05.03.2016

Eggerts schwammige Unredlichkeiten

Erwiderung auf: Michael Eggert: Die Redlichkeit des eigenen anthroposophischen Anspruchs, Egoistenblog, 23.02.2016.


Inhalt
Herabwürdigende Sprache
Verqueres Denken
Die Presse und das reine Denken
Nachtrag: Die übliche Reaktion auf dem Ego-Blog


Herabwürdigende Sprache

Michael Eggert ist jetzt endgültig unter die Steiner-Gegner gegangen. Er spricht vom Zuschauer-Bewusstsein, das heute angeblich schon zur Sozialisation gehöre. Und dann schreibt er:

Jeder backt sich seinen Steiner; notwendigerweise – da wir nun einmal immer selektieren, interpretieren und kontextualisieren. Die Frage ist nur, wie weit man sich das bewusst macht. Oder wie man mit den Abgründen, Unschärfen, auch populistischen Seiten Steiners persönlich umgeht. Wenn die Identifikation mit einem gefühlten Anthroposophentum darin besteht, die mitschwingenden Konzepte Steiners zu leugnen oder zu beschönigen, hat die innere Korruption doch schon begonnen. [...] Von der Atlantis aus bis hin zum weißen mitteleuropäischen Deutschsprachigen spannt sich diese kulturell grobstichige Kulturgeschichte „geisteswissenschaftlicher“ Art. Die darin nicht vorgesehene Restmenschheit ordnet Steiner in meist herabwürdigender Art oder offen rassistisch in Gruppen ein, die dem Mitteleuropäer quasi zuarbeiten. [...] Die kritische Sichtung und Bewertung Steiners scheint mir unumgänglich zu sein – auch für sich selbst, für die eigene spirituelle Hygiene.


Eggert hat offenbar nicht das geringste wirkliche Zuschauer-Bewusstsein, sonst würde er bemerken, wie herabwürdigend er selbst von Steiner spricht – würde bemerken, dass Steiners Aussagen zu keinem Zeitpunkt einen derartigen Duktus hatten, wie Eggert ihn hier praktiziert, und nicht nur hier. Grobstichig und herabwürdigend ist Eggerts Sprache, nicht die Steiners.

Grobstichig und herabwürdigend ist es auch, einen Menschen wie Rudolf Steiner immer und immer wieder auf die wenigen Zitate zu reduzieren und festzunageln, die einem nicht behagen – und die man dann dazu missbraucht, sich haushoch über einen Eingeweihten hinauszuschwingen, dem man in Wirklichkeit nicht einmal das Wasser reichen kann. Ein Eggert wird dies in diesem Leben nicht mehr erkennen, dafür ist er dem Hochmut und einer ganz bestimmten vulgären Art, zu denken, zu sehr verfallen.

Rudolf Steiner hat den Weg zu einem reinen Denken gewiesen, in dem das wirkliche Zuschauer-Bewusstsein überhaupt erst realisiert wäre. Das, was Eggert mit unserer gewöhnlichen Sozialisation in Verbindung bringt, ist nur eine völlige Karikatur dieses wirklichen Zuschauer-Bewusstseins. Ja, im Zeitalter der von einer Verwertungslogik geprägten „Selbstoptimierung“ blickt jeder Mensch viel stärker auf sich als je zuvor – aber das hat nichts mit dem zu tun, was Steiner meint. Denn in dieser gewöhnlichen Selbstreflexion nimmt der Mensch die meisten seiner Schwächen gerade mit. Er legt seinen Hochmut und seinen abstrakten Intellekt ja überhaupt nicht ab, das heißt, die luziferischen und ahrimanischen Wirkungen begleiten ihn bis in seine Selbstanschauung hinein. So, wie er die ganze Welt luziferisch und ahrimanisch betrachtet und beurteilt, so tut er es nun auch mit sich selbst. Mit dem reinen Denken hat das absolut nichts zu tun – es bleibt ein völliges Verhaftetsein im gewöhnlichen Bewusstsein.

Verqueres Denken

Betrachten wir einmal Eggerts Denken, stoßen wir auf folgenden Satz:

Dass das Verwickeltsein in den eigenen Denk- und Gefühls- Horizont auch zu einer stetig anwachsenden, kaum überschaubaren Fülle von verstellenden, überhöhenden Steiner- Interpretationen und -Bildern geführt hat, wie wir sie seit langem erleben, liegt offenbar eben an dieser subjektiven Bannung in die Facetten galoppierender Anthro- Zeitgeistigkeit, vom Antiamerikanismus bis zu den schwammigen Zweifeln an der demokratischen Presse.


Was soll ein solcher Satz eigentlich überhaupt bedeuten? Mit einiger Mühe kann man ihm folgende Hauptaussage entnehmen: Die „Anthro-Zeitgeistigkeit“, vom Antiamerikanismus bis zu schwammigen Zweifel an der Presse, ist der Grund dafür, dass das Verwickeltsein in den eigenen Denk- und Gefühlshorizont zu einer wachsenden Fülle von verstellenden, überhöhenden Steiner-Bildern geführt hat.

Eggert merkt überhaupt nicht, wie sinnlos und verquer seine eigenen Sätze sind, will aber einen Eingeweihten beurteilen können. Eine tiefe Hochschätzung Steiners gab es immer schon, seit seinem Wirken – und begründet im Erleben seines Wirkens. Daraus ging dann ein Ernstnehmen seiner Aussagen etwa über den von Amerika kommenden Impuls hervor. Dieses Ernstnehmen wiederum ist nur möglich, wenn man nicht in seinen eigenen Denkgewohnheiten verwickelt und gefangen bleibt. Steiners Aussagen stürzen die eigenen Denk- und Gefühlsgewohnheiten mehr als einmal um. Doch solche Sätze wie die obigen beweisen die völlig mangelnde Klarheit des Eggertschen Denkens, das mehr von Antipathie und Gefühligkeit geleitet scheint als von irgendetwas anderem.

Die Presse und das reine Denken

Betrachten wir noch kurz Eggerts Bemerkung über die „demokratische Presse“. Eggert gefällt sich offenbar darin, auch jegliches ungute Gefühl gegenüber der heutigen Presse herabzuwürdigen. Doch das einfachste Zuschauerbewusstsein, das wir schon mit unserer Sozialisation entwickeln, könnte genügen, um festzustellen, dass die Medien von objektiver Berichterstattung oft weit und weiter entfernt sind. Nehmen wir einmal das „heute journal“ und die Aussagen von Claus Kleber zu den US-Vorwahlen am 21. Februar

Kleber bezeichnet das Wahlsystem der USA als „komisches System“ – und zwar nicht, weil es vollkommen irrsinnig von der Macht des Geldes und der großen Geldgeber abhängig ist, sondern weil Hillary Clinton es in Nevada „wieder nicht geschafft“ hat, „diesen Bernie Sanders abzuschütteln“! – Wir sprechen hier von öffentlich-rechtlichen Sendern! Braucht es mehr Beispiele, um schärfste Kritik an der Presse und ihrer fehlenden Objektivität zu rechtfertigen? Die „NachDenkSeiten“, gegründet von SPD-Urgestein Albrecht Müller, der seiner eigenen Partei längst extrem kritisch gegenübersteht, bringen tagtäglich Detailmaterial zur Voreingenommenheit und Einseitigkeit der herrschenden Presse. Um „schwammige“ Zweifel geht es nicht einmal im Ansatz. Die Zweifel sind an harten Tatsachen täglich zu belegen.

Mit anderen Worten: Auch die Presse entfernt sich immer weiter von dem, was Rudolf Steiner ein „reines Denken“ genannt hat – ebenso wie Eggert. Da passt es gut, dass Eggert diese Presse verteidigt. Bevor Eggert auf den immer gleichen Zitaten und winzigen Ausschnitten aus Rudolf Steiners Gesamtwerk herumhackt, um sich selbst zu produzieren, sollte er einmal zur Kenntnis nehmen, was wirklich geschieht und an Entwicklung in Gang ist. Aber er ist ja selbst Teil und Symptom dieser Entwicklung. Insofern ist auf ein Zuschauerbewusstsein, das sich auch daraus noch erheben kann, nicht zu hoffen.

Einem reinen Denken wird – bildlich gesprochen – übel, wenn es jemanden wie Kleber sprechen hört, denn ein solches Denken empfindet daran wirklich unerträgliche Vergehen gegenüber der Wahrheit und Wahrhaftigkeit. So geht es einem wirklich reinen Denken aber auch, wenn es Eggert über Steiner sprechen hört. Man hört keine Wahrhaftigkeit, man hört Luzifer (in dem Hochmut) und Ahriman (in der herabwürdigenden Gefühllosigkeit). Das Zuschauerbewusstsein, von dem Steiner sprach, wird erst erreicht, wenn man die Wirkungen der Widersacher wirklich konkret erleben lernt. Nicht da, wo man glaubt, Steiner von einem vorgestellten Sockel holen zu müssen, ohne zu merken, dass man nur selbst einen gebraucht hat, um auf Steiner herabblicken zu können.

Das Zuschauerbewusstsein, von dem Steiner sprach, ist ohne das reine Denken nicht zu erreichen. Dies zu verschweigen, zeugt von größter Unwahrhaftigkeit. Dies nicht einmal zu erkennen, von völligem Unverständnis in Bezug auf Steiners Anthroposophie. Bei Eggert mischt sich wahrscheinlich beides.

Nachtrag: Die übliche Reaktion auf dem Ego-Blog

Nachdem mein Aufsatz entdeckt wurde, begann das übliche Spiel auf dem Ego-Blog:

Rainer Herzog - Dienstag, 8. März 2016 um 20:49:00 MEZ
Es gibt übrigends wieder einen lustigen Artikel von H. Niederhausen über unseren Ego-Blog. Danke für dieses Geschenk!!!
Nachdem er im September letzten Jahres 12 (!) ausgezeichnete Bücher über junge Mädchen, Pubertätsprobleme, usw. veröffentlich hat, nun also endlich wieder ein Lebenszeichen von meinem Lieblingsanthroposophieerklärer.

Stephan Birkholz - Dienstag, 8. März 2016 um 23:20:00 MEZ
Sind eben wieder die Aneinanderreihungen und Wiederholungen von Ausdrücken aus seinem knappen (pubertätsbezogenen) Wortschatz, die gerade in ihm herumspuken und aus denen er vermutlich auch seine 12 Bücher über Pubertätsprobleme zusammenfabuliert hat...

Stephan Birkholz - Mittwoch, 9. März 2016 um 00:03:00 MEZ
Betrachten wir einmal (um mit Niederhausens Worten zu sprechen), wie oft Niederhausen (ein Beispiel von unzähligen) den Ausdruck 'vorprogrammiert' auf seiner Seite verwendet:
'Vorprogrammiert' verwendet man typischerweise in der Pubertät, wenn man erste Verschwörungen der ganzen übrigen Welt gegen das eigene erwachende Sein als Wesensgrund allen Daseins vermutet...

Ton Majoor-  Mittwoch, 9. März 2016 um 11:16:00 MEZ
«Das Zuschauerbewusstsein, von dem Steiner sprach, ist ohne das reine Denken nicht zu erreichen.», sprach, mit Kretenzer-Logik, der rein zuschauende und rein denkende Niederhausen.


Man beachte das pubertäre Spiel derjenigen, die von Anthroposophie weder Ahnung haben, noch den notwendigen Ernst mit ihr verbinden. Im Übrigen hatte eine andere Blogteilnehmerin in ihrem Beitrag unmittelbar vorher ebenfalls darauf hingewiesen, dass gerade die Anthroposophie Rudolf Steiners zur Spiritualisierung des Denkens und zur völligen Überwindung jeglichen Rassismus führen könnte.

Stattdessen aber ziehen die oben Genannten mit den zitierten Beiträgen über mich her und beweisen so nur ihr eigenes unreines, pubertäres Denken.

Um der Wahrheit willen: In nur zweien der genannten zwölf Bücher geht es um direkt mit der Pubertät verbundene Probleme (und zwar von bereits 16-jährigen Jungen). Soviel zur Wahrheitsliebe der Genannten. Nur drei weitere Bücher sind überhaupt Jugendromane – und in ihnen geht es um den in der Jugend erwachenden Idealismus. Dies mit "Pubertätsproblemen" auch nur zu assoziieren, zeugt höchstens von der traurigen Abgeklärtheit meiner sarkastischen Kritiker.

Das Wort ,vorprogrammiert‘ taucht auf meiner Webseite laut Google fünfmal auf (bei über eintausend Unterseiten). Soviel zum verqueren Denken derer, die nicht anders vorgehen als diejenigen, die Steiner eines Rassismus zu bezichtigen versuchen.

Kennzeichen des Rassismus im weitesten Sinne (einschließlich der anderen seelischen Abgründe wie Diskriminierung, Mobbing etc.) ist es, den Anderen nur als Objekt zu betrachten, welches minderwertig ist und im Extrem jederzeit auf jede Weise behandelt werden kann. Die Genannten mögen mit dem Rest ihres Vermögens zum reinen Denken einmal prüfen, inwieweit all dies auf ihre herabwürdigenden Kommentare zutrifft. Anthroposophie ist kein Small Talk, sondern das Ernsteste, was auf der Welt existiert. Kann man sich diesen Ernst im Umgang mit ihr nicht aneignen, um mit diesem Ernst nach einer Läuterung seiner Seelenkräfte und nach einer Spiritualisierung des Denkens zu streben, gerät die eigene Moral auf eine immer abschüssigere Bahn. Das sind geistige Gesetzmäßigkeiten, die für jegliche Esoterik Gültigkeit haben.