06.11.2024

Der wilde Roboter

Filmbesprechung: Der wilde Roboter. Chris Sanders (Regie), USA, 2024, 102 min. | Trailer.


Dies ist einer der schönsten Filme des ganzen Jahres. Es geht um einen Roboter, der dazu geschaffen wurde, Menschen zu dienen – dem aber auf einer abgelegenen Insel die Aufgabe ,zufällt’, ein Gänseküken aus einem verwaisten Nest aufzuziehen. Wie die ,künstliche Intelligenz’ dabei ganz tolpatschig anfängt, dann aber, begleitet von einem anderen Außenseiter, dem Fuchs Fink, immer mehr über sich hinauswächst und schließlich sogar Empfindungen entwickelt, ist einfach großartig dargestellt. Gleichzeitig sind die Bilder dieses Films so wunderschön und von einer solchen Poesie erfüllt, dass sich schon allein dafür das Anschauen lohnt.

KI kann niemals Gefühle entwickeln, weil sie keine Seele hat. Insofern wäre dieser Film eine Irreführung in Bezug auf heilige Wahrheiten. Aber darum geht es nicht – nicht bei diesem Film. Gerade dass Roz im aufrichtigen und hingebungsvollen Bemühen, diese eine Aufgabe zu erfüllen, so unglaublich über seine ursprüngliche Programmierung hinauswächst, weil sie es muss, lässt einen der berührendsten Filme entstehen, die es in den letzten Jahren gab.

Gleichzeitig ist er ein sehr tiefes Gleichnis für unsere Welt. Zunächst ist Roz nur darauf programmiert, zu helfen – aber schon mit dieser emotionslosen Programmierung ist sie ,besser’ als die sie umgebende Welt, wo vielfach gegenseitiges Fressen, Feindschaft und auch Mobbing herrscht. Gleichzeitig scheitert sie zunächst an der ganz einfachen Aufgabe, ein Küken zu versorgen. Aber es geht nicht nur um Nahrung und leibliche Grundbedürfnisse. Um ein Kind großzuziehen, braucht es buchstäblich Improvisation, ja Intuition, und bloßer Intellekt reicht hier nicht. Die Sphäre, die ein Kind braucht, liegt ganz woanders.

Wie diese Wahrheit in diesem Film erlebbar wird, das gehört zu dem wirklich Großartigen, was dieser Film bereithält.

Und dann ist es eine ganz außergewöhnliche Geschichte über Bindung, Hingabe, Fremdheit (das Findelkind Brightbill ist zunächst völliger Außenseiter), Durchhaltevermögen, Freundschaft, Überwindung von Feindschaften und anderes mehr.

Die großen zeitlosen ,Themen’ sind in diesem Film auf eine Weise umgesetzt, die unglaublich zu Herzen geht. Und die Poesie der Bilder verstärkt dies in einer einzigartigen Entsprechung. So wird der Film zu einem seelischen Meisterwerk. Um die Action-Episoden geht es nicht. Seine Essenz und sein Schwerpunkt liegen ganz woanders.

Ein Juwel von Film.