2018
Von der Geschlechtlichkeit der Kinder
Überlegungen zu einer immer aktuelleren Frage.
Inhalt
„Murat spielt Prinzessin“
Der Aufstand der Konservativen und Rechten
Die Kinder selbst werfen die Fragen auf
Die Normierer und der Gesetzgeber
Der Junge, der in Wirklichkeit ein Mädchen war
„Murat spielt Prinzessin“
Die klassische Familie mit Vater, Mutter und Kind(ern) und vielleicht noch Großeltern ist nicht mehr das alleinige Modell. Über 40 % aller deutschen Haushalte sind Single-Haushalte, 20 % aller deutschen Eltern sind bereits alleinerziehend, daneben gibt es gleichgeschlechtliche Paare, Kinder mit mehreren Vätern oder Müttern, Kindern mit bi- oder transsexuellen Eltern... Das alles wird auch mit dem Begriff „Regenbogenfamilien“ bezeichnet.
Oft werden sowohl die Eltern als auch die Kinder diskriminiert. Was nicht der eigenen Empfindung und Orientierung entspricht, wird abgewehrt und als außerhalb der Norm betrachtet. Von da aus ist es nur ein kleiner Schritt, etwas als „unnormal“, „abnormal“, „pervers“ und „krankhaft“ zu bezeichnen, zu sehen und zu empfinden. Dass man sich damit in mehr oder weniger unmittelbarer Nähe zur Denk-, Empfindungs- und Tat-Logik des Dritten Reichs befindet, bemerken die Wenigsten.
Eine ausführliche Broschüre der in Berlin-Kreuzberg ansässigen Bildungsinitiative „Queerformat“, gedacht als „Handreichung für pädagogische Fachkräfte der Kindertagesbetreuung“ möchte hier nun helfen, neue Wege einzuschlagen. Sie trägt den Titel: „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“.
Sigrid Klebba, Staatssekretärin für Jugend und Familie, schreibt in ihrem Vorwort:
[…] freue ich mich sehr und lade Sie herzlich dazu ein, die Materialien intensiv in Ihren Einrichtungen zu nutzen. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie unterstützt den Trägerverbund seit vielen Jahren im Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“. Denn es ist Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe, alle Kinder in ihrer Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu unterstützen und sie vor Diskriminierung zu schützen.
Der Aufstand der Konservativen und Rechten
Dagegen bzw. gegen die Broschüre regt sich aber Widerstand. Eine Petition vom 13.02.2018, die inzwischen von rund 50.000 Menschen unterzeichnet wurde, fordert die Zurückziehung der Broschüre: „Kein Vielfalts-Sex in KiTas: Indoktrinierende Broschüre sofort zurückziehen!“ Darin heißt es [o]:
„[…] ich protestiere aufs Schärfste gegen die indoktrinierende Kita-Broschüre […]! […] Die Erzieher sollen bereits Kleinkindern alle Formen sexueller und geschlechtlicher Identität, Orientierung und Lebensweisen in Form von Bilderbüchern und Geschichten nahebringen und diese in den Kita-Alltag integrieren. […]
Unter bewußter Ausnutzung der entwicklungspsychologischen Unsicherheiten von Kindern werden harmlos-kindliche Kindergartenfreundschaften sexuell aufgeladen und sexuelle Präferenzen daraus abgeleitet und unschuldiges Rollenspiel zu Transsexualität umgedeutet. Diese Herangehensweise ist wissenschaftlich in keiner Weise gedeckt, sie ist unverantwortlich hinsichtlich der emotionalen und seelischen Entwicklung von Kleinkindern und gefährdet im höchsten Maße das Wohl des Kindes.
Darüber hinaus werden die Jungen und Mädchen unter bewußter Mißachtung der Erziehungsrechte der Eltern für ideologische gesellschaftspolitische Ziele der LGBT-Interessengruppen mißbraucht. […]
Drei Tage später berichtet BILD:
Der CDU gefällt das gar nicht. Sie will im Abgeordnetenhaus erzwingen, dass die Nutzung der Broschüre gestoppt wird. „Fragen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt gehören nicht in die Berliner Kindertagesstätten“, sagt CDU-Fraktionschef Florian Graf (44). „Die dort betreuten Kleinstkinder sollen Kind sein dürfen, ohne in jüngsten Jahren mit Fragestellungen zur sexuellen Identität konfrontiert zu werden.“
Gunnar Schupelius: Senat verteilt umstrittene Sex-Broschüre an Kitas (BILD.de, 16.02.2018) [o].
Und ein Artikel der konservativen „Welt“ legt nach: „Warum Murat nicht einfach Prinzessin spielen darf“. Äußerlich ausgewogen, scheinbar beide Seiten zu Wort kommen lassend, wird doch die wirkliche Ausrichtung am Ende sehr deutlich. Denn nachdem auch hier der CDU-Protest zitiert wird, geht der zentrale Absatz, der ein gutes Drittel des gesamten Artikels ausmacht, auf den Protest der AfD ein! Die „Welt“ inzwischen ein Sprachrohr der AfD? Wir leben offenbar in einer Zeit, in der sich die Geister zu scheiden beginnen...
Schon das erste Argument ist, Murat als Prinzessin würde eine „linksgrüne Wunschrealität“ spiegeln. Gerade unter Muslimen sei Homophobie stark verbreitet. – Aber der subtile Unterton ist: „Und wir möchten, dass das auch so bleibt“. Die AfD als Verteidigerin der Muslime? In der Frage der geschlechtlichen Orientierung ergeben sich seltsame Allianzen...
Als nächstes wird der AfD-Politiker zitiert, er spreche sich für „Toleranz“ aus, aber: „Die Norm ist ganz klar die auf Fortpflanzung angelegte Beziehung zwischen Mann und Frau.“ Die Norm? Welche Norm? Wer setzt die Norm? Der gute, stramm rechte Politiker, der sich unbewusst jederzeit über die Frau stellt und mit ihr gute deutsche Staatsbürger zeugen will, um die Reinheit von Normen und Werten zu bewahren, während die Moral von allem, was nicht der „Norm“ entspricht, gefährlich unterspült wird? In den scheinbar harmlosen Worten lebt eine namenlose Angst vor dem Anderen und vermutlich auch Angst vor der Sexualität als solcher. Sie soll hübsch eingehegt bleiben: Mann-Frau. Fortpflanzung. Norm.
Ein zweiter AfD-Politiker, der zitiert wird, versteigt sich gar zu der Aussage, die der Broschüre zugrunde liegenden Vorstellungen scheinen „kranken Hirnen mit pädophilen Hintergedanken entsprungen zu sein“. Dieser Mann und offenbar sehr, sehr viele andere haben ganz offensichtlich noch nie etwas von der kindlichen Sexualität gehört und verstanden. Sie huldigen ihrem eigenen dogmatischen Glauben vom „asexuellen Kind“, das, einer perfekten Ikone gleich, ein willkommenes Projektionsbild für die Verteidigung der eigenen Abartigkeiten ist.
Für diesen AfD-Politiker ist „die Welt da draußen“ voll von bösen „schwulen“, „lesbischen“, „Transgender“, „bisexuellen“ und noch vielen anderen „Abweichungen“, die er nicht einmal mehr benennen kann – während das „reine“, „unschuldige“ Kind vor all diesem „Bösen“ bewahrt werden müsse. Am liebsten würde er wahrscheinlich jedem nicht-puristisch-reinen, nordisch-hehren, staatstragenden Mann-Frau-Elternpaar die Kinder entziehen, um sie in die hütenden, bewahrenden Hände des Jugendamtes zu übergeben...
Aber dann kommt die „Welt“-Journalistin mit ihren eigenen Worten, das ist nicht mehr AfD-Zitat. Sie selbst ist es, die schreibt, in der Broschüre würden „Passagen hervorgehoben, die symptomatisch sind für die Sammlung pädagogischer Tipps, bei der es sich um eine Anleitung zum übergriffigen Verhalten handele.“ Man liest das Wort „übergriffig“, und die Alarmglocken läuten. So werden Leser konditioniert! Und es geht noch weiter:
Immer wieder wird in der Broschüre auf angeblich dramatische Episoden verwiesen, die belegen sollen, dass Kinder mit einer nicht der Norm entsprechenden sexuellen Identität Diskriminierungen erfahren mussten. Heftig ist die angebliche Erfahrung eines Neunjährigen, der mit folgenden Worten zitiert wird: „Als ich vier Jahre alt war, wollte ich mir den Penis abschneiden und habe ihn immer versteckt. Ich bin schon immer ein Mädchen, da ist nur der Penis falsch. Den will ich nicht haben.“
Die Initiatoren der Petition nehmen diese Aussage als einen Beleg von vielen für die manipulative Linie der Broschüre. Sie stellen eine massive Indoktrinierung fest und verweisen u. a. auf die umfangreiche Liste von Kinderbüchern zum Thema gleichgeschlechtliche Liebe.
Claudia Becker: Warum Murat nicht einfach Prinzessin spielen darf (Welt.de, 16.02.2018) [o].
Soweit die „Welt“. Auffallend ist die zweimalige Verwendung des Wortes „angeblich“. Im zweiten Fall wird daraus sogar schon die „angebliche“ Erfahrung eines Neunjährigen. Hier wird also ganz direkt suggeriert, dass die geschilderten Beispiele erfunden oder gar erlogen sein könnten. Dabei kommt diese Formulierung direkt aus der erwähnten Petition. Der angebliche Journalismus erweist sich so als selbst hoch-tendenziös...
Die Kinder selbst werfen die Fragen auf
Dass eine „umfangreiche Liste von Kinderbüchern zum Thema gleichgeschlechtlicher Liebe“ in einer Handreichung, die für dieses Thema sensibilisieren will, kein Wunder sein kann, sollte sich eigentlich von selbst ergeben. Von „Indoktrinierung“ kann man da eigentlich nur sprechen, wenn man sich mit aller Gewalt gegen eine solche Sensibilisierung wehrt. Denn dann will man mit Härte sein Scheuklappen-Denken beibehalten und nicht sehen, „was nicht sein darf“. Von Indoktrinierung spricht dann der, der an seiner „reinen Norm“ festhalten will – um weiter alles, was ihr nicht entspricht, als „abnorm“ bezeichnen oder einfach darüber hinweggehen zu können.
Die Broschüre ist das Ergebnis eines langen Prozesses, wie aus einem Artikel im Berliner „Tagesspiegel“ hervorgeht: „Auch Jungen dürfen Prinzessinnen sein“ (Print-Titel). Bereits 2009 beschloss der Berliner Senat die parlamentarische Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“. Für die Umsetzung wurde ebenjene Bildungsinitiative „Queerformat“ beauftragt, die regelmäßig Fortbildungen mit Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe durchführt. 2013 fand dann eine Fachtagung statt, aus der nun die 140-seitige Handreichung hervorgeht. Thomas Kugler von „Queerformat“ macht deutlich, dass die darin behandelten Fragen keineswegs solche sind, die in die Praxis hineingetragen werden, sondern die aus der Praxis, von Kindergärtnerinnen kommen. Von Indoktrinierung kann keine Rede sein, denn das Verhalten der Kinder selbst wirft die Fragen auf – und die Handreichung will helfen, damit umzugehen.
Eine seit 16 Jahren tätige Kita-Leiterin schildert, dass die Fortbildungen von Queerformat geholfen haben, mit alltäglichen Situationen sensibler und unbefangener umgehen zu können – und so der realen Vielfalt viel mehr gerecht werden zu können. Den Vorwurf der „Manipulation“ weist sie als völlig absurd zurück: „Wir reagieren nur auf das, was von den Kindern selbst kommt.“ Auch die Vorsitzende der Gewerkschaft GEW Berlin, Doreen Siebernik, kritisiert den CDU-Vorstoß, die Handreichung verbieten zu wollen, mit klaren Worten: „Das zeigt deutlich, dass ihnen grundlegende Kenntnisse über die Entwicklung von Kindern in diesem Alter fehlen.“
Der Landeselternausschuss der Kitas in Berlin begrüßte die Broschüre ebenso wie der Paritätische Wohlfahrtsverband. Und eine andere Erzieherin bestätigt: „Die Gefühle der Kinder sind da, aber sie haben nicht immer Worte dafür. Wir als Erzieherinnen helfen ihnen, Worte zu finden und ins Gespräch zu kommen.“ [o].
Die Normierer und der Gesetzgeber
Recherchiert man ein bisschen, wer der Träger der Petition ist, so kommt man auf die Selbstdarstellung der Stiftung „CitizenGo“. Als besondere, von ihr vertretenen Fragen zählt sie auf: „Recht auf Leben, Ehe und Familie, Religionsfreiheit und Menschenwürde.“ Unter den Werten findet man die „Nächstenliebe“, und hier heißt es: „Jede Person ist für CitizenGO einzigartig und verdient Respekt und Hochachtung.“
Was für wohlklingende Worte! Und dann aber eine Petition, die völlig anders lautet, nämlich: „Kein Vielfalts-Sex in KiTas: Indoktrinierende Broschüre sofort zurückziehen!“
Muss man diese Stiftung, die CDU und die AfD darauf hinweisen, was das Bundesverfassungsgericht im Oktober geurteilt hat? Bis Ende 2018 muss der Gesetzgeber eine Regelung schaffen, die in Bezug auf den „Personenstand“ neben den Einträgen „weiblich“ und „männlich“ eine dritte Möglichkeit gibt:
Das allgemeine Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG) schützt auch die geschlechtliche Identität derjenigen, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen. Darüber hinaus verstößt das geltende Personenstandsrecht auch gegen das Diskriminierungsverbot (Art. 3 Abs. 3 GG), soweit die Eintragung eines anderen Geschlechts als „männlich“ oder „weiblich“ ausgeschlossen wird.
Pressemitteilung Nr. 95/2017 des BVerfG vom 08.11.2017 [o].
Die konservativen „Normvarianten“ sollten sich langsam daran gewöhnen, dass es auch Abweichungen von ihrer „Norm“ gibt ... und dass Abweichungen erst dadurch definiert werden, dass eine Norm definiert wurde – Grundlage jeder Diskriminierung, von denen die Menschheitsgeschichte überreich ist.
Die Norm lautet: Mann liebt Frau und umgekehrt – fertig. Dass die Frage aber schon damit beginnt, was überhaupt „männlich“ ist, das ist für viele „Normierer“ mit festgemauerten Vorstellungen bereits weit über ihren bisherigen Horizont gehend. Denn schon der Körper kann in gewissen Fällen diese Eindeutigkeit vermissen lassen. Der Fachbegriff dafür ist „intergeschlechtlich“. Ärzte raten in diesen Fällen dann nicht selten zur operativen Anpassung – und dahinter steckt noch immer der Begriff des „Abnormen“. Alles muss immer eine feste Kategorie haben...
Der Junge, der in Wirklichkeit ein Mädchen war
Neben dem Körper gibt es dann die Identität. Ein Junge kann sich als ein Mädchen fühlen und ein Mädchen sein wollen – und umgekehrt. Er kann sich sogar als beides fühlen oder als weder-noch. Diskriminiert wird heute jedoch vielfach noch immer alles, was nicht mit der körperlichen Festlegung übereinstimmt. Gerade dies hat die Petition und dann auch der „Welt“-Artikel als „angeblich“ herausgegriffen. Ich zitiere aus der Handreichung die Selbstaussage des neunjährigen Kindes (S. 51) [o]:
LISA WEISS, DASS SIE EIN MÄDCHEN IST
„Ganz am Anfang (als Baby) da dachten meine Eltern noch, dass ich ein Junge bin, weil ich aussah wie einer. Aber als ich älter wurde stellte sich das Gegenteil davon heraus, nämlich, dass ich ein Mädchen bin. Ich habe immer mit ganz vielen Mädchensachen gespielt und wollte immer eine Prinzessin sein. Zu Hause habe ich Faschingskostüme, also Röcke und Kleider, und Perücken getragen. In der Kita habe ich mir immer ein Tuch auf den Kopf gebunden, das sollten lange Haare sein. Als ich 4 Jahre alt war, wollte ich mir den Penis abschneiden und habe ihn immer versteckt. Ich bin schon immer ein Mädchen, da ist nur der Penis falsch. Den will ich nicht haben. Früher wollte ich den immer abschneiden, aber das nutzt mir nichts, davon bekomme ich auch keine Scheide, sagt Mama. Die kann ich mit 18 Jahren bekommen. Ich habe Zauber-Glitzersteine in meinen Hosentaschen mit in die Kita genommen und wollte dass sie den Penis weg zaubern. Irgendwann hat meine Mama gegoogelt „Junge möchte ein Mädchen sein“ und hat dann herausgefunden, dass das Trans heißt. In der Kita haben meine Eltern mit den Erzieherinnen gesprochen und einen Brief an die Eltern geschrieben. Dann habe ich es mit der Erzieherin den Kindern erzählt, also dass ich ein Mädchen bin. Sie haben mich öfter gefragt warum ich als Mädchen einen Penis habe. Ich habe geantwortet „weil es eben so ist“. Ich hatte ganz normal Freunde. Ab und zu gab es Schwierigkeiten, weil manche Eltern nicht mehr wollten, dass ich zu Kindergeburtstagen komme. Dann bin ich in die Schule gekommen.
(...)
Ich wusste, dass ich kein Junge bin. Ich bin ich, ich weiss das eben. Ich bin ein Mädchen, obwohl ich einen Penis habe und ich kann das nicht erklären, warum das so ist. Ich fand es nicht schön, als ich gemerkt habe, dass ich einen Penis habe und dass der auch nicht weg geht. […] Schaut mich an, dann sieht man doch, dass ich ein Mädchen bin und wenn ich es sage, erst recht, das muss doch reichen. Warum wird mir von manchen nicht einfach geglaubt? Warum muss ich das erklären?“
(Trans-Kinder-Netz e.V., Erfahrungsberichte: Bericht der 9jährigen Lisa)
Nun können natürlich, so die Denkart der Petenten, der AfD-ler und vielleicht auch mancher CDU-ler, ganz böse LGBTIQ-Propagandisten und Ideologen (LGBTIQ = lesbisch-schwul-bisexuell-trans-intergeschlechtlich), sich solche Texte dennoch ausgedacht haben, um in die Welt zu setzen, was gar nicht in der Welt ist, sondern erst in die Welt hineingestülpt werden soll, um irgendwann doch in der Welt zu sein. Kurz und gut: Wieder eine neue Verschwörungstheorie. Die Kinder sind reine, asexuelle Wesen – und die böse LGBT-Front will sie „sexualisieren“, damit der Untergang des Abendlandes umso beschleunigter eintrete.
Man kann noch so lange von „Toleranz“ sprechen – die AfD-ler und CDU-ler können mit den „abnormen“ Varianten überhaupt nicht umgehen. Sie passen nicht in ihr Weltbild. Und um sie möglichst schnell wieder „draußen“ zu haben, werden dann kleine Wörtchen eingefügt wie zum Beispiel „angeblich“.
Aber der Erfahrungsbericht der kleinen Lisa ist nicht etwa nur ein virtuelles Internet-Produkt irgendwelcher bösartigen „Transgender-Vereinigungen“, sondern es gibt sie wirklich. Eine Journalistin der „ZEIT“ besuchte die Familie bereits im Mai 2016 – und da war Lisa schon zehn. Der zitierte Erfahrungsbericht stammt also von 2015. Wenn man diesen Bericht liest, wird einem klar, wie ernst die Sache für die betroffenen Kinder ist – von Anfang an. Und übergriffig sind nicht KindergärtnerInnen, die die Problematik wahrnehmen, oder Broschüren, die dafür sensibilisieren wollen, sondern Behörden und Jugendämter, die alles immer wieder in die althergebrachte Norm pressen wollen. Bis hin zur WHO, wo Transsexualität noch immer als psychische Krankheit ("Geschlechtsidentitätsstörung“) eingestuft und damit pathologisiert wird.
Ist die Zeit nicht längst reif, die Kinder radikal und grundsätzlich ernst zu nehmen?