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Dafür gibt es aber kein Wort mehr

Holger Niederhausen: Dafür gibt es aber kein Wort mehr. Roman. Books on Demand, 2024. Paperback, 236 Seiten, 14,90 Euro. ISBN 978-3-7693-1988-0. 

► Wichtiger Hinweis: Wer meinen würde, ich schriebe nur 'Mädchen-Bücher', der irrte essenziell - diese Mädchen sind Botinnen des immer verschütteteren Wesens der menschlichen Seele überhaupt.

Erschienen am 21. Dezember 2024.              > Bestellen: Books on Demand | Amazon <              > Reaktionen und Rezensionen <

Inhalt


Noah Steinig, Mitte dreißig, führt ein Leben ohne Tiefe, auch Partnerinnen verliert er wieder. Durch einen neuen Job kann er seiner Elternhaus-Kleinstadt endlich entfliehen, aber der Umzug macht ihn noch einsamer. Als er sich auf einen Schlag in ein dreizehnjähriges, sehr unschuldiges Mädchen verliebt, ändert die hilflose Liebe zu diesem Mädchen sein Leben nach und nach bis ins Innerste. Josephine wird zu einem Wunder seiner Seele ... aber wie lange?

Über dieses Buch


Es ist ein Leben wie unzählige andere. Noah Steinig ist Software-Entwickler, und nach Feierabend trifft er sich zum Beispiel mit Arbeitskollegen zum Dart oder Billard. Bei Frauen ist er eher glücklos, seine Partnerinnen verlassen ihn nach spätestens ein, zwei Jahren wieder.

Als er sich endlich durch einen neuen Job und damit verbundenen Umzug aus der Kleinstadt lösen kann, in der er geboren wurde und in der seine Eltern bis zuletzt in sein Leben hineingeredet hatten, ist er zunächst einmal erleichtert – mit Mitte dreißig beginnt endlich ein neues Leben für ihn. Schnell aber merkt er, dass er sich nun in einer absoluten Einsamkeit befindet.

Als er auf dem Weg zur Arbeit jedoch einmal einem offenbar etwa dreizehnjährigen Mädchen begegnet, verliebt er sich auf den ersten Blick. Die Schönheit, mehr noch, die von dieser untrennbare außergewöhnliche Unschuld dieses Mädchens lassen ihn nicht mehr los. Hier setzt der Roman ein.

Voller Sehnsucht versucht er zunächst, das Mädchen auf seinem Schulweg jeden Morgen kurz zu erblicken. Dann wird seine Sehnsucht nach einer echten Begegnung mit ihr so groß, dass er es schließlich verzweifelt wagt, sie anzusprechen. Und das Wunder geschieht: Die Unschuld dieses Mädchens ist so real, dass er ihr begegnen darf.

Schnell führen diese Begegnungen jeden Sonntag in die Natur, in die er Josephine – Fine – begleiten darf. Und er spürt, wie seine aufrichtige, hilflose Liebe zu ihr ihn regelrecht grundlegend verändert. Prägend für diese Liebe ist, dass er nie weiß, wie lange dieses Mädchen seine Nähe wohl ,aushalten’ wird. Er hat Angst vor der Zukunft, die unweigerlich kommen wird, aber die Gegenwart ist es, die ihn nach und nach zu einem völlig anderen Menschen werden lässt. Unaufhaltsam verändern die Liebe zu diesem Mädchen und dieses selbst seine ganze Seele...

So ist dieser Roman eine tiefe Offenbarung des Wesens des Mädchens, eines einzigartig besonderen Mädchens, der Unschuld überhaupt, wie auch der Oberflächlichkeit der modernen Seele überhaupt, die aber gleichzeitig wieder grenzenlos geheilt werden kann, wenn sie lernt, die Unschuld hilflos zu lieben... Wie tief die Verwandlung dann gehen kann, wird in diesem Roman auf eine tief berührende Weise erlebbar. Und dasselbe gilt für das Mysterium der Begegnung überhaupt – wie in allen meinen Romanen.

Leseprobe 1


Als sie wieder auf der Straße standen, blickte das Mädchen ihn fast schuldbewusst an:
„Meine Oma macht sich immer irgendwelche Sorgen – –“
Er empfand eine Art ungläubige Betroffenheit.
„Ich kann sie ja verstehen...“, murmelte er. „Sofort kann ich sie verstehen...“
„Trotzdem war es ja nicht nett, Ihnen gegenüber...“
Er konnte fast nicht mehr sprechen. Irgendetwas nahm ihm sogar die Worte. Etwas, was man nur ,heilig’ nennen konnte.
„Wollten Sie jetzt...“, fragte sie zögernd, „einfach wieder wie gestern die Straßen entlanggehen?“
„Mir ist alles recht, Josephine...“, sagte er ergeben. „Hauptsache, ich habe etwas Zeit mit dir...“
Sie lächelte.
„Dann ... können Sie vielleicht losgehen...?“

Er verstand ihre Worte erst wirklich, als er sich in Bewegung gesetzt hatte und sie mit ihm.
Mit seinem Herzen, oder vielmehr mit seiner ganzen Seele, begriff er, dass dieses Mädchen tatsächlich wie eine Art sanfter Engel sich allem anpasste und gar nichts anderes wollte als dies. Er begriff so viel, dass dies in Übereinstimmung stand mit ihrer Unschuld, die er vom ersten Moment an wahrgenommen hatte.
Und so schwieg sie auch jetzt, ging schweigend neben ihm her, während er vor Glück und Berührtsein über ihre Gegenwart schwieg ... nicht ohne zu bemerken, dass dieses Schweigen ihr natürlich schnell unangenehm werden würde, was ihn sofort wieder hilflos machte.

„Ich ... kann gerade noch wenig sagen...“, brachte er hervor. „Ich bin gerade etwas zu glücklich...“
Sie schien leise zu lächeln, was ihn immerhin erleichterte.
„,Zu glücklich’?“, wiederholte sie. „Kann man überhaupt zu glücklich sein?“
„Zu glücklich, um sprechen zu können...“
„Ach so...“
Sie gingen eine Weile schweigend.
Dann sagte sie:
„Ich weiß gar nicht, ob ich irgendwen schon mal glücklich gemacht habe...“
Sie sagte es vielleicht nur, um das Schweigen zu überbrücken, dennoch erschütterten ihn ihre Worte, als er sich ihrer Bedeutung ganz klar wurde.
Er konnte noch immer nichts sagen.

Einige Momente später fragte sie:
„Sind Sie noch immer ,zu glücklich’?“
„Ich denke...“, brachte er fast stammelnd hervor, „dass eigentlich jeder glücklich sein müsste, der dich sieht...“
„Wieso?“, erwiderte sie.
Sie verstand es wirklich nicht...
„Weil du so schön bist...“, sagte er leise. „Innerlich, meine ich...“
„Wieso...“, wiederholte sie. „Wieso sollte das jemanden glücklich machen?“
„Weil es so schön ist... So unglaublich wunderschön...“
Na ja...“, sagte sie, wie ein deutliches Signal, dass sie den Wunsch hatte, das ,Thema’ zu wechseln.
Ihre scheuen Signale waren ihm alles. Sofort versuchte er, darauf einzugehen. Er wechselte das Thema.

„Wieso...“, fragte er selbst scheu, „hast du ... eigentlich keine Eltern mehr, Josephine?“
„Sie starben bei einem Autounfall...“, erwiderte sie schlicht. „Ich war erst vier...“
„Oh, das tut mir leid...!“
Sie sah ihn kurz an.
„Muss es ja nicht... Ich ... kann mich noch an sie erinnern. Sie waren sehr lieb... Ich hatte sehr, sehr liebe Eltern ... aber dann hatte ich sie nicht mehr... Aber meine Oma ist auch sehr lieb – Sie haben sie ja kennengelernt.“
„Ja...“

Die Frage schien für sie erledigt. Aber er konnte es noch immer nicht fassen. Da war so ein wunderschönes Mädchen – und es hatte noch nicht einmal Eltern! Er realisierte jetzt erst, dass dies für ihn vielleicht sogar ein absoluter Glücksfall war, die einzige Möglichkeit, dieses Mädchen überhaupt kennenlernen zu dürfen, ja, sein Denken setzte fast aus, als er sich dessen klar wurde, aber darum ging es jetzt gar nicht. Es ging darum, dass sie keine Eltern mehr hatte, fast nie gehabt hatte...

„War das nicht unglaublich schwer für dich?“, fragte er voller Mitgefühl, und er sehnte sich ja nach einer Verbindung zu ihr.
„Ja, am Anfang natürlich... Aber irgendwann war es einfach so... Ich konnte es ja auch nicht ändern...“
Ihr Wesen hinterließ in seinem Inneren fortwährend eine leuchtende, geradezu schmerzliche Spur. Da spürte er endgültig, dass Schönheit wehtun konnte ... absolute Schönheit, die dieses Innere nicht wirklich fassen konnte.
„Hast du eigentlich Freundinnen, Josephine?“, fragte er leise.
Sie sah ihn an.
„Ja, natürlich!“
Noch einmal sah sie von der Seite an ihm hoch.
„Machen Sie sich keine Sorgen...“

Er schwieg fast beschämt. Jetzt, im Nachklang, wurde ihm deutlich, dass etwas in ihm es regelrecht bedauerte, dass sie Freundinnen hatte und also nicht einsam war. Denn eine weitere Brücke zu ihr brach so in sich zusammen, ja hatte nie existiert...

Nach einer kleinen Weile fragte sie:
„Was wollen Sie noch von mir kennenlernen?“
Sein Herz bekam sofort die Empfindung einer tickenden Uhr ... obwohl es von ihrer Seite wahrscheinlich nur die unglaublich liebe Bereitschaft war, ihm ihr Wesen zu öffnen, bis er zufrieden sein würde, sein Wunsch erfüllt sein würde, sie kennengelernt zu haben...
Er musste mit ihr sehr vorsichtig sein, wenn sich ihrer beider Art so unterschied – oder, besser gesagt, die Sprache kaum fähig war, etwas auszudrücken, was eigentlich die Zartheit selbst sein musste, weil man ... einem Mädchen begegnen wollte...

Alles, Josephine...“, sagte er leise. „Ich meine ... ich will nur sagen ... es ist so wunderschön mit dir ... hier so langzugehen ... und ich will nicht ... dass ... du jemals das Gefühl hast, ich hätte dich kennengelernt! Am liebsten würde ich dich nie kennenlernen – um dich immer neu kennenlernen zu dürfen...“
Sie musste kurz lachen, ganz angedeutet.
„Sie dürfen mich ja kennenlernen“, erwiderte sie. „Das habe ich doch schon gesagt...“

...

Leseprobe 2


Sie nahm sich auch ein Brot und biss nachdenklich hinein.
Er tat es ihr nun nach, und nachdenklich aßen sie eine Weile schweigend, während sie über die Felder blickten.
Dann sagte sie:
„Es ist irgendwie schwierig, oder...?“
„Ja...“
Gemeinsam schwiegen sie weiter.
„Ich“, sagte sie schließlich, „kann es mir gut vorstellen, wie Ihnen zumute war...“
„Danke...“
„Und danach wollten Sie ,cooler’ sein, wie andere Jungen...?“
Ihre Mädchen-Intuition hatte den entscheidenden Punkt mit schlafwandelnder Sicherheit genau erfasst.
Er nickte beschämt.
„Ja...“

„Aber geholfen hat es Ihnen nichts...“
„Nein...“
Wieder schwiegen sie nachdenklich.
„Das ist sehr seltsam...“, sagte sie dann.
„Was?“
Sie war noch immer in ein halbes Nachdenken versunken.
„Dass das Mädchen mit einem einzigen Satz anrichten konnte, dass Sie in eine ganz falsche Richtung weitergegangen sind...“
„Ja...“
Die Feldlerche drang wieder in sein Bewusstsein. Sie jubelte da in der Luft mit ihrer Leichte, die keine Ermüdung zu kennen schien.
Und nur einen Meter von ihm entfernt saß das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte, wirklich ohne Ausnahme.

„Aber weißt du, was noch seltsamer ist?“
„Was denn?“
„Dass ein anderes Mädchen es geschafft hat, bereits ohne jedes Wort, diese Richtung wieder völlig umzukehren...“
Sie sah ihn einmal völlig überrascht an und blickte dann wieder woanders hin.

Schließlich sagte sie leise:
„Aber wenn ich nun ... das nächste Mädchen bin, das ... Sie verletzt?“
„Wie meinst du das?“
„Na ja ... Weil Sie mich doch lieben – –“
„Fine, verstehst du denn nicht? Du musst nichts! Du machst mich schon jetzt glücklich – und hättest es auch getan, wenn du jetzt sagen würdest, du möchtest nicht mehr...“
Sie sah ihn an. Augen fast voller Mitleid.
„Möchtest du nicht mehr?“, fragte er leise.
„Doch... Aber ich weiß ja nicht, wie lange... Ich mache mir Sorgen um Sie...“
„So ein Blödsinn!“, sagte er bewusst härter, als er es je empfinden würde. „Bitte hör auf damit, Fine! Ich könnte es nicht ertragen, dass du ... dass du dich in eine Art Verpflichtung hineinmanövrierst. Und mich auch. Wie soll ich mich fühlen, wenn ich irgendwann spüre, du machst es nur noch, weil du das Gefühl hast, du musst?“
„Weiß ich nicht...“, murmelte sie.
„Siehst du.“
Sie atmete einmal tief aus.
„Wieso haben Sie sich ausgerechnet mich ausgesucht...“

„Wieso geht sie ausgerechnet auf diese Schule...“, erwiderte er hilflos. „Und sie weiß noch nicht mal, wie sie einem eine Brotdose reicht...“
Sie verstummte.
„Fine, versprich mir – wenn es dir je schwerfällt, dich weiter mit mir zu treffen, sobald es dazu kommt, sag es mir... Dann kann ich darauf reagieren... Dann kann ich mich damit abfinden. Und dich in Ruhe lassen... Wirklich.“
„Und wie geht es Ihnen dann?“
„Anders als je zuvor... Ich werde zum ersten Mal voller Glück auf etwas zurückblicken...“
„Das glaube ich aber nicht...“
„Es wird aber so sein. Ich kannte das Glück vorher gar nicht, verstehst du? Jetzt kenne ich es...“

„Ein Mädchen, das Ihnen eine Brotdose reicht?“, fragte sie ungläubig.
„Ja... Genau das...“
Sie blickte hilflos in die Ferne und aß an ihrem Brot.
„Ich wusste nicht, dass man damit jemanden glücklich machen kann...“, murmelte sie schließlich.
„Das können nur manche Mädchen“, erwiderte er. „Ich kenne genau eines...“
Sie musste lachen.
„Ich kenne auch nur einen Menschen, den das glücklich macht! Und selbst das kann ich kaum glauben...“
„Weißt du, dass du ein wunderschönes Lachen hast?“
„Sie haben einen Marienkäfer an Ihrer Schulter...“

...