08.09.2015

Die Kommentare der Verständnislosen

Über Menschlichkeit, Kriegsschuld, Gutmenschen und die „Mächte“.


Inhalt
Merkel, Moral und Erkenntnis
Deutschland und Menschlichkeit
Das Wesen Anthroposophie und der Gegenimpuls
Die Kriegsschuldfrage und die Flüchtlinge
Weitere Kommentare zwischen Spott und Gutmenschentum
Der Spott und die „Mächte“


Merkel, Moral und Erkenntnis

Die Kommentare zu meiner Erwiderung auf die Verleumdung Herbert Ludwigs durch Michael Eggert erfordern wieder einmal einige klärende Worte. Man lese zuerst noch einmal meinen Artikel selbst.

Nun folgten daraufhin, noch in der Nacht beginnend, Kommentare wie diese:

Michael Eggert - Dienstag, 8. September 2015 um 01:06:00 MESZ
Herr Niederhausen, Ihre Arroganz ist mir denkbar gleichgültig, die billige Polemik ebenfalls- aber die Herabwürdigung der Bundeskanzlerin als Marionette ungenannt bleibender "Mächte" finde ich eine Unverschämtheit. Sie sind ein schönes Beispiel dafür, wie Aufgeblasenheit in die Irre führt. Denn die von Ihnen so verachtete Bundesrepublik ist in ihrer Stabilität und Weltoffenheit ein Ort, den die Flüchtlinge eben deshalb auswählen: Um den realen destruktiven Kräften in ihrer Heimat zu entkommen. Wir haben, gerade im Angesicht einer tiefen Schuld angesichts des Holocausts, einen hohen Wert in einer funktionierenden Demokratie entwickelt. Ihre wirren Verschwörungstheorien sind genau das Sieb, das Sie so beschreiben: "Ja, wir haben eine „Demokratie“ – aber eine solche, in der mächtigste Interessen fast ungehindert wirken können, so wie Wasser durch ein Sieb strömt, zwar etwas gebremst, aber doch vollständig". Da ist sie ja wieder, die Demokratie in Anführungszeichen.


Der Leser mag selbst beurteilen, wer sich billiger Polemik schuldig macht und wer nicht.

Dass sich Michael Eggert beeilt, jeglichen Zusammenhang zwischen der Bundeskanzlerin und dem Begriff „Marionette“ sogleich mit den Worten „Herabwürdigung“ und „Unverschämtheit“ zu belegen, kennzeichnet ihn als hervorragenden Vertreter der political correctness, vielleicht sogar als persönlichen Sympathisanten der Kanzlerin. Es schützte ihn aber offenbar nicht davor, einen anderen Menschen mit aller Kraft herabzuwürdigen, der offenbar nicht politisch genug war, um zumindest einer correctness erwürdigt zu werden (H. Ludwig). Dazu reichte die eigene Scham also nicht, dies konnte ganz schamlos geschehen.

Zu den ungenannt bleibenden „Mächten“ später mehr. Zu Merkel später ebenfalls nochmals mehr.

Weder verachte ich die Bundesrepublik noch einen anderen Menschen – nicht mal Michael Eggert, wenn man mir diese kleine Ironie („nicht mal“) gestattet. Aber offenbar hat Herr Ludwig ganz Recht, wenn er meint, manchen Menschen Nachhilfe in Bezug auf den Unterschied zwischen Erkenntnissen und moralischen Intuitionen oder aber auch Empfindungen geben zu müssen. Ob er auch Recht darin hat, dass diese Nachhilfe irgendeinen Sinn hat, kann nur das Schicksal zeigen.

Man braucht keinen einzigen Menschen zu verachten und kann dennoch auf höchst problematische Entwicklungen hinweisen, die mit dem Menschlichen nichts, mit bestimmten Mächten (dazu wie erwähnt später) jedoch alles zu tun haben. Und vielleicht ist die Erkenntnis um so reiner und auch tiefer (Achtung, das war Ihr Stichwort, Herr Birkholz, haben Sie Ihre automatische Wortzählmaschine eingeschaltet?), je reiner auch das Empfinden ist, gereinigt von persönlichen Gefühlen, Urteilen, Antipathien und so weiter.

Deutschland und Menschlichkeit

Ich schätze die Freiheit Deutschlands zutiefst – und sehe dennoch klar, was daraus gemacht wird, immer mehr gemacht wird. Ich sehe, wie das Menschliche immer mehr verlorengeht, nicht nur gegenüber Flüchtlingen, sondern in allen Strukturen, in der Denkweise, in Gesetzen und anderen Maßnahmen, in der ganzen Art des Zusammenlebens und Nicht-Zusammenlebens. Ich sehe auch, dass die Stabilität und der Wohlstand auf Kosten anderer Länder erkauft wurden und werden. Was ich etwa schon 2011 in meinem Buch „Zeit der Entscheidung“ hervorhob, indem ich ausführlich Heiner Flassbeck zitierte, der damals noch kaum zur Kenntnis genommen wurde, das kommt jetzt allmählich im Mainstream an: Dass die deutsche Stabilität gerade die europäische Instabilität ist – Stichwort erdrückender Außenhandelsüberschuss und Stichwort Niedriglohnsektor. Was für Unworte! Und doch sind dies zentrale Säulen der Politik, für die auch Merkel steht.

Ich werde an dieser Stelle nicht ausführen, warum Merkel für mich nicht deckungsgleich mit Bundesrepublik ist und warum ich meine, dass diejenigen, die das hohe Gut Freiheit und Menschenrecht am tiefsten schätzen, auch die treuesten Wächter sein sollten gegenüber allen Entwicklungen, die diesem Gut entgegenwirken – selbst wenn es nach außen erst langsam und allmählich sichtbar wird.

Merkel ist eine Anhängerin des TTIP, sie würde sicherlich lieber Monsanto unterstützen als eine kleinräumige, biologische Landwirtschaft, und sie hat keinerlei Visionen für eine wirklich menschliche Welt – die heute vielleicht bedrohter ist als je zuvor. Ich scheue mich daher nicht, sie in ihren Handlungen als eine Marionette, und sei es wider Willen, zu bezeichnen – und bin dankbar, in einem Land zu leben, wo dies möglich ist und wo noch nicht eine fast allmächtige Staatssicherheit bestimmt, was „Wahrheit“ ist und was gesagt oder gedacht werden darf. Doch wir wären nicht vollwirklich Menschen, wenn wir nicht fühlen könnten, dass selbst diese Freiheit bedroht ist und wir uns auf einem immer dünneren Eis bewegen.

Die Menschlichkeit zeigt sich an nichts so sehr wie an dem Verhalten gegenüber den Schwächsten der Schwachen. Das sind immer auch die Flüchtlinge. Man braucht sich nicht eine Sekunde lang zu rühmen, dass man „Betroffenheit angesichts nahezu 200 abgebrannter Asyl- und Not- Unterkünfte“ empfindet – und man braucht sich auch nicht zu rühmen, dass man selbst sie empfindet und der Andere nicht, denn das wäre eine unglaubliche Lüge. Und ich meine damit das aufrichtigste Empfinden und keine politisch korrekten Bekenntnisse.

Dass es aber in Deutschland an wirklicher Menschlichkeit fehlt, zeigen die Hartz-IV-Gesetze tagtäglich so drastisch wie nur irgend möglich. Es kann sogar jemand wie Ralph Boes sich zu Tode hungern, ohne dass es Ämter oder Politiker wie Merkel interessiert – denn er könnte ja die Essensmarken nehmen, die man ihm gnädig anbietet. Oh ja, so frei, gnädig, menschlich und stabil ist unser Land! Dass es aber jeden treffen kann, dass es nur ein winziger Unterschied des Schicksals sein kann, ob jemand noch Arbeit hat und seine Familie ernähren kann, oder ob er keine Arbeit hat und sich demütigen lassen muss, um zumindest noch zu essen zu haben – das scheint noch nicht in den Köpfen und Herzen angekommen zu sein. Oder es scheint noch nicht angekommen zu sein, dass dann eigentlich jede Menschlichkeit fehlt, wenn es nur noch am Karma hängt, ob man am Existenzminimum (noch darüber oder an jedem Monatsende schon darunter?) leben muss oder nicht. In dem fast reichsten Land der Welt! 

Das Wesen Anthroposophie und der Gegenimpuls

Dass die Menschlichkeit so verloren geht, hat vor allem damit zu tun, dass der stärkste Impuls, der für die Menschlichkeit gelegt wurde, nicht durchgedrungen ist, und das war die Anthroposophie. „War“, weil ich die Anthroposophie Rudolf Steiners meine, die heute fast nicht mehr existiert und meist völlig in ein Leichengebilde verwandelt wird. Auch ein Michael Eggert zehrt von den Resten und tötet sie gleichzeitig weiter. Diese Anthroposophie Rudolf Steiners, die in ihm gelebt hat und aus ihm heraus ein Impuls war, sie hätte in den Menschenherzen etwas entzünden können, was es in dieser Tiefe und Stärke bis dahin nicht gab – und was unmittelbar mit dem Mysterium von Golgatha zusammenhängt.

Dies geschah jedoch nicht. Der Impuls zerbrach – und zerbricht noch täglich – an der Unfähigkeit der Menschenherzen, Seelen und Geister, ihn aufzunehmen. Stattdessen kam geschichtlich etwas Anderes. Und das war das Dunkelste, was bis dahin je heraufgezogen war: Das Dritte Reich.

An den Folgen des Dritten Reiches leiden wir heute noch – und zwar auch, weil es zwischen der Zukunft und der Anthroposophie steht. Es hat Ideale für immer mit dem Makel der Ideologie behaftet. Es hat dazu beigetragen, dass heute der Unterschied zwischen der Realität des Geistes und jedem beliebigen New Age Phänomen überhaupt nicht empfunden oder auch nur geahnt werden kann. Das Dritte Reich war nicht nur für Millionen Juden und andere Opfer das größtmögliche Grauen, sondern es war auch für das Wesen und den realen Impuls der Anthroposophie der größte Gegenschlag, der je geschehen konnte.

Und nun stehen die Menschen aber gebannt vor diesem Offenbarwerden des Bösen, erschauern vor der Schuld, die sie – mit Recht – fühlen, sehen aber nicht mehr die Zusammenhänge. Sie sehen nicht, dass Rudolf Steiner von einer deutschen Aufgabe sprach, die allem, wofür Hitler stand, wirklich diametral entgegenstand. Sie sehen nicht, dass alle Möglichkeiten, diese Aufgabe noch irgendwie zu ergreifen, schon durch Versailles zunichte gemacht wurden. Sie sehen nicht, dass dem deutschen Volk jede Chance genommen wurde, noch einen Weg zu gehen, für den der Deutsche Idealismus stand und für den dann mit einem ungeheuren Impuls für drei, ja vier Jahrzehnte Rudolf Steiner stand – dass also diese Chance völlig vernichtet wurde, als man Deutschland schon 1919 das Stigma der „Alleinschuld“ aufdrückte und ihm die unvorstellbarsten „Reparationen“ auferlegte.

Wenn man noch nicht völlig indoktriniert ist, wird man es noch wirklich zur Kenntnis nehmen können, wie sehr damals durch alle Parteien hindurch die ehrenwertesten Politiker, die eben auch heute noch immer Rang und Namen haben und deren Integrität ohne Zweifel ist, dieses Unrecht empfunden haben und auch die Folgen dessen schon sehr klar gesehen haben.

Hätte man damals die lügenhafte „Alleinschuld“ Deutschlands – ein ausschließlich politisches Konstrukt – „relativieren“ gelernt, hätte es einen Adolf Hitler nie gegeben. Er wäre die lächerliche Figur geblieben, die er vor seinem Aufstieg war. Aber man wollte die Alleinschuld Deutschlands – und Adolf Hitler kam, unaufhaltsam.

Wenn nun die Menschen aufheulen und sich die Mäuler darüber zerreißen, dass jemand wie Osterrieder dies bis ins Detail aufzeigt, also bis in unzählige historische Details bestätigt, worauf Rudolf Steiner damals als einsamer Rufer aufmerksam zu machen versuchte – obwohl Politiker aller Parteien die Folgen ebenso ahnten –, dann fehlt einfach jegliche Bereitschaft, zur Kenntnis zu nehmen, wo die etablierte historische Wissenschaft heute immer mehr zu stehen wagt: Dass es die „Alleinschuld“ Deutschlands für den Ersten Weltkrieg eben gar nicht gab! Man überlege: Es hat also fast hundert Jahre gebraucht, bis mehr als nur Einzelne die Wahrheit wieder zu denken wagten.

Daran kann man ahnen, wie lange es brauchen wird, bis auf die Frage, welches Interesse die verschiedensten Mächte am Zweiten Weltkrieg hatten und welche Rolle insbesondere England zukommt, eine Antwort erhalten wird, die wiederum der Wahrheit näherkommt als das, was jetzt durch den gebannten Blick auf das Monstrum Hitler diktiert wird. Und wiederum muss man sagen: Man kann das Monstrum ganz und gar sehen und dennoch die Rolle aller anderen beteiligten Mächte ebenfalls sehen können. Diese waren ebensowenig friedliebende Lämmlein, wie sie es 1914 gewesen waren. Es waren sogar dieselben, die durch die – alle früheren „Friedensvereinbarungen“ in den Schatten stellenden – Auflagen von Versailles das Monstrum gleichsam aus dem Abgrund hervorgelockt haben.

Es kommt hier nicht darauf an, Verantwortlichkeiten zu relativieren, sondern darauf, sämtliche Verantwortlichkeiten und Tatsachen zu erkennen. Ein Mörder bleibt für seine Tat verantwortlich, wie sehr auch immer sein Umfeld ihn zum Mörder gemacht hat. Dieses Paradox ist nur für diejenigen ein solches, die nicht alle Fäden der Wirklichkeit und des Schicksals erkennen können oder anzuschauen wagen. Das Umfeld ist ebenso verantwortlich wie der Mörder selbst – Relativieren ist nur möglich, wenn man das Eine aufgrund des Anderen leugnen will.

Die Kriegsschuldfrage und die Flüchtlinge

Nun trifft das Werk von Osterrieder und seine Besprechung mit dem zunehmenden Flüchtlingsproblem zusammen. Das mag ungünstig erscheinen, und alle Gutmenschen, die sofort wissen, was in jedem Augenblick zu denken ist, gefallen sich darin, jede Berührung der Kriegsschuldfrage sofort in die dunkelbraune Ecke zu stellen. Vor allem gefallen sie sich aber darin, Gutmenschen zu sein – und sehen nicht, dass sie nichts anderes tun, als die einmal aufoktroyierte politische Wahrheit wiederzukäuen und im Übrigen brave Deutsche und brave Flüchtlings-Sympathisanten zu sein.

Dass aber derjenige, der die Kriegsschuldfrage der historischen Wahrheit gemäß relativieren will – und das meint hier die Erkenntnis der realen Anteile aller Seiten, wofür Steiner mit aller Kraft gekämpft hat –, dass also dieser die gleiche Menschlichkeit im Herzen tragen kann wie sie, dass sehen sie nicht. Und sie sehen nicht, dass derjenige, der das Konstrukt der Alleinschuld aufdecken will, danach streben könnte, die wahnwitzige Gleichung umzustoßen, die da heißt: Deutschland = böse.

Wenn es diese Gleichung in den Köpfen nicht gäbe, könnte man über die Kriegsschuldfragen neutral sprechen und die wirklichen Tatsachen ins Auge zu fassen – ohne dass irgendjemand auch nur auf die Idee käme, man wolle Hitler verteidigen, entschuldigen oder seine Impulse und Taten relativieren. Vielmehr könnte man endlich realisieren, dass das erneute Anschauen der Kriegsschuldfrage zu der Erkenntnis führen könnte, dass das Konstrukt nach dem Ersten Weltkrieg den Zweiten überhaupt erst herbeiführte. Das Stigma „Alleinschuld“ führte durch die damit verbundenen Reparationen in eine Situation, in der Hitler schließlich nahezu freie Bahn hatte. Schuld daran waren aber (ganz wesentlich auch) diejenigen, die das Stigma schufen! Deutschland war nicht zweimal das Böse schlechthin (was ja ein ungeheuer suggestiv wirkender Beweis wäre), sondern im Gegenteil: Das erste Stigma, das schon unwahr war, bahnte erst den Weg dafür, dass das eintrat, was nun zum endgültigen Stigma führte. Dies wäre aber gar nicht geschehen, wenn man schon 1919 die Wahrheit mehr geliebt hätte als den eigenen Vorteil und das Verschleiern der eigenen Schuld!

Wenn aber Steiner 1919 mit der historischen Wahrheit durchgedrungen wäre, hätte die ganze Welt einen vollkommen anderen Verlauf genommen. Wenn man dies nicht sehen kann, dann ist die eigene Sicht wie mit Brettern vernagelt. Steiner war also gerade kein Revisionist, sondern ein Kämpfer für etwas, was das Dritte Reich wirklich und tatsächlich verhindert hätte. Man macht sich der furchtbarsten Lüge schuldig, wenn man dies nicht ganz klar begreift und stattdessen anderes behauptet, was auch nur ein Stück weit bloß aus dem Bauch heraus argumentiert ist.

Wenn man dann noch erkennt, dass das Dritte Reich unmittelbar in stärkstem Maße mit dafür verantwortlich ist, dass die Anthroposophie heute überhaupt nicht existiert und auch dafür, wie heute auf sie und auf ein reales Streben nach dem Geist (auf dem von Rudolf Steiner gegebenem und geebnetem Weg) geschaut wird, dann sollte voll einsichtig sein, warum heute die Kriegsschuldfrage noch immer zutiefst wesentlich ist. Nicht, um etwas von Hitlers Schuld an all seinen Taten fortzunehmen, sondern um den Blick darauf zu lenken, dass wir in der essentiellen Frage nach dem Menschenwesen, nach der wahrhaften Realität also, überhaupt nicht weiterkommen, wenn wir in dem unendlich bequemen Schwarz-Weiß-Denken verbleiben.

Die Alleinschuld-These schläfert das Denken ein. „Alles in Ordnung“. Das Aufbrechen dieses Konstrukts könnte das Denken wahrhaftiger, reiner und selbstloser machen, als es heute ist – und dies könnte den Menschen zu sich selbst führen. Darum geht es – nur darum und einzig und allein darum. Die Frage der Kriegsschuld und der sich darum rankenden Lügen ist ein Baustein in dem ganzen Drama des Geisteskampfes um das menschliche Denken und dessen Träger. So und nicht anders muss es angeschaut werden.

Man kann sagen: Während es den einen Menschen in dieser Frage wirklich um die notwendige Erkenntnis der Wahrheit geht, geht es anderen nur um das Anknüpfen ihrer eigenen braunen Empfindungen an diese Frage. Diese benutzen sie nur für ihre eigene Zwecke, jene aber sehen, dass die Frage trotz des sie umgebenden braunen Gesindels einer Wahrheit zugeführt werden muss, was letztlich das Wesen der Wahrheit und damit die geistige Welt und die Kräfte des Geistes überhaupt nur stärken kann – wodurch letztlich, einst, auch einzig und allein die braunen Empfindungen erlöst werden können. Wie denn sonst!?

Man kann die Kriegsschuldfrage den braunen Empfindungen überlassen, die sie auf ihre Weise beantworten. Oder man kann helfen, diese Frage wirklich zu erlösen. Sogar die äußere Gestalt der Antwort mag ähnlich erscheinen, und dennoch wird es ein Unterschied wie Tag und Nacht sein, wer diese Frage wie beantwortet. Auch das sollten wir von Rudolf Steiner nicht nur gelernt, sondern wirklich tief verstanden haben.

Man muss lernen, die Wahrheit und das Gute gleichermaßen zu lieben. Die Frage, ob man die Flüchtlinge als Menschenbrüder und Schwestern betrachtet, hängt nicht davon ab, wie man zu der Kriegsschuldfrage als Erkenntnisproblem steht, sondern wie man zu den Flüchtlingen (und etwa auch zum Dritten Reich insgesamt) steht... Das sind moralische Fragen, und sie werden vom Herzen beantwortet.

Weitere Kommentare zwischen Spott und Gutmenschentum

Nicht nur Eggert kommentierte meinen Aufsatz auf seine gewöhnliche Art, sondern auch seine Mitstreiter:

Stephan Birkholz - Dienstag, 8. September 2015 um 01:41:00 MESZ
Der Ausfatzschreiber hat eben offensichtlich ein echtes WIRKLICHKEITSPROBLEM...

M. Butty - Dienstag, 8. September 2015 um 02:24:00 MESZ
Ach ...und ich hatte für diesmal gehofft, der bedachtsam kluge Mann mit der Schnecke im Wappen würde diesmal - eben angesichts der Brände und Gröhlereien - einlenken, und mit Herrn Eggert Waffenstillstand machen, um da, wo es wichtig ist, löschen zu helfen. Natürlich nicht. Eher heben sich die Gesetze der Physik auf. Na gut, mich geht es nichts an.. Echos einer Gesellschaftskritik im Stil der 80er Jahre ...schön formuliert, und draußen brennt die Welt.... und der Philosoph raucht seine ästhetisierende Rokoko-Shisha...und bläst Schwaden aus tadelfrohem Wohlbehagen, oder so... Wilhelm Busch hätte da sicher was schönes zu illustriert...
m.butty

Rainer Herzog - Dienstag, 8. September 2015 um 07:27:00 MESZ
Das hätte ich eigentlich H. Niederhausen nicht zugetraut, dass er sich öffentlich hinter einen Kriegsschuld-relativierenden, rechten VT-Denker wie H.Ludwig stellt. Dass Merkel die Inkarnation des Bösen ist, hat er in den letzten Monaten des öfteren innerhalb der Griechenland-Debatte auf seinem Blog und auf FB vertreten.


Das waren die weiter eintrudelnden Kommentare. Durch den ersten wurde ich darauf aufmerksam, dass inzwischen sogar ein eigener Blog existiert, der mich und meine Art zu denken und zu schreiben, lächerlich findet und lächerlich macht. Der zweite macht mich auf seine Art ebenfalls lächerlich, und der dritte wiederholt das Dogma der Kriegsschuldfrage.

Interessant ist, dass man sich, nebenbei gesagt, noch nicht einmal einig ist, ob ich Merkel als „die Inkarnation des Bösen“ oder als „Marionette“ betrachte, beides scheint mir miteinander unvereinbar zu sein.

Der zweite Beitrag fordert gleichsam moralisch, ich sollte angesichts der Realität mit Herrn Eggert einen Waffenstillstand schließen – die moralische Intuition des Einen soll also allgemeingültig für alle gelten. Das ist auch ein Merkmal des Gutmenschentums – dass man immer weiß, wie sich jeder verhalten sollte. Auch weiß jener Blogger offenbar genau, was das Wesen meines Denkens ist, und er hat die Gabe, es verbal so stark wie möglich abzuwerten: „Echos einer Gesellschaftskritik im Stil der 80er Jahre“. Interessant ist, dass man mit dieser Methode nicht einmal mehr nachweisen muss, ob das gut oder schlecht ist – es ist schon durch die ganze Verwendung der Sprache schlecht. Jene Gesellschaftskritik könnte sogar das Wichtigste gewesen sein, was es gab – die menschliche Sprache kann alles in den Dreck ziehen. Sie wird vollkommen wahrheitsfrei – es zählt nur noch, wie jemand etwas ausspricht, danach soll sich richten, was der Leser zu denken hat.

Ja, für all diese Varianten eines solchen Stils stehe ich nicht. Ich bekämpfe diese gerade, indem ich immer versuche, erlebbar zu machen, was ich sage und warum ich es sage. Ich gebe meinen Worten keine Deutung, die ich nicht zugleich auch so deutlich wie möglich zu belegen versuche.

Und jetzt lese man, wie da über mich geschrieben wird – abwertend und scheinbar wissend. Natürlich – die Herren Eggert und Butty sind diejenigen, die mit dem Mut der Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit den Bränden und Grölereien entgegentreten, die sich schmutzig machen, die löschen helfen. Niederhausen dagegen gießt noch Öl ins Feuer und raucht seine ästhetisierende Rokoko-Shisha.

Nein, meine Herren, ich sehe nur einige alternde, möchtegern-weise Reißmäuler, die sich bequem hinter dem Bildschirm versteckt einen Menschen herausgreifen, bei dem ihnen schon die Nase nicht passt (lies: seine Beschäftigung mit Osterrieder), was ihnen bereits reicht, um ihn mit dem schlimmsten Stigma zu behaften, das in unserer Zeit existiert: die Farbe braun, und zwar in Seele und Geist. Ich frage nun: Wenn das nicht die Methode der Rassisten und Faschisten ist?

Ich sehe dieselben alternden Reißmäuler, die bequem hinter ihren Bildschirmen Kommentare absondern und sogar fleißig ganze Blogs basteln, um sich über mich den Mund zu zerreißen – und auch nur ansatzweise zu erfassen, worum es mir eigentlich geht. Sie können es ja nicht erfassen, denn sie machen sich darüber ja sogar noch lustig. Auch wieder ein Element des Faschismus: Erst abwerten, dann vernichten. Letzteres geht nicht, da wir in Deutschland leben. Zum Glück! Ich möchte nicht wissen, was von diesen Herren ausgehen könnte, wenn sie anderswo aufgewachsen wären. Antipathien leben in ihnen jedenfalls zuhauf und dringen – wieder wie durch ein Sieb – unmittelbar bis in die Sprache hinein.

Der Spott und die „Mächte“

Den Blog über mich könnte man ja sogar noch humorvoll finden, wenn die Sache selbst nicht so ernst wäre. Und warum ist sie ernst? Weil das, was dort lächerlich gemacht wird, gerade das Wichtigste ist, was die Seele heute verloren hat und wiederfinden müsste: die Kräfte der Ehrfurcht, des tiefen Empfindens und des wirklichen Erlebens.

Diejenigen, die sich darüber lustig machen, haben entweder nicht einmal ansatzweise einen Begriff von dem, worum es geht – oder sie ahnen es sehr wohl und überdecken ihr eigenes Versagen und ihre innere Untätigkeit in dieser Richtung mit einem um so lauteren Spott. Sie bilden sich etwas ein auf ihre Menschenfreundlichkeit und innere Entwickeltheit, ohne zu sehen, dass sie die Menschenfreundlichkeit ganz und gar mit denen teilen, die sie verspotten, und dass ihre eigene Unentwickeltheit eins zu eins in ihrer Sprache sichtbar wird. Selbst davor müssen sie sich dann verstecken, indem sie meine Sprache wider einmal mehr verspotten...

Jeder kann reden, wie er will. Ich mache niemandem moralische Vorschriften. Ich sage nur, man sieht, wes Geistes Kind jemand ist. Es ist aber nicht so einfach, als dass man jemandem ein braunes Mäntelchen umhängen dürfte, nur weil er in der Kriegsschuldfrage die Wahrheit sucht. Und zugleich ist es noch viel einfacher, denn man erlebt einfach, wie jemand spricht. Und wenn man gelernt hat, zu erleben, dann sieht man das Innere – mehr noch als bei allem, was jemand sagt.

Und nun kommen wir  zu den „Mächten“. Weit abseits von der Frage, welche konkreten Menschen und Menschengruppen zum Beispiel ein durchaus nicht rein menschliches Interesse daran haben oder haben könnten, warum Merkel sich so oder so verhält, steht jeder Mensch fortwährend in dem Spannungsfeld der wirkenden Mächte, die Rudolf Steiner als Widersachermächte zu erkennen lehrte. Wenn man das Seelische und Geistige vollkommen ernst nimmt, ist es irgendwann keine Frage mehr, dass diese geistigen Mächte als Wesen existieren. Diejenigen, die die Geisteswissenschaft nicht ernst nehmen, mögen auch dies als neue – oder vielmehr älteste – Verschwörungstheorie bezeichnen. Sie mögen sich selbst einmal nach den Gründen für die Leugnung dieser Tatsache fragen.

Für diese Mächte braucht man also gar keine Verschwörungstheorie, weil sie eigentlich überhaupt nicht im Geheimen wirken, sondern ganz offenbar, überall, jeder kann sie in seiner Seele finden und erkennen lernen. Diese Mächte wirken also so allgemein wie die Witterung, wie die Gedanken, die Gefühle – und sie wirken in den Gedanken und Gefühlen und Willensimpulsen.

An der Frage, wie sich die Menschenseele zu den Widersachermächten stellt, entscheidet sich die Frage der Menschlichkeit überhaupt. Man braucht also überhaupt keine übrigen „Mächte“ zu bemühen (auch wenn es solche geben könnte, die an alledem ein Interesse haben), um sich zu fragen, wie sehr diejenigen Mächte, um die es jetzt gibt, hinter dem stehen und in dem wirken, wie zum Beispiel mit Griechenland umgegangen worden ist, wie mit Ralph Boes umgegangen wird, wie die Hartz-IV-Gesetze erlassen wurden und täglich exekutiert werden ... und wie mit Flüchtlingen und Asylsuchenden umgegangen wird.

Wir sind mit den Mächten, um die es geht, fortwährend konfrontiert – wir können ihnen gar nicht entgehen. Wir können nur versuchen, einen Weg zu beschreiten, auf dem wir das ebenso reale Menschenwesen immer mehr zu einer übersinnlichen Wahrheit machen. Dies geschieht dann aber bis in das einzelne Wort hinein, bis in den Ton der Stimme hinein. Und es geschieht so, dass die Ehrfurcht vor dem Menschenwesen im Anderen immer mehr wächst. Nicht nur vor dem Flüchtling, auch vor einem Herrn Osterrieder und einem Herrn Ludwig, deren wahre moralische Intuitionen und innere Empfindungen und Gedanken nur dann auch äußerlich sichtbar werden, wenn man mit dem Herzen und einem reinen Denken sehen lernt. Wer ein schnelles Urteil fällt und noch dazu bis in die Sprache hinein Gift spuckt, darf darauf keinen Anspruch machen. Er gleicht Anderen.