle anderen Lebensbereiche dominiert, prägt und beeinflusst.

Und dann entstand der zweite Band, den ich im Untertitel nannte: Menschliches Denken. Wir alle sehnen uns nach einer menschlichen Welt, einer menschlichen Gestaltung unserer Verhältnisse. Und zugleich wissen wir alle, wie eine solche Welt aussehen müsste. Wir wissen es vielleicht nicht im Einzelnen, aber im Prinzip.

Und auch hier geht es doch darum, dieses innere Wissen – das wir ja haben, weil wir eben alle Menschen sind – zu stärken, zu kräftigen, lebendiger und sehender zu machen.

Wiederum war es Rudolf Steiner, der hier mit unglaublichem Enthusiasmus und unglaublicher Kraft voranging. Er hat die Wege gewiesen, wie der Mensch seine Verhältnisse so gestalten kann, dass sie eben ... menschlich werden. Überhaupt menschlich werden können!

Alle diese Wege beginnen im Denken. Und nirgendwo ging es Steiner um Programmhaftes, um Patentrezepte, um fertige Konzepte. Aber dennoch – oder gerade darum – kann es auch sehr konkret werden, aber immer an das Leben angepasst, immer zu Wandlungen fähig. Im Grundsätzlichen müssen die Dinge zunächst richtig-gedacht werden. Es ging und geht um ein radikales (d.h. an die Wurzeln gehendes) Richtig-Denken dessen, was bisher falsch, unsachgemäß, inkonsequent und nicht der Wirklichkeit und dem Menschen (!) entsprechend gedacht wurde.

Welch ungeheure Kluft besteht zwischen den heutigen Realitäten und dem Wesen des Menschen! Diese Kluft muss immer tiefer erlebt werden. Und dann erlebt man schließlich die Kluft zwischen den zugrundeliegenden Gedanken und dem Wesen des Menschen. Die erste Frage ist also: Wie kann das Denken zum ersten Mal menschlich werden?

Weil nun am Ende zwei Bände von ungefähr je 400 Seiten vorlagen, lehnte ein Verlag nach dem anderen das Manuskript ab. Die einen verwiesen auf ihre bis 2012 vorgeplanten Programme, die anderen ausdrücklich auf den Umfang (als ob ein Band von Harry Potter nicht noch umfangreicher wäre, und als ob all die Realitäten um die „Finanzkrise“, das Wesen des Menschen und die erwähnte Kluft nicht wesentlicher und auch spannender als jeder Krimi wären!). Wieder andere verwiesen darauf, dass „Rudolf Steiner“ auch nur in vorsichtiger Erwähnung bereits ein Verkaufshindernis wäre. Und selbst der Verlag Freies Geistesleben lehnte ab, weil das Thema zu aktuell sei.

Welch eine Tragik für ein aktuelles Buch! Nun, betriebswirtschaftlich ist es verständlich, dass ein Buch nicht veröffentlicht werden soll, weil es vielleicht in wenigen Wochen schon nicht mehr aktuell bzw. in den Einzelheiten überholt und veraltet ist. Tatsache ist aber, dass neunzig Prozent des Buches aktuell bleiben und immer aktueller werden!

So blieb also nichts anderes übrig, als einen eigenen Verlag zu gründen und das Buch selbst herauszugeben – ohne alle Mittel, die der große Buchhandel hat, die die großen Verlage haben.

Es geht nicht darum, dass dieses Buch Gewinne bringen kann. Das kann es schon deshalb nicht, weil ich es nun zu einem ungeheuerlich günstigen Preis anbiete. Es geht nur darum, dass möglichst viele Menschen die Möglichkeit bekommen, tiefer in die Wirklichkeit vorzudringen als vorher. Es geht darum, dass wir uns Gedanken machen – tiefere, lebendigere, menschlichere Gedanken. Realere Gedanken – von der Welt, in der wir leben, und von jener Welt, in der wir leben könnten und leben wollen.

Das Denken menschlich machen – damit die Welt menschlich werden kann.

Und so entstand schließlich noch ein drittes Buch. Dieses dritte Buch griff das Thema der ersten beiden in verwandelter, in künstlerischer Form auf – und es entstand ein Roman. Ein kleiner Eindruck entsteht, wenn ich die Worte zitieren darf, die ich schließlich für den Buchrücken schrieb:

Ist die Schwelle des Todes überwindbar? Können Einzelne die ganze Finanzwelt herausfordern und die Welt ändern?
Als der 17-jährige Georg dem wunderbaren Mädchen Lily begegnet, steht er vor den zwei größten Herausforderungen seines Lebens und macht die erschütternde Erfahrung, dass beide Fragen eng miteinander verbunden sind...
Ein tief berührender Roman über die Macht der Liebe und einer spirituellen Weltanschauung vor dem Hintergrund der schweren Gesellschaftskrise der Gegenwart.


Dieses Buch ist nicht nur, wie man meinen könnte, ein (wirklich berührender) Jugendroman, sondern es ist ein Roman der Menschlichkeit – ein Buch für alle Menschen mit tiefen Idealen, wie ich in der Widmung schreibe.

Nietzsche schrieb einst ein Buch über „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“. Hier nun könnte man sprechen von einer Geburt dreier Bücher aus der Tragödie des Geistes. Dieser Tragödie können wir nur begegnen, wenn wir wahrhaft Zeitgenossen werden und beginnen, das Denken menschlich zu machen, immer stärker...