21.12.2020

Vom Himmelsgeheimnis der Liebe

Der Zusammenhang der Heiligen Nächte mit einem Sexualstrafrecht-Roman.


Immer wieder habe ich auf dieser Webseite vor Beginn der Heiligen Nächte Aufsätze veröffentlicht, die zum Geheimnis der Weihnacht hinführen wollten. Dieses Jahr erscheint zu dieser Zeit ein Roman, der das gegenteilige Thema zu haben scheint. Aber auch nur: scheint. Und dieser Aufsatz, der den Schein durchdringt und selbst ein Licht wirft – wie jener Stern, der die Könige zu der Geburt der heiligen Nacht führte. Zu dem Kind...

Aber warum nun ein solcher Roman? Ist das Thema ,Sexualstraftaten’ nicht ein Schlag ins Gesicht für alles, was je mit dem Heiligen der Weihnacht zu tun hatte? Und ist Weihnachten nicht vor allem dies: himmlischer Friede, ein kurzzeitiges Herausgenommensein aus allem Irdischen, aus den irdischen Konflikten und Hässlichkeiten? Das reine Geheimnis der göttlich-himmlischen Liebe, sich ergießend aus Himmelshöhen auf die Erde, auf dass einst alle Menschen friedlich werden...? ,Friede auf Erden’... Dieses erschütternde Bild von dem Löwen aufrufend, der sich neben das Lamm lagert, und keine einzige Kreatur tut einer anderen noch etwas an. Ein künftiges zweites Paradies, eine Wirklichkeit, die auch als ,Neues Jerusalem’ angedeutet ist.

Friede auf Erden... Sind nicht allein schon diese Worte ein Hohn angesichts der Realität? Reine Träumerei? Eine fixe Idee ewiggestriger Christen?

Oder ist die Realität das Produkt ewiggestriger Nicht-Christen, die niemals den innigsten Wunsch hatten, niemals das aufrichtige Ideal hegten dieses ... ,Friede auf Erden’. Nie kann dieses Ideal unter der Herrschaft des Kapitalismus Wirklichkeit werden. Welcher ,Friede’ soll es sein, wenn etwa Menschen zu ,Fallpauschalen’ verkommen und der Begriff des ,Krankenhauses’ selbst vergewaltigt wird, weil Krankenhäuser zu ,Profitmaschinen’ werden, die sogar geschlossen werden, wenn sie nicht genug Profitrate erbringen...

Solange der Fürst dieser Welt regiert – Mammon –, ist jedes heilige Paradies unendlich weit entfernt. Und doch ist es den Menschen jedes Jahr wieder zur Zeit der Heiligen Nächte auf Erden verheißen: ,Friede auf Erden...’ Den Menschen, die eines guten Willens sind. In welcher Zukunft werden dies alle Menschen sein? Wenn dieser Tag anbricht, wird das letzte Stündlein des Gottes Mammon geschlagen haben.

Doch zurück zum Thema ,Sexualstraftaten’. Kann man nicht zumindest davon zu Weihnachten verschont bleiben? Kann nicht die Weihnacht selbst zumindest davon verschont bleiben?

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Könnten wir nicht zumindest zu Weihnachten von den Obdachlosen verschont bleiben?

Ein solcher Wunsch würde wohl das tief Unchristliche des Wünschenden offenbaren. Weihnachten ist nicht das Fest des Selbstgenusses, sondern das Mysterium der Liebe. Und Maria und Josef waren selbst obdachlos. Das Weihnachtsgeheimnis erfährt niemand, der nicht bereit ist, Herberge zu geben. Und letztlich will die Liebe selbst in das Herz einziehen.

Aber – mit Sexualstraftätern braucht man doch nun wirklich kein Mitleid zu haben!?

Zunächst – Mitleid ... was ist Mitleid? Mitleid verdient jeder Mensch, der fern von seinem Menschlichen lebt und irrt. Wird einst dieses Mitleid verschwinden, so verschwindet wiederum jede Verheißung auf das ,Neue Jerusalem’, jedes ,Friede auf Erden’, das heute noch so fern scheint, so unendlich fern. Ohne die Kraft des Mitleids in den Herzen wird es aber nicht nur unendlich fern, sondern überhaupt un-erreichbar sein. Denn nur diese Kraft wird es sein, die dieser heiligen Verheißung näherbringen kann. Wie es auch nur die Kraft des Mitleidens in der menschlichen Seele ist, die erkennt, dass in einem Profit-Krankenhaus das Menschliche vergewaltigt wird...

Und ist nicht unsere ganze Welt heute zu einem Profit-Krankenhaus geworden...? Ohne Mitleid gibt es keinen Durchbruch zum Menschlichen – und wird das Unmenschliche weiterherrschen und überall das Menschliche erdrücken, einengen, zurückdrängen, vernachlässigen, irrelevant machen und so weiter. Man kann nicht zwei Herren dienen. Oder auch: Es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Mammon vergewaltigt das Menschliche überall. Wo man auch hinsieht.

Aber – der Sexualstraftäter ... was hat er mit ,Mammon’ zu tun? Doch wohl nichts.

                                                                                                                      *

Wir sind bereits im eigenen Netz gefangen. Dem eigenen Netz der Vorurteile. Denn im Untertitel dieses Aufsatzes schrieb ich noch etwas anderes. Ich schrieb nicht Sexualstraftäter-Roman. Und doch ist die Hauptperson des Romans als solcher bestraft worden.

Würden wir die Wahrheit lieben, würden wir uns zuerst fragen: Was ist eigentlich ein ,Sexualstraftäter’? Und die Antwort wäre: Ein Mensch, der etwas getan hat, was nach dem Strafrecht auf dem Gebiet der Sexualität als strafbar beurteilt wird. Was heißt ,strafbar’? Zu strafen? Strafwürdig? Strafpflichtig? Es wird gestraft. Etwas wird bestraft, was als strafpflichtig angesehen wird. In diesem Fall auf dem Gebiet der Sexualität. Oder der Liebe?

Nein, der Sexualität. Aber was ist Sexualität nun wiederum? Und – hat sie mit Liebe nichts zu tun? Und: Ist Sexualität schlecht, böse, schmutzig, sündig? Alles zusammen?

Nein – das ,Sexualstrafrecht’ soll einfach nur jene Handlungen aussondern, die ein ,Schutzgut’ verletzen und letztlich auf eigenmächtige, selbstsüchtige sexuelle Befriedigung abzielen.

Also keine Liebe. Aber was, wenn das Strafrecht sehr wohl auch Handlungen straft – und wir sprechen hier von Gefängnis, der schärfsten, unbarmherzigsten Strafe der Moderne überhaupt –, die aus dem Reich der Liebe stammen? Was wäre, wenn das Strafrecht derart unbarmherzig und blind wäre, dass es Taten kalter Selbstsucht nicht von solchen der Liebe unterscheiden kann und auch letztere einfach mitstraft?

                                                                                                                      *

Aber, so der Leser, du wirst doch nicht behaupten wollen, dass das moderne Strafrecht Taten der Liebe bestraft? Ja, wenn ein, sagen wir, pädophiler Sexualtäter glaubt, er ,liebe’ ein Kind – dann könnte man von dieser Illusion sprechen, aber selbst dann wäre es nur eine üble Selbstsuggestion, nichts weiter...

So beruhigt sich also das bürgerliche Gewissen und verbucht weiterhin das ,Sexualstrafrecht’ unter ,verabscheuenswürdigen Taten’, bei denen man am liebsten nicht einmal genau hinschaut, weil dies eben zum ,Abschaum-Gebiet’ der menschlichen Seele gehört.

Doch wie ... doch wie, wenn das sogenannte ,Recht’ selbst verabscheuenswürdige Taten begehen würde, Taten, die gegen die Liebe gerichtet sind, weil sie nicht einmal mehr einen Begriff von ihr haben? Und: Hatte das sogenannte Recht je einen Begriff von der Liebe?

Worauf willst du hinaus, fragt der Leser ungeduldig, unbehaglich. Welche Gehirnwäsche willst du mit uns veranstalten? Und mehr noch: Versuchen nicht nur Perverse, einen auf diese Weise auf irgendein schlüpfriges Glatteis zu führen?

Nun, die Wahrheitsliebe wird einem immer sagen können, auf welchem Boden man sich bewegt. Dass das Sexualstrafrecht selbst schlüpfriges Glatteis sein könnte, lässt sich auf keinem Wege verhindern – das ist einfach so. Aus diesem Grund gilt es gerade, wacher zu sein als auf vielen anderen Gebieten. Und nicht etwa, die Augen zu verschließen.

Auch Justitia – die Gerechtigkeit – darf allenfalls da blind sein, wo es auf den Status der Menschen ankommt, über die sie urteilt, nicht aber gegenüber ihren eigenen Urteilen selbst. Die Urteile selbst sollen weise, gerecht, vielleicht sogar mitleidig und liebend sein, jedenfalls nicht blind – und ebenso wenig unmenschlich.

Aber wie, fragt der Leser erneut, wovon redest du eigentlich die ganze Zeit? Ich hoffte, einige berührende Zeilen über Weihnachten zu lesen – und werde hier abgespeist mit abgeschmackten Andeutungen auf ein noch ekelhafteres Gebiet? Was soll das Ganze? Du redest von ,unmenschlichem’ Recht – rede lieber von den unmenschlichen Taten der Sexualstraftäter! Davon, dass sie mit vollem Recht zu in der Regel hohen Freiheitsstrafen verurteilt werden! Jedenfalls dann, wenn man den Perversen ihre Taten nachweisen kann – was ja leider auch nicht immer geschieht, viel zu wenig. Rede davon!

                                                                                                                      *

Nein – ich rede von Weihnachten. Und ich rede von der Liebe. Und ich rede davon, dass auch die Liebe von einem perversen Sexualstrafrecht bestraft wird. Nicht die Liebe ist pervers, sondern das ,Recht’, das sie bestraft. Jenes Un-Recht, das an die Stelle des Rechtes getreten ist und sich mit seinem Namen schmückt.

Mein Roman handelt nicht von einem Sexualstraftäter, sondern von einem Mann, der in jungen Jahren zu einem solchen gestempelt wurde, weil das ,Recht’ behauptete, er hätte eine – als solche definierte – ,Sexualstraftat’ begangen. Fortan gilt er also nicht mehr als Mensch, sondern als ,Sexualstraftäter’. Lieblos. Abgestempelt. Entlarvt.

Der Roman spielt in Amerika. Und die Kernfrage lautet: Ab wann darf man ein Mädchen lieben? Denn um die Liebe geht es. Die Liebe zum Mädchen. Wir sprechen hier von ,Parthenophilie’ – schon als Wort ein wunderschönes. Der Parthenon auf der Akropolis in Athen ist eigentlich der Jungfrau-Tempel – der Tempel der jungfräulichen Göttin Athene. Und parthenos ist das griechische Wort für Jungfrau, jungfräuliches Mädchen, das gleiche Wort, das im Evangelium für Maria verwendet wird. Und Maria war Jungfrau. Nach unseren Begriffen war sie ein Mädchen, denn nach ältester Überlieferung war sie vierzehn oder sogar erst zwölf Jahre alt – jenes Alter, in dem ein Mädchen ,mannbar’ wurde, also einen Mann haben konnte.

Man könnte – ketzerisch gesprochen – den Heiligen Geist also als ,pädophil’ bezeichnen. Aber diese Bezeichnung ist eben falsch. Ein Mädchen ist kein Kind mehr. Der Heilige Geist war ... parthenophil. Er liebte die Jungfrau, das Mädchen. Sie wählte er aus, und so geschah das Wunder der Empfängnis. Maria aber war höchstens vierzehn. So sagen es die alten Quellen.

Und ich kehre zurück zur Kernfrage: Ab wann darf man ein Mädchen lieben? Sollte der Heilige Geist sich eines strafwürdigen Verbrechens schuldig gemacht haben?  

                                                                                                                      *

Du vergisst, so der Leser, dass der Heilige Geist nichts Sexuelles im Sinn hatte. Du vergisst, dass Maria jungfräulich empfing und dass sie Jungfrau blieb.

Ja, das stimmt. Ich vergesse auch, dass, nach dem katholischen Dogma, das sich schon sehr früh herausbildete, Maria sogar nach der Geburt (!) ein unverletztes Hymen hatte. Auf diese Weise befreite sich die Kirche noch von jedem Hauch eines Zusammenhanges dieses heiligen Geschehens mit irgendetwas Körperlichem. Und weil Maria all diesem enthoben war, konnte man das Sexuelle, das Körperliche, ja alles in irgendeiner Weise auch nur Sinnliche, um so tiefer in den Schmutz zerren.

Das Christentum birgt das heilige Geheimnis des Leibes – aber dieser Leib sollte von Anfang an nichts zu tun haben mit irgendwelchen ,Begierden’. Das frühe Christentum, beginnend mit Paulus, war nicht ,leibfeindlich’, aber es war sinnesfeindlich – es sah den Leib nur unter dem Vorzeichen der Auferstehung. Einer Auferstehung als rein engelhaftes Wesen, das sich mit rein keuschen Gefühlen vermehrt, so keusch wie ein Sonnenstrahl, der eine Blüte ,küsst’ – was eigentlich fast schon zu viel gesagt ist.

                                                                                                                      *

Das alles mag eine tiefe Wahrheit enthalten – aber sie ist heute noch unendlich ferner als jenes heilige Paradies, in dem Löwe und Lamm friedlich beieinander lagern. Heute dürfen nicht einmal zwei Wesen der gleichen Gattung, sagen wir Mann und Mädchen, friedlich beieinander lagern, denn ... sie könnten ja... Das heißt: Der Mann könnte ja...

Was könnte er? Ist die Sexualität also doch abgrundtief böse? Hat es das frühe Christentum perverserweise also doch geschafft, die sinnlichen, die keuschen Freuden der Zärtlichkeit so sehr in den Schmutz zu ziehen, dass sich dies noch heute in unserem Sexualstrafrecht widerspiegelt? Denn brutal, wirklich brutal, hat dieses frühe Christentum alle sogenannte ,Lust’ und alles ,Begehren’ ausgerottet, noch seine keuschesten Ausläufer. Selbst Mann und Frau, einander angetraut (!) sollten nicht ,beieinanderliegen’ dürfen – und wenn, dann nur zum Zwecke der Vermehrung, und selbst dies eigentlich möglichst ohne sinnliche Freude. Man lese die alten Quellen. Schon Paulus sah die Ehe nur als Not-Lösung (!) für ein verderbtes Geschlecht, das nicht ganz heilig dahinleben konnte, so wie er.

Dass hier gewaltsam eine vielleicht fernste Menschheitszukunft in die Gegenwart gezerrt werden sollte, ist offensichtlich. Die Sinnesfeindlichkeit hat nichts mit der christlichen Botschaft zu tun. Christus wies auf die Heiligkeit der Ehe – aber er wies mit keinem Wort auf die Unheiligkeit des menschlichen Begehrens nach dem anderen Geschlecht hin. Wäre dieses sündig, so hätte er es getan; stattdessen aber hat er, im Gegenteil, viele angebliche Sünden ent-sündigt und schlicht unter das Zeichen der Liebe gestellt. Manche Worte Christi sind auf eine nahe Endzeit bezogen, das ist wahr. Aber man kann sie heute ebenfalls in einem großen, sehr großen Zusammenhang lesen.

Und Christus wies darauf hin, dass nichts von Gott ablenken sollte. Weder der Mammon noch etwas anderes. Heute aber sind es tausend andere Dinge – vom Mammon bis zum Smartphone und alles übrige Irdische inbegriffen. Die Sexualität ist keine Ausnahme.

Aber – die Sexualität ist jene große Ausnahme, in der sich die Liebe offenbaren kann. Wenn ein Mensch einem anderen Menschen ein Smartphone schenkt, kann sich darin auch ,Liebe’ offenbaren. Aber die Liebe hat nun einmal unendlich viele Entfremdungsstufen. Das Gebiet des intimen Zusammenseins zweier Menschen war seit jeher dasjenige Gebiet, wo sich die Liebe auf Erden am unmittelbarsten offenbaren kann.

Und da Gott von der Liebe nicht getrennt ist, sondern vielmehr die Liebe ist, kann Gott in der Liebe gar nicht abwesend sein. Ist die Sexualität also mit Liebe verbunden, ist sie auch mit Gott verbunden. Die frühen Christen hatten die Sexualität zu ihrem Feind erklärt. Aber hatte nicht Christus selbst gesagt: Liebet eure Feinde...?

                                                                                                                      *

Ab wann also darf man ein Mädchen lieben?

Die Liebe ist ein Mysterium der Kommunion, der innigsten nur denkbaren Begegnung zweier Seelen – und oft auch zweier Leiber. Die heiligste Antwort also wäre: Man darf ein Mädchen immer lieben – aber ein Mysterium der Begegnung wird es erst, wenn das Mädchen auch seinerseits lieben kann...

Damit verändert sich die Fragestellung. Jetzt lautet die Frage also: Ab wann kann ein Mädchen lieben?

Und erschüttert stellt man fest: Kann das Strafrecht hierüber überhaupt noch etwas aussagen?

Denn ganz zweifellos ist es, dass ein Mädchen schon sehr früh beginnen kann, zu lieben. Auch in einem mehr als nur ,kindlichen’ Sinne. Man kann sicher sein, dass bereits zahlreiche zwölfjährige, in jedem Fall aber vierzehnjährige Mädchen in einem Sinne lieben können, der nicht mehr so keusch ist wie ein Sonnenstrahl...

Ist darum ihre Liebe verwerflich geworden? Mitnichten! Und wäre nun also eine Liebe, die ein solches Mädchen liebt, ihrerseits verwerflich? Ebenfalls mitnichten. Und wer könnte hierüber urteilen? Wer? Doch nur – wiederum die heilige Antwort – das Mädchen selbst...

                                                                                                                      *

Aber nun kommen die ganzen Einwände, ein Hagel von Einwänden, konditioniert von den heutigen ,Auffassungen’, wie sie sich als herrschende durchgesetzt haben. Das Mädchen könne eben noch gar nicht urteilen, und es könne ja eben auch schutzlos missbraucht werden in seinem Vertrauen, in seiner Auffassung, die Erwachsenen, insbesondere die Männer, würden auf gleiche Weise lieben wie es selbst. Ferner würde es auch den Stellenwert der Sexualität noch gar nicht wirklich beurteilen können, den Blick der modernen Gesellschaft auf diese, den Blick dieser Gesellschaft auf eine Beziehung zwischen Mann und Mädchen etc. Kurz gesagt: In Wirklichkeit ist ein Mädchen noch überhaupt nicht wirklich urteilsfähig, und deswegen ist jede Beziehung mit einem solchen Mädchen moralisch verwerflich, strafwürdig, strafpflichtig und mit Höchststrafen zu versehen.

Das alles sind Teilwahrheiten, aber sie sind vom brutal herrschenden ,Recht’ längst verabsolutiert, und so wurde auch das Mädchen vollkommen entmündigt. Es ist noch nicht urteilsfähig und Punkt.

Wieder, noch immer, eine Halbwahrheit. Selbstverständlich kann ein Mädchen durch gerissene ,Verführer’ betrogen, missbraucht, verletzt werden. Aber sollte es gegenüber einem Mann, der es wahrhaft liebt, nicht wirklich urteilsfähig sein? Sollte ein Mädchen gar nichts wissen? Welche Lüge wäre das denn? Selbstverständlich weiß ein Mädchen sehr viel. Es braucht Schutz – aber es braucht keine Entmündigung. Und es braucht Schutz vor Menschen, die es nicht wahrhaft lieben. Aber welchen Schutz sollte es vor einem Mann brauchen, der es wahrhaft liebt – und dessen Liebe es erwidern würde?

Die brutale Wahrheit ist: Das Gesetz unterscheidet hier überhaupt nicht. Ein Mädchen könnte vor Gericht weinend für ihren Geliebten bitten – es würde schlicht nichts nützen. Das Gesetz ist blind – wirklich blind gegenüber seinen eigenen Urteilen. Es ist brutal und hartherzig. Das ist die Wahrheit.

                                                                                                                      *

In Amerika wird die Entmündigung des Mädchens auf sechzehn, siebzehn, ja achtzehn Jahre hochgeschraubt, je nach Bundesstaat. Obwohl es angeblich um die ,sexuelle Selbstbestimmung’ geht, wird dem Mädchen diese gerade genommen. Und ein Mann, der sich mit einem solchen Mädchen einlässt, wird mit den härtesten Strafen bestraft, die das Strafrecht überhaupt kennt – teilweise sogar härter als bei Totschlag.

Man könnte also zärtlich mit einem Mädchen geschlafen haben – und das Mädchen könnte es wunderschön gefunden haben –, aber man würde härter bestraft werden, als wenn man das Mädchen im Streit halb versehentlich getötet hätte.

Die Paranoia des heutigen Sexualstrafrechts – gerade in Amerika, aber von dort strömen diese Tendenzen in alle Welt – ist also geradezu unfassbar. Sie ist mit dem bloßen Verstand nicht mehr zu begreifen. Sie hat sich längst verselbstständigt und ist selbst zu etwas Bösem geworden. Zu etwas, was blind und brutal sogar gegen die Liebe selbst gerichtet ist. Der Begriff und die Kategorie ,Liebe’ existiert im Sexualstrafrecht nicht. Das Einzige, was existiert, sind Altersgrenzen – man könnte auch sagen: Entmündigungsgrenzen.

                                                                                                                      *

In meinem Roman ist ein Mann als ,Sexualtäter’ vorbestraft und gebrandmarkt (in Amerika existiert ein öffentliches Register), weil er in jungen Jahren mit einem Mädchen geschlafen hatte, das wenige Jahre jünger war als er – und zu jung für die ,Entmündigungsindustrie’ des amerikanischen Strafrechts.

Nun verliebt er sich erneut in ein Mädchen – und dieses in ihn. Aber es bleibt dabei: Das Strafrecht behauptet, ein Mädchen könne sich noch gar nicht verlieben, würde jedenfalls, wenn es dies täte, bestimmte Dinge noch nicht überschauen, jedenfalls wäre sein Sich-Verlieben nicht relevant. Notfalls (und das heißt: immer) muss es eben vor sich selbst geschützt werden. Und die Wahrheit bleibt: Das Mädchen wird entmündigt. Es wird entmündigt, damit der Mann bestraft werden kann.

Das wiederum heißt: Weil ein Mädchen auch missbraucht werden kann, darf es auch nicht geliebt werden. Auf diese einfache Wahrheit lässt sich das Sexualstrafrecht bringen.

Noch deutlicher: Wer ein Mädchen liebt, kommt genauso gut für mehrere Jahre ins Gefängnis wie derjenige, der ein Mädchen missbraucht.

Und noch deutlicher: Auch die Liebe zu einem Mädchen ist Missbrauch.

Das ist die ,Wahrheit’, und das ist der Gegenstand des Romans: Die Verurteilung der Liebe zu einem Mädchen als angeblicher Missbrauch. Und weil der Mann ja nun ,Wiederholungstäter’ ist, wird er zu einer erst recht extremen Haftstrafe verurteilt.

                                                                                                                      *

Übrigens haben wir bei alledem noch nicht einmal berührt, was eigentlich als ,Sexualität’ gilt. Tatsache ist, dass bereits das zärtliche Streicheln der Brust (und damit sind wir bei dem, was früher ,Petting’ genannt wurde, von engl. to pet = streicheln!) vor den – wie wir mittlerweile wissen: blinden – Augen des Strafrechts als ,sexuelle Handlung’ gilt. Mit anderen Worten, wiederum: Wer ein Mädchen zärtlich streichelt, ist genauso ein ,Sexualstraftäter’ wie ihr Vergewaltiger. Es macht keinen Unterschied. Wie gesagt nicht einmal dann, wenn das Mädchen gestreichelt werden möchte – was ich hier fortwährend voraussetze. Es macht einfach keinen Unterschied.

Und vielleicht wird jetzt allmählich deutlich, dass das Strafrecht tatsächlich genau dies tut: Es bekämpft die Liebe. Die Liebe ist für das Strafrecht nicht so real wie die angebliche – in Wirklichkeit aber nur zum Dogma gemachte – ,Unmündigkeit’ des Mädchens. Da das Mädchen (angeblich) noch unmündig ist, wird die Liebe zu ihm zu ... einem Verbrechen. Zu einem Verbrechen, das mit den allerhärtesten Strafen bestraft wird, die das Strafrecht (das selbst schon das härteste Instrument des Rechts überhaupt ist) kennt. Das Leben eines Menschen, der in diese Mühlen gerät, ist ruiniert. Was soll ein Mann tun, der zehn Jahre im Gefängnis saß, weil er ein Mädchen geliebt hatte, das ... noch entmündigt war?

In Amerika also darf ein fünfzehnjähriges Mädchen – so alt ist die weibliche Hauptfigur des Romans – noch nicht frei über seinen Körper entscheiden. Und damit auch nicht frei über seine Liebe. Der Körper des Mädchen gehört noch dem Staat, der ihn zum angeblich ,Besten’ des Mädchens ,verwaltet’, nämlich zum Strafinstrument macht, wenn er berührt wird. Selbst wenn das Mädchen das möchte. Das Mädchen wird also vergewaltigt – sein Körper wird zum Instrument gemacht, zu einem Mittel pervertiert, das den Mann, der das Mädchen liebt, auf lange Jahre ins Gefängnis bringt. Perverser und vergewaltigender kann also ein Strafrecht nicht sein.

Es tötet die Liebe, es zerschlägt Beziehungen, es erklärt in Orwellscher Manier Liebe zu einem Verbrechen – und es unterzieht alle Bürger eines Landes einer Gehirnwäsche, indem es genau dies für normal erklärt.

Und es behauptet, man könne im 21. Jahrhundert keine Ausnahmen machen. Man habe nichts anderes als diese abstrakten ,Schutzaltergrenzen’ – jedes Mädchen eine bloße Nummer –, die Zivilisation sei auch im 21. Jahrhundert noch nicht weiter gekommen. Es sei kein modernes Strafrecht denkbar, dass zwischen Verbrechen und Liebe unterscheiden kann oder auch nur in irgendeiner Weise das Mädchen selbst fragen kann, was mit dem Mann geschehen solle, der zu ihr zärtlich war, weil er sie liebte. Das alles soll auch zweitausend Jahre nach Christus nicht möglich sein...

                                                                                                                      *

Wird allmählich deutlich, dass wir uns sehr wohl auf einem weihnachtlichen Boden befinden? Dass dieses Thema zutiefst und unmittelbar mit Weihnachten zu tun hat?

Längst ist das Mädchen selbst nur noch ,Verschiebemasse’ geworden für ein immer unmenschlicher gewordenes Strafrecht. Ich streife nur die Tatsache, dass in Amerika eine reaktionäre religiöse Rechte eine übergroße Macht hat – die nicht nur teilweise den wörtlichen Glauben an die Sechs-Tage-Schöpfung wiederbeleben will, sondern auch absolute Keuschheit vor der Ehe, während in den Schulen vielfach über Verhütung und moderne sexuelle Aufklärung gar nicht gesprochen werden darf. Ich erwähne diesen Wahnsinn nur deshalb, weil auch dies eine Realität ist. Das eigentliche Problem ist auch außerhalb Amerikas kein anderes.

In gewisser Weise ist das Mädchen geradezu der Schlüssel für die Frage eines wirklich humanen Strafrechts, das wir heute noch keineswegs haben. Und wir lassen auch die Frage hier unberührt, ob ein Straf(!)-Recht jemals human sein kann.

                                                                                                                      *

Aber noch immer haben wir nicht wirklich von dem Roman gesprochen. Wir wissen nur, dass der Mann das Mädchen liebt und sie ihn – und dass er also nur vor dem Gesetz ein Sexualstraftäter ist, nicht aber vor dem Gericht und Urteil des menschlichen Herzens.

Ja, mehr noch: Er ist im Grunde umgeben von Menschen, die moralisch weit niedriger stehen als er. Wodurch, wäre eine ganz eigene Frage – womit wir wieder bei der Frage wären, welche Kräfte in unserer Zeit die Seelen der Menschen so herunterziehen, so oberflächlich, vulgär, empfindungsarm und dumpf machen.

Was ist zum Beispiel mit dem Automechaniker, der kein Mädchen liebt, aber den ganzen Tag nicht anders kann, als sexualisierte Witze zu reißen und es am Abend seiner Frau ,so richtig zu besorgen’? Nun, die Antwort ist einfach – er steht auf der sicheren Seite. Der Seite der treuen Staatsbürger, die sich ,nicht zuschulden kommen lassen’, denn die Sexualität unter Erwachsenen geht den Staat nichts an. Sie mag so seelenlos sein, wie sie will, sie ist gesetzesneutral, sofern es nicht zu regelrechten Vergewaltigung der Ehefrau kommt, die – für manche Konservativen bedauerlich – inzwischen auch in Amerika unter Strafe steht.

Mit anderen Worten: Der Staat urteilt eigentlich nicht über die Qualität sexueller Handlungen – die so unmenschlich sein können wie ein kaltblütiges Geschäft, über das der Staat ja auch nicht urteilt –, sondern nur über das Alter der Partnerin.

Und hier wiederum gilt: Die körperliche Begegnung kann so zärtlich, so liebend und so behutsam sein, wie sie will – ist das Mädchen noch entmündigtes Staatseigentum, so ist der Mann automatisch Eigentum des Haftrichters...

                                                                                                                      *

Der Roman behandelt ferner die Tatsache, dass die Entwicklung dieses immer unmenschlicheren Strafrechtes auch darauf zurückzuführen ist, dass bestimmte Politiker sich profilieren wollen und brutal ermordete Mädchen dazu benutzen, die Strafmaße in die Höhe zu treiben, um als ,Law-and-Order-Männer’ ihre tief-reaktionäre Zielgruppe zu bedienen. Man weiß heute, dass solche besonders strafwütigen Männer (es sind fast immer nur Männer) selbst ein gravierendes sexuelles Problem haben – und dass ihr krankhafter Sadismus genauso obszön ist wie die militärische Macht eines Kriegstreibers.

Ein anderer Grund für den Wahnsinn kann auch einfach mangelndes politisches Rückgrat sein, das sich von wütenden Instinkten eines aufgepeitschten Mobs treiben lässt – und sogar die Todesstrafe wieder einführen würde, wenn sie nicht, wie in Amerika, eben schlicht noch immer existierte.

Hier haben wir nicht ein humanes Strafrecht vor uns, sondern vielmehr eine noch immer geifernde Zahn-um-Zahn-Ideologie, die von jeglichem Christentum weiter entfernt ist, als sie es sich auch nur vorstellen kann. Es ist vollkommen notwendig, dass dabei jegliche Zwischentöne völlig verlorengehen, auch einfach nicht mehr interessieren, denn ,wo gehobelt wird, fallen Späne’... Schon der brutale erste FBI-Chef Hoover hatte einen ,Krieg’ (!) gegen den (!) ,Sexualstraftäter’ verkündet. In Amerika hat sich daran bis heute nichts geändert.

Aber es wäre äußerst bequem, nur auf Amerika zu schauen und sich zu sagen, hierzulande sei von alledem nichts zu spüren. Mit nur wenig anderen Vorzeichen hätte der Roman letztlich überall auf der Welt spielen können – auch in Deutschland. Die Liebe ist überall ein Verbrechen – es kommt immer nur auf das Alter des Mädchens an.

                                                                                                                      *

Und damit kommen wir zu der Frage: Warum liebt ein Mann eigentlich ein Mädchen?

Diese Frage könnte man getrost dem Mann überlassen, wenn die Tatsache nicht strafbar wäre, denn warum ein Mann eine Frau liebt, wird ja auch nicht gefragt.

Aber nach dem Mädchen wird gefragt – denn das Mädchen ist jedermanns Eigentum, jeder erhebt Anspruch auf das Mädchen, in diesem Fall seinen ,Schutz’, die Eltern, der Staat, die Feministinnen. Und natürlich kennen wir die Hintergründe, diese sind auch real. Aber Missbrauch ist eben nicht Liebe – doch die Liebe interessiert eben nicht, sie wird zusammen mit dem Missbrauch mit dem Bade ausgeschüttet.

Und die zutiefst primitive Behauptung wird immer wieder neu hervorgeholt: Ein Mann kann ein Mädchen gar nicht wirklich lieben. Oder: Ein Mädchen kann einen Mann gar nicht wirklich lieben. Mit allen Mitteln will man der Frage ausweichen, sie schlicht nicht anerkennen.

Warum liebt ein Mann eigentlich ein Mädchen?

Tausende Stimmen verweisen hier stets nur auf das Anziehende seiner Jugend, seines Jungseins – der Mann begehre schlicht den Körper des Mädchens, gerade deswegen sei dies ja aus gutem Grunde strafbar.

Und man vergisst und leugnet und bestreitet, dass ein Mädchen aus viel mehr ,besteht’, dass viel mehr ein Mädchen ausmacht als nur sein Körper. Man bestreitet es nicht unbedingt, aber man nimmt es auf eine brutale Weise einfach nicht ernst.

Was soll denn ein Mädchen noch sein – außer sein junger Körper? Es ist doch noch nichts. Es ist doch noch überhaupt nicht ,fertig’ – es hat doch noch keine wirkliche Vernunft, keine wirkliche Liebesfähigkeit, keinerlei Verantwortung, es kann doch noch überhaupt kein gleichberechtigter Partner sein, und das heißt, überhaupt noch kein Partner für eine echte Liebesbeziehung.

                                                                                                                      *

Ernsthaft? Ist dies wirklich der Weisheit letzter Schluss all der Eltern, der Staatsvertreter, der Feministinnen? Dass ein Mädchen noch nicht fertig wäre? Noch in keiner Weise eine mögliche Partnerin einer echten Liebesbeziehung?

So gering also wird von einem Mädchen gedacht?

Wie, wenn gerade bei einem Mädchen tausend Dinge noch viel tiefer ausgeprägt wären, die sich bei einem Erwachsenen (in der Regel) immer mehr verlieren? Wie, wenn ein Mann an einem Mädchen gerade das liebt, was er bei Erwachsenen nicht mehr findet – und wenn dies gerade nichts mit (s)einer Unselbstständigkeit, mit einem Nicht-Erwachsensein und allen verwandten sonstigen Schein-Erklärungen zu tun hätte, sondern mit einem tiefen Geheimnis, das mit dem wahren Mysterium des Menschen zu tun hat?

Was wäre, wenn das Mädchen in ganz vielerlei Hinsicht ... weitaus menschlicher wäre als alle anderen Menschen, sprich: die ,Erwachsenen’?

Aber schon wieder sind gleichsam die Leser zu hören, die sagen: also doch der unverbesserliche Idealist und Träumer, der eigentlich überhaupt nicht realitätsfähig ist und der von daher ein ernsthaftes, ein ganz gravierendes psychologisches Problem hat.

Natürlich – auf diese Weise kann man alles pathologisieren. Idealismus, Romantik, Christentum – alles wäre hoch pathologisch. Und sind wir nicht bereits mit großen Schritten auf dem Weg zu dieser offensichtlichen Realität?

In einer Zeit, in der Weihnachten immer mehr, massiv und galoppierend, zu einem bloßen Familienfest mit viel gutem Essen verkommt, sind die echten Christen bereits eine aussterbende Gattung in gewisser Weise pathologischer Ewig-Gestriger, die man nur aushält, weil es zumeist angenehme Zeitgenossen sind und sich die Frage durch die stets ansteigenden Kirchenaustritte gleichsam demografisch in absehbarer Zeit von selbst ,erledigen’ wird.

Spürt man den Zusammenhang? Das Nicht-ernst-Nehmen des Mannes, der ein Mädchen liebt, und den Niedergang echt idealistischer Weltanschauung, die mit dem Idealismus noch Ernst macht?

                                                                                                                      *

Wir leben nicht nur jahreszeitlich, sondern auch real in einer dunklen Zeit. Damit sind nicht die ganzen Fortschritte geleugnet, die die Menschenrechte, das Recht überhaupt und vieles andere gemacht haben. Aber – diesen positiven Entwicklungen stehen andere Tendenzen, Impulse, Strömungen und Realitäten gegenüber, die machtvoll das Menschliche beseitigen wollen, teilweise ganz bewusst, teilweise nur durch die in ihnen wirkende Eigendynamik.

Man denke allein nur an die zutiefst mächtige Tendenz, alles zu verwalten, zu reglementieren, zu definieren. Dies kann sogar aus anfangs guter Absicht geschehen – und die ,Regelungswut’ kann dennoch tief unmenschliche Folgen haben. Nicht nur das Fehlen aller Regeln kann fatal sein – die Lust und das Begehren (!) des abstrakten Intellekts, jede Einzelheit des Lebens zu regeln, um auf diese Weise eine Schein-Sicherheit zu haben, die letztlich nur noch Todescharakter hat, ist ebenso fatal.

Das Mädchen ist der absolute Gegenpol dazu. Es regelt gar nichts. Es ist absolut aufrichtig, absolut spontan und absolut vertrauensvoll. Ich stelle es hier einmal einfach nur ganz idealtypisch dar. Das Mädchen hat einen einzigartig guten Willen, eine allertiefste Sehnsucht nach dem Guten und einer heilen, von guten Menschen geprägten und bevölkerten Welt, eine aufrichtige Anmut, das Seinige dazu beizutragen – und es trägt sein Herz auf der Zunge.

Noch nicht gebrochen und vergewaltigt (!) von den Banalitäten und Absurditäten und Brutalitäten der heutigen Welt, erhebt das Mädchen sanft und voller Zuversicht sein Gesicht – und strahlt der Welt die eigene Güte entgegen, die eigene Hoffnung, den eigenen Glauben ... und die eigene Liebe.

Ja, das Mädchen ist ein Geschöpf voller Liebe! Nichts hat zunächst so viel Liebe in sich wie ein Mädchen – wie die Seele eines Mädchens. Ja, die Erwachsenen können wesentlich mehr Verantwortung in sich haben – aber Liebe?

Vor allem: Die Liebe der Erwachsenen beschränkt sich sehr schnell immer weiter – auf die eigene kleine Familie, die eigenen Kinder, den eigenen engen Freundeskreis. Alles darüber hinaus ist bereits ,Umwelt’, die einen, ja, irgendwo noch angeht, aber ... nicht mehr so wirklich.

Für ein Mädchen – wie ich es hier beschreibe – ist das alles unbegreiflich. Sein Herz ist noch überschäumend wie ein Wasserfall, wie ein Komet, wie ein Springquell.

                                                                                                                      *

Und damit sind wir im Grunde längst beim Weihnachtsgeheimnis. Das Mädchen ist eine Quelle.

Längst sollte offensichtlich sein, warum ein Mann ein Mädchen lieben kann – gerade ein Mädchen. Das Mädchen besitzt nicht nur einen jungen Körper, das auch, sondern es ist in jeder Hinsicht jung.

Und während dies in den meisten Zusammenhängen immer wieder als ,unfertig’ heruntergemacht wird – um auch ganz konkret rechtlich-gesetzlich in einer Entmündigung zu münden –, ist gerade dieses ,Unfertige’ das Ur-Menschliche überhaupt!

Und wieder wäre zu sagen: Das Mädchen ist mehr Mensch als jeder andere. Das Mädchen ist eine Botin der menschlichen Kräfte, die wie aus einer anderen Welt in die irdische hineinstrahlen – wie sie es auch in den Heiligen Nächten tun!

Im Grunde ist das Mädchen ein absolutes Weihnachts-Wesen. ,Friede auf Erden...’ Wer könnte sich diese Worte nicht unmittelbar aus dem Munde eines Mädchens vorstellen? Das Mädchen ist Trägerin heiligster Menschheitskräfte – und es muss darum überhaupt nicht wissen, es reicht, dass es so ist.

Was mit dem Christuswesen zu tun hat und was darum mit den Heiligen Nächten zu tun hat – es hat auch mit dem Mädchen zu tun.

Aber je weniger man das christliche Geheimnis begreifen wird, desto weniger wird man auch dieses Geheimnis begreifen – und desto mehr wird man fortfahren, zu strafen – immer blinder. Mein Roman aber kann von beiden Geheimnissen viel erlebbar machen: dem des Mädchens ... und dem des Himmelsgeheimnisses der Liebe überhaupt.

Deswegen passt er mitten hinein in diese heilige Zeit, die so oft nur noch schein-heilig ist...

Wer in ihn eintaucht, wird vieles mit anderen Augen sehen. Er wird einer der berührendsten Liebesgeschichten begegnen, die je geschrieben wurden. Und vielleicht wird er auch dem Weihnachtsgeheimnis wieder näherkommen. Oder dieses ihm...