2021
Das Virus kommt
Der Wahrheit ins Auge blicken (II).
Inhalt
Die herannahende Dynamik
Die Impfung – und der Sturm
Sinnlose Zahlen
Die herannahende Dynamik
Noch vor wenigen Tagen habe ich den ,Biofaschismus’ schärfstens kritisiert, der darin besteht, die ungeimpften Menschen in einer unglaublichen Weise aus dem gesellschaftlichen Leben auszugrenzen. An dieser Einschätzung hat sich für mich nichts geändert. Es ist jeder menschlichen Gesellschaft unwürdig, in einer Pandemie nicht den Negativtest zum Goldstandard zu erheben.
Jedoch habe ich mir (völlig jenseits der aggressiven Gefechte der einzelnen ,Lager’) die Zahlen der Epidemie einmal gründlich angeschaut – und sie sind tatsächlich bedrohlich und schreckenerregend.
Eine extreme Grippe-Saison hat 25.000 Tote. Im letzten November 2020 drohten sich die wöchentlichen Corona-Todeszahlen alle 14 Tage zu verdoppeln, trotz Lockdown. Erst der harte Lockdown für den Einzelhandel stabilisierte das bei wöchentlich vier- bis sechstausend Toten (allein im Januar über 25.000).
Jetzt verdoppeln sich die Zahlen erneut nahezu alle 14 Tage, mit enormer Dynamik – die bisher maximale Infektionszahl von 175.000 pro Woche (kurz vor Weihnachten 2020) haben wir Anfang November bereits überschritten, und letzte Woche waren wir bereits bei 340.000 in einer einzigen Woche. Ende des Jahres können es dann bereits über eine Million pro Woche sein.
Die Dynamik der Todeszahlen entspricht im Moment noch dem November 2020, doch wenn die Tendenz so weitergeht, könnten wir Ende Dezember bereits bei 8.000 Toten pro Woche sein, Tendenz weiter steigend.
Wenn dann im Februar wirklich die gesamte Bevölkerung flächendeckend erfasst wird, können bis über 100.000 Menschen in einer einzigen Woche sterben.
Da man aber schon jetzt hört, dass Pflegekräfte überlastet sind, das Handtuch schmeißen, andere Patienten und Operationen zurückstellen müssen etc., nahen wirklich zunehmend katastrophale Verhältnisse.
Die Impfung – und der Sturm
Und Tatsache bleibt eben: die Impfung senkt das Risiko, die Krankenhaus- und die Intensivfälle um den Faktor fünf bis fünfzehn, leider nicht nur bei den älteren Menschen.
Ich kann verstehen, dass angesichts dieser Lage eine Pflichtimpfung diskutiert wird. Das Virus, das bis Ende 2020 etwa zwei Millionen infiziert hat und bis Ende 2021 mit rasch steigender Dynamik insgesamt etwa sieben Millionen infiziert haben wird, wird im nächsten Jahr volle Fahrt aufnehmen. Ende Sommer 2020 ging es mit wöchentlich 8.000 Infektionen in den Herbst, dieses Jahr mit 65.000, nächstes Jahr mit möglicherweise fünfstelligen Zahlen, denn dann ist es in der gesamten Bevölkerung angekommen...
Das schlimmste Jahr wird ganz eindeutig das nächste Jahr sein.
Vor diesem Hintergrund gibt die Impfung wirklich einen Schutz – und sie rettet das gesamte System. Wenn fast alle diesen Schutz hätten. Auch ich möchte Corona nicht mehr ohne Schutz bekommen, wenn ich die vielen Berichte lese. Bisher konnte man denken, dass man auch gar nicht infiziert wird, bei einer Infektion pro tausend Menschen und Tag. Aber die Bevölkerung wird nächstes Jahr (und schon bis in den Februar hin) wirklich heimgesucht werden. Und wenn dieser Sturm vorbei ist – unter welchen Bedingungen für die Kliniken, ist jetzt noch gar nicht vorherzusehen –, dann sind die Menschen Ende 2022 mehr oder weniger immunisiert, und das Virus wird, wie man sagt, endemisch, eine Art neue Grippevariante, wenn auch respekteinflößend.
Sinnlose Zahlen
Diese Dinge müsste man den Menschen erklären, statt mit sinnlosen ,Inzidenzzahlen’ oder isolierten Intensivbelegungen um sich zu werfen. Man muss den Gesamtzusammenhang verstehen, die Dynamik – und was sie für eine Bevölkerung bedeutet. Wir haben nicht ein völlig unklares Auf und Ab. Durch harte Lockdowns etc. hat das Virus zwei Jahre lang ,Anlauf genommen’ – und jetzt beginnt es wirklich... Das muss man verstehen, und selbst die Experten erklären es einem nicht. Sie lassen die Menschen im Unmündigen, und nur dadurch gibt es diese sinnlosen Kämpfe. Aus Einsicht heraus könnte eine Bevölkerung ganz anders handeln.
Das bedeutet: Die Politik hat völlig versagt. Sie hat ein Land gespalten, anstatt es zu einen. Mit sinnlosen Zahlen wurden die Menschen scheininformiert, aber in Wirklichkeit dumm gehalten – in Alarmismus versetzt, aber ohne jeden wirklichen Einblick gelassen. Und selbst die allermeisten Politiker dürften diesen nicht haben. Einmal mehr erweist sich, dass man eine Sache wirklich durchdringen muss, bevor man überhaupt mit ihr umgehen kann.
Statt ein Land wirklich bis auf das Blut zu spalten, hätte man diese Prozesse in vollem Umfang, bis zu Ende erklären müssen – ohne Herablassung. Warnend, zum Zusammenhalt aufrufend, nicht mit billigen Werbesprüchen (Impfung sei ,Nächstenliebe’ und solche Schlagworte!), sondern sich an die Erkenntnis wendend, die ganze Komplexität erörternd. Alles andere war unglaublich kontraproduktiv, und alle Menschen (von denen die Querdenker nur einen Teil bilden), die die Grundrechtseingriffe massiv kritisierten, hatten vollkommen Recht – weil nie das ganze Bild klargemacht wurde, man immer nur einen Aktionismus erlebte.
Trotz aller Masken, Abstände, Insolvenzen etc. hat das Virus noch nicht einmal richtig begonnen – das eigentliche Problem wurde nur hinausgezögert, und das wurde nie deutlich ausgesprochen. Ständig hörte man nur Momentaufnahmen, seit fast zwei Jahren. Jetzt, wo es wirklich auf eine Gemeinschaft ankäme, stehen wir vor einem zerrissenen, gespaltenen Land – und Schuld sind die, die aus bloßen Momentaufnahmen heraus auf jene eingeschlagen, eingeprügelt und sie massivst ausgegrenzt haben, die jetzt am dringendsten gebraucht würden, um den Impfschutz ebenfalls zu bejahen. Nicht sie haben versagt, sondern der übrige Teil der Gesellschaft.
Und sie tun es noch immer. Denn die Ungeimpften empfinden sich längst nicht mehr als Teil dieser Gesellschaft. Wie konnte es so weit kommen?
Nachtrag 15.12.2021
Das Corona-Virus hatte sich in den letzten Wochen exponentiell zu verbreiten begonnen - seit Mitte Oktober hatten sich die Zahlen alle zwei Wochen verdoppelt, damals 64.000 Infizierte und 419 Tote, vier Wochen später schon 262.000 Infizierte und 1159 Tote (deren Zahl immer drei Wochen hinterherhinkt), 14 Tage darauf 405.000 Infizierte und 1829 Tote. Hätte sich die Dynamik fortgesetzt, was jetzt in der kalten Jahreszeit ganz und gar zu erwarten gewesen wäre, hätten wir Mitte Februar 100.000 Tote in einer einzigen Woche haben können. Seit Anfang Dezember nun gehen die Zahlen auf einmal wieder zurück - Ende letzter Woche sind sie sogar um 20 % gegenüber der Vorwoche eingebrochen.