29.09.2020

Majas Magie

Holger Niederhausen: Majas Magie. Roman. Niederhausen Verlag, 2020. Paperback, 456 Seiten, 16,90 Euro. ISBN 978-3-7531-0409-6. | Bestellen bei epubli oder Amazon


Soeben erschienen:

Der über vierzigjährige Kassierer Malte Bögner hat sich in die vierzehnjährige Maja verliebt – und diese erwidert seine Liebe.

Es stellt sich heraus, dass beide einander unendlich viel zu schenken haben, dass sich hier eine Liebe entwickelt, die einem Märchen gleicht. Doch überall stoßen sie auf das Tabu – dessen ganze Haltlosigkeit sich in diesem Roman erweist, der alle Einwände so sehr widerlegt, dass erlebbar wird, wann ein Tabu selbst zur ... größten Sünde wird.

Leseprobe


Und mich verurteilte er, weil ich ihr angeblich die Freiheit nahm – allein schon dadurch, dass ich ein Mann war. Ja, ist das so? Dass man als Mann einem Mädchen automatisch die Freiheit nimmt? Das müsste man, wenn man so etwas behauptet, erst einmal beweisen. Wie aber wird es heute bewiesen? Indem man einfach ein Vorurteil begründet und dann ganz schnell in Stein meißelt – als Gesellschaft, wodurch es umso zwingender wird. Tyrannisch. Eigene Gedanken nicht mehr gestattend.

Und wie sieht dieses Vorurteil aus? Der Mann als Tyrann. Nicht mehr gegenüber den Frauen, die ja ihre Freiheit erkämpft haben, weitgehend, aber gegenüber einem Mädchen, an das er sich nun hinterhältig heranmacht. Der Mann als Tyrann, der dem Mädchen hinterrücks und berechnend oder auch nicht berechnend seinen Willen aufzwingt – indem er es einfach mit seiner Dominanz auf allen Ebenen überwältigt. Das ist das Vorurteil. Gemeißelt in Stein.

Und notwendigerweise dazu gehört der Gedanke, dass der Mann das Mädchen schlicht begehrt. Dass er ihr junges Blut begehrt. Ihre Hilflosigkeit – oder zumindest ihre hoffnungslose Manipulierbarkeit. Er kann mit ihr machen, was er will, weil er beliebig ihre Seele manipulieren kann. Und das tut er, um so an sein eigentliches Ziel zu kommen: ihr junges Blut. Ihren jungen Körper. Und nebenbei natürlich ihre ebenso blutjunge Seele. Beides attraktiv ohnegleichen.

Gedacht wird also immer der begehrende Mann. Der Mann, getrieben von seinem Begehren. Selbst unter der Tyrannei seiner Triebe, seiner Hormone, seiner Lust – entfacht von dem unsäglich schönen Mädchen und dessen Jugend. Und getrieben von seinem Begehren, seiner Gier, wirklich davon getrieben, manipuliert er das Mädchen in jeder Hinsicht, um sein Ziel zu erreichen. Die verführerische Jugend des Mädchens und das Mädchen selbst wird für ihn zum bloßen Objekt. Zu einem Objekt, das gesteuert werden muss, wie eine Schachfigur, bis man sie da hat, wo man sie haben will. Und das junge Mädchen will man nur an einer Stelle haben: im Bett. Und psychisch: in der vollen Abhängigkeit. Einem verfallen, so dass sie voll und ganz lenkbar ist. Im Grunde der eigene Besitz.

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