2016


Chronik nur der Hintergründe

Wichtige Hintergrund-Artikel 


Abkürzungen und Symbole:

► = Zentrale Ereignisse

D-... = Todenhöfer, Du sollst nicht töten, S. ...

DIA = Defense Intelligence Agency
FSA = Freie Syrische Armee
ISIS = Islamischer Staat im Irak und Syrien

29.06.2016

Der Krieg in Syrien - eine Chronik

Umfassende Chronik zum Krieg und den Hintergründen. – Quellengrundlage Wikipedia-Chroniken [*] und eigene Recherchen [o]. | Nur Hintergründe | Wichtige Artikel

 

I. Überblick

2005
02/05: Zedernrevolution im Libanon
04/05: Rückzug Syriens
dündar


2006
11/06: White: Warnung vor Regimewechsel.
12/06: Roebuck: Spannungen anheizen.

2009
12/09: Clinton: Saudi-Arabien fördert Sunniten-Terrorismus weltweit.

2011
02/11: Historische Chance zu syrisch-israelischem Frieden.
03/11: Tote bei Protesten in Daraa. Assad kündigt Aufhebung des Notstandsgesetzes an.
04/11: Weitere Proteste, bis Monatsende sterben 500 Demonstranten.
05/11: Homs teilweise ohne Strom und Wasser.
06/11: Assad kündigt Dialoge an.
07/11: Weitere Tote bei landesweiten Demonstrationen und in Hama. Ankündigung eines Mehrparteiensystems.
08/11: Hinweise auf Folter. Merkel, Sarkozy und Cameron fordern Assads Rücktritt.
09/11: EU-Ölembargo. Syrischer Nationalrat und Freie Syrische Armee (FSA).
10/11: Tod Gaddafis in Libyen. Große Demonstrationen für Assad.
11/11: Ausschluss aus der Arabischen Liga. Todenhöfer trifft Assad. CIA organisiert libysche Waffen.
12/11: UN-Menschenrechtskommissarin Pillay: über 5000 ermordete Zivilisten und vielfache Folter?

2012
01/11: Massendemonstrationen für Assad.
02/12: Bombardierung von Homs. Bewaffnete Extremisten. Verfassungsreferendum.
03/12: Annans Sechs-Punkte-Plan. Rebellen töten mehr Zivilisten.
04/12: Golfstaaten finanzieren die FSA. Vorbereitung UN-Überwachungsmission.
05/12: Al-Nusra-Anschlag in Damaskus. Massaker von Hula.
06/12: Die Medien verschweigen die Hintergründe. NY Times berichtet über CIA-Waffenlieferungen.
07/12: Bürgerkrieg. Todenhöfer interviewt Assad. Kampf um Aleppo. Google Ideas und die Überläufer.
08/12: DIA-Analyse warnt vor einem Islamischen Staat.
09/12: UN-Gesandter Brahimi: globale Bedrohung.
10/12: Türkische Regierung erhält freie Hand.

2013
01/13: Bereits 650.000 Flüchtlinge im Ausland. Katar liefert Raketenwerfer.
02/13: Iraks Premier Al-Maliki warnt vor Rebellensieg.
03/13: Seit Monaten massive Waffenlieferungen an Rebellen. Türkei arbeitet mit Al-Nusra an Chemiewaffen.
04/13: USA behaupten Giftgas-Einsätze der Regierung.
05/13: Erdogan und Obama einig, dass Assad „gehen muss“.
06/13: ISIS spaltet sich von Al-Qaida ab. US-Geheimdienst DIA: Al-Nusra produziert Giftgas. CIA-Operation "Timber Sykamore".
07/13: DIA und US-Stabschef Dempsey in Sorge vor Sturz Assads.
08/13: Giftgas-Angriffe von Ghouta. Obama plant völlige Auslöschung der syrischen Militärkraft. 
09/13: Syrien stimmt Abschaffung der Chemiewaffen zu. UN-Report bleibt unklar.
10/13: Daily Telegraph: Zusammenarbeit von Türkei und Al-Qaida.
12/13: Fassbomben auf Aleppo. Hersh: Whose Sarin? Brookings: Kuwait-Spender finanzieren Qaida-Verbündete.

2014
01/14: ISIS erobert Falludscha (Irak) und Raqqa. Genfer Gespräche. Saudische ISIS-Unterstützung.
02/14: Genfer Gespräche ohne Ergebnis.
03/14: Iraks Premier Maliki wirft Saudi-Arabien und Katar offene Hilfe von ISIS vor.
04/14: Bisher 150.000 Tote, ein Drittel Zivilisten.
05/14: Die Armee übernimmt Homs.
06/14: ISIS erobert Mossul (Irak) und nennt sich Islamischer Staat (IS).
07/14: IS-Offensive gegen Kobane (Kurden), Kontrolle über ein Drittel des Landes.
08/14: IS erobert Provinz Raqqa.
09/14: Kampf um Kobane, Luftangriffe der US-Koalition. 500 Millionen Dollar für Rebellen.
10/14: Joe Biden: „our allies our largest problem“.

2015
01/15: Kobane bleibt gerettet. US-Report: Al-Qaida auch zum Sturz Gaddafis unterstützt.
03/15: Saudi-Arabiens neuer König will massive Waffenhilfe. US-Waffenabwürfe über IS-Gebiet.
04/15: Al-Nusra erobert letzten Grenzübergang zu Jordanien.
05/15: IS erobert Palmyra und beherrscht über die Hälfte Syriens.
07/15: Erdogan erklärt Friedensprozess mit Kurden für gescheitert.
09/15: Französische und russische Luftangriffe.
10/15: Ghouta-Giftgas mit türkischer Hilfe? Syrien-Gipfel in Wien. Katar will russische Bomben.
11/15: Obama weiter gegen Assad. Gabbard: dieselben Fehler wie in Irak und Libyen.
12/12: Türkei und Sarin: Hochverratsprozess gegen Erdem.

2016
01/16: Erfolge der syrischen Armee mit russischer Hilfe.
02/16: Vormarsch auf Aleppo.
03/16: Waffenruhe. Rückeroberung von Palmyra.
04/16: Neue Kämpfe um Aleppo.
05/16: Scheitern der Genfer Gespräche.
06/16: Russland und USA koordinieren sich gegen IS.

II. Detaillierte Chronik

Vorgeschichte: Die USA und der extreme Islam


50er/60er Die USA unterstützen den Islamismus gegen den Kommunismus, u.a. die radikalen Muslimbrüder und deren Aktivisten Said Ramadan [o o].

1980 Die USA verführen Russland durch geheime Unterstützung der Mujaheddin zum Einmarsch in Afghanistan [o]. Schon dieser Kampf wurde dann von den Saudis finanziert, ebenso großteils der Contra-Krieg in Nicaragua [o]. 

In der Folge gab es auch enge Kontakte zwischen CIA-Günstling Hekmatyar und Osama Bin Laden, dessen Al-Qaida-Vorläuferorganisation auch vom pakistanischen Geheimdienst ISI (zugleich Hauptpartner der CIA-Unterstützung für die Mujaheddin) unterstützt wurde [o].

1991 sagt US-Außenminister Paul Wolfowitz gegenüber General Wesley Clark: „We learned that we can intervene militarily in the [Middle East] region with impunity and the Soviets won’t do a thing to stop us…. [W]e’ve got about five to ten years to take out these old Soviet ‘surrogate’ regimes - Iraq, Syria, and the rest - before the next superpower [China] comes along to challenge us in the region.” [Clark, Don’t Wait for the Next War, New York 2014, pp. 37-40]. [o o]. 

2000


31.12. E-Mail Hillary Clinton: The best way to help Israel deal with Iran's growing nuclear capability is to help the people of Syria overthrow the regime of Bashar Assad. [...] It is the strategic relationship between Iran and the regime of Bashar Assad in Syria that makes it possible for Iran to undermine Israel's security [...] through its proxies in Lebanon, like Hezbollah, that are sustained, armed and trained by Iran via Syria. The end of the Assad regime would end this dangerous alliance.“ [o].

2001


ca. Nov. ► US-General Wesley Clark erfährt von einem Memo des Verteidigungsministeriums, wonach innerhalb von fünf Jahren nacheinander die Regime von Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und Iran gestürzt werden sollen (Zitat eines anderen Generals, dem das Memo vorlag: "we’re going to take out seven countries in five years, starting with Iraq, and then Syria, Lebanon, Libya, Somalia, Sudan and, finishing off, Iran.“ [o o].

2003


Während Syrien etwa eine Million Flüchtlinge aus dem Irak-Krieg aufnimmt, werfen die USA der Regierung vor, nicht genug gegen irakische Terroristen auf eigenem Territorium zu unternehmen [o]

2004


02.09. Der UN-Sicherheitsrat fordert mit Resolution 1559 den Rückzug aller ausländischen Truppen aus dem Libanon und die Entwaffnung und Auflösung aller im Libanon aktiven Milizen. Die syrische Armee bleibt dennoch im Land [o].

2005


14.02. Libanons Ex-Premier Rafiq al-Hariri wird durch ein Attentat getötet. Dies löst die „Zedernrevolution“ aus [o].

15.02. Die USA ziehen ihren Botschafter aus Syrien ab (bis 2010) [o o].

16.02. Die Washington Post schreibt: „The despicable murder of Mr. Hariri benefits no one outside the rogue regime in Damascus – and the world should respond accordingly.“ [o].

28.02. CRS-Report for Congress: Syria: Political Conditions and Relations with the United States after the Iraq War.: Since the rise of political Islam as an opposition vehicle in the Middle East decades ago, culminating in the 1979 overthrow of the Shah of Iran, U.S. policymakers have been concerned that secular Arab dictatorships like Syria would face rising opposition from Islamist groups seeking their overthrow. [o].

27.04. Die syrischen Truppen ziehen sich im Zuge der Zedernrevolution vollständig aus dem Libanon zurück [o]. 

2006


12.09. Syrische Sicherheitskräfte vereiteln einen Anschlag auf die US-Botschaft in Damaskus [o].

Nov.: Wayne White, Nahost-Experte im US-Außenministerium, warnt vor einem Regime-Wechsel in Syrien: „If Assad fell, the most likely alternative [...] would be a regime that would have a significant Sunni Islamic militant strain.“ [o].

13.12. ► William Roebuck, Political Counselor der US-Botschaft in Damaskus, listet in einem Dokument [o] „Schwachstellen“ der Regierung Assad und Möglichkeiten der Destabilisierung auf und empfiehlt Washington, in Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien und Ägypten die religiösen Spannungen anzuheizen [o o o]. Wörtlich heißt es unter anderem: „Play on Sunni fears of Iranian influence“ und „Encourage rumors and signals of external plotting“, increasing „the possibility of a self-defeating over-reaction“ [o].

2006 finanzierte die US-Botschaft Dissidenten, die als unabhängige Parlamentskandidaten antraten, mit fünf Millionen Dollar [o].

2008


28.06. Vietnam-Veteran und US-Senator Chuck Hagel in Bezug auf den Nahen Osten: „Ich bin für bedingungslose, direkte Verhandlungen. Wir stecken in einer strategischen Sackgasse im Nahen Osten, und das ist unsere eigene Schuld. In den vergangenen sieben Jahren ist die Situation im Nahen Osten schlimmer geworden, ganz egal von welcher Warte aus man es betrachtet. Unsere Politik ist fehlgeschlagen. Wenn wir so weitermachen, wird der gesamte Nahe Osten in Flammen stehen.“ [o o]. 

2009


20.01. Barack Obama wird US-Präsident.

30.12. Außenministerin Hillary Clinton schickt eine Depesche an die US-Botschafter in Saudi-Arabien, Katar, VAE, Kuwait und Pakistan, um die Finanzierung des Terrorismus einzudämmen. Darin heißt es: “Donors in Saudi Arabia constitute the most significant source of funding to Sunni terrorist groups worldwide.” “Qatar’s overall level of CT [Counter Terrorist] cooperation with the U.S. is considered the worst in the region. Al-Qaida, the Taliban [...] and other terrorist groups exploit Qatar as a fundraising locale. [...] However, given the current focus of U.S. engagement with the GOQ [Government of Qatar] on terror finance related to Hamas, it would be counter-productive for Embassy Doha to engage the GOQ at this time on disrupting financial support of terrorist groups operating in Afghanistan and Pakistan.” “Al-Qa’ida and other groups continue to exploit Kuwait both as a source of funds and as a key transit point.” [o o]. 

2010


Jan.: Robert Ford wird seit 2005 erster US-Botschafter in Damaskus [o].

Jan.: Die Türkei schlägt den USA vor Iraks Ministerpräsident Nuri al-Maliki von der Macht zu trennen, weil er „dem Iran zu nahe steht“. Ex-US-Außenminister Henry Kissinger soll laut Wikileaks nach einem Treffen mit Erdogan gesagt haben, dieser wolle Führer der islamischen Welt werden [o].

Frühjahr: Frederic Hof, US-Berater „für einen Übergang in Syrien“, versucht, die Grundlagen für einen Friedensvertrag zwischen Syrien und Israel zu legen und so die Verbindung zwischen Iran und der Hizbollah im Libanon zu trennen. Sein Freund Rich Higgins, ein UN-Peacekeeper, wurde 1988 von der Hizbollah entführt, gefoltert und später ermordet [o o]. 

01.04. US-Außenminister Kerry: „Syria is an essential player in bringing peace and stability to the region.“ [o]. 

2011


Februar 2011

31.01. Angesichts der Situation in Libyen und Tunesien spricht Assad in einem Interview mit dem Wall Street Journal die Notwendigkeit von Reformen an [*].

04.02. Oppositionelle rufen zu Protesten an einem „Tag des Zorns“ auf [*]. Die Resonanz bleibt weitgehend aus [o].

Ende: Assad versichert Hof, er werde alle anti-israelischen Beziehungen mit Iran, Hizbollah und Hamas abbrechen, wenn die 1967 im Krieg verlorenen Gebiete (insb. die Golanhöhen) zurückgegeben werden. Netanjahu war interessiert, aber Mitte April gab es für den Vertrag, der für Mai bevorstand, keine Hoffnung mehr [o]. Israel wollte den Abzug im Verlauf einiger Jahre zusichern [o vgl. o]. – Schon 1995-2000 wurde über Bill Clinton um einen israelisch-syrischen Frieden verhandelt, der letztlich an einem Rückzieher von Premier Ehud Barack scheiterte. Auch später verweigerte immer Israel neue Verhandlungen [o].

März 2011

06.03. In Darʿā sprühen 15 Teenager Graffiti, die sie von Nordafrika übernahmen ('the people want the regeime to fall'), und werden inhaftiert und gefoltert [o]. [Weiteres hier o o]. 

15./16.03. In Damaskus demonstrieren Dutzende für die Freilassung inhaftierter Menschenrechtsaktivisten und für den Beginn von Reformen. Die Demonstrationen werden gewaltsam aufgelöst, mehrere Beteiligte festgenommen [o * *]

17.03. In Darʿā protestieren Väter gegen die Festnahme ihrer Söhne, mehrere Menschen werden erschossen [D-304]. Besonders Assad-Cousin Rami Machluf, Symbolfigur der Korruption in Syrien, steht im Zentrum der Kritik [*] Die al-Omari-Moschee dient als Organisationsbasis für Demonstrationen [*]. 

18./19.03. Mehrere tausend Menschen demonstrieren in Dara'a und Homs, Hunderte in Banias und Damaskus. In Dara'a werden 5-6 Menschen erschossen, darunter Wissam Ayyash and Mahmoud al-Jawabra [o], bei dem Begräbnis am Folgetag gibt es 1-6 Tote und Verletzte [o o]. Die Protestierenden übergeben eine Liste mit Forderungen bis zum 25. März, der ansonsten landesweit ein 'Freitag der Märtyrer' wird. Dazu gehören Aufhebung der Notstandsgesetze und Freilassung aller politischen Gefangenen [o]. 

20.03. Assad sendet eine hochrangige Kondolenz-Delegation zu den Familien der Toten [o]. – Protestierende setzen in Dara'a u.a. das Hauptquartier der Baath-Partei und öffentliche Gebäude und Filialen des Mobilfunkbetreibers SyriaTel (im Besitz von Rami Machluf) in Brand [o *]. Vier Demonstranten und sieben Polizisten werden getötet [o].

21.03. Der Gouverneur wird entlassen, die 15 Teenager freigelassen. Truppen werden nach Dara'a geschickt [o].

22.03. Über 1000 Demonstranten bilden eine Menschenkette zum Schutz der al-Omari-Moschee [*]. Die Regierung will die Proteste mit islamistischen Gruppen (Jund as-Sham, Fatah al-Islam) in Zusammenhang bringen. Die Regierungszeitung Teshreen daily zitiert Daraas Sheik Ahmad al-Sayasina: "There were elements from outside Dara'a determined to burn and destroy public property" [o]. 

23.03. Sicherheitskräfte stürmen die Moschee unter Einsatz von Tränengas und Heckenschützen [*]. Nach Krankenhausangaben sterben 25-37[*] Menschen [*]. Die Regierung nennt sechs Tote und zeigt Bilder von Waffenfunden [*] Oppositionsvertreter nennen über 100 Tote [o *]. Im April 2012 bestätigt der saudische Ex-Militär Anwar Al-Eshki, jetzt Präsident des 'Center for Strategic studies' [o] in Jeddah, auf BBC Arabic dass die Protestler dort Waffen lagerten [o].

25.03. Assad kündigt im Fernsehen die Freilassung aller festgenommenen Demonstranten an [*]. Bei einem Protestmarsch Tausender in/auf Dara'a werden erneut 15-20 Menschen erschossen [o o]. Demonstranten verbrennen Plakate Assads und stürzen die Statue von Hafiz Assad [o o]. – In Homs wird der Armee-Wachmann Ali Suleiman ermordet, die Armee reagiert hart [D-280].

26.03. Die Regierung kündigt die Aufhebung des seit 1963 geltenden Notstandsgesetzes und Ausnahmezustandes an [*].

27.03. US-Außenministerin Clinton verneint Parallelen zu Libyen und verteidigt Assad: „Many of the members of Congress of both parties who have gone to Syria in recent months have said they believe he’s a reformer.” [o]. 

29.03. Premierminister Muhammad Nadschi al-Utri und sein Kabinett treten zurück [*]. Sechs Millionen Menschen demonstrieren landesweit für Assad [o].

30.03. Assad bezeichnet die Proteste als 'foreign plot' [o].

April 2011

Es kommt u.a. im Rahmen der Freitagsgebete zu weiteren Protesten mit mehreren 1000 Teilnehmern u.a. in Darʿā, Qamischli, und Homs. Verhaftete berichten, sie seien von Sicherheitskräften geschlagen, gedemütigt und als Verräter bezeichnet worden [*].

Nach Protesten der Kurden in Nordsyrien wird allen syrischen Kurden die Staatsbürgerschaft zugesagt [*].

08.04. In Darʿā ziehen von drei Moscheen mehrere zehntausend Menschen zu einem Gerichtsgebäude. Demonstranten sollen das Feuer eröffnet haben, 19 Sicherheitsbeamte sollen erschossen worden sein [* * *] bzw. 25 Protestierende [o]. In Latakia werden Demonstranten von Sicherheitskräften beschossen [*].

15.04. In Damaskus demonstrieren erneut mehrere zehntausend Menschen, viele fordern auch ein Ende der Assad-Regierung [*].

17.04. Die Washington Post berichtet über US-Finanzierung des Exil-Oppositionsnetzwerks "Movement for Justice and Development" (Sitz in London) mit 6 Millionen Dollar seit 2006. Ihre Leiter sind ehemalige Mitglieder der Muslimbruderschaft. Das Geld lief über ein Programm des Außenministeriums namens Middle East Partnership Initiative (MEPI) und über die NGO Democracy Council mit Sitz in Los Angeles. In engem Bezug zum MJD steht der Fernsehsender Barada TV [o].

21.04. Assad hebt den seit 48 Jahren geltenden Ausnahmezustand auf. Auch die berüchtigten Staatssicherheitsgerichte sollen aufgelöst werden [*].

22.04. Bei den bisher größten Demonstrationen werden u.a. in Damaskus, Homs, Darʿā, Moadamia und Asraa 75-100 Menschen getötet, die staatliche Nachrichtenagentur SANA spricht von 10 Toten [* *]. In der Folgezeit wird Homs abgeriegelt.

24.04. Mehrere 1000 Sicherheitskräfte greifen mit Unterstützung von Panzern Darʿā an und führen Razzien durch. Ein Armee-Sprecher erklärt, Bürger hätten die Armee zum Eingreifen aufgerufen, um Angriffe durch extremistische terroristische Gruppen zu beenden [* o]. Auch der Damaskus-Vorort Duma wird durch Panzer und 2000 Sicherheitskräfte abgeriegelt. 200 aus der Gegend von Darʿā stammende Mitglieder der Baath-Partei treten aus Protest aus [* *]. 

29.04. US-Präsident Obama setzt Sanktionen gegen syrische Regierungsmitglieder in Kraft [* *] Bis Monatsende sterben etwa 500 Demonstranten [*].

Mai 2011

02.05. In Darʿā werden 499 Menschen verhaftet und zehn getötet. Die Verhafteten werden mit verbundenen Händen und Augen abgeführt, angeblich auf der Suche nach terroristischen Gruppen. Eine Demonstration von Frauen  in Damaskus zur Unterstützung Darʿās wird gewaltsam aufgelöst [*].

03.05. Ein Sprecher des US-Außenminsteriums bezeichnet die Situation in Darʿā als barbarisch und als kollektive Bestrafung unschuldiger Zivilisten [*].

04.05. Nach weiteren Demonstrationen in vielen Städten werden mindestens rund 3.000 Menschen verhaftet [*].

07.05. Menschenrechtsaktivisten berichteten von Panzern in Homs und Banias, dort werden drei Demonstrantinnen erschossen [*].

08.05. Einer von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon unterstützten humanitären Mission wird verboten, Darʿā zu betreten [*].

10.05. Homs und Banias sind von Strom, Wasser und Telefon abgeschnitten, in Banias werden über 250 Menschen verhaftet [*].

13.05. Trotz Anweisung der Regierung, nicht auf Demonstranten zu schießen, gibt es in Homs drei Tote [*].

14.05. In Homs nehmen 8000 Menschen an einer Trauerfeier für einen Toten teil und fordern ein Ende der Belagerung von Homs, Banias und Darʿā. Laut dem syrischen Informationsminister werde die Belagerung von Banias beendet, die von Darʿā sei bereits aufgehoben [*].

20.05. Bei Demonstrationen u.a. in Homs, Damaskus, bei Darʿā, Banias, Latakia und Amouda sterben 30 Menschen [* *].

24.05. Die verstümmelte Leiche des 13-jährigen Hamza al-Chatib wird seiner Familie übergeben. Er verschwand am 29.04. bei Darʿā und wurde von Sicherheitskräften gefoltert und getötet – und wird zu einer Symbolfigur des Aufstandes [*]. Er wurde nach Protesten nach Inhaftierung einer Schulklasse erschossen gefunden, Assad kondolierte [D-160].

28.05. Iranische Spezialeinheiten beginnen, die Regierung zu unterstützen. Die Überwachung von Twitter und Facebook führte vermutlich zur Verhaftung hunderter Syrer in den letzten Wochen [*]

29.05. Sicherheitskräfte greifen mit Unterstützung von Panzern und Hubschraubern Rastan und Talbisa bei Homs an, laut Aktivisten gibt es fünf Tote [*]

Ende Mai: Todenhöfer reist nach Syrien. In Damaskus gibt es nur in Vororten heftige Demonstrationen. Al-Dschasira versucht, die Stimmung anzuheizen [D-159]. Bei Rückkehr Hohn der Öffentlichkeit, in Damaskus könne niemand spazierengehen [D-173]. Allein von Mai bis August sterben 400 Polizisten und Soldaten, Scharfschützen-Provokateure schießen auf beide Seiten [D-305]. Schon früh seien Waffen aus Katar, Saudi-Arabien und der Türkei ins Land geschmuggelt worden [D-171].

Juni 2011

01.06. Human Rights Watch spricht von systematischem Töten und Foltern in Darʿā [*]. Australiens Außenminister Kevin Rudd fordert, Assad vor einem UN-Gericht anzuklagen [*].

03.06. In Hama werden bei einer Demonstration von 50.000 Menschen 53-100 Menschen erschossen. In Rastan wird mit schweren Waffen gegen Demonstranten vorgegangen, Heckenschützen sollen wahllos auf Menschen geschossen haben. Laut UNICEF sind unter bisher mindestens 1100 Todesopfern 30 Kinder [*].

06.06. In Dschisr asch-Schughur (20 km von Türkei entfernt) sollen 120 Soldaten von bewaffneten Gruppen erschossen worden sein, deren Existenz Augenzeugen verneinen [*].

09.06. Todenhöfer: Die Kirschen aus Daraa. Expedition in ein abgeriegeltes Land: Syrien wirkt friedlicher, als man denkt. (Zeit.de).

12.06. Armee-Offensive in Dschisr asch-Schughur [*].

13.06. Das Staatsfernsehen berichtet von schweren Kämpfen in Dschisr asch-Schughur. Bewohner berichten bezüglich der 120 Toten, es sei nach Befehlsverweigerungen zu Kämpfen zwischen Einheiten der Sicherheitskräfte gekommen. 10.000 Menschen waren in die Türkei geflüchtet, Hunderte befinden sich an der Grenze. Die US-Regierung bezeichnet die Situation der Flüchtlinge als humanitäre Krise [*].

17.06. Soldaten rücken in die nordsyrische Stadt Maarat al-Numan ein [*].

20.06. Assad hält der Universität Damaskus eine dritte Rede. Er kündigt Dialoge über die Zukunft des Landes sowie die Möglichkeit von Verfassungsreformen an. Eine politische Lösung sei jedoch nicht möglich, solange Menschen Gewalt anwenden würden. 64.000 „Saboteure“ und „Gesetzlose“ nähmen an den Protesten teil [*].

24.06. Die syrische Armee geht gegen Dörfer an der türkischen Grenze vor, in denen sich Flüchtlinge aufhalten. Ein EU-Resolutionsentwurf verurteilt das Vorgehen gegen die eigene Bevölkerung und fordert eine Resolution des UN-Sicherheitsrates [*]

25.06. Über 1000 Menschen flüchten aus dem Grenzgebiet in den Libanon, wo Syrien jedoch Einfluss hat [*].

27.06. In Damaskus treffen sich 160 Oppositionelle, von der Regierung erlaubt. Die staatliche Nachrichtenagentur kündigt einen Dialog für den 10. Juli an [*].

30.06. Die Armee hindert an der türkischen Grenze Menschen an der Flucht und tötet um Dschabal az-Zawiya 19 Menschen [* *].

Juli 2011

01.07. In Hama demonstrieren 400.000 Menschen, landesweit laut Aktivisten drei Millionen, 28 Zivilisten sterben [*]. Die Demonstrationen waren in Facebook unter das Motto „Geh weg!“ gestellt worden. In einigen Städten fanden auch Pro-Regierungs-Demonstrationen statt [*].

08.07. In Hama demonstrieren laut Aktivisten über 500.000 Menschen und sprechen sich gegen den nationalen Dialog aus. Der Botschafter der USA und Frankreichs besuchen Hama und bekunden ihre Solidarität mit den Einwohnern. Vorwürfe der syrischen Regierung, Ford sei ohne Erlaubnis in die Stadt gekommen, wies die US-amerikanische Regierung zurück [*].

09.07. "Alle Waffen müssen von den Straßen verschwinden". Gespräch mit Dschihad As-Saad Mohamad (Karin Leukefeld, jW) [o].

10.07. Auf dem angekündigten „Nationalen Dialog“ kündigt Vizepräsident Faruq al-Schara die Einführung eines Mehrparteiensystems an [*].

11.07. Regierungsanhänger beschädigen die Fensterscheiben der Botschaften der USA und Frankreichs, drei Menschen werden verletzt [*].

15.07. Bei den bisher größten Demonstrationen (u.a. in Damaskus, Hama, und Deir ez-Zor mit 350.000 Teilnehmern) sterben 41 Menschen. Seit Beginn der Proteste wurden 12.000 Personen verhaftet [*].

16.07. In Istanbul berät eine Konferenz Oppositioneller über eine Strategie zum Sturz der Regierung, wonach alle Volksgruppen gleiche Rechte erhalten sollten. Eine zeitgleich geplante Konferenz in Damaskus wurde abgesagt, da in der Nähe syrische Sicherheitskräfte acht Menschen erschossen [*].

18.07. Bei zweitägigen Armee-Operationen in Homs werden 13 Menschen erschossen [*].

22.07. Bei Protesten von mehr als 1,2 Millionen Menschen (vor allem in Hama und Deir ez Zor) sterben elf Menschen. Berichten zufolge gab es auch Kämpfe zwischen desertierten Soldaten und Armeeeinheiten [*].

25.07. Die Regierung billigt einen Gesetzesentwurf, der die Gründung politischer Parteien erlaubt. Oppositionelle lehnten den Entwurf ab, da politische Freiheit nicht gewährleistet sei und Demonstranten verfolgt würden [*].

27.07. Die Armee rückt mit Panzern in Kanaker (30 km von Damaskus) ein. Mindestens 11 Menschen sterben, 300 Menschen werden verhaftet [*].

29.07. Zehntausende demonstrieren unter dem Motto „Euer Schweigen tötet uns“ (gemeint die arabische Welt und der Westen) [* *].

31.07. Einen Tag vor dem Ramadan rücken Sicherheitskräfte mit Panzern in Hama ein, 136 Menschen sterben laut einer Menschenrechtsorganisation. Laut der US-Botschaft in Damaskus waren die Proteste entgegen der Aussagen der Regierung völlig friedlich [* *].

August 2011

01.08. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton bezeichnete die Aktion in Hama als Massaker [*].

02.08. Deutschland beantragt eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates, eine Resolution wird bisher vor allem von Russland und China blockiert [*]. Panzer nehmen erneut einige Bezirke von Hama unter Beschuss [*].

04.08. In Hama sollen mindestens 45 Menschen gestorben und Strom, Wasser, Telekom unterbrochen worden sein [*] Assad lässt per Dekret das neue Parteiengesetz zu [*].

07.08. Auch in Deir ez-Zor soll es 50 Tote gegeben haben. Die Arabische Liga verurteilt ebenfalls die Gewalt gegen Demonstranten [*].

09.08. Die Militäroperation in Deir ez-Zor gehen weiter, die Armee rückt auch in Sarmin und Binnisch im Nordwesten ein. Türkeis Außenminister Ahmet Davutoğlu überbringt Assad die Forderung, die Gewalt einzustellen, was dieser mit deutlichen Worten ablehnt [*].

12.08. Bei Protesten unter dem Motto „Wir werden nicht niederknien“ sterben erneut 19 Menschen. Die staatlichen Medien sprechen von einem Kampf gegen vom Ausland gesteuerte bewaffnete Gruppen [*].

13.08. In der Hafenstadt Latakia sollten gezielt Wohnviertel beschossen worden und 25 Menschen getötet worden sein. Die Regierungen der USA, Saudi-Arabiens und Großbritanniens fordern ein sofortiges Ende des gewaltsamen Vorgehens gegen Zivilisten [*].

18.08. Der Westen fordert Assads Rücktritt. Obama in einer schriftlichen Erklärung: „We have consistently said that President Assad must lead a democratic transition or get out of the way. He has not led. For the sake of the Syrian people, the time has come for President Assad to step aside.“ [o]. Merkel, Sarkozy und Cameron: „Wir rufen ihn auf, sich der Realität der vollständigen Ablehnung seines Regimes durch das syrische Volk zu stellen und im Interesse Syriens und der Einheit seines Volkes den Weg frei zu machen.“ In einem Telefonat mit UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon erklärt Assad die Militäreinsätze gegen Demonstranten für beendet [*].

22.08. Laut UN-Menschenrechtskommissarin Pillay wurden in Syrien bisher 2.200 Menschen getötet, darunter 350 seit Beginn des Ramadan am 01.08. [o].

23.08. Der UN-Menschenrechtsrat beginnt eine Untersuchung der Gewalt [* o]. In Homs und Hama sterben erneut 15 Demonstranten [*].

30.08. Amnesty International veröffentlicht einen Bericht über 88 Menschen, die in Haft gestorben seien [*].

31.08. Der Generalstaatsanwalt des Gouvernements Hama, Adnan Bakkour, erklärt in einem Video seinen Rücktritt und berichtet, Augenzeuge von 70 Hinrichtungen und Hunderten Fällen von Folter gewesen zu sein. 420 Todesopfer seien von Sicherheitskräften und der Shabbiha-Miliz in öffentlichen Parks beerdigt worden, und er sei gezwungen worden, zu sagen, bewaffnete Gruppen seien für die Tötungen verantwortlich. Das Staatsfernsehen berichtet, Bakkour sei von bewaffneten Gruppen entführt worden [*].

September 2011

02.09. In zwei Vororten von Damaskus sowie Homs und Deir ez-Zor gibt es mindestens 18 Tote. Die EU beschließt bei einem Außenminister-Treffen in Polen ein Öl-Importverbot [*].

06.11. David Petraeus wird neuer CIA-Direktor [o].

07.09. In Homs sterben bei einer Militäroperation laut Aktivisten mindestens 17 Menschen [*]. Laut Human Rights Watch wurden aus einem Krankenhaus 18 Patienten entführt und Ärzte geschlagen [*].

09.09. Bei Demonstrationen unter dem Motto „Freitag für internationalen Schutz“ u.a. in Homs, Hama, Deir ez-Zor und Qamischli sterben fünf Menschen. Eine Delegation der Opposition trifft in Russland ein hochrangiges Parlamentsmitglied [*].

10.09. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil Elaraby, trifft Assad und sagt, es sei eine Übereinstimmung über Reformschritte erzielt worden  und er habe Assad zu einem Zeitplan gedrängt [*].

12.09. Drei alawitische Geistliche aus Homs kritisieren die (größtenteils alawitische) Regierung, verurteilen die Gewalt und verneinen Berichte über Auseinandersetzungen zwischen den Religionsgruppen und Entführungen und Tötungen von Alawiten [*].

15.09. In Istanbul wählen Oppositionelle einen Syrischen Nationalrat aus 140 Mitgliedern, die Hälfte davon in Syrien lebend. Er soll helfen, die Regierung zu stürzen, und danach eine Übergangsregierung bilden. Ban Ki-moon ruft Assad nachdrücklich zu einem Ende der Gewalt auf [*].

16.09. Bei Demonstrationen in Hama, Homs und Darʿā werden laut Aktivisten mindestens 44 Menschen erschossen [*].

23.09. Bei Protesten in Homs (50.000) Hama, Deir ez-Zor und Vororten von Damaskus sterben laut Aktivisten mindestens 12 Menschen. Amnesty International berichtete über eine im Gefängnis gefolterte und gestorbene 18-jährige Frau [*].

25.09. Türkeis Ministerpräsident Erdogan kündigt eine gemeinsame Offensive mit iranischen Streitkräften gegen kurdische Rebellen im Nordirak an [o].

30.09. Bei Demonstrationen mit jeweils Tausenden Teilnehmern in vielen Orten sterben laut Aktivisten mindestens 30 Menschen. In Damaskus und al-Rastan bei Homs kam es zu Zusammenstößen desertierter Soldaten mit loyalen Sicherheitskräften. Ein Aktivist berichtet von mittlerweile 10.000 Mitgliedern der „Freien Syrischen Armee“ [*].

Oktober 2011

02.10. Regierungstruppen bringen al-Rastan unter ihre Kontrolle [*].

03.10. Im Nordwesten und Süden Syriens kommt es erneut zu Zusammenstößen zwischen desertierten Soldaten und regierungstreuen Einheiten. Amnesty International dokumentiert 30 Fälle von Auslands-Syrern, die wegen ihrer Aktivitäten bedroht wurden, woran auch Mitarbeiter syrischer Botschaften beteiligt gewesen sein sollen [*].

12.10. Im Zentrum von Damaskus demonstrieren Zehntausende für die Regierung und wenden sich gegen eine Einmischung aus dem Ausland und dankten Russland und China für ihr Veto gegen eine Resolution im UN-Sicherheitsrat [* *].

14.10. Die vom UN-Menschenrechtsrat bestätigte Anzahl Getöteter seit Beginn der Proteste erreicht 3000 [*].

15.10. Assad setzt ein Komitee für eine neue Verfassung innerhalb von vier Monaten ein [*].

20.10. In Libyen wird Gaddafi auf der Flucht misshandelt und getötet [o].

24.10. US-Botschafter Robert Ford wird abberufen, weil seine Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist [o]. Er setzte sich für die Proteste ein [o].

28.10. Landesweit wird von 40 Toten durch Kämpfe und Einsätze gegen Demonstranten berichtet. Die Arabische Liga fordert erneut ein Ende der Gewaltanwendung [*].

30.10. Assad warnt in einem Interview mit dem Sunday Telegraph den Westen vor einem Eingreifen. Dieses würde ähnlich wie in Afghanistan auch die Nachbarländer destabilisieren. Die Sicherheitskräfte hätten anfangs viele Fehler begangen, würden nun aber nur noch gegen Terroristen vorgehen [*]

Ende Oktober: reist Todenhöfer mit Selbstzweifel nochmals nach Syrien [D-175]. Zwei Millionen demonstrieren für Assad [D-178]. Homs ist nicht total abgeriegelt, nur 50% stehen hinter den Rebellen [D-183]. Die Rebellen töten auch Zivilisten, vor allem Alawiten, auch Christen [D-186]. Treffen mit der 21-jährigen PR-Beraterin Scheherazad Jaafari, deren Vater in New York UN-Botschafter Syriens war [D-189]. Besuch eines Geheimdienstgefängnisses [D-191]. Treffen mit dem Arzt Al-Khayyer, der 14 Jahre im Gefängnis saß und dennoch Frieden nur mit Assad sieht [D-193].

November 2011

02.11. Trotz einer Vereinbarung mit der Arabischen Liga (Ende der Gewalt, Abzug der Armee, Freilassung politischer Gefangener, Überwachung durch Menschenrechtsgruppen) sterben erneut Demonstranten. Laut Aktivisten wurden Teile von Homs mit Artillerie beschossen, in zwei Tagen wurden über 100 Tote in ein Krankenhaus gebracht [* *].

07.11. Der Syrische Nationalrat nennt die Situation in Teilen von Homs katastrophal, Lebensmittel würden knapp, Elektrizität und Wasser seien unterbrochen, Scharfschützen würden die Versorgung von Verwundeten behindern [*].

08.11. In Homs gab es laut der Opposition erneut Beschuss und Hausdurchsuchungen. Frankreichs Außenminister Alain Juppé bezeichnet die Initiative der Arabischen Liga als gescheitert und bringt die Anerkennung des Syrischen Nationalrats ins Gespräch [*].

12.11. Die Arabische Liga suspendiert die Mitgliedschaft Syriens [*].

13.11. Landesweit demonstrieren Millionen für Assad [o]. Todenhöfer spricht mit Assad und drängt ihn, sich an die Spitze der Demokratiebewegung zu stellen [D-197]. Assad kündigt Aufhebung des Baath-Monopols und Wahlen an [D-198]. Doppelmoral der arabischen Welt und des Westens [D-199]. Besuch beim Großmufti Hassoun, der als Sunnit den überwiegend sunnitischen Aufstand kritisiert, sogar den Mördern seines Sohnes vergeben hat. Zusammen mit dem christlichen Patriarchen mehrfach deutsche Abgeordnete angeschrieben, nach Syrien zu kommen [D-205]. Ein Rebellenfreund gibt zu, die ,humanitäre Katastrophe von Homs’ in die Welt gesetzt zu haben [D-206]. Immer wieder kommen wenige Hundert Menschen in die Medien [D-208]. Tote werden frei erfunden [D-210]. Rebellen ermorden Alawiten und schieben es Assad in die Schuhe, mindestens die Hälfte der internationalen Berichte ist falsch [D-212].

14.11. Jordaniens König Abdullah legt gegenüber BBC Assad den Rücktritt nahe [o].

15.11. Türkeis Premier Erdogan an Assad: „No regime can survive by killing or jailing.“ [o].

16.11. Deserteure greifen mit Panzerabwehrraketen das Gebäude des Luftwaffengeheimdienstes in Harasta an, sechs Soldaten werden getötet [*].

19.11. ► Philip Giraldi, Ex-CIA-Offizier und Direktor des Council for the National Interest, schreibt, dass nicht markierte NATO-Flieger libysche Waffen zur türkischen Militärbasis Iskenderum liefern. Hier wird auch die FSA von französischen und britischen Spezialkräften trainiert. Nur wenige Überläufer zur FSA wurden unabhängig bestätigt [o].

25.11. Bei erneuten Protesten sterben vor allem in der Provinz Homs 26 Menschen [*].

27.11. Todenhöfer: Syrien - Reise durch ein zerrissenes Land (Weltspiegel, ARD/SWR).

29.11. Die UN-Untersuchungskommission veröffentlicht einen 22-seitigen Bericht [o o]. Zu den befragten Zeugen gehören Überläufer, die zur Niederschlagung von Protesten eingesetzt waren. Einer berichtet über ein Massaker unter friedlichen Demonstranten in Telbisa im Mai: „Die Demonstranten forderten Freiheit. Sie trugen Olivenzweige und marschierten mit ihren Kindern. Wir hatten Befehl, die Menge aufzulösen oder jeden zu eliminieren, auch Kinder.“ [o].

Dezember 2011

07.12. Interview Assads mit Barbara Walters (ABC). „The problem with the West in general, especially the United States, they don't have vision about, at least my region, I wouldn't talk about the rest of the world, failing in Iraq, failing in Afghanistan, failing in fighting terrorism. [...] Well, you spent trillions, where you could spend few hundred of millions, and get the terrorists out.“ [o].

10.12. In zwei Tagen starben laut Aktivisten erneut 61 Menschen. Oppositionsgruppen rufen zu einem Generalstreik auf [*].

13.12. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, spricht von über 5000 ermordeten Zivilisten, eine „gewaltige Anzahl“ werde in Lagern gefoltert und vergewaltigt [*]. 

16.12. Russland und China sind bereit, im UN-Sicherheitsrat eine Resolution zu unterstützen, jedoch ohne Sanktionen [*].

22.12. Die ersten Mitglieder der Beobachtermission der Arabischen Liga treffen in Damaskus ein [*].

23.12. An zwei Standorten syrischer Sicherheitskräfte in Damaskus explodieren zwei Bomben, staatliche Medien nennen 44 Tote und machen al-Qaida verantwortlich, oppositionelle Gruppen sprechen von einer Inszenierung [*].

27.12. Die Beobachtermission besucht Homs, zuvor wurden Panzer abgezogen; Tränengas und scharfe Schüsse werden eingesetzt, als sich zehntausende Demonstranten versammeln wollten. Missions-Leiter Al-Dabi (Sudan) nennt die Situation insgesamt „beruhigend“. Das Staatsfernsehen berichtete von der Freilassung von 755 Menschen [*].

30.12. Landesweit demonstrieren 500.000 Menschen gegen die Regierung, die Hälfte davon in der Region Idlib. Laut Aktivisten starben 32 Menschen [*].

2012


Januar 2012

03.01. Aufruf „Kriegsvorbereitungen stoppen! Embargos beenden! Solidarität mit den Völkern Irans und Syriens!“ [o]

14.01. Ein Leitartikel diffamiert sechs Bundestagsabgeordnete, die den Aufruf unterzeichnet haben, als Linke, „ die sich dem Massenmörder Assad und dem Terrorregime in Teheran verbunden fühlen“ [o]. Die USA haben ebenso Menschen in Guantanamo, im Irak und anderswo gefoltert und in über 11.000 rendition flights zur Folterung nach Syrien, Libyen etc. geflogen [o]. Norman Paech erwidert zwei Tage später [o].

23.01. Todenhöfer schickt Scheherazad einen 6-Punkte-Friedensplan, sieben Wochen vor Kofi Annans Plan [D-227].

Ende:  Die Arabische Liga unterbricht ihre Beobachtermission, Mitglieder geben unterschiedliche Einschätzungen [*].

Wenige Tage zuvor kam es landesweit zu Massendemonstrationen für Assad, die den Plan der Liga ablehnten, Befugnisse Assads an Vizepräsident Faruk al-Scharaa zu übergeben [*]. Auch Iraks Premier Nuri al-Maliki fürchtete, ein Sturz Assads werde in einem unversöhnlichen Kampf münden [*].

Anf. d.J.: ► CIA-Chef David Petraeus organisiert mit Hilfe des britischen MI6 die geheime Bewaffnung der Rebellen mit libyschen Waffen, finanziert von Türkei, Saudi-Arabien und Katar. Der Zeitpunkt des geheimen Abkommens geht aus einem nicht-öffentlichen Anhang zum Untersuchungsreport der Benghasi-Anschläge von 09/2012 hervor. Das dortige US-Konsulat diente von Anfang an nur der Deckung von Waffenbewegungen [o o].

Februar 2012

03.02. Nach schweren Kämpfen in Homs erklärt US-Präsident Obama, die Regierung habe hunderte Zivilisten ermordet. Tatsächlich gab es 35 Tote, nachdem nach Sprengung von vier Militärfahrzeugen entsprechende Wohngebiete beschossen wurden [D-214f].

04.02. Eine Resolution des UN-Sicherheitsrat scheitert trotz Abschwächung am Veto Russlands und Chinas [*]. – Sarkozy plant die Einrichtung einer Syrien-Kontakgruppe mit anderen Ländern [o]. – Die syrische Armee bombardiert Homs, wobei 55-200 Menschen sterben [*]. Die Bombardierung wird kontinuierlich fortgesetzt [*]. 

05.02. US-Außenministerin Clinton ruft in Sofia zu einer Einigung der „Freunde Syriens“ auf, um die Opposition zu stützen und Assad zum Rücktritt zu zwingen [o].

12.02. Der Leiter der AL-Beobachtermission, General al-Dabi tritt zurück. In seinen Berichten lobte er die erfolgreiche Mitarbeit der syrischen Behörden und verwiesen darauf, dass bewaffnete Extremisten und Söldner gegen die syrischen Militärs vorgingen [*].

13.02. Nir Rosen im Al-Jazeera-Interview: „The FSA is a name endorsed and signed on to by diverse armed opposition actors throughout the country [...]. [...] While fighters are often portrayed in the media as defectors from the Syrian military, the majority are civilians who have taken up arms. [...] By the end of April, individuals in Homs' Bab Amr and Bab Sbaa neighbourhoods took up arms to defend themselves. [...] Likewise, the first accounts of armed resistance in Idlib, Deraa, Damascus and its suburbs date from late April. [...] Executions of those suspected of spying for the regime take place regularly all throughout Syria, including in Damascus. [...] I have been with insurgents purchasing weapons and seen how they arrange to do so via smugglers from Iraq, Lebanon and Turkey. [...] Sometimes they even purchase them from corrupt officers within the security apparatus. [...] Some Syrian opposition activists and politicians in exile are sending money to people inside. In addition, diaspora Syrians tied to Islamist movements, such as the Muslim Brotherhood, or to conservative clerics in the Gulf, also send money to certain groups.“ [o]. 

15.02. Die Regierung kündigt ein Verfassungsreferendum für den 26. Februar an. Die neue Verfassung solle die Gründung von Parteien vereinfachen [*].

18.02. In Damaskus kommt nach dem Begräbnis eines Toten vom Vortag zu einer der größten Demonstrationen. Durch Schüsse der Sicherheitskräfte stirbt mindestens ein Mensch [*]. Die US-Republikaner John McCain und Lindsey Graham fordern Waffen für die Opposition, damit diese sich verteidigen kann [*].

21.02. Das Rote Kreuz gibt bekannt, dass es sich um eine Feuerpause in Homs bemühe, damit Hilfsgüter gebracht und Verletzte herausgeholt werden können [*].

22.02. In Homs sterben bei einer Bombardierung die französischen Journalisten Rémi Ochlik und Marie Colvin, worauf  Präsident Sarkozy die Assad-Regierung schärfstens verurteilt [*].

24.02. In Tunesien findet das erste Treffen der „Freunde Syriens“, einer internationalen Kontaktgruppe, statt [*]. – UNO und AL haben Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan zum Sondergesandten ernannt, der vermitteln soll [*]. Nothelfer des Roten Kreuzes und Halbmonds erhalten Zugang nach Homs [*]. Die Einsätze werden nach zwei Tagen nach erfolglosen Verhandlungen über einen sicheren Korridor wieder eingestellt [*].

26.02. Das Verfassungsreferendum findet statt [o o]. Die Opposition hatte zum Boykott aufgerufen [*].

27.02. Samar Yazbek: Schrei nach Freiheit. Bericht aus dem Inneren der syrischen Revolution [o].

März 2012

01.03. Die Armee erobert in Homs das Stadtviertel Baba Amr zurück. Die Freie Syrische Armee (FSA) bestätigt ihren Rückzug [*].

06.03. Der stellvertretende Ölminister Abdo Hussameddin sagt sich von der Regierung los [* *].

16.03. Die Mitglieder des Golf-Kooperationsrates schließen ihre Botschaften [*]. Türkeis Präsident Erdoğan fordert türkische Staatsbürger auf, Syrien zu verlassen [*].

21.03. Der UN-Sicherheitsrat einigt sich auf eine gemeinsame Erklärung [*] und mahnt, Kofi Annans Sechs-Punkte-Plan (u.a. Waffenstillstand, Dialog) einzuhalten [*].

22.03. Die syrischen Streitkräfte beschießen weiter mehrere Gegenden [*].

25.03. Syrien akzeptiert den Friedensplan [*].

Ende: Todenhöfer reist nach Syrien, das seit März auch mit schweren Waffen überschwemmt wird [D-306]. Besuch von Krankenhäusern [D-259]. Besuch beim Patriarchen der griechisch-katholischen Kirche Gregorios III. Dieser sagt, Assad sei den USA ein Dorn im Auge, weil er den Iran-Boykott nicht mitmache; inzwischen töten die Rebellen mehr Zivilisten als die staatlichen Sicherheitskräfte [D-264f].

April 2012

01.04. Zweites Treffen der „Freunde Syriens“ in Istanbul [*].

02.04. Die Staaten des Golf-Kooperationsrates (Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, VAE) überweisen 100 Millionen Dollar an die Freie Syrische Armee [*].

10.04. Für diesen Tag hatte Assad angekündigt, die Soldaten aus den Wohngebieten zurückzuziehen [*]. Ban Ki Moon spricht von weiteren Angriffen auf Zivilisten [*] Die Protesthochburgen werden weiterhin angegriffen, weil Assad einen Vertrag zur Entwaffnung der Opposition fordert [*]. Laut Kofi Annan wurde der Waffenstillstand von der Opposition gebrochen [*]. Auch auf türkischem Boden töten syrische Soldaten Flüchtlinge [*]. Die Opposition bezichtigt daraufhin die PKK der Kollaboration [*].

14.04. Der UN-Sicherheitsrat beschließt in Resolution 2042 die Vorbereitung einer Überwachungsmission und die Entsendung eines Vor-Teams von 30 Personen [*].

21.04. Der UN-Sicherheitsrat beschließt in Resolution 2043, die Zahl der Beobachter von 30 auf 300 zu erhöhen, die nach Syrien reisen, wenn Ban Ki Moon die Waffenruhe für stabil genug hält.

28.04. Rebellen landen in Schlauchbooten nahe des Hafens von Latakia [*]. Laut Syrian Human Rights Network wurde versucht, Waffen und Kämpfer nach Syrien zu schmuggeln [*].

29.04. Die libanesische Armee beschlagnahmt auf dem Containerschiff  Lutfullah II drei Container mit teils schweren Waffen aus Libyen, die offenbar für die Rebellen bestimmt waren [* *].

Mai 2012

04.05. Die USA bezeichnen den Annan-Plan als gescheitert, Annan widerspricht [*]. Der Annan-Plan scheitert nicht nur an den Vetos von Russland und China, sondern auch an USA, Türkei und Saudi-Arabien bzw. den kompromisslosen Forderungen nach Assads Rücktritt und der Weigerung, Iran einzubeziehen [o].

05.05. Bei einem Bombenanschlag in Aleppo sterben fünf Menschen [*].

07.05. Bei den Wahlen zum syrischen Parlament treten sieben Parteien an. Die Hälfte der Sitze wurde allerdings für die Wahlgruppe „Abgeordnete der Arbeiter und Bauern“ reserviert, deren Gewerkschaften von der Baath-Partei kontrolliert werden [*].

10.05. Bei zwei Explosionen in Damaskus sterben 70 Menschen [*]. Zu dem Anschlag bekannt sich eine Gruppe namens Dschabhat Al-Nusra li Ahl al-Scham („Unterstützungsfront für das Volk Syriens“), die al-Qaida zugerechnet wird [*].

23.05. Russlands Außenminister Sergei Lawrow spricht von groben Verletzungen des Waffenstillstandes durch die Opposition, während Russland von der Regierung täglich eine strikte Einhaltung fordere [*].

25.05. Massaker von Hula: Nach Schusswechseln beschießen Regierungstruppen das Dorf Hula mit Artillerie [*]. UN-Beobachter bestätigen 116 Tote, darunter 32 Kinder [*]. Die Regierung bestreitet ein Vorgehen der Armee.

27.05. Russische Diplomaten sprechen von Indizien, wonach die Menschen nicht durch Granatbeschuss sondern aus sehr kurzer Entfernung getötet wurden [*]. Auf CNN erklärte ein Sprecher der Freien Syrischen Armee den UNO-Friedensplan für „tot“ und fordert die Kämpfer auf, sich zu „rächen“ [*]. Das Außenministerium gibt Angriffe von Hunderten von Kämpfern mit Granatwerfern, Maschinengewehren und Panzerabwehrraketen an [*].

29.05. Mehrere Staaten, u.a. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und USA weisen den ranghöchsten syrischen Diplomaten aus [*].

Mai: Das FBI beginnt Ermittlungen bezüglich CIA-Direktor Petraeus, seiner Beziehung zu seiner Biografin und geheimen Dokumenten [o].

Juni 2012

03.06. Assad sagt vor dem Parlament, Syrien befinde sich in einem echten Krieg [*]. – Zeugenaussagen regionaler Oppositioneller zum Massaker von Hula entlasten die Regierung. Die Opfer seien fast nur Angehörige der regierungstreuen alawitischen Minderheit [*]. – In den westlichen Medien wird dies verschwiegen (Ausnahme: Rainer Hermann, FAZ [o]).

06.06. Auch zahlreiche westliche Diplomaten werden des Landes verwiesen [*].

07.06. Oppositionsgruppen berichten von einem Massaker im Dörfchen Masraat-al-Kabir, wo 80 Menschen von der regierungstreuen Schabiha-Miliz ermordet worden sein sollen [* *]. Die Regierung machte „Terroristen“ verantwortlich [*], Truppen untersagten UN-Beobachtern jedoch die Weiterfahrt [* *].

10.06. Der britische Außenminister William Hague schließt ein militärisches Eingreifen des Westens nicht mehr völlig aus, die Situation ähnele Bosnien in den 90er Jahren. Israels Vize-Ministerpräsident Schaul Mofas fordert wie in Libyen ein internationales Eingreifen, um die Regierung Assad zu stürzen. Regierungschef Netanjahu wirft Iran und der libanesischen Miliz Hisbollah vor, die syrische Regierung bei ihren Gräueltaten zu unterstützen [*].

16.06. Die UN-Beobachtermission wird aufgrund der anhaltenden Gewalt ausgesetzt [*].

21.06. Die New York Times berichtet über CIA-Waffenlieferungen an syrische Rebellen [o].

Ende: Todenhöfer reist erneut nach Syrien [D-274].

Juli 2012

02.07. Ein Gesetz erklärt jede Klinik, die in oppositions-kontrollierten Gebieten Verletzten Hilfe leistet, für illegal [o o].

03.07. Human Rights Watch berichtet von systematischer Folterung von Gefangenen in 27 Gefängnissen und fordert Sanktionen des UN-Sicherheitsrats [*].

04.07. Todenhöfer interviewt Assad [D-286ff], wenig später von der ARD gesendet [o].

12.07. Im Dorf Tremseh sollen 220 Menschen getötet worden sein, später werden nur 68 namentlich identifiziert [*https://www.youtube.com/watch?v=VbI3f2j_uVo] Unter den Toten befinden sich Dutzende bewaffnete Aufständische [*]. Das Rote Kreuz stuft den Konflikt nun als Bürgerkrieg ein [*].

15.07. Auch in Damaskus kommt es zu Kämpfen zwischen Regierung und der Freien Syrischen Armee. Die Regierung setzt Panzer und Kampfhubschrauber ein [* *].

18.07. Bei einem Anschlag in Damaskus sterben u.a. der syrische Verteidigungsminister Daud Radschha und sein Stellvertreter Assef Schawkat, ein Schwager Assads [*], zwei Tage später auch Geheimdienstchef Hischam al-Ichtiyar [*].

23.07. Sidney Blumenthal schreibt Clinton: „Der Niedergang des Hauses Assad könnte sogar einen religiös motivierter Krieg zwischen den Schiiten und der sunnitischen Mehrheit in der Region entzünden und den Iran mit hineinziehen, was nach Ansicht der israelischen Kommandeure keine schlechte Sache für Israel und seine westlichen Verbündeten wäre." [o o]. 

24.07. Und ihr denkt, es geht um einen Diktator (Hans-Christof Kraus, FAZ.net) [o]

25.07. ► Jared Cohen, Präsident von 'Google Ideas' kündigt in einer vertraulichen E-Mail an drei Spitzenbeamte rund um Außenministerin Clinton ein Programm an, das in Zusammenarbeit mit Al-Jazeera syrische Überläufer auf einer Karte abbildet, um die Rebellen zu ermutigen [o o]. – Gesetz 22 schafft den Counterterrorism Court, vor den im Laufe eines Jahres geschätzt 30-50.000 Menschen gebracht werden [o].

29.07. Im Kampf um Aleppo werden Raketenwerfer, Helikopter und Kampfjets eingesetzt [*].

August 2012

11.08. BND-Präsident Gerhard Schindler: „Es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass die Endphase des Regimes begonnen hat. [...] Der Widerstand wird keineswegs von Islamisten dominiert, sie sind in der Minderheit.“ [o].

12.08. ► Eine geheime DIA-Analyse warnt vor der Möglichkeit einer Salafisten-Enklave in Ostsyrien und bezeichnet Salafisten, Muslimbrüderschaft und Al-Qaida als die treibenden Kräfte des Aufstandes. Unter Punkt 8 heißt es: „If the situation unravels there is the possibility of establishing a declared or undeclared Salafist principality in Eastern Syria (Hasaka and Der Zor), and this is exactly what the supporting powers to the opposition want, in order to isolate the Syrian regime, which is considered the strategic depth of the Shia expansion (Iraq and Iran). [...] ISI could also declare an Islamic State [...].“ [o o o].

Laut Frederic Hof, US-Berater für einen „Übergang in Syrien“ haben er, Hillary Clinton, Secretary of Defense Leon Panetta, CIA-Director David Petraeus und US-Generalstabschef Martin Dempsey bereits 2012 zu einer Bewaffnung der Rebellen geraten [o]. – Clinton bestätigt in ihrem Memoir „Hard Choices“, dass sie im Spätsommer einen entsprechenden Vorschlag von Petraeus unterstützte. Obama jedoch zweifelte daran, dass dies angesichts aller seitens der arabischen Staaten ins Land strömenden Waffen ausreichen würde, Assad zu stürzen. Zudem war Obama auch wegen seiner Opposition gegen den Irakkrieg gewählt worden [o].

12.08. In Aleppo wird laut Human Rights Watch ein Notfallkrankenhaus mehrmals von Kampfflugzeugen mit Luft-Boden-Raketen angegriffen [*].

13.08. Ein Video soll FSA-Rebellen zeigen, die einem Mann die Kehle durchschneiden [*].

15.08. Die OIC (Organisation für islamische Zusammenarbeit, 56 Staaten) beschließt die Suspendierung Syriens [*]. In Azaz bei Aleppo werden durch zwei Fliegerbomben mindestens 60 Zivilisten getötet [*]. – In einer Vorabversion macht die UNHRC-Untersuchungskommission Regierungstruppen und Schabiha-Milizen verantwortlich für einen Großteil der Kriegsverbrechen und groben Menschenrechtsverletzungen, darunter auch das Massaker von Hula [*]. Die UNO bediente sich zur Organisation von Skype-Interviews aber der Rebellen [D-281f].

16.08. Der UN-Sicherheitsrat ordnet das Ende der Beobachtermission UNSMIS an [*].

17.08. Neuer UN-Sondergesandter wird der frühere algerische Außenminister Lakhdar Brahimi [*]. – Rebellen greifen den Militärflugplatz al-Mazzeh westlich von Damaskus an [*]. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk wurden im Ausland über 170.000 Flüchtlinge aus Syrien registriert [*].

19.08. Laut Bild am Sonntag kreuzt ein deutsches Flottendienstboot mit modernster BND-Spionagetechnik vor der syrischen Küste. Erkenntnisse werden an US- und britische Geheimdienste weitergereicht und von dort auch an die FSA [o].

20.08. Obama bezeichnet den Einsatz von Chemiewaffen als rote Linie: „We have been very clear to the Assad regime, but also to other players on the ground, that a red line for us is we start seeing a whole bunch of chemical weapons moving around or being utilized. That would change my calculus.“ [o].

21.08. Es wird bekannt, dass Frankreich Überläufer der syrischen Regierung bezahlt. Laut Times vereinbarten europäische Diplomaten schon im Mai solche „Anreize“ [*].

26.08. Bericht über Massaker von Daraja, einem Vorort von Damaskus. Armeeeinheiten und Milizen hatten am 24.08. die Häuser nach bewaffneten Aufständischen durchsucht, die sich nach eigenen Angaben bereits zurückgezogen hatten [*]. Nach dem Abzug der Regierungstruppen wurden in einer Moschee verbrannte Leichen von 120-300 Männern gefunden [* *].

27.08. Rebellen melden den Abschuss eines Armee-Helikopters über Damaskus [*].

28.08. Die „Stiftung Wissenschaft und Politik“ veröffentlicht „The Day After. Supporting a Democratic Transition in Syria“ [o]. 

30.08. Die FSA meldet den Abschuss eines Kampfflugzeugs östlich von Dahabie in Idlib [*].

31.08. In der Türkei werden sieben Menschen unter dem Vorwurf der Spionage für den Iran verhaftet. Laut der regierungsnahen "Zaman" ergeben die Verhöre, dass seit März 100 Spione ins Land gekommen seien, die auch mit der PKK Kontakt aufgenommen hätten. Während Iran und Türkei bisher gegen Israel und die PKK verbündet waren und der Iran seit 2012 größter Handelspartner ist (v.a. türkisches Gold), geht es inzwischen um den Einfluss in Syrien und in der ganzen Region [o]. 

September 2012

02.09. Die FSA meldet die Eroberung des Hauptquartiers eines Luftabwehrbataillons in Abu Kamal an der Grenze zum Irak [* *]. Russland und China blockieren erneut Sanktionen gegen Assad [*].

11.09. Anschlag auf das US-Generalkonsulat von Benghasi/Libyen durch über 100 schwerbewaffnete Ansar al-Scharia-Anhänger, dabei stirbt Botschafter J. Christopher Stevens [o]. Das Konsulat diente von Anfang an nur der Deckung von Waffenbewegungen [o o].

14.09. Der UN-Sondergesandte Brahimi führt Gespräche mit Oppositionellen und am Folgetag mit Assad und bezeichnet die Krise als Bedrohung für die gesamte Welt [* *]. Längst sind die kämpfenden Rebellen in über 30 verschiedene Gruppen gespalten [o]. Semir Nashar, Mitglied des Executive Committee des Syrischen Nationalrats SNC soll kürzlich versucht haben, Al-Nusra, al-Fatah-Brigade und al-Tavhid-Brigade zu vereinen. Ein SNC-Mitglied sagt, es würden hauptsächlich Tschetschenen, Libyer und einige Afghanen kämpfen [o].

16.09. Laut Spiegel online soll die syrische Armee Ende August mit Unterstützung iranischer Offiziere bei Safira östlich von Aleppo Trägersysteme für Giftgasgranaten getestet haben [*].

27.09. Die FSA verübt einen Bombenanschlag auf das Hauptquartier des Heeres im Zentrum von Damaskus [*].

Oktober 2012

Anfang: Die sunnitische Al-Nusra-Front erklärt sich für Selbstmordbombenanschläge in Aleppo verantwortlich [*].

03.10. Zwischenfall von Akçakale, einem türkischen Grenzdorf: Syrische Mörsergranaten schlagen in ein Wohngebäude ein und töten eine fünfköpfige Familie. Türkische Streitkräfte beschießen Anlagen der syrischen Armee, wobei bis zu 34 Soldaten sterben. Internationale Politiker und die NATO rufen zur Deeskalation auf. Das türkische Parlament gibt der türkischen Regierung freie Hand für künftige Militäreinsätze in Syrien. In Ankara werden Gegendemonstranten mit Tränengas vertrieben [*].

23.10. Der Libanon wird von Granaten aus Syrien getroffen [*].

November 2012

01.11. Ein Video zeigt die Exekution von Regierungssoldaten durch Rebellen in der Provinz Idlib [* *].

03.11. Rebellen der Al-Nusra-Front greifen den Luftwaffenstützpunkt von Taftanaz an [*].

04.11. Rebellen bringen ein Ölfeld in der Nähe von al-Mayadin unter ihre Kontrolle [*].

06.11. Obama wird als US-Präsident wiedergewählt. Das Justizministerium informiert den Nationalen Geheimdienstdirektor James R. Clapper über die Petraeus-Affäre. Am Tag darauf wird Obama informiert [o].

08.11. CIA-Direktor David Petraeus tritt zurück. Bis dahin galt er als Kandidat für das Amt des Verteidigungsministers [o]. – Zuvor noch hatte er in Jordanien Geheimdienstvertreter mehrerer Golfstaaten scharf kritisiert, Waffen nach Syrien zu liefern, ohne sich gegenseitig oder mit CIA-Offizieren in Jordanien oder Türkei abzustimmen [o].

17.11. Die Bundesregierung prüft einen Bundeswehreinsatz im Rahmen der NATO zur Sicherung der türkischen Grenze [*].

Dezember 2012

12.12. In Marrakesch findet das vierte Treffen der „Freunde Syriens“ statt [*].

14.12. Die Jamestown Foundation berichtet über Kleinwaffenkäufe der USA und Deutschlands aus der Ukraine [o]. In einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der LINKEN wird am 13.06.2014 ein Zusammenhang mit Syrien verneint [o].

18.12. Die Rebellen nehmen das Flüchtlingslager Jarmuk ein [*]. [Zu Jarmuk siehe auch hier o].

24.12. Das US-Kommando für Spezialoperationen (SOCOM) erteilt der kleinen Firma Purple Shovel einen Auftrag im Wert von 26,7 Millionen Dollar zur Beschaffung von Waffen und Munition aus Bulgarien [o]. 700 Panzerabwehrraketen kamen dabei aus Belarus [o]. 2014 exportiert Bulgarien dann auch Waffen im Wert von 28,9 Millionen Euro nach Saudi Arabien [o]. iner Beschaffungsdatenbank der US-Regierung zufolge erteilte das Kommando für Spezialoperationen (SOCOM), das für die Militäraktionen des US-Militärs zur Unterstützung der syrischen Kämpfer verantwortlich war, Purple Shovel im D - derstandard.at/2000029328805-3854/Bulgarische-Nahrung-fuer-den-Krieg-in-SyrienEiner Beschaffungsdatenbank der US-Regierung zufolge erteilte das Kommando für Spezialoperationen (SOCOM), das für die Militäraktionen des US-Militärs zur Unterstützung der syrischen Kämpfer verantwortlich war, Purple Shovel im Dezember 2014 einen Auftrag im Wert von über 26,7 Millionen Dollar (24,6 Millionen Euro) zur Lieferung von ausländischen Waffen und Munition. Laut Datenbank stammen diese aus Bulgarien. - derstandard.at/2000029328805-3854/Bulgarische-Nahrung-fuer-den-Krieg-in-SyrienEiner Beschaffungsdatenbank der US-Regierung zufolge erteilte das Kommando für Spezialoperationen (SOCOM), das für die Militäraktionen des US-Militärs zur Unterstützung der syrischen Kämpfer verantwortlich war, Purple Shovel im Dezember 2014 einen Auftrag im Wert von über 26,7 Millionen Dollar (24,6 Millionen Euro) zur Lieferung von ausländischen Waffen und Munition. Laut Datenbank stammen diese aus Bulgarien. - derstandard.at/2000029328805-3854/Bulgarische-Nahrung-fuer-den-Krieg-in-Syrien

2013


Januar 2013

11.01. Rebellen erobern mit Hilfe islamistischer Einheiten den Militärflugplatz in Taftanaz im Nordwesten [*].

31.01. Eine internationale Geberkonferenz in Kuwait sammelt 1,5 Milliarden Dollar für notleidende Syrer. 650.000 Syrer sind ins Ausland geflüchtet [*].

Anf. d.J.: ► Seit Anfang des Jahres hat Katar mindestens zwei Ladungen von Luftabwehrraketen an die Rebellen geliefert (MANPADs = Man Portable Air Defense System), darunter chinesische FN-6s [o], von denen erste Videos im Februar auftauchten (FSA-Kämpfer) [o], und zuvor Ostblockraketen aus Libyen [o]. 

Februar 2013

02.02. Syrien und Iran machen Israel für einen Luftangriff auf das militärisches Forschungszentrum Jamraya bei Damaskus verantwortlich. Laut westlichen Sicherheitskreisen habe der Angriff einem Konvoi mit Flugabwehrraketen für die schiitische Hisbollah-Miliz gegolten [*].

26.02. Chuck Hagel wird neuer US-Verteidigungsminister, Nachfolger von Leon Panetta [o].

28.02. ► Iraks Premier Al-Maliki warnt vor den Folgen eines Sieges der Rebellen in Syrien: „If the world does not agree to a peaceful solution through dialogue – then I see no light at the end of the tunnel.“ „The most dangerous thing in this process is that if the opposition is victorious, there will be a civil war in Lebanon, divisions in Jordan, and a sectarian war in Iraq.“ [o].

März 2013

Fj.: ► Laut Seymour Hersh wird den US-Geheimdiensten zu dieser Zeit bekannt, dass die Türkei über Geheimdienst und Gendarmerie direkt mit Al-Nusra und dessen Verbündeten an Chemiewaffen arbeitet [o].

01.03. Bei einem Treffen des UN-Generalsekretärs mit einem Vertreter der Arabischen Liga wird von bisher 70.000 Toten und rund 900.000 Flüchtlingen im Ausland gesprochen [*]

04.03. Die Rebellen melden die Einnahme der Provinzhauptstadt al-Raqqah im Osten [*]

07.03. ► Es wird bekannt, dass die USA seit November 3.000 Tonnen Waffen aus Kroatien über Jordanien an die Rebellen liefern ließen, bezahlt von Saudi-Arabien [o].

08.03. Der Guardian berichtet über US-geführte Ausbildung syrischer Rebellen in Jordanien mit britischen und französischen Instrukteuren [o].

11.03. Auch der Spiegel berichtet über schon 200 ausgebildete Rebellen in Jordanien [o].

15.03. Ein EU-Gipfel in Brüssel debattiert über Waffenlieferungen an die Rebellen. Vertreter Frankreichs und Großbritanniens sprachen sich im Vorfeld dafür aus, Deutschland befürchtet dagegen eine Eskalation [*].

19.03. Laut der Nachrichtenagentur Sana wurden in Chan al-Asal (Aleppo) bei einem Chemie-Angriff der Rebellen 25 Menschen getötet. Die Rebellen behaupten, das Regime habe versehentlich eigene Anhänger bombardiert [o]. Eine Quelle von Seymour Hersh sagt später: „Investigators interviewed the people who were there, including the doctors who treated the victims. It was clear that the rebels used the gas.“ [o].

22.03. Bei einem Selbstmordattentat in einer Moschee in Damaskus sterben 42 Menschen. Die FSA weist jede Beteiligung zurück [*].

24.03. Die New York Times berichtet detailliert über die Waffenlieferungen an syrische Rebellen [o].

25.03. Rebellen beschießen das Zentrum von Damaskus mit Mörsern, die UN zieht ihre Beobachter ab [*]. – ► Die New York Times veröffentlicht eine detaillierte Grafik der Waffenlieferungen über Türkei: Von Kroatien 36, von Saudi-Arabien insb. in den letzten Wochen 37, von Katar seit Mai 2012 85 Flüge [o].

28.03. Ein Mörserangriff der Rebellen trifft ein Universitätsgebäude in Damaskus, etwa 20 Studenten sterben [*].

April 2013

08.04. In Damaskus sterben bei einem Sprengstoffanschlag mindestens 15 Menschen [*].

09.04. ISI-Führer al-Baghdadi erklärt die Nusra-Front zu einem Teil von ISI und gibt die Vereinigung unter dem Namen ISIL bekannt (Islamischer Staat im Irak und der Levante). Nusra-Führer al-Jawlani widerspricht am Folgetag [o].

18.04. Assad warnt in einem Fernsehinterview, dass sich die Unterstützung der Rebellen letztlich gegen den Westen richten würde und diese künftig Terroranschläge im Herzen Europas und den USA verüben würden. Jordanien, seit 2012 Aufmarschgebiet der Rebellen, sagt er ein ähnliches Schicksal wie Syrien voraus [*].

20.04. Truppen der Regierung gewinnen wieder die Kontrolle über Darya, einen Vorort von Damaskus [*].

22.04. Zwei Bischöfe der syrisch- und griechisch-orthodoxen Kirche werden bei Aleppo entführt, Regierung und Rebellen beschuldigen sich gegenseitig [*].

23.04. Obama warnt Katars Sheikh Hamad im Weißen Haus davor, dass Waffen in die Hände von Al-Nusra gelangen könnten [o]. – Im libanesischen Tripoli kommt es zu Übergriffen auf Alewiten. Zwei führende Geistliche rufen ihre Anhänger auf, auf Seiten der Rebellen zu kämpfen oder sie zu unterstützen [*].

24.04. Das Minarett der Umayyaden-Moschee aus dem 11. Jahrhundert in Aleppo stürzt ein [*].

25.04. Rebellen greifen die Stadt Hama an. – US-Regierungsvertreter sprechen von Beweisen für den Einsatz geringer Mengen des Giftgas Sarin in zwei Fällen, wahrscheinlich durch die Regierung [* o].

29.04. Premierminister Wael Nader al-Halqi bleibt bei einem Bombenanschlag unverletzt [*].

Mai 2013

02.05. Bei einem Rebellenanschlag auf einen Bus regierungstreuer Milizen sterben sechs Menschen. Im Gegenzug beschießen und stürmen Regierungstruppen den nahen Küstenort Bayda, eine sunnitische Enklave, wobei mindestens 50 Menschen getötet wurden [*].

03.05. Im Ort Baniyas werden laut Opposition mindestens 77 Menschen getötet. – Israelische Kampfflugzeuge greifen ein Waffenlager auf syrischem Boden an [*].

05.05. Israelische Raketen schlagen in Syrien ein, Ziel war nach syrischen Quellen ein Raketenlager, das Forschungszentrum Jamraya sowie Stellungen der Republikanischen Garden nahe des Präsidentenpalasts. Bis zu 100 Menschen sollen getötet worden sein [*]. Westliche Quellen nennen als Ziel Kurzstreckenraketen, die aus dem Iran über Syrien an die Hisbollah gehen sollten [*]. Getroffen wurde aber auch eine Schlüsselstellung, von wo aus Stellungen der Rebellen in den Außenbezirken von Damaskus kontrolliert werden [*].

06.05. UN-Kommissarin Carla Del Ponte spricht von Zeugenaussagen von Ärzten und Opfern, wonach Ende 2012 in Homs und im März in Aleppo und Damaskus Rebellentruppen das Nervengas Sarin eingesetzt hätten [*].

07.05. Russland und USA kündigen in Moskau die Einberufung einer internationalen Syrien-Konferenz an [*].

08.05. Regierungstruppen erobern nach zweimonatiger Belagerung die Stadt Khirbet Ghazaleh, eine Schlüsselstellung an der Verbindungsstraße zwischen Jordanien und Damaskus [*].

09.05. Türkeis Ministerpräsident Erdoğan sagt, er sei sicher, dass Regierungstruppen unbekannte chemische Waffen in größerem Umfang eingesetzt hätten und nennt Trümmerteile von etwa 200 Trägerraketen und Opfer, die mit entsprechenden Verletzungen in türkischen Krankenhäusern lägen [*].

16.05. Türkeis Premier Erdogan trifft Obama im Weißen Haus. Beide sind sich einig, dass Assad „gehen muss“ [o].

30.05. Türkische Medien berichten von der Verhaftung von 12 Al-Nusra-Mitgliedern mit 2 kg Sarin in Adana [o].

31.05. ► NATO-Daten belegen 70% Unterstützung für Assad und 10% für die Rebellen [o]. – Der einflussreiche Fernsehprediger Yusuf al-Qaradawi fordert alle Sunniten auf, sich dem Kampf gegen Assad anzuschließen [*].

Juni 2013

01.06. FSA-Kämpfer beschießen mit Raketen und Mörsern die Baalbek-Region im Libanon, eine Hochburg der Hisbollah [*].

02.06. Rebellen melden, die Regierung habe, trotz laufender Kämpfe um Kusseir (Qusair), Verstärkungen aus Hisbollah-Milizen bei Aleppo zusammengezogen [*]. Der Golf-Kooperationsrat betrachtet die Einmischung der Hisbollah als „Religiöse Intervention“ [*].

05.06. Regierungstruppen gewinnen die Kontrolle über das seit drei Wochen umkämpfte Kusseir [*].

06.06. Russlands Außenminister Lawrow beklagt Widerstand gegen eine Teilnahme Irans an der geplanten Friedenskonferenz in Genf [*].

07.06. In Freitagsgebeten verteufeln viele sunnitische Geistliche den Iran, die Hisbollah, Assad und die Schiiten. Irans Staatschef ruft zur Geschlossenheit der Muslime gegen Israel und den „korrupten Westen“ auf [*].

09.06. Der FSA-Stabschef Selim Idriss lehnt die Teilnahme der Opposition in Genf ab, wenn man nicht zuvor Waffen erhalte, um die Lage zu Gunsten der Rebellen zu wenden [*]. Das US-Militär hält in Jordanien mit Jordaniern, Briten und Soldaten Saudi-Arabiens  die Übung „Eager Lion 2013“ ab [*]. Regierungstruppen und Hisbollah-Milizen beginnen mit der Rückeroberung Aleppos [*]. – Al-Qaida-Anführer az-Zawahiri annulliert die Vereinigung von ISIS und Al-Nusra und weist ihnen verschiedene Einflussgebiete zu (Irak, Syrien). ISIS-Führer al-Baghdadi verweitert dies. Es kommt zur Abspaltung der ISIS von Al-Qaida [o].

10.06. ► Frankreichs Ex-Außenminister Roland Dumas berichtet in einer Fernsehsendung von einem Treffen mit britischen Spitzenbeamten vor zwei Jahren: „Großbritannien bereitete die Organisation einer Invasion von Rebellen in Syrien vor. Sie fragten mich sogar, obwohl ich nicht mehr Außenminister war, ob ich mich an den Vorbereitungen beteiligen wolle.“ [o].

11.06. FSA-General Idriss hat die US-Regierung dringend um Waffen-Nachschub gebeten und die Errichtung einer Flugverbotszone gefordert [*].

12.06. Frankreich meldet, die Opposition werde in Genf auch dann nicht teilnehmen, wenn die Regierung ihre Angriffe auf Aleppo einstelle [*]. Im Dorf Hatla töten Rebellen 20-60 Regierungssympathisanten und erhängen öffentlich drei schiitische Geistliche [* *].

13.06. ► Die US-Regierung bezeichnet es als sicher, dass die Assad-Regierung Chemiewaffen eingesetzt und dabei 150 Menschen getötet habe. Sie wolle die Rebellen nun aktiv militärisch unterstützen [*]. Laut NY Times ist Obama weiter zögerlich: "Coming so late into the conflict, Mr. Obama expressed no confidence it would change the outcome, but privately expressed hope it might buy time to bring about a negotiated settlement." Zbigniew Brzezinski äußert sich skeptisch: "The Syria war is a struggle for power, not democracy, he said. “Is that something we should be engaged in?" [o]. – Im Zuge der Operation "Timber Sycamore" liefert Saudi-Arabien Waffen und viel Geld (geschätzt Milliarden Dollar), die CIA übernimmt das Training der Rebellen an AK-47-Gewehren und Panzerabwehrraketen [o].

14.06. Regierungsnahe Prediger aus Saudi-Arabien rufen in Freitagsgebeten erneut zum Heiligen Krieg gegen die syrische Regierung auf, jedes Mittel sei recht [*]. Merkel fordert eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates [*].

16.06. Laut einem Pressebericht will Iran 4.000 Soldaten für Assad entsenden [*], was zwei Tage später dementiert wird [*]. Saudi-Arabien will tragbare Flugabwehrraketen an die Rebellen liefern [*].

20.06. Ein Papier von DIA-Analysten stellt fest, dass Al-Nusra das Giftgas produziert: „the most advanced sarin plot since al-Qaida’s pre-9/11 effort“ [o].

21.06. Die UNO bewertet die Daten von USA, Frankreich und Großbritannien über Chemiewaffeneinsätze als nicht aussagekräftig genug [*].

22.06. Die elf Staaten der „Freunde Syriens“ einigen sich in Katar, den Rebellen jede notwendige Unterstützung zukommen zu lassen [*]. Laut Katars Premierminister Hamad sei Gewalt notwendig, um Gerechtigkeit zu erreichen, und seien Waffen das einzige Mittel, um Frieden nach Syrien zu bringen [­*]. Iraks Transportminister Hadi Al-Amiri sagte voraus, dass die Islamisten sich vom Westen gelieferte Waffen mit Gewalt von den schwächeren („gemäßigten“) FSA-Verbänden nehmen und am Ende auch gegen die Schiiten im Irak einsetzen würden. Sollte die Schändung heiliger Stätten der Schiiten in Syrien weitergehen, stünden tausende Iraker beriet, um für Assad zu kämpfen [*].

23.06. Hollande fordert die FSA-Kämpfer auf, islamistischen Extremisten Gebiete wieder abzunehmen [*].

25.06. Der Außenminister Saudi-Arabiens, das seit Mitte 2012 Waffen an die Rebellen liefert [*], sagt, man könne angesichts des iranischen Engagements in Syrien nicht schweigen. Auch Russland habe kein Recht, Waffen zu liefern [*]. Unterdessen machen die Spannungen zwischen Russland und USA sowie innerhalb der syrischen Opposition eine Friedenskonferenz immer unwahrscheinlicher [*]. – Herrschaftswechsel in Katar: Emir Scheich Hamad bin Chalifa al-Thani übergibt an seinen Sohn Tamim [o]. Im Winter erhielt die Hamas 400 Millionen Dollar. Die afghanischen Taliban haben ein Büro in Doha eröffnet [o]. 

26.06. Russland gibt bekannt, das letzte Wartungspersonal seiner Marinebasis in Tartus abgezogen zu haben [*].

29.06. Regierungstruppen und Milizen beginnen eine Offensive gegen Homs [*].

Juli 2013

01.07. Human Rights Watch verurteilt Türkei, Irak und Jordanien für das Schließen ihrer Grenzen für syrische Flüchtlinge [*].

03.07. Militärputsch in Ägypten. Dadurch verliert auch die syrische Muslimbruderschaft an Einfluss, die in der Opposition eine entscheidende Rolle spielte [*].

06.07. In Al Dana nahe der türkischen Grenze kommt es zu Zusammenstößen zwischen ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) und anderen Rebellengruppen [*].

09.07. Ein ISIS-Kommandant sagt einem Al-Jazeera-Korrespondenten: Anyhow we are buying weapons from the FSA. [...]. We have good relations with our brothers in the FSA. [o].

11.07. ISIS-Kämpfer töten den FSA-Kommandeur Kamal Hamami, es kommt zu offenen Kämpfen [*].

18.07. Kurdische Kämpfer der PYD erobern die Grenzstadt Ras al-Ain und vertreiben Rebellen der Al-Nusra-Front [*]. Großbritannien will wegen einer ablehnenden Bevölkerungsmehrheit die Rebellen nicht bewaffnen [*].

22.07. Russlands Außenminister teilt mit, dass Assad jederzeit zu vorbedingungslosen Friedensverhandlungen bereit sei, und fordert den Westen auf, die verschiedenen Oppositionsgruppen zu einem verhandlungsfähigen Bündnis zusammenzuschließen [*]. – Islamisten erobern Khan al-Assal bei Aleppo und sollen dort 150 Menschen ermordet haben [*].

Sommer: ► Ein US-Geheimpapier des militärischen Nachrichtendienstes Defense Intelligence Agency (DIA) und der Vereinigten Stabschefs unter Vorsitz von General Martin Dempsey sagt voraus, dass der Sturz des Assad-Regimes Chaos auslösen und in der Übernahme Syriens durch dschihadistische Extremisten münden könnte, und kritisiert die fortlaufende Finanzierung und Bewaffnung sog. gemäßigter Rebellengruppen [o]. Die CIA hatte schon über ein Jahr lang (irgendwann seit Gaddafis Tod 10/2011) in geheimer Zusammenarbeit mit Verbündeten in Großbritannien, Saudi-Arabien und Katar Waffen und Waren aus Libyen über die Türkei nach Syrien geliefert. Die Türkei machte dies allen Rebellengruppen zugänglich, auch Al-Nusra und ISIS. Da die FSA zu einer Randgruppe geworden war, bewaffneten die USA also unmittelbar Extremisten [o].

August 2013

02.08. Die Hochkommissarin für Menschenrechte Pillay kündigt eine umfassende Untersuchung des Massakers an [*].

04.08. Islamisten greifen mehrere alawitische Dörfer um Salma nahe der türkischen Grenze an [*].

10.08. Die syrische Luftwaffe greift Salma an, das als Ausgangspunkt für die dortigen islamistischen Angriffe gilt [*]. Laut UN-Angaben sind rund 3.000 Familien aus der Region vor den Islamisten geflohen [*].

18.08. Eine UN-Ermittlergruppe soll die Vorwürfe von Chemiewaffeneinsätzen in Khan al-Assal bei Aleppo und zwei weiteren Orten untersuchen [*].

19.08. Regierungstruppen bringen die Rebellenoffensive gegen Dörfer der Mittelmeerküste zum Stehen [*].

21.08. ► Giftgas-Angriffe von Ghouta: Laut Oppositionsquellen sollen Rebellenstellungen in Vororten von Damaskus mit Giftgas-Raketen beschossen worden sein, wodurch mehrere hundert Menschen starben [*]. – Zahlreiche Hinweise sprechen später für eine Aktion der Rebellen [o o]. – Laut einem Informanten von Seymour Hersh lässt Obama in den Folgetagen das Pentagon Ziele entwickeln und weist sie immer wieder als nicht „schmerzlich“ genug zurück, bis die Zielliste so lang ist, dass sie alle militärischen Möglichkeiten Assads auslöschen sollte. Aber: „We now know it was a covert action planned by Erdoğan’s people to push Obama over the red line.“ [o].

25.08. Laut iranischen Medien will Syriens Außenminister Walid al-Muallim der UN-Ermittlergruppe nun Zugang zu den von Rebellen gehaltenen Vororten gewähren [*]. – In Amman/Jordanien beginnt ein dreitägiges Treffen führender Militärs aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Jordanien, Kanada, Katar, Türkei, Saudi Arabien und den USA, um über die Lage in Syrien zu beraten [*].

26.08. Der britische Premierminister David Cameron bemüht sich für einen schnellen Militärschlag um internationale Unterstützung [* *].

27.08. US-Regierungsvertreter kündigen Beweise für die Verantwortung der Assad-Regierung für den Giftgasangriff an [*]. Es gibt aber keine Informationen, die die eingesetzte Substanz mit dem Giftgas der syrischen Arsenale in Verbindung bringen können [o]. – PYD-Chef Saleh Muslim: „The regime in Syria … has chemical weapons, but they wouldn’t use them around Damascus, five km from the [UN]. committee which is investigating chemical weapons. Of course they are not so stupid as to do so.“ [o].

28.08. ► Laut Yossef Bodansky, Ex-Direktor der Task Force on Terrorism, kündigten im Vorfeld des Ghouta-Angriffs aus der Türkei kommende Kommandanten der Opposition ein „war-changing development“, das zu einer US-Bombardierung führen würde, an. Zuvor habe es in der Militärgarnison Antakya, dem FSA-Hauptquartier, ein Treffen mit Geheimdienstvertretern aus Katar, Türkei und USA gegeben  [o o o].

29.08. Das britische Parlament lehnt einen Militäreinsatz mit knapper Mehrheit ab [*].

30.08. Obama und Hollande halten an der Option eines möglichen Militärschlags fest [*]. ► Laut Hersh gibt Obama seinen Militärs die Deadline 02.09. morgens [o]. – In Damaskus werden Verwaltungsgebäude und Militärunterkünfte geräumt, um einem amerikanischen Angriff zu entgehen [*]. – Die Hintergründe des Giftgas-Anschlags sind weiter unklar [o].

31.08. Obama kündigt einen Militärschlag an, will aber dennoch die Zustimmung des Kongresses einholen [*]. Hollande äußert sich ähnlich [*]. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon warnt vor Alleingängen [*]. – Der US-Kongress macht deutlich, dass er, anders als vor dem Irakkrieg, auf umfangreichen Anhörungen besteht [o].

Zum ausbleibenden US-Angriff sagt ein saudi-arabischer Offizieller später: „That was the moment when we realised that our most powerful friend was no longer reliable,” the official said. “We had to step out from behind the curtain.“ [o].

September 2013

04.09. Regierungsstreitkräfte bringen Ariha unter ihre Kontrolle und haben so eine direkte Verbindung zwischen Latakia und Idlib [*]. Ein US-Senatskomitee ermächtigt Obama, innerhalb von 60 Tagen einen begrenzten Militärschlag zu führen [*].

09.09. – US-Außenminister Kerry sagt auf eine Reporter-Frage, ob Assad eine Bombardierung verhindern könne: „Sure. He could turn over every single bit of his chemical weapons to the international community in the next week.“ Unmittelbar vermittelt Russland [o]. – Pierre Piccinin (belgischer Lehrer), wie Domenico Quirico (italienischer Journalist) sechs Monate lang entführt, spricht von einem Skype-Gespräch von drei Rebellen darüber, dass Rebellen den Ghouta-Anschlag vorbereiteten, um eine westliche Intervention herbeizuführen [o o].

10.09. Syrien stimmt einer Abschaffung seines Chemiewaffenarsenals zu [* *].

11.09. Die UN-Untersuchungskommission unter Paulo Pinheiro wirft beiden Seiten zwischen Mitte Mai und Mitte Juli erneut Beschuss von Wohngebieten mit unterschiedslosen Waffen, Hinrichtungen und andere Verbrechen vor [*]. – Der Pentagon-Veteran Michael Maloof [mehr hier]. schreibt für die konservative Webseite WorldNetDaily (WND), dass nach einem NGIC-Geheimbericht (National Ground Intelligence Center) in diesem Jahr Sarin von Al-Nusra-Mitgliedern konfisziert wurde, das über Al-Qaida im Irak in die Türkei ging. Ein 100-Seiten-Bericht der russischen Regierung an die UN belege dasselbe [o o]. – Laut Washington Post beginnt die CIA offizielle Waffenlieferungen an syrische Rebellen [o].

12.09. Laut FSA-Oberkommandant Idriss schmuggle die Regierung die chemischen Waffen nach Irak und Libanon [*].

13.09. Ein UN-Report zu Ghouta belegt das Giftgas Sarin, die Quelle bleibt unklar [o o].

15.09. Syriens Beitritt zur Chemiewaffenkonvention ist ausgehandelt [*].

18.09. ISIS-Kämpfer erobern die Grenzstadt A'zāz von anderen Rebellen, zuvor hatten sie versucht, einen deutschen Arzt zu entführen [*].

24.09. Obama behauptet vor der UN-Vollversammlung wahrheitswidrig: „U.N. inspectors gave a clear accounting that advanced rockets fired large quantities of sarin gas at civilians.  These rockets were fired from a regime-controlled neighborhood.“ [o o].

25.09. Elf islamistische Rebellengruppen geben den Bruch mit den bisherigen Repräsentanten der Opposition auf internationaler Ebene bekannt [*].

28.09. In der New York Times erscheint ein Artikel 'Imagining a Remapped Middle East' [o] von Robin Wright mit einer Grafik 'How 5 Countries Could Become 14' [o]. 

Herbst: ► Die Vereinigten Stabschefs der USA beschließen, Geheimdienstinformationen an Militärs anderer Länder weiterzuleiten. Deutschland, Israel und Russland reichen die Daten wie beabsichtigt an die syrische Armee weiter. Als Signal an Assad überreden die US-Militärs den CIA, von libyschen auf türkische Waffenlieferungen umzusteigen und organisieren die Lieferung veralteter Waffen. Im Gegenzug fordert der US-Generalstab von Assad, die Hisbollah von Angriffen auf Israel abzuhalten, die Golanhöhen-Verhandlungen wieder in Gang zu bringen, russische und andere ausländische Militärberater zuzulassen und nach dem Krieg offene Wahlen mit mehreren Parteien abzuhalten [o]. Als die syrische Armee Erfolge hat, intensivieren Saudi-Arabien, Katar und Türkei die Finanzierung und Bewaffnung von Al-Nusra und ISIS [o].

Oktober 2013

07.10. Investigativ-Journalist Christof Lehmann zu Ghouta: „Evidence leads directly to the White House, the Chairman of the Joint Chiefs of Staff Martin Dempsey, CIA Director John Brennan, Saudi Intelligence Chief Prince Bandar [...].“ [o].

09.10. Regierungstreue Milizen aus Hisbollah-Kämpfern und Freiwilligenverbänden irakischer Shiiten besetzen Sheik Omar, einen Vorort von Damaskus [*].

12.10. In Aleppo kämpfen verschiedene Islamisten-Gruppen um die Kontrolle der Rebellendistrikte [*].

26.10. Kurdische YPG-Kämpfer erobern den Posten Yarubiya an der Grenze zum Irak von der ISIS, die hier seit März den Kurden den Grenzübergang verweigert hatte [* *].

30.10.: Der Daily Telegraph berichtet: „Hundreds of al-Qaeda recruits are being kept in safe houses in southern Turkey, before being smuggled over the border to wage “jihad” in Syria.“ [o].

November 2013

05.11. Kurdische Sprecher geben die Eroberung von Gebieten um Ras al-Ayn bekannt [*].

21.11. ISIS-Verbände erobern von Kämpfern einer FSA-Brigade den Ort Atma, der als wichtiger Transitpunkt für Waffen und Nachschub aus der Türkei gilt [*].

22.11. Sechs Rebellengruppen schließen sich zur Islamischen Front zusammen [*].

Dezember 2013

02.12. UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay spricht von massiven Beweisen für Kriegsverbrechen: „Die Verantwortung dafür reicht bis in die höchste Regierungsebene – einschließlich des Staatschefs.“ [o].

0.12. Die Menschenrechtsaktivistin Razan Zeitouneh wird im von Islamisten kontrollierten Ghouta aus ihrem Büro entführt. Sie verteidigte seit 1998 politische Häftlinge in Syrien, ist Sprecherin des wichtigen Netzwerkes Local Coordination Committee (LCC), und machte von Anfang Menschenrechtsverletzungen beider Seiten öffentlich [*].

12.12. Der saudische Großmufti Abd al-Aziz bin Abdullah Al asch-Schaich bezeichnet Selbstmordattentate als schwere Sünde und fordert die Gläubigen auf, sich nicht den sunnitischen Kämpfern in Syrien anzuschließen [*].

16.12. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR beginnt eine Luftbrücke von Erbil im Nordirak nach Qamishli zur Versorgung der überwiegend kurdischen Bevölkerung [*].

17.12. Laut Ärzte ohne Grenzen sind bei fortgesetzten Luftangriffen der Luftwaffe mit Fassbomben auf Rebellen-Stadtteile von Aleppo in drei Tagen über 100 Menschen getötet worden [*].

18.12. Die Freunde Syriens teilen der Syrischen Nationalen Koalition mit, in den geplanten Friedensverhandlungen nicht mehr den Rücktritt von Assad zu fordern [*].

19.12. Eine 2011 vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzte Kommission wirft den syrischen Sicherheitsorganen vor, seit Jahren systematisch mutmaßliche Oppositionelle in geheime Gefängnisse zu verschleppen und zu foltern. Amnesty International macht in einem Report ISIS für schwere Gräueltaten im Norden Syriens verantwortlich [*]. – Seymour Hersh: Whose sarin? Mehrere US-Geheimdienstler bezweifeln Assads Verantwortung für Ghouta [o o dt.].

24.12. Bei Luftangriffen auf Aleppo starben inzwischen über 300 Menschen. Human Rights Watch wirft der Armee vor, „unterschiedslos Männer, Frauen und Kinder zu töten“ [*].

31.12. Laut Ärzte ohne Grenzen starben seit Beginn der Attacken auf Schulen, Märkte, Busstationen etc. in Aleppo seit Mitte Dezember mindestens 540 Menschen [*].

Dez.: Ein Workshop der einflussreich-konservativen RAND Corporation sieht in einem Zusammenbruch des Regimes den 'worst case'. Das Ergebnis wird erst am 22.10.2014 veröffentlicht  [o o]. – In einer Brookings-Studie über die Finanzierung extremistischer Rebellen durch die Golfstaaten heißt es: „Today, there is evidence that Kuwaiti donors have backed rebels who have committed atrocities and who are either directly linked to al-Qa’ida or cooperate with its affiliated brigades on the ground.“ [o].

2014


Januar 2014

04.01. In den Provinzen Aleppo und Idlib sterben bei tagelangen Kämpfen zwischen gemäßigten Rebellengruppen und ISIS mindestens 60 Menschen [*]. – Im Irak erobert ISIS Falludscha [o].

05.01. ISIS-Kämpfer werden aus verschiedenen Orten vertrieben. Auch im Irak finden heftige Kämpfe zwischen ISIS und Regierungstruppen um Ramadi und Fallujah statt [*]. Die Exil-Dachorganisation Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte (SNC) bestätigt Ahmed Dscharba für weitere sechs Monate als Vorsitzenden [*].

06.01. Kämpfe zwischen ISIS und anderen Rebellen dehnen sich auf die Provinzhauptstadt Raqqa aus, die im März 2013 von den Islamisten eingenommen wurde [*].

07.01. Im Hafen von Latakia nimmt ein dänisches Frachtschiff erstmals Container mit Bestandteilen chemischer Waffen auf [*]. – Obama vergleicht indirekt ISIS mit einem schlecht organisierten Basketballteam [o]. 

08.01. Rebellen nehmen das bisherige ISIS-Hauptquartier in einem ehemaligen Kinderkrankenhaus in Aleppo ein und befreien rund 300 Gefangene [*]. Russland blockiert erneut einen britischen Entwurf des UN-Sicherheitsrates zur Verurteilung der Angriffe auf Aleppo [*].

12.01. Laut der UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sind mindestens 6,5 Milliarden Dollar nötig. Zwei Millionen Syrer im Ausland und vier Millionen in Syrien brauchen Hilfe [*].

13.01. Die Außenminister Kerry und Lawrow planen nach einem Treffen mit dem UN-Beauftragten Brahimi in Paris, sich gemeinsam für zunächst lokal begrenzte Waffenstillstandsvereinbarungen einzusetzen, beginnend mit Aleppo. Laut Lawrow gibt es Anzeichen, dass die Armee Hilfslieferungen für die seit über einem Jahr belagerten Vororte von Damaskus, v.a. die 160.000 Einwohner von Ghuta, zulassen könnte [*]. 68 Menschen sollen verhungert sein [*].

14.01. Ein UN-Hilfskonvoi versucht vergeblich, das von Regierungstruppen seit Monaten belagerte Flüchtlingslager Jarmuk bei Damaskus zu erreichen, in dem 17.000 Menschen eingeschlossen sind [*]. – ISIS bringt die Provinzhauptstadt ar-Raqqa wieder unter ihre Kontrolle [*]. und richtet dort ihr Hauptquartier ein [o].  – Laut einer Studie von zwei Experten, veröffentlicht vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), kann der Giftgas-Angriff von Ghouta nicht von Regierungsstellungen ausgegangen sein, da die Raketen nur ca. 2 km Reichweite hatten [hier auch Zusammenstellung vorheriger offizieller US-Verlautbarungen]. [o].

15.01. Bei einer Geberkonferenz in Kuwait erhält die UNO Hilfszusagen von 2,4 Milliarden Dollar [*].

16.01. In den Kämpfen zwischen ISIS und anderen Rebellengruppen wurden bisher über 1.000 Menschen getötet [*].

17.01. Außenminister Walid al-Muallim übergibt in Moskau Außenminister Lawrow einen Vorschlag für einen Waffenstillstand für Aleppo [* *].

18.01. Eine Mehrheit eines Treffens der Syrischen Nationalen Koalition (SNC) entscheidet sich zur Teilnahme an den geplanten Friedensgesprächen in Genf [*].

19.01. Ban-Ki-Moon gibt die Einladung des Iran zu Gesprächen am ersten Tag der Friedenskonferenz bekannt [*]. Vertreter der Exil-Opposition drohen, ihre Teilnahme wieder abzusagen [*].

20.01. Ban Ki-Moon zieht seine Einladung an den Iran zurück, da die Regierung nicht bereit sei, die Ergebnisse der ersten Konferenz vom Juni 2012 anzuerkennen (u. a. Übergangsregierung unter Beteiligung der Rebellen) [*]. CNN und The Guardian erhalten einen Bericht, den sechs international anerkannte Experten im Auftrag einer für Katar tätigen Londoner Anwaltskanzlei erstellt hatten. Auf Fotos von rund 11.000 Leichen aus syrischen Gefängnissen weisen sie vielfach Spuren von Folter und Unterernährung nach [*].

21.01. Die kurdische PYD, die nicht zu den Friedensgesprächen geladen ist, setzt für die von ihr kontrollierten Gebiete in Nordsyrien eine eigene Provinzregierung ein [*].

22.01. Die Friedensgespräche in Montreux/Genf beginnen ohne Kompromissbereitschaft [*].

24.01. Die Gespräche stehen kurz vor dem Zusammenbruch [*].

26.01. Die Delegationen verhandeln weiter unter anderem für Hilfe der Menschen in Homs [*].

27.01. Die Gespräche werden vertagt [*]. Erneut werden Komponenten chemischer Waffen im Hafen von Latakia eingeschifft [*]. – Reuters berichtet über einen geheimen US-Kongressbeschluss über Militärhilfe für „gemäßigte“ syrische Rebellen [o].

29.01. Die Opposition will über eine Übergangsregierung sprechen, die Regierungsdelegation über „Terrorismus“ [*].

30.01. Human Rights Watch wirft der Regierung, in großem Umfang Häuser von Zivilisten abgerissen zu haben. [*]. Die Regierung erlaubt einem UN-Hilfswerk, in Jarmuk bei Damaskus 900 Lebensmittelpakete zu verteilen [*].

31.01. Die erste Runde der Friedensgespräche endet ohne Fortschritte. UN-Vermittler Brahimi sagt, er habe mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Kriegsparteien erkannt als diese selber [*]. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) nennt für die letzten zehn Tage 1.870 Tote, davon 450 Zivilisten [*]. SOHR wird von dem Exil-Syrer Rami Abdulrahman in Coventry/GB betrieben [o].

Jan.: ► CIA-Direktor John Brennan bestellt alle Chefs der US- und sunnitisch-arabischen Nachrichtendienste des Nahen Ostens nach Washington, um ein Ende der saudi-arabischen Unterstützung von Al-Nusra und ISIS zu erreichen. Die Saudis jedoch verstärken ihren Einsatz nur noch und bitten die USA weiter um technische Unterstützung. Aber auch die Türkei unterstützte ISIS und schon jahrelang Al-Nusra [o].

Februar 2014

03.02. Im Januar erreichte der Konflikt laut SOHR mit 5.794 Toten die bisher höchste Zahl in einem Monat [*].

04.02. Ein Bericht des UN-Generalsekretärs an den UN-Sicherheitsrat zur Lage der Kinder wirft Regierungstruppen und Milizen zahllose Tötungen, Verstümmelungen und Folter von Kindern vor [*].

05.02. ISIS erklärt, mit der Islamischen Front einen Waffenstillstand geschlossen zu haben [*].

06.02. Der UN-Sicherheitsrat fordert die Regierung auf, die Frist zur Zerstörung chemischer Waffen bis Ende Juni einzuhalten [*]. Von den angegebenen 1.300 Tonnen an Chemiewaffen sind bisher nur 4 % übergeben worden [*].

07.02. In Begleitung von Vertretern des Roten Halbmonds werden erstmals Zivilisten aus Homs evakuiert [*].

08.02. Ein UN-Konvoi mit Hilfsgütern erreicht Homs, kann wegen Beschuss aber nur einen kleinen Teil verteilen [*].

10.02. Beginn der zweiten Runde der Friedensgespräche ohne direkten Kontakt. Die ISIS zieht sich nach tagelangen schweren Kämpfen mit anderen Rebellengruppen aus der ölreichen Provinz Deir ez-Zor zurück [*].

12.02. Die Opposition legt in Genf ein Memorandum vor: Bildung einer Übergangsregierung, UN-überwachter Waffenstillstand, Ausweisung aller ausländischen Kämpfer. Die Regierungsdelegation beharrt weiter darauf, dass zunächst über die Bekämpfung des Terrorismus gesprochen werden müsse [*].

13.02. Aktivisten der Opposition beklagen eine Zunahme der Kämpfe mit täglich über 230 Todesopfern. Die Luftwaffe warf erneut Fassbomben auf Gebiete bei Aleppo und Damaskus sowie al-Zara bei Homs ab [*].

15.02. Die Genfer Gespräche enden ohne Ergebnis, UN-Vermittler Brahimi entschuldigt sich beim syrischen Volk für sein Scheitern. Er habe zum Schluss eine Agenda für eine weitere Gesprächsrunde vorgelegt, in der es um eine Beendigung der Gewalt und dann eine Übergangsregierung gegangen wäre. Dies habe die Regierung abgelehnt. Laut SOHR hat der Konflikt über 140.000 Todesopfer gefordert [*].

16.02. FSA-Oberkommandant Idriss wird wegen angeblich ineffektiver Führung durch Oberst Abdelilah al-Baschir ersetzt [*].

19.02. Mehrere Regionalkommandanten wenden sich gegen die Ablösung von Idriss [*].

22.02. Der UN-Sicherheitsrat fordert in Resolution 2139 alle Kriegsparteien, insbesondere die Regierung, auf, UN-Hilfsorganisationen sofort schnelle, ungehinderte und sichere humanitäre Hilfe zu erlauben und alle Angriffe auf Zivilisten und den Einsatz unterschiedsloser Waffen in dichtbesiedelten Gebieten zu beenden [*]. Kurdische Kämpfer eroberten den strategisch wichtigen Ort Tal Brak im Nordosten von islamistischen Rebellen [*].

23.02. Bei einer ISIS-Selbstmordattacke auf das Hauptquartier der islamistischen Ahrar al-Scham in Aleppo wird deren Kommandant Abu Chaled al-Suri getötet, der als Vertrauter des derzeitigen al-Qaida-Führers Ayman al-Zawahiri galt [*].

25.02. Der Führer der Al-Nusra-Front und al-Qaida-Vertreter in Syrien, Abu Mohammed al-Golani, fordert die ISIS auf binnen fünf Tagen einer Schlichtung durch Religionsschulen zuzustimmen, anderenfalls droht er mit einem „Krieg bis zur Vernichtung“ [*].

28.02. ISIS-Kämpfer ziehen sich aus Azaz nahe der türkischen Grenze zurück. Laut SOHR starben seit Jahresbeginn bei Kämpfen unter Rebellen 3.300 Menschen [*].

Feb.: James Clapper, Director of National Intelligence (DNI) schätztdie Stärke der Rebellen auf ca. 80-110.000 in über 1500 Gruppen, darunter 25.000 ausländische Kämpfer [o]. 

März 2014

02.02. Der für das Ex-Palästinenserlager Jarmuk geschlossene Waffenstillstand bricht zusammen [*].

04.03. Bisher wurden ein Drittel der chemischen Waffen übergeben und außer Landes geschafft [*].

07.03. Laut Aktivisten starben in Aleppo allein im Februar über 1.000 Zivilisten [*].

09.03. Iraks Premier Maliki wirft Saudi-Arabien und Katar offene Unterstützung des IS-Terrorismus vor [o].

16.03. Regierungstruppen, Milizen und Hisbollah erobern den strategisch wichtigen Ort Yabrud im Grenzgebiet zum Libanon. Damit sind 14 von 18 Grenzübergängen unter Kontrolle [*].

20.03. Mit der elften Übergabe von Chemikalien sind über die Hälfte übergeben [*]. Über die türkische Grenze kommen UN-Hilfsgüter für die Kurdenregion um Qamischli [*].

22.03. Rebellen der Al-Nusra-Front erobern mit Kasab einen der letzten türkischen Grenzübergänge der noch in Regierungshand war [*].

24.03. Die Kämpfe um das von armenischen Christen bewohnte Kasab dauern an [*]. Human Rights Watch nennt für Anfang November bis Ende Februar den Einschlag von 340 „hochexplosiven, ungelenkten Bomben“ in Aleppo [*].

27.03. Türkeis Premier Erdogan lässt Youtube sperren, als ein Audio eines Geheimgesprächs auftaucht, in dem des um den Schutz des Grabes von Suleyman Shah (galt als Großvater des Gründers des Osmanischen Reiches) in Nordsyrien geht [o].

28.03. UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos unterrichtet den UN-Sicherheitsrat, dass es keine Fortschritte bei der Versorgung von Zivilisten in den von syrischen Regierungstruppen belagerten Gebieten gebe [*].

April 2014

01.04. Laut SOHR wurden bereits über 150.000 Menschen getötet, darunter über 50.000 Zivilisten, fast 8.000 Kinder [*].

03.04. Laut UNHCR gibt es im Libanon nun eine Million Flüchtlingen (Bevölkerung 4 Millionen) [*]. Die Regierung teilt mit, angesichts der Sicherheitslage in der Provinz Latakia den Abtransport der Chemiewaffen auszusetzen [*].

07.04. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge António Guterres nennt 6,5 Millionen Flüchtlinge innerhalb Syriens und 3 Millionen außerhalb [*].

09.04. Regierungstruppen und Hisbollah erobern die Stadt Rankus im Grenzgebiet zum Libanon [*].

14.04. Regierungstruppen erobern das vor dem Krieg von Christen bewohnte Dorf Maaloula mit bedeutenden Kirchen und Klöstern nördlich von Damaskus zurück [*].

15.04. Nachdem Anfang April die ersten Videos mit US-Waffen auftauchten, sagt die Sprecherin des National Security Council, Bernadette Meehan: „The United States is committed to building the capacity of the moderate opposition, including through the provision of assistance to vetted members of the moderate armed opposition.“ Und: „As we have consistently said, we are not going to detail every single type of our assistance.“ [o o]. Die Harakat Hazm Rebellen erhielten z.B. 50 Panzerabwehrrakaten [o].

17.04. Brahimi bedauert den Ausbruch neuer Kämpfe in Homs. Laut der Rebellen verbleiben in den belagerten Teilen noch 1.300 Menschen [*]. – Seymour Hersh: The Red Line and the Rat Line. [o].

19.04. Laut UNRWA-Sprecher Chris Gunness sind im Palästinenserlager Jarmuk bei Damaskus weiterhin 18.000 Menschen vom Verhungern bedroht [*].

21.04. Die Regierung kündigt Präsidentschaftswahlen für den 3. Juni an. Opposition, EU, US-Regierung und Ban Ki-moon kritisieren dies [*].

23.04. Die Vorsitzenden von UNICEF, UNHCR, WHO und WFP fordern zusammen mit UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos Regierung und Opposition auf, endlich humanitäre Hilfe zu ermöglichen sowie die Belagerung von Städten und das Bombardement von Zivilisten zu beenden [*]. – Ein türkischer Militärkonvoi mit 300 Soldaten überquert die syrische Grenze um das Grab von Sulaiman Shah am Südende des Lake Assad gegen ISIS zu schützen. Am 22.02.2015 wird das Grab geräumt [o].

25.04. Die islamistische Dachorganisation Ahl al-Scham verkündet einen Waffenstillstand mit der Kurdenmiliz YPG in Aleppo, Gefangene sollen ausgetauscht und gemeinsam das „Regime der Alawiten“ bekämpft werden [*].

27.04. Im Osten Syriens greifen irakische Helikopter einen Konvoi von Tankwagen der ISIS an [*].

Mai 2014

02.05. Rebellen und Regierung einigen sich auf ein Abkommen für Homs, wobei sich die Rebellen mit leichten Waffen in Richtung Norden zurückziehen dürfen [*]. Al-Qaida-Führer al-Zawahiri fordert Al-Nusra-Führer al-Dscholani auf, den Kampf gegen ISIS einzustellen, diese wiederum soll sich aus Syrien zurückziehen und „ihre Anstrengungen im Irak verdoppeln“ [*].

03.05. In Ostsyrien liefern sich Al-Nusra-Rebellen und ISIS-Dschihadisten erbitterte Kämpfe [*].

04.05. Ban Ki-moon wirft Assad vor, mit „bürokratischem Widerstand“ humanitäre Hilfe zu verhindern. Am Vortag hatte Assad die nationalen Hilfsorganisationen aufgefordert, die Kooperation zu verbessern, dabei dürften aber „keine Kompromisse bei der nationalen Souveränität“ gemacht werden [*].

08.05. In Aleppo sprengen islamistische Rebellen das Carlton-Hotel, das von Regierungstruppen als Militärstützpunkt genutzt wurde [*].

09.05. Ende der dreitägigen Evakuierung der Rebellen aus der Altstadt von Homs [* *].

11.05. Bei Kämpfen zwischen Al-Nusra-Front und ISIS im Gebiet von Deir ez-Zor sterben in zehn Tagen 230 Menschen, über 100.000 Zivilisten ergreifen die Flucht [*].

13.05. UN-Beauftragter Brahimi erklärt seinen Rücktritt [*]. Human Rights Watch nennt starke Hinweise, dass die Luftwaffe im April auf drei Ortschaften Bomben mit Chlorgas abgeworfen habe [*].

21.05. In Aleppo können erstmals Hilfsgüter in größerem Umfang verteilt werden [*].

22.05. Russland und China verhindern eine von Frankreich eingebrachte und von 62 Staaten unterstützte Resolution des UN-Sicherheitsrates, mit der der Internationale Strafgerichtshof beauftragt werden sollte, mögliche Kriegsverbrechen beider Seiten zu untersuchen [*].

23.05. Eine der wichtigsten Hilfsorganisationen, das Mercy Corps, stellt ihre Arbeit von Damaskus aus ein, da die Regierung verlangt, sämtliche humanitäre Hilfe über staatliche Stellen zu lenken [*].

27.05. Ein Untersuchungsteam erreicht Kafr Zeita, wo Regierungstruppen laut SOHR am 11. April und 22. Mai Granaten mit Chlorgas eingesetzt hatten [*]. Es findet Hinweise auf den Einsatz von „chlorgasartigen Substanzen“ [*].

29.05. Die EU erklärt, ihre Wirtschaftssanktionen, darunter ein Ölembargo, um ein Jahr zu verlängern [*]. – Obama will die Hilfen für moderate Rebellen aufstocken und wehrt sich gegen den Vorwurf, dies nicht viel früher getan zu haben: „When you talk about the moderate opposition, many of these people were farmers or dentists or maybe some radio reporters who didn't have a lot of experience fighting.“ [o o].

30.05. In Aleppo starben seit Jahresbeginn rund 2.000 Menschen durch Fassbomben [*].

Juni 2014

03.06. Präsidentschaftswahlen in den von Regierungstruppen kontrollierten Teilen Syriens, Assad erhält offiziell 88,7% der Stimmen [o * *].

06.06. Assad lässt im Rahmen einer Amnestie einige hundert Gefangene frei [*]. Die Syrische Nationale Koalition nennt 7.500 belegte Fälle von Vergewaltigungen inhaftierter Frauen in staatlichen Gefängnissen [*].

10.06. ISIS erobert im Irak die Millionenstadt Mossul und erbeutet von der Zentralbank 429 Millionen Dollar [o]. Aufgrund der Kämpfe zwischen ISIS und Al-Nusra in der Provinz Deir ez-Zor sind 130.000 Menschen auf die Flucht [*].

15.06. Regierungstruppen und Hisbollah erobern den Küstenstreifen im Norden der Provinz Latakia mit Kasab zurück [*]. Infolge des ISIS-Vormarschs im Irak strömen viele schiitische Freiwillige zurück in ihre Heimat, um diese zu verteidigen [*].

18.06. Laut SOHR berichten fünf kurdische Jugendliche, die mit 140 Kameraden bei einer Schuljahresabschlussfeier Ende Mai in Kobanê von ISIS entführt worden waren und entkamen, sie sollten für Selbstmordattentate eingesetzt werden. In der Provinz Aleppo entführt ISIS 193 Kurden [*].

19.06. Die syrische Regierung warnt den UN-Sicherheitsrat, ohne ihre Zustimmung die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in Rebellengebiete zuzulassen [*].

20.06. ISIS erobert die irakische Seite des Grenzübergangs nach Syrien in al-Kaim ein, Abu Kamal auf der syrischen Seite bleibt in der Hand der Al-Nusra Front [*]. – Obama gegenüber CBS: „We have spent a lot of time trying to work with a moderate opposition in Syria, but ... when you get farmers and dentists and folks who have never fought before going up against a ruthless opposition in Assad, the notion that they were in a position suddenly to overturn not only Assad but also ruthless, highly-trained jihadists if we just sent a few arms is a fantasy.“ [o].

22.06. Für das Palästinenserlager Jarmuk wird ein neuer Waffenstillstand geschlossen [*].

23.06. Die Regierung hat die letzten 100 Tonnen ihres chemischen Waffenprogramms übergeben. Es wird erwartet, nun auch mit der Zerstörung der zwölf Produktionsstätten zu beginnen [*]. EU-Wirtschaftssanktionen betreffen inzwischen 191 Personen aus dem Regierungsumfeld, 53 Firmen oder andere Organisationen wie die syrische Zentralbank [*].

24.06. Obama beantragt beim Repräsentantenhaus 500 Millionen Dollar für Training und Ausrüstung moderater Rebellen [o].

25.06. Die lokalen Al-Nusra-Einheiten im strategisch wichtigen Grenzort Abu Kamal laufen zu ISIS über [*].

27.06. SNC-Ministerpräsident Ahmed Tohme teilt mit, das FSA-Oberkommando und Stabschef al-Baschir seien wegen Korruptionsvorwürfen abgesetzt [*]. Stunden später nimmt SNC-Präsident Ahmed Dscharba die Entscheidung zurück, Tohme habe seine Kompetenzen überschritten. Beobachter werten dies als Machtkampf zwischen Katar und Saudi-Arabien [*]. US-Außenminister Kerry erklärt bei einem Treffen mit Dscharba in Saudi-Arabien, der moderaten syrischen Opposition käme beim Kampf gegen ISIS eine Schlüsselrolle zu [*].

29.06. Zu Beginn des Ramadan ruft ISIS die kontrollierten Gebiete in Syrien/Irak zum Kalifat und seinen Führer Abu Bakr al-Baghdadi zum Imam und Kalif für alle Muslime aus und nennt sich nun Islamischer Staat (IS). Alle anderen Emirate, Organisationen und Staaten verlören mit der Ausdehnung des Kalifates auf ihr Gebiet ihre Legitimation [*]. Laut SOHR starben bei Kämpfen zwischen ISIS und anderen Rebellengruppen seit Jahresbeginn bis zu 7.000 Menschen [*].

30.06. Die Islamische Front und andere Rebellengruppen weisen den IS-Führungsanspruch gemeinsam zurück [*].

Juli 2014

01.07. Der IS bringt den Grenzort Abu Kamal unter Kontrolle und rückt auf Shuheil vor, eine der letzten Hochburgen der Al-Nusra-Front in der Provinz Deir ez-Zor und Heimat ihres Führers al-Golani [*].

02.07. Elf Rebellengruppen aus den Provinzen Rakka und Aleppo rufen andere Rebellen auf, sie im Kampf gegen IS zu unterstützten [*].

03.07. Der IS nimmt Syriens wichtigstes Erdölfeld al-Omar und die beiden letzten Al-Nusra-Stützpunkte in der Provinz Deir ez-Zor ein. Nur die Provinzhauptstadt und der Militärflughafen werden noch von Regierungstruppen kontrolliert [*].

09.07. Der schwedisch-italienische Diplomat Staffan de Mistura soll neuer UN-Beauftragter werden [*].

10.07. Laut SOHR hat die Zahl der Todesopfer rund 171.000 erreicht, darunter 56.500 Zivilisten, 9.000 Kinder. Die fortgesetzte IS-Offensive gegen den kurdischen Bezirk Kobanê (Ain al-Arab) fügt der YPG schwere Verluste zu. [*].

11.07. Der UNHCR ruft die Nationen Europas auf, mehr syrische Flüchtlinge aufzunehmen (bisher 123.600 Asylbewerber, in den unmittelbaren Nachbarländer 2,9 Millionen) [*].

13.07. Kurdische Kämpfer der PKK aus der Türkei und Camps im Nordirak unterstützen die YPG [*].

14.07. UN-Sicherheitsratsresolution 2165 [o] autorisiert einstimmig die Lieferung humanitärer Hilfsgütern an die Rebellengebiete auch ohne Genehmigung der Regierung [*]. Der IS erobert die Provinzhauptstadt Deir ez-Zor und kontrolliert nun über ein Drittel des Landes [*].

16.07. Assad lässt sich für eine dritte siebenjährige Amtszeit vereidigen und erklärt in einer achtzigminütigen Rede seinen „Sieg über den Terrorismus“ [*].

17.07. Der IS erobert in einem Überraschungsangriff das Scha'ar-Erdgasfeld und ermordet 270 gefangengenommene Soldaten, Sicherheitsleute und Mitarbeiter [*].

18.07. Zwölf internationale Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung vor, trotz verkündeter Generalamnestie weiter zahllose Menschenrechtler, Medienmitarbeiter u.a. unter fragwürdigen Anklagen wie „Schwächung des Nationalgefühls“ in den Gefängnissen festzuhalten [*].

24.07. Ein erster UN-Hilfsgüterkonvoi überquert die Grenze [*]. Der IS greift Einrichtungen der syrischen Armee in den Provinzen Raqqa, Hassakeh und Aleppo an [* *].

27.07. Regierungstruppen erobern das Scha'ar-Erdgasfeld zurück [*].

30.07. In schweren Kämpfen können im Gebiet Kobanê die Kurden einige wichtige Höhenzüge erobern [*].

 

31.07. „Eine Bankrotterklärung für den Journalismus“ – Christoph Reuter zu Berichterstattung zu Syrien (Ansar Jasim, al Sharq) [o]. 

August 2014

01.08. Der IS erlässt eine strenge Medienzensur. Alle Bilder, Videos und Berichte müssen einem „Informationsbüro“ vorgelegt werden. Die Zusammenarbeit mit ausländischen Fernsehsendern ist verboten [*].

02.08. DIA-Direktor Michael Flynn (Defense Intelligence Agency) wird vorzeitig abberufen, nachdem er öffentlich sagte, dass die USA Al-Qaida-nahe Rebellen wissentlich unterstützen und zu wenig gegen den Aufstieg des IS unternommen wurde [o o].

03.08. 18 Rebellengruppen kündigen ihren Zusammenschluss zu einem „Revolutionären Kommandorat“ an [*].

05.08. Der IS beginnt eine Reihe grausamer Strafaktionen gegen aufständische Dörfer [*].

07.08. Der IS erobert den vorletzten Stützpunkt syrischer Regierungstruppen in der Provinz Raqqa, es verbleibt nur der Militärflughafen Tabqa [*].

08.08. Obama bezeichnet den Gedanken, die Bewaffnung der ersten Rebellen hätte einen Unterschied gemacht, als „Phantasie“: „This idea that we could provide some [...] arms to what was essentially an opposition made up of former doctors, farmers, pharmacists and so forth, and that they were going to be able to battle [...] a well-armed state backed by Russia, backed by Iran, a battle-hardened Hezbollah, that was never in the cards.“ Und zu Libyen: „Had we not intervened, it’s likely that Libya would be Syria.“ [o].

09.08. Obama sagt in seinem Statement on Iraq: „Did we underestimate ISIL? I think that there is no doubt that their advance, their movement over the last several months has been more rapid than the intelligence estimates [...].“ [o].

10.08. Hillary Clinton sieht im Versäumnis der Bewaffnung der ersten Rebellen den Grund für den Aufstieg von ISIS: „the failure to help build up a credible fighting force of the people who were the originators of the protests [...] left a big vacuum, which the jihadists have now filled.“ [o].

15.08. Der UN-Sicherheitsrat beschließt eine alle Staaten bindende Resolution, die allen Unterstützern von IS oder Al-Nusra-Front Sanktionen androht [*].

16.08. Laut SOHR hat der IS bei der Niederschlagung eines Aufstandes des al-Schaitaat-Stammes in der Provinz Deir al-Zor in zwei Wochen bis zu 700 Menschen hingerichtet [*]. Im Norden der Provinz Aleppo setzt der IS seinen Vormarsch auf die Rebellenhochburg Marea fort [*].

17.08. Laut SOHR fliegt die Luftwaffe am Wochenende 122 Einsätze, davon 43 gegen IS-Stellungen [*].

18.08. Das Spezialschiff USS Cape Ray hat die Neutralisation der gefährlichsten chemischen Waffen abgeschlossen. Die Reste werden nun in Spezialeinrichtungen in Deutschland und Finnland vernichtet [*].

19.08. Der IS veröffentlicht ein Video, das die Enthauptung des US-Journalisten James Foley zeigt, der im November 2012 entführt wurde [*]. Laut SOHR hat der IS im Juli über 6.000 neue Kämpfer rekrutiert, davon rund 1.000 aus dem Ausland [*].

21.08. Laut SOHR forderte der Bürgerkrieg bisher über 180.000 Todesopfer, eventuell 250.000 [*]. – US-Verteidigungsminister Chuck Hagel über ISIS: this is beyond anything that we've seen.“ [o]. Später wird ihm vielfach Übertreibung vorgeworfen [o]. Aber auch über Assad: When you have the brutal dictatorship of Assad and what he has done to his own country, which perpetuated much of what is happening or has been happening in Syria, so he's part of the problem, and as much a part of it as probably the central core of it.[o].

22.08. Heftige Gefechte zwischen IS und YPG im Gebiet des Grenzübergangs Yaaroubieh (Provinz Hassakeh) [*].

24.08. Nach einwöchigen Kämpfen erobert der IS den Militärflughafen Tabqa [*].

September 2014

Sep.: Der Monat ist medial von dem Kampf um Kobanê und die Luftangriffe der US-Koalition geprägt.

02.09. Ein IS-Video zeigt die Enthauptung des US-Journalisten Steven Sotloff [*].

10.09. Obama bittet den Kongress, die Gelder zur Bewaffnung von Rebellen zu bewilligen [o].

13.09. Ein IS-Video zeigt die Enthauptung des britischen Entwicklungshelfers David Haines [*].

16.09. US-Generalstabschef Martin Dempsey vor dem Senatsausschuss auf eine Frage von Senator Lindsay Graham: „I know major Arab allies who fund them [ISIS].“ Graham: „They fund them because the Free Syrian Army couldn’t fight Assad. They were trying to beat Assad. I think they realized the folly of their ways.“ [o o 02:20:30].

17.09. Das Repräsentantenhaus bewilligt die 500 Millionen Dollar für Rebellen [o].

18.09. Eine Studie der Princeton University „Testing Theories of American Politics: Elites, Interest Groups, and Average Citizens“ kommt zu dem Ergebnis, dass die USA keine Demokratie mehr sind: „majorities of the American public actually have little influence over the policies our government adopts.“ Mehr noch: „the preferences of the average American appear to have only a minuscule, near-zero, statistically non-significant impact upon public policy.“ [o o].

Oktober 2014

01.10. Erdogan will der US-Koalition die Nutzung türkischer Militärbasen gegen ISIS nur gestatten, wenn das Ziel auch der Sturz des Assad-Regimes ist [o].

02.10. ► US-Vizepräsident Joe Biden vor dem John F. Kennedy Jr Forum der Harvard-Universität: „One, the idea of identifying a moderate middle has been a chase America has been engaged in for a long time [...] there was no moderate middle because the moderate middle are made up of shopkeepers, not soldiers [...]. [...] And what my constant cry was that our biggest problem is our allies – our allies in the region were our largest problem in Syria. [...] They were so determined to take down Assad and essentially have a proxy Sunni-Shia war, what did they do? They poured hundreds of millions of dollars and tens, thousands of tons of weapons into anyone who would fight against Assad [...].“ Die Mainstream-Medien schweigen über diese Aussage völlig [o].

04.10. Das weiße Haus teilt mit, Biden „apologized for any implication that Turkey or other allies and partners in the region had intentionally supplied or facilitated the growth of ISIL (IS, ISIS) or other violent extremists in Syria.“ [o].

06.10. Der US-Autor Mike Whitney sucht die Rolle des Gefangenenlagers „Camp Bucca“ im Irak für die Entstehung von ISIS [o o]. Wochen später berichten Washington Post, Independent, Guardian u.a. [o o o].

22.10. Die einflussreich-konservative RAND Corporation veröffentlicht die Ergebnisse eines Workshops vom Dezember 2013: Zusammenbruch des Regimes der 'worst case' [o o].

Ende: Als Kobane kurz vor dem Fall steht, lässt die Türkei kurdische Kämpfer aus dem Irak durch [*].

November 2014

06.11. Die Armee kann das Scha'ar-Erdgasfeld bei Homs gegen den IS verteidigen [*].

09.11. Die Al-Nusra-Front erobert die Stadt Nawa [*].

16.11. Obama auf der G20-Pressekonferenz: Assad has ruthlessly murdered hundreds of thousands of his citizens, and as a consequence has completely lost legitimacy with the majority of the country. For us to then make common cause with him against ISIL would only turn more Sunnis in Syria in the direction of supporting ISIL [...] this is a fight against extremists of any stripe who are willing to behead innocent people or kill children, or mow down political prisoners with the kind of wanton cruelty that I think we’ve very rarely seen in the modern age. [...] Now, we are looking for a political solution eventually within Syria that is inclusive of all the groups who live there - the Alawite, the Sunni, Christians. And at some point, the people of Syria and the various players involved, as well as the regional players - Turkey, Iran, Assad’s patrons like Russia - are going to have to engage in a political conversation. And it’s the nature of diplomacy in any time, certainly in this situation, where you end up having diplomatic conversations potentially with people that you don’t like and regimes that you don’t like. But we’re not even close to being at that stage yet.“ Und auf die Frage, 'are you actively discussing ways to remove him as a part of that political transition?': No.[o]. – Ein IS-Video zeigt die Enthauptung von 22 syrischen Soldaten und belegt die Ermordung des US-Entwicklungshelfers Peter Kassig [*].

17.11. US-Außenminister Kerry: In fact, the Assad regime and ISIL are dependent on one another. [...] they are symbiotic [...]. [...] The coalition’s decision to carry out airstrikes in Syria came in response to a request from Iraq for help in defending against ISIL’s aggression [...]. [...] Assad has relentlessly bombed areas held by the moderate opposition while doing little to hinder ISIL.

18.11. Die FSA hat sich nach einem Dauerbombardement aus Aleppo zurückgezogen [*]. – Die Kurden erobern Kobane zunehmend zurück, der IS hält nur noch 20% [*].

24.11. ► US-Verteidigungsminister Chuck Hagel kündigt seinen Rücktritt an [o]. Früher hatte er den Einmarsch in den Irak und die Mission in Afghanistan von Anfang an kritisiert, unter Obama dann den Rückzug der amerikanischen Truppen umgesetzt [o]. Obamas Zögern gegen den IS kritisierte er [o]. Nachfolger wird Ashton Carter, Ex-Mitarbeiter von Condoleezza Rice [o].

Dezember 2014

07.12. In Deir ez-Zor kann die Armee eine IS-Offensive auf den Militärflughafen abwehren [*].

15.12. Die Al-Nusra-Front nimmt nach zweijähriger Belagerung die Militärbasen Wadi al-Deif und Hamidijeh ein, mit schweren Waffen, die sie vorher der vom Westen unterstützten Syrischen Revolutionsfront abnahm [*].

Mitte.: Todenhöfer hält sich zehn Tage lang im IS-Staat (Mossul) auf, vermittelt vom deutschstämmigen IS-Kämpfer Christian Emde.

18.12. Nir Rosen vom Centre for Humanitarian Dialogue in Genf, schreibt in einem Bericht an das State Department: „There are no actual moderate insurgents either ideologically or in terms of their actions.“ Und: Die sogenannten moderaten Rebellen „still all favor an Islamic government , they are anti-liberal [...] and they engage in grave human rights violations [or] war crimes.“ [o].

22.12. Todenhöfer sagt in einem CNN-Interview, dass der IS nur von sunnitischen Arabern bekämpft werden könne und diese dies nur tun werden, wenn sie im Irak nicht mehr diskriminiert, sondern reintegriert werden. Über die gemäßigten Rebellen der FSA: „They're all laughing about the FSA. [...] They say the best arms seller we have are the FSA. [...] FSA doesn't play any role.“ [o].

Dez.: In die kurdische Enklave Afrin (westlich Kobane) sind rund 700.000 Syrer geflohen. Im Westen und Norden hält die Türkei die Grenzen geschlossen, im Osten bildet die von Saudi-Arabien unterstützte Islamische Front einen Puffer zum IS, im Süden steht die Nusra-Front [*].

2015


Januar 2015

19.01. Der Interim-Report der „Citizens Commission on Benghazi“ (CCB) weist nach, dass in Libyen zum Sturz Gaddafis Al-Qaida-dominierte Milizen unterstützt wurden: „the U.S. was fully aware of and facilitating the delivery of weapons to the Al Qaeda-dominated rebel militias.“ [o].

26.01. Kurdische Gruppen erklären den Kampf um Kobanê als beendet [*].

Februar 2015

03.02. Ein IS-Video zeigt, wie ein jordanischer Kampfpilot in einem Eisenkäfig lebendig verbrannt wird [*]. – Die Aussagen des ehemaligen Al-Qaida-Buchhalters Zacarias Moussaoui und damit die direkten Verbindungen von Osama Bin Laden und Saudi-Arabien werden bekannt [o].

05.02. Bericht des UN-Menschenrechtsrats A/HRC/28/69 "Report on the work of the Commission of Inquiry on the situation in the Syrian Arab Republic" [o]. 

06.02. Im Jemen verkünden die schiitischen Huthi-Rebellen eine Übergangsregierung [o].

17.02. Der Kongress bewilligt das von Obama beantragte Training moderater Rebellen in Jordanien [o].

18.02. Ein Bericht über Robert Ford, Ex-US-Botschafter in Syrien, macht deutlich, dass er, bisher der stärkste Befürworter, eine Bewaffnung „moderater Rebellen“, längst nicht mehr für sinnvoll hält, da zu viele mit Al-Nusra zusammenarbeiten: „For a long time, we have looked the other way while the Nusra Front and armed groups on the ground, some of whom are getting help from us, have coordinated in military operations against the regime.“ [o].

19.02. Ein Abkommen zwischen Türkei und USA ermöglicht Ausbildung syrischer Rebellen vor allem gegen den IS in Zentralanatolien [o].

März 2015

Anf.: ► In einem Treffen mit Erdogan und Führern der Golfstaaten legt Saudi-Arabiens neuer König Salman ibn Abd al-Aziz Al Saud neue Direktiven fest. The Observer berichtet: „His message was threefold: first, there was to be no more division along regional lines, which had seen the Muslim Brotherhood-aligned governments of Turkey and Qatar pour support into allied Syrian groups, while Saudi focused on more mainstream outfits. Second, Riyadh would agree to send gamechanging weaponry to northern Syria in return for guarantees of coordination and discipline. And, finally, the US would not stand in the way. “Quite frankly,” a Saudi official told the Observer, “it would not have bothered us if they had tried to.“ Mit Panzerabwehrraketen etc. können die Islamisten nun Städte angreifen, in die sie sich bisher nicht vorgewagt haben [o].

16.03. Die Regierung soll im Gouvernement Idlib erneut Giftgas eingesetzt haben [*].

18.03. Im Irak erobert ISIS Ramadi [o]. – Laut einem irakischen Kommandanten belegen abgehörte Telefonate zwischen ISIS und US-Armee Abwürfe von Waffen über IS-Gebiet. Im Februar äußerte sich Jafar al-Jaberi, ein Koordinator der irakischen Volksstreitkräfte ebenso. Im Januar äußerte Hakem al-Zameli, Chef des Sicherheitsausschusses: „There are proofs and evidence for the US-led coalition's military aid to ISIL terrorists through air(dropped cargoes).“ Ausschussmitglied Majid al-Gharawi enthüllte schon Ende Dezember eine Luftlieferung in der Provinz Salahuddin und sagt: „the US is trying to expand the time of the war against the ISIL to get guarantees from the Iraqi government to have its bases in Mosul and Anbar provinces.“ [o].

25.03. Die FSA nimmt die strategisch wichtige Stadt Bosra asch-Scham ein [*].

26.03. Im Jemen beginnt eine saudi-arabisch geführte internationale Militärintervention, um den faktisch entmachteten Präsidenten Hadi gegen die schiitischen Huthi-Rebellen zu stützen [o].

29.03. Die islamistische Allianz Dschaisch al-Fatah erobert die Provinzhauptstadt Idlib [*].

April 2015

02.04. Die Freie Syrischen Armee und Al-Nusra-Einheiten erobern mit Nasib den letzten größeren Grenzübergang zu Jordanien [*]. – Historische Einigung bezüglich des iranischen Atomprogramms: Internationale Kontrolle für zehn Jahre, dafür schrittweise Aufhebung der Sanktionen [o].

06.04. Das Flüchtlingslager Jarmuk in Damaskus wird vom IS angegriffen [* *].

21.04. Das Buch "Die schwarze Macht" von Christoph Reuter über den IS erscheint [o o].

Mai 2015

13.05. IS-Einheiten nehmen as-Suchna östlich Palmyra ein [*].

19.05. Die islamistische Allianz Dschaisch al-Fatah erobert mit al-Mastuma den letzten großen Militärstützpunkt im Gouvernement Idlib [*].

20.05. IS-Kämpfer erobern die antike Stadt Palmyra [* * *]. und beherrschen nun über die Hälfte Syriens, größtenteils Wüstenregionen [*]. – Nach kurzem Kampf fallen auch die beiden Gasfelder al-Hail and Arak an ISIS [o]. – Die Regierungstruppen ziehen sich auch vom letzten Grenzübergang zum Irak zurück [*].

Juni 2015

04.06. IS-Einheiten nähern sich der Provinzhauptstadt al-Hasakah [*].

09.06. Rebellen erobern eine der größten Militärbasen des Gouvernements Darʿā nahe Jordanien [*].

16.06. Die Kurden erobern vom IS Stadt und Grenzübergang Tall Abyad [*].

17.06. US-Senator Tim Kaine: „It's inexcusable that Congress has let 10 months of war go by without authorizing the U.S. mission against ISIL.“ [o].

Juli 2015

04.07. Regierungsstreitkräfte und Hisbollah beginnen eine Offensive gegen die Rebellen in Al-Zabadani nordwestlich von Damaskus [*].

21.07. Im türkischen Grenzort Suruc sterben bei einer Explosion 31 Menschen, die beim Wiederaufbau von Kobane helfen wollten [o]. – Mythology, Barrel Bombs, and Human Rights Watch: HRW nennt von 02/2014 bis 01/2015 über 1.450 Bomben (meist 'Fassbomben') und dadurch 3.185 zivile Todesfälle. Die UNO schätzt 220.000 Tote bisher, darunter 50% Soldaten und Milizen und 2/3 Kämpfer, also Zivilisten/Kämpfer 1:2, im US-Irakkrieg lag das Verhältnis bei 3:1 im Gazakrieg 2008/9 bei 4:1 [o].

23.07. Obama sagt Erdogan eine Vertiefung der Kooperation im Kampf gegen den IS zu [o], eine deutliche Wiederannäherung nach den Gezi-Protesten in der Türkei im Juni/Juli 2013 mit über 5000 Verhaftungen und über 8000 Verletzten [o]. Ausgewählte Medien feiern das 'Abkommen' als 'game changer' [o]. 

29.07. ► Ex-DIA-Direktor Michael Flynn sagt im Interview mit Al Jazeera, dass die extremistische Gefahr schon 2011 gesehen wurde: and I will tell you, it goes before 2012. I mean, when we were [...] in Iraq [...] before there was a decision to pull out of Iraq in 2011. I mean,  it was very clear what we were [...] going to face.  [o].

Juli: Laut einer Umfrage (ORB, Gallup-Gruppe) halten 82% der Syrer den IS für eine „US and foreign made group“ (Q12). Einen positiven Einfluss sehen in: Assad 47%, Iran 43%, Golfstaaten 37%, FSA 35%, Al-Nusra 35%, IS 21% [o o].

Ende: In der Türkei erklärt Erdogan den Friedensprozess mit den Kurden für gescheitert. Der Konflikt eskaliert im Osten des Landes in den nächsten Monaten in einen Bürgerkrieg, in dem allein bis Jahresende 300.000 Menschen fliehen [o o].

August 2015

18.08. Die IS enthauptet den Ausgrabungsleiter von Palmyra, den 82-jährigen Khaled Asaad [*].

22.08. IS-Anhänger sprengen den Tempel des Baal-Schamin [*].

24.08. Samar Yazbek: Die gestohlene Revolution: Reise in mein zerstörtes Syrien [o].

26.08. Zehntägige Luftangriffe auf östliche Vororte von Damaskus fordern 247 Opfer, darunter 50 Kinder [*].

30.08. Der IS sprengt den Baaltempel von Palmyra [*].

19.08. US-Generalstabschef Martin Dempsey erklärt kurz vor seinem Ruhestand, der ständige Kontakt zum russischen Generalstabschef General Waleri Gerassimow sei ihm immer sehr wichtig gewesen [o].

September 2015

06.09. Regierungseinheiten und IS kämpfen um das Jazal-Ölfeld im Gouvernement Homs, das als letztes noch unter Regierungskontrolle ist [*].

09.09. Die islamistische  Allianz Dschaisch al-Fatah erobert mit der Luftwaffenbasis Abu al-Duhur den letzten Stützpunkt im Gouvernement Idlib [*].

27.09. Hollande teilt mit, dass erstmals sechs französische Kampfflugzeuge ein IS-Ausbildungslager angegriffen haben [*].

20.09. Israels Premier Netanjahu trifft Putin in Moskau, es wird ein „Mechanismus“ eingerichtet, um Missverständnisse in Syrien zu vermeiden [o].

30.09. Russische Kampfflugzeuge greifen nach russischen Angaben IS-Stellungen an, laut lokalen Aktivisten Gebiete verschiedener Rebellengruppen im Gouvernement Homs, darunter Rastan und Talbisa [*]. – Laut SOHR starben mindestens 30 Jihadisten, darunter 12 Kindersoldaten [o]. – US-Kampfflieger fliegen Angriffe bei Aleppo [*]. Die Staatsanwaltschaft in Paris teilt mit, aufgrund von Fotos von mindestens 11.000 Todesopfern in Staatsgefängnissen gegen Assad ein Verfahren wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingeleitet habe [*].

Oktober 2015

01.10. Russische Streitkräfte fliegen weitere Luftangriffe u.a. bei Dschisr asch-Schughur im Nordwesten gegen Ziele der islamistischen Miliz Dschaisch al-Fatah [* *]. Putin weist Berichte über zivile Opfer der ersten Angriffe zurück, diese seien schon vor Beginn der Angriffe erschienen [*].

03.10. Die russischen Luftstreitkräfte fliegen 20 Einsätze, bei denen zehn Ziele des IS in den Gouvernements ar-Raqqa und Idlib angegriffen worden seien [*].

05.10. Der IS sprengt den Triumphbogen in Palmyra [*]. Russland fliegt 15 Einsätze gegen 10 IS-Ziele und zerstört rund 20 Panzer [*].

07.10. Regierungstruppen und russische Luftwaffe koordinieren den Beschuss auf Rebellenstellungen nördlich von Hama [*]. Die Kaspische Flottille greift mit 26 Marschflugkörpern Ziele in Syrien an [*].

08.10. Der IS rückt bei Aleppo vor und vertreibt andere Rebellengruppen aus mehreren Dörfern [* *].

09.10. US-Außenminister Ashton Carter stoppt das 500-Millionen-Dollar-Training gemäßigter Rebellen [o]. Ursprünglich sollten jährlich 5400 Rebellen ausgebildet werden [o]. Bisher waren es nur 54, diese wurden im Juli von Al-Nusra-Rebellen angegriffen und fast alle getötet [o]. Jetzt sollen kurdische Kämpfer ausgebildet werden [o]. – Congressional Research Service: Armed Conflict in Syria: Overview and U.S. Response“. Diverse Interessenkonflikte, z.B.: U.S. officials may be concerned that a more aggressive campaign against the Islamic State may take military pressure off the Asad regime or create opportunities for other extremist groups [...].“ [o].

12.10. US-Streitkräfte werfen bei Raʾs al-ʿAin fünfzig Tonnen Militärausrüstung ab [*]. Zuvor hatten sich die kurdische YPG mit syrisch-arabischen sowie assyrisch-aramäischen Einheiten zur Allianz Demokratische Kräfte Syriens (SDF) zusammengeschlossen [*]. Die Türkei bestellt die Botschafter Russlands und der USA ein. Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu: „Die Türkei kann keinerlei Kooperation mit Terrororganisationen akzeptieren, die der Türkei den Krieg erklärt haben.“[*].

14.10.: Frederik Hof, Ex-„Sonderberater für den Übergang in Syrien“ von Hillary Clinton, schreibt: „Die USA sollten keine Konfrontation mit russischen Streitkräften in Syrien suchen, aber auch nicht davor zurückschrecken. Moskau wird nicht erfreut sein, wenn wir den Massenmord seines Verbündeten beenden und den ISIL, der ihm als Vorwand für sein militärisches Eingreifen in Syrien diente, vom Tisch fegen.“ „People like Putin will push until they hit steel. And he will not stop in Syria. [...] Obama will bequeath to his successor a problem of gargantuan dimensions if he does not change policy course now.“ [o].

Mitte: Die Bundeswehr beendet nach fast drei Jahren den Einsatz der Patriot-Raketen in der Türkei, die vor Angriffen aus Syrien schützen sollten [*].

21.10. ► Eren Erdem, Mitglied der türkischen Oppositionspartei, spricht von Beweisen, dass das Giftgas von Ghouta mit Hilfe des türkischen Geheimdienstes, des Konzerns MKE und das Al-Qaida-Terroristen Hayyam Kasap beschafft wurde [o]. – Bei Angriffen von Kampfflugzeugen auf ein Feldlazarett der Syrian American Medical Society (SAMS) in Sarmin (Idlib) werden mindestens 12 Menschen getötet [*]. Das russische Verteidigungsministeriums präsentiert am 02.11. Vorher-Nachher-Aufnahmen ohne Schäden [*]. Amnesty International und das Recherchenetzwerk Bellingcat, bezeichnen die Datierung als falsch. Dennoch seinen die Zerstörungen laut Bellingcat keine Folge direkter Bombardierung [* *]. – Ein Beamter des offiziellen ukrainischen Waffenhändlers SpetsTechnoExport schreibt an seinen polnischen Partner, dass Katar 2000 russische Bomben kaufen will. Offenbar sollen Angriffe in Syrien Russland untergeschoben werden [o].

30.10. Beim Syrien-Gipfel in Wien einigen sich 19 Spitzendiplomaten unter Führung Russlands und der USA auf Prinzipien für einen Friedensprozess, den der UN-Beauftragte Staffan de Mistura vorantreiben soll. Die UN-Vetomächte sowie Saudi-Arabien und Türkei unterzeichnen eine Erklärung, wonach (auf Drängen Irans und Russlands) das syrische Volk selbst über die Zukunft des Landes entscheiden soll [*]. Die Gesprächspartner einigen sich auf den Ausbau der Militärkampagne. Kerry und Obama kündigen die Entsendung von US-Bodentruppen nach Nordsyrien an [* * *].

November 2015

12.11. Die US-Luftwaffe verstärkt Angriffe auf Ölfelder im Umkreis von Deir ez-Zor [*].

13.11. Die Demokratischen Kräfte Syriens eroberten in zwei Wochen im Osten des Gouvernements al-Hasaka über 1300 km² vom IS zurück. Die Befreiung von Al-Hawl und Al-Khatuniyah kappt wichtige Nachschubwege [*].

17.11. Russische und US-Kampfflugzeuge greifen IS-Tankwagen an, um diesen von Öl-Einnahmen abzuschneiden. Es seien rund 500 bzw. 116 Fahrzeuge zerstört worden [*].

19.11. Obama sagt Reportern in Manila, es könne noch einige Monate dauern, bis Russland, Iran und die syrischen Eliten akzeptieren, dass es kein Ende des Bürgerkrieges geben könne, solange Assad an der Macht sei [o o].

20.11. Irak-Veteran Tulsi Gabbard, Demokratin aus Hawaii und Kongressmitglied im Streitkräfte-Ausschuss, sagt CNN, es sei Zeit, „diesen illegalen und kontraproduktiven Krieg zum Sturz der Regierung Assad zu beenden“, man wiederhole damit nur dieselben Fehler wie in Irak und Libyen [o]. Viele Politiker danken ihr heimlich für ihre offenen Worte [o].

22.11. ► Obama behauptet weiter, Hauptziel der russischen Luftangriffe sei die „gemäßigte Opposition“ und verneint nach wie vor jede Lösung mit Assad. Frankreichs Verteidigungsminister Le Drian bestätigt jedoch ISIS-Stellungen als russische Hauptziele [o]. 

24.11. Türkische Kampfflugzeuge schießen einen russischen Bomber ab, der zuvor den türkischen Luftraum verletzt und trotz mehrfacher Warnung den Kurs beibehalten habe [*].

27.11. Hollande fliegt nach Washington und will Obama u.a. dazu bringen, dem IS gemeinsam mit der EU den Krieg zu erklären, was dieser ablehnt [o].

29.11. Ex-DIA-Chef Flynn: „Die traurige Wahrheit ist, dass wir Soldaten am Boden einsetzen müssen. Wir werden den Feind [IS]. nicht aus der Luft besiegen. [...] Wir müssen jetzt konstruktiv mit Moskau zusammenarbeiten. [...] Die große historische Lektion lautet, dass es eine strategisch unglaublich schlechte Entscheidung war, in den Irak einzumarschieren.“ [o].

Ende: In der Türkei werden der Chefredakteur und der Hauptstadtbüroleiter der Tageszeitung „Cumhuriyet“, Can Dündar und Erdem Gül verhaftet als „Spione und Mitglieder einer terroristischen Vereinigung“. Ende Mai hatten sie Fotos und Dokumente eines Prozesses veröffentlicht, die eine Waffenlieferung des türkischen Geheimdiensts an syrische Islamisten Anfang 2014 belegen sollte. Die Regierung sprach darauf von humanitären Lieferungen an syrische Turkmenen, und Erdogan selbst zeigte Dündar an [o]. Doch selbst die Gendarmerie gab zu: „The trucks were carrying weapons and supplies to the al-Qaeda terror organization.“ US News berichtet am 16.01.15 detailliert [o].

Dezember 2015

02.12. Britische Jagdbomber fliegen erstmals Einsätze gegen IS-Ziele, wenige Stunden nachdem das Parlament sich nach zehnstündiger Debatte dafür entschieden hatte [*]. Vier Tornados greifen das al-Omar-Ölfeld im Osten an [*].

06.12. Die US-Koalition greift mit vier Kampfflugzeugen und neun Raketen ein Munitionslager der syrischen Streitkräfte an. Die Angriffe hätten IS-kontrollierten Ölfeldern gegolten [* *].

07.12. Obama drängt den Kongress erneut, den Kampf gegen IS zu autorisieren. Bisher agiert er aufgrund einer Ermächtigung nach 9/11 [o].

10.12. Der türkische Oppositionspolitiker Erdem spricht von beweisenden Telefonaten und Gerichtsakten, die eine Beteiligung der türkischen Regierung bei der Versorgung syrischer Terroristen mit Sarin belegen. Die Staatsanwaltschaft leitet ein Verfahren wegen Hochverrat gegen Erdem ein [o].

11.12. Frederic Hof: „it is not as if Moscow and Tehran are unaware of basic facts. They know that Assad is the single greatest obstacle to a united Syrian front against the Islamic State. They know Assad’s atrocities create recruits for the group. They do not care. [...] For their own reasons, Iran and Russia wish, first and foremost, to keep Assad in place.“ [o].

16.12. Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der LINKEN „Einmischung der NATO- und GCC-Staaten in den syrischen Bürgerkrieg und so genannte gemäßigte Oppositionsgruppen in Syrien“ [o].

17.12. UN-Sicherheitsrats-Resolution 2191 erneuert die Autorisierung grenzüberschreitender humanitärer Hilfe bis 10.01.2016 [o].

18.12. ► Ex-Verteidigungsminister Chuck Hagel sagt im Interview mit Foreign Policy, dass der Regierung fortwährend eine klare Linie fehlte: 'While Hagel agreed with Obama’s reluctance to deploy a large ground force to Syria or Iraq, he wanted the administration to hammer out a plan for a diplomatic settlement in Syria and to clarify whether Assad needed to go and under what circumstances, he said.' [o]. 

22.12. UN-Sicherheitsrats-Resolution 2258 stellt fest, dass die früheren Resolutionen 2139, 2165, 2191 und der Schutz der Zivilbevölkerung nicht eingehalten wurden [o o]

25.12. Ein russischer Luftangriff tötet südlich von Duma den Führer der von Saudi-Arabien unterstützten radikal-salafistischen Armee des Islam (Syrien), der auch Militärchef der Islamischen Front war [*].

27.12. Todenhöfer sagt in einem Interview, dass der IS niemanden außer Israel fürchte und in einem ersten Schritt den ganzen Nahen Osten außer Israel erobern wolle, dann den Westen [o].

2016


Januar 2016

12.01. Unterstützt von russischen Luftangriffen besetzen Regierungssoldaten und Milizen Salma nahe der türkischen Grenze, das drei Jahre in Rebellenhand war [*].

15.01. Journalisten-Legende Seymour Hersh im Interview: „Syrien war, wie der Irak und Libyen, ein säkularer Verbündeter des Westens, mit gemäßigten Sunniten. Und wir haben diese Länder überrannt, die Regierungen gestürzt, und damit jenen geholfen, die wir als unsere ärgsten Feinde bezeichnen. [...] Unsere Regierung wurde gewarnt, dass ein Sturz von Assad Wahnsinn wäre – weil die Folge eine radikale islamistische Regierung wäre. Das Militär hat Obama auch vor dem türkische Präsidenten Erdogan gewarnt. Obama betrachtet ihn trotzdem als engen Verbündeten. Ich weiß nicht, warum die Politik des Weißen Hauses so inkonsistent ist.“ [o].

17.01. IS-Kämpfer greifen die eingeschlossene Stadt Deir ez-Zor an und ermorden mindestens 60 Menschen [*].

26.01. Armee und Hisbollah erobern die seit zwei Jahren von Rebellen kontrollierte Stadt asch-Schaich Miskin an der Verbindungsstraße zwischen Damaskus und Jordanien [*].

29.01. In Genf beginnen neue Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien [*].

31.01. US-Sonderbeauftragter Brett McGurk (Nachfolger von General John R. Allen) besucht Kobane, um mit den Kurden das weitere Vorgehen gegen den IS zu koordinieren [*]. In Damaskus sterben bei IS-Sprengstoffanschlägen nahe der Sayyida-Zainab-Moschee denen mindestens 58 Menschen [*].

Februar 2016

02.02. Regierungstruppen und Milizen setzen ihren Vormarsch auf belagerte Enklaven nördlich von Aleppo fort. Oppositionsvertreter ziehen sich in Genf daraufhin zunächst zurück [*].

03.02. Der UN-Beauftragte Staffan de Mistura gibt bekannt, dass die Friedensgespräche bis zum Monatsende ausgesetzt seien, um offene Fragen zu klären [*]. Die Belagerung der Enklaven Nubl und az-Zahra’ wird mit Hilfe hunderter russischer Luftangriffen durchbrochen [*]. Die drohende Einkesselung der Rebellen in Aleppo führt zu massiven Fluchtbewegungen, am türkischen Grenzübergang stauen sich vier Tages später etwa 50.000 Menschen [*].

05.02. Erdogan ruft die USA und EU dazu auf, die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) sowie ihren militärischen Flügel, die Volksverteidigungseinheiten (YPG), als Terrororganisation einzustufen. Sie hätten sich zwischen der PYD oder der Türkei als Partner zu entscheiden [*].

08.02. Das US-Außenministerium stellt klar, dass die PYD nicht als Terrororganisation betrachtet werde [*].

12.02. Im Vorfeld der Münchner Sicherheitskonferenz einigt sich die Syrien-Kontaktgruppe auf eine umgehende humanitäre Versorgung mehrerer Ortschaften durch eine Task Force sowie die Vereinbarung einer Feuerpause zwischen den Konfliktparteien außer IS und Al-Nusra [*].

13.02. Die türkische Armee beschießt YPG-Kräfte auf dem Militärflugplatz Menagh, den diese von der islamistischen „Levante-Front“ erobert hatten [*].

14.02. Jeffrey Sachs greift Hillary Clinton scharf an: „She has been the CIA’s relentless supporter, and has exulted in showing her toughness by supporting every one of its misguided operations. [...] Clinton is a danger to global peace. She has much to answer for regarding the disaster in Syria.“ [o]. 

15.02. Fünf medizinische Einrichtungen und zwei Schulen in Rebellengebieten werden bei Angriffen schwer beschädigt, rund 50 Menschen sterben. Türkeis Premier Davutoğlu beschuldigt Russland eines Angriffes auf ein Krankenhaus in Aʿzāz, was Medwedew zurückweist [*]. Ärzte ohne Grenzen vermuten die Regierung hinter einem Angriff auf ihr Krankenhaus in Maarat an-Numan, hatten dieser zuvor aber nicht die Koordinaten mitgeteilt [*].

18.02. Laut Ärzte ohne Grenzen wurden 2015 von 150 unterstützten Kliniken 63 Kliniken 94-mal durch Luftangriffe oder Beschuss getroffen wurden, 12 Kliniken wurden komplett zerstört, 23 unterstützte Ärzte starben. Allein bei einem Doppelangriff in Douma östlich Damaskus am 13.12.2015 starben insgesamt 45 Menschen [o]. 

20.02. Die syrische Armee umzingelt mit russischer Luftunterstützung etwa 800 IS-Kämpfer im Osten Aleppos und hat seit Oktober über 45 Dörfer zurückerobert [o].

25.02. Jürgen Todenhöfer gibt nach intensiven Recherchen die Kräfteverhältnisse in Syrien an: Syrische Armee und Alliierte >200.000, Islamische Front 50-60.000, IS 30.000, YPG 25-30.000, Al Nusra 20.000, "Demokratische" Rebellen 3-5000 [o].

27.02. Beginn der verhandelten Waffenruhe, die bis auf Zwischenfällen in Aleppo und Homs eingehalten wird [*]. Der IS greift die von der YPG gehaltene Grenzstadt Tall Abyad an, US-Kampfflugzeuge helfen bei der Verteidigung [* *].

März 2016

01.03. ARD-Exklusivinterview mit Assad: [o]. „Sie akzeptieren bei Ihnen auch nicht, was man Aufständische nennt. Sie haben zwar eine Opposition, akzeptieren jedoch nicht, dass eine sogenannte "gemäßigte Opposition" sich bewaffnet, um ihre Ziele zu erreichen. [...] In unserem Krieg geht es um die Unabhängigkeit unseres Landes, denn man - das heißt andere Länder und vor allem der Westen, Saudi Arabien und Katar - will die Regierung und den Präsidenten absetzen. Man will den Staat zerstören und aus Syrien ein nach Religionen geteiltes Land wie den Libanon und vielleicht den Irak machen. [...] Nur die syrischen Bürger haben das Recht zu befinden, wer ihr Präsident sein soll. [...] Wie sollten wir diese Gebiete von der Nahrungsmittelzufuhr abschließen, wenn wir sie doch nicht an der Beschaffung von Waffen hindern können? [...] Es stellt sich die Frage, wie viele europäische Politiker von der Haltung der USA unabhängig sind. Was wir bisher erkennen können, ist nicht mehr als die Kopie dessen, was amerikanische Politiker sagen [...]. [...] Der Westen hat bisher den Krieg gegen den Irak im Jahr 2003, während dessen mehr als eineinhalb Million Menschen umgebracht wurden, zu keinem Zeitpunkt als Kriegsverbrechen eingestuft. [...] Was gedenken Sie zu tun, um auf Länder Druck zu machen und Einfluss auszuüben, die wie die Türkei, Saudi-Arabien und Katar die Terroristen unterstützen?” Zu den Ereignissen in Daraa am 17.03.2011 und den festgenommenen Jugendlichen: „Wir haben davon gehört, aber nie auch nur eines dieser Kinder gesehen, die ins Gefängnis gekommen sind. Es war eine Lügengeschichte.

13.03. In Maarat al-Nu’man im Norden demonstrieren Zivilisten und vertreiben Al-Nusra, nachdem diese den Ort von der FSA erobert hatte [o].

14.03. Putin weist den Rückzug des Großteils der russischen Truppen an, mit Assad abgestimmt und zur Unterstützung der Friedensgespräche [*]. – Laut der Syrisch-Amerikanischen Medizingesellschaft (SAMS) gab es bisher 161 belegte Chemiewaffen-Angriffe mit fast 1.500 Toten, dazu 133 bisher unbestätigte Angriffe. Mindestens 104-mal wurde Chlor eingesetzt, dreimal Sarin [o].

16.03. WikiLeaks veröffentlicht ein Archiv von 30.322 Mails und Anhängen von Hillary Clintons privatem Server aus ihrer Zeit als Außenministerin (6/2010 - 8/2014) [o]. Sie zeigen u.a., wie das US-Außenministerium, Google und Al Jazeera zusammenarbeiten, um einen Regimewechsel in Syrien zu erreichen [o].

17.03. Warum die Araber uns in Syrien nicht wollen (Robert F. Kennedy, Jr., NachDenkSeiten) [o]. – Laut einer Gallup-Umfrage (2016 Global Emotions Report) haben die Menschen in Syrien die niedrigste positive Zukunftserwartung, mit großem Abstand folgen dann Türkei (!) und Nepal [o].

27.03. Regierungstruppen erobern Palmyra vom IS zurück [*].

April 2016

02.04. Der Waffenstillstand wird bei Aleppo durch die Rebellen gebrochen (Al-Nusra, Levante-Brigade, Ahrar al-Sham u.a.) [o].

08.04. In Aleppo werden durch einen Chlor-Angriff YPG-Kämpfer und Zivilisten verletzt, Dschaisch al-Islam bekennt den Vorfall, der Brigadegeneral sei bereits verurteilt [o]. – US-Waffenlieferungen von 3.000 Tonnen im Dezember und April über Jordanien und Türkei werden bekannt [o].

10.04. Obama antwortet auf die Frage nach seinem größten Fehler: „Probably failing to plan for the day after [...] intervening in Libya.” [o].

15.04. IS-Kämpfer dringen in ein grenznahes Flüchtlingslager mit rund 30.000 Bewohnern nördlich von Aleppo ein, um die Bewohner zum Umzug in IS-Gebiete zu zwingen. Schutzsuchende werden von türkischen Sicherheitskräften mit Schüssen zurückgedrängt [*].

16.04. Rebellen beschießen Gebiete von Aleppo mit Raketen, während Regierungstruppen Rebellengebiete aus der Luft angreifen, bis zu zehn Menschen sterben [*].

18.04. Mehrere Rebellengruppen kündigen den Waffenstillstand auf und gaben bekannt, künftig mit Gewalt gegen Regierungstruppen vorgehen zu wollen, die Gewalt gegen Zivilisten anwenden [*].

19.04. Laut FSA und SOHR wurden zwei Luftangriffe auf Wochenmärkte in Maarat an-Numan und Kafr Nabl geflogen, wobei etwa 40 Menschen starben [*]. Oppositionsvertreter des Hohen Verhandlungskomitees (HNC) reisen daraufhin aus Genf ab und erklären die in der Vorwoche begonnen Friedensgespräche für ausgesetzt [*].

28.04. Die Kämpfe in Aleppo eskalieren mit 200 Toten. Zwei Luftangriffe zerstören ein von Ärzte ohne Grenzen unterstütztes Krankenhaus im Rebellengebiet. Russland bestreitet die Verantwortung [*], Regime-Vertreter ebenfalls [*]. UN-Nothilfekoordinator Stephen O’Brien prangert u.a. an, Regierungstruppen würden den Transport medizinischen Materials in bestimmte Rebellengebiete verbieten [*].

Mai 2016

02.05. Rebellen beschießen in Aleppo Wohngebiete und treffen auch ein Krankenhaus mit Raketen [*].

06.05. Bei einem Angriff auf ein Flüchtlingslager westlich von Aleppo sterben etwa 30 Menschen [*50]. UN-Nothilfekoordinator O'Brien fordert eine unabhängige Untersuchung [*].

14.05. Bei Kämpfen um das Krankenhaus von Deir ez-Zor sterben mindestens 35 Regierungssoldaten und 24 IS-Kämpfer [*].

22.05. Fast 40 Rebellengruppen fordern, innerhalb von 48 Stunden die seit drei Tagen laufende Regierungsoffensive im Umland von Damaskus zu beenden, sonst sei der Waffenstillstand beendet [*].

23.05. Bei IS-Terroranschlägen in Dschabla und Tartus werden mindestens 153 Menschen getötet [*].

30.05. Der Chefunterhändler der Opposition erklärt die Genfer Gespräche für gescheitert und nennt die Haltung der Regierung und die Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, ihre Resolutionen umzusetzen, als Gründe [*].

31.05. Die SDF beginnt eine Offensive auf Manbidsch, einem Knotenpunkt der Versorgungsroute des IS von Raqqa in die Türkei [*].

Juni 2016

03.06. Entscheidungsschlacht: Russland und Syrien ziehen Kräfte bei Aleppo zusammen [o].

04.06. Regierungstruppen beginnen mit Hilfe russischer Luftangriffe eine Offensive, um die Großstadt Raqqa vom IS zurückzuerobern. Zuvor hatten mit den USA verbündete Rebellen Geländegewinne entlang der türkisch-syrischen Grenze erzielt [*].

08.06. Die SDF stößt mit Luftunterstützung auf Manbidsch vor und befreit innerhalb einige Tage fünfzig Dörfer [o].

13.06. Todenhöfer im Interview mit RT deutsch: "Die USA wollen den IS nicht wirklich besiegen" [o 38-40']. 2007 traf er in Ramadi einen Mann, der zu Qaida ging, nachdem seine Mutter von US-Soldaten erschossen wurde: „Verschwindet aus unseren Ländern, und der Terrorismus wird verschwinden.“ [o 45-46']. 

14.06. Laut Sputniknews bauen die Franzosen bei Kobane eine Militärbasis [o]

17.06. Im Irak wird Falludscha von Regierungstruppen zurückerobert [o]. – Die syrische Armee hat das Turkmenen-Gebirge zurückerobert [o]. –  51 US-Diplomaten fordern stärkeres Vorgehen gegen Assad [o o].

19.06. Nach Vorwürfen über Angriffe auf mit den USA verbündete Rebellen wollen Russland und USA ihre Militäreinsätze besser koordinieren [o].

26.06. Irak: Die Armee erobert Falludscha vom IS zurück [o].

Juli - September

08.08. Nicht alle Frauen werden vergewaltigt. Aber alle gefoltert (Eva Maria Kogel, Welt.de) [o]. 

18.08. Ex-Häftlinge berichten vom Horror in syrischen Gefängnissen (Welt.de) [o].

27.08. Die Türkei greift zusammen zusammen mit islamistischen Terrorgruppen die Grenzstadt Dscharabulus an (Operation "Euphrat-Schild") [o].

29.09. Wer einen Streit anfängt, hat schon halb gewonnen, wenn die Mehrheit zur Halbzeit glaubt, beide Streithähne seien in gleicher Weise schuld (Hans Springstein, NachdenkSeiten) [o].

Oktober - Dezember

03.10. Syrien-Experte Günter Meyer: „Amerika ist verantwortlich für diese Katastrophe“ (Marc Etzold, WiWo) [o].

28.10. Syrian Rebels Launch Offensive to Break Siege of Aleppo (Hwaida Saad & Anne Barnard, NY Times) [o].

30.10. What it's really like to be in the middle of the battle for Aleppo (Robert Fisk, Independent) [o].

25.11. Syria's White Helmets apologize for Mannequin Challenge video (Eliza Mackintosh, CNN) [o].

18.12. How Syria's White Helmets became victims of an online propaganda machine (Olivia Solon, The Guardian) [o].

21.12. Russlands perfider Feldzug gegen die Wahrheit [Weißhelme] (Christoph Reuter, Spiegel.de) [o].

2017

12.01. Russland und Türkei handeln einen Waffenstillstand aus [o].

22.01. In Kasachstans Hauptstadt Astana beginnen Friedensgespräche [o].

24.01. ‘Die Medienberichterstattung über Syrien ist die größte Lüge unserer Zeit’. Interview mit einem flämischen Priester in Syrien (Algemeen Dagblad) [o o].

31.01. "Was Sie über Aleppo hören, ist bestenfalls ein kleiner Teil der Wahrheit" [Jan Oberg] (Fabian Köhler, Telepolis) [o].

07.02. Laut Amnesty International wurden 2011-2015 im Militärgefängnis Saidnaja bei Damaskus 13.000 Menschen hingerichtet [o].

10.02. Wie glaubwürdig sind die Massenmord-Vorwürfe von Amnesty International? (Karin Leukefeld, NachDenkSeiten) [o]. 

März - Der Krieg in Syrien und die blinden Flecken des Westens (Michael Lüders, Blätter 3/2017) [o].

04.04. In Khan Shaykhun (Provinz Idlib) sterben durch Giftgas mindestens 58 Menschen. Die Regierung behauptet, möglicherweise ein Giftgaslager der Rebellen getroffen zu haben [o o].

05.04. Außenminister Gabriel stellt am Rande einer internationalen Syrien-Konferenz in Brüssel rund 1,3 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe in Syrien und den Nachbarländern in Aussicht; Deutschland habe schon 2016 den gleichen Betrag für etwa zwei Jahre zur Verfügung gestellt [o].

06.04. Trump: "Meine Einstellung zu Syrien und Assad hat sich sehr verändert" [o]. Die USA feuern 59 Raketen auf die Luftwaffenbasis Schayrat nördlich von Damaskus [o].

12.04. Die Indizien, die Verschwörungstheorien, die Fakten (Fabian Reinbold, Christoph Reuter & Christoph Sydow, Spiegel.de) [o]. – "Es gab keinen Angriff mit chemischen Waffen" - Memorandum der Veteran Intelligence Professionals for Sanity (VIPS) (RT deutsch) [o]. – Russland legt Veto gegen UN-Resolution zur Verurteilung und Aufklärung des Giftgasangriffs in Khan Shaykhun ein [o o].

13.04. Die Fakten des Weißen Hauses sind keine (Thomas Pany, Telepolis) [o].

17.04. Der technische US-Experte Prof. Postol entlarvt die "Beweise" für einen Giftgasabwurf durch die Regierung als haltlos und irreführend [o o].

02.07. Helfen wir dem UNHCR auf seiner Suche nach Syrien (Yassin Swehat, Adopt a Revolution) [o].

08.08. Wie Obama in die Syrienfalle tappte (Gareth Porter, NachDenkSeiten) [o].

15.11. Das schmutzige Geheimnis von Rakka (BBC, NachDenkSeiten) [o]. Etwa 250 IS-Kämpfer durften Rakka mit 3.500 ihrer Familienangehörigen verlassen.

2018

17.01. Tillerson Vows U.S. Forces Will Stay in Syria to Counter Iran (Nick Wadhams & Kambiz Foroohar, Bloomberg) [o].

08.02. Now Mattis admits there was no evidence Assad using poison gas (Ian Wilkie, Nesweek) [o o].

01.03. Der Krieg in Syrien und die blinden Flecken des Westens (Michael Lüders, Blätter.de, März 2018) [o].

02.03. Kriegsschauplätze in Syrien – Was wir über die östliche Ghouta, Afrin und das Euphrat-Tal wissen sollten (Karin Leukefeld, NachDenkSeiten) [o].

13.03. „Hier hat die türkische Armee auf uns geschossen“ (Kerem Schamberger, Blog aus Afrin) [o].

15.03. Versprechen gebrochen [Gabriel und Rüstungsexporte an Türkei] (Volkan Agar, taz) [o]. – UN Commission of Inquiry on Syria: Sexual and gender-based violence against women, girls, men, and boys a devastating and pervasive feature of the conflict and must end now (OHCHR) [o] [Studie].

16.03. Berlin mordet mit. Deutsche Regierung genehmigt weiterhin Waffenexporte an türkischen Aggressor (Peter Schaber, jW) [o]. – "Die USA wollen Syrien zerschlagen" (Günter Meyer, n-tv.de) [o]. – Syrien im Herzen (Katja Maurer, medico international) [o].

19.03. Afrin – kein kurdisches Problem (Nilüfer Koç, Civaka Azad) [o]. "Die Kurden fühlen sich im Stich gelassen" (Cahit Basar im Gespräch mit Silvia Engels, Deutschlandfunk) [o].

20.03. Türkei lässt plündern. Milizen rauben Häuser im besetzten Afrin aus (Kevin Hoffmann, jW) [o]. Afrin: EUropa schaut weg (Lost in Europe) [o].

22.03. Syrien: Schlachtfeld der Zukunft. Gegen die Zivilbevölkerung (Katja Maurer, medico international) [o].

01.04. Ost-Ghuta nach der Befreiung (Roland Strumpf, ZDF Heute Journal, 2min) [o].

23.03. Türken vertreiben Zehntausende Kurden – und die Welt sieht zu (Susanne Iden & Susanne Güsten, HAZ.de) [o]. 

04.04. Ost-Ghouta: "400'000 waren Geiseln islamistischer Gruppen" (Urs P. Gasche, Infosperber) [o].

21.04. Wissenschaftliche Dienst Bundestag: Luftangriff USA, GB und F war ein Bruch des Völkerrechts. Es folgt der Link auf den Text des Gutachtens (Albrecht Müller, NachDenkSeiten) [o].