2021
Copyright-Hinweise zum Bild hier
Die erste ... Unschuld
Holger Niederhausen: Die letzte erste Unschuld. Eine Apokalypse der Zärtlichkeit. Roman. Books on Demand, 2021. Paperback, 464 Seiten, 16,90 Euro. ISBN 978-3-7543-0531-7. | Bestellen bei Books on Demand oder Amazon.
Soeben erschienen:
Die unschuldige Zoe spürt immer mehr, wie sie Licht in die Welt tragen will – sie droht jedoch am etablierten Schulsystem regelrecht zu zerbrechen.
Mit einem sie zart verehrenden Freund kann sie auf die Waldorfschule wechseln. Dort aber werden die Fragen nur noch existenzieller. Immer mehr muss sie sich verweigern – bis sich ein Lehrer in sie verliebt. Zum ersten Mal fühlt sie sich verstanden, doch nun kulminieren die Probleme.
Leseprobe
Als Zoe sich etwas beruhigt hatte, nun aber erst recht nur noch ein Häufchen Elend zu sein schien, sagte ihre Oma leise, in warmen, tröstenden Worten:
„Ach, Mädchen... Ich habe es ja schon einmal gesagt, Zoe... Dein Weg ist nicht mein Weg. Ich weiß es ja ... und du weißt es auch... Ich hatte gehofft, dass dir die Mathematik vielleicht auch so lieb werden könnte wie mir. Zumindest ein Lichtblick. Nichts Fremdes mehr – sondern das Gegenteil. Aber ... ich weiß auch, dass mir das Reich des Denkens viel vertrauter ist als dir. Und dass du viel, viel mehr im Fühlen lebst. Dass dies dein Reich ist... Und dass ,die Wege des Herrn unergründlich’ sind ... denn Er ist ja der Herr des Schicksals, Kind... Jeder Mensch ist einzigartig – und jeder Mensch hat seine Aufgabe. Niemand weiß das besser als ich, Zoe. Und niemand hat mir das, stets, tiefer offenbart als du – all diese Jahre lang...
Und wir leben in einer Welt, die das Denken – und zwar das tote Denken – zur absoluten Maxime erhoben hat. Und all die Denker haben in dieser Zeit keine Probleme, und auch die Willensmenschen nicht, denn der Egoismus oder überhaupt das ,Tatkräftige’ ist heute auch furchtbar angesagt. Aber die Gefühlsmenschen – die, die vor allem im Herzen leben ... denen geht es an den Kragen... Ihnen, ihnen fehlt sogar fast schon die Luft zum Atmen. Und du, Kind, du bist mehr als alle anderen so ein Mensch, so eine Seele...“
Noch einmal musste Zoe nachschluchzen.
Dann sagte sie jenes Wort, das Tom damals, als sie es das erste Mal gesagt hatte, fast das Herz zerrissen und ihm die Tränen in die Augen getrieben hatte:
„Eine Fehlplanung...“