30.03.2020

Feuerbahn

Holger Niederhausen: Feuerbahn. Das Mädchen, das die Liebe lehrte. Roman. Niederhausen Verlag, 2020. Paperback, 376 Seiten, 13,90 Euro. ISBN 978-3-7502-9958-0. | Bestellen bei epubli oder Amazon


Soeben erschienen:

Ein Mann und ein Mädchen begegnen sich – wie von Engeln geführt. Der Mann liebt die knapp fünfzehnjährige Tyra in jeder Hinsicht. Diese aber erscheint selbst wie ein Engel. Von ihren Pflegeeltern und der Schule weggelaufen, sieht sie nur eine Aufgabe für sich: die Liebe in die Welt zu tragen. Sie braucht seine Hilfe. Aber ihr Wahrnehmungsvermögen stößt das gesamte Weltbild des Mannes um. Und dann ereignet sich ein erstes, nahezu unfassbares Wunder...

Leseprobe


Aber wir waren bei der Schule, und an diesem Punkt war unser Gespräch angelangt.

„Diese Fächer und ihre Inhalte haben alle keinen Sinn!“, sagte sie schlicht und doch klagend bis ins Innerste.

„Wie meinst du das?“, fragte ich, noch ganz unbedarft.

„Welchen Sinn erkennst du denn? Sag es mir doch!“, klagte sie bittend.

Und das war eine weitere Seite von ihr – man sehe es mir nach, dass ich noch immer in die Beschreibung ihres Wesens eintauche, und erinnere sich an die Wichtigkeit dessen. Man darf diese Dinge einfach nicht überlesen wie Groschenhefte oder Bundesligatabellen, aber man wird es tun, wenn man nicht schon jetzt, gleich zu Beginn, begreifen kann, wie sie all dies sagte, und wenn man sich nicht herablassen kann, nein, im Gegenteil, wenn man sich nicht aufschwingen kann, dies alles auch zu empfinden.

Denn Tyra war keine Nachrichtensendung und keine Quizshow. Aber mit diesem Bewusstsein, mit dem wir all diesen täglichen Schund konsumieren, konsumieren wir alles. Dabei ginge es einmal um das reale, nein, radikale Gegenteil. Ich glaube, Nelson Mandela hat einmal gesagt, wir haben Angst, uns einmal schön und mutig zu sehen, wie wir wirklich sind. Im Allerinnersten. Das gilt genau jetzt. So müsste man lesen. Springend in einen Abgrund – und die Flügel ausbreitend, um ... Tyra zu verstehen. Denn, ich sage es deutlich, Tyra war mehr Mensch als jeder andere. Und gerade dies will nun heute niemand mehr hören. O, wie groß ist die Abneigung dagegen geworden, jemanden höher zu stellen als sich selbst! Lieber hält sich noch der Stammtisch-Spießer für den größten aller Menschen. Solche Stammtisch-Seelen haben wir heute aber alle! Und keiner traut sich, Mandelas Wort wahrzumachen. Die eigene Schönheit und der eigene Mut würden sich aber da zuerst offenbaren, wo man ihre Schönheit und ihren Mut als noch weit größer bedingungslos anerkennen und überhaupt erkennen würde: Tyras...

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