06.09.2015

Michael Eggerts Rundumschläge

Antwort auf: „Demokratie in anthroposophischen Gänsefüßchen“ und Eggerts frontalen Angriff auf Herbert Ludwig.

Die eigene ultrarechte Taktik

Es ist sehr symptomatisch, wie heute versucht wird, mit den eigenen Meinungen die Allgemeinheit zu beeinflussen.

Michael Eggert hat offenbar ein Problem mit allen, denen er „Anti-Amerikanismus“ unterstellt – und mit allen, die die EU nicht als Verkörperung reinster Demokratie schlechthin betrachten.

Da wird mal schnell ein Anthroposoph wie Herbert Ludwig, dem es durch und durch um den freien Menschen geht, in die rechte Ecke gestellt, indem das Inhaltsverzeichnis seines Blogs, das jedem im besten Sinne linken und anarchistischen Denker alle Ehre machen würde, als „das ganze übliche ultrarechte Programm“ verunglimpft wird. So geht ein Michael Eggert und mit ihm viele Andere mit der moralischen, inneren Integrität und dem Gedankenleben anderer Menschen um. Er merkt gar nicht, dass nur sein eigener Duktus hier ultrarechts ist. Ihm geht es nicht um das Differenzieren, ihm geht es um Rundumschläge in kurzen Aufsätzen seines Blogs, die als neueste „Erkenntnisergüsse“ zum Besten gegeben werden. Und er hat nicht die geringsten Bedenken, einen Artikel mit einem Hinweis auf wirklich ultrarechtes Gedankengut einzuleiten und dann unmittelbar zur Verleumdung derjenigen Zielperson überzugehen, die er mit dem Ersteren auf eine Linie bringen will.

Demokratie?

Für Eggert existiert in vielerlei Hinsicht nur eine Schwarz-Weiß-Welt. Er will nicht anerkennen, dass es in der Realität so sein kann, dass jemand „Demokratie“ anpreist, dabei aber ein ganz anderes Spiel spielt. Er will nicht anerkennen, auf welch tönernen Füßen dasjenige steht, was heute Demokratie genannt wird. Die Geschehnisse um Griechenland (Brechung jeglichen Widerstandes durch absolutes Nicht-Eingehen auf Argumente, „Verhandeln“ nur als Schauspiel nach außen) oder die nahenden, hinter hermetisch verschlossenen Türen verhandelten „Freihandelsabkommen“ (O-Ton-Merkel sinngemäß: An den europäischen Umwelt- und Sozialstandards wird sich nichts ändern, das wurde mir von Fachleuten versichert) sind nur zwei von unendlich vielen Beispielen.

Jenseits der (gewollt?) grenzenlosen Naivität Merkelscher Äußerungen steht eine kalte Maschinerie des realen Politikbetriebes, in der es keine Menschen gibt, sondern Marionetten. Und mit Marionetten meine ich Menschen, die sich nicht mehr wie Menschen verhalten, sondern entweder abstrakte Ideen exekutieren oder sehr konkrete Interessen verfolgen – ohne sich diesen „Interessen“ mit ihrem ganzen Menschenwesen frei gegenüberstellen zu können.

Ja, wir haben eine „Demokratie“ – aber eine solche, in der mächtigste Interessen fast ungehindert wirken können, so wie Wasser durch ein Sieb strömt, zwar etwas gebremst, aber doch vollständig. Eggert kann nicht denken, dass es möglich sein könnte, dass zugleich „farbige Revolutionen“ gefördert werden können und es denselben Interessen dient, wenn statt einer funktionierenden Demokratie ein gescheiterter Staat hervorgeht und eine ganze Region destabilisiert wird. Für bestimmte Interessen sind „Sieb-Demokratien“ oder gescheiterte Staaten durchaus gleich wertvoll.

Monsanto oder der CIA – um wiederum nur zwei Beispiele zu nennen – gehen auch über Leichen. Es geht ihnen nicht um das Menschliche, sondern um ihre Zwecke. Wenn sie das Wesen des Demokratischen umgehen können, dann tun sie das. Das hebt sie nicht unbedingt heraus. Was sie heraushebt, sind insbesondere die Macht und die Möglichkeiten, dies auch tatsächlich und in großem Umfang zu tun.

Was ich damit sagen will, ist: Die Demokratie ist ein zu hohes Gut, um damit zu kokettieren, wir „hätten“ sie – oder um jemanden zu verleumden, der sie heute aus moralischem Empfinden heraus nur in Anführungszeichen setzen kann.

Macht, Mäntelchen und das Menschliche

Es geht heute nicht um Demokratie, sondern um Macht und Einfluss, um einen erbarmungslosen Kampf von Ideologien, Doktrinen und Profitinteressen. Wer das nicht sieht – oder wer meint, Demokratie sei nun einmal immer nur das Spiel des Ausgleichs all dieser Interessen –, der hat noch nichts verstanden. Was Anthroposophie in die Welt bringen will, ist etwas Allgemein-Menschliches, das eine solche Stärke hat, dass es einst stärker sein wird als jedes auf Konfrontation ausgerichtete Zweck- und Machtdenken und -handeln. Der Weg zu diesem Allgemein-Menschlichen führt jedoch nur über die immer klarere Erkenntnis, was ihm alles entgegensteht ... und entgegenhandelt.

Man muss nicht sehr weit schauen, um zu verstehen, dass der CIA den radikalen Islamismus zumindest lange Jahre unmittelbar gefördert hat oder dass Monsanto weltweit Armut hervorbringt – dass also die mächtigsten Interessen der Welt selbst Terrorismus und Flüchtlingsströme hervorbringen.

Wir sind von einer Welt, die in Frieden und Brüderlichkeit miteinander lebt, weit entfernt. Auch Europa ist für die bittere Armut in Afrika für immer zutiefst mit verantwortlich. Doch es kann sich nur etwas ändern, wenn wir aufhören, es zu ertragen, wie sehr heute überall Partikularinteressen wirken und sich alle, alle unter dem Deckmäntelchen „Demokratie“ verbergen. Die wahre Herrschaft des Volkes wird nur mit einer zunehmenden Herrschaft des Menschlichen einhergehen können – dies aber muss zuerst in jedem Einzelnen wahr werden. Herbert Ludwig gehört zu denen, die dies sehr genau empfinden.

Michael Eggert hat kein reines Denken – fortwährend vermischt er seine eigenen Ansichten mit seinen ganz persönlichen Empfindungen und Antipathien. Was daraus entsteht, mag an manchen Stellen ja sehr richtig sein – und kann Menschen dennoch größtes Unrecht tun. Weniger schnell urteilen, behutsamer denken und die persönlichen Antipathien zur Ruhe bringen – das ist der Weg zum Wesen des Menschen. Es braucht den Willen, das Wirken der Widersacher in jeder einzelnen Seelenregung zu erkennen. Dann erst kann man auch über die Außenwelt zu wahren Urteilen kommen.