25.03.2021

Was bringt ihr das?

Holger Niederhausen: Was bringt ihr das? Roman. Books on Demand, 2021. Paperback, 176 Seiten, 9,90 Euro. ISBN 978-3-7534-6376-6. | Bestellen bei Books on Demand oder Amazon


Soeben erschienen:

Ein Junge, der wie so viele den Bildschirmen verfällt – und dem modernen Selbstbezug. Und ein Mädchen, das mit einer vollkommen anderen Seele jedes Jahr einsamer wird und schließlich sogar am Schulsystem zu zerbrechen droht.

Und dann verliebt sich in der achten Klasse der Junge gerade in dieses Mädchen – ohne es verstehen zu können. Eine Begegnung, die nur tragisch scheitern kann ... oder ist sie vom Schicksal gewollt?

Leseprobe


[...] ihre Oma streichelte einmal ihr Haar und fuhr fort:

„Und das Unvorstellbare ist: Das zählt heute als absolut unwichtig! Es interessiert niemanden mehr! Man versteht es nicht einmal mehr! Ja, man erkennt es irgendwo noch, bewundert es vielleicht auch – aber schon im nächsten Schritt bezeichnet man es als ,naiv’ und ,verträumt’ und ,nicht realitätstauglich’. Merkt man da eigentlich noch seinen eigenen Widerspruch? Denn auch die eigene Seele hat kurz erkannt, was da in Wirklichkeit vorliegt, aber man übergeht das unendlich Berührende und ,besinnt’ sich auf das ,Eigentliche’ – die ,harte Wirklichkeit’. Und da lautet das Urteil natürlich vernichtend: Unsinn. Weltfremd.

Aber das bedeutet nichts anderes als auch wieder: Für einen Moment hat man die volle, die leuchtende Wahrheit erkannt. Aber im nächsten Moment unterwirft man sich wieder, erneut, der Welt, die die Gegenmächte geschaffen haben und denen man offenbar lieber dient, als seine eigene Seele nicht zu verraten. Man unterwirft sich also der Herrschaft der Lüge – und zwar so schnell, dass man nicht einmal die eigene Unterwerfung bemerken muss. Stattdessen hat man noch das gute Gefühl, die Wahrheit als ,weltfremd’ ,erkannt’ zu haben, man macht aus der eigenen Unterwerfung also noch eine angebliche Überlegenheit.

Und daran erkennt ihr diese Gegenmacht untrüglich: dass sie mit dieser belächelnden Überheblichkeit daherkommt; dass sie fast schon mit Spott, in jedem Fall aber mit Herabsetzung das heilige Nicht-Fassbare für unwesentlich oder auch nur weniger wichtig erklärt als die ,harte Wirklichkeit’, auf die es nun einmal ankomme.“

Die Plätzchen standen längst unangerührt, denn bei dem Gewicht all dessen konnte man das einfach nicht nebenbei...

„Und bei dem sogenannten ,Elterngespräch’ war das alles geradezu ungeheuerlich spürbar. Es musste gar nicht ausgesprochen werden. Und es konnte sogar scheinbar ganz um Zoes ,Wohl’ gehen – das war ja gerade die Hauptlüge! In Wirklichkeit interessierte Zoes Wesen doch keine einzige Sekunde lang! [...]“

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