Ostergeschichte

von Christine Saal, Nacherzählung eines Abschnittes der Geschichte „Der Osterhase“ von Rudolf Koschützki, aus: Maya Peter: Um Ostern mit Kindern. Ogham, 1994.


Es waren zwei Hasen. Der eine hatte ein hellbrau­nes Fellchen und der andere ein dunkelbraunes.

Der eine Hase wohnte unter einem Fichtenbäumchen und der andere zwischen den Wurzeln einer Kie­fer. Jeden Morgen hoppelten sie fröhlich miteinander über die Wiese, spielten und jagten sich wie zwei gute Freunde und wollten immer beieinander bleiben.

Eines Tages nun machte sich das eine Häschen früh auf und hoppelte ins Kohlfeld, um seinen Hunger zu stillen. Kaum hatte es ein wenig an einem dicken Kohl geknabbert, da hörte es etwas, — es schnupperte, machte Männchen und spitzte die Ohren. Da sah es die Hunde kommen. Geschwind duckte es sich und sprang, so schnell es konnte, davon. Die Hunde hat­ten es aber schon aufgespürt und jagten hinter ihm her übers Feld. Das Häschen war tapfer; rannte vor ihnen her und schlug bald einen Haken kreuz und bald einen quer, so daß die Hunde es oft nicht gleich finden konnten.

Es waren aber schnelle Jagdhunde und kaum duckte sich das Häschen, um etwas zu verschnaufen, schon waren die Hunde wieder dicht hinter ihm. Das Häslein sprang auf und lief zum Wald und dachte, viel­leicht verstecke ich mich hinter einem dicken Baum, so werden sie mich nicht finden können.

Aber im Wald gab es große, spitze Dornen. Das Häslein, es war schon so müde, sah sie nicht, hoppelte hinein und stach sich ins Pfötchen. Schon entdeckten die Hunde das Häschen wieder und sprangen hinter ihm her.

Das Häschen rannte und rannte mit seinem verletz­ten Pfötchen bis zum Fichtenbäumchen, unter dem sein lieber Freund wohnte. Wie der Hasenfreund das blutige Pfötchen sah und die Hunde bellen hörte, da sprang er geschwind aus seinem Nest und ließ das kranke Häschen hinein. Aber schon waren die Hunde am Fichtenbäumchen und beinahe hatten sie das Häs­chen gefunden. Der gesunde Hasenfreund machte da schnell einen mutigen Sprung und lief den Weg zu­rück, den die Hunde gerade gekommen waren.

Es rannte und rannte mit frischer Kraft. Die Hunde wunderten sich sehr über das schnelle Häschen und weil sie schon müde waren, kamen sie ihm nicht nach und liefen müde nach Hause. Als alles still war, hop­pelte der Hasenfreund zum verletzten Häschen zu­rück. Er schleckte ihm das Pfötchen, bis es wieder geheilt war. Dann sprangen sie zusammen auf das Feld und über die Wiese, fraßen Kohlblätter, jagten einander und wenn einer Not hatte, half ihm der an­dere, wie gute Freunde.