Ausführliche Zeittafel zu Michael

Die folgenden Daten wurden auf der Grundlage verschiedenster Quellen zusammengestellt (siehe Literatur). Ungefähre Jahresangaben kursiv.


3. Jahrtausend vor Christus

2750 In Sumer lebt Gilgamesch als ältester Sonnenheld der Geschichte.

2. Jahrtausend vor Christus

1750 Babylon erreicht unter Hammurabi eine erste Vormachtstellung (und unter der chaldäischen Dynastie ab 7.Jh. den zweiten Höhepunkt seiner Macht). Marduk ist die Hauptgottheit von Babylon (90 km südlich von Bagdad). Das Schöpfungsmythos enuma elisch schildert seine Geburt durch Ea (sumer. Enki); seinen Kampf gegen Tiamat (Urmutter und Chaosdrache), aus deren Hälften er Welt und Himmel formt; die Bildung des Menschen aus Lehm und dem Blut eines Verräters.

1250 Perseus, Orpheus, Theseus, Herakles.

1. Jahrtausend vor Christus

750 Wiedergeburt des lyrischen Gesang und der orphischen Mysterien. Uddalaka (Chandogya-Upanischade) der erste bekannte Philosoph der Geschichte.

747 Die Babylonier stellen ihren Kalender vom Stier auf den Widder um, 72j. Zeitalter von Shamash-Michael.

600-246 war eine 354-jährige Michaelzeit mit einem Höhepunkt des Geisteslebens: Propheten, Griechen, Buddha (6.Jh.), Konfuzius (551-479), Laotse (4.Jh.).

586 Beginn der babylonischen Gefangenschaft unter Nebukadnezar II. (bis 537, als der Perserkönig Kyros II. die Rückkehr erlaubte). Der Prophet Daniel soll unter ihm Minister gewesen sein. Die Forschung datiert das Buch Daniel allerdings größtenteils in die Zeit der Makkabäer (ab 165).

458 Orestie von Aeschylos. Geburtszeit von Vaterrecht und Gedankenklarheit.

399 Sokrates (geb. 469) stirbt am Schierlingsbecher. Seine wichtigsten Schüler sind Platon und Euklid.

347 Platon (geb. 428) stirbt.

356 Brand des Tempels von Ephesus.

336 Alexander der Große wird König von Makedonien (und Schüler von Aristoteles, 384-322) und erobert in wenigen Jahren ein Weltreich. 333 besiegt er den persischen Großkönig Darius III., 332-331 erobert er Ägypten, danach Babylon, Medien, Skythien, Herat und Samarkand. Dann stirbt er 323 an einer Fieberkrankheit.

3.Jh. Kanonisierung der Septuaginta (AT). Dan 12,1 nennt Michael den „großen (Engel-)Fürsten (archon), der die Söhne deines Volkes beschützt“ und „mit dem Fürsten Persiens“ kämpft.

200 Antiochus d.Gr. (223-187) siedelt rund 2000 Juden nach Phrygien um, die dort antike Heilkulte vorfinden und in ihre Michael-Vorstellung integriert haben dürften.

100 (170-0) Urtext des Henochbuch (Autor evtl. Essener): Michael soll die Engel vernichten, die sich mit den Menschen verbanden; Gabriel soll die Riesen bekämpfen, Raphael den Asael fesseln. Uriel ist über Engelheer und Tartarus gesetzt, Michael wacht über Israel. Die Engel werden in „Feuerströmen“ gerichtet, die aber laut Michael zugleich leiblich heilen.

1.Jh. (2.Jh.v. – 1.Jh.n.) Kriegsrolle von Qumran: Gott schickt gegen den Fürsten des Frevels (Belial) einen herrlichen Engel, dessen Wirken zugleich Michaels Herrschaft erhöht.

 

1. Jahrhundert nach Christus

    0 (1.Jh.v. – 1.Jh.n.) Vita Adae et Evae und Apokalypse des Moses, beide auf einem nicht erhaltenen „Adambuch“ beruhend: Michael berührt die an den Wehen leidende Eva. Als Adam krank wird, verweigert Michael („über den menschlichen Leib gesetzt“) Seth das Lebensöl und bringt Adam ins Paradies (Seelenführer).

    0 Strabon (ca. 63v.-20n.) berichtet, daß man die Begründung des Orakelheiligtums in der Höhle auf dem Mt. Gargano dem griechischen Seher Kalchas aus der Zeit des trojanischen Krieges zuschrieb.

    9 Der Cherusker Arminius siegt über drei Legionen des Varus am Teutoburger Wald. Ursprung der Siegfried-Sage?

  55 In Kolossae (ca. 170 km östlich von Ephesus) entsteht eine christliche Gemeinde. Fünf Kilometer vor der Stadt entstand das Michaelheiligtum von Chonae (heute Honas, Türkei). Philippus und Johannes sollen in Hierapolis (heute Pamukkale bei Denizili) den Schlangenkult vertrieben haben und in Chairetopa Wundertaten des Engelfürsten Michael prophezeit haben. Darauf sprudelte ein Heilquell aus der Erde.

  80? Chonae: Viele Jahre später, als sich die Kunde der Heilquelle verbreitet hatte, wird ein stummes Mädchen aus Laodicea geheilt.

  80 Offenbarung des Johannes. Michael „und seine Engel“ kämpfen gegen den Drachen.

1.Jh. Slawischer Henoch: „Archistratege“ (wohl spätere Einfügung) Michael als Mittler zu Gott.

100 Judasbrief: Im Streit um Moses Leiche wagte Michael nicht, den Teufel zu lästern.

2. Jahrhundert

140 Hirte des Hermas: Michael hat die Herrschaft über das Gottesvolk der Christen.

2.Jh. Baruch-Apokalypse: Michael empfängt die guten Taten und gibt den Menschen himmlisches Öl wieder (erster Ansatz zum Seelenwäger), wohl spätere christliche Überarbeitung, da Origenes noch „sieben Himmel“ erwähnte.

2.Jh. Testament Abrahams, judenchristliche Apokryphe aus Ägypten (hier kannte man als Seelenwäger den Gott Anubis!): Michael gibt Abraham über das bevorstehende Gericht Auskunft und ist Fürbitter beim Seelenwäger Dokiel. Die Vorstellung des Seelenwägers kam also wohl von Ägypten ins Abendland.

170? Chonae: Neunzig Jahre nach der Heilung des Mädchens kommt der 10-jährige Archippos aus Hierapolis und wird 60 Jahre lang Hüter des Heiligtums.

170 Hippolytus sieht in Dan 10,20 („Kampf“ um die babyl. Gefangenschaft) Michael eher als Anwalt – die späteren Interpreten folgen ihm (nur Chrysostomos sieht um 400 eher einen Kampf).

190 Laut Athonagoras ist für jeden Teil der Welt ein Engel bestimmt, der für dessen Wohlergehen zu sorgen habe.

3. Jahrhundert

200 (2./3.Jh.) Offenbarung des Paulus: „Michael und das ganze Heer der Engel“.

200 Irenäus (Bischof von Lyon, † um 202) und Tertullianus aus Karthago (ca. 150-225) nennen die Engelverehrung in einem Atemzug mit Götzendienst und Zauberei.

210? Chonae: Der Archistratege Michael errettet Archippos, als die Heiden zur Zerstörung des Heiligtums zwei Flüsse umleiten. Die Erinnerung an dieses Ereignis wurde am 6. September gefeiert.

250 Origenes aus Alexandrien (ca. 185-253), der bedeutendste christliche Gelehrte des Altertums, deutet Jos 5,14 (ho archistrategos tes dynameos Kyriou offenbart sich dem Führer Josua vor der irdischen Schlacht um Jericho) auf Michael, später auch auf Christus. Er nennt Gabriel, Michael und die anderen Engel und Erzengel nächst dem eingeborenen Sohn Gottes Diener.

250 Mani (216-275/6) begründet den Manichäismus. In einem Mythos bekämpft der „Licht-Adam“ ein fürchterliches Tier (Ursprung evtl. der Marduk-Tiamat-Mythos).

260 Die Alemannen überrennen den römischen Limes und nehmen das ursprünglich von Kelten besiedelte Gebiet Württembergs und der Schweiz ein.

275 Legende: Der hl. Mamas (Vieh-Patron) lebte nach Errettung aus den Martern unter Aurelian bei Caesarea. Wilde Schafe gaben ihm Milch, er verteilte Käse unter die Armen. Der Teufel ließ 72 Krankheiten in die Gebirgsquellen schütten, die Herden wurden krank. Michael erschien, ließ ihn aus drei Quellen Wasser schöpfen und in einem Gebet die Schutzheiligen der Herden anrufen. Daraus entwickelte sich ein kompliziertes Offizium.

3.Jh. Nikodemusevangelium, Ende Descensus Christi ad inferos fast wie die Vita Adae, offenbar übernommen. Neu nur Michael eindeutig der Engel des Herrn. – Christus übergibt ihm die Auferstandenen vor dem Paradies.

4. Jahrhundert

4.Jh. Bartholomäus-Evangelium (Ägypten): Satanael berichtet, zuerst sei er erschaffen worden, dann Michael, der Anführer der Oberen Heerscharen.

4.Jh. (3.-5.Jh.) Die „Griechischen Zauberpapyri rufen Michael und viele andere Mächte für Traumorakel, Herbei­füh­rungszauber etc. an (Element antik-heidnischer Kulte), tlw. auch mit kämpferischer Bitte, einmal als Archistratege.

4.Jh. Engel-Darstellungen mit Flügeln (Tertullian nennt schon um 200 alle Geister wie beflügelt, daher allgegenwärtig), dazu oft Nimbus und Botenstab als Zeichen des göttlichen Lichts und Auftrags.

4.Jh. In Ägypten will Patriarch Alexander das Monument eines heidnischen Gottes zerstören lassen, das Volk stimmt nur unter der Bedingung zu, daß Michael dort der neue Schutzpatron werde.

303 Bei den Christenverfolgungen unter Diokletian wird auch der hl. Georg, ein Offizier aus Kappadozien, gemartert. An seinem Grab in Diospolis (ehem. Lydda, heute Lod bei Tel Aviv) entsteht das Zentrum der orientalischen Georgsverehrung. Bald wird er der Kriegsheilige der byzantinischen Kirche.

306-337 Kaiser Konstantin – unter ihm sollen die ersten Michaelkirchen (darunter das Michaelion) in Konstantinopel entstanden sein. Nach Malalas (6.Jh.) fand er das Sosthenion, einen Tempel, den die Argonatuen erbaut haben sollen, zusammen mit einem Standbild, das Konstantin als Engel erkannte. Im Schlaf erfuhr er, daß es Michael war. – Er soll 313 nach dem Sieg an der Milvischen Brücke im Zeichen des Kreuzes eine Michaelkirche in Byzanz errichtet haben. Ihr Weihetag, der 8. Juli, ist für die orthodoxen Christen bis heute der Tag Michaels.

308 Diokletian läßt im Militärstützpunkt Carnuntum (Südost-Österreich) ein Mithras-Heiligtum bauen.

310 Köln: Laut einem Chronisten des 17.Jh. soll ein Michaelaltar an der Stelle eines Marstempels gestanden haben.

325 Westgoten und andere Germanenstämme durchbrechen den Limes an der unteren Donau.

360 Konzil von Laodicea (20km von Chonae) verbietet Anrufung und gottesdienstähnliche Feiern für die Engel.

361 Der arianische Bischof Georg von Alexandria wird von Heiden ermordet. – Die apokryphe Georg-Legende?

Die apokryphe Legende: G. bekennt sich am Hofe eines (persischen) Kaisers und Weltherrschers Dadian (Dacian, „der alte Drache“, mit 70 Unterkönigen) als Christ, wird mehrmals getötet und durch Michael wieder auferweckt, stürzt den obersten Gott Apollo und bekehrt durch seine Wunder u.a. die Kaiserin Alexandra, bis er nach 7j. Marter stirbt (es gibt griech., lat., syr., kopt., arab. Fassungen). Apollon erzählt, er habe sich aus Stolz geweigert, Gottes Schöpfung zu loben, worauf Michael/Gott ihn aus dem Himmel gestürzt habe (Off 9,11 der Engel des Abgrundes, hebr. Abbadon, griech. Apollyon). Bezüge zur manichäischen Cyriacus-Julitta-Legende, mit der sie oft zusammen überliefert und im Pseudo-Gelasianischen Dekret (wohl nach Justinians Tod 565) verworfen wurde. Entstehung in Ägypten, evtl. koptisch. Die koptische Kirche baut auf den Monophysiten auf, die im 7. Jh. als Nachfolger der Manichäer bekämpft wurden. Im 20.Jh. fand man koptische Mani-Texte. Älteste muhamm. Tradition identifiziert Georg mit Chider-Elias, der vom Antichrist zerstückelt wird und wieder lebt. – Georg als „irdischer Bruder“ Michaels, sowohl makrokosmisch, als auch innermenschlich verstanden.

4./5. Jh. Ursprung der Chonae-Legende (älteste schriftliche Fassung 6.Jh., aber wohl älter, die erste Legende soll Patriarch Sisinnios, gest. 427, verfaßt haben), möglicherweise eine Reaktion auf das Konzil Laodicea; sie vermeidet das Wort „Engel“ und spricht vom Archistrategen (s.o.). Verbindung von Kampf gegen Krankheit, den Teufel und die von ihm angestifteten Heiden.

375 Hunnen unterwerfen die Ostgoten.

381 Konzil von Konstantinopel.

382 Theodosius überläßt den Goten neue Siedlungsgebiete. West- und Ostgoten lernen durch Bischof Wulfila das arianische Christentum kennen, durch Berührung mit Konstantinopel wohl auch die Gestalt Michaels.

390 Ambrosius (340-397) soll nach der Legenda aurea die Georgslegende gekannt haben.

395 Die Westgoten unter Alarich verlassen Mösien und durchziehen plündernd den Balkan und Griechenland.

393 Erscheinungsdatum Michaels auf dem Mt. Gargano nach der Legenda aurea.

5. Jahrhundert

4.-6.Jh. Koptische Legenden zeigen Michael als Arzt, u.a. als Blindenheiler, teilweise in seiner Kirche oder einem durch sein Bild geweihten Raum, jeweils nachts (Tempelschlaf!). In der Bekehrung der Stadt Athen erscheint er Donatios im Traum als „Archistratege Michael“ und weist ihn an Paulus; der weiht ihn zum Bischof, dann baut D. eine Michaelkirche, in der sich Heilwunder ereignen; einer Sophia erscheint Michael als Geburtshelfer. Im neunten Wunder des hl. Georg schickt Diocletian einen Feldherrn nach Syrien, der bei der Zerstörung eines Georgklosters von Lepra befallen wird; Als D. selbst mit einer Armee losziehen will, stürzen Michael und Georg ihn und seinen Thron um; Michael verkündet den Wechsel zu Konstantin, der vom Senat auf den Thron gehoben wird.

5.Jh. Älteste griechische Georgslegende.

400 Johannes Chrysostomos (ca. 345-407), Patriarch von Konstantinopel, sagt, daß während der Eucharistie die Engel um den Priester stehen, hat dies jedoch nur aus zweiter Hand gehört. Er wendet sich gegen falschen Engelskult, jedoch habe jeder Gläubige einen Engel. In bezug auf das Michaelion verteidigt er den „heidnischen“ Tempelschlaf.

409 Eine Grabinschrift in Alexandrien bittet Gott, daß die Verstorbene „gewürdigt werde, aufgenommen zu werden durch Deinen heiligen, zum Lichte führenden Erzengel Michael in den Schoß der heiligen Väter...“

410 Polychronios von Apamea deutet Dan 8,10 (ein Horn wächst bis zum Archistrategen empor) auf Michael.

410 Plünderung Roms durch die Westgoten. Alarich stirbt am Jahresende, die an Versorgung leidenden Westgoten weichen nach Südfrankreich aus.

413 Die Burgunder erhalten Ansiedlungsvertrag um Worms, um die Rheingrenze gegen die Alamannen zu schützen.

432/440 Michael als Bote Gottes auf einem Mosaik in der Kirche S. Maria Maggiore in Rom.

434 Der hl. Patrick (ca. 385-468) wird von Sixtus III. nach Irland entsandt und gilt als großer Verehrer Michaels.

450 Theodoret (um 393-466, Bischof von Kyros in Syrien) besucht die Michaelstätten in Chonae und Umgebung und berichtet von der Michael-Verehrung. Über die große Handelsstadt Milet dürfte sie weiter bekannt worden sein.  Die Stadt Pythia in Bithynien (heute NW-Türkei) hatte eine Heilquelle, die unter Michaels Schutz stand. Auch Theodoret deutet Jos. 5,14 auf Michael, allmählich weitere Verbreitung des Archistrategentitel.

450 Sozomenos (Anwalt und Kirchenhistoriker in Konstantinopel) berichtet über das von Konstantin erbaute Michaelion in Hestia. Dort wies Michael seinem Kollegen eine Medizin gegen Gelbsucht und bekehrte einen Arzt des Kaiserhofes durch Heilung seines Fußleidens.

2.Hälfte 5.Jh. Johannes Mandakuni, armen. Kirchenreformator, sagt, daß im Augenblick, wo das heilige Sakrament auf den Altar kommt, Christus und die Engel herniedersteigen.

451 Hunnenkönig Attila überschreitet mit einem großen Reiterheer nach Verwüstung des oströmischen und gotischen Landes mit Ostgoten u.a. Verbündeten den Rhein. (Der Bau der chinesischen Mauer setzte den Hunnenzügen in Mittelasien ein Ende). Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (Champagne): Theoderich, König der Westgoten, fällt. Aetius, „der letzte Rö­mer“ gewinnt mit Westgoten, Franken und Burgundern.

452 Papst Leo tritt Attila bei Mantua entgegen und kann sein unter Seuche und Hungersnot leidendes Heer vom Einfall in Rom abhalten. Unmittelbar zuvor hatte er Rom Michael geweiht. Nun ließ er auf der Via Salaria, am Ausgang Roms, die erste Michaelkirche, S. Michele, erbauen, die am 29. September geweiht wurde.

453 Attila stirbt. Hunnenstämme verschmelzen mit Turkvölkern zu den Bulgaren. Slawenvölker dringen zur Elbe vor.

460 In Konstantinopel soll laut Pseudo-Codinus (11.Jh.) zur Zeit Leons I. (457-474) eine sterile Patrizierin die Michael­kirche ta steirou erbaut haben.

470 Die Alamannen erobern Teile Raetiens (zwischen Donau und Inn), siedeln dann in SW-Deutschland und Schweiz.

471 Theoderich (war 10 Jahre Geisel in Konstantinopel) wird ein Führer der Ostgoten.

476 Zusammenbruch des Römischen Reiches: Als Westrom dem ostgermanischen Söldnerheer Land verweigert, erobert General Odoaker Ravenna und wird von Ostrom als patricius anerkannt.

480 Papst Felix stiftet das Michaelisfest.

486 Die Franken erobern die ehemals römische Provinz Gallien.

489 Kaiser Zeno schickt seinen Neffen Lorenzo als Bischof nach Siponto und den Königssohn der Ostgoten, Theoderich, nach Ravenna („Dietrich von Bern“).

490 Mt. Gargano: Michael soll am 8.5. dem Bischof von Siponto erschienen sein.

492 Mt. Gargano: Michael soll am 19.9. bei einem Angriff der Heiden erschienen sein.

493 Mt. Gargano: Am 29.9. erscheint Michael zum dritten Mal.

493 Ostgotenreich in Italien. Westgoten ziehen weiter nach Südfrankreich und Spanien.

494 Ein Kanon von Papst Gelasius I. erwähnt Georg als anbetungswürdige Gestalt.

495 Michael´s Mount: Auf dieser Gezeiteninsel vor Marazion/Cornwall soll Michael Fischern erschienen sein.

496 Die Franken besiegen die Alamannen. Alamannien wird umkämpft von Franken und Ostgoten.

496 (oder 499/506) Frankenkönig Chlodwig läßt sich taufen, es folgen Massentaufen unter den Kriegern. Damit fällt eine Barriere zwischen der kath. gallo-römischen Bevölkerung und der germanischen Oberschicht.

6. Jahrhundert

6.Jh. Erstes großes Zeitalter der byzantinischen Kunst.

6.Jh. Anfang: älteste schriftliche Fassung der Chonä-Legende.

6.Jh. Mt. Gargano: Kleine Bronzestatue von Michael mit Nimbus, Globus und entspringendem Quell.

6.Jh. Michael´s Mount: Gründung des keltischen Mönchsklosters.

6.-7. Jh. Ausbreitung der Michaelverehrung in Italien, Gründung von über 800 Kirchen.

6.Jh. Erste Georgskirchen im Westen: Italien und Sizilien (im Osten vorher: Kappadokien, Syrien, Palästina, Ägypten).

500 Ravenna, Mosaik in der Vorhalle der erzbischöflichen Kapelle: Christus in byzantinischer Hoftracht steht auf Löwe und Schlange (Psalm 91), späteres Motiv in Schmiedekunst und Buchmalerei.

503 Im Kaiserpalast von Konstantinopel existiert eine Michaelkirche.

506 In Lyon soll Königin Caretene die Kirche Saint-Michel als Grabkirche gegründet haben (Witwe des Burgunder-Königs Chilperich I.).

510 Papst Symmachus (498-514) läßt in Rom die Michaelkirche an der Via Salaria erweitern. Etwa in dieselbe Zeit fällt die Stiftung von Michaelkirchen in Larino und Potenza.

518/30 Der nordafr. Archidiakon Thodosius berichtet von Diospolis als Ort des Georgmartyriums, ebenso 570 ein anonymer Pilger aus Piacenza/IT.

527 Justinian wird oströmischer Kaiser. Er richtete in Pythia (Thermalquellen) ein Bad ein und vergrößerte die dortige Michaelkirche und die Krankenherberge; erbaute auch in Antiochia Michaelkirche und Krankenherberge usw. – so kommt er den Bedürfnissen des einfachen Volkes entgegen und fördert den Kaiserkult.

532 Die Franken erobern das Burgunderreich.

536 Die Franken erobern den nördlichen Teil des Alemannen-Reiches. Ihre Königs- und Adelshöfe werden zu Zentren der christlichen Mission. Viele Kirchen dieser Zeit sind ihrem Stammesheiligen, Martin von Tours, geweiht (im Süden eher wie bei den Langobarden - wie die Goten arianische Christen - deren Schutzherrn Michael).

540 Kaiser Justinian gründet das Katharinenkloster auf dem Sinai.

541 Der neue Ostgotenkönig Totila erobert Italien zurück.

549 Michaelkirche und Mosaik in Ravenna, S. Apollinare in Classe.

550 Erste Kommentare zur Johannes-Offenbarung (galt lange als nicht kanonisch). Primasius Hadrumentum deutet den Kampf im Himmel eher auf die Kirche.

550 Johannes Malalas´ (um 490-565) Weltchronik enthält die Erzählungen vom Sosthenion und Anastasios´ Rettung. Eine geflügelte Gestalt verspricht den Argonauten den Sieg über Amcyus, darauf errichten sie Tempel und Statue. Konstantin entdeckt diesen bei Konstantinopel liegenden Ort, schläft im Tempel, erfährt den Namen Michael und baut eine Kirche. Kaiser Anastasios wird 515 vom Provinzherrn Vitalian bedroht, der beim Sosthenion lagert; sein Feldherr Marinus siegt jedoch und A. dankt Gott in der Michaelkirche.

550 Gründung des Kloster Glanfeuil (Maurus von Subiaco, Lieblingsschüler von Benedikt von Nursia).

552 Ostrom besiegt unter Justinians Nachfolger Narses (Eunuch armen. Herkunft) die Ostgoten.

560 Prokop (de aedificii) nennt noch acht „friedliche“ Titel für Michaelkirchen in Konstantinopel und Umgebung.

563/5 Columban d.Ä. (521-597) verläßt nach Krieg gegen König Dermot Irland und gründet auf Iona eine Kirche.

568 Die Langobarden weichen vor den Awaren von Pannonien nach Italien. Der Legende nach erscheint an der Grenze auf dem Monte Re bei Laibach Michael König Alboin und befiehlt ihm, bis in den Süden zu ziehen (unter König Authari, 583-590). Tatsächlich war nur die Oberschicht arianisch, mehr aus modischer Etikette.

572 Die Langobarden erobern Pavia und machen es zu ihrer Reichshauptstadt.

573 Bischof Gregor von Tours († 594) kennt in seiner Frankengeschichte Michael als Seelengeleiter des hl. Martin und einer Heiligen aus Poitiers.

580 Epigramm des Agathias Scholasticus: Dank Michael hat Theodorus als höchster Beamter des Kaisers gedient.

585 Der Ire Columban der Jüngere zieht mit 12 Gefährten (u.a. Gallus) ins Frankenreich, gründet u.a. die Klöster Luxueil und Fontaines und verwendet ein keltisches Osterdatum.

588 Bau des kleinen Klosters auf Skellig Michael (17 ha große Felsinsel vor Kerry/GB; gälisch sceilig = Felsen).

590 Rom: Papst Gregor führt eine Bittprozession zur Beendigung der Pest an. Da scheint das Hadrian-Mausoleum in Flammen zu stehen und über ihm erscheint eine Gestalt in Kriegsrüstung, die ihr Schwert in die Scheide steckt. Gregor ließ eine mächtige Bronzestatue erbauen (daher Engelsburg). Nach Gregor sind die Engel in der christlichen Opferhandlung anwesend.

6.Jh. Bau von San Michele in Afrisco bei Ravenna.

6.Jh. Die Engellehre des Dionysios Areopagita wird bekannt (nach Apg. 17,34 athenischer Ratsmann, von Paulus bekehrt, nach späterer Überlieferung erster Bischof von Athen. Die Schriften wurden vermutlich um 500 von einem syrischen Autor verfaßt und durch Kommentare des Maximus Confessor, 580-622, berühmt).

6.Jh. Ende: Das Verbot der apokryphen Georgslegende regt eine kanonische Fassung an: Jugendgeschichte, weniger Wunder, Scheintod, Martyrium unter Diocletian.

7. Jahrhundert

600 Der Georgskult dringt ins Frankenreich ein (schon im 6.Jh.?).

600 Bischof Sidonius gründet die Georgskirche von Mainz.

7.Jh. Allmähliche Christianisierung Alamanniens, v.a. durch Columban. Michaelkirchen oder –kapellen traten oft an die Stelle von Wotans- oder Ziu-Heiligtümern, diese hatten ihren Platz oft auf einem Bergvorsprung oberhalb des Sitzes eines Hundertschaftsführers. Es verschlägt Columban an den Bodensee, 612 zieht er weiter nach Mailand, erhält vom Langobarden-König Agilulf ein Gebiet Bobbio und gründet das gleichnamige Kloster.

7.Jh. Erste Spuren einer Michaelsverehrung in England – Mission von Rom (Papst Gregor) und Irland, evtl. Cornwall.

Anf. 7.Jh. Das Herzogtum Benevent der Langobarden reicht bis zum Gargano.

610 Unter Kaiser Heraklios bedrohen Slawen und Awaren das byzantinische Reich. Er teilt Kleinasien in Kriegsbezirke (Themen) auf, die von dem Kaiser direkt unterstehenden „Strategen“ beherrscht werden. Der Kaiser wird noch mehr zum irdischen Archistrategen.

614 Gründung des Klosters St. Gallen.

626 Das Bekehrungswerk des ersten kath. Langobarden-König Adaloald (616-626) trifft auf Widerstand, er muß nach Byzanz fliehen.

626 Konstantinopel wird von Slawen, Awaren und Persern belagert und siegt mühsam (später folgen die Araber). Der Kaiser gilt als „Überwinder der Feinde Christi“, eine starke Verkirchlichung des öffentlichen Lebens folgt.

632 Ausbreitung des Islam durch maurische Reiterheere in Nordafrika. Dann Übersetzen nach Spanien und Sieg über die dortigen Westgoten. Granada wird Hochburg des Islam in Europa.

633 Es besteht eine Georgskirche in Amanium bei Lüttich.

647 Die Langobarden besiegen die Griechen auf dem Mt. Gargano, nachdem diese das Heiligtum verwüstet haben.

649 Das Lateranische Konzil anerkennt die Echtheit der Hierarchienlehre des Dionysios (um 500 in Syrien niederge­schrieben), die als direkt aus dem Umkreis des Paulus kommend angesehen wird.

650 Die Langobarden bauen in Pavia (schon 628?) die Basilika San Michele als Reichs-/Krönungskirche (924 von Ungarn zerstört). Weitere Michaelkirchen entstehen in Cremona, Lucca, Capua, Perugia, Brescia und Siena.

653 Aripert katholischer König der Langobarden, die Abneigung gegen päpstlich-kaiserliche Autorität bleibt.

2. Hälfte 7.Jh. Die Münzen der Langobarden zeigen den Herrscher und das Bildnis Michaels.

7. Jh. Chonae hat schon viele Bewohner Colossaes aufgenommen.

678 Nach 5j. Belagerung erreicht Konstantinopel einen Frieden mit den Arabern.

680 Michael erscheint Papst Agatho im Traum und verspricht Hilfe gegen die Pest, wenn er eine Prozession nach S. Pietro in Vincoli führe und dort ein Spital errichte – die Pest erlosch.

690 Willibrord (658-739, angels.) beginnt seine Mission unter den Friesen.

691 Langobardenkönig Kunibert gründet ein Georgskloster wurde zwischen Cremona und Piacenza.

700 Die von Abt Adomnanus auf Iona verfaßte Pilgergeschichte des gallischen Bischofs Arkulf (bereiste um 680 Palästina) schildert ausführlicher einige orientalische Georgslegenden.

8. Jahrhundert

Anf. 8.Jh. Die Mauren überscheiten die Pyrenäen und dringen in das Frankenland ein.

8.Jh. Erste Hälfte: Im Frankenreich dehnt sich der Michaelskult unter irischem Einfluß stark aus (allerdings ist eher St. Martin ein „Nationalheiliger“).

709 Mt. Saint-Michel: Bischof Aubert von Avranches läßt die Kirche auf Michaels Geheiß (708) bauen. Zuvor trug die Felseninsel ein keltisches Heiligtum. Die Legende wird im 8. Jh. vor dem Normanneneinfall niedergeschrieben. Normannenherzöge bauten die Kapelle in drei Phasen zum Kloster mit der heutigen Kirche aus. Während des 100-jährigen Krieges blieb die Insel normannisch. (Heute 3,5 Mio Besucher jährlich, Erscheinungstag 16.10.).

709/10 Gründung eines Klosters St. Mihiel in der Diözese Verdun.

712 Childebert III. unterstellt das Frankenreich Michaels Schutz.

712 Die Georgskirche auf der Villa Teurino (Dioözese Speyer) wird erwähnt.

720 Reims: Erzbischof Rigobert († um 840) läßt auf der Stadtmauer ein Michaelsoratorium bauen – wohl zum Schutz.

719 Bonifatius (672/3-754) soll von Papst Gregor II. den Auftrag zur Germanen-Mission erhalten haben. Er reist durch Friesland, Thüringen, Hessen, Bayern. 723 fällt er die Donar-Eiche bei Geismar. 742 Bistümer Würzburg, Erfurt.

720-22 Gründung des Michaelkloster Honau (Rheininsel N Straßburg) durch Herzog Adalbert (Bruder der hl. Odilia), das durch irische Mönche aber v.a. Zentrum der Brigid-Verehrung wird.

724/5 Bonifatius gründet das Kloster in Ohrdruf/Thüringen nach einer Michael-Erscheinung, weitere Michaelkirchen in Frankenberg/Eder und Amöneburg (722), Hessen.

725 Colmans Michaelshymne (Abt von Moville, † 735) erbittet von Michael Hilfe im Leben und im Tod.

732 Karl Martell (König 714-41) besiegt unter Michaels Fahne die Mauren bei Tours und Poitiers mit Franken und dem Rest der Westgoten.

735 Gründung des kleinen Klosters Rottalmünster durch einen Adligen zu Ehren Marias und Michaels.

739 Papst Gregor II. verbietet vergeblich die Speiseopfer u.ä. für die Toten zu Michaeli.

740 Nach einem zweiten Ansturm gegen Konstantinopel werden die Araber geschlagen und aus Kleinasien vertrieben.

741 Für Heilbronn (villa heilbrunna) ist eine Michaelskapelle erwähnt (Urkunde von 822); 793 der Michaelsberg. 1727 Wiederherstellung der Kirche. – An der heiligen Quelle soll St. Michael einen Drachen besiegt und Kilian die ersten Christen getauft haben.

742 Für Schwäbisch Hall ist eine Michaelskirche bezeugt.

744 Karl der Große erobert Pavia unter dem letzten Langobardenkönig Desiderius und läßt sich selbst krönen.

745 Marienkathedrale Mailand vor 745 umgeben von Glockenturm, zwei Baptisterien und vier Erzengeloratorien.

745 Ein Brief des Bonifatius an Papst Zacharias anerkennt nur Michael, Gabriel und Raphael als echte Erzengelnamen, alle anderen bezeichnen Dämonen (dem schließen sich die Konzil von Rom 745 und Aachen 789 an).

748 Gründung des Michaelklosters Mondsee (Salzburger Raum) durch den Bayr. Herzog (laut Gedicht aus dem 12.Jh.)

750 Die Michaelkirchen um Konstantinopel erhalten zunehmend den Namen des Archistrategen.

751 Papst Zacharias soll in Rom das Haupt Georgs wiederentdeckt und an S. Giorgio in Velabro gegeben haben.

760 In karolingischer Zeit treten angelsächsische Missionare stärker hervor und bringen ebenfalls den Michaelskult mit.

8.Jh. Mongolen (Magyaren) überschreiten die Karpaten und ziehen später plündernd bis Süd- und Mitteldeutschland.

770 Die oft erwähnten Wandmalereien zu Ehren Michaels im Kloster Monte Cassino entstehen (heute verschwunden).

772 Karl der Große (742-814) führt die Franken gegen die heidnischen Sachsen und zerstört die heilige Weltsäule Irminsul. 785 läßt sich Sachsenherzog Widukind taufen.

773/4 Karl der Große erobert das Langobardenreich.

777 Herzog Tassilo III. gründet in Mattsee (Bezirk Salzburg) eine Be­nediktinerabtei zu Ehren Michaels. Etwa zur gleichen Zeit Gründung des Bistums Wörth im Staffelsee mit dem Kathedralkloster St. Michael. Ebenfalls im 8.Jh. die Benediktinerabtei Metten.

780 Michaelslied von Abt Moilruain von Tallaght, führender Reformator der irischen Kirche († 792), Michael als Führer der Engelscharen. Michael erhält eine zentrale Stellung. Eigene Schau (s.a. Alkuin)? Im 9. und 10.Jh. gibt es auch wieder ungeflügelte Engel ohne Nimbus. – Auch der kämpfende Christus ist ein beliebtes Motiv (Psalm 91).

781 Karl trifft in Padua Alkuin (735-804, Leiter der Domschule von York, ei­ner der größten Gelehrten, großer Verehrer Michaels) und gewinnt ihn für seine Hofakademie in Aachen und als engen Vertrauten.

785 Auch Karl der Große verbietet vergeblich die Speiseopfer u.ä. für die Toten zu Michaeli.

787 Zweites Konzil von Nicäa. Es empfiehlt Bilder von Christus, Maria, den Engeln und den Heiligen, um durch deren Betrachtung von der Sehnsucht nach deren Urbildern ergriffen zu werden. Kurz nach dem Konzil geht auch der Bischof von Colossae nach Chonae, das später zum Erzbistum wird.

793 Für den Michaelsberg bei Cleebronn ist eine Michaelskapelle bezeugt. Bonifatius soll einen Heidentempel umgewandelt haben.

795 Baubeginn der Pfalzkapelle Aachen (der Zentralbau des Doms), Michaelaltar auf der West-Empore.

799 Weihe der Klosterkirche in Centula (St. Riquier, bei Amiens), seit 790 gebaut von Angilbert, einem Schwiergersohn Karls des Großen. Sie spielte bei der Verbreitung der Engelverehrung eine wichtige Rolle. Eines der ersten Beispiele für das Westwerk: über der Eingangshalle drei Türme; vorgelagert ein von Turmkapellen der drei Erzengel umgebener Innenhof (Uriel tritt völlig in den Hintergrund).

9. Jahrhundert

9.Jh. Die kosmische Intelligenz beginnt nach Steiner zur Eigenintelligenz des Menschen zu werden (GA240, 21.8.24), wobei sich dieses Erleben v.a. der Germanen erst im 11.Jh. wirklich Bahn bricht.

8.-10. Jh. Die Byzantiner siedeln kriegerische Stämme aus Armenien und Syrien auf den Balkan um, mit ihnen die aus dem Manichäismus entstandenen Paulizianer und Euchiten/Messalianer, aus denen die Bogomilen hervorgehen. Ihre Weltanschauung: Satan und Christus als Söhne Gottes; das verwandelte Böse das starke Gute (vgl. Legende vom Kampf Micha(el) – tlw. Christus, ± identisch, da doketisch – gegen Satan(ael).

8.-11. Jh. Entstehung der Georg-Drachenkampf-Legende in Griechenland. (Im Kaukasus, wie Armenien Heimat der Paulizianer, ist in vielen swanetischen Kirchen Georg als Besieger eines Königs dargestellt).

9.Jh. Lateinische Fassungen der Georgslegende (Codex Gallicanus, fußend auf der älteren griechischen des 5.Jh.).

9.Jh. Bau von S. Michele in Sassia im vatikanischen Borgo, eine Kirche der Sachsen.

800 Krönung Karls des Großen, endgültige Trennung Westeuropa – Byzanz.

800 Alkuins Michaelsequenz erwähnt Michael mit dem Weihrauchgefäß, „dieses Lied singt ... der Wissende“. Alkuin betont die sieben Künste als Vorbereitung zum Studium der Schrift und zur „erhabenen Schau der reinen Ätherwelt“. Diese Gedanken prägen das karolingische Bildungswesen.

Krefting: Hymnen in karolingischer Zeit zeigen Michael noch stark byzantinisch, monumental-unnahbar-dualistisch. Byzanz kennt keinen Drachenkampf, das Böse wird gebannt, einen echten Kampf läßt das Dogma nicht zu. Im Osten Michael und Gabriel oft als Wächterengel und Beschützer Marias, auch Michael geweihte Turmkapellen (das Weib der Apokalypse auf die Kirche gedeutet). Dogmatische „Psychomachie“.

800 Georgskult in St. Gallen belegt.

810 Elfenbeinschnitzerei aus der Hofschule Karls d.Gr. als eine der ältesten Darstellungen des Drachenbezwingers.

813 Die von Karl einberufene Teilsynode von Mainz (Ludwig der Fromme) beschließt, das Fest Michaels, bisher lokal gefeiert, am 29.9. als gebotenen Feiertag zu begehen (in der Woche ab Herbstbeginn wurde auch Wotan verehrt). Am Ende des Konzils weiht Karl d.Gr. seine Staaten Michael, dessen Bildnis das Reichsbanner fortan trägt (?). Eine Fahne Karls trug Michaels Bild und die Worte Patronus et Princeps Imperii Gallorum.

820 Bau der Michaelkirche in Fulda bis 822 auf dem Michaelsberg neben dem Dom als älteste Grabeskirche in Deutschland (für das 744 gegründete Kloster). Anleitung des Alkuin-Schülers Hrabanus Maurus (780-856), der Grabkirche in Jerusalem nachgebildet. Im 10./11. Jh. umfangreich erneuert, innen Fresken des 11. Jahrhunderts.

822 Der Gallener Plan hat im Westwerk den Michaelaltar im Süd-, den Gabrielaltar im Nordturm. Ähnlich später Reichenau, Marienkirche Fulda, Dom Braunschweig.

827 Kaiser Michael von Byzanz schenkt Ludwig dem Frommen ein griech. Exemplar der Hierarchienlehre des Dionysios. Sie wird in der lateinischen Übersetzung von Abt Hilduin (Kloster St. Denis, † 844) und Johannes Eriugena (810-77) im Abendland bekannt. Hilduin behauptet in einer Fälschung, der hl. Dionysius von Paris (Grab St. Denis) sei Dionysios von Athen; Papst Stephan II. habe 754 auf dem Altar Pallium und Schlüssel hinterlassen.

834/5 Ludwig der Fromme sagt in seiner Kundgebung, Karl Martell sei ein besonderer Verehrer des Dionysios gewesen und habe St. Denis als letzte Ruhestätte gewünscht.

844 Weihe der Hauptkirche des Kloster Corvey. Ausgangspunkt der Verehrung des heiligen Dionysius im westfälischen Raum, wie St. Denis im fränkischen.

850 In einem Gedicht des Florus von Lyon erscheint Michael als Hüter des Reichsgedankens, gerade in dunkler Zeit.

852 Das karoling. Hauskloster Prüm (Eifel) erhält eine Arm-Reliquie Georgs, wird ein Zentrum ostfränk. Verehrung.

863-75 Bau der Michaelbasilika, Gründung des Michaelklosters auf dem Heiligenberg/Heidelberg (heute eine Ruine).

873 Bau des Westwerks in Corvey bis 885. In der Empore mythologische Malereien wie Odysseus gegen Skylla.

876 Basilius I. (867-886) läßt in Konstantinopel die Neue Kirche neben dem Palast bauen. Laut Liutprand von Cremona (Gesandter 949) ist Michael jenem erschienen, der daraufhin den Mord an Michael III. bereut habe. 1200 erwähnt ein Pilger als Reliquien das Kriegskreuz Konstantins und die Posaune von Jericho. Basilius erbaut auch die Kirchen von Arcadiana und Tzeri und renoviert das Sosthenion.

888 Abt Hatto III. gründet die Georgskirche in Reichenau-Oberzell.

890 Entstehung des ahd. Georgsliedes (überliefert in der Otfried-Handschrift um 1000).

890 Kaiser Arnulf errichtet Pfalz Regensburg und Kirche St. Emmeram, ihre Michaelskapelle wird Vorbild für weitere.

896 Der Mainzer Erzbischof und Reichenauer Abt Hatto III. erhält in Rom Georgs-Reliquien, die seitdem in der Georgskirche in Reichenau-Oberzell verehrt werden (Papst Formosus soll ihm das Haupt Georgs geschenkt haben).

899 In der Klosterkirche von Remiremont wird das vorgelagerte Michaeloratorium zugunsten einer Michaelkapelle im Kirchenraum selbst aufgegeben.

10. Jahrhundert

9./10.Jh. Laut Pantaleon (Diakon an der Hagia Sophia in Konstantinopel) war Michael der Engel von Bethesda (Vers fehlt in ältesten Texten). Seine Narratio miraculorum maximi archangeli Michaelis nennt als einzige byzantinische Schrift Michael ausdrücklich Arzt und erzählt die Heilung eines Markian im 9.Jh. durch Michael mit Hilfe des Lampenöls vor seinem Bild (koptischer Einfluß!?); Vor der Kirche habe es ein Bad gegeben. - P. spricht auch vom Engel, der „den Kaiser gegen die Barbaren bewaffnet, den Christen den Sieg verleiht und die Feinde verfolgt.“ In seiner Schrift Wunder und Lobpreis des Erzengels Michael beschreibt er 36 Wunder.

10.-12. Jh. Dualist.-manich. und bogomil. Weltanschauung gelangen als dualistischer und monarchischer (Concor­re­gier) Katharismus in den Westen (Christus ein dem Vater untergeordnetes Geschöpf = arianisch). Den stärksten Widerhall findet er in der Lombardei und gelangt nach Südfrankreich (dualistisch), Nordfrankreich, über die Alpen nach Bayern, außerdem nach Österreich und Böhmen.

10.-12. Jh. Die Katalanen sehen Michael als Schutzpatron gegen die Mauren an und weihen ihm Kirchen und Klöster.

900 Michaelsgebet von Notker dem Stammler (um 840-912, Benediktinermönch in St. Gallen).

907 Mosaik über der Kaisertür der Hagia Sophia.

926 König Heinrich I. muß mit dem Reitervolk der Magyaren 9j. Waffenstillstand und drückende Tribute vereinbaren.

933 König Heinrich I. und sein Sohn Otto (d.Gr.) besiegen die Magyaren an der Unstrut (Thüringen) wie durch ein Wunder mit einem kleinen fränkisch-sächsischen Reiterheer unter dem Michaelsbanner (15.3.). Das glänzende Zeitalter der Sächsischen Kaiser wird zum Michael-Zeitalter.

945 Stiftskirche St. Michael in Beromünster (CH), Grablege der Aargau-Grafen.

950 Gründung des Benediktinerklosters St. Michael auf dem Kalkberg zu Lüneburg.

950 Laut Konstantin VII. zeigen die Kriegszeichen Christus, Maria, den Archistrategen oder andere Kriegerheilige.

950 Georg auf Elfenbeintriptychon von Harbaville neben dem hl. Eustachios wie ein byzantinischer Kriegerheiliger.

955 Pseudo-Kodinus nennt sieben „kriegerische“ Titel (Archistratege) für Michaelkirchen im byzantinischen Reich.

955 Lechfeld bei Augsburg: König Otto I. siegt mit Sachsen, Franken, Schwaben und Bayern gegen die wieder ein­ge­fallenen Magyaren nach fast aussichtslosem Kampf unter dem Michaelsbanner (10.8.). Die Ungarn wurden seßhaft und ließen sich christianisieren. – Das Michaelsbanner ist später nicht mehr erwähnt (schon unter Otto II. der römische Adler, 11.Jh. goldene Kaiserfahne, später rot, Adler- oder Kreuzesbanner).

962 Otto I. läßt sich vom Papst zum Kaiser krönen und erneuert das römische Kaisertum von Karl d.Gr. (die Formel „heiliges römisches Reich“ erstmals 1254 belegt, „deutscher Nation“ erstmals 1438, offizieller Titel ab 1512).

962 Bischof Gottschalk legt den Grundstein zur Michaelskapelle Saint-Michel d´Aiguilhe auf einem 80m hohen natürlichen Obelisken in Le Puy (zugleich ein Ausgangspunkt nach Santiago de Compostela). Die Kathedrale von Le Puy hat ein riesiges Michaelsfresko.

966 Mt. Saint-Michel: Der Herzog der Normandie siedelt 12 Benediktinermönche an; vorromanische Klosterkirche. Im Mittelalter wird die Insel durch Erdbeben und Pest schwer heimgesucht.

968 Otto I. erfüllt sein Gelübde und stiftet Bistum Merseburg.

970 Otto I. pilgert auf seinem Italienfeldzug auf den Gargano.

990 Bischof Fulbert begründet die Schule von Chartres.

992 Weihe des Doms von Halberstadt, ein Altar auf der Westempore des Königs/Kaisers war u.a. Michael geweiht.

990 Menologion des Basileios II. (Darstellung des Wunder zu Chonae).

999 Der 19j. Kaiser Otto III. pilgert zum Gargano. Er verfolgt ein tief religiös fundiertes Weltreich. Frühestens seit Otto III. entsteht allmählich die Vorstellung einer deutschen Volkseinheit.

1000 Das althochdeutsche Georgslied in der Heidelberger Otfried-Handschrift. Dialekt alemannisch, Orthographie ähnlich der Murbacher Literatur, die wiederum nach Reichenau verweist. Georg beschwört als Diener Gottes den Höllenhund Apollo, der darauf in den Abgrund fährt.

10.Jh. Ende: Zwei Reliefs (Kreuzpfeiler von Gosforth, Grabplatte von der Insel Man) zeigen eine Gestalt (Christus?), die das Maul eines Drachen bzw. Wolfs aufstemmt.

11. Jahrhundert

11.Jh. Die Darstellungen Michaels als Himmelsfürsten werden im Abendland seltener. Über den Kirchentüren erscheinen allmählich Darstellungen des Weltgerichtes, die hier bis ins 13.Jh. Zentralmotiv bleiben.

11.Jh. Eine westgotische Hymne nennt Michael als Bewahrer der Schöpfungsgeheimnisse und Träger der christlichen Königsgewalt.

1000 In Island wird das Christentum durch Thing-Beschluß für alle verbindliche Religion.

1000 Die Apokalypse wird auch in kirchlichen Kreisen wichtiger und allmählich mehr verstanden.

1000 Bamberger Apokalypse, Schmuckhandschrift mit Miniaturen, auch Drachenkampf.

1000 Antepedium im Münster Aachen. Michael und Maria zu beiden Seiten Christi – erste apokalypt. Darstellung?

1001 Bischof Bernward von Hildesheim (993-1022) legt den Grundstein zur berühmten Michaelkirche, eigtl. Bauzeit 1010-20, geweiht 1022. Die einzigartige bemalte Holzdecke entstand um 1230. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1950-57 wieder aufgebaut. Ursprünglich wahrscheinlich Michaelaltar mit acht weiteren im Westchor, Altar des Hl. Kreuzes mit Christussäule im Ostchor (ähnlich dann Santiago di Compostella).

1014 Krönung von Kaiser Heinrich II. (seit 1002 König des Ostfrankenreichs).

1015 Michaelkirche in Alken/Mosel erstmals erwähnt.

1015 Bambergs erster Bischof gründet mit Förderung Heinrichs II. das Benediktinerkloster St. Michael auf dem nördlichen (Dämonen!) Michels­berg. Abtei und Konventbau um 1700 neu errichtet.

1022 Mt. Gargano: Kaiser Heinrich II. schaut Michael und wird an der Hüfte gelähmt.

1023 Mt. Saint-Michel: Eine neue Kirche wird bis 1063 gebaut.

1037 Kaiser Lothar III. zieht in Apulien gegen Normannenkönig Roger II., erobert am 8.5. Kastell Mt. Sant´ Angelo.

1050 Skaldenstrophe von Arnórr: „Michael, der weise, wäget, was sich zeigt als schlecht getan, und all das Gute.“

1050-1100 Runensteine in Dänemark und Schweden (Mission von Hamburg/England) rufen Michael als Seelengeleiter.

1050 Die Normannen haben ihre Herrschaft in Unteritalien etabliert.

1050 Zum Saint-Michel kommen zunehmend auch deutsche und italienische Pilger.

11.Jh. Frühes Beispiel der apokalyptischen Engelsschlacht in einer Handschrift in der Stadtbibliothek Trier.

1056 Der Kölner Erzbischof Anno II. (1056-75) pflegt den Georgskult, geprägt vom Kloster St. Gallen (wo der Kult schon seit 800 belegt ist). Er gründet das Kölner Georgsstift und 1064 Kloster St. Michael in Siegburg bei Bonn (18.Jh. durch Brände zerstört, 1803 aufgelöst, Kirche 1829 neu geweiht).

1059 Spanisches Elfenbeinkästchen in Leon als Zusammenfassung der (erlebten) Apokalypse – Katharer?

1066 Am Michaelstag fährt William der Eroberer (1027-87) zur Eroberung nach England. Michael´s Mount übergibt er dem Benediktinerorden von Saint-Michel. Im Mittelalter eine der wichtigsten Wallfahrtsstätten in England.

1080 Fresko St. Angelo in Formis.

1085 Gründung des Klosters Sankt Georgen im Schwarzwald (Einfluß Reichenaus).

1090 Verona (Bronzetür S. Zeno): Michael auf dem Drachen, linker Fuß höher – nicht mehr in sich ruhend.

1094 König Peter I. von Aragon hat eine Michaelserscheinung.

1099 Der Erste Kreuzzug endet mit Eroberung Jerusalems, St. Georg wird als „Soldat Christi“ zur Identifikationsfigur. Das Drachenkampfmotiv wird noch nicht aufgenommen, obwohl große Teile des Kreuzzugs durch die Lombardei führten – noch unverstanden und vom Dogma abgewehrt.

12. Jahrhundert

12.Jh. Michaels-Darstellungen als Seelenwäger (im 13.Jh. dann sehr häufig).

12.Jh. Kreuzfahrer bringen die Georg-Verehrung ins Abendland, evtl. auch das Motiv des Drachen­töters (Georgsvisionen, im östlichen Mittelmeerraum viele heidnische und christliche Drachenkampfmotive), dieses aber evtl. eher über ketzerische Kreise und die Lombardei. Im Cod. Monac. 14473 (Kloster Emmeran/Regensburg) betet Georg um die Kraft, den Drachen zu töten.

12.Jh. Das Michaelkloster Bamberg erlebt unter Bischof Otto († 1139, hl. 1189) seine Blüte. Der Mönch Frutolf († 1103) schreibt die bedeutendste Weltgeschichte seiner Zeit. 1803 in ein Spital umgewandelt, heute Altersheim.

12.Jh. Hirsauer Passional erwähnt Georgs Martyrium (Reißen).

1100 Otto von Bamberg bringt die Verehrung Michaels nach Pommern.

1100 Georgios Kedrenos erwähnt die Krönungsvorbereitung von Konstantin Monomachos in einem Michaelstempel.

1100 Ulrichsevangeliar (deutlicher Kampf).

1100 Relief von St. Georg (?) in Boscherville, Normandie (noch mit Beschwörungs-Element).

1110 Säulenrelief im Freisinger Dom: Ein Mensch befreit sich aus dem Drachen (vgl. bogomilische „Verwandlung“).

1110 Fresko der Apokalypse in Civate (Como/IT), S. Pietro.

1110 Relief in der Burg Hohenzollern, Michaelskapelle.

1117 Der Kirche auf dem Michaelsberg Bamberg wird durch Erdbeben zerstört. Bischof Otto läßt sie neu aufbauen.

1120 Gründung des Templerordens, der die Pilger im heiligen Land beschützen sollte.

1130 Michael als Seelenwäger im Tympanon der Kathedrale Autun (FR).

1135 Michael an der Westfassade des Kloster St. Gilles (FR). Der ganze Körper am (erlebten) Kampf beteiligt; Südfrankreich mit seinen antiken Traditionen fand am frühesten zum Neuplatonismus und Pantheismus.

1135 St. Georg im Tympanon des Dom von Ferrara (IT) (innerer Drachenkampf und Weitersprengen zum Kreuzzug).

1136 Beginn der Gotik in Frankreich mit dem Bau des Chores von St. Denis (in Deutschland erst 100 Jahre später).

1138 Michael hilft Alfonso I., erster König von Portugal, bei einem Kampf gegen die Mauren.

1146 Bernhard von Clairvaux (1091-1153) predigt zu Vézelay/Burgund zum zweiten Kreuzzug. Seine Mystik: Christus als Gott und Mensch, aber noch sehr entfernt – äußere Suche! In den Kreuzzügen aber schon eigener Wille, aus dem Michaeldiener wird ein Georgsritter.

1148 Der junge Alanus ab Insulis (1115-1203) kommt in Chartres an und wird später der letzte große Lehrer der Schule von Chartres. Die Zeit der Aristoteliker beginnt.

1148 Erste Erwähnung der kleinen Michaelkirche in Regen (Bau um 1035). 1657 Neubau.

1150 Abrahamteppich von Halberstadt („übersinnlich“ und doch nicht fern – Christus kam den Menschen näher, man suchte ihn: Pilgerzüge, Kreuzzüge).

1150 Tympanon in Etraigues mit besonders bewegtem Michael.

1150 Mosaik in Torcello, S. Maria Assunta, Bapt. (Michael mit leerer Waage). Ikone im Katharinenkloster, Sinai.

1156 Weihe einer Michaelkirche in Schwäbisch Hall; im 15.Jh. erneuert.

1190 Bau der Michaelkirche in Eutin bei Lübeck.

12.Jh. Ende: englische Georgsdichtung des Sigmund von Freine. Georg unterstützt die Kreuzritter, Demetrius und Theodor - die meistverehrten Heiligen der Ostkirche - sind seine Brüder (in älteren Legenden heilige Helfer).

13. Jahrhundert

Beginn 13.Jh. „Konferenz“ der Lehrer von Chartres  und der künftigen Dominikaner in der geistigen Welt (GA237).

13.Jh. Höhepunkt der Scholastik

1200 Chonae: Kaiser Isaak Angelus von Konstantinopel (1185-95 und 1203-04) läßt auf seinen Kriegszügen das Heiligtum in Brand stecken. Die Verehrung Michaels scheint sich bis zu Beginn der Türkenherrschaft erhalten zu haben.

1200 Antepedium des Michael-Altars in Lluca, Spanien. Kampf gegen vierköpfigen Drachen, Blick auf den Drachen, Seelenwaage etc.

1200 Bau der Michaelkirche in Altenstadt bei Schongau, bedeutendster romanischer Kirchenbau in Oberbayern.

1204 Die Kreuzritter erobern Konstantinopel.

1205 Mt. Gargano: Bischof Robert von Bovino baut für die römischen Pilger eine Kirche und ein Hospital.

1210 Erzbischof Theoderich von Köln beginnt den Bau der Godesburg auf dem Godesberg bei Bonn. Zisterziensermönch Cäsarius von Heisterbach berichtet, Michael habe darauf seine dort stehende Kapelle verlassen.

1212 In Murano-Venedig wird eine Michael-Kongregation als Zweig des Camaldulenser-Orden gestiftet.

1215 Georg im Tympanon in Bamberg (selbstbewußt inmitten „byzantinischer“ Gestalten).

1215 Georg im Kapitell in Vézeley (FR) (schon wirklicher Kampf, greift ins Drachenmaul).

1216 Der von Dominicus (1170-1221) gegründete Predigerorden („Dominikaner“) wird vom Papst genehmigt.

1216 Mt. Gargano: Friedrich II. übergibt dem Deutschritter Hermann von Salza Kloster S. Leonardo für den Orden.

1220 Bau der Michaelkirche in Pforzheim bis 1230. 1945 schwer beschädigt, bis 1957 wieder errichtet.

1220 Der Bau der Kathedrale von Chartres wird beendet.

1220 Taufstein von Altenstadt, Drachenkampf gemischt „byzantinisch-lombardisch“.

1228 Auf Mont Saint-Michel wird der Kreuzgang der gotischen Kirche (Bau 1203-64) beendet.

1230 Relief Bamberg, Chorschranken (intensiv, trotz besiegtem Drachen geht der Kampf geistig weiter).

1238 Die Mauren von Valencia kapitulieren, am 29.9. ziehen die Christen in die Stadt ein.

1238 Die Mongolen unter Dschingis-Khan zerstören Kiew.

1241 Schlacht an der Liegnitz: Das letzte Ritterheer unter Herzog Heinrich und König Wenzel von Böhmen wird besiegt, der Weg zum Rhein ist frei – da meldet ein Bote aus der Mongolei den Tod Dschingis Khans.

1240 Der Heilige Georg des Reinbot von Durne betont apokryph, Diokletian tritt hinter Dadian zurück, begeisterte Ritterschaft ohne Drachenkampf, Allegorie Minneburg, Märtyrertum übernommen. Kaiserin Alexandrina heißt nach Hinrichtung Margareta (die Georgsjungfrau auch tlw. auf Bildern): Übergang zur Maria. Margareta sprengte den Drachen von innen mit dem Kreuz; Geburt Christi in der Seele, vgl. Bild mit Kind in Fornovo/Parma.

1250 Fresko in Vamlingbo/Gotland: Michael hält die Waage mit Heinrich II., Nordeuropas größtes Michaelsbild.

1250 Stadtkirche Jena, Außenwand (sehr souverän, Blick in die Ferne).

1250 Tympanon in <st1:city><st1:place>Bourges</st1:place></st1:city> (FR). – Relief in Siponto (IT), S. Leonoardo.

1263/67 Legenda aurea des Jacobus de Voragine (1228/30-1298), geschrieben in Genua/Lombardei. Neues Motiv Georgsjungfrau mit dem Lamm (vgl. Off 12,11), nach Drachenkampf Kirche zu Ehren von Maria und Georg gebaut.

1273 Thomas von Aquin (1225-74) beendet seine Summa theologica.

1273 Mt. Gargano: Karl I. läßt die neue Grottenbasilika im gotischen Stil bauen, beendet von Karl II.

13.Jh. Ende: englische Miniatur, Kupferstichkabinett Berlin (Michael ganz harmonisch-seelisch).

14. Jahrhundert

14.Jh. In der Ikonendarstellung überwiegt die Darstellung des Michael als Führer der himmlischen Heerscharen.

14.Jh. Nikophorus Kallistes erweitert die Legende von Konstantins Traum im Sosthenion (6.Jh.): „Ich bin Michael, der Archistratege der Himmlischen Kräfte des Herrn, der Schutzengel des christlichen Glaubens, der ich dir, dem treuen und geliebten Diener dieser Sache, der gegen die gottlosen Tyrannen kämpft, hilfreiche Waffen gebracht habe.“

1300 Entstehung des Traumlied des Olaf Asteson in Norwegen, 1840 von Landstadt und Moe entdeckt.

1300 Fresko zum Georgszyklus in der Burg zu Neuhaus, Böhmen. (seelisch-innerlich, Maria mit Drachen am Band...; Besitzer mit direktem Bezug zum Deutschritterorden, dieser mit starker Marienverehrung).

1300 Der Goldgrund verbreitet sich in ganz Europa. Die Scholastik erreicht ihren Höhepunkt (Thomas von Aquin u.a.).

1300 Meister Eckhart (1260-1327/8), Vollendung des mittelalterliche Pantheismus, gespeist aus Katharismus, Neupla­tonismus und kirchlicher Mystik (Bernhard von Clairvaux, 1091-1153).

14.Jh. Michael wird zunehmend in Rüstung dargestellt. Teilweise sind nur noch die Flügel eindeutig.

1312 Auflösung des Templerordens auf Betreiben des frz. Königs Philipp IV. (1314 Verbrennung Jacques´ de Molay).

1325 Der isländische Benediktinerabt Bergr Sokkason schreibt eine Michael-Saga.

1330 Bilder von Bonaguida und Lorenzetti.

1333 Beginn von Pilgerzügen v.a. französischer „Hirtenknaben“ zum Saint-Michel, die Stimmen gehört hatten.

1341 Philipp VI., dessen Erbrecht vom englischen König angefochten wird, prägt eine Goldmünze mit Michael-Bildnis.

1347 Georg wird Schutzpatron Englands, allgemein im Adel des Spätmittelalters beliebter als Michael.

1354/1370 Bilder von Guariento di Apro.

1375 Bild von Spinello Aretino.

1390 Auf dem Mt. Saint-Michel wird die heutige Kirche gebaut.

1390 Georg-Ikone von Nowgorod. – Chorfresko von Altenstadt.

15. Jahrhundert

Beginn 15.Jh.: Die übersinnliche Michaelschule – Zusammenfassung der Michael-Weisheit. Die 1. Hierarchie leitet die Intelligenz über in die Kopforganisation. Die Rosenkreuzer-Schule wird begründet. (GA237, 28.7.24)

15.Jh. Michael´s Mount erhält eine Kapelle.

15.Jh. Viele Buchmalereien von Michael in Stunden- und Gebetsbüchern.

15.Jh. Der Heiligenschein Michaels wird allmählich öfter weggelassen.

1410 Mt. Saint-Michel: Zum letzten Mal wird urkundlich ein Prior erwähnt.

1413 Beginn der fünften nachatlantischen Kulturepoche. Die ehemals kosmische Intelligenz ist ganz im Menschen.

1415 Ikone von Andrei Rublev.

1415 Das Paradiesgärtchen (Michael, Georg und der Mensch im Mariengarten - die Seele vor der Christgeburt).

1418 Elsässische Legenda aurea.

15.Jh. In den Michael-Darstellungen erscheint zunehmend der Teufel, Michael erhält eine Rüstung, die Flügel bleiben.

1418 Heinrich der Seefahrer (1394-1460, Sohn des portug. Königs) initiiert die Erschließung des Seewegs nach Indien, was zu vielen Entdeckungsfahrten nach Afrika führt und die Seemacht Portugals begründet.

1419 Dauphin Karl VII. läßt Michaels Bild auf das Banner Frankreichs setzen.

1424 Beginn einer 10-jährigen englischen Belagerung des Mt. Saint-Michel, der zum Freiheitssymbol wird.

1425 Handschrift der Georgslegende aus Griechenland mit Übergang vom Dadian-Alexandra- zum Drachenkampf­motiv: Alexandra gläubige Tochter des früheren Kaisers von Palästina, jährlich war einem Drachen ein Mensch zu opfern; Georg tötet ihn (noch ganz als Diener Gottes), viele lassen sich taufen, der Kaiser läßt ihn martern.

1429 Die 16-jährige Johanna von Orléans befreit die Stadt am 8. Mai.

Im Hundertjährigen Krieg hatte König Karl VI. seinen Sohn, den „Dauphin“ enterbt und England den Thron zugesagt. England hatte Frankreich bis zur Loire besetzt und belagerte Orléans, ein Schlüssel zur Flußüberquerung. Schon 1424 hatte Johanna ihre ersten Visionen der hl. Katharina, später auch Michael und die hl. Margareta, sie solle Frankreich befreien. 1428 verließ sie ihr Elternhaus, erreichte am 1.3.1429 Chinon und überzeugte den Dauphin. Zuerst sollte sie einen Proviantzug nach Orléans bringen, wo sie am 29.4. ankam. Am 7.5. führte sie den Ausfall an. Im Juni waren die letzten Engländer südlich der Loire vertrieben. Am 17.7. wurde der Dauphin in Reims zum König gekrönt. Dessen Ratgeber unterminieren ihren Einfluß. Erst am 8.9. darf sie nach Paris vorstoßen. Dies mißlingt, worauf Karl VII. den Friedensschluß mit England betreibt. Nach einem Verrat wird sie am 23.5.1430 von Burgundern gefangen und an die Engländer verkauft, die sie der In­qui­sition in Rouen übergeben. Nach drei Monaten wird sie zum Eingeständnis ihrer Schuld gebracht und am 30.5.1431 als Ketzerin verbrannt. Ihre Mutter bemüht sich um einen neuen Prozeß. Ende 1455 eröffnet Karl VII. ihn in Notre-Dame, Johanna wird vollständig rehabilitiert.

15.Jh. Renaissance: In der Malerei verschwindet der Goldgrund. (* Ghiberti 1381, Donatello 1386, Fra Angelico 1387, Masaccio 1401, Botticelli 1444, da Vinci 1452, Michelangelo 1474, Raffael 1483, Correggio 1489).

15.Jh. Das „Lübecker Passional“ schildert Heiligenlegenden, u.a. die Martern Jürgens (Georgs) und seine Auferweckungen durch Cherubim und Michael.

1437 Triptychon von Jan van Eyck, Dresden.

1448 Bau der Michaelkirche in Weiden bis 1469.

1450 Altar des Rogier van der Weyden (Hospital von Beaune). Michael in langem weißen Gewand mit augenbesetzten Flügeln, die Seelenwaage in der Rechten, schaut im Zentrum des Bildes auf den Betrachter.

1450 Ikone „Wunder von Chonae“, Nowgoroder Schule.

1450 Johannes Gutenberg begründet im Abendland den Buchdruck mit beweglichen Lettern.

1457 Kinder-Pilgerzüge zum Mt. Saint-Michel.

1460 Flügelalter aus Prag mit Folge: Verkündigung, Georg-Drachenkampf, Maria-Elisabeth, Anbetung der Könige.

1469 Karls VII. Sohn Ludwig XI. stiftet aus Dank für Frankreichs Sieg den Orden des hl. Michael (zunächst nur 36 Ritter aus den vornehmsten Familien, später mehr, Niedergang, 1661 Reorganisation, 1789 aufgelöst).

1470 Radierung von Martin Schongauer.

1472 Hans Memlings (1433-94) Jüngstes Gericht in Danzig, Michael mit Flügeln und Rüstung hat eine zentrale Rolle.

1475 (1400?) Georgslegende in Berliner Handschrift: Königin schwankt zwischen Gott und Machmet, ihre Tochter schon christlich (dennoch von Georg nochmal gefragt – die Seele muß erst den Kampf bestehen), bittet Maria, ihr einen Kämpfer zu schicken; Sant Jerg auch hailand genannt; Gabriel hilft; zuletzt: ich ward d´zeit...

1480 Bild von Meister Kartner. – 1480 Georg-Bild von Thomas von Villach.

1485 Diptychon von Hans Memling: Maria mit Jungfrauen, Johannes auf Patmos mit Weib und Michael, Georg.

1490 Sarkophag von Jerpoint Abbey. – Bilder von Juan de la Abadia und Antonio Pollaiuolo.

1492 Der Italiener Columbus (1451-1506) entdeckt Amerika.

1498 Albrecht Dürers (1471-1528) Kupferstich Apokalypse, 1511 mit anderen veröffentlicht als Andachtbuch.

1498 Der Portugiese Vasco da Gama entdeckt den Seeweg nach Indien.

1499 Bild von Pietro Perugino.

16. Jahrhundert

1500 Polyptychon von Vincenzo Foppa.

1502 Bild von Dionysius, Kloster Ferapontov.

1504 Bild von Raffael.

1505 Georg-Gravur von Dürer. – Georg-Bild von Raffael.

1507 Michaelstatue von Sansovino im Mt. Gargano.

1510 Trithemius von Sponheim (1462-1516) macht in einem Schreiben Kaiser Maximilian mit der Lehre der 354-jährigen Regentschaften der sieben Erzengel bekannt.

1513 Relief am Grabmal Heinrichs II. in Bamberg (Seelenwägung der Legenda aurea, Michael nicht genannt).

1514 Dürers Kupferstich Ritter, Tod und Teufel.

1518 Bild von Raffael.

1519-22 Erste Erdumsegelung durch den Spanier Fernando Magellan (1480-1521).

1521 Luther steht am 17.4. vor dem Reichstag zu Worms: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders.“

1530 Auf dem Reichstag zu Augsburg erreichen die „Protestanten“ die Duldung ihrer Confessio Augustana.

1530 Luthers Predigt am 29.9. auf Veste Coburg: Die Engel wehren den Teufeln, richten den Menschen Gottes Befehle aus, raten und trösten; jeder Christ habe seinen Engel. „Fabel“ der Gargano-Erscheinung und andere „Lügen“.

1537 Luthers „Schmalkaldische Artikel“ wenden sich gegen Anrufung, Wallfahrten, Kirchen und Altäre der Engel.

1540 Gründung der Gesellschaft Jesu (Jesuiten).

1541 Der „deutsche Michel“ erscheint in einem von Sebastian Frank herausgegebenen Sprichwörterbuch als Dummkopf, Tölpel und Fantasten – zuvor entstand durch den Humanismus (lat. Sprache) eine Kluft zwischen Bildungsschicht und Volk und auch im Ausland das Bild vom saufenden und schlaftrunkenen Deutschen. Die Wallfahrer zum Saint-Michel wurden gelegentlich „Michelbrüder“ oder „michelots“ (Betteljungen, Heuchler) genannt. Abbildungen (mit Zipfelmütze) gibt es erst vor und nach 1848.

1543-63 Konzil von Trient als Beginn der Gegenreformation. Die bayerischen Herzöge Albert V. und Wilhelm V. arbeiteten eng mit Petrus Canisius zusammen, dem ersten Deutschen im Jesuitenorden. Später schrieb er mit Blick auf seinen Rombesuch 1649, Gott habe ihn zum „Mitarbeiter des hl. Michael, des Engels Deutschlands“ gemacht.

1558 Hans Sachs verfaßt ein lutherisches Weltgerichtsspiel, Motive des Mittelalters jetzt für die Rechtfertigungslehre.

1560 Michelangelo (1475-1564) baut in Rom S. Maria degli Angeli in die Diokletiansthermen.

1562 Bild vom Engelsturz von Peter Bruegel dem Älteren.

1583 In München Bau der Michaelkirche der Jesuiten bis 1597 (unter Herzog Wilhelm V., geb. 29.9.1548). Größte Renaissancekirche nördlich der Alpen, nach dem Petersdom in Rom das zweitgrößte freitragende Tonnengewölbe. Fürstengruft für 41 Wittelsbacher. Zur Einweihung 1597 grandioses Schauspiel „Triumphus Divi Michaelis Archange­li“ mit 900 Schauspielern, in dem u.a. Michaels Scharen 300 Teufel in die Höllenflammen stürzen.

1590 Bild von Jacopo Tintoretto.

1592/1629 Bilder von Giuseppe Cesari.

16.Jh. In der Ikonenkunst tritt als weitere Darstellungsform auf: Michael als Archistratege Gottes, Anführer der Heerscharen auf dem Pferd.

17. Jahrhundert

17.Jh. Die Michael-Darstellungen werden noch menschlicher, „brutaler“. Russische Ikonen zeigen ihn als bekrönten Fürsten unter dem kosmischen Regenbogen und auf feurigem Pferd reitend, u.a. mit Buch und Lanze.

1600 Bild von Guido Reni. – Glasfenster in der Abtei Frauenwörth.

1614 Die Fama Fraternalis gibt einen Abriß des Lebens von Christian Rosenkreuz. In der Zentrale der Rosenkreuzer habe sich 1604 dessen Leichnam gefunden.

1615 Die Confessio Fraternalis gibt als Lebensdaten von C.R. 1378-1484, als Erscheinungsdatum der Chymischen Hochzeit 1459 an (tats. von Johann Valentin Andreae, 1586-1654).

1616 Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) dichtet anonym das Lied O heros invincibilis, urspr. für eine jesuitische Jugendorganisation, später deutsch O unüber­windlicher Held, St. Michael („hilf uns hie kämpfen...“), sicher als gegenreformatorisches Kampflied verstanden (Autor erst im 20.Jh. bekannt).

1620 Der tapfere Reitergeneral Michael Obentraut (gest. 1625) erhält den Beinamen „deutscher Michel“.

1625 Die Jesuiten gründen in Münstereifel eine Residenz. Der dortige Michaelsberg hatte seit dem 14.Jh. eine Gnadenstätte und Michaelbruderschaft, die nun neu gegründet wurde. Besonders viele Wallfahrer gab es nach der türkischen Belagerung Wiens (1683). Der Michaelsberg ist ein heute noch bestehender deutscher Wallfahrtsort.

1630 Bild von Guido Reni.

1637 Descartes Discours (Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung, anonym): Die Natur ist durch gottgegebene, aber allgemeingültige Gesetze geregelt.

1645 Johannes Klaj verfaßt ein protestantisches Schul-Drama Der Engel- und Drachenstreit.

1647 Bau der St. Michaelkirche („Michel“) in Hamburg-Neustadt bis 1669. 1750 Blitzschlag, 1786 Neubau beendet.

1656 Mt. Gargano: Erzbischof Pucinelli betet wegen der Pest zu Michael, der am 25.9. erscheint und verspricht, daß jeder, der einen Stein aus dem Heiligtum trägt, wieder gesund wird. Pucinelli ließ Steine verteilen, die Pest erlosch.

1657 Angelus Silesius veröffentlicht seine rund 1.500 Reime, 1675 unter dem Titel Cherubimischer Wandersmann.

1663/6 Bilder von Luca Giordano.

1665 Paradise Lost von John Milton.

1675 Michaelstatue in Passau, Kanzel St. Michael.

1676 Ikone von Simon Ushakov.

1693 Am 8.5. gründet Kölns Erzbischof nach spätmittelalt. Vorbildern eine St. Michaelsbruderschaft (1706 100.000 Mitglieder, 1993 300), am 29.9. den St. Michaels-Ritterorden, letzteren als exklusiven Zweig mit Sitz in Bonn (1837-1918 nur noch als Verdienstorden).

18. Jahrhundert

1721 Bau der Michaelkirche in Ingelheim.

1730 Bau der Michaelkirche auf dem Michaelsberg in Neustadt/Main.

1736 Weihe der Hofkirche St. Michael in Würzburg.

1738 Bau der Michaelkirche in Berg am Laim, Mutterkirche der Michaelsbruderschaft.

1748 La Mettrie veröffentlicht seine Schrift L´homme machine – Beginn des Materialismus.

1752 Bronzestatue auf der Engelsburg, Rom.

1755 Kant erklärt in seiner Allgemeinen Naturgeschichte die Entstehung der Sonne und der Planeten durch natürliche Gravitationswirkung zunächst fein verteilter Materie. Dies verbindet sich mit der Kosmogonie von Laplace (1796) zur Kant-Laplaceschen Theorie.

1765 Bau der Seminarkirche St. Michael in Würzburg bis 1798; 1945 ausgebrannt und erneuert.

1770 Der 29.9. fällt in den deutschen Diözesen allmählich der Feiertagsreduzierung zum Opfer.

1789 Französische Revolution. Der Mt. Saint-Michel wird ein Gefängnis. Ab 1836 setzt sich eine Bewegung um Victor Hugo für die Wiederherstellung des Klosters ein, 1863 wird das Gefängnis geschlossen, 1874 wird Mt. Saint-Michel zum Denkmal erklärt, 1969 kehren die Mönche zurück.

1795 Beginn der Freundschaft zwischen Goethe und Schiller.

19. Jahrhundert

Beginn 19.Jh. Imaginativer Kultus in der geistigen Welt.

1807 Fichtes Reden an die deutsche Nation.

1810 Kleists Novelle Michael Kohlhaas: Ein Roßhändler tritt in kriegerischer Selbsthilfe als „Statthalter Michaels“ auf.

1813 Theodor Körners (1791-1813) Aufruf „Frisch auf, mein Volk! ... Das höchste Heil...liegt im Schwerte.“ Die Völkerschlacht bei Leipzig endet mit einer Niederlage Napoleons, der nach dem Winterfeldzug 1814 abdankt.

1820 Visionen der Anna Katharina Emmerich.

1832 Goethe stirbt.

1835/36 Elias Lönnrot (1802-84) veröffentlicht die Kalevala (zunächst 32 Lieder, 1849 dann 50).

1837 Mörikes Gedicht Erzengel Michaels Feder.

1841 Beginn des Kampfes zwischen den Engeln und den Geistern der Finsternis (GA 178).

1848 Papst Pius IX. verschließt sich nach der Revolution jedem gemäßigt-reformerischen Liberalismus, kämpft gegen die Angriffe der Freimaurer und lehnt jeden Verzicht auf den Kirchenstaat ab.

1851 Bau der Michaelkirche in Berlin-Mitte (Michaelkirchplatz) bis 1856. Theodor Fontane nannte sie in seinen Wanderungen die schönste Kirche Berlins. 1844 von Friedrich Wilhelm IV. als zweite katholische und zugleich Garnisonskirche bewilligt. 1944/45 zerstört, 1952-74 Wiederherstellung von Querschiff und Chor.

1854 Die 35-jährige Florence Nightingale wird Krankenschwester im Krimkrieg.

1858 Darwins Schrift Über den Ursprung der Arten wird vor der Königlichen Linné-Gesellschaft verlesen.

1860 In Wien wird zur Unterstützung des Papstes eine Michaelbruderschaft (Michaelsverein) gegründet.

1871 Nach Annexion des Kirchenstaates lehnt Pius IX. 3,25 Mio Lire Jahresrente und jede Zusammenarbeit mit Italien ab und bittet alle Katholiken um den „Peterspfennig“.

1871 Beginn des „Kulturkampfes“ (Kirche-Staat) in Preußen. Damals wurde Michael noch als Schutzpatron der Kirche und des heiligen, übernationalen Reiches verstanden – im Gegensatz zum neuen kleindeutschen Nationalstaat. Doch schon bald setzte sich in nationalprotestantischen oder völkisch angehauchten Kreisen die Vorstellung durch, Michael verkörpere deutsche Wehrkraft und Größe (erste Ansätze schon vorher bei Schinkels Entwürfen für das Ehrenmal in Berlin-Kreuzberg oder einen Nationaldom).

1873 Bild Wilhelm von Kaulbachs: Michael als Besieger von Napoleon, Klerus und Moslem.

1875 Arnold Jansen gründet im niederländischen Grenzort Steyl ein Missionshaus. Bis heute ein St. Michaels-Kalender.

1879 Beginn des Michael-Zeitalters.

1879 Weihe der Michaelskirche in Hammerfest (bis 1842 durften Katholiken Norwegen bei Todesstrafe nicht betreten).

1884 Während der Kulturkampf bereits abflaut, verurteilt Leo XIII. in der Enzyklika Humanum genus die Freimaurerei und ruft Michael um Hilfe an. Bis zur Liturgiereform hatte jeder Priester nach stillen Messen zu beten: Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe... Mit Ende des Kulturkampfes geben sich auch deutsche Katholiken zunehmend patriotisch.

1892 B. Markiewicz gründet in Polen eine Diözesankongregation der Schwestern vom hl. Erzengel Michael (v.a. Erziehung von Waisenkin­dern, 1961 noch 180 Schwester).

1894 Steiner veröffentlicht die Philosophie der Freiheit.

20. Jahrhundert

1901 Ottokar Kernstocks Gedicht Der deutsche Michel („Du bist der Deutschen Schutzpatron ... Und zeuch voran dem Heere! Es gilt die deutsche Ehre! Sankt Michel, salva nos!“)

1906 Bei der Einweihung einer neuen Michaelkirche in Köln sang die Gemeinde auf die Melodie des Deutschlandlieds: Preis dir Held im Siegesglanze Unser Schutzgeist sollst du sein ...

1907 Steiner spricht vor Mitgliedern der Esoterischen Schule vom Beginn des Michael-Zeitalters (1913 öffentlich).

1913 Völkerschlachtdenkmal Leipzig. Paul Grotowsky: Dein Schwert träuft Segen ... Schwing´s! ... Wir sind bereit!

1914-18 Erster Weltkrieg.

1919 Die Sendung Michaels.

1919/23 Goebbels schreibt seine Tagebuchnovelle Michael Vormann mit autobiographischen Zügen.

1924/25 Steiners Leitsätze, darunter Das Michael-Mysterium.

1927 Geistkämpfer-Statue von Ernst Barlach.

1929 Nora Stein von Baditz: Aus Michaels Wirken.

1929 In Rumänien gründet der nationalistische Studentenführer Codreanu die Legion Erzengel Michael zum Kampf gegen jüdischen Marxismus und Liberalismus und die korrupte Politik. Terrorkampagnen gegen politische Gegner, 1938 ermordet, doch u.a. seine „Eiserne Garde“ verhilft General Antonescu an die Macht.

1929 Gründung der Sturmschar innerhalb des Kath. Jungmännerverbandes KJMVD, sie wählt Michael zum Schutzpatron und Spees Lied als Michaelslied. Sie ging auf Distanz zum NS-Neuheidentum und wurde 1939 aufgelöst. Die Wochenzeitung Junge Front muß sich 1935 in Michael umbenennen und wird Anfang 1936 verboten (mit einer Auflage von 330.000 ebenso stark wie der Völkische Beobachter).

1931 Gründung der Evang. Michaelsbruderschaft in der Universitätskirche Marburg, vierteljährliche Zeitschrift Quatember, beeinflußt die innere Diskussion um Erneuerung der Kirche und Annäherung der Konfessionen.

1933 Gertrud von Le Forts Gedicht Erzener Engel, gedenke deines Erzvolkes („Besiege dein eigenes Volk...“).

1935 Bild von Margerita Woloschina.

1937 Josef Weinhebers Gedicht St. Michael („Laß uns nicht reden um Deutschlands Ehr, ringend bereit sein, das ist mehr – Sankt Michel, salva nos!“) – gegen Bolschewismus, aber auch nationales Getöse.

1937 Bei der Weltausstellung in Paris gibt es nicht nur einen NS-Propaganda-Pavillon, sondern im päpstlichen Pavillon einen Michael geweihten „deutschen Altar“ mit einem für die Sache Gottes kämpfenden Michael.

1939-45 Zweiter Weltkrieg.

1943 Max Reuschle hat Visionen des Erzengels.

1945 Am 8.5. kapituliert die Wehrmacht. – Am 29.9. Gründung der Evangelischen Akademie Bad Boll.

1946 Elmar Happs Lied Sankt Michael, mit Lichtes Macht („Zum Lichte führe unser Land“).

1948 Der Bund der deutschen katholischen Jugend ruft zum Michaelsgebet für das deutsche Volk auf.

1967 Graf von Keyserlingk: Monte Gargano.

1969 Im Zuge der kath. Liturgiereform Abschaffung des Michaelfestes am 8.5., am 29.9. auch Gabriel und Raphael.

1974 Der „Engel des Gerichts“ von Marc Chagall.

1981 Johannes W. Schneider: Michael und seine Verehrung im Abendland.

1987 Papst Johannes Paul II. auf dem Mt. Gargano.

1992 Bild von Jan de Kok.