Finanzkrise

Entscheidende Zitate zur Finanzkrise

Die große Zitatesammlung zur Finanzkrise - chronologisch geordnet. Wenn man diese Zitate ernst nimmt, verändert sich die Welt vollkommen!
Siehe auch umfassend: Zeit der Entscheidung. Die "Finanzkrise" und neue Begriffe für eine grundlegend menschliche Gesellschaft. 800 Seiten, 22,90 €.


J. Berger • Bofinger Bradford DeLong Buffett Däubler-Gmelin • Diamond Diekmann Draghi Einhorn Erhard Freeman • Gabriel • Galbraith Geißler Graeber Grass • Greenspan Hellmeyer Hollande • Hudson Juncker Kanjorski Köhler Koppelin Lafontaine • Lengsfeld Merkel A. Müller • Obama • Phelps Roach Rogoff Rügemer Sanio Schumann Selten Sen • Shiller Soros Steinbrück Stiglitz • Straubhaar • Strauss-Kahn Volcker Wagenknecht • Weisbrand • W. White R.D. Wolff Wulff und andere.

2014

"Historiker werden Europas Zentralbanker teeren und federn. […] Junge Menschen in Spanien und Italien, die in dieser Rezession auf den Arbeitsmarkt kommen, werden auf Jahrzehnte negativ betroffen sein. Es ist ein schreckliches Ergebnis und es überrascht, wie wenig Aufruhr es gegen eine Politik gegeben hat, die so unfassbar destruktiv ist."
Michael Diamond, Wirtschafts-Nobelpreisträger, emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre am MIT. | Nobel economists say policy blunders pushing Europe into depression. The Telegraph, 20.8.2014. [vgl. o].

"Europa ist intellektuell und in Sachen Einfallsreichtum bankrott. [...] Merkel scheint den Ernst der Lage nicht kapiert zu haben."
Edmund Phelps, Wirtschafts-Nobelpreisträger, US-Ökonom, Columbia University. | Nobel economists say policy blunders pushing Europe into depression. The Telegraph, 20.8.2014. [vgl. o].

2013

"Wenn wir die Banken-, Finanz- und Staatsschuldenkrise mit dem Instrumentarium untersuchen, das uns Schumpeter, Olson, Acemoglu und Robinson an die Hand geben, dann ergibt sich so etwas wie ein Anfangsverdacht. Er lautet: Auf den Finanzmärkten und in ihrem rechtlichen und politischen Umfeld sind zulasten der Nationen und zum Nutzen einer kleinen Oligarchie extraktive Institutionen aufgebaut worden. [...]
Jeder Versuch, Oligarchien von ihren extraktiven Positionen zu vertreiben, wird Widerstand auslösen, von gespielter Zerknirschung und zur Schau getragener Demut bis zum Versuch, in jeder nur denkbaren Weise eine ordnungspolitisch wirksame Gesetzgebung zu hintertreiben. Dafür gibt die Finanzindustrie dem Vernehmen nach längst Hunderte Millionen Euro jährlich aus. [...]
Das heißt: Frau Wagenknecht hat Recht, wenn sie unsere Zeit als eine historische Stunde für bessere Ordnungspolitik begreift. [...]
Wir sollten uns darüber freuen, dass aktuelle Studien wie Why nations fail die Ideen und die politische Praxis des deutschen Ordoliberalismus so eindrucksvoll bestätigen. Und wir sollten es nicht allein der Partei "Die Linke" überlassen, dieses Erbe zu erwerben, um es zu besitzen."
Horst Köhler, Bundespräsident, Direktor des IWF 2000-04. | Der Kapitalismus - kreative Zerstörung? Rede in Herrenberg am 31.1.2013, S. 14, 16, 17, 20.

2012

"In der allgegenwärtigen Krise, so könnte man annehmen, geht es für alle bergab. [...] Diese Einschätzung ist aber falsch, wie aus zwei Berichten hervorgeht, die am Dienstag an die Öffentlichkeit gekommen sind. [...] Da ist auf der einen Seite der Armutsbericht der Bundesregierung [...] und auf der anderen Seite der „Global Wealth Report” des Versicherungskonzerns Allianz. Beide Berichte kommen zu dem Ergebnis, dass die Wohlhabenden von den Verwerfungen der Krise nicht betroffen sind. Sie werden höchstens langsamer reich."
Christian Grimm: Reiche in Deutschland: Wenn die Krise nicht arm macht. Wall Street Journal, 18.9.2012.

Vor wenigen Tagen strahlte der öffentlich-rechtliche Fernsehsender ORF eine Dokumentation aus, die den Titel trägt: „GOLDMAN SACHS – Die Bank, die die Welt dirigiert“. Sie endet mit dem aussagekräftigen Satz: „Bis jetzt hat es keine Regierung der Welt gewagt, zum Schlag gegen Goldman Sachs auszuholen!“ [...] Gegen Ende wird übrigens auch ein Interview mit Jean-Claude Trichet gezeigt, Draghis Vorgänger [als Direktor der EZB]. Auf dieses Thema angesprochen, friert plötzlich sein Gesichtsausdruck ein. „Stop“, gibt er kurz von sich, von einer eindeutigen Handbewegung begleitet. Und dann erinnert er den Journalisten, dass es doch eine Übereinkunft gäbe, dass diese Frage nicht gestellt werden würde.
Konrad Hausner. | Es ist kein Geheimnis mehr: Goldman Sachs regiert die Welt. The Intelligence, 4.9.2012.

"Irgendwann muss jeder bei Mama ausziehen, und die Griechen sind jetzt so weit."
Markus Söder, bayrischer Finanzminister, im Gespräch mit Sahra Wagenknecht in BILD am Sonntag, 5.8.2012.

"Jene Länder, die geringere Lohnungleichheiten zulassen, haben systematisch eine geringere Arbeitslosenquote, vorausgesetzt, dass alle anderen Umstände gleich sind. [...] Die Reduktion der Lohnungleichheit in Europa ... würde die chronische Arbeitslosigkeit reduzieren." [...]
Wer heute noch behauptet, dass Ungleichheiten funktional sind, die Einführung von Niedriglohnsektoren irgendeine positive Auswirkung oder „rigide" gewerkschaftliche Tarifpolitik negative Folgen hätte, der muss nach dieser Studie sehr fest die Augen vor der Realität verschließen.
James K. Galbraith, US-Ökonom: Inequality and Instability. Oxford University Press. Kommentar von Robert Misik, Journalist. | Robert Misik: Flexibilität, die schädlich ist. Falter, 31.7.2012.

"Wir sind an einem entscheidenden Punkt angekommen. [] Die Welt redet darüber, ob es die Euro-Zone in einigen Monaten noch gibt. [...] Wir müssen jetzt mit allen verfügbaren Mitteln überaus deutlich machen, dass wir fest entschlossen sind, die Finanzstabilität der Währungsgemeinschaft zu gewährleisten. [...] Wir sind fest entschlossen, den Euro in seinem Bestand, also mit allen Ländern, und in seiner Bedeutung zu halten. Alles Geschwätz über den Austritt Griechenlands ist da nicht hilfreich. [...] Nur um einen billigen innenpolitischen Diskurs zu unterstützen, sollte man den Austritt nicht mal als Hypothese behandeln. [] Wieso eigentlich erlaubt sich Deutschland den Luxus, andauernd Innenpolitik in Sachen Eurofragen zu machen? Warum behandelt Deutschland die Euro-Zone wie eine Filiale? Wenn das alle 17 Regierungen machten, was bliebe dann übrig von dem was uns gemeinsam ist. Warum ist das so? [...] Die Schuldenkrise zeigt, dass die Europäische Integration ein sehr fragiles Gebilde ist. Vergessen geglaubte nationale Ressentiments schwimmen sehr dicht an der Oberfläche. Mehr als 60 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg liegen sie nicht kilometerweit, sondern nur zentimetertief unter der Oberfläche."
Jean-Claude Juncker, Premierminister Luxemburgs, Vorsitzender der Eurogruppe. | Cerstin Gammeler, Stefan Kornelius: Juncker warnt vor Zerfall der Eurozone. Süddeutsche.de, 29.7.2012.

"Man bekommt das Gefühl, dass einige Politiker eine Pleite förmlich herbei reden wollen. Ich frage mich: Wissen die eigentlich, was das für Konsequenzen hat? Wenn in Deutschland weiter so diskutiert wird, dann zerbricht bald die Euro-Zone."
Iñigo Mendez de Vigo, spanischer Europaminister. | "Wenn Deutschland weiter so diskutiert, zerbricht die Eurozone." FAZnet, 28.7.2012.

"Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir, es wird ausreichen."
Mario Draghi, EZB-Präsident. | Philip Plickert u.a.: EZB wird "alles tun, um den Euro zu erhalten". FAZnet, 26.7.2012).

"Europa schlafwandelt auf eine Katastrophe unkalkulierbaren Ausmaßes zu."
• "We believe that as of July 2012 Europe is sleepwalking toward a disaster of incalculable proportions."
Institute for New Economic Thinking, INET. | "Europa schlafwandelt auf eine Katastrophe..." Blätter für deutsche und internationale Politik, 25.7.2012. Original: Breaking the Deadlock: A Path Out of the Crisis.

Die Sorgen und Depressionen der Wall-Street-Banker:
“Es ist nicht mehr sexy, es macht keinen Spaß mehr, es gibt keine intellektuellen Intrigen mehr”, beschreibt Ethan Garber. Er leitete bei Credit Suisse Group AG und Bear Stearns Cos. im Eigenhandelsbereich Credit-Arbitrage-Portfolios. [...]
Die Arbeit bei den großen Häusern mache jetzt viel weniger Spaß, sagt Herald “Hal” Ritch, Vorstandschef der New Yorker Investmentbank Sagent Advisors LLC. “Es nagt an den Leuten und zieht sie psychologisch runter.” [...]
McWelling Todman, Professor für Klinische Psychologie an der New School in New York, sagt, Einschränkungen frustrieren risikofreudige Personen. “Wenn man ihnen im Grunde sagt, sie sollen sein wie alle anderen auch und die Regeln befolgen, dann amputiert man eine großen Teil dessen, was sie sind und für was sie sich halten”, erläutert Todman. [...] “Es ist wie bei einem Drogenabhängigen, der nicht bekommt, was er braucht”.
Max Abelson / Stephanie Ruhle: Keine Risiken, keine Boni: Wall Street-Banker werden depressiv. Bloomberg, 25.7.2012. [Original]."Die Bankenschulden in der EU sind [noch] weitaus höher als die Staatsschulden. Nach Berechnungen des IFO-Instituts betragen sie in den fünf Krisenländern etwa 9,2 Billionen Euro. Diese Summe kommt nach den jüngsten Beschlüssen in Brüssel zu den bisherigen Eventualverbindlichkeiten des ESM im Extremfall noch hinzu. Diesen Bankenschulden stehen allerdings Vermögen von Investoren, Hedge Fonds, Versicherungen und Banken gegenüber – die derzeit staatlich geschützt werden. Anstatt dafür zu sorgen, dass genau diese Vermögen durch die Politik in die Haftung genommen werden, haftet bislang vor allem einer: der Steuerzahler."
Wieslaw Jurczenko, Wirtschaftsjournalist. | Bankensozialismus. Blätter für deutsche und internationale Politik, 8/2012.

"Die gegenwärtig vorherrschende Kapitalmacht agiert, wenn sie es für passend hält, bekanntlich außerhalb des Rechtsstaats, außerhalb der parlamentarischen Demokratie und nicht zuletzt außerhalb der universellen Menschenrechte. [...] Die Finanz- und Wirtschaftskrise wurde [...] auch durch die Deregulierung des Sozial- und Arbeitsrechts vorangetrieben. Nicht zufällig wurden in den Vorreiterstaaten des Neoliberalismus, USA und Großbritannien, gleich zu Beginn Gewerkschaften überwacht, geschwächt und auch zerschlagen. So konnten die privaten Kapitalakteure mächtiger und freier werden, auf Kosten der Freiheit der anderen.
Die gegenwärtigen "Spar"auflagen der Finanzakteure für den griechischen Staat hebeln soziale und Arbeitsrechte unbekümmert aus: Tarifverträge und erworbene Rentenansprüche werden für ungültig erklärt. Den griechischen Gewerkschaften wurde zugleich und auf einen Schlag die bisherige Finanzierung entzogen. [...]
Um die gegenwärtige Kapitalmacht zu entmachten, ist es elementar, daß die regulär und prekär Beschäftigten, die Noch-Beschäftigten, die an der Beschäftigung Gehinderten und alle von Beschäftigung Abhängigen [...] ihre Arbeits- und Sozialrechte als universelle und unkündbare Menschenrechte einfordern: Freiheit in der Arbeit, Recht auf Arbeit, Recht auf Bildung von Gewerkschaften und betriebliche Vertretung, Recht auf sicheres Leben und auf Wohnung, Schutz vor Armut, Recht auf politischen Streik. Wir wollen nicht einfach "mehr vom Kuchen", sondern wir wollen die Menschenrechte und die Freiheit! Daß dazu auch mehr beziehungsweise sehr viel mehr vom gemeinsam gebackenen Kuchen gehört, versteht sich von selbst."
Werner Rügemer, Publizist ("Ratingagenturen" u.a.). | Freiheit als Kampfbegriff. NRhZ, 25.7.2012.

"Die ideologischen Verteidiger des Kapitalismus lassen sich von der wachsenden Ungleichheit nicht beeindrucken. In einem wettbewerbsorientierten Marktsystem verdienen Menschen angeblich so viel, wie sie wert sind: Also sind Top-Vorstandsvorsitzende für die US-Wirtschaft 263-mal so viel wert wie die Arbeiter, die sie einstellen. [...]
Ursache für die heutigen unberechtigten Methoden der Einkommensgestaltung ist der Zusammenbruch nicht wirtschaftlicher, allgemeingültiger Arten der Wertschätzung menschlicher Aktivitäten und dessen Auswirkungen auf den größeren sozialen Zusammenhang."
Robert Skidelsky, Mitglied des britischen Oberhauses, em. Professor für politische Ökonomie | Es wird Zeit für mehr Umverteilung. FTD, 24.7.2012.

"Spanien und Italien könnten ihre Schulden bedienen – wenn nicht panische Investoren in den Käuferstreik treten und die Zinsen in die Höhe treiben würden. Die Kausalität ist also nicht ökonomisch, sondern psychologisch: Je verängstigter die Investoren sind, desto dringender müssen Spanien und Italien unter den Rettungsschirm – und desto schneller wird sich herausstellen, dass der ESM nichts taugt."
Ulrike Hermann, Wirtschaftskorrespondentin der taz. | Rettung aus Eigennutz. taz.de, 24.7.2012.

"Bei der Finanzmarktregulierung haben in der Vergangenheit alle Fehler gemacht - auch die SPD. Allerdings scheint Herr Schäuble ein schlechtes Gedächtnis zu haben: Alle Maßnahmen der rot-grünen Bundesregierung gingen seiner Fraktion damals nicht weit genug. [] Wir haben aus unseren Fehlern gelernt, Union und FDP leider nicht. [...] es ist doch offensichtlich, dass die soziale Marktwirtschaft aus dem Lot geraten ist: [...] wir sind längst auf dem Weg in die ,marktkonforme Demokratie', von der Merkel geredet hat."
Sigmar Gabriel, SPD-Parteivorsitzender. | Deutschland reagiert gelassen auf Moody's. RP online, 24.7.2012. (Siehe auch: Geschichtsstunde mit Gabriel und Schäuble, Süddeutsche.de, 24.7.2012).

"Die Sparpolitik à la Hartz ist weder ein geeignetes Konzept für die Bundesrepublik noch für Europa. Die bitteren Konsequenzen der den Krisenländern als Gegenleistungen für die EU-Rettung aufgezwungenen Sparprogramme sind Wirtschaftsrezession, bedrohliche Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Spaltung. Gleichzeitig schaffen die Wohlhabenden und Reichen ihr Vermögen weiter ungeniert über die Grenzen. Längst überfällig ist daher ein gegenläufiger Paradigmenwechsel in der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik."
Ursula Engelen-Kefer, Vizevorsitzende des DGB 1990-2006, Mitglied im SPD-Parteivorstand 1986-2009. | Hartz IV jetzt für alle. taz, 23.7.2012.

"1. Banken erpressen die Staaten. [...] Sie müssen für den Schaden, den sie anderen bereiten, nicht aufkommen. [...] Gewinne werden privatisiert – Verluste hemmungslos sozialisiert. [...] Statt staatlicher Rettungsschirme muss es einen privatwirtschaftlichen Rettungsschirm („Banken-ESM“) der großen Banken untereinander geben, der durch eine europaweite Bankenabgabe finanziert werden muss. Wo trotzdem Banken durch staatliches Handeln „gerettet“ werden müssen, muss der Staat auch Eigentümer werden. [...]
2. Banken diktieren die Politik. Sie betreiben auch heute riskante Geschäft als hätte es die Finanzkrise 2008 nicht gegeben. [...] Die Bundestagswahl 2013 muss zu einer Entscheidung über die Bändigung des Banken- und Finanzsektors werden. Nicht die Demokratie muss marktkonform werden, sondern die (Finanz-)märkte demokratiekonform. [...]
3. Einige Banken leisten Beihilfe zur Steuerkriminalität.  [...] Daher muss der Generalbundesanwalt verpflichtet werden, auch gegen ausländische Kreditinstitute und ihre Mitarbeiter im In- und Ausland die Strafverfolgung aufzunehmen.
4. Banken zahlen unanständige Gehälter. [...] Statt Leistung lohnen sich häufig Rücksichtslosigkeit, Lüge, Frechheit und Betrug. [...]
6. Banken zocken ihre Kunden ab. [...] Nie war Geld für die Banken so billig. Aber die Kunden in Deutschland müssen für ihren Dispo-Kredit im Durchschnitt über zehn Prozent zahlen."
Sigmar Gabriel, SPD-Parteivorsitzender. | Gabriels Anti-Banken-Thesen. BILD.de, 21.7.2012.

"Der Lohn ist das Minimum, das ein Mensch für ein würdiges Leben braucht - egal ob die Person als Friseur, Handwerker oder Bauarbeiter arbeitet."
Francois Hollande, Präsident Frankreichs. | Grüße vom Andersmacher / Französisches Rezept. Freitag, 19.7.2012.

"Wenn Abgeordnete, wie bei der jüngsten ESM-, und Fiskalpaktabstimmung geschehen, über einen Text abstimmen, obwohl er nicht vollständig vorliegt, [...] zulassen, dass die Regierung Informationen zurückhält, sie auch nach mehrmaliger Mahnung nicht zugänglich macht und das Parlament trotzdem so stimmt, wie die Regierung vorgibt, hat es seine Kontrollfunktion aufgegeben und gleicht immer mehr der Volkskammer der DDR, die nichts zu sagen hatte, als einer selbstbewussten Körperschaft, die sich ihrem Souverän verpflichtet fühlt. [...] [Und] Mit der Zustimmung zu den Bankenhilfen für Spanien hat sich der Bundestag erneut zum Abnickorgan der Regierung degradiert. Dafür hätten die Parlamentarier nicht mit vielen Steuergeldern aus dem Urlaub geholt werden müssen."
Vera Lengsfeld, CDU-Politikerin und ehem. DDR-Bürgerrechtlerin. | CDU-Politikerin vergleicht [...]. Handelsblatt, 20.7.2012.

18.07.12 Spanien verabschiedet 65 Mrd €-Sparprogramms. +++ 19.07.12 Der Bundestag billigt 100 Mrd €-Hilfe für Spaniens Banken. +++ 20.07.12 Zinsen auf spanische Staatsanleihen steigen auf über 7%. 

"Ich sehe den einen und anderen Kollegen, die da alle sehr klug sagen, man muss dafür sein, man muss dagegen sein. Wenn wir alle so klug wären, säßen wir längst im Vorstand einer großen Bank und nicht im Deutschen Bundestag."
Jürgen Koppelin, Finanzexperte der FDP-Bundestagsfraktion. | ZDF-Morgenmagazin, 18.7.2012. [Ab 2:10].

"Das italienische Haushaltsdefizit ist das zweitniedrigste nach Deutschland. Das Defizit von Großbritannien ist viermal so hoch wie in Italien, trotzdem liegen die Zinsen für englische Staatsanleihen nur bei zwei Prozent, während Italien sechs Prozent bezahlen muss. [...] Das Problem ist symptomatisch für die Euro-Krise. Die deutsche Regierung vertritt bislang die These, dass man nur eisern genug sparen muss - dann würden die Märkte das schon honorieren und die Zinsen wieder sinken. Das ist eine Illusion."
Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrates. | "Selbst wenn Staaten eisern sparen, droht die Pleite." Spiegel.de, 14.7.2012.

"Das neoliberale Ziel heute ist es, die Macht der Regierung zu lähmen und die volle Freiheit für den Finanzsektor zu erreichen. [...] Neoliberalismus ist eine Doktrin zentraler Planung, die von Regierungen zu den höher zentralisierten Finanzzentren verlagert werden soll. Dies erfordert, die öffentliche Regulierung und Besteuerung des Finanzsektors auszuschalten. Übergangsweise wurden ideologische Deregulierer wie Alan Greenspan und Tim Geithner für Schlüsselpositionen ernannt. Das Resultat ist eine Doktrin des finanziellen Krieges nicht nur gegen Arbeit, sondern auch gegen Industrie und Regierung. [...] Und so droht als Endstadium des Neoliberalismus ein dunkles Zeitalter von Armut und Verelendung – bis hin zur Schuldknechtschaft."
• "Today, the neoliberal aim is to cripple government power, enabling a free-for-all for the financial sector. [...] Neoliberalism is a doctrine of central planning, which is to be shifted from governments to the more highly centralized financial centers. This requires disabling public power to regulate and tax banking and finance. As a transition, ideological deregulators such as Alan Greenspan and Tim Geithner have been appointed to the key regulatory positions in the United States. The result is a doctrine of financial war not only against labor but also against industry and government. [...] So the end stage of neoliberalism threatens a Dark Age of poverty/immiseration – most characteristically, one of debt peonage."
Michael Hudson, US-Ökonomieprofessor. | The Weaponization of Economic Theory. 13.7.2012.

13.07.12 Moody's stuft Spanien auf BBB herab.

"Das Problem, das wir jetzt haben, ist nicht ein Problem des Bundesverfassungsgerichts, sondern ein Problem der Politik, die jetzt seit zwei Jahren versucht, mit kleinteiligen Lösungen eine systemische Krise zu lösen. Und das, ohne die Bevölkerung richtig mitzunehmen."
Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrates. | Deutschland: Euro oder D-Mark? Standard.de, 12.7.2012.

"Das Problem sind nicht die Nutznießer des Systems, sondern das System selbst. Wäre es möglich, durch eine Sondersteuer auf besonders hohe Vermögen die Mittel bereitzustellen, um vorerst einmal alle Löcher zu stopfen, dann würde es bloß einige Jahre dauern, und wir finden uns mit genau der gleichen Situation aufs Neue konfrontiert."
Konrad Hausner. | Banking - das schmutzigste Geschäft aller Zeiten. The Intelligence, 12.7.2012.

"[...] wissen Sie genau wie ich, dass es nicht die Aufgabe der Politik sein kann, jedenfalls nicht sein sollte, hinter irrationalen Märkten oder dem DAX herzurennen."
Herta Däubler-Gmelin, Bundesjustizministerin 1998-2002, Klageführerin gegen den ESM. | ZDF-Morgenmagazin, 10.7.2012 (min 2:30) nach unglaublich dummen Floskeln des Interviewers Cherno Jobatey (z.B.: „Wir leben ja in Zeiten, wo ziemlich viel Krise ist, ziemlich viel Eurokrise. Bringen Sie mit Ihrem Antrag nicht den gesamten Krisenmechanismus [sic!] ins Wanken?“ [min 1:25]).

10.07.12 Erste Verhandlung des Bundesverfassungsgerichts zu ESM und Fiskalpakt.

"Europa wird Bestand haben, wenn es seinen eigenen Prinzipien von Demokratie, Sozialstaatlichkeit und Rechtsstaatlichkeit folgt. [...] Wir wollen ein besseres Europa, keines der Bürokraten, das Frau Merkel uns als „alternativlos“ verkaufen will."
Herta Däubler-Gmelin, Bundesjustizministerin 1998-2002, Klageführerin gegen den ESM. | "Wir wollen ein besseres Europa". FAZnet, 9.7.2012. 

"Die Krise wird sich in Deutschland stärker bemerkbar machen. Der Tiefpunkt ist noch lange nicht erreicht. [... Und:] Die Problemländer sollten so lange mit der Umsetzung neuer Sparmaßnahmen warten, bis ihre Wirtschaft wieder aus der Rezession heraus ist."
Peter Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrates. | Bofinger: Eurokrise wird Deutschland stärker treffen. Welt.de, 7.7.2012.

"Im Endeffekt hier lässt sich diese der Eurozone verabreichte Rosskur auf einen Nenner bringen: Hartz IV für alle!"
Tomasz Konicz, freier Journalist. | Europa als Krisenzentrum. Telepolis, 5.7.2012.

29.06.12 Euro-Gipfel, Spanien und Italien setzen flexiblere Hilfen durch. Verfassungsbeschwerde gegen den ESM von Degenhardt/Däubler-Gmelin. +++ 03.07.12 Seehofer droht mit Koalitionsbruch. +++ 05.07.12 Der "Ökonomen-Streit" beginnt.

„Es gibt somit keine rationale (ökonomisch fundierte) Erklärung dafür, warum ausgerechnet Spanien kein großes Vertrauen an den Finanzmärkten genießt. Das Land am Ebro steht in allen Disziplinen besser da als Großbritannien und muss dennoch – anders als Großbritannien – für seine Staatsanleihen einen signifikant höheren Risikoaufschlag bedienen. [...]
Spanien steht am Rande des Abgrunds und Europa schaut nicht nur tatenlos zu, sondern arbeitet aktiv daran, das Land endgültig in den Abgrund zu stürzen. [...] Nicht nur Spanien, sondern auch das europäische Haus brennt lichterloh und Angela Merkel ist die Brandstifterin.“
Jens Berger, Autor von "Stresstest Deutschland". | Spanien und die Brandstifter - eine hausgemachte Krise. NachDenkSeiten, 5.6.2012.

25.05.12 Spaniens Bankia braucht 18 Mrd €. +++ 05.06.12 Merkel schlägt europ. Bankenaufsicht vor.

"Rechtloses Land, dem der Rechthaber Macht den Gürtel enger und enger schnallt.
[...]
Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land, dessen Geist Dich, Europa, erdachte."
Günter Grass, Literaturnobelpreisträger | Europas Schande. Süddeutsche.de, 25.5.2012. [Wikipedia].

„Die herrschenden Kreise wollen mit allen Mitteln verhindern, dass in Deutschland noch einmal eine Alternative zur rechtskonservativen und neoliberal geprägten Führungsschicht an die Macht kommt. [...]
Die Fremdbestimmung der SPD ist leider in weitem Maße gelungen. Jetzt steht die entsprechende Operation bei der Linkspartei an. Deshalb auch die harten Gefechte. Leider merken es maßgebliche Leute in der Linkspartei offenbar nicht. Andere sind in das Prozedere eingebunden. Davon bin ich fest überzeugt. Bei der SPD habe ich es hautnah erlebt und ich weiß, wer an diesem Prozess der Anpassung der SPD an die herrschende Linie maßgeblich beteiligt war. [...]
Wer die Existenz von Einflussagenten in den Parteien des linken Spektrums nicht glauben will, kann getrost darauf verzichten. Sie oder er werden dann aber immer wieder rätseln müssen, weil sie wichtige Vorgänge nicht mehr verstehen.“
Albrecht Müller, führender Mitarbeiter im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt, Gründer der NachDenkSeiten. | Ein historisch bedeutsamer Tag. NachDenkSeiten, 23.5.2012. 

„Die Angst vor dem Abstieg wurde den Leuten von den Neoliberalen eingeimpft, um sie von kreativen Ideen im sozialen Sinne abzubringen. [...]
Die Boston Consulting Group hat berechnet, was bei einem [weltweiten] Schuldenerlass passieren würde. Ihr Ergebnis: Ja, er würde die Wirtschaft in schwere Turbulenzen stürzen. Die Turbulenzen wären aber noch größer, wenn man die Schulden nicht streichen würde. [...]
Der Kapitalismus wird an seine Grenzen stoßen, das ist offensichtlich. [...] Was danach kommt, kann viel schlimmer werden, brutaler und ungleicher. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns jetzt Gedanken machen, wie wir leben wollen.“
David Graeber, Begründer des Occupy-Mottos "We are the 99 percent". | Interview, Märkische Allgemeine, 21.5.2012.

„Wenn die Macht in der Gesellschaft ungleich verteilt ist, kann es keine demokratische Ordnung geben. An dieser Stelle taucht die Frage nach Eigentum und Vermögen auf, an dieser Stelle. [...] Und deshalb muß jeder, der Demokratie überhaupt ernst nimmt, die Frage aufwerfen: Wie muß Vermögen in der Gesellschaft verteilt werden, damit wir überhaupt zu einer demokratischen Gesellschaft kommen können? Da muß er sich nicht auf das Grundgesetz berufen in diesem formalen Sinn, wie ich das oft erlebe: Eigentumsgarantie, Eigentumsgarantie. [...] Was ist Eigentum? [...] Eigentum entsteht durch eigene Arbeit und nicht dadurch, daß man andere für sich arbeiten läßt. Das ist die Antwort der Aufklärung. [...]
Und daß diejenigen, die das System und die Macht in Frage stellen, die die Demokratie mit Leidenschaft einfordern, als Spinner und Radikalinskis abgeurteilt werden, das ist normal. Aber hier will ich eines sagen: Radikal sein ist nicht ein negativer Stempel, es ist eine Auszeichnung. Denn nur wer an die Wurzel geht, der kapiert überhaupt, worum es geht.“
Oskar Lafontaine, Parteivorsitzender der LINKEN bis Mai 2010. | Rede auf der Konferenz "Neue Kraft voraus! Für eine starke Linke" in Berlin am 20.5.2012. "Was ist Eigentum?" junge Welt, 22.5.2012

„Unsere ökologischen Probleme, die Armut von drei Milliarden Menschen, Trinkwassernotstand, Flüchtlingsdramen - alle diese Probleme könnten wir [...] in den Griff bekommen, wenn die immensen Geldmengen, die vorhanden sind, nicht in falschen Händen wären. [...] Wir sind Zeugen einer globalen Menschenrechtskrise: Millionen leiden unter ungerechten und unwürdigen Lebensverhältnissen, die das Ergebnis einer kriminellen internationalen Arbeitsteilung sind.“
Heiner Geißler, CDU-Generalsekretär 1977-89, Attac-Mitglied seit 2007. | Die Menschen begehren auf, und das ist auch gut so. Neues Deutschland, 19.5.2012

06.05.12 Frankreich: Francois Holland wird neuer Präsident.

[Und als Islands Präsident über seine unorthodoxe Politik sagte, dass der orthodoxe IWF mehr von ihm gelernt habe als Island vom IWF? Glaluben Sie, dass das ein Scherz war?]
"Ich denke er war höflich. Ich habe noch keinen IWF-Ökonomen getroffen, der irgendetwas gelernt hat."
• [So then, when the president of Island says of his unorthodox policy that the orthodox IMF [...] learned more from him than they learned from the IMF, do you think that this was a jabalony?]
"I think he was being polite. I never met any IMF economist who learned anything."
Michael Hudson, US-Ökonomieprofessor. | Capital Account. Russia Today, 18.4.2012, Interview mit Lauren Lyster. [ab 20:50] [Text].

"In Ländern wie Griechenland, Portugal und Spanien zählen die Ansichten der Wähler wesentlich weniger als die der Banker, der Ratingagenturen und anderer Finanzinstitutionen. [...] Die Wirtschaftspolitik ist abgekoppelt von der politischen Basis. Das ist aus meiner Sicht ein Fehler und widerspricht komplett den Idealen der großen europäischen Bewegung, die sich für ein demokratisches, vereintes Europas starkgemacht hat. [...]
Die Arbeit von Adam Smith [vgl. die Lehre von der "unsichtbaren Hand", H.N.] ist weit differenzierter als es den meisten Menschen heute bewusst ist. Smith hat [...] auch darauf hingewiesen, warum wir den Staat und gut durchdachte Regulierung brauchen. Auch Armut und Fragen der Umverteilung waren ihm sehr wichtig. Eigentlich hat sich Adam Smith mit nichts so sehr beschäftigt wie mit dem Thema Armut. [...]
Die grundlegende Frage, die sich Ökonomen stellen sollten, ist: Was können wir tun, um eine anständige Gesellschaft zu haben, in der die Menschen weit mehr Freiheit haben, ein Leben zu führen, auf das sie stolz und glücklich sind. Und wir müssen uns fragen, welche Hilfe der Staat leisten kann, damit es diese substanzielle Freiheit gibt. [...] Unsere Disziplin hat die Ideengeschichte in den letzten Jahrzehnten sehr vernachlässigt. Das war einer unserer größten Fehler."
Amartya Sen, Erfinder des Human Development Index. | "Viele Ökonomen nehmen ihre simplen Modelle zu ernst". Handelsblatt, 12.4.2012.

[Wie beurteilen Sie die Griechenland- und Europolitik der EU und speziell auch der Regierung Merkel?]
"Sie ist kurzsichtig, ökonomisch falsch und politisch zynisch. Ein ohnehin überschuldetes Land wie Griechenland kann sich unmöglich aus einer Überschuldung heraussparen, weil in dem Maße, wie die Sparmaßnahmen das Wirtschaftsgeschehen ausbremsen, die Steuereinnahmen noch schneller sinken als die Regierung sparen kann. Das haben wir die letzten zwei Jahre gesehen."
Harald Schumann, Journalist und Buchautor. | Banken oder Bürger – wem gehört Europa? Kontext TV, 9.3.2012. [ab 1:20].

"Der Versuch, die gegenwärtige Krise als eine Finanzkrise [...] darzustellen, ist in einer fundamentalen Weise ideologisch, weil er bestrebt ist, die Krise nur in einem Teil des kapitalistischen Systems zu lokalisieren und diese so zu begrenzen. Das ist keine harmlose und unschuldige Bezeichnung. Ich spreche hingegen von einer Krise des Kapitalismus, weil es eine Krise des gesamten Systems ist: Es ist eine Krise der Wall Street wie der Main Street (Mittelklasse), es ist im selben Ausmaß eine Krise des Finanzsektors wie der Industrie, des Exportsektors, des Arbeitsmarkts und aller Teile des kapitalistischen Systems. [...]
Meiner Meinung nach stellt die Occupy-Bewegung einen historischen Einschnitt in der Geschichte der Vereinigten Staaten dar. [...] In den vergangenen 10 Jahren etwa kritisierte die Linke den Neoliberalismus, als ob nur diese Art von Kapitalismus das Problem wäre und nicht das Gesamtsystem. Deswegen ist es so extrem wichtig, dass Occupy als erste Massenbewegung nach einem halben Jahrhundert nicht nur die ökonomische Ungleichheit, sondern den Kapitalismus als Ganzes ins Zentrum ihrer Agenda rückte und damit in die Offensive ging. Dies führte Millionen ähnlich denkenden Amerikanern vor Augen, dass sie nicht allein sind."
Richard D. Wolff, em. Professor für Ökonomie. | Tomasz Konicz: Die historischen Wurzeln der gegenwärtigen Krise. Telepolis, 9.3.2012.

08.03.12 Griechenlands Gläubiger sind zu Umschuldung bereit.

"Es gibt ökonomische Ideen und Glaubenssätze, die ich zu lange akzeptiert habe, obwohl sie mit der Empirie nicht übereinstimmten. [...] Es ist unstrittig, dass die Deregulierung, die in der Reagan-Zeit angefangen hat, zu weit gegangen ist. Dass mehr Ineffizienzen durch Marktversagen erzeugt wurde und mittlerweile mehr Kosten als Gewinne durch Abbau von Regeln entstehen."
Thomas Straubhaar, Direktor des Hamurgischen Weltwirtschaftinstitut HWWI. | "Schluss mit dem Imperialismus der Ökonomen". FTD, 5.3.2012.

31.01.12 EU-Gipfel beschließt den Fiskalpakt und Vorziehen des ESM auf Juni.

"Banklobbyisten erklären, die EZB werde eine Lohn- und Preisinflation in Gang setzen, wenn sie das tue, wofür Notenbanken gegründet wurden – nämlich Haushaltsdefizite zu finanzieren. Nun übernehmen Europas Geldinstitute diese Aufgabe und kassieren Zinsen für etwas, was Notenbanken auf ihren eigenen Computern generieren könnten. Aber warum entsteht weniger Inflation, wenn Haushaltsdefizite von Geschäftsbanken und nicht von Zentralbanken finanziert werden? [...]
Der Bankensektor hat sich so weit von der Finanzierung von Wirtschaftswachstum entfernt, dass er sich inzwischen auf Kosten der Allgemeinheit bereichert. Das ist das große Problem unserer Zeit. Verluste sollen von der Allgemeinheit getragen werden, eine Depression wird in Kauf genommen. Wir erleben Habgier und ein ausgesprochen unsoziales und aggressives Verhalten.
Europa muss sich entscheiden, welche Interessen Vorrang haben sollen – die der Banken oder die der Realwirtschaft. [...] Wäre es nicht sinnvoller, die Wirtschaft durch einen Schuldenschnitt anzukurbeln, statt aggressiven Gläubigern immer mehr Geld in den Rachen zu werfen? [...] Um Macht und Einfluss zu behalten, ist es für sie am einfachsten, auf ihrem Kreditschöpfungsmonopol zu beharren und Einmischungsversuche der Zentralbank oder des öffentlichen Sektors abzublocken. Staat und Zentralbank sollten auftragsgemäß handeln und auf einer demokratischen Option der öffentlichen Kreditschöpfung bestehen."
Michael Hudson, US-Ökonomieprofessor. | Banking Wasn't Meant to Be Like This. 27.1.2012. Übersetzt: Gute Bank, böse Bank. FAZnet, 6.6.2012. 

"Und dieses Jahr wird voraussichtlich noch schlimmer. Natürlich ist es möglich, dass die USA ihre politischen Probleme lösen und endlich die Arbeitslosigkeit mithilfe von Konjunkturmaßnahmen auf sechs oder sieben Prozent drücken (eine Rückkehr zu den vier, fünf Prozent, die vor der Krise herrschten, wäre zu viel erwartet). Aber das ist ebenso unwahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass Europa erkennt, dass Sparen allein die Probleme nicht lösen wird. Das Gegenteil trifft zu: Sparsamkeit wird die Wirtschaft nur noch schneller abkühlen."
Joseph Stiglitz, Wirtschaftsnobelpreisträger. | Es geht noch schlimmer! Capital, 19.1.2012.

13.01.12 S&P stuft Frankreich, danach auch neun weitere Länder und den EFSF von AAA herab.

2011

„Während jeder normale Mensch für jede Windel und Kaffeemaschine Umsatzsteuer zahlt, beteiligen sich die Devisenhändler und Spekulanten mit keinem Cent an der Finanzierung der Menschheitsaufgaben. Es gibt Geld wie Heu auf dieser Erde, nur haben es die falschen Leute.“
Heiner Geißler, CDU-Generalsekretär 1977-89, Attac-Mitglied seit 2007. | "Nächstenliebe ist knallharte Pflicht". DIE ZEIT, 15.12.2011. 

„Der Kapitalismus erfüllt nicht einmal seinen eigenen Anspruch auf Leistungsgerechtigkeit – also dass sich die Verteilung der Güter nach der Leistung der Menschen richtet. [...] Ich möchte keinen Staatskapitalismus, sondern eine neue Wirtschaftsordnung, in der Eigentum nur noch durch Arbeit entsteht. Das setzt voraus, dass nicht mehr Firmenerben oder Hedgefonds Eigentümer der großen Wirtschaftsunternehmen sind, sondern die Beschäftigten oder die Gesellschaft insgesamt.
Seit der Abschaffung der Monarchie ist politische Macht nicht mehr vererbbar. Wenn wir eine wirkliche Demokratie wollen, darf auch Wirtschaftsmacht nicht mehr wie ein privates Gut vererbt werden. [...] An einer Neuverteilung von Einkommen und Eigentum führt kein Weg vorbei.“
Sahra Wagenknecht, stellv. Vorsitzende der LINKEN. | "Nächstenliebe ist knallharte Pflicht". DIE ZEIT, 15.12.2011.

31.10.11 Papandreou kündigt Referendum zum Sparpaket an, die Kredite werden auf Eis gelegt, er tritt am 06.10.11 zurück. +++ 12.11.11 Rücktritt von Silvio Berlusconi. +++ 20.11.11 In Spanien erhält die konservative PP die absolute Mehrheit.

"Der Kern der europäischen Krise liegt nicht in drei Jahrzehnten Neoliberalismus, nicht im Platzen der Spekulationsblase, nicht in der Verletzung der Maastricht-Kriterien, nicht in der Staatsverschuldung und auch nicht bei den Banken und der allgemeinen Gier - so wichtig diese Dinge allesamt sein mögen. Er liegt in der Politik. Genauer: im Fehlen einer gemeinsamen europäischen Regierung."
Joschka Fischer, Bundesaußenminister 1998-2005. | Es wird einsam und kalt um Europa. Süddeutsche.de, 1.11.2011.

"Ich glaube, wir sind uns einig: Dies ist die größte Belastungsprobe der Wirtschafts- und Währungsunion, die es je gegeben hat. [...] Die Wahrheit ist: Jahrelang war es möglich, Schulden zu machen, ohne dass es Sanktionen der Märkte in Form von erhöhten Zinsen gab oder die Sanktionen im Stabilitäts- und Wachstumspakt, die eigentlich dafür vorgesehen sind. Jahrelang war es möglich, notwendigen Reformen auszuweichen und in der Wettbewerbsfähigkeit zurückzufallen. [...]
Angesichts der Dimension bei der Bekämpfung der Krise ist nicht zu vergessen: Entstanden ist sie maßgeblich auch durch zu wenig Regulierung. Deshalb bleibt die Regulierung der Finanzmärkte eine der großen Aufgaben, die bei weitem noch nicht erledigt ist. [...] Ein wichtiger Schritt wird jetzt in Cannes gegangen werden: Systemrelevante Banken werden nicht mehr so, wie es in der Krise der Fall war, behandelt, dass nämlich letztlich der Steuerzahler dafür eintreten muss. "Too big to fail" gibt es nicht mehr, und international wird ein Restrukturierungsprozess für die systemischen Banken vereinbart [...]. [...]
Gestatten Sie mir angesichts der Lage - nicht nur der ökonomischen Lage wegen der Schuldenkrise, sondern auch der politischen Lage in einzelnen Staaten Europas - zum Schluss ein persönliches Wort. Niemand sollte glauben, dass ein weiteres halbes Jahrhundert Frieden und Wohlstand in Europa selbstverständlich ist. Es ist es nicht. Deshalb sage ich: Scheitert der Euro, dann scheitert Europa."
Angela Merkel, Bundeskanzlerin. | Regierungserklärung zum Euro-Gipfel, 26.10.2011.

"Das sind keine Menschen, die da im Bundestag sitzen, das sind Rollen. Von den Menschen hinter den Rollen wissen wir in Wirklichkeit sehr wenig. Und das erwartet die Öffentlichkeit auch so. Aber das finde ich nicht gut! [...] Ich will weich bleiben, ich will weiter zuhören, ich will auf Kritik eingehen. Das macht für mich eben einen guten Poitiker aus. Und ich kann nur hoffen, dass die Gesellschaft sich das irgendwann genug wünscht, um mir auch die Möglichkeit zu geben, so zu sein."
Marina Weisbrand, Politische Geschäftsführerin der Piratenpartei bis April 2011. | Der Politiker und die Politik. www.marinaslied.de,19.10.2011).

"Wie konnte und kann es sein, dass sich die These effizienter Finanzmärkte so lange so prominent hat halten können, obschon all die Gründe ihres Versagens bestens untersucht sind, sie empirisch längst widerlegt war und sie nun durch die verschiedenen Krisen der letzten Dekade erst recht diskreditiert ist? Warum haben so wenige – auch ich nicht  – kritisch hinterfragt, wer, erstens, ein ganz profanes persönliches Interesse am Effizienzmythos der Finanzmärkte hat und wer [...] in der Praxis vom Glauben an die Effizienz von Finanzmärkten profitiert. [...]
Wie konnte es dazu kommen, dass sich die Überzeugung von effizienten Finanzmärkten derart unverrückbar in den Lehrbüchern festgesetzt hat? Das hat ganz sicher etwas damit zu tun, wie man in ökonomischen Fachkreisen Reputation erlangt. Und damit, was „angesagt“ ist und publiziert wird in jenen akademischen Zeitschriften, die als Grundlage von Rankings genommen werden, die wiederum ein Maßstab sind für die Zuteilung von Forschungsmitteln. Wenn der Mainstream der Meinung ist, dass Finanzmärkte effizient sind, dann ist es fürAbweichler enorm riskant, gegen das Kartell jener zu opponieren, die als Insider über die Vergabe von Professorenstellen, Forschungsaufträgen und Budgets bestimmen."
Thomas Straubhaar, Direktor des Hamurgischen Weltwirtschaftinstitut HWWI. | Der große Irrtum. FTD.de, 5.10.2011.

01.08.11 Zinsen auf italienische Staatsanleihen stark gestiegen. +++ 08.08.11 EZB kauft auch ital. und span. Anleihen +++ 28.08.11 IWF-Chefin Lagarde fordert nach neuer Vertrauenskrise der Banken Rekapitalisierung aus EFSF-Mitteln. +++ 07.09.11 Bundesverfassungsgericht: Haushaltsausschuss muss allen Maßnahmen zustimmen. +++ 29.09.11 Bundestag beschließt Aufstockung des EFSF auf 780 Mrd €.

"Ich gehörte zu jenen, die hofften, die Finanzkrise würde die Amerikaner und andere lehren, dass wir mehr Gleichheit, eine stärkere Regulierung und ein besseres Gleichgewicht zwischen Markt und Staat brauchen. Das ist leider nicht passiert. Im Gegenteil: Wieder einmal wird die Weltwirtschaft oder zumindest die Wirtschaft Europas und Amerikas, wo diese Ideen weiter gedeihen, vom Wiedererstarken einer rechtsgerichteten Wirtschaftslehre bedroht. Sie ist wie immer angetrieben durch Ideologie und Partikularinteressen."
Joseph Stiglitz, Wirtschaftsnobelpreisträger. | Stoppt die rechten Krisentreiber. FTD, 15.7.2011.

"Erschwerend kommt hinzu, dass die Notenbanken ihre Hauptaufgabe nicht darin sahen, das Nominaleinkommen zu stabilisieren. Sie haben nicht nur beim Versuch versagt, gute Keynesianer zu sein. Sie waren nicht einmal gute Monetaristen. Das wirft die Frage auf, ob das Notenbanksystem nicht selbst drastisch reformiert werden muss. [...]
Möglicherweise müssen wir sogar zum sehr viel stärker reglementierten Finanzsystem der ersten Generation aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückkehren. Der damalige Aufbau hat, soweit wir es aus makroökonomischer Sicht erkennen können, dem industriellen Kern gutgetan. Und mit Sicherheit wissen wir, dass unser jetziges System nicht funktioniert."
James Bradford DeLong, Finanzstaatssekretär unter Clinton, ehemaliger „Deregulierer“. | Geständnisse eines Deregulierers. FTD, 6.7.2011.

Mai 2011: Krise um Griechenland verschärft sich immer weiter. +++ 17.05.11 In Madrid demonstrieren 40.000 Menschen. +++ 30.06.11 Griechenland nimmt "Sparplan" an.

"Die Krise war [...] das Resultat hochriskanter, komplexer Finanzprodukte, verdeckter Interessenskonflikte und des Versagens der Aufsichtsbehörden, der Rating-Agenturen und des Markts selbst."
[T]he crisis was [...] the result of high risk, complex financial products; undisclosed conflicts of interest; and the failure of regulators, the credit rating agencies, and the market itself to rein in the excesses of Wall Street.
Vorwort des 635-seitigen Levin-Coburn-Report. | Wall Street and the Financial Crisis: Anatomy of a Financial Collapse. Permanent Subcommittee on Investigations, 13.4.2011, S. 1.

07.04.11 Portugal bittet um EU-Hilfe. +++ 13.04.11 Levin-Coburn-Report zur Finanzkrise.

"Sind die Ursachen der Krise beseitigt? Haben wir aus den Fehlern wirklich gelernt? Ich möchte ganz offen sein, mein Fazit lautet: Nein – weder haben wir die Ursachen der Krise beseitigt, noch können wir heute sagen: Gefahr erkannt – Gefahr gebannt."
Christian Wulff, Bundespräsident. | Rede beim XIX. Deutschen Bankentag des Bundesverbandes deutscher Banken, Berlin, 31. März 2011.

04.02.11 EU-Gipfel beschließt dt.-frz. Konzept einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung. +++ 17.02.11 Das "Plenum der Ökonomen" wendet sich scharf gegen den ESM. +++ 13.03.11 Merkel setzt den Euro-Wettbewerbsfähigkeitspakt durch. +++ 21.03.11 Die EU-Finanzminister beschließen die Ausgestaltung des ESM. +++ 25.03.11 EU-Gipfel beschließt Euro-Plus-Pakt. 

"Nach Aussage von Hans-Werner Sinn haben deutsche Banken im letzten Jahrzehnt zwei Drittel der deutschen Ersparnisse in aller Welt angelegt. Gehen die Offshore-Abenteuer der Banken jedoch schief, muss man einen Dummen finden, der einen raushaut. Und hier gilt die Formel: Je größer die Dimension des potentiellen Schadens, desto einfacher ist ein solcher Dummer zu finden. Dieser ist praktisch immer die Politik. Denn nur die Politik verfügt über eine schier unerschöpfliche Geldquelle: den Steuerzahler. [...]
An dieser Stelle haben die Banken ganze Arbeit geleistet. Sie haben es geschafft, ihre eigene, desaströse „Leistung“ in eine Eurokrise zu verwandeln. [...]
Die Politik hält es nicht für nötig, dem eigenen Volk zu erklären, warum die Verursacher der Krise nicht mit einem auch noch so geringen, ja nicht einmal symbolischen Anteil in die Mithaftung genommen werden sollen.
Es ist höchste Zeit, dass die Politik die wahren Verursacher der Krise benennt und diese effektiv an die Kette legt, anstatt immer mehr Garantien auszustellen und Geld für einen Finanzsektor zu drucken, der in dieser Form keine Daseinsberechtigung mehr hat.
Die anhaltende Diskussion um die Existenzfähigkeit des Euro lenkt dagegen nicht nur von den wahren Ursachen und Verursachern ab, sie ist zudem zynisch, verantwortungslos und verlogen [...]."
Wieslaw Jurczenko, Wirtschaftsjournalist. | Euroland in Bankenhand. Blätter für deutsche und internationale Politik, 1/2011, S. 11-14.

"Über 30 Jahre Deregulierung und Vertrauen auf die Selbstregulierung von Finanzinstitutionen, verfochten vom ehemaligen Fed-Chef Alan Greenspan und anderen, unterstützt von mehreren Regierungen und Kongressen und von der mächtigen Finanzindustrie bei jeder Gelegenheit aktiv vorangetrieben, haben entscheidende Schutzmaßnahmen ausgeschaltet, die die Katastrophe hätten verhindern helfen können."
Financial Crisis Inquiry Commission: The Financial Crisis Inquiry Report, Januar 2011, S. xxviii.

25.01.11 Erste Unruhen in Ägypten. +++ 28.01.11 Abschlussbericht der US-Kommission FCIC.

"Die relativ wenigen professionellen Wirtschaftswissenschaftler, die vor der aktuellen Krise gewarnt hatten, waren Leute die nicht nur die wirtschaftswissenschaftliche Literatur gelesen, sondern auch ein persönlicheres Urteil ins Spiel gebracht hatten [...], denen unsere Wirtschaftselite vertraut war – ihre Inspiration, Glaubenssätze, Ausflüchte und Rationalisierungen."
Robert Shiller, US-Ökonom an der Yale Universität. | Allgemeinverständliche Wirtschaftswissenschaften. Project Syndicate, 20.1.2011.

12.01.11 England kürzt Staatsausgaben bis 2014 um 93 Mrd €.

2010

17.12.10 beschließt dauerhaften Rettungsfonds ESM ab 2013. +++ 24.12.10 Erste Unruhen in Tunesien. +++ In 2010 neue Rekordeinnahmen der Wall-Street-Banker. +++ Laut IWF-Schätzung unterstützen die G20 den Finanzsektor 2009 mit 905 Mrd $, die Staatsverschuldung der Eurozone stieg in einem Jahr von 69,3 auf 78,7%.

"Bis 1990, vor der Globalisierung, waren Banken loyale Spieler ihrer Volkswirtschaft und haben ihre volkswirtschaftlichen Funktionen einwandfrei überwiegend wahrgenommen. Wir haben heute Global Player. [...] Die globale Bankenaristokratie muss zerschlagen werden auf eine Größe, dass die Haftungsmassen der nationalen Volkswirtschaft noch kompatibel sind mit den Risiken, die von diesen Banken ausgehen."
Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. | "Globale Bankenaristokratie muss zerschlagen werden". Deutschlandradio Kultur, 27.11.2010.

21.11.10 Irland bittet EU und IWF um Hilfe und erhält 85 Mrd € Kredite zugesagt.

"Man denke nur an die zum Teil unüberlegte, nicht konsequent in ihrer Wirkungsweise durchdachte Liberalisierung der Finanzmärkte in den letzten beiden Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts, die ein wesentlicher Grund für die aktuelle Finanzkrise ist. ... die postulierte Effizienz des Marktes wurde geradezu vergöttert."
Reinhard Selten, bisher einziger deutscher Wirtschafts-Nobelpreisträger. | "Ich befürworte die Einschränkung von Leerverkäufen". Börsen-Zeitung, 17.7.2010.

03.02.10 Griechenlands Staatshaushalt unter EU-Kontrolle. +++ 24.03.10 Fitch stuft Portugal auf AA- herab. +++ 11.04.10 Euroländer beschließen 110 Mrd €-Kreditpaket für Griechenland. +++ 16.04.10 SEC erhebt Betrugsklage gegen Goldman Sachs. +++ 27.04.10 Griechenland wird auf BB+ herabgestuft, Portugal auf A-. +++ 02.05.10 Akutes Ansteigen versch. Anleihezinsen und neue Vertrauenskrise unter den Banken, 30 Mrd €-Kürzungsprogramm für Griechenland. +++ 08.05.10 EU und IWF beschließen provisorischen Euro-Rettungsschirm (EFSM) von 750 Mrd €. +++ 10.05.10 EZB kauft bis Monatsende ca. 40 Mrd € Staatsanleihen. +++ 07.06.10 Gründung der EFSF. +++ Juli 2010 verstärkte Spekulationen am Nahrungsmittelmarkt. +++ 15.07.10 US-Bankenregulierungsgesetz verabschiedet.

"Nie wieder darf der amerikanische Steuerzahler Geisel einer Bank sein, die „too big to fail“ ist. [...] Doch was wir in den letzten Wochen gesehen haben, ist eine Armee von Lobbyisten von Wall Street, die zum Capitol Hill [d.h. US-Kongress] herabsteigen und versuchen, grundlegende, absolut vernünftige Regeln zu verhindern, die unsere Wirtschaft und das amerikanische Volk schützen würden. Nun gut – wenn diese Leute einen Kampf wollen, dann bin ich bereit dafür."
• "Never again will the American taxpayer be held hostage by a bank that is too big to fail. [...] But what we’ve seen so far in recent weeks is an army of industry lobbyists from Wall Street descending on Capitol Hill to try and block basic and common-sense rules of the road that would protect our economy and the American people. So if these folks want a fight, it’s a fight I’m ready to have."
Barack Obama, US-Präsident. | Full Text of Obama’s Remarks on Financial Reform. WSJ, 21.1.2010.

13.01.10 Die US-Untersuchungskommission zur Finanzkrise (FCIC) beginnt ihre Arbeit.

2009

"Ich habe mich nicht um das Präsidentenamt bemüht, um einem Haufen von Bonzen-Bankern an der Wall Street zu helfen. [...] einige Leute an der Wall Street haben es noch nicht begriffen. [...] Sie grübeln noch immer, warum die Menschen auf die Banken so wütend sind. Nun [...] eben diese Banken, die von der Hilfe der Steuerzahler profitiert haben, sind es, die nun über ihre Lobbyisten mit Zähnen und Klauen gegen jegliche regulatorische Kontrolle kämpfen."
• I did not run for office to be helping out a bunch of fat cat bankers on Wall Street. [...] some people on Wall Street still don't get it. [...] They're still puzzled why it is that people are mad at the banks. Well, let's see. [...] These same banks who benefited from taxpayer assistance who are fighting tooth and nail with their lobbyists... up on Capitol Hill, fighting against financial regulatory control.
Barack Obama, US-Präsident. | Obama Defends Afghanistan Timetable Plan. CBS News, 14.12.2009.

11.12.09 Obamas Bankenregulierungsgesetz (Dodd-Frank-Act) vom Repräsentantenhaus verabschiedet.

"Ich wünschte, jemand könnte mir nur einen kleinen neutralen Beweis dafür geben, dass Finanzinnovationen zu wirtschaftlichem Wachstum geführt hätten – eine Spur eines Beweises."
• "I wish someone would give me one shred of neutral evidence that financial innovation has led to economic growth – one shred of evidence."
Paul Volcker, Berater von US-Präsident Obama und Vorgänger von Alan Greenspan als Fed-Vorsitzender. | ‘Wake up, gentlemen’, world’s top bankers warned by former Fed chairman Volcker. The Times, 9.12.2009. [Link geht nicht mehr].

08.12.09 Griechenlands Rating wird auf BBB+ herabgestuft.

"Wir müssen das Monster bändigen."
Kenneth Rogoff, Harvard-Ökonom, IWF-Chefökonom 2001-03. | "Wir müssen das Monster bändigen". Süddeutsche.de, 1.12.2009.

"Ich sehe es als eine unserer wohl letzten Chancen, die Kontrolle über Finanzkonzerne in Megagröße zu erlangen, bevor sie die Welt übernehmen." [bzgl. Gesetzentwurf zur Aufspaltung der Banken].
• "I see it as one of our potentially last chances to get control, particularly of financial institutions in their mega-forms, before they take over the world."
Paul Kanjorski, US-Abgeordneter im Finanzdienstleistungsausschuss. | Curbing Size of Big Firms. Wall Street Journal online, 11.11.2009.

"Banken sind dazu da, der Öffentlichkeit zu dienen und sollen sich darauf konzentrieren."
Paul Volcker, Berater von US-Präsident Obama und Vorgänger von Alan Greenspan als Fed-Vorsitzender. | „Großbanken müssen zerschlagen werden“. Süddeutsche.de, 21.10.2009.

16.10.09 USA melden Rekorddefizit von 1.417 Mrd $ im letzten Haushaltsjahr. Großbanken melden dagegen wieder große Gewinne.

"Wenn sie „too big to fail“ sind, dann sind sie eben „too big“, zu groß. 1911 haben wir Standard Oil aufgespalten – und was geschah? Die einzelnen Teile wurden wertvoller als das Ganze. Vielleicht ist es genau das, was wir tun müssen. [...] Wenn man dies nicht neutralisiert, bekommt man eine dem Untergang geweihte Reihe von veralteten Institutionen, die das Vermögen der Gesellschaft eine Menge kosten werden."
• "If they’re too big to fail, they’re too big. In 1911 we broke up Standard Oil – so what happened? The individual parts became more valuable than the whole. Maybe that’s what we need to do. [...] If you don’t neutralize that, you’re going to get a moribund group of obsolescent institutions which will be a big drain on the savings of the society."
Alan Greenspan, ehemaliger Vorsitzender der Federal Reserve (Fed). | Greenspan Says U.S. Should Consider Breaking Up Large Banks. Bloomberg, 15.10.2009.

25.09.09 G20-Gipfel in Pittsburgh.

"Ich sehe mit Sorge, dass, je stärker einige Akteure auf den internationalen Finanzmärkten werden, und je größer die Not einiger Staaten ist, weil sie in die Verschuldung gehen mussten, um die Volkswirtschaften zu retten, eine alte Arroganz sich wieder Weg bahnt und sagt „Ihr seid doch von uns abhängig“. Und ich darf Ihnen für mich persönlich sagen, es ist mir ein festes Anliegen, [...] dass wir als Politik aus dem Erpressungspotential einzelner Akteure herauskommen."
Angela Merkel, Bundeskanzlerin. | Rede bei den Berliner Gesprächen der CDU zum Thema „Nachhaltiges Wachstum – Wege aus der Wirtschaftskrise“, 17.8.2009. [Quelle]

"[...] die Bevorzugung mathematischer Modelle gegenüber der Wirklichkeit hinderte viele Ökonomen daran, das lebendige Ganze anzuschauen."
"[...] the preference for mathematical technique over real-world substance diverted many economists from looking at the vital whole."
Brief von Prof. G.M. Hodgson und anderen Ökonomen an die Queen, 10.8.2009. [vgl. den Brief der Britisch Academy vom 22.7.2009]

"Angesichts solcher Entgleisungen stelle ich mir schon die Frage, ob wir es nicht auch in Deutschland mit der Deregulierung zu weit getrieben haben. [...] Wir haben nur einen Versuch, die Dinge auf den Finanzmärkten in Ordnung zu bringen und die Weltwirtschaftsordnung ein gutes Stück menschlicher zu machen. Deshalb müssen sich jetzt alle gesellschaftlichen Kräfte zu einem Bündnis gegen die Renaissance der Marktgläubigkeit zusammenschließen. Wenn das passiert, dann hätte diese Krise wirklich einen Sinn gehabt."
Peer Steinbrück, Finanzminister. | Keine Moral – Schaden für alle. Süddeutsche.de, 17.7.2009.

17.06.09 Obama-Plan für den Umbau der Finanzaufsicht ("White Paper").

„[Credit Default Swaps = CDS sind] Instrumente der Zerstörung. [...] Der Handel mit ihnen sollte verboten werden.“
George Soros, Großinvestor. | Milliardär Soros fordert Verbot. Focus.de, 12.6.2009.

11.06.10 Die Weltbank warnt vor der schwersten Rezession seit den 30er Jahren. 

"In den letzten Monaten habe ich mit den Chefs der zweiundzwanzig wichtigsten Banken und Finanzinstitutionen gesprochen. Ich war sehr überrascht, dass einige von ihnen ihre eigene Rolle in der ganzen Sache immer noch nicht wahrhaben wollen."
Neelie Kroes, EU-Wettbewerbskommissarin 2004-09. | Pakt mit Brüssel. Süddeutsche.de, 9.6.2009.

13.05.10 Kabinett beschließt "Bad-Bank-Gesetz". +++ 01.06.10 US-Regierung rettet General Motors.

"Die Zeiten andauernder 25-prozentiger Nachsteuer-Renditen in der Finanzindustrie sind vorbei." Es könne nicht sein, dass "Verluste sozialisiert und Gewinne privatisiert werden"
Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von Goldman Sachs. | Goldman-Sachs-Chef fordert kollektive Demut seiner Branche. Spiegel.de, 3.5.2009.

17.04.09 Verstaatlichung der HRE beginnt. +++ 30.04.09 Chrysler insolvent.

"Der eigentliche Coup aber ist der Ritterschlag für die Finanzbranche. Das ist schon ein unglaublicher Vorgang, wenn man bedenkt, dass dieser Wirtschaftssektor geadelt wird in einer Phase und für ein Verhalten, bei dem man eigentlich den Staatsanwalt losschicken müsste. [...]
Gut geplant scheint mir auch die Konzentration der Vorschläge und Forderungen nach „Transparenz“ und „Regulierung“. Damit ist es gelungen, die grundsätzliche Infragestellung des Casinobetriebs und die Diskussion seiner Schließung zu vermeiden."
Albrecht Müller, führender Mitarbeiter im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt, Gründer der NachDenkSeiten. | Ist Hopfen und Malz schon verloren? NachDenkSeiten, 3.4.2009.

02.03.09 AIG (USA) meldet Quartalsverlust von 61,7 Mrd $. HSBC (GB) plant 14 Mrd $ Kapitalerhöhung.

"Wir haben gesehen, dass eine auf schwachen Gewerkschaften, hoher Ungleichheit und Deregulierung basierende Wirtschaft, kein Wachstum produziert, sie produziert ein Desaster, und wir müssen es anders machen."
• "We've seen that a weak-union, high inequality, deregulation economy doesn't produce growth, it produces disaster, and we need to do something different. Trusting the Wall Street guys didn't work."
Richard Freeman, Harvard-Ökonom. | Art Levin: Union Allies Fight Back Against GOP „Meltdown Lobby“ With IRS Complaint, Grass-Roots Campaigns. Huffington Post, 27.2.2009.

 14.01.09 Schwere Ausschreitungen in Lettland. +++ 22.01.09 Ratings von Griechenland, Spanien und Irland herabgestuft. +++ 13.02.09 US-Konjunkturpaket von 789 Mrd $ verabschiedet. +++ 18.02.09 Kabinett beschließt das Rettungsübernahmegesetz für die HRE.

Der Kapitalismus habe sich als „sehr, sehr ungerechtes System“ erwiesen. „Man muss realistisch sein. Alle Versuche, den Kapitalismus grundlegend zu verändern, sind gescheitert“.
Auch wenn es bisher keine glaubwürdige Alternative gebe, heiße das nicht, dass nicht weiter nach einer gesucht werden müsse.
Pascal Lamy, Generaldirektor der WTO. | „Kapitalismus ist ein sehr, sehr ungerechtes System“. Tagesanzeiger, 7.1.2009.

2008

"Wer noch zu stark auf kurzfristige Ambitionen und partikulare Interessen setzt und zu wenig auf Solidität und Solidarität, verpasst die Zukunft. Dieses Geschäftsmodell hat abgedankt, fragwürdige Vergütungspraktiken und exorbitante Abfindungen noch im Falle des Versagens inklusive. Mehr Demut ist nötig, und zwar überall."
Michael Diekmann, Vorstandsvorsitzender der Allianz. | Weitblick und Sicherheit. wiwo.de, 19.12.2008.

04.11.08 Obama gewinnt die US-Wahlen. +++ 16.11.08 Weltfinanzgipfel der G20. +++ Die N.Y. Times listet US-Rettungsprogramme von insgesamt 7.800 Mrd $. +++ 04.12.08 Deutsches Konjunkturpaket I (50 Mrd €). +++ 16.12.08 Die Fed senkt den Leitzins auf 0-0,25%.

„I found a flaw in the model that I perceived is the critical functioning structure that defines how the world works. That’s precisely the reason I was shocked... I still do not fully understand why it happened and obviously to the extent that I figure where it happened and why, I will change my views."
Alan Greenspan, Vorsitzender der Federal Reserve (Fed). | Greenspan Concedes Error on Regulation. N.Y. Times, 23.10.2008.

29.09.08 Island beschließt Verstaatlichung der Glitnir. +++ 05.10.08 Merkel garantiert für deutsche Spareinlagen. +++ 08.10.08 Konzertierte Leitzinsensenkung der Zentralbanken. +++ 13.10.08 Deutsches Bankenrettungspaket von knapp 500 Mrd €. +++ 16.10.08 Island zahlungsunfähig. Schweiz rettet die UBS

"Heute müssen wir uns zusätzlich der Finanzmarktanarchie stellen: der Undurchsichtigkeit, Gier und Verantwortungslosigkeit eines Systems, das seinen Bezug zur realen Wirtschaft verloren hat."
Dominique Strauss-Kahn, Direktor des IWF. | Finanzkrise: IWF rechnet mit höheren Belastungen. Handelsblatt, 28.9.2008.

07.09.08 Die US-Finanzaufsicht übernimmt die Kontrolle über Fannie Mae und Freddie Mac. +++ 15.09.08 Zusammenbruch von Lehman Brothers, der weltweite Interbankenmarkt kommt zum Erliegen. Merill Lynch wird von der Bank of America aufgekauft. +++ 17.09.08 AIG erhält 85 Mrd $ Kredit und wird verstaatlicht. +++ 19.09.08 US-Regierung kündigt 700 Mrd $-Rettungsfonds an (TARP). +++ 25.09.08 Zusammenbruch der Washington Mutual. +++ 28.09.08 Krisensitzung zur HRE (DE).

"Die Steuerzahler sind zu nachsichtig. Aber wenn der Gedanke des Fair Play völlig ad absurdum geführt sein wird, könnte ihr Gleichmut kippen. Und das ist nicht ausgeschlossen, denn die Bankaristokraten weltweit, vor allem aber an der Wall Street, haben den Kontakt zu den Menschen völlig verloren."
Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger und ehemaliger Chefökonom der Weltbank. | "Banken haben total versagt". manager magazin, 22.8.2008.

11.07.08 Zusammenbruch der Bausparbank IndyMac

"Jetzt muss jedem verantwortlich Denkenden in der Branche selbst klar geworden sein, dass sich die internationalen Finanzmärkte zu einem Monster entwickelt haben, das in die Schranken gewiesen werden muss."
Horst Köhler, Bundespräsident, Direktor des IWF 2000-04. | „Die Finanzmärkte sind zu einem Monster geworden“. Stern.de, 21.5.2008.

21.01.08 Größter DAX-Kurseinbruch seit dem 11. September. +++ 07.02.08 US-Kongress verabschiedet erstes Konjunkturprogramm von 150 Mrd $. +++ Zusammenbruch von Bear Stearns. +++

2007

Okt/Nov 2007: Große US-Banken melden erhebliche Verluste im Subprime-Bereich, Rücktritte der CEOs von Merrill Lynch und Citigroup. +++ 12.12.07 EZB und Fed kündigen weitere Liquiditätshilfen an.

"Ratingagenturen sagen, Hedgefonds verursachen ein systemisches Risiko. Das ist witzig – ich denke, Ratingagenturen verursachen ein viel größeres systemisches Risiko. [...] Eines Tages werden die Steuerzahler zu bezahlen haben, wenn die Regierung genau dann feststellt, dass einer der großen, mit hohem Risiko agierenden Player „too big to fail“ ist, wo er an genau diesem Punkt ist: to fail."
• "Rating agencies say hedge funds cause systemic risk. Funny, I think rating agencies are facilitating an even bigger systemic risk. [...] One day, taxpayers may have to pay, should the government determine that an over-levered leader is too big to fail at the point it reaches the cusp of doing just that."
David Einhorn, Chef des Hedgefonds Greenlight Capital. | Heilbrunn Center for Graham & Dodd Investing. 17th Annual Graham & Dodd Breakfast. David Einhorn’s Prepared Remarks, 19.10.2007.

02/2007: Zahlungsausfälle auf US-Subprime-Kredite erreichen einen Höchststand. +++ 02.04.07 Hypothekenfinanzierer New Century Financial insolvent. +++ 15.06.07 Ratingagentur Moody's stuft verschiedene Anleihen herab. +++ 17.07.07 Zwei Hedgefonds von Bear Stearns kollabieren. +++ 28.07.07 IKB in Schieflage. +++ 06.08.07 American Home Mortgage insolvent. +++ 09.08.07 Akute Vertrauenskrise unter den Banken, EZB stellt knapp 100 Mrd € zur Verfügung. +++ 17.09.07 Banken-Run auf die Northern Rock (GB), es folgen Einlagensicherungsgarantien.

2006

"Es wäre zu hoffen, dass es nicht einer chaotischen Korrektur der momentanen Exzesse bedürfte, um überzeugend nachzuweisen, dass wir uns in der Tat auf einem gefährlichen Weg befinden."
• "One hopes that it will not require a disorderly unwinding of current excesses to prove convincingly that we have indeed been on a dangerous path."
William White, Chefvolkswirt der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich). | Is price stability enough? BIS Working Papers No 205, April 2006, S. 16. [siehe auch: Der Mann, der zuviel wusste. Der Spiegel, 6.7.2009].

2005

"Die Frage ist nicht, ob sie [die Hedgefonds] ein Desaster verursachen werden; die einzige Frage ist: wann."
Jochen Sanio, Chef der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin. | Internationale „Risiko-Konferenz“ in New York, 22.9.2005. [Quelle]

"Weit entfernt davon, die Rolle des rauen Burschen zu spielen, die für unabhängige Zentralbanker notwendig wäre, ist die Fed ein Anwalt billigen Geldes geworden. [...] Der Tag steht nahe bevor, wo die US-Geldpolitik wieder realistisch werden muss. [...] Die Verlautbarungen der Fed haben uns in das größte moralische Dilemma überhaupt geführt: Wie ein vermögens-abhängiges System der unnachhaltig niedrigen Realzinssätze entwöhnt werden kann, ohne das ganze Kartenhaus zum Einstürzen zu bringen. Je länger die Fed wartet, desto gefährlicher ist die Exit-Strategie."
• "Far from playing the role of the tough guy that is required of independent central bankers, the Fed has become an advocate of the easy money of a powerful liquidity cycle. [...] The day is close at hand when US monetary policy must get real. [...] Fedspeak has taken us into the greatest moral hazard dilemma of all -- how to wean an asset-dependent system from unsustainably low real interest rates without bringing the entire House of Cards down. The longer the Fed waits, the more perilous the exit strategy."
Stephen Roach, Chefökonom von Morgan Stanley. | Original Sin, 25.4.2005.

2003

"Der Geist der Derivate ist nun aus der Flasche befreit worden, und diese Instrumente werden sich in ihrer Verschiedenartigkeit und Zahl ganz sicher vervielfachen, bis irgendein Ereignis ihre Toxizität offenbar werden lässt. [...] Aus unserer Sicht sind Derivate finanzielle Massenvernichtungswaffen, sie beinhalten Gefahren, die – im Moment noch latent – potentiell tödlich sind."
• The derivatives genie is now well out of the bottle, and these instruments will almost certainly multiply in variety and number until some event makes their toxicity clear. [...] In our view, however, derivatives are financial weapons of mass destruction, carrying dangers that, while now latent, are potentially lethal.
Warren Buffett, Großinvestor, Vorsitzender von Berkshire Hathaway. | Anleger-Rundschreiben, 21.2.2003.

1998

"Es wäre schlicht naiv zu meinen, dass die Märkte immer diszipliniert und korrekt funktionieren."
• "Finally, it would be simply naive to assume that the markets will always exercise discipline appropriately."
William White, Chefvolkswirt der BIZ (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) . | Promoting International Financial Stability: The Role of the BIS. In: Regulatory and Supervisory Challenges in a New Era of Global Finance. FONDAD, The Hague, März 1998, www.fondad.org.

"Der Kapitalismus, mit seinem blinden Vertrauen auf die Marktkräfte, stellt nun eine vollkommen neuartige Gefahr für die offene Gesellschaft dar, und die zentrale Aussage dieses Buches lautet deshalb: Der heutige Marktfundamentalismus ist eine wesentlich größere Bedrohung für die offene Gesellschaft als jede totalitäre Ideologie."
George Soros, Großinvestor. | Die Krise des globalen Kapitalismus. Fest Verlag, 1998, S. 21f. [Zitat | Rezension].

1957

"So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, daß ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen vermag. Am Ausgangspunkt stand der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu überwinden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet."
Ludwig Erhard, Bundeswirtschaftsminister 1949-63, Bundeskanzler 1963-66. | Wohlstand für Alle, 1957.

1948

"Nicht die freie Marktwirtschaft des liberalistischen Freibeutertums einer vergangenen Ära, auch nicht das 'freie Spiel der Kräfte' und dergleichen Phrasen, mit denen man hausieren geht, sondern die sozial verpflichtende Marktwirtschaft, die das einzelne Individuum wieder zur Geltung kommen lässt, die den Wert der Persönlichkeit obenan stellt und der Leistung dann aber auch den verdienten Ertrag zugutekommen lässt, das ist die Marktwirtschaft moderner Prägung."
Ludwig Erhard, Bundeswirtschaftsminister 1949-63, Bundeskanzler 1963-66. | Marktwirtschaft im Streit der Meinungen, Rede vom 28.8.1948 vor dem 2. Parteikongress der CDU in der britischen Zone, Recklinghausen. [o]