2009-06-06_Eggerts Unverständnis
Kommentare aus Eggerts Blog
Das folgende sind ausgewählte Kommentare aus Michael Eggerts Blog im Anschluss an seinen Aufsatz "Der lebendige (wahre, tolle, ewige) Rudolf Steiner" (>> mein Kommentar dazu). Diese Kommentare zeigen, welche Meinung Eggert und einige andere über Mieke Mosmuller haben, wie die Urteile gebildet und formuliert werden, aber auch, wie sie auseinandergehen.
Lieber Don Michele, danke für den schönen Artikel. Ich habe des öfteren in der Anthroszene die Erfahrung gemacht, dass man das "reine Denken" (oder auch "lebendes Denken") oder das "Ich" im Grunde mit einer ähnlichen Haltung suchen (schaffen, erzeugen) will, die man, streng genommen, eigentlich "Glauben" nennen muß; das ist, m.E. ziemlich verbreitet und führt letzten Endes im schlimmsten Fall zu der verkrampften, fanatischen und humorlosen Rechthaberei a la Niederhausen. Eine entsprechende Kritik aus dieser Ecke ist darum eigentlich eine Auszeichnung.
Herzlich
Rainer | 06.05.09 - 9:41 am
„Überflüssig ist das Buch trotzdem.“ Danke, Michael, für dein etwa ein halbes Jahr nach meiner Rezension desselben Buches eigenstes In-Fokus-Nehmen auf Mieke Mosmuller und ihre Eremitage.
Jostein | 06.05.09 - 11:27 pm
Liebe Barbara, "Die M.-Aussagen über den lebendigen (nachtodlichen) R.St. lassen sich nicht nachvollziehen, da sie den Leser in ihre Methode ihres reinen Denken nicht mitnehmen kann. So bleiben ihre Aussagen, wie bei Judith von Halle auch, im Bereich der subjektiven Schauung und werden, da sie publiziert werden, zur modernen Heiligenverehrung." Das sehe ich auch so. MM ist in ihren Ansätzen durchaus ernst zu nehmen, kann aber den Leser nicht mit nehmen. Stattdessen verliert sie sich mit zunehmendem Verlust der Bodenhaftung in eine egomanische Imagination, die eigentlich das, was sie anklagt, übersteigt und verschlimmert. Dann ist es nur noch etwas für Gläubige.
Michael Eggert | 06.06.09 - 5:44 pm
Lieber Michael,
ich bin weit entfernt davon, Dich nun als „satanischen Kritiker“ einzustufen oder Dich mit sonstjemandem „auf eine Stufe“ zu stellen - aber, auf die Gefahr hin, nun selber als eine naive rosabebrillte blindgläubige Schwärmerin angesehen zu werden: diesmal kann ich Dir nicht zustimmen.
Auch ich habe „Der lebendige Steiner“ vor einiger Zeit gelesen, und mein Eindruck ist ein ganz anderer.
Vor allem: zu Beginn ihres Buches „Der heilige Gral“ schreibt Mieke Mosmuller:
„Christus ist ein Wesen, das erkannt werden will, wie man seinen liebsten Freund kennt. An die Existenz seines teuersten Freundes braucht man nicht zu glauben, denn er beweist seine Existenz, indem er da ist.“
Diese beiden Sätze, natürlich mit verändertem Subjekt bzw Objekt (sicherheitshalber: keineswegs möchte ich behaupten, daß Steiner derselbe ist wie Christus, und auch Frau Mosmuller tut das nicht!!!), könnten auch im Vorwort zu „Der lebendige Rudolf Steiner“ stehen.
Und wenn Mieke Mosmuller nicht in dieser Weise über den in ihr lebendigen Rudolf Steiner geschrieben hätte, dann würde mir etwas fehlen in der Gesamtheit der Bücher, die es über Rudolf Steiner gibt.
Die Stelle, die Du zitierst (S 127), geht weiter:
„Das reine Denken ... hat noch nicht die Möglichkeit, rein Geistiges außerhalb seiner selbst zu erkennen. Was man aber tun kann, ist, mit dem reinen Denken der Anweisung zu folgen, die Rudolf Steiner in ‚Von Seelenrätseln‘ am Anfang des Buches gibt. Diese Anweisung gibt eine Lektion in der Wahrhaftigkeit. Das reine Denken stellt sich stark eine Frage... und erlebt die tiefgreifende Ohnmacht, dass es auf keinerlei Weise eine Antwort geben oder bekommen kann. In diesem Fall fragt das reine Denken nach dem Wesen von Rudolf Steiner – und findet gar nichts. Was es jedoch findet, ist die Ohnmacht, und sie führt die reine Seele an das Grenzufer ihres Daseins, wo sie jetzt in ihrer Ohnmacht verharren soll. Das ist Kontemplation, ein ohnmächtiges Ringen am Abgrund der eigenen Seelengrenze.
Und dort kommt dann letztlich doch eine Art Antwort. Die Antwort kann vorläufig erst nur zusammengestellt sein aus dem, was der eigene Geist schon an Erkenntnissen gesammelt hat. Nichts „Neues“ enthält die Antwort, nur die Art und die Form sind neu. Die Erkenntnisse gliedern sich originell, unerwartet, und man weiß mit einer Gewissheit, die der sinnlichen Gewissheit gleichkommt: hier kleidet sich die Antwort in das Gewand meiner bereits errungenen Erkenntnisse.
In diesem Fall: Hier ist es das ureigene Wesen dieser Individualität, die Rudolf Steiner war, das die Antwort gibt. Er kann jedoch nur sprechen durch bereits vorhandene Begriffe. “ [Hervorhebung von mir]
Lieber Michael – ich finde wirklich, daß Mieke Mosmuller hier sehr genau beschreibt, was ich auch selber erleben kann, wenn ich in den Schriften und Vorträgen Rudolf Steiners lese und mir dabei nicht nur seine Worte entgegentreten, sondern sein ganzes Wesen. [...]
So wie ich es wahrnehme, hat Rudolf Steiner sein Herz in seine Schriften und Vorträge gelegt. Ich finde es daher ganz berechtigt, wenn Mieke Mosmuller nun mit ihrem eigenen Herzblut über ihn schreibt.
Ingrid | 06.06.09 - 8:50 pm
Liebe Ingrid, das Anliegen kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe aber eine andere Wahrnehmung, wenn ich das Werk in seiner Breite anschaue. Ich erlebe Steiner in sehr verschiedenen Nuancen- mal ganz innig und bei sich, manchmal ganz ergriffen, manchmal stark dem Publikum zugewandt, manchmal auch etwas unlustig und sogar banal. Es ist auch interessant, in dieser Hinsicht sich inhaltlich wiederholende Vorträge von ihm zu lesen. Seine Präsenz ist sehr unterschiedlich. Das zumindest sollte MM doch beobachten, wenn sie sich ihm nähert. Stattdessen weicht sie auf die Karma- Reihung aus und präsentiert nur den Boddhisattva [Eggert meint dies offenbar im Sinne von "Heiligen", M.M. erwähnt nichts von einem Bodhisattva, H.N.]. Mir verstellt das den Blick- ich empfinde sogar, dass es ihn verstellt. Was ist denn mit seinem Humor, seiner Selbstaufopferung, seiner Genervtheit gegenüber den vielen Ratsuchenden, seiner Ironie, seiner körperlichen Empfindlichkeit? Was wäre Steiner ohne starke Frauen gewesen? Es gibt Vieles an ihm zu entdecken. Ich wünschte mir das Detail, die Nuanciertheit der Persönlichkeit, nicht den Trompetenstoss darüber. Ich finde, man erkennt einen Anderen an dem Detail. Das ist der Ort, an dem er sich auslebt. Man kann Steiner durchaus wertschätzen, wenn man auch seine Fehler und Einseitigkeiten erkennt. Man kann ihn sogar als auch widersprüchliche Persönlichkeit schätzen. Aber man sollte das doch nicht alles plattbügeln und eine vergottete Entelechie dagegen setzen. Das ist für mich der ganz falsche Weg.
Michael 06.06.09 - 9:18 pm
Lieber Michael,
"Stattdessen weicht sie auf die Karma- Reihung aus und präsentiert nur den Boddhisattva."
Ich muß gestehen, das habe ich gar nicht so sehr als zentral in diesem Buch gesehen. Ich erinnere mich zwar, daß ich die diesbezüglichen Gedankengänge ganz interessant fand, aber ich müßte es nochmal nachlesen, um etwas dazu sagen zu können.
Das zentrale Anliegen, an das ich mich erinnere, ist die Frage nach dem Wesen Rudolf Steiners, das auch jetzt noch existent und lebendig ist und zu dem man (so geht es jedenfalls mir) ein grundsätzliches Vertrauen fassen kann, geradeso wie zu einem Freund, den man gut kennt.
Ein solches Vertrauen hat nichts mit blinder Gläubigkeit zu tun, und auch nichts mit bewußtlosem Nachbeten all dessen, was dieser Freund jemals gesagt oder geschrieben hat. Es entwickelt sich eben daraus, daß man ihn kennt, weil man immer wieder neu nach seinem Wesen fragt, das sich als Antwort auf solches Fragen immer deutlicher offenbart...
Ein solches grundsätzliches Vertrauen scheint mir MM in der AAG schmerzlich zu vermissen. [...] Jedenfalls schien mir ihr Buch vor allem als Aufruf gemeint zu sein, selber nach diesem "Lebendigen Rudolf Steiner" zu fragen; weniger als ein Versuch, dieses Wesen ganz umfassend und in allen Einzelheiten zu schildern.
Ingrid | 06.06.09 - 10:11 pm | #
Liebe Ingrid, "Das zentrale Anliegen, an das ich mich erinnere, ist die Frage nach dem Wesen Rudolf Steiners". Ja, warum nicht. Die Attitüde Mosmullers, das Monopol eines derartigen Zugangs läge ausschließlich bei ihr und der von ihr geschilderten Zugangsweise, die Anthroposophie habe ansonsten in toto versagt, zeigt doch diese ganze Hybris. Aber selbst diese Art von Hybris ist derartig gewöhnlich und verbreitet in anthroposophischen Kreisen, dass es einem graust. Deshalb finde ich: Überflüssig.
Michael | 06.06.09 - 11:00 pm
Lieber Michael, "Überflüssig ist das Buch trotzdem" schreibst du. Das ist doch wie so oft eine Frage des Standpunktes. Solange irgend jemand dieses Buch mit einem wie auch immer gearteten persönlichen Gewinn liest, ist es sicher nicht überflüssig.
Ich kenne das Buch und auch die Mosmuller nur aus dem, was ich bei dir und bei Jostein darüber gelesen habe. Solange die Mosmuller nichts sachlich Falsches oder offensichtlichen Blödsinn verbreitet, ist es doch lediglich eine Geschmacksfrage, ob man das Buch mag oder ablehnt. Vielleicht ist es ja die mangelnde intellektuelle Distanz zu Steiner, was euch an der Mosmuller nicht zusagt.
hr | 06.07.09 - 12:13 pm
Lieber hr,
Ich mag einiges in Mieke Mosmullers Buch und habe in meiner Rezension es nicht abgelehnt, sondern einige ihre Axiome in Frage gestellt, da wo meine Erfahrungen auf andere Tatsachen weisen. Mosmuller schreibt, dass in der AAG nichts geduldet werde, deswegen muss man die reine Form der Anthroposophie in sich selbst finden und erleben. Ich schrieb im Rezension: „Diese Sachlage hat dazu geführt, mutmaßt Mosmuller, dass der Grundsteinsspruch der Weihnachtstagung von 1924 und die Klassenstunden nicht mehr als Meditationsinhalt verwendet werden können.“
Ich bin selber aus der Hochschule und aus der Anthroposophischen Gesellschaft nach vielen Jahrzehnten ausgetreten und wirklich nicht, weil die Mantren, wie Mosmuller erklärt, „diabolisch“ geworden sind, sondern, weil ich mit meiner Arbeit und Forschung dort nicht nur nicht ankam, sondern verurteilt und ausgegrenzt wurde. In diesem Punkt verbreitet sie meines Erachtens „sachlich Falsches“ und „offensichtlichen Blödsinn“. Sie dokumentiert nicht, wie sie zu diesem Urteil gekommen ist. Daran bricht das ganze Buch an der fehlenden Ehrlichkeit ab. Mit den genannten esoterischen Texten von Steiner arbeite ich wie zuvor mit nur aufbauenden, geistigen Ergebnissen. Auf meiner Rückfrage per Email, wollte Frau Mosmuller auf meine Fragen nicht eingehen, ehe sie meine Bücher gelesen hätte. Sie wollte mich quasi zuerst „geistig orten“. Seit Oktober dürfte sie genug Zeit dafür gehabt haben, aber sie hat sich nie mehr gemeldet. Interpretiere jeder daraus, was er entziffern möchte!
Was „die mangelnde intellektuelle Distanz zu Steiner“ betrifft, dürfte in meinem Fall nicht der Grund sein, warum mich wenig „an der Mosmuller nicht zusagt“. Wie ich in der Rezension schrieb „...auch der Meister des Abendlandes möchte sehr gern unter Freunden einen seiner neuen Witze vortragen und nicht nur neue Weisheiten verteilen“... Ich habe in Mosmullers Buch erfolglos nach Anzeichen von Humor gesucht. Vielleicht dürfte sie den lebendigen Steiner nur in sehr großem Abstand erlebt haben und glaubte ihn nahe zu sein! Wenn er geistig ein „Riese“ ist, wie soll man ihn denn begegnen? Herr Tur Tur, der Scheinriese in Michael Endes „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ ist ja nur beim Abstand einen Riesen. Nahe und im Gespräch ist er sogar einen halben Kopf kleiner als Lukas. Wie hat Mieke Mosmuller nun den lebendigen Steiner erlebt: Nahe oder fern?
In meinem Buch „Wandeln unter unsichtbaren Menschen“ habe ich z. B. geschildert, wie ich der lebendigen Individualität, die einst in Jørgen Smit inkarniert war, geistig begegnete. Im Bild war er sogar unter mir in einer Treppe! Das bedeutet aber nicht, dass ich auf einer höheren geistigen Stufe stehe als er! Durch Steiners Werk können wir üben das Lesenlernen der geistigen Bilder und Zeichen, die irgendwann auftauchen werden, falls wir das Geistige jenseits der „non-linearen Ebene“ suchen. Um damit geglaubt zu werden, ist nicht der Grund, warum ich solches imaginative Zeug veröffentliche. Ich denke, dass andere beim Lesen solcher esoterischen Berichte gestärkt werden könnten, ihren Weg weiter mit Optimismus zu gehen, weil jemand anderer auf seinem individuellen Weg, wie er es selber einstuft, nur im Vergleich mit sich selbst aber wohl etwas mehr fortgeschritten ist.
Jostein | 06.07.09 - 3:11 pm
Lieber Horst, man kann zur AAG stehen, wie man will, das ist Standortfrage. Wenn man Dämonen aufbaut, um ausschließlich ein übergrosses, exklusives Steineridol aufzubauen, steckt man meiner Meinung nach esoterisch in einer Falle. Ich denke, die geistige Erfahrung braucht weder Glorifizierung noch Dämonisierung. Sie braucht vielmehr Dialog. Den allerdings sucht Mosmuller gerade nicht. Auch ich habe sie übrigens angeschrieben - vergeblich. Das ist nicht weiter schlimm, zeigt aber die innere Haltung von MM.
Michael | 06.07.09 - 3:24 pm
@ Lieber Horst & Andere: Ich möchte allen, die Mieke Mosmullers Buch bzw. Bücher nicht selbst gelesen haben die Lektüre und damit ein eigenes Urteil dringend ans Herz legen. Mehr über die Bücher von und die Diskussion um Mieke Mosmuller gibt es auf meiner Webseite: http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=507
@ Herrn Lichte und anderen, die wissen möchten, was für Mieke Mosmuller „reinen Denken“ und der damit beginnende Weg bedeutet, sollten den „Heiligen Gral“ einmal selbst (!) lesen.
@ Herr Eggert, Sie haben sich ein „differenzierteres“ Bild Rudolf Steiners gewünscht. Die „Details“ bzw. „Nuancen“, die Sie sich wünschen, finden sich zuhauf in anderen Büchern (z.B. „Der andere Rudolf Steiner“). Es geht jedoch in „Der lebendige Rudolf Steiner“ um das Wesen dieser Individualität. Die Details, die Sie ansprechen, sind nur mehr oder weniger deutliche Offenbarungen dieses Wesens, teilweise verdecken sie dieses gerade (etwa die angebliche „Genervtheit“ gegenüber den Ratsuchenden, die in Wirklichkeit eine reine Verzweiflung war, wo Steiner bis an die absolute physische Grenze gedrängt wurde). Wenn Sie Rudolf Steiners Wesen nicht durch das erfassen, was Mieke Mosmuller beschreibt, dann helfen Ihnen auch die übrigen „Details“ nicht, sich seinem Wesen zu nähern. Mir scheint, Sie wollen als „Rudolf Steiner“ letztlich den „Menschen wie Du und ich“ – so wie „den schlichten Mann aus Nazareth“. Das Wesen wird dadurch nur verdeckt.
@ Herr Eggert: Ich weiß nicht, was Sie Mieke Mosmuller geschrieben haben. Wenn es jedoch dem ähnelt, was Sie über ihr Buch „Der Heilige Gral“ oder aber jetzt „Der lebendige Rudolf Steiner“ geschrieben haben, dann verstehe ich sehr gut, dass sie nicht antwortet. Endete nicht auch unser Austausch damals nach kurzer Zeit, weil er nicht weiter fruchtbar bzw. sinnlos geworden war? Warum sollte Frau Mosmuller etwa auf Ihre Besprechung von „Der Heilige Gral“ irgendetwas antworten? Auf diese Frage bin ich ja in meinem aktuellen Aufsatz ebenfalls kurz eingegangen: http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=563
@ Herr Saether: Wenn ich sehe, was Frau Mosmuller in der letzten Zeit veröffentlicht hat, kann ich verstehen, dass sie noch keine Zeit fand, Ihnen ein zweites Mal zu antworten. Es ist durch und durch unredlich, Frau Mosmuller vorzuwerfen, sie würde Sie zuvor „verorten“ wollen, weil sie zunächst Ihre Bücher lesen möchte. Spricht das nicht viel mehr für Interesse, Gründlichkeit und Wahrhaftigkeit? Sie haben ihren Standpunkt in Bezug auf die Klassenstunden usw. aufgrund von Ihrer Vorgehensweise. Warum sollte es irgendeinen Sinn haben, auf Ihre Fragen, die auf der Basis Ihrer Vorgehensweise gestellt werden, einzugehen, wenn man diese Vorgehensweise noch gar nicht kennt? Es würde dann doch nur ein fruchtloses Diskutieren beginnen. Auch hier kann ich sofort verstehen, warum Frau Mosmuller Ihnen so geantwortet hat.
Ihre Bemerkungen über „den großen Abstand“ von Mieke Mosmuller zum lebendigen Rudolf Steiner erweist sich durch ihr ganzes Buch unmittelbar als absurd. Lesen Sie doch noch einmal, was Ingrid dazu schrieb. Und was schließlich den Humor angeht, werden Sie ihn in anderen Büchern und Romanen von Frau Mosmuller immer wieder finden. Die Frage ist, warum Sie ihn gerade bei einem so tragischen und ernsten Thema suchen, wie es in „Der lebendige Rudolf Steiner“ bzw. der Verkennung dieser Individualität der Fall ist (auch zu diesem Vorwurf von Ihnen habe ich mich ja schon geäußert, http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=494).
Holger Niederhausen | 06/07/09 - 4:49 pm
Lieber Herr Niederhausen,
danke für ihren Versuch, sich um Klarstellung in der Diskussion um M. Mosmuller zu machen. Ich sehe nicht ein, warum ich hier auf alle Ihren Zurückweisungen eingehen sollte, da Sie auf meine Versuche im 2. Aufsatz unseres Disputs in Januar nicht mehr – wie es mir scheint (korrigieren Sie mich, bitte, wenn ich da falsch liege) – eingingen. Ich kann volles Verständnis dafür haben, dass jemand wegen zu viel wichtigerer Arbeit nicht mehr auf einem zukommt, aber so etwas nun von Ihnen ins Gesicht geschrieben zu bekommen, finde ich abwegig. Übrigens: Was würde denn ein Autor im Moment mehr interessieren, als mit seinen Lesern im Gespräch zu sein, statt sofort weitere Bücher zu schreiben?
Sie schreiben: „Warum sollte es irgendeinen Sinn haben, auf Ihre Fragen, die auf der Basis Ihrer Vorgehensweise gestellt werden, einzugehen, wenn man diese Vorgehensweise noch gar nicht kennt?“ Über meine Vorgehensweise bezüglich einigen Mantren von Steiner habe ich in meinen Büchern dezidiert deutlich geschrieben, und da wo jemand dafür Interesse hatte, sind reichlich fruchtbarer Austausch entstanden. Sogar mit noch Mitgliedern in der sogenannten Freien Hochschule für Geisteswissenschaft (FHG) stand uns stehe ich in solcher Austausch über meinen Umgang mit dem Klassenmaterial. Über die internen Unterweisungen in der FHG öffentlich zu sprechen, gehört für mich noch der Zukunft an.
„Ein fruchtloses Diskutieren“ entsteht, da wo jemand auf die Argumente des anderen nicht eingeht, oder nicht bereit ist, etwas bei sich zu korrigieren. Da gehören wir vielleicht unterschiedlicher Geistesrichtungen an, Herr Niederhausen? „Auch hier kann ich sofort verstehen, warum Frau Mosmuller Ihnen so geantwortet hat.“ Sicherlich ist es für Sie schön, zu wissen, dass Sie für Frau Mosmuller als ehrenamtlicher Söldner in der Öffentlichkeit wirken kann. Dadurch entwickeln Sie sich womöglich, aber wie hilft es ihr?
Danke für den Hinweis auf Mosmullers Romane, in welchen doch wohl der Humor Platz findet. Ich werde gucken, ob ich sie lesen werde. Die klassische Art der Bühneneurythmie den Humoresken am Schluss zu setzen, damit man wissen soll, dass es um Humor geht, gehört für mich nicht mehr zu den zeitgemäßen Kunstmitteln. Könnte es sein, dass solche Bücher – wie „Der lebendige Rudolf Steiner“ – auch nicht mehr zeitgemäß sind, weil das Menschliche von dem Geistigen derart getrennt wird? Wer übrigens einmal real auf die „Ebene“ der Bodhisattvas kommt, wird erkennen, dass da gerade der Humor einer der stärksten Entwicklungskräfte ist. So erkannte ich es einmal bei einem „unangemeldeten Besuch“.
Jostein | 06/07/09 - 6:11 pm
Lieber Herr Saether,
wenn Sie Verständnis dafür haben, dass Frau Mosmuller Ihnen noch nicht geantwortet hat, ist es ja gut. Wie gesagt, Sie mögen in Ihren Büchern viel geschrieben haben, aber diese müssen eben erst einmal gelesen sein. Was Sie über das „fruchtlose Diskutieren“ sagen, ist ebenfalls richtig. Die Frage ist jeweils nur, wen es betrifft. Ihre weiteren Bemerkungen über mich habe ich „überlesen“ – das ist genau die Sprache, aufgrund derer ich mich aus solchen Web-Diskussionen eben heraushalte. Ich hatte mich nur zu Wort gemeldet, damit aufgrund des „Und M.M. hat uns ja auch nie geantwortet“ nicht ein völlig falscher Eindruck entsteht.
Ihr Erlebnis der „Trennung des Menschlichen vom Geistigen“ ist für mich schlicht und einfach nicht nachzuvollziehen. Das Geistige ist gerade das wahrhaft Menschliche, und das Problem entsteht gerade da, wo andere damit Probleme haben, dass ein Mensch das so grandios verwirklicht hat.
Holger Niederhausen | 06/07/09 - 6:37 pm
@Jostein
Wenn ich mitreden können will, werde ich wohl die Mosmuller lesen müssen, denn "fehlende Ehrlichkeit" ist ja schon eine massive Anklage. Und was die Mantren der Hochschule angeht, die dürften m.E. tatsächlich kaum noch etwas wert sein, der Meinung war übrigens auch Jorgen Smit.
@Michael
Es klingt einleuchtend, was du sagst. Ein weiterer Grund für mich, Mosmuller zu lesen und mich selbst zu überzeugen. Sollte die Mosmuller allerdings auf derselben "Wellenlänge" hinsichtlich Steiner liegen wie ein Swassjan, so hätte ich damit nicht das geringste Problem. Denn, die Leistungen einer Individualität in allen ihren Facetten zu würdigen und darzustellen, das ist doch nur zu begrüßen. Und was die Dämonisierung angeht, die Welt ist nunmal voll von Entitäten, deren Wesen man durchaus als dämonisch charakterisieren kann. Problematisch ist eben nur, wenn, wie du das wohl auch meintest, es zu Unrecht geschieht.
@Holger Niederhausen
Ihr Eintreten für die Mosmuller dürfte nun den Ausschlag gegeben haben, dass ich mir "Der lebendige Rudolf Steiner" zulegen werde.
hr | 06/07/09 - 7:43 pm
@Holger Niederhausen
danke für Ihr geteiltes Verständnis. „...das ist genau die Sprache, aufgrund derer ich mich aus solchen Web-Diskussionen eben heraushalte.“ Das kann ich verstehen und akzeptieren. Nur sollten Sie noch klarer darüber werden, dass Sie selbst wegen Ihrer sehr oft beurteilenden Sprache auf Ihrer Website, zu solchen ironisierenden (die in meinem Fall nie zynisch gemeint sind) Kommentaren einladen.
„..dass ein Mensch das so grandios verwirklicht hat.“ Ich habe keine Schwierigkeiten damit, dass Mieke Mosmuller „das reine Denken“ verwirklicht habe. Ich wünsche mich nichts weniger, als mit solchen spirituell forschenden Menschen in Kontakt zu stehen, und, falls möglich, in Zusammenarbeit mit ihnen zu treten. Frau Mosmuller hat dies Letztere auch noch als für möglich in ihrem Email gehalten. Ich warte also ab, bis gewisse Unstimmigkeiten aufgearbeitet sind. Ich dachte früher, dass Sie daran interessiert wären, solchen Austausch unter Anthroposophen zu unterstützen. Warum machen Sie nicht mehr in dieser Richtung, statt nur diese Eine hochzuhalten?
Jostein | 06/07/09 - 8:11 pm
Wer würde noch hier Holger Niederhausens „Eggerts Unverständnis oder: Die Scheidung der Geister an Mieke Mosmuller“ betiteltes Niedersetzen des Aufsatzes von Michael Eggert lapidar und aus dem reinen Denken kommentieren können?
www.holger-niederhausen.d...ndex.php
Jostein | 06/07/09 - 9:26 pm
Lieber Jostein, ja, das ist hübsch, nicht? Ein Hüter der "wahren Anthroposophie" ruft zur Ketzerverdammung auf. Das kommt mir bekannt vor.
Michael | 06/07/09 - 10:00 pm
Lieber Herr Saether,
Ihren letzten Kommentar verstehe ich nicht – bzw. er zeigt mir nur, dass Sie das „reine Denken“ eben wirklich nicht ernst nehmen. Was wollen Sie mit dieser Bemerkung? (Dies vorab, das folgende ist meine soeben fertig gewordene Antwort zum vorletzten).
ich bemühe mich, meine Gedanken und Überzeugungen ganz klar zu formulieren. Da ich Mieke Mosmullers Urteil über die heutige Anthroposophie voll und ganz folgen kann, sind meine Gedanken notwendigerweise sehr radikal. Wer diese (oder auch meine Person) ironsich kommentiert, ist für seine Kommentare selbst verantwortlich. Ich verstehe, was Sie meinen, aber ich lade niemanden dazu ein. Ich weiß, dass man sich heute über jede Art von Absolutheit und Radikalität lustig macht – weil man sie nicht akzeptieren kann. Doch die Art, wie Dinge kommentiert werden, wirft immer ein Licht auf den Kommentator. Wie sie ja merken, nehme ich die Dinge sehr ernst. Man kann mir also „mangelnden Humor“ oder Schlimmeres vorwerfen – das ist nicht mein Problem. Ich würde mir aber wünschen, dass man die Dinge, über die ich schreibe, einmal ebenso ernst nehmen würde. Kann man das? Oder wehrt man sich von vornherein gegen diese Ernsthaftigkeit und gewisse Absolutheit? Würden Sie eigentlich auch dem Erzengel Michael mangelnden Humor vorwerfen?
Ich weiß nicht genau, welchen meiner Texte sie entnahmen, ich wäre an der Unterstützung eines Austausches unter Anthroposophen interessiert. Worum es mir immer geht, sind Erkenntnisfragen und im weiteren Sinne dann auch ein Austausch, der wirklicher Erkenntnis dient. Ich erlebe jedoch eine reale, sehr weit gehende Verwirklichung der Anthroposophie nur bei Mieke Mosmuller. Und was ich, seitdem ich über diese Fragen schreibe, vor allem noch erlebe, ist, dass sich gerade daran wirklich die Geister scheiden. Es gibt viele Menschen, die an den Büchern von M.M. ganz ähnliche Erlebnisse haben – und andere, die überhaupt nicht verstehen (können? wollen?), wovon sie schreibt. Das zeigt sich mir unmittelbar, wenn ich Herrn Eggerts Kommentare zu „Der Heilige Gral“ oder „Der lebendige Rudolf Steiner“ lese (ich bin gespannt, was man über ihr neues Buch über die Waldorfpädagogik schreiben wird). In derartigen Besprechungen wird alles ins Banale hinuntergezogen, ich habe das ja auf meiner Webseite wiederum ausführlich kommentiert. Wenn man aber gar nicht versteht, was in dem, was M.M. in „Der Heilige Gral“ schildert, erreicht ist, dann ist jeder Austausch eben sinnlos.
In Bezug auf Ihren Ansatz müsste auch ich Ihre Bücher erst einmal lesen, was ich bisher noch nicht geschafft habe. Aber aufgrund Ihrer Schreibweise (eben z.B. ironisch oder auch mir persönliche Motive, Frusterlebnisse usw. unterstellend) bin ich sehr, sehr vorsichtig geworden, um nicht zu sagen, hat sich mir schon ein gewisses Urteil geformt. Ich nehme da einfach sehr viel Unverwandeltes, Allzu-Persönliches wahr – und bin überzeugt, dass all das wahre Erkenntnis trübt bzw. unmöglich macht. Dann habe ich auch schon am Rande mitbekommen, dass sie mit „visualisierenden“ Methoden arbeiten. Mich erinnert das an „Meditationen mit Krafttieren“, Rückführungen u.a., und auch da bin ich sehr vorsichtig, weil ich überzeugt bin, dass wahre Karma-Erkenntnis mit solchen Ansätzen nicht zu haben ist, sondern ein viel, viel tieferes Mysterium bildet. Ebensowenig glaube ich, dass Bodhisattvas „unangemeldet zu Besuch“ kommen und macht mich die Art, wie sie das so salopp nebenbei erwähnen, wiederum sehr vorsichtig. Ebenso merkwürdig erlebte ich die Art, wie Sie sich bei Michael Eggert für seine Rezension bedanken, obwohl er es als völlig überflüssige „Devotionalie“ ablehnt, während sie auf das Buch doch recht anders geschaut haben, auf wenn sie Fragen dazu hatten..
Nun, wie gesagt, ich erlebe bei Mieke Mosmuller das Wesen der Anthroposophie, eines Entwicklungsweges, der auf dem reinen Denken aufbaut und dann zu dem kommen kann, was sie in „Der Heilige Gral“ beschreibt. Wenn man das dort Geschilderte nicht wirklich tief ernst nimmt, kann man überhaupt nicht zu einem Verständnis kommen.
In „Der lebendige Rudolf Steiner“ schreibt sie auf S. 76: „Die innerlichen Anstrengungen, die man machen muss, um zum reinen Denken zu gelangen, werden viel zu sehr unterschätzt. Es wird schnell gemeint, man habe etwas erreicht, während man erst einen Zehntelschritt gemacht hat. Dann aber kann man auch Rudolf Steiner nie in seiner Lebendigkeit erfassen, denn man formt sich keine hinreichenden Vorstellungen seiner ungeheuren innerlichen Aktivität – und meint gar, es ebenso gut oder noch besser zu wissen und zu können.“ (In meinem vorigen Blogkomentar meinte ich mit „..dass ein Mensch das so grandios verwirklicht hat“ übrigens ebenfalls Rudolf Steiner).
Sie haben „Der lebendige Rudolf Steiner“ mit Büchern von Smit und Prokofieff verglichen. Prokofieffs Kompilationskunst ist etwas völlig anderes und hat für mich mit Anthroposophie überhaupt nichts zu tun. Smit kenne ich nicht genug, ich glaube aber nach allem, was ich weiß, sofort, dass er einer der am ernsthaftesten Strebenden der letzten Jahre war. Dennoch entspricht das, was er z.B. in seinem Büchlein über „Meditation und Christus-Erfahrung“ schreibt, nicht einmal ansatzweise den realen Erfahrungen, die in „Der Heilige Gral“ beschrieben sind.
Insofern bleibt für mich immer wieder die Frage: Erkennt man das, worauf Mieke Mosmuller hinweisen will, oder nicht? Und mit jeder Kritik zeigt sich wieder: Man erkennt es nicht.
Allein daran scheitert doch schon jede Zusammenarbeit, aber auch jeder Austausch?
Holger Niederhausen | 06/07/09 - 9:59 pm