2022
Der Irrtum des Feminismus
Vom Mitläufertum in den Untergang.
Inhalt
Das Unrecht der Grenzüberschreitungen
Empowerment und Gleichberechtigung
Was ist weiblich?
Die Frage nach dem Wesen
Mensch und Geschlecht
Rollenbilder vs. Realitäten
Karriere?
Geliebte Mittelpunkte
Feminismus
Feminin = idiotisch?
Die wahren Widersprüche
Feminismus und Kapitalismus
Rettendes und Heilendes
Das Doppelgesicht des ,empowerment’
Der ,hippe’ Verrat
Nahtlos anschlussfähig
Du Opfer!
Produkt der Unterdrückung?
Zeit der Unschuld
Das Unrecht der Grenzüberschreitungen
Der Feminismus hat Recht. Er hat überall da Recht, wo er Diskriminierung, Patriarchat und männliche Dominanz anprangert, überall da, wo er auf Missbrauch schwächerer Wesen durch stärkere, mächtigere aufmerksam macht und dem entgegentritt.
Das quasi zeitgleiche Auftreten des neuen Feminismus mit der Achtundsechziger-Bewegung führte zu einer beispiellosen Sensibilisierung gegenüber einem damals noch flächendeckenden Sexismus, der eine Frau oder ein Mädchen jederzeit zum Objekt machen zu können meinte – sei es, in entsprechenden Bemerkungen, sei es in anderen Grenzüberschreitungen jeder Qualität und Intensität.
Diese Grenzüberschreitungen existieren nach wie vor – überall da, wo Männer sich nach wie vor für bevorrechtigt halten und die Verhältnisse diffus genug sind, um auf welche Weise auch immer auch heute noch gegenüber einem in der jeweiligen Situation schwächeren Wesen übergriffig werden zu können.
Sexismus ist eine Krankheit – und die zugrundeliegende Krankheit ist moralische Korruptheit. Das innerste moralische Zentrum eines Menschen muss korrumpiert sein, um Macht auszuüben – über ein anderes Wesen, das dieser Macht mehr oder weniger ausgeliefert ist. Dass es in der menschlichen Seele einen Machtkitzel gibt, ist unbestreitbar – anders wäre auch die zunehmende Flut von Horrorfilmen, Psychothrillern aber auch allein schon Actionfilmen überhaupt nicht erklärbar. Dem aber nachzugeben – in der Machtausübung über ein aktuell schwächeres Wesen –, ist unmittelbare moralische Korruption ... und führt in diese hinein.
Empowerment und Gleichberechtigung
Der Feminismus hat auch viel getan, um Mädchen und Frauen zu stärken – was auf Englisch unter dem Begriff ,empowerment’ läuft. Hier ging und geht es darum, Mädchen und Frauen aus der Opferrolle herauszuholen – und sie auf diese Weise gar nicht erst in eine solche hineingeraten zu lassen.
Generell geht es hierbei jedoch um viel mehr als nur Vermeidung. Es geht unmittelbar um die Frage der Gleichberechtigung. Der Grundgedanke war und ist: Mädchen und Frauen können alles! Sie müssen es sich nur auch zutrauen – und dann ihren Weg gehen und dasjenige, was man ihnen verweigern will, selbstbewusst oder sogar lautstark einfordern. ,Empowerment’ bedeutet im Extremfall: Ein Mädchen oder eine Frau kann sich selbst auf solchen Gebieten behaupten, die traditionell als Jungen- oder Männerdomäne galten. Und sie wird auf diese Weise zur Wegbereiterin echter, umfassender Gleichberechtigung.
Und ein Mädchen oder eine Frau, die sich ,nicht die Butter vom Brot nehmen lässt’, wird in der Regel auch weniger belästigt, denn sie strahlt nicht Schwäche, sondern Stärke aus. So ergänzen sich der Kampf um Gleichberechtigung und der Kampf gegen Übergriffe gegenseitig.
Das weibliche Geschlecht wurde zu lange unterdrückt. Mit Recht fordert es jetzt alles, was ihm bisher verweigert wurde – einschließlich der Gleichberechtigung selbst, als absolutes Prinzip, hinter das nie mehr zurückgegangen werden kann.
Was ist weiblich?
Aber diese absolute Errungenschaft wirft unmittelbar auch eine Frage auf: Was ist eigentlich weiblich?
Warum wird diese Frage unmittelbar akut, wenn eine Gleichberechtigung angestrebt wird oder sogar schon erreicht ist, zumindest offiziell?
Weil dann sämtliche Kategorien wegfallen, die unter anderem das Patriarchat meinte, dem weiblichen Geschlecht zuweisen und zuschreiben zu können. Der Feminismus hat diese Zuweisungen und Zuschreibungen radikal abgelehnt, weil er, solange diese existieren, die Gleichberechtigung als noch nicht erreicht ansieht.
Aber denkt man diesen Gedanken zu Ende: dass Frauen alles machen können, was auch Männer machen, auch keine anderen ,Pflichten’ haben als Männer, dass alles wirklich alles gleich ist – was ist dann noch weiblich, was ist männlich?
Im Grunde hat man dann nur noch das menschliche Geschlecht – und jeder Mensch hat dann zufälligerweise auch noch ein biologisches Geschlecht, was aber nichts weiter mehr aussagt, außer dass die Menschen mit weiblichem Geschlecht einen inneren Zyklus haben und Kinder bekommen können. Mehr aber auch nicht.
Und genau dies ist auch das Ziel wesentlicher feministischer Kreise – diese tiefe Unterschiedslosigkeit, in gewisser Weise ein Ideal. Ein Ideal, dem man zum Beispiel im real existiert habenden Sozialismus auch relativ nahekam.
Die Frage nach dem Wesen
Das bedeutet, in gesamten öffentlichen Leben gilt im Grunde: Wir sind alle Menschen, und das war’s. Was man daneben privat noch macht, ist eine völlig andere Sache. Was die Begegnung der Geschlechter da betrifft, wo man sich eben doch mit einem Geschlecht und geschlechtlicher Anziehung wahrnimmt, ist eine völlig andere Sache.
Da mag es dann wieder so sein, dass der Mann das Schwächere bevorzugt und die Frau sich auch gerne hingibt, wenn sie einen Mann zu lieben beginnt. Andererseits mögen sich hier auch zwei in jeder Hinsicht nicht nur gleichberechtigte, sondern auch gleich ,starke’ Individuen treffen, die hemmungslosen Sex miteinander haben, ohne dass man sagen könnte, wer hier nun eigentlich ,Mann’ und wer ,Frau’ ist, von den rein biologischen Funktionen einmal abgesehen. Oder man hat vielleicht sogar einen Mann mit Unterordnungswünsche und eine weibliche ,Domina’, und beide werden auf diese Weise befriedigt...
So kann man es natürlich auch lösen. Man sagt einfach: Überlasst es den Einzelnen! Jeder weiß selbst, was gut für ihn ist – und mehr ist nicht zu sagen.
Das ist auch einerseits absolut richtig. Allein die Individualisierung führt bereits dazu, dass heute alles geschieht, was nur denkbar ist.
Aber man kann auch einmal nach dem Wesen fragen. Diese Frage ist weder trivial, noch hat sie mit Zuschreibungen zu tun – obwohl der Begriff des ,Wesens’ in der Vergangenheit jederzeit in diese Richtung missbraucht werden konnte.
In der Botanik wird die Frage nach dem Wesen einer Pflanze sehr deutlich. Unter Extrembedingungen zeigt eine Pflanze, was sie alles werden kann – aber dies sind dann Ausläufer ihres Wesens, nicht ihr Zentrum. Eine Pflanze kann sich anpassen. Im Hochgebirge wachsen Kiefern nur noch niedrig am Boden – im Gewächshaus wuchern überzüchtete Tomaten vor sich hin, haben aber fast keinerlei Geschmack mehr. Das Wesen der Kiefer oder das der Tomate lernt man so nicht kennen, nur ihre Extremformen.
Mensch und Geschlecht
Beim Menschen haben wir jedoch das Phänomen des Individuums. Die Individualität sprengt jeden Gattungsbegriff – auch den des Geschlechts. Es hebt die Frage nach dem Geschlecht aber nicht auf.
Ein Mann kann sehr weiblich sein, eine Frau sehr männlich – aber das hebt nicht die Frage auf, was von seinem Zentrum her ,männlich’ und ,weiblich’ wäre. Es ist gut, dass sich Individualität und Geschlecht durchdringen und in diesem Spannungsverhältnis befinden, das zu einer absoluten Vielfalt führt. Aber die Frage bleibt: Was ist eigentlich männlich? Was ist weiblich?
Das Individuum soll diese Kategorien durchbrechen, sie kreuzen, brechen, neu verbinden, auch neu definieren, wenn es das möchte – aber was sind ,männlich’ und ,weiblich’, bevor das Individuum auftritt? Wir können uns sehr wohl Zustände vorstellen, in denen das Individuelle noch nicht wirklich vorhanden ist, ,männlich’ und ,weiblich’ aber sehr wohl. Und was wäre das dann?
Man kommt dann zu den Grundtatsachen, dass das Männliche stärker ist – und das Weibliche mit dem kleinen Kind verbunden ist, wo es zur Fortpflanzung kommt. Das Männliche hätte also tatsächlich eine tiefgreifende Schutzfunktion – und das Weibliche die unmittelbare Notwendigkeit des Sich-Kümmerns, einer intimen Fürsorge für etwas noch viel Schutzbedürftigeres.
Man kann dies heute alles in den Wind schlagen – aber es ist eine echte Grundkonstante des Wesens der Geschlechter, wie es sich auch in Jahrmillionen entwickelt hat. Der Mann schützte die Familie vor Gefahren, die Frau vertrat den Pol der Sorge, der Wärme...
Dies ist zunächst das Wesen der Geschlechter, man kann dies nicht leugnen. Jedoch können die Individuen heute jederzeit sagen: Wir machen es aber anders. Und natürlich konnte auch früher schon der Mann sich an der Sorge beteiligen und die Frau sich an der Abwehr von Gefahren. Aber es geht um den Grundpol, den Urquell. Der Mann kann nun einmal keine Kinder bekommen – und die Frau nie genauso stark sein wie ein vergleichbarer Mann.
Rollenbilder vs. Realitäten
Natürlich wittern Unzählige hinter solchen Ausführungen den Versuch einer Wiederherstellung alter Rollenbilder – und es gibt zahllose Männer, die mit genau dieser Absicht genau so argumentieren. Es sind Männer, die die Emanzipation fürchten und ablehnen und das Alte wie ein Glaubensdogma neu aufrichten wollen. Diese Männer leiden unter einem tief eingewurzelten Superioritäts-Bedürfnis und zugleich Minderwertigkeitskomplex, weil dieses Bedürfnis durch die Emanzipation umfassend erschüttert wurde. Wir haben bereits gesehen, wie dieses Bedürfnis eine seelisch-moralische Korrumpierung bedeutet.
Worum es mir geht, ist etwas völlig anderes. Ich will auf Realitäten aufmerksam machen. Man kann sogar Realitäten aus der Welt schaffen – etwa, indem man Gefühle abtötet. Oder indem man Kinder schon mit ein, zwei Jahren in die Krippe gibt.
Man kann das alles tun – aber man kann sich auch fragen, warum man sie dann eigentlich bekommen hat. Warum man ein Kind bekommt, wenn dann reibungslos der Alltag weitergehen soll – und man es wie einen Gegenstand abgibt, um sich dann bequem nachmittags wieder mit ihm belustigen zu können.
Natürlich kann man sehr schnell den Gedanken bilden: Karriere hat Vorrang! Oder auch: Karriere und Kinder müssen problemlos vereinbar sein. Man sollte sich nur fragen, was man mit solchen Gedanken verrät... Verrät sogar im doppelten Sinne: über sich verrät und welches kostbare Heiligtum man verrät.
Opfert man nicht das Kind seinem eigenen Geltungsbedürfnis? Oder sogar dem Kapitalismus überhaupt? Und es geht hier nicht darum, dass eine Frau auf eigene Bedürfnisse verzichten müsse, weil ja nun ein Kind da ist. Es geht nicht um einen dogmatischen Kurzschluss. Sehr wohl aber um umfassende Fragen.
Selbstverständlich kann sich auch der Mann um das Kind kümmern. Nur ist es für ihn problemloser, der ,Verdiener’ zu sein. Und ein Mann hat, wenn wir uns an die Evolution erinnern, auch ein Bedürfnis, in diesem Sinne die Familie beschützen zu können. Umgekehrt wird es ihn, so sehr er auch für die Gleichberechtigung eintritt, zumindest leise innerlich erschrecken, wenn die Frau ihre Karriere über das Wohl des Kindes stellt – oder beides auch nur auf gleiche Stufe. Denn er lebt dann auf einmal mit einer Frau, die Selbstverwirklichung höher bewertet als den Aspekt der Sorge und Wärme.
Wir können natürlich völlig neue Dogmen schaffen – aber wir können weder die Evolution noch die Empfindungen der Menschen abschaffen. Unzählige Männer werden so empfinden, immer – und zwar nicht, weil sie die Frau unterdrücken wollen, sondern weil ,männlich’ und ,weiblich’ bis in diese Realitäten hinein eine Wirklichkeit sind.
Karriere?
Die meisten Männer wollen Frauen nicht unterdrücken. Aber sehr viele Männer, vielleicht die meisten, werden eine Frau, die eine Karriere anstrebt, weniger lieben. Das ist alles. Sie lieben in einer Frau gerade dasjenige, was keine Karriere anstrebt – weil sie das als weiblich erleben. Nicht im Sinne des Patriarchats, mit dem sie nichts zu tun haben wollen, sondern im Sinne sowohl der Evolution als auch eines inneren Ideals, angesichts dessen man sogar die Evolution getrost vergessen kann.
Die meisten Menschen haben sehr wohl ein Ideal von dem anderen Geschlecht – und dies ist nicht identisch mit tradierten Rollenbildern und beruht nicht auf ihnen. Allenfalls kann man umgekehrt sagen, sogar Rollenbilder sind noch ein Ausfluss dieses Ideals – jedoch ein sehr problematischer, wo sie zum Zwang und zum Dogma werden.
Man könnte sich einmal fragen, was für die meisten Frauen das lebendige Ideal des Mannes ist – und das geht wesentlich weiter als bloß anerzogene Vorstellungen. Auch dass viele Frauen dieses Ideal längst weitgehend über Bord geworfen haben, ändert nichts daran, dass die weibliche Seele ein solches Ideal zunächst hat.
Und man kann sich fragen: In was für einer Welt leben wir eigentlich, in der die Geschlechter ihre Ideale voneinander mehr und mehr über Bord werfen müssen – weil sie gegenseitig eigentlich resignieren?
Vielleicht wünscht sich eine Frau auch vom Mann Zärtlichkeit und Verständnis. Vielleicht sogar Verständnis für ihre Interessen, ihren Lebensweg, ihr Empfinden einer Aufgabe, das über ein Kind noch hinausgeht, obwohl das Kind wichtig bleibt. Aber da beginnt es schon: Das Empfinden einer Aufgabe ist bereits etwas völlig anderes als eine ,Karriere’.
Auch die meisten Männer sehen die Pflicht des Lebenserwerbs für die Familie nicht als ,Karriere’ an, auch wenn berufliche Anerkennung ein Lohn für diese Anstrengung ist – und auch für das tief im Mann angelegte Bedürfnis, in gewisser Weise etwas ,darstellen’ zu müssen (Evolution!). Aber trotz all diesem verstehen die meisten Männer ihre Arbeit nicht als Karriere. Natürlich ist Anerkennung hier leichter zu haben als in den häuslichen Tätigkeiten, die dann meist das Feld der Frau sind. Aber der Mann braucht diese Anerkennung auch dringender als die Frau – und eine Frau, die stark auf das berufliche Feld strebt, befremdet den Mann leise.
Geliebte Mittelpunkte
Ja, der Mann möchte durchaus im Mittelpunkt der geliebten Frau stehen. Aber sie tut das für ihn auch. Der Punkt ist, dass der Mann seine berufliche Tätigkeit meist nicht als ,Selbstverwirklichung’ versteht – und dass er das alles auch für sie tut. Wenn nun die Frau sich ,verwirklichen’ möchte, erlebt der Mann das als etwas sehr anderes, als das, was er selbst tut.
Bis in die Märchen hinein wurden Könige überhaupt nur deshalb Könige, um einer geliebten Frau dann am Ende alles zu Füßen zu legen – nicht, um sich selbst zu ,verwirklichen’. Und die Umkehrung funktioniert einfach nicht. Ein Mann vermag es einfach nicht, von einer Frau abhängig zu sein, ohne seine Selbstachtung zu verlieren – ihrem Erfolg zuzusehen und sich zu fragen, was er dann eigentlich noch ist... Es ist tief innerlich veranlagtes männliches Wesen, selbst der Beschützer zu sein, derjenige, der auch Status und Anerkennung erwirbt – aber nicht um seiner selbst willen, sondern zugleich für sie...
Bis in diese tief seelischen Zusammenhänge hinein ist das weibliche Ideal des Mannes also die Empfangende. Die zärtlich, dankbar ökonomischen und physischen Schutz Empfangende – und die zärtlich emotional Schenkende. Der Mann bedarf der weiblichen Seele und sehnt sich nach dieser – weil er sonst nicht mehr wirklich weiß, was seine Aufgabe eigentlich noch ist. Und was er eigentlich noch liebt... Ein anderes Individuum, das zufällig gerade weiblich ist? Aber was genau ist an ihm weiblich...?
Man beachte, dass dies alles nicht heißt, eine Frau dürfe sich nicht ,selbst verwirklichen’. Wenn zwei Menschen einander wirklich lieben, sind die Wege so vielfältig, dass auf verschiedenste Weisen eine tiefe Harmonie möglich ist. Aber diese Harmonie kann auch schnell zerbrechen – etwa, wenn die Selbstverwirklichung wichtiger wird als die Liebe. Wir sehen dies ganz genauso beim Mann! Ein Mann, dem die Karriere wichtiger ist als die Frau, kann von Liebe ebenso wenig sprechen – und diese Konstellation macht ebenfalls größte Probleme, weil auch die Frau darunter extrem leidet! Aber, wie angedeutet, der Mann würde dies sogar noch mehr...
Feminismus
Der Feminismus hat extrem viel berechtigte Kritik geübt und in vielerlei Hinsicht sensibilisiert und umdenken lassen – zutiefst.
Bis in das Grundgesetz hinein hatte man der Frau vorschreiben wollen, was ihre Rolle sei. Das alles geht heute nicht mehr – und das ist sehr wichtig und wesentlich.
Dennoch kann der Feminismus nicht abschaffen, was jenseits dieser vollen Gleichberechtigung tief im männlichen und weiblichen Wesen veranlagt ist. Feministinnen sind Frauen, die dies zumindest für sich über Bord werfen, möglicherweise in einem knallharten ,Realismus’ keinerlei Ideale vom Männlichen mehr haben, möglicherweise überhaupt keine Liebesbeziehung mit einem Mann mehr anstreben – sondern sich zum Beispiel einer gleichgeschlechtlichen Liebesbeziehung zuwenden.
Aber möglicherweise treten dann hier über kurz oder lang ganz ähnliche Fragen und Probleme auf. Und andererseits hört man sehr wohl auch von zahlreichen Feministinnen, die durchaus auch eine Sehnsucht nach Weiblichkeit und Hingabe haben – nun aber von ihren ,Genossinnen’ so unter Druck gesetzt werden, dass sie sich diese Empfindungen und Bedürfnisse überhaupt nicht einzugestehen wagen – geschweige denn den Mut haben, sie auszuleben.
Und hier kommen wir nun allmählich zu den Grundwidersprüchen des Feminismus. Denn neben allem Berechtigten schafft er fast notwendigerweise neue Ideologien und Dogmen – und unterdrückt nun diejenigen Geschlechtsgenossinnen, die seinen Rollenmodellen nicht entsprechen.
Dies ist absolut zwangsläufig, wo überhaupt Ideologien existieren. Wenn das neue Dogma lautet: ,Holt euch die (halbe) Macht’ – da ist kein Platz mehr für hingebungsvolle oder sanftmütige Mädchen und Frauen. Und der Punkt ist: Für den Feminismus werden diese nun wie Fremdkörper – eigentlich ein fortwährendes Ärgernis, etwas, das noch umerzogen, aufgeklärt, korrigiert werden muss.
Und damit macht der Feminismus letztlich genau dieselben Mädchen und Frauen zu Opfern, die er ursprünglich vor allem beschützt hatte, als er auf den männlichen Missbrauch hinwies.
Feminin = idiotisch?
Der Feminismus ist sozusagen der Feind des Femininen. Er betrachtet alles Feminine als Feind, nämlich als Verrat an seinen eigenen Zielen.
In Wirklichkeit verlangt der Feminismus eine extrem hohe Konformität – nicht anders als das einstmalige Patriarchat. Wo sich schon Frauen rechtfertigen müssen, weil sie ihr Baby nicht schon mit ein, zwei Jahren in die Krippe abgeben, da haben Frauen, die sich tief in ihrem Wesen feminin fühlen und dies auch zutiefst bejahen und wollen, nicht einmal eine Existenzberechtigung.
Und man kann es überspitzt sagen: In den Augen der Feministinnen darf eine Frau eher Soldatin, Schlachterin, Entwicklerin von PC-Metzel-Spielen sein als feminin, unschuldig und scheinbar grenzenlos schwach. Dies ist für den Feminismus die grenzenlose Idiotie – während alles andere, was die Gleichberechtigung zementiert, von vornherein erst einmal gut ist, begrüßenswert.
Auf diese Weise verliert der Feminismus jede Realität – und wird zu einer bloßen Abstraktion. Gleichberechtigung = gut. Und Femininität = schlecht. Denn das Feminine ist ja bereits per Definition der größtmögliche Gegensatz zum Männlichen – und der Ausrottung dieses Gegensatzes hat sich der Feminismus gerade verschrieben. Der Feminismus will sämtliche Unterschiede abschaffen, zuschütten.
Damit aber spricht er, ob er will oder nicht, zahllosen Frauen und ihren innersten Empfindungen die Existenzberechtigung ab – oder gerät in absoluten Widerspruch zu sich selbst. Entweder er erweist sich als neue Diktatur – oder aber kann seine dogmatischen Ziele in der bisherigen Form nicht aufrechterhalten.
Die wahren Widersprüche
Der Feminismus könnte seine eigenen Widersprüche im Grunde spielend leicht selbst erkennen. Ist es doch gerade das Feminine, das der absolute Widerspruch zum Patriarchat ist.
Nicht der Feminismus! Der Feminismus hat das Patriarchat nur massivst konfrontiert und dadurch ,pulverisiert’ – aber das war nur möglich, weil der Feminismus mit dem gleichen Machtanspruch auftrat und sich die gleichberechtigte Hälfte der Macht ja regelrecht aneignete. Auf diese Weise ähnelt er dem Patriarchat mehr, als er denkt.
Das Feminine konnte vom Patriarchat deshalb so grenzenlos ausgebeutet werden, weil es im Prinzip wehrlos ist. Gerade deshalb ist es aber auch der absolute Widerspruch, denn Patriarchat bedeutet Macht, männliche Macht. Feminismus bedeutet weibliche Macht – also größte Ähnlichkeit! Und deshalb kann der Feminismus auch so leicht zu einer neuen Diktatur werden. Nun geben eben die Feministinnen vor, wie frau zu sein hat! Was sie sich bisher vom Mann hatte sagen lassen müssen, muss sie sich nun von ihresgleichen sagen lassen.
Und welch eine Paradoxie! Waren ursprünglich die zarten Mädchen, die am leichtesten einem Missbrauch zum Opfer fielen, die zentralen Schutzsubjekte der Feministinnen, sind sie heute zugleich so etwas wie ein Hassobjekt, das die Feministin überhaupt nicht mehr verstehen kann. Ein Ärgernis! Nach vier Jahrzehnten Feminismus dürfte es solche dummen, idiotischen Mädchen eigentlich gar nicht mehr geben!
Und ein weiterer tiefer Widerspruch ist auch, dass der Feminismus ursprünglich sehr wohl noch gesehen hat, dass patriarchales Wesen das gleiche ist wie dasjenige, dass auch diesen Planeten ökologisch zugrunde richtet: Macht, Ausbeutung, Empathielosigkeit. Und dass es gerade um das Sanfte gehen würde, um eine neue tiefe Rücksicht, vielleicht sogar um eine neue Unschuld... Aber je mehr sich der Feminismus von der Kritik des Missbrauchs (auch des Planeten insgesamt!) auf die Gleichberechtigung (einschließlich Karriere) verlegte, desto stärker geriet diese ganze Wahrheit aus dem Blick.
Der Feminismus hatte ursprünglich die männliche Gewalt kritisiert, die bis ins Strukturelle geht. Immer wichtiger wurde dann aber die bloße Gleichberechtigung – und frau begann, sich mit dem Kapitalismus zu arrangieren, also mit einer zutiefst männlich geprägten Welt, vereinzelte Hausmänner hin oder her...
Feminismus und Kapitalismus
Das Feminine war für den Feminismus also idiotisch, der Kapitalismus dagegen immer weniger ein Problem. Denn wenn man zum Beispiel ,Karriere’ machen wollte, durfte man sich damit nicht wirklich mehr anlegen. In dieser Hinsicht wurde also auch die Feministin zur Opportunistin. Trittbrettfahren für die eigene Selbstverwirklichung – und die aller Genossinnen!
Was wäre, wenn die femininen Frauen und die unschuldigen Mädchen der größte Widerspruch zum Kapitalismus wären? Was wäre, wenn sie der einzig verbliebene Widerspruch wären? Jetzt, wo die Feministinnen ihre eigene Mission verraten und sich ebenfalls arrangiert haben?
Das Patriarchat ist ja besiegt, die Gleichberechtigung ist da – gegen was soll man dann überhaupt noch kämpfen? So denkt der Feminismus vielfach selbstzufrieden. Und führt letzte Gefechte gegen versprengte, noch übriggebliebene unschuldige Mädchen, um auch sie noch umzuerziehen auf den Slogan: ,Frech kommt weiter.’ Fast schon so, wie wenn man sagte: Wenn du nicht so wirst wie wir, hast du es auch nicht verdient, dass aus dir etwas wird. Es wird einem nichts geschenkt, du dummes Ding!
Früher war ein Mädchen mit zu kurzem Rock selbst schuld an seiner Vergewaltigung – heute ist ein Mädchen mit zu großer Unschuld selbst schuld daran, dass es fortwährend gemobbt wird. Es verhält sich ja auch wirklich zu idiotisch!
Was aber wäre, wenn der Feminismus seine wahren Ziele längst verraten hätte? Und wenn das Patriarchat ungebrochen wäre? Nicht mehr im einzelnen Mann, dafür aber in einer immer mörderischeren Struktur des Kapitalismus an sich – der noch nie so entfesselt war wie heute. In einer Geopolitik, die ihrerseits den Kapitalismus noch weiter vorantreibt: Jeder muss sein wie ein Wolf, muss sehen, wo er bleibt; muss sehen, wo er sich die Macht nehmen kann. Das, was also auch der Feminismus praktizierte, das praktizieren heute die Staaten untereinander. Es ist ein extremer Machtkampf – und ein Ende nicht in Sicht.
Die Frauenbewegung hätte vollkommen andere Lösungen anbieten können! Aber dann hätte sie das tiefe Prinzip von Schwäche und Unschuld, von Empathie und Zuwendung viel stärker erkennen, begreifen und anerkennen müssen. Das Weibliche schlechthin! Doch als Feminismus hat sie einen fast entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Und dies war letztlich ihr Ur-Irrtum.
Rettendes und Heilendes
Zumindest hätte ein Zweifaches geschehen müssen: Während ein Flügel des Feminismus das Patriarchat schonungslos konfrontiert hätte, hätte es einen weiteren Flügel geben müssen, der gerade das Feminine repräsentiert hätte – und beide hätten tief geschwisterlich vereint gehen müssen.
Der eine Flügel hätte das Patriarchat gestoppt – und der andere hätte das Rettende vertreten. Denn dies haben wir heute nicht nur noch immer nicht, es wird gerade völlig vernichtet. Sogar von den Mädchen und Frauen selbst! Es ist wirklich, als wenn man auf einem Baum sitzt und den eigenen Ast absägt. Nur ist es der Ast des ganzen Planeten.
Nichts kann die Menschheit mehr retten als eine wirkliche neue Unschuld. Nicht bloße Ratio und sogenannte Vernunft – das wird nicht reichen. Es ist noch immer männliche Ratio – und nachgemachte weibliche, aber die postmoderne Ratio ist in sich eine männliche Krankheit, geboren aus vielen Jahrhunderten männlicher Wissenschaft und einem Materialismus, der das Patriarchat nur verleugnen kann, wenn man sich blind macht. Und die sogenannte Aufklärung? Auch sie hat größte Verdienste, wie der Feminismus. Aber auch sie hat ihre tiefen Widersprüche – nicht umsonst gab es die leuchtende Zeit der Romantik und des Idealismus.
Die Aufklärung erlöste ebenfalls von Dogmen – und schuf ebenfalls neue. Unter anderem eine tiefste Leugnung von Empfindungen, von weniger Fassbaren, von Fähigkeiten wie Empathie und Hingabe, von Liebe und Unschuld. In der Aufklärung erstarrte all dies zum abstrakten Intellekt. Man kann sich vieles dann noch immer einreden – aber es ist nicht mehr wirklich vorhanden, man kennt seine Wirklichkeit schlicht nicht mehr. Und dass man dies aber glaubt, ist so anti-aufklärerisch wie zuvor... Nur hat man sich jetzt seinen eigenen Glauben zurechtgelegt.
Die femininen Frauen und die unschuldigen Mädchen sind kein Widerspruch zur Aufklärung – aber die Aufklärung ist schlicht nicht die Lösung. Das sind die femininen Frauen und die unschuldigen Mädchen unendlich viel mehr. Man muss sich in der Welt und ihrer ökologischen Lage nur umsehen! Aufklärung haben wir an sämtlichen Ecken und Enden. Nützt es etwas Ausschlaggebendes? Nein. Warum nicht? Weil die Welt an allen Ecken und Enden und sogar im Zentrum ihre Unschuld verloren hat. Das Heilende. Das Neue. Das, was allein die Zukunft bringen kann.
Die femininen Frauen und die unschuldigen Mädchen vertreten es. Der Feminismus nicht. Dieser kann sehr wohl Karriere machen, während die Welt weiter untergeht...
Das Doppelgesicht des ,empowerment’
Der Feminismus verrät gerade jene Wesen, die am Anfang das ihm wichtigste Schutzsubjekt waren: die unschuldigen Mädchen. Indem gerade sie durch das Raster fallen, weil sie im Widerspruch zu seinen sonstigen Zielen stehen (Empowerment, Konfrontation), hat der Feminismus selbst seine Unschuld verloren.
Zunächst hat er die unschuldigen Mädchen geschützt und sich selbst ein Empowerment verpasst. Dann kam das Empowerment der Mädchen. Diejenigen Mädchen, die dabei nicht mitmachen wollten, weil es einfach ihrem Wesen (ja, ihrem Wesen!) widersprach, wurden nun auf einmal mehr und mehr als ein Hemmschuh angesehen. Sie werden allenfalls noch irgendwie ,mitgeschleppt’, sind aber inzwischen mehr ein ,Makel’ auf der ansonsten ,tadellosen Bilanz’ des Feminismus.
Nach Jahrzehnten des Empowerment gelten Mädchen, die noch immer unschuldig und verletzlich sind – und dies auch bleiben wollen – mehr und mehr als ,selbst schuld’. Woran auch immer... Natürlich stimmt dies nicht vollständig, aber der Widerspruch zur offiziellen Doktrin des Feminismus ist eklatant.
,Kind und Karriere vereinen’ – das ist nahtlos anschlussfähig an den zutiefst maskulinen Turbokapitalismus unserer Tage. Noch anschlussfähiger ist es, erst gar keine Kinder mehr zu haben. Dann ist ein Paar perfekt ,aufgestellt’ für den modernen Doppel-Egoismus der Selbstverwirklichung.
Und damit wird nicht als Alternative schlicht die traditionelle ,Aufteilung’ gepredigt. Es gibt genug neue Männer, die sich mit ihrer Partnerin alle Aufgaben teilen, ohne damit ein Problem zu haben. Paare, die möglicherweise beide auch einen Beruf haben, trotz Kind, oder wo der Mann die Elternzeit nimmt. Darum geht es nicht wirklich. Das ist alles wunderbar. Worum es geht, ist, dass das nicht reicht – und nicht reichen wird, um das gigantische Monstrum des Kapitalismus, der diesen wunderbaren Planeten ruiniert, zu stoppen.
Der ,hippe’ Verrat
Und hier schließt sich der Kreis. Es geht nicht darum, ,hip’ und ,ökologisch’, vielleicht sogar vegetarisch in einer für normale Menschen immer weniger bezahlbaren Mietwohnungen einer Großstadt zu leben und gleichberechtigt für Kind und Haushalt da zu sein sowie ohne perversen Karrieretrieb einem Beruf nachzugehen. Und zumindest da, wo es leichtfällt, seinen ökologischen Fußabdruck etwas zu verkleinern.
Das sind Illusionen. Der Kapitalismus rollt weiter – und man hat sich perfekt eingepasst. Man fühlt sich wohl mit dem Latte Macchiato, den neuesten Apps und einem Job, der das Gehalt für die Miete liefert, und merkt nicht, wie sehr man Mitläufer ist. Selbst die größten Konzerne werben heute mit ,Klimaneutralität’ und wie die neuen Lügen alle heißen. Man kann sich sehr schnell freikaufen. Und noch immer meinen alle kollektiv, das könnte so funktionieren – während der Regenwald weiter fällt, die Meere immer noch leerer gefischt werden, die Gewinnung der Handy-Rohstoffe weiterhin mit ökologischen Katastrophen verbunden ist, der Kapitalismus immer noch mörderischer wird – und die Mieten nicht aufhören zu steigen, die kleinen Geschäfte nicht aufhören zu schließen und auch alles andere nicht aufhört.
Der Kapitalismus ist nicht mehr zu retten – denn sein System ist von Grund auf pervers. Er ist ein rein maskulines Projekt. Und deswegen hätte der Feminismus die historische Aufgabe gehabt, diese dem Kapitalismus tief innewohnende Natur zu konfrontieren und zu entlarven. Stellenweise ist dies auch geschehen – aber wie versteckt und zögerlich! Hat sich der Feminismus etwa leidenschaftlich an die Spitze der Ökologiebewegung gesetzt, nachdem Rachel Carsons Buch ,Der stumme Frühling’ erschienen war? Nein, absolut nicht.
Er hätte es tun müssen. Die Frauen, die schon immer wussten, dass Sorge und Konkurrenz, dass Liebe und Ausbeutung nicht vereinbar sind, hätten den Kapitalismus schonungslos und rettungslos konfrontieren müssen. Das hat der Feminismus restlos versäumt. Sein ,empowerment’ ging bei weitem nicht weit genug.
Er hätte bis zu diesem Kern gehen müssen: der Frage, was ist eigentlich seit Jahrtausenden weibliches Wissen gewesen? Weibliches Wissen – und Wesen! Denn die Frau war sanft und harmonisch, sie war weise und hätte niemals so etwas wie den Kapitalismus erfinden können – dieser widerspricht ihrem Wesen total, und mit Recht!
Nahtlos anschlussfähig
Wo ,empowerment’ nahtlos anschlussfähig an den Kapitalismus macht, weil es dem Mann beweist, dass Frauen auch zu allem in der Lage sind, was er kann und tut – da greift die Blindheit um sich. Da erblindet man für dasjenige, was gerade die Krankheit ist. Da wird man nicht nur genauso ,stark’ und ,kräftig’ wie der Mann – sondern auch genauso krank.
,Power’ ist eben auch ein ur-maskuliner Begriff – und der Feminismus übernimmt ihn willig, um mit männlichen Methoden die Gleichberechtigung zu erreichen. Durch Angleichung!
Auch das Weibliche kann eine Kraft haben und hat eine Kraft. Aber je mehr es um ,Power’ und Konfrontation geht, desto mehr wird das männliche Gebiet betreten – während es gerade darum gehen würde, es zu verwandeln und vielleicht sogar zu heilen, denn das männliche Gebiet ist selbst krank. Und statt ,Power’ bedürfte es vielleicht gerade etwas vollkommen anderem, um dieses Kranke zu heilen bzw. zu etwas völlig Neuem zu finden und das Alte restlos hinter sich zu lassen.
Der Feminismus also mit seinem ganzen ,empowerment’ nahtlos anschlussfähig an die Krankheit, die nicht wirklich konfrontiert wird, sondern in die man sich gleichberechtigt eingliedert.
Was bleibt dann noch übrig, wenn die Frauen ihr Ur-Weibliches gerade verraten, um lieber am gleichberechtigten Kapitalismus und der Postmoderne schlechthin Anteil zu haben? Und wenn sie dies schon den Mädchen beibringen, die es oft fast noch besser können – sich hier einfach nahtlos einzuklinken. Sich alle Segnungen des Kapitalismus zu nehmen (die ein indisches Mädchen zum Beispiel nicht hat, aber wen juckt’s?), die Karriere vorzubereiten und mit dem Abi dann ,durchzustarten’?
Was bleibt dann noch übrig – nach diesem gigantischen Verrat des Feminismus am Weiblichen überhaupt, in tieferer Hinsicht?
Das unschuldige Mädchen. Dieses ewige Ärgernis. Dieser ,Irrtum der Evolution’.
Du Opfer!
Das unschuldige Mädchen trägt die Zukunft im Herzen – und in seiner ganzen Seele. Der Feminismus hat gerade dieses Wesen verraten. Er schlug den Weg der Konfrontation ein – und landete auf tief männlichem Gebiet, wo es ihm so gefiel, dass er sich häuslich niederließ.
Der Feminismus ließ sich auf seinem Weg des ,empowerment’ tief hineinziehen in den Kapitalismus, in den Konsumismus, in die Postmoderne, in den gleichberechtigten Wahnsinn.
Einzig das unschuldige Mädchen hat diesen Weg nie mitgemacht. Es hat sein eigenes Wesen nicht verraten. Selbst dann nicht, als es von allen Schwestern längst verspottet wurde. Es fehlte nicht viel, und selbst sie, diese Schwestern, hätten das unschuldige Mädchen ,Opfer’ genannt und geschimpft. Sie alle auf dem postmodernen ,Selbstverwirklichungstrip’ mit fließenden Grenzen zum Ego, immer schon überschritten, immer schon ,empowered’, cool und fast so männlich wie der alte Mann, genauso selbstbewusst – und genauso gefühlsarm.
Ich zeichne hier bewusst zwei Pole. Es geht darum, dass der Feminismus Mädchen und Frauen ganz real weit, weit zu diesem Pol hingetrieben hat, dies war regelrecht sein Ziel und seine Absicht. Er vertritt das, geradezu als Ideal! Und das Anderslautende ist dann oft nicht mehr als der Lack auf der Oberfläche – genau wie die ,Klimaneutralität’, die jetzt alle verkünden. Im Kern geht es um anderes. Kampf und Liebe sind nicht vereinbar. Wer sich ,behaupten’ will, ja sogar ,mitmischen’ – der verkauft seine Seele ebenfalls. Ob er will oder nicht. Ob er es merkt oder nicht.
,Empowerment’ fühlt sich einfach besser an als Sanftheit und Verletzlichkeit. Das haben jetzt auch die Mädchen und Frauen gelernt. Und damit ihr tiefstes Heiligtum verraten.
Produkt der Unterdrückung?
Ein Feminismus, der Schwachheit und Sanftheit als Schwäche begreift, hat bereits die Ur-Sünde begangen. Er ist damit von Anfang an auf ur-männliches Gebiet übergetreten – und das wollte er ja gerade. Dass er damit aber sein eigenes Gebiet zugleich verlassen hat, hat er entweder nicht bemerkt, oder es war ihm egal. So wenig wert war dem Feminismus das Weibliche!
Gewiss, eindrückliche Stimmen hatten immer wieder behauptet, Frau sei man nicht, zur Frau werde man gemacht – und meinten damit, alles Sanfte und Feminine sei anerzogen und Produkt der Unterdrückung. Und auch dies ist millionenfach Realität gewesen.
Aber was ist es dann überhaupt wert – wenn es nur ,Produkt der Unterdrückung’ wäre? Gar nichts! Aber vielleicht ist das gerade die Grundlüge. Vielleicht ist es gerade umgekehrt: Dass Mädchen und Frauen deshalb so grenzenlos unterdrückt werden konnten, weil sie sanfter und regelrecht leidensfähiger sind als der Mann? Dass dies keinerlei Entschuldigung für die Krankheiten des Mannes ist, sollte offensichtlich sein. Aber auch der Feminismus hätte dann tiefe Schuld auf sich geladen.
Eine nur aus Unterdrückung resultierende Sanftheit und Femininität wäre rein gar nichts wert – aber vielleicht waren all diese unterdrückten Mädchen und Frauen in ihrem Wesen unglaublich viel sanfter als die Männer, die sie unterdrückten? Keinesfalls unbedingt das, zu dem sie gezwungen wurden, es zu sein – aber dennoch das, womit sie so ergreifend erduldeten, was man ihnen als Unterdrückung und Zwang antat? Begreift man hier nicht, wie unendlich anders Mädchen und Frauen sind?
Sogar noch das Aufbegehren eines Mädchens oder einer Frau ist unendlich sanfter als das eines Jungen oder Mannes – denn Mädchen oder Frau würden nie daran denken, das männliche Geschlecht nun ihrerseits zu unterdrücken. Und warum? Weil der Unterdrückungsgedanke einfach etwas Ur-Männliches ist. Darum! Das weibliche Wesen ist sanfter. Es konnte Jahrtausende lang unterdrückt werden, weil es nie selbst daran gedacht hätte, dies zu tun. Aber auch, weil es eine viel stärkere Fähigkeit zur Bescheidenheit hat, positiv ausgedrückt: eine tiefe Fähigkeit zu Harmonie und Einklang. Und gerade dies hat das Patriarchat, haben die Männer seit jeher ausgenutzt.
Nicht anerzogen – ausgenutzt. Nicht Produkt der Unterdrückung, sondern ihre Voraussetzung.
Zeit der Unschuld
Die Zeit der Unschuld ist gekommen. Wenn der Feminismus jetzt nicht umkehrt, wird er es nie wieder tun. Er wird dann Komplize des Kapitalismus sein, denn dieser wird auch niemals umkehren.
Es ist nur eines möglich: Die Unrettbarkeit des Kapitalismus muss schonungslos aufgedeckt werden. Und schonungslos bedeutet nicht notwendigerweise kämpferisch, es bedeutet gerade viel eher: sanft.
Kann man an diesem Punkt nicht begreifen? Begreifen, dass das unschuldige Mädchen dies schon immer getan hat? Dass seine bloße Existenz eine einzige Anklage des Kapitalismus war? Umso mehr ab dem Punkt, wo die Unschuld des Mädchens völlig offensichtlich nicht mehr Produkt irgendeiner Unterdrückung war – und es trotzdem noch unschuldige Mädchen gab und gibt?
Mädchen, die nicht an sich denken. Die nicht an den Konsum denken. Die nicht an das eigene Fortkommen denken. Die nicht an irgendeine Konfrontation mit irgendjemandem denken. Die aber an den Planeten denken. An die Schönheit von allem. An die Verletzlichkeit von allem. Die an andere Menschen denken. Die im Grunde jeden verstehen können – aber von niemandem verstanden werden.
Mädchen, die nur eines nicht verstehen können: das Dunkle. Das sich Verhärtende. Das Selbstbezügliche. Mädchen, die an alledem tief leiden. Nicht aus fruchtlosem ,Weltschmerz’, sondern weil sie die wahren Empfindungen zulassen und nie gelernt haben zu verdrängen. Weil sie ihre Seele tief verletzlich bewahrt haben, ganz bewusst – weil dies ihr Wesen ist. Das Wesen der unschuldigen Mädchen. Vielleicht irgendwo unser aller Wesen, aber alle anderen verraten es grenzenlos, tief in die moderne Krankheit versunken und verstrickt...
Es ist Zeit, diesen furchtbaren Verrat zu erkennen. Es ist auch ein Verrat des Feminismus. Aber das, wogegen dieser antrat, war ihm in diesem Verrat ja längst vorausgegangen. Der Irrtum des Feminismus war nur, ihm zu folgen. Nicht Eva hatte die Ursünde begangen, sondern Adam.
Aber die Frau hätte die Macht (!) gehabt – und hätte sie immer noch –, die Krankheit des Mannes zu heilen. Nur muss sie dazu zunächst sich selbst wieder heilen und zu ihrem heiligen Wesen zurückfinden. Ob sie dazu die Kraft hat ... daran wird sich die gesamte Zukunft entscheiden. Der Mann wird den ersten Schritt nicht machen. Im Grunde ist die Frau viel stärker als er...
Aber die mutigste und stärkste von allen ist – das unschuldige Mädchen. Nur dieses war von Anfang an dem richtigen Weg gefolgt. Und tut es noch immer...