8
Obscenity oder Free Speech – eine Chronik
Und nun beginnen wir unseren großen Bogen – und blicken ausführlich auf die Geschichte der sogenannten ,obszönen Darstellungen’, wie sie sich in der US-amerikanischen Rechtssprechung wiederspiegelt.[1]
In Amerika hat die Meinungs- und Redefreiheit (Free Speech), wie sie im ersten Zusatzartikel zur Verfassung, dem First Amendment, garantiert wird, höchste Bedeutung.[2] Dennoch war der Kampf gegen das ,Obszöne’ und ,Unsittliche’ seit jeher von der Frage geprägt, was dennoch nicht zulässig sein ,dürfe’. Die gesamte Entwicklung der Rechtssprechung in diesem Zusammenhang ist im Grunde die Geschichte des Kampfes um den umfassenden Kern von ,Free Speech’ und damit um die Freiheit und ihre Substanz selbst – der Kampf um einen Staat, der immer weniger in das Privatleben seiner Bürger und die Entwicklung von Literatur und Kunst hineinregiert. Der ausführliche Gang durch diese Geschichte ist notwendig, weil nur so, jenseits der bloßen Aufzählung einiger Hauptpunkte, innerlich erlebt werden kann, worum dieser Kampf geführt wurde und wird, was also seine innerste Bedeutung ist.
Wir werden später intensiv begreifen, wie dies alles mit der Darstellung des minderjährigen Leibes zusammenhängt – wo das in den 60er Jahren schließlich erreichte tiefe Verständnis der Freiheit Schritt für Schritt wieder aufgegeben wurde. Vorgeblich geschah dies zum Schutz Minderjähriger, das Ergebnis jedoch war mehr und mehr eine Tabuisierung des jungen Leibes schlechthin – mit Folgen, die wir ebenfalls erst am Ende ganz verstehen und empfinden können werden.
● 19. Jahrhundert
Beginnen wir mit dem Blick in die Geschichte. Erst im 19. Jahrhundert schien in Amerika das Problem des sogenannten ,Obszönen’ virulent zu werden. Der erste Fall der Verfolgung eines Verlegers betraf 1821 in Massachusetts das englische Werk ,Fanny Hill’.[G-695] 1822 wurde ein Verleger von Byrons Gedicht ,Queen Mab’ verurteilt, das sogar John Stuart Mill und später Friedrich Engels in ihren patriarchatskritischen Werken beeinflusste.[G-703f]
Unter dem Common Law konnte nur der Verleger verfolgt, nicht aber ein Werk selbst beschlagnahmt und vernichtet werden – daher wurden ,anti-obscenity statutes’ verabschiedet, zuerst ebenfalls 1821 in Vermont, 1834 in Connecticut, 1836 in Massachusetts, in England entsprach dem 1857 der ,Lord Campbell’s Act’.[G-695][3] Auf dieser Grundlage konnten Beamte die Polizei gegen ,obszöne Werke’ jederzeit ohne Gerichtsurteil und ohne Jury tätig werden lassen.[G-58][4]
1873 verbot der von dem fanatischen ,Sittenwächter’ Anthony Comstock (1844-1915) erwirkte ,Comstock Act’ als Bundesgesetz den Versand ,obszöner Schriften’, wozu auch Informationen über Verhütungsmittel zählten. Er selbst durfte in einer Sonderfunktion als unbezahlter Postinspektor jederzeit Briefe öffnen, und seine im selben Jahr gegründete ,New York Society for the Suppression of Vice’, deren Siegel die Abführung eines ,Verbrechers’ und eine Bücherverbrennung zeigte,[5] hatte praktisch halben Regierungsstatus.[6]
Die Gerichte übernahmen dabei als Standard den ,Hicklin-Test’, einen englischen Fall von 1868,[7] wonach alles obszön ist, was die Tendenz habe, ,to deprave and corrupt those whose minds are open to such immoral influences’ – also die ,unschuldige Jugend’ verderben könne.[8]
In England wurde unter anderem 1883 George Moores Roman ,A Modern Lover’ verboten,[9] und 1888 fiel Zolas Roman ,La Terre’ der Verfolgung zum Opfer.[G-40ff][10]
So durfte selbst in Ehebüchern die weibliche Sexualität nicht offen beschrieben werden. Die Mystikerin Ida Craddock etwa, die sich als Geliebte eines Engels erlebte, wurde 1899 in einem von Comstock initiierten Verfahren auf Bewährung verurteilt, nachdem sich ihr Buch ,Right Marital Living’ nach einem Artikel in einem angesehenen medizinischen Fachjournal massenhaft verbreitet hatte. Selbst die Geschworenen durften keinen Einblick in das ,obszöne’ Werk nehmen.[11]
● Anfang 20. Jahrhundert
1902 erhielt sie im Rahmen einer ,Sting-Operation’[12] wegen des Versands ihrer Schrift ,The Wedding Night’ eine dreimonatige Haftstrafe und wurde nach Entlassung auf Veranlassung Comstocks sofort erneut angeklagt und nun wegen ,Adivce to a Bridgegroom’[13] zu fünf Jahren Haft verurteilt, worauf sie einen Tag vor Haftantritt Selbstmord beging.[14]
Ein Verleger erhielt zwei Jahre Haft für den Versand von Balzacs ,Droll Stories’, ein Verfahren gegen Tolstois ,Kreutzersonate’ hatte keinen ,Erfolg’, jedoch stieg hierdurch stets die Nachfrage.[G-7]
Bereits damals gab es Menschen, die sehr ausführlich die umfassende Umsetzung von ,Free Speech’ forderten, so der Jurist Theodore Schroeder.[G-217][15]
1914 wurde in Comstocks letztem großen ,Kampf’ der schottische Verleger Mitchell Kennerley wegen eines Buches ,Hagar Revelly’ freigesprochen.[G-65] Er hatte bereits von Frank Harris ,The Man Shakespeare’ und von D. H. Lawrence ,Sons and Lovers’ veröffentlicht.[G-67] Wegen Uneinigkeiten bezüglich des Honorars erschien Lawrence’ umstrittenes Buch ,The Rainbow’[16] 1915 bei B. W. Huebsch, der ohne Rücksprache dreizehn Passagen strich, unter anderem eine lesbische Badeszene.[G-68ff]
Vier Jahrzehnte jedoch hatte Comstock gegen die Freiheit gewütet. Bei Wikipedia heißt es:[17]
Comstock soll unter anderem 15 Tonnen Bücher, knapp 150 Tonnen Bleidruckvorlagen und über 4.000.000 Bilder vernichtet haben. Comstock behauptete von sich selbst, 4000 Verhaftungen und 15 Selbstmorde verursacht zu haben.
Nach Comstocks Tod wurde 1915 John Sumner sein Nachfolger. 1916 geht er gegen den Roman ,The “Genius”’ (1915) von Theodore Dreiser vor,[G-118] der bereits mit ,The Financier’ (1912) und ,The Titan’ (1914) Erfolg hatte und als Realist bald immer mehr als amerikanischer Zola gilt.[G-128][18] Dreisers Freund, der Journalist und Kritiker Henry L. Mencken, organisierte die Unterstützung von über vierhundert Schriftstellern und Herausgebern.[G-122][19] Sumner aber sprach ihnen das Recht ab, darüber zu urteilen, was ,indecent’ sei.[G-123][20]
● 1918 bis 1945
Ab Frühjahr 1918 veröffentlicht das feministische Paar Margaret Anderson und Jane Heap, die von ihrem New Yorker Buchladen in Greenwich Village aus das avantgardistische Literaturmagazin ,The Little Review’ publizierten, auf Anraten von Ezra Pound, der James Joyce von London aus unterstützte, dessen ,Ulysses’.[G-7] Im Sommer 1920 erschien dann die ,Nausicaa’-Episode, gegen die Sumner vorging.[21] In ihr rennen alle zu einem Feuerwerk, das Mädchen Gertie jedoch bleibt zurück und lässt den begehrenden Protagonisten Leopold Bloom ihre Beine sehen:[22]
Die Augen, die auf sie geheftet waren, ließen ihre Pulse summen. Sie sah ihn einen Moment an und begegnete seinem Blick, und ein Licht brach über sie herein. Weißheiße Leidenschaft war in jenem Gesicht, Leidenschaft, so schweigend wie das Grab, und diese Leidenschaft hatte sie zu der seinen gemacht. Endlich waren sie allein, ohne die andern, die immer nur spähten und anzügliche Bemerkungen machten, und sie wußte, er verdiente Vertrauen bis in den Tod, unerschütterlich, ein echter rechter Mann, ein Mann von unbeugsamer Ehre bis in die Fingerspitzen. [...] Sie lehnte sich weit zurück, um hinaufzublicken, wo das Feuerwerk war, und sie umschlang ihr Knie mit den Händen, damit sie nicht umfiel nach hinten beim Aufblicken, und es war ja auch niemand da, der hinsehen konnte, nur er, und sie, als sie nun ganz ihre anmutigen schöngeformten Beine enthüllte, geschmeidig weich und zart gerundet, und es war ihr, als höre sie das Klopfen seines Herzens, sein heiseres Atmen [...]. [...] Und Jacky Caffrey schrie, sie sollte doch kucken, da wäre schon wieder eine, und sie lehnte sich zurück, und die Strumpfbänder waren blau [...] und ihr Gesicht ward von einer göttlichen schier die Sinne benehmenden Röte überflutet vor lauter angestrengtem Zurücklehnen, und er konnte nun auch ihre anderen Sachen alle sehen, die Kniehöschen aus Nainsook [...], und sie ließ ihn, und sie sah, daß er sah, und dann stiegs so hoch, daß es einen Augenblick lang ganz außer Sicht geriet, und sie zitterte an allen Gliedern, weil sie so weit zurückgebeugt war, und er hatte freien Blick voll hoch hinauf über ihr Knie, so weit wie noch keiner, nicht einmal in der Schaukel oder beim Waten, und sie schämte sich nicht und er ebenfalls nicht, in so unanständiger Weise so hinzusehen, weil er dem Anblick der wundervollen Enthüllung nicht zu widerstehen vermochte [...].
Heap kommentierte – und hier erklärt sich der Titel von de Grazias Buch:[G-10][23]
Mr. Joyce was not teaching early Egyptian perversions nor inventing new ohne Nachweis eines. Girls lean back everywhere, showhing lace and silk stockings; wear low-cut sleeveless blouses, breathless bathing suits; men think thoughts and have emotions about these things everywhere – seldom as delicately and imaginatively as Mr. Bloom – and no one is corrputed.[24]
Und Anderson stellte einzigartig klar, was auch zukünftig Geltung behalten wird:[G-11][25]
I state clearly that the (quite unnecessary!) defense of beauty is the only issue involved.
Durch Quinns Verteidigung wurden sie nur zu einer Strafe von hundert Dollar verurteilt, die von einer Dame bezahlt wurden, die das Werk eigentlich verachtete. Quinn bekniete beide, keine obszöne Literatur mehr zu veröffentlichen, und als Anderson fragte, woran sie solche erkennen könne, erwiderte jener: ,I’m sure I don’t know. But don’t do it!’[G-13][26] Dies zeigt die ganze Heuchelei der damaligen Gesetzgebung. Und Heap stellte im Verfahren klar, dass Obszönität durch Heuchelei erst entsteht:[G-14][27]
It was the poet, the artist, who discovered love, created the lover, made sex everything that it is beyond a function. It was the Mr. Sumners who have made it an obscenity.
Nach dem Urteil verflog der Geist des Magazins,[28] doch in Paris entschloss sich 1921 eine weitere Frau, Sylvia Beach,[29] Joyce’ Werk zu veröffentlichen,[G-20] was ein Jahr später geschah, und bald rühmten sich auch amerikanische Literaturkritiker, das Werk ,entdeckt’ zu haben.[G-15][30] Jedoch blieb es dort wie auch in England ein Jahrzehnt lang unveröffentlichbar.[G-17][31]
Auch der Film war natürlich ein umkämpftes Gebiet. Bereits 1907 besuchten täglich über zwei Millionen Amerikaner die Kinos, und Chicago übertrug auf öffentlichen Druck hin der Polizei die Aufgabe, für Filme Lizenzen zu vergeben. Beurteilungsmaßstab für ein eventuelles Verbot war die ,gesunde und erbauliche Geisteshaltung des Durchschnittsbürgers’.
Bald darauf entstand als freiwillige Selbstkontrolle das ,National Board of Review’. Verboten waren unter anderem Obszönität, vulgäre Unsittlichkeit, Morbidität, Gotteslästerung oder unnötig ausführliche Gewaltdarstellungen. Einem nationalen Zensurgesetz kam die Filmindustrie mit der 1922 gegründeten ,Motion Pictures Producers and Distributors Association’ unter dem Vorsitz von Will H. Hays, Ex-Wahlkampfmanager von Präsident Harding, zuvor.[32]
1922 gründete Thomas Seltzer seinen eigenen Verlag und wurde bereits 1923 von John Sumner wegen dreier Bücher verfolgt: ,A Young Girl’s Diary’ von Hermine Hug-Hellmuth mit einem Vorwort von Sigmund Freud, Arthur Schnitzlers ,Casanova’s Homecoming’ und Lawrence’ ,Women in Love’ – doch der Magistrat sprach alle drei Bücher frei, was von der Presse als großer Sieg für die Pressefreiheit gefeiert wurde.[G-73]
Daraufhin folgte jedoch eine regelrechte Kampagne, die fast wieder zu einem Gesetz geführt hätte, das Werke erneut aufgrund einzelner Passagen und ohne Expertenmeinungen verurteilen hätte können.[G-74f][33] Zwei Lesungen waren bereits absolviert, und in Anhörungen hatten sich diverse kirchliche Vertretungen etc. dafür ausgesprochen.[G-75][34] Erst in letzter Minute stoppte die mit Hilfe von Senator James J. Walker erreichte Anhörung einer kleinen Gruppe unter Führung des Verlegers Horace Liveright das Gesetz.[G-76][35]
Ein reaktionärer New Yorker Richter urteilte jedoch 1924 gegen Seltzer wegen ,A Young Girl’s Diary’ und ,Casanova’s Homecoming’.[G-73] In finanziellen Schwierigkeiten zog dieser seine eigene Klage gegen Sumner zurück und vernichtete die Druckplatten, im Gegenzug wurde das Verfahren fallengelassen. Sein Verlag erholte sich jedoch nie wieder.[G-79] Seltzer konnte Lawrence nicht einmal mehr die Honorare zahlen, und dieser wechselte zu Alfred A. Knopf.[G-83]
Nachdem Beach in Paris ,Ulysses’ veröffentlicht hatte, hielten sie manche für eine Erotica-Verlegerin. So bot ihr Frank Harris ,My Life and Loves’ an, den sie an Jack Kahane verwies.[36] Danach kam der bereits tuberkulosekranke Lawrence mit seinem letzten Werk ,Lady Chatterley’s Lover’, und auch dessen Freund Aldous Huxley bat vergeblich um die Veröffentlichung.[G-55f] ,Lady Chatterly’ erschien zuerst 1928 in Florenz.[G90][37] 1960 sollte es Teil der Sexuellen Revolution werden.
1923 hatten Boni and Liveright eine ungekürzte Version von Dreisers ,Genius’ veröffentlicht,[G-123] 1925 wurde sein Roman ,An American Tragedy’ über Nacht zum Bestseller.[G-128] Als in Boston dagegen vorgegangen wird, lässt Liverights Partner Frank Chase sich nach einem Buchkauf selbst verhaften.[G-135] Der Bezirksstaatsanwalt verwies jedoch erfolgreich auf Passagen, die für ein fünfzehnjähriges Mädchen fatal seien, und 1930 bestätigte auch das höchste Gericht von Massachusetts – des damals wohl repressivsten Bundesstaats überhaupt, wodurch Boston seine Rolle als Publikationszentrum verlor – die Obszönität des Werkes.[G-138f]
Auf dem Gebiet der politischen Meinungsäußerung hatte 1925 der Supreme Court ein New Yorker Gesetz bestätigt, dass Lehren etc., die den Sturz der Regierung durch ungesetzliche Mittel propagieren, strafbar seien. Richter Brandeis und Holmes widersprachen, sahen keine ,klare und unmittelbare Gefahr’, und Holmes wies auf die Berechtigung von Ideen und Aufrufen hin.[G-296][38]
In England erschien 1928 Der ziemlich autobiografische Roman ,The Well of Loneliness’ (1928) von Radclyffe Hall, der, mit einem Vorwort des Sexualforschers Havelock Ellis, die Geschichte der homosexuellen Stephen Gordon erzählt.[39] Der erzkonservative Herausgeber des ,Sunday Express’, James Douglas, führte jedoch eine Kampagne gegen den Roman, bezeichnete die Homosexuellen als Verbrecher und das Buch werfe ,einen Schleier der Sentimentalität über ihre Verdorbenheit.’[40] Der puritanisch-bornierte Innenminister Joynson-Hicks beurteilte das Buch als gesellschaftsschädlich, und Verleger Jonathan Cape brach die Veröffentlichung ab, gab die Rechte aber an den Begründer von ,Pegasus Press’ in Paris weiter, woraufhin die in London auftauchenden Exemplare konfisziert wurden.[G-176f] Aus aller Welt kamen Bestellungen, die Mehrheit der Presse verteidigte den Roman, doch ein Prozess verurteilte ihn ohne Zulassung zahlreicher vorbereiteter Expertenmeinungen (darunter Rudyard Kipling)[41] als obszön.[G-186ff][42]
In Amerika entschloss sich Donald Friede vom neu gegründeten Verlag Covici-Friede zur Publikation.[G-197] Sumner ging dagegen vor, und der Roman wurde auch hier als obszön beurteilt, nach schriftlichen Aussagen von Dreiser, Hemingway, Sinclair und anderen wurde Friede vom ,Court of Special Sessions’ jedoch freigesprochen.[G-200f]
1929 wurden auch Bilder von Lawrence in dieser Weise als obszön verurteilt, die in der Londoner Warren Gallery von über zwölftausend Menschen gesehen worden waren, worauf der Künstler sarkastisch dichtete:[G-88]
Lately I saw a sight most quaint:
London’s lily-white policemen faint
in virgin outrage as they viewed
the nudity of A Lawrence nude.
[...]
Virginal, pure policemen came
and hid their faces for very sheme,
while the carried the shameless things away [...]
1932 erhielten in New York Bennett Cerf und Donald Klopfer von Joyce die begehrten Publikationsrechte für ,Ulysses’ für ihren fünf Jahre zuvor gegründeten Verlag Random House.[G-27]
Der liberale New Yorker Bezirksrichter John M. Woolsey urteilte 1933, dass das Werk nicht obszön sei,[43] und in ,Scribner’s Magazine’ hieß es im Mai 1934 sogar:[G-32][44]
To deny literature the right of stirring the sex impulses of man is to deny it one of its prime and proper functions; for these impulses are fundamental, necessary and energzizing, and there are no strings within us more vital and more vitalizing upon which art can play.
Ein Berufungsgericht mit zwei der progressivsten Richter des Landes, Learned Hand und Augustus Hand, wies dann 1934 den ,Hicklin-Test’ zurück und urteilte, dass ein Werk nur dann obszön sei, wenn es als Ganzes dazu tendiere, Lust zu erregen, und dies der dominante Eindruck (effect) sei.[G-33][45]
Im Filmbereich veröffentlichte der erwähnte Hays 1930 in einem ,Production Code’ eine Liste von ,Don’ts’ und ,Be Carefuls’.[46] Dies wurde aber kaum beachtet. Gangsterfilme waren wie die Wirklichkeit teilweise sehr brutal, Heldinnen waren oft Geliebte eines reichen Mannes oder hatten uneheliche Kinder. 1933 drehte dann Mae West zwei Filme,[47] die verbal sehr offen die Sexualität thematisierten, und Paramount einen Film über eine junge Frau, die nach einer Vergewaltigung mit dem Täter zusammenlebt,[48] worauf aus der katholischen Kirche heraus, die zwanzig Millionen Katholiken repräsentierte, die ,National Legion of Decency’ entstand und massiv eine effektivere Zensur forderte.
1934 wurde die ,Production Code Administration’ (PCA) gegründet, der nun alle Filme vorgelegt werden mussten. Bei Verstößen wurden 25.000 Dollar Strafe fällig, und der Film durfte nicht in den Premiere-Kinos anlaufen. Die neuen ,Don’ts’ schlossen nun auch Ehebruch, lustvolle Umarmungen und Entkleidungsszenen aus (Hays Code[49] ).[I-282][50]
1934 veröffentlichte Kahane in Paris Henry Millers ,Tropic of Cancer’ für fünfzig Franc mit der Warnung, das Buch dürfe nicht im Schaufenster gezeigt werden. Zuvor hatte Millers Geliebte Anaïs Nin ihm fünftausend Franc gegen mögliche finanzielle Verluste gezahlt.[G-366][51]
Die katholische Kirche gründete 1938 auch für den Literaturbereich die ,National Organization for Decent Literature’ (NODL).[I-283]
1939 kam das deutlich preiswertere Paperback-Taschenbuch auf, und in den 40er Jahren entdeckten die Verlage, dass ,Sex sells’. Im Zweiten Weltkrieg schmückten Soldaten ihre Unterkünfte und sogar Flugzeuge mit Pin-Up-Girls.[I-280]
● 1945 bis 1969
1946 erschien ,Memoirs of Hecate County’ des bedeutenden Literaturkritikers Edmund Wilson bei ,Doubleday and Company’ – für Sumner das ,most salacious and lascivious’ Werk, das je öffentlich verkauft wurde.[G-209][52] Zusammen mit dem katholischen New Yorker Bezirksstaatsanwalt Frank Hogan ging er gegen Doubleday vor.[G-221] Das Buch wurde verboten,[53] und 1948 hielt auch der Supreme Court die Entscheidung mit 4:4 Stimmen aufrecht.[54] Erstmals wurde auch die ,American Civil Liberties Union’ (ACLU) aktiv, vertreten durch den Dramatiker Elmer Rice, und auch der Anwalt war ACLU-Vorstandsmitglied.[G-214] 1951 erschien das Werk zumindest in England.[G-234]
Dann rückten die beiden Kinsey-Reports die Sexualität ganz in die Öffentlichkeit, und ihre Ergebnisse waren für viele schockierend.[55]
1952 verbot ein Gericht das Verbieten von Filmen durch Vorwurf eines ,Sakrilegs’.[G-745][56]
1953 veröffentlichten der ,American Book Publishers Council’ und die ,American Library Association’, initiiert unter anderem von ,Doubleday’-Präsident Douglas Black, die Erklärung ,Freedom to Read’.[G-723] Diese beginnt:[57]
The freedom to read is essential to our democracy. It is continuously under attack. Private groups and public authorities in various parts of the country are working to remove or limit access to reading materials, to censor content in schools, to label "controversial" views, to distribute lists of "objectionable" books or authors, and to purge libraries. [...]
Most attempts at suppression rest on a denial of the fundamental premise of democracy: that the ordinary individual, by exercising critical judgment, will select the good and reject the bad.
1954 schrieb Vladimir Nabokov an Roger Straus wegen seines Manuskripts ,Lolita’, wollte es aber anonym veröffentlichen, da er um seine Stelle an der Cornell University fürchtete.[G-245] 1956 lehnte auch Doubleday ab.[G-249] 1955 wurde das Werk in Paris von ,Olympia Press’, einem kleinen, jungen Verlag von Kahanes Sohn Maurice Girodias, publiziert, der – was Nabokov offenbar nicht wusste – auf erotische Literatur spezialisiert war:[G-255][58]
[...] the story was a rather magical demonstration of something about which I had so often dreamed, but never found: the treatment of one of the major forbidden human passions in a manner both completely sincere and absolutely legitimate. I sensed that Lolita would become the one great modern work of art to demonstrate once and for all the futility of moral censorship, and the indispensable role of passion in literature.
In England rühmte Graham Greene das Buch in der ,Sunday Times’ als eines der drei besten des Jahres. Der langjährige Herausgeber des ,Sunday Express’, John Gordon, bezeichnete es daraufhin als ,reine Pornografie’.[G-259] Das britische Innenministerium wiederum, das im Rahmen des internationalen ,Agreement for the Repression of Obscene Publication’ von 1910 die französischen Behörden schon mehrfach ermahnt hatte, übte nun starken Druck aus, und Ende 1956 wurden alle Titel des Verlags durch ein Dekret des Innenministeriums von der Polizei verfolgt.[G-260][59]
Mitte der 50er ging es der katholischen NODL nicht mehr nur um billige Pornografie, sogar literarische Werke wie Salingers ,Der Fänger im Roggen’ wurden von ihr verdammt.[I-283]
In der Zeit des Kalten Krieges gab es zudem generell eine starke Bewegung, dem Feind keinen Vorwand für den Vorwurf des moralischen Verfalls zu liefern. Umgekehrt wurden pornografische Darstellungen tendenziell mit ,subversiven Elementen’ in Verbindung gebracht.[I-282] Mit Comstock-Rhetorik warnte ein Senatskommittee, dass schon Schulkinder verdorben würden.[I-283][60] Und die Postbehörde hatte noch immer ihre ,Index’-Listen.[G-278][61]
1955 las Allen Ginsberg sein Gedicht ,Howl’, ein Hauptwerk der Beat-Generation.[G-330ff][62]
1956 ernannte Präsident Eisenhower den Katholiken William J. Brennan, Jr. (1906-1997) als Richter des Supreme Court[63] – der jedoch zum Ärger von Kardinal Spellman und anderen als vielleicht einflußreichster Richter des 20. Jahrhunderts die durchgreifende Liberalisierung der Rechtssprechung einleiten würde.
1957 kam ein Fall des Verlegers Roth vor das Berufungsgericht.[64] Dieses bestätigte das Urteil, jedoch beschrieb Richter Jerome Frank zugleich die enormen Folgen von Zensur und Einschüchterung:[G-294][65]
To vest a few fallible men – prosecutors, judges, jurors – with vast powers of literary or artistic censorship, to convert them into what J. S. Mill called a "moral police," is to make them despotic arbiters of literary products. If one day they ban mediocre books as obscene, another day they may do likewise to a work of genius. Originality, not too plentiful, should be cherished, not stifled. An author's imagination may be cramped if he must write with one eye on prosecutors or juries; authors must cope with publishers who, fearful about the judgments of governmental censors, may refuse to accept the manuscripts of contemporary Shelleys or Mark Twains or Whitmans.
Some few men stubbornly fight for the right to write or publish or distribute books which the great majority at the time consider loathsome. If we jail those few, the community may appear to have suffered nothing. The appearance is deceptive. For the conviction and punishment of these few will terrify writers who are more sensitive, less eager for a fight. What, as a result, they do not write might have been major literary contributions. "Suppression," Spinoza said, "is paring down the state till it is too small to harbor men of talent."
Als der Supreme Court[66] den Fall annahm, ließ er im wesentlichen nur die Frage der Verfassungsgemäßheit des ,Comstock Law’ überhaupt zu.[67] Ein junger Mitarbeiter von Generalstaatsanwalt Lee Rankin prägte den Begriff ,hard-core pornography’ und stellte eine ganze Kiste damals zirkulierenden Materials zusammen, gegen das sich das Gesetz richtete.[G-297] Roths Anwalt David von Albrecht wies darauf hin, dass dieser nur wegen ,Obszönität’ verurteilt wurde und ,Speech’ generell gar nicht durch Bundesgesetze beschränkt werden dürfe.[G-298] Staatsanwalt Roger Fisher sah ,clear and present danger’ in Bezug auf das unmittelbare Verhalten,[68] den schleichenden Zusammenbruch der Sitten und eine Verletzung der Privatsphäre, in die durch entsprechende Postsendungen eingebrochen werde.[G-309ff]
Das Gericht folgte dem zwar nicht, hielt aber in einer 6:3-Entscheidung das Urteil gegen Roth aufrecht.[69] Obszönität sei nicht ,protected speech’. Die Minderheitenmeinung vertraten Douglas und Black, die Free Speech generell vertraten, sowie Harlan, der nur ,Hardcore-Pornografie’ verboten wissen wollte.[G-318]
Brennan jedoch, der die Urteilsbegründung zu verfassen hatte, setzte zukunftweisend Obszönität mit dem Fehlen jeglichen sozialen Werts gleich:[70]
All ideas having even the slightest redeeming social importance – unorthodox ideas, controversial ideas, even ideas hateful to the prevailing climate of opinion – have the full protection of the guaranties, unless excludable because they encroach upon the limited area of more important interests; but implicit in the history of the First Amendment is the rejection of obscenity as utterly without redeeming social importance.
Sie sei gegeben, wenn Sex auf eine Art dargestellt werde, die lüsterne Interessen anspreche (appealing to prurient interest).
Als noch im selben Jahr 1957 Ginsbergs Verleger von ,Howl’ angeklagt wurde, wurde dieser von der ACLU unterstützt und nach Aussagen mehrerer Literaturwissenschaftler freigesprochen, die in dem Werk unter anderem eine gesellschaftliche Anklage sahen.[G-335][71]
Ginsberg war zu dieser Zeit in Tangier und half seinem ehemaligen Lover William S. Burroughs, dessen halluzinatorisches Werk ,Naked Lunch’ fertigzustellen,[G-334] das 1958 darauf in der ,Chicago Review’ gedruckt wird.[G-350f] Als die Universität darauf ihre Unterstützung zurückziehen wollte, traten die Herausgeber zurück.[G-357] Am Ende gab es eine große Lesung im Sherman Hotel mit Vertretern aller großer Medien.[G-360f] Die neue Zeitschrift ,Big Table I’, die Passagen druckte, wurde beschlagnahmt.[G-363] Ein Berufungsurteil sprach das Werk unter Verweis auf ,Roth’ jedoch frei, und die Zeitschrift verkaufte sich restlos.[G-365]
1958 erschien ,Lolita’ bei G. P. Putnam's Sons in New York und verkaufte sich innerhalb von drei Wochen in hunderttausend Exemplaren.[72] In den USA gab es keine Verfolgung, nur mehrere Büchereien boykottierten das Werk.[G-269]
1959 ermöglichte der ,Obscene Publications Act’ in England endlich wieder die Berücksichtigung des künstlerischen Wertes und entsprechende Expertenaussagen,[73] und ,Lolita’ erschien – ebenso wie zuvor verbotene andere Werke – nun auch in London. Zuvor hatten zahlreiche Personen des öffentlichen Lebens in der ,Times’ einen Brief veröffentlicht, in dem es hieß:[G-268][74]
Prosecutions of genuine works of literature bring governments into disrepute and do nothing to protect public morality. When to-day we read the proceedings against Madame Bovary or Ulysses – works genuinely found shocking by many of their contemporaries – it is Flaubert and Joyce whom we admire, not the Public Prosecutors of the time. Let good sense spare us another such case.
1959 publizierte ,Farrar, Straus, and Cudahy’ ,Hekate County’ ohne jene Passagen, die Genitalien schildern, in einem kleinen Imprint (L. C. Page).[G-212] In New York ließ es Hogan jedoch nach wie vor nicht erscheinen.[G-238]
Bei ,Grove Press’, einem führenden Alternativ-Verlag von Barney Rosset, erschien 1959 die unzensierte dritte Fassung von ,Lady Chatterly’ als Paperback-Bestseller und gewann nach einer letzten Beschlagnahmungsaktion des Post Office den Prozess,[G-94] in dem durch Experten der literarische Wert begründet wurde.[G-236][75] 1960 erschien das Werk unter ähnlichen Voraussetzungen auch im englischen ,Penguin’-Verlag und machte so Geschichte.[76]
Und anlässlich einer Verfilmung von ,Lady Chatterly’ urteilte der Supreme Court 1959, ein Werk könne nicht aufgrund sexueller Immoralität verboten werden.[G-250, 339][77]
Im gleichen Jahr wurde ein kalifornisches Gesetz für verfassungswidrig erklärt, das Buchhändler für ,obszöne’ Werke verurteilen konnte, ohne beweisen zu müssen, dass sie um den Inhalt wussten.[G-420][78]
,Kritischen’ Werken drohten trotz allem noch bis in die 60er Jahre hinein Prozesse mit Kosten in sechsstelliger Höhe, was die meisten Verlage weiter abschreckte.[G-251] Wirklich ungeschützt war nun jedoch nur noch billige Softcore-Pornografie (,Trash’, echter ,Schund’).[G-341][79]
1961 veröffentlichte Rosset Millers ,Tropic of Cancer’ und unterstütze jeden Händler, der Probleme bekam. Die juristischen Kosten lagen bei etwa 250.000 Dollar, aber die Erlöse der Paperback-Ausgabe retteten den Verlag.[G-371] Erstmals gab auch die ACLU massive Unterstützung.[G-372] In Chicago, wo die Polizei fast ohne Rechtsgrundlage Ausgaben konfiszierte, klagte ein Professor, das Buch lesen zu dürfen, und Richter Samuel B. Epstein gab ihm trotz extremen Drucks verschiedener Seiten recht.[G-373] Daraufhin erhielt er zahlreiche Drohungen, Schmähbriefe, aber auch Zuspruch.[G-379f] Das oberste Gericht von Illinois jedoch, ebenso das von New York, urteilten – vermutlich auch unter katholischem Einfluss –, das Werk sei obszön.[G-381]
1961 hielt der Supreme Court in einer knappen Entscheidung ein Chicagoer Gesetz für zulässig, das für Filme eine Vorabprüfung vorschrieb.[80] Die Minderheitenmeinung von Warren, Brennan, Black und Douglas vertrat dagegen die Verfassungswidrigkeit des Lizensierungssystems.[G-414][81]
1962 publizierte Rosset ,Naked Lunch’,[82] was über sechzig Prozesse gegen Buchhändler nach sich zog, bis das Oberste Gericht von Massachusetts das Werk freisprach.[G-397]
Als 1964 auch ein Gericht in Florida ,Tropic of Cancer’ verurteilte, beantragte de Grazia die Revision beim Supreme Court, und dieser sprach das Werk in einer 5:4-Entscheidung frei.[G-400][83]
Am gleichen Tag wurde ein Theaterbesitzer freigesprochen, da der von diesem vorgeführte Film ,The Lovers’ von Louis Malle nicht obszön sei.[84] Hierbei betonte Richter Brennan die Notwendigkeit nationaler Standards und kehrte die Roth-Definition nun ausdrücklich um: Nur bei äußerstem Fehlen jeglicher sozialer Bedeutung ist ein Werk obszön.[85] Diese Begründung wurde nur von Richter Goldberg geteilt.[G-431][86]
In New York wurde 1963 der Sozialsatiriker Lenny Bruce wegen Obszönität verhaftet, der bei seinen Auftritten Worte wie ,cocksucker’ verwendete.[G-458] Andere Prozesse waren bereits vorausgegangen,[G-445f] so in der katholischen ,Bastion’ Chicago.[G-453] Ginsberg organisierte daraufhin ein Protestschreiben mit Unterschriften von hundert Künstlern und Kritikern.[G-458f] Bruce erschwerte seine eigene Lage, indem er seinen Anwalt entließ und auch vor Gericht kein Blatt vor den Mund nahm.[G-449] Nach einem langen, teuren Verfahren wurde er Ende 1964 zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt.[G-444]
Gemessen an dem zuvor ergangenen Urteil des Supreme Court war dies ein ganz klares Fehlurteil.[G-472] Dass auf diese Weise einem Menschen verboten wurde, seine Ideen zu äußern, formulierte Bruce selbst sehr eindrücklich: ,The ideas I have are now imprisoned within me, and unless this Court acts, will not be permitted expression.’[G-473][87]
1966 bestätigte der Supreme Court seine neue Haltung auch bezüglich ,Fanny Hill’ (6-3). Weder ,lüsterner Reiz’ noch ,offensichtliche Anstößigkeit’ genügten für eine Beurteilung als ,obszön’.[88]
De Grazia betont in diesem Zusammenhang, dass in strengem Sinne bereits eine Person genügen müsste, für die ein Werk Wert habe, denn die Regierung dürfe keine Meinung unterdrücken:[G-440][89]
To suppress a book that someone is convinced has value is to refuse to respect that person’s belief in the goodness of the book, and his right to “express” himself by writing it, reading it, or sharing its goodness with others.
1966 erreichte de Grazia auch den Freispruch für ,Naked Lunch’ durch den Massachusetts Supreme Court.[90]
Im selben Jahr wurde dagegen Ginzburg, ein Verleger, der seine Zeitschrift ,Eros’ extra über die Stadt Middlesex versandte und zuvor die Orte ,Blue Ball’ und ,Intercourse’ erwog, vom Supreme Court verurteilt (5-4), wobei auch diese Vermarktungsmethoden einbezogen wurden.[G-502][91]
Bereits 1967 urteilte der Supreme Court in ,Redrup v. New York’ (7-2), dass jegliches Material, das nicht an Minderjährige verkauft oder Unwilligen aufgedrängt wird, geschützt ist.[92]
Nur einen Monat später sprach das Gericht den Kalifornier Sanford E. Aday frei, der Ende 1963 in Michigan zu fünfundzwanzig Jahren Haft verurteilt worden war, weil er unter anderem den Trash-Roman ,Sex Life of a Cop’ versandt hatte.[93]
Am selben Tag wurde ein Mann aus Los Angeles freigesprochen (5-4), der Peepshow-Filme gezeigt hatte.[94]
1968 wurde das Urteil gegen einen kleinen Kioskverkäufer aufrechterhalten (6-3), der einem Sechzehnjährigen ,Girlie’-Magazine mit Nacktabbildungen verkauft hatte.[95] Abgesehen davon, dass die Mutter den Jungen angestiftet hatte, damit eine Verurteilung möglich wurde,[96] vertrat Richter Douglas zusammen mit Black folgende Ansicht bezüglich des Versuches, gegenüber Minderjährigen doch wieder den Begriff der ,Obszönität’ anwenden zu wollen:[97]
[...] I seriously doubt the wisdom of trying by law to put the fresh, evanescent, natural blossoming of sex in the category of "sin." [...]
Today, this Court sits as the Nation's board of censors. With all respect, I do not know of any group in the country less qualified, first, to know what obscenity is when they see it, and second, to have any considered judgment as to what the deleterious or beneficial impact of a particular publication may be on minds either young or old.
Im April 1969 entschied der Supreme Court in ,Stanley v. Georgia’ ohne Gegenstimme, dass die Kriminalisierung des Besitzes ,obszönen’ Materials den verfassungsmäßigen Rechten widerspricht. Dies bedeutete nun eine wirkliche Privatsphäre. In Bezug auf ,Free Speech’ hieß es jetzt grundlegend:[98]
If the First Amendment means anything, it means that a State has no business telling a man, sitting alone in his own house, what topics he may read or what films he may watch. Our whole constitutional heritage rebels at the thought of giving government the power to control men’s minds.
Und Herbert Marcuse, dessen Schriften die Achtundsechziger-Generation begeisterten, brachte es angesichts des Kalten und des Vietnamkrieges auf den Punkt, als er sagte:[I-306][99]
Obszön ist nicht das Bild einer nackten Frau, die ihr Schamhaar entblößt, sondern das eines voll bekleideten Generals der seine Medaillen präsentiert, verliehen in einem Aggressionskrieg; obszön ist nicht das Ritual der Hippies, sondern die Erklärung eines hohen Würdenträgers der Kirche, dass Krieg notwendig für Frieden sei.
Doch auf dem Höhepunkt der Liberalität ereignete sich auch der Gegenschlag. 1968 hatte Präsident Johnson noch kurz vor den Wahlen als Nachfolger des ausscheidenden Chief Justice Warren den von ihm erst 1965 in den Supreme Court gebrachten Abe Fortas nominiert,[525ff] wogegen sich aber großer Widerstand erhob. Es begann eine regelrechte Schmutzkampagne konservativer Senatoren,[100] und im Mai 1969 trat Fortas auf großen Druck hin ganz zurück.[G-546]
● Die 70er Jahre
Des Weiteren kam es auf Druck konservativer Kreise nach dem ,Stanley’-Urteil zur Einsetzung der ,Lockhart-Kommission’ zum Thema Pornografie durch Präsident Johnson. Im Herbst 1970 präsentierte diese – nun unter Präsident Nixon – nach anderthalb Jahren ihren Bericht, der wie eine Bombe einschlug – denn sie empfahl die völlige Freigabe obszönen Materials für die private Nutzung durch Erwachsene sowie eine ernsthafte Sexualerziehung an den Schulen. Noch vor der offiziellen Veröffentlichung nannte Nixon den Bericht ,morally bankrupt’, und der Senat wies die Ergebnisse und Empfehlungen mit großer Mehrheit zurück.[G-552][101]
Von den 70er Jahren an war jedoch die weitere Verschärfung sexueller Darstellungen nicht mehr aufzuhalten. Als 1969 die aus England nach USA kommende Zeitschrift ,Penthouse’ erstmals Schamhaar zeigte, entfachte dies die ,Pubic Wars’ – nun wagte auch ,Playboy’ dies ohne Retusche.[G-578][102] Der Pornofilm ,Deep Throat’ (1972) bekam Kultstatus. Ab Ende der 70er Jahre ermöglichten Videokassetten jedem den einfachen Filmgenuss. Später, in den 80ern, sprach man von einer Sexindustrie mit Milliardenumsatz.[I-328] Calvin Klein brachte hoch sexualisierte Werbung, und in Zeitungen, Radio und Fernsehen wurde immer direkter über Sex gesprochen.[I-329][103]
Unter Nixon jedoch vollzog sich unter den neun Richtern des Supreme Court ein gravierender konservativer Wandel. Als neuen Chief Justice hatte Nixon 1969 Warren Earl Burger ernannt,[104] Fortas wurde 1970 von Harry A. Blackmun, Black 1971 von Lewis F. Powell ersetzt, und für Harlan kam im selben Jahr William H. Rehnquist.[G-515][105] Damit waren die eindeutig liberalen Richter Douglas, Brennan, Stewart und Marshall nun in der Minderheit.[106]
Und dann kam es 1973 im Urteil ,Miller v. California’[107] zu einer sehr umkämpften Entscheidung (5-4). Die Beratungen hierzu dauerten über ein Jahr.[108] Ursprünglich sollte Brennan die Ansicht formulieren – und diese entsprach den Empfehlungen der Lockhart-Kommission. Dann aber wechselte Powell die Seiten.[G-561f] Burger selbst erklärte nun im offiziellen Urteil bereits Material für obszön, dem im Ganzen ernsthafter wissenschaftlicher, literarischer, künstlerischer oder politischer Wert fehle und das offenkundig anstößig sei und auf unzüchtige Interessen ziele (,Miller-Test’).[109] Brennan konnte nur noch in der Minderheitsmeinung darauf verweisen, dass es notwendig wäre, die ,Roth’-Definition ganz aufzugeben.[110]
Stattdessen konnte nun jedoch im Gegenteil etwas wieder ,obszön’ sein, dem ernsthafter Wert fehlte – und der von Brennan einst eingeführte soziale Wert[111] war auf einmal sogar völlig verschwunden. Ferner sprach Burger wieder regionalen Standards das Wort[112] – und gab sogar Beispiele für das, was ein Staat verbieten könne:[113]
(a) Patently offensive representations or descriptions of ultimate sexual acts, normal or perverted, actual or simulated.
(b) Patently offensive representations or descriptions of masturbation, excretory functions, and lewd exhibition of the genitals.
Damit waren nun also wieder die Genitalien und ein unglaublich schwammiger Begriff wie ,lewd exhibition’ im Fokus und entschieden über schwere Strafen. Und die ,Stanley’-Freiheit der eigenen vier Wände wurde von Burger komplett darauf beschränkt – selbst Import und Transport dorthin konnte verboten werden.[G-566][114]
Alles in allem war bereits dieses Urteil ein ,worst case’, der alles umkehrte, was in den vergangenen Jahren erreicht worden war.[115] Und so griff Brennan die Entscheidung auch in scharfen Worten an:[116]
The Court's approach necessarily assumes that some works will be deemed obscene – even though they clearly have some social value – because the State was able to prove that the value, measured by some unspecified standard, was not sufficiently "serious" to warrant constitutional protection. That result is not merely inconsistent with our holding in Roth; it is nothing less than a rejection of the fundamental First Amendment premises and rationale of the Roth opinion and an invitation to widespread suppression of sexually oriented speech. Before today, the protections of the First Amendment have never been thought limited to expressions of serious literary or political value.
Dennoch stiegen die Verurteilungen unterer Gerichte nicht wieder an – die Weisheit der ,Brennan-Doktrin’ wurde offenbar beibehalten.[G-571]
1974 hielt der Supreme Court dagegen die Verurteilung einiger Männer knapp aufrecht, die den Lockhart-Bericht illustriert mit pornografischen Darstellungen herausgegeben hatten.[117]
In den nächsten Jahren war dann insbesondere die Darstellung Minderjähriger immer umkämpfter.
Die folgende Darstellung basiert insbesondere auf einem grundlegenden Artikel der Künstlerin und Rechtsexpertin Amy Adler (geb. 1966), die unter anderem als Associate Professor an der New York University School of Law lehrt.[118]
Erst in den 60er Jahren war überhaupt der Begriff des Kindesmissbrauchs aufgekommen – damals noch in Bezug auf körperliche Kindesmisshandlung.[119] Sexueller Missbrauch wurde als deutlich kleineres Problem gesehen – bis sich das Verhältnis Mitte der 70er Jahre verschob und der Begriff immer mehr die sexuelle Bedeutung bekam.[A-220f][120] Vorangetrieben wurde dieser Umschwung, wie wir bereits sahen,[121] von der Kampagne der feministischen Bewegung gegen den Inzest, der damals von den ersten Opfern offen ausgesprochen wurde.[A-221]
Auch die Kinderpornografie rückte mit dem Beginn des sexuell betonten Missbrauchs bereits 1977 in die Aufmerksamkeit der Presse.[122] 1978 erließ der Kongress das erste Bundesgesetz, das jedoch über die bestehenden ,obscenity laws’ nicht hinausging.[123] Von feministischer Seite tauchten völlig irreal Zahlen von 1,5 Millionen betroffenen Kindern und einer Eine-Milliarde-Dollar-Industrie auf.[124] Doch schon 1980 hatte das FBI nach zwei Jahren ,Sting-Operationen’[125] mit fingierten Angeboten und sechzig umfangreichen, landesweiten Razzien keinerlei Kinderpornografie gefunden.[126]
● Die 80er Jahre
Das folgende Jahrzehnt war dann nicht nur eines des Feminismus, sondern auch geprägt von der reaktionären Reagan-Ära – was bei der weiteren Entwicklung immer mitzudenken ist.
Anfang der 80er kam es zu einem kurzzeitigen Hype bezüglich ,recovered memory’ von Missbrauchsopfern und über die 80er Jahre hin zur ersten Missbrauchspanik im Zusammenhang mit den Day Care Centers.[A-222f][127] Mitte der 80er Jahre wurde außerdem Freuds Theorie des ,Ödipuskomplex’ angegriffen und die ,Verführung’ und der echte Missbrauch des Kindes, unter anderem durch die grundlegenden Bücher von Alice Miller, wieder ernst genommen.[A-221f][128]
Nun ,entdeckte’ auch der Supreme Court die Frage der ,Kinderpornografie’.[A-210] Ein Experte schrieb damals, das Phänomen sei so neu, dass es unmöglich gewesen wäre, es ein Jahrzehnt zuvor vorauszusagen.[A-218][129]
In ,New York v. Ferber’ urteilte das Gericht 1982 nun, dass auch nicht-obszöne Abbildungen von Kindern verfassungsmäßig beschränkt werden dürfen.[130]
Dieses Urteil hatte bereits zur Folge, dass der Verlag St. Martin’s Press das sehr bekannte Kinderaufklärungsbuch ,Show Me!’ wegen der Nacktaufnahmen vom Markt nahm.[131]
Der Kongress verabschiedete 1984 dann den ,Child Protection Act’[132] als Bundesgesetz nach dem New Yorker Modell. Nun galten also auch bestimmte nicht-obszöne Bilder von Kindern als (verbotene) sexuelle Handlung,[133] und die Altersgrenze für den Begriff ,Kind’ wurde von sechzehn auf achtzehn Jahre angehoben. Strafen wurden auf 100.000 Dollar verzehnfacht und auch nicht-kommerzielle Weitergabe oder Erhalt strafbar.[A-236f][134]
Damit war der Begriff ,Kinderpornografie’ extrem weit gefasst – und dies, obwohl der eigentliche Begriff lange Zeit die Darstellung von Kindesmissbrauch meinte – und das Bundeskriminalamt dies heute noch immer wie folgt definiert:[135]
Kinderpornografie ist die fotorealistische Darstellung des sexuellen Missbrauchs einer Person unter 14 Jahren (Kind). Der Herstellung solcher Darstellungen liegt ein realer (oft schwerer) sexueller Missbrauch zugrunde.
Indianapolis verabschiedete 1984 ein Gesetz, das im Sinne der radikalen Feministinnen Andrea Dworkin und Catharine MacKinnon ,Pornografie’ als ,graphic sexually explicit subordination of women’ definierte und bereits in fiktiver Form kriminalisierte[136] – was aber durch ein Gerichtsurteil als verfassungswidrig erklärt wurde.[G-614][137]
1985 beauftragte Präsident Reagan Justizminister[138] Meese mit einer neuen Kommission zur Pornografie – die mit einem kleinen Budget und nur sechs Monaten Zeit eher bloße Pseudoarbeit leistete, deren Ergebnis von vornherein feststand.[139] Ihr Bericht wurde jedoch von kei-
nem Verlag veröffentlicht, die dazugehörigen Anhörungen nicht einmal von der Regierung selbst.[G-583]
Noch vor Erscheinen des Endberichts verschiedene Buch- und Einzelhandelsketten etc. einen von Kommissionsdirektor Alan Sears unterzeichneten Brief, dass ihnen vorgeworfen würde, Pornografie zu vertreiben, so zum Beispiel ,Penthouse’ und ,Playboy’ – worauf die ,Southland Corporation’, die tausende ,7-Eleven’ Stores betrieb, die Magazine aus ihrem Programm nahm.[G-599ff] Den Vorwurf, diese seien ,pornografisch’, hatte gegenüber der Kommission als ,Zeuge’ Reverend Donald Wildmon gemacht, 1977 Gründer der ,National Federation of Decency’ (später ,American Family Association’. Damit war klar, dass es hier um das reaktionäre Weltbild der religiösen Rechten ging.[G-598] Einige Geschäfte nahmen aufgrund des Briefes sogar Magazine wie ,American Photographer’ oder ,Cosmopolitan’ aus dem Angebot.[G-602][140]
Der ,Playboy’ verklagte die Kommission, und ein Bundesrichter in Washington verurteilte diese, alle Empfänger in einem erneuten Schreiben darüber zu informieren, dass das erste Schreiben zurückgezogen worden sei.[G-603][141]
In Bezug auf ,Kinderpornografie’ musste selbst der Justizminister zugeben, dass es im Inland ,jetzt offenbar nur wenig kommerzielle Produktion’ gebe.[142]
Aber die Kommission hatte auch empfohlen, bereits fiktive Literatur, die Sexualität mit Minderjährigen schildere und als ,obszön’ bezeichnet werden könne, zu verfolgen – obwohl eine Mehrheit das Gegenteil vorschlug.[G-607] De Grazia weist darauf hin, dass das Vertreten der bloßen Idee, dass sexuelle Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen ,gut’ sind, von der Verfassung geschützt ist – und dies daher auch für Literatur gelten muss.[G-607]
Die Empfehlungen der Kommission führten 1987 zur Schaffung einer ,National Obscenity Enforcement Unit’ (NOEU) im Justizministerium [G-606], bestehend aus der ,Federal Obscenity Task Force’ und dem ,Obscenity Law Center’.[G-762] Verschiedene Instruktoren waren gleichzeitig Funktionäre oder Beschäftigte der ,Citizens for Decency Through Law’ (CDL).[G-764]
Insbesondere unter Meeses Nachfolger Dick Thornburgh gab es dann verschiedene Anklagen mit einschüchternder Wirkung, unter anderem in verschiedenen Staaten gleichzeitig.[143] Mehrere Richter verurteilten diese Praxis.[G-765][144] Ein ausführliches Buch zum Thema beginnt mit der Frage: ,Welche Gesellschaft wirft ihre Bürger für ihre Fantasien ins Gefängnis?’[145]
Noch perfider waren die bereits erwähnten ,Sting-Operationen’, mit denen die Polizei selbst nun als – mehr oder weniger alleiniger[146] – ,Produzent’ von ,Kinderpornografie’ auftrat, zahlreiche Personen aktiv köderte und dann verhaftete.[147]
Zur ,Obszönität’ hielt ein Urteil des Supreme Court 1987 nochmals fest (5-4), dass die Wertfrage nicht nach regionalen Standards zu entscheiden sei – die konservative Mehrheit brachte nun jedoch den ominösen ,Durchschnittsmenschen’ (reasonable person) ins Spiel.[G-685][148] Richter Stevens formulierte die Minderheitenansicht, dass einer regionalen Bevölkerung kaum die Bezeichnung ,reasonable person’ abgesprochen würde, so dass der regionale Standard sich doch immer einschleichen werde.[149] Überhaupt aber sei die Wertfrage nicht von einem Durchschnitt zu entscheiden.[150] Zudem hatte das Urteil Expertenansichten wieder irrelevant werden lassen.[G-686][151] Im Grunde war es ein voller Rückfall in die Zeiten vor ,Fanny Hill’, ,Tropic of Cancer’ etc.[152]
Kehren wir zum ,Child Protection Act’ zurück, der bereits bestimmte nicht-obszöne Bilder Minderjähriger kriminalisierte. Mit diesem neuen Gesetz tat sich die Frage auf, wo genau der Unterschied zwischen ,Pornografie’ und harmlosen (innocuous) Darstellungen lag. Was genau war eine ,laszive Zurschaustellung der Schamregion’?
Der Supreme Court hatte in ,Ferber’ zunächst festgehalten, dass ,einfache Nacktheit’ nicht gemeint sei.[153] Auch 1989 hob er ein Urteil aus Massachusetts auf, das einen Mann zu zehn Jahren Haft verurteilt hatte, der seine vierzehnjährige Stieftochter nur mit Schal und Bikinihöschen fotografiert hatte.[G-582][154]
1989 wurde ein regelrechter ,Kulturkrieg’ entfacht,[155] als zunächst das Foto ,Piss Christ’ von Andres Serrano und darüber wiederum die Förderpolitik des staatlichen ,National Endowment for the Arts’ (NEA) angegriffen wurde.[G-629f][156] Die Debatte erfasste dann auch eine bevorstehende Ausstellung der renommierten Corcoran Gallery of Art in Washington, die eine schon an anderen Orten[157] gezeigte Ausstellung des Fotografen Robert Mapplethorpe[158] ,The Perfect Moment’ mit homosexuellen Motiven betraf, worauf die Ausstellung abgesagt wurde, da das aufgeheizte Klima dem Künstler nicht gerecht werde.[G-622ff][159]
Das NEA-Budget wurde um die beiden umstrittenen Förderungen gekürzt, und zuvor hatte Senator Helms sogar einen Entwurf eingebracht, der die Förderung ,offensiver’, ,indezenter’ und anderweitig kontroverser Kunst verbieten sollte.[G-634][160]
● Die 90er Jahre
Obwohl die Freiheit der Kunst offiziell zunächst gewahrt blieb,[161] sorgte der große Druck von konservativer Seite dafür – bis hin zu Präsident Bush selbst[162] –, dass der neue NEA-Vorsitzende John Frohnmeyer 1990 Anträge von vier sexuell kontroversen Performance-KünstlerInnen ablehnte, deren Förderung bereits empfohlen worden war.[G-643][163] Und gegen Ende des Jahres schrieb der Kongress dann vor, dass die Entscheidungsgremien durch von Politikern zu ernennende Laienmitglieder zu ergänzen und ,general standards of decency and respect for the diversity of beliefs and values’ zu beachten seien.[G-680][164]
Damit wurde der ,Miller-Test’ völlig missachtet, denn um ,decency’ ging es dort längst nicht mehr, nur noch um die Frage, was obszön sei – und diese Beurteilung war jederzeit widerlegt, wenn etwas Wert hatte. Die vier KünstlerInnen klagten gegen die Entscheidung und die neue Formulierung – und erhielten vor dem Distrikt- und dem Berufungsgericht Recht. Der Supreme Court hob dies jedoch 1998 wieder auf.[165] Es seien nur einige ,Faktoren’ ergänzt worden, und der NEA habe ein ,weites Ermessen’. Die Beweislast einer Unterdrückung läge bei den Klägern![166]
Dies zeigt, wie weit sich der Supreme Court mittlerweile von den Urteilen der Brennan-Jahre entfernt hatte.
Fußnoten
[1]● Edward de Grazia: Girls Lean Back Every Where. The Law of Obscenity and the Assault on Genius. Constable/London 1992. • John D’Emilio & Estelle B. Freedman: Intimate Matters. A History of Sexuality in America. New York 1989. • Im Folgenden Seitenangaben in hochgestellten eckigen Klammern mit vorangestelltem ,G’ (de Grazia) bzw. ,I-’ (D’Emilio/Freedman). • De Grazia (1927-2013) war als Anwalt an vielen hochrangigen Gerichtsverfahren bezüglich literarischer Werke beteiligt, vertrat auch die Rechte von Antikriegs-Demonstranten und war 1976 Mitgründer der ,Benjamin Cardozo School of Law’ in New York. Wikipedia englisch: Edward de Grazia.
[2] Das First Amendment lautet: ,Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the Government for a redress of grievances.’ Wikipedia: 1. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten. • ,Free Speech’ bezieht sich keineswegs nur auf das Politische oder Religiöse. In einer Adresse an die Bewohner Quebecs schrieb der ,Continental Congress’ am 26. Oktober 1774: ,The last right we shall mention, regards the freedom of the press. The importance of this consists, besides the advancement of truth, science, morality, and arts in general, in its diffusion of liberal sentiments on the administration of Government, its ready communication of thoughts between subjects, and its consequential promotion of union among them, whereby oppressive officers are shamed or intimidated, into more honourable and just modes of conducting affairs.’ An Appeal to the Inhabitants of Quebec. www.digitalhistory.uh.edu.
[3] Zur Entwicklung des ,Obscenity Law’ in England empfiehlt de Grazia als hervorragende Werke: Norman St. John-Steva: Obscenity and the Law. London 1956. Donald Thomas: A Long Time Burning. New York 1969. Geoffrey Robertson: Obscenity. An Account of Censorship Laws and Their Enforcement in England and Wales. London 1979.[G-711]
[4] Der Verleger hatte dabei immerhin den Vorteil, ebenfalls keinem rufschädigenden Gerichtsverfahren ausgesetzt zu sein. Der Autor wiederum wurde erst gar nicht involviert.[G-59] • Das Verfahren wurde noch 1966 gegen das (1989 von Bernd Eichinger erfolgreich verfilmte) Werk ,Last Exit to Brooklyn’ eingesetzt. Verleger John Calder verkaufte das Buch weiter, wurde nun strafrechtlich verfolgt, zu 500 £ Strafe verurteilt, gewann aber den Berufungsprozess.[G-711]
[5] Wikipedia: Anthony Comstock.
[6] Sie setzte mit Hilfe der Polizei die Gesetze um, ihre Vertreter durften verhaften, und Behörden mussten auf deren Betreiben Durchsuchungsbefehle erlassen. Gerichtliche Strafen kamen teilweise ihrem Betrieb zugute, sodass sie ihre eigene Finanzierung verfolgen konnte.[G-118f]
[7] Regina [= Queen] v. Hicklin, L.R. 3 Q.B. 360 (1868). Wikisource englisch. • Siehe auch Wikipedia englisch: Hicklin test & United States obscenity law.
[8] Eine andere Formulierung beurteilte alles als öbszön, wenn es irgendetwas enthielt ,of a lewd, lascivious and obscene tendency, calculated to corrupt and debauch the mind and morals of those inte whose hands it might fall’. Swearingen v. United States, 161 U.S. 446 (1896).[G-4f]
[9] In folgenden Romanen thematisierte Moore Themen wie Prostitution, außerehelichen Sex und lesbische Liebe. Wikipedia: George Moore.
[10] Hier wurde, initiiert von der ,National Vigilance Association’,[G-45] der bedeutende Verleger Henry Vizetelly – der zuvor schon preiswerte Ausgaben von Dostojewski, Gogol, Tolstoi, Balzac, Flaubert, Poe und Zola publiziert hatte – verurteilt.[G-40] • Im selben Jahr erschütterte überhaupt eine Kampagne die Presse. Lord Mount-Temple hatte in einem Brief an den ,Guardian’, damals eine Zeitung der Church of England, selbst Werke wie Sir Richard Burtons Übersetzung der ,Arabian Nights’ verdammt.[G-42] • In dem Roman wird etwa geschildert, wie das Mädchen Françoise einem Bullen bei der Paarung hilft: ,[...] as she grasped the bull’s penis firmly in her hand and lifted it up. And when the bull felt that he was near at the edge, he gathered his strength and, with one simple thrust of his loins, pushed his penis right in.’[G-42] • Nachdem der Fall von der Krone selbst übernommen wurde, stellte Generalstaatsanwalt Sir Edward Clarke, fest, der Roman sei ,full of bestial obscenity, without a spark of literary genius or the expression of an elevated thought’.[G-45] Er warnte sogar die Pressevertreter, dass jedes Zitat der zu verlesenden Passagen seinerseits strafbar wäre.[G-45] • Vizetelly bekannte sich schuldig, bekam keine Haftstrafe, durfte aber ,nichts dergleichen’ mehr veröffentlichen.[G-47] • Als der finanziell angeschlagene Vizetelly auf Zolas Werke nicht verzichten knonte und Passagen herausnehmen ließ, initiierten die Sittenwächter 1889 eine erneute Anklage, die auch ,Germinal’, Flauberts ,Madame Bovary’ und Maupassants ,Bel Ami’ betraf.[G-48] • In seinem 70. Lebensjahr musste Vizetelly eine dreimonatige Gefängnisstrafe antreten und verstarb dann verfrüht vier Jahre später. Fünf Jahre darauf wurde Zola 1899 in London als Held gefeiert.[G-51] • ,La Terre’ erschien in England erst wieder 1954.[G-53]
[11] Da auch die Richter keine Passagen laut lesen lassen durften und in den Akten nichts vermerkt wurde, waren Revisionsprozesse im Grunde von Anfang an aussichtslos – das nächste Gericht hatte gar keine Handhabe, den Fall zu prüfen oder das erste Urteil zu hinterfragen![G-5]
[12] Hierbei werden mögliche ,Straftäter’ absichtlich geködert, also zu entsprechenden Straftaten verleitet.
[13] Darin hieß es etwa, viele Männer würden zur schnellen Erregung der Frau mit dem Finger die Klitoris reizen, was jedoch eine masturbative Praxis sei. Nur ein Finger sei rechtmäßig – das Glied des Mannes: ,The orgasm aroused by excitation within the vagina appears to be the one which satisfies the wo most complately, because it awakens her sweetest and most womanly, most maternal instincts.’[G-4]
[14] Wikipedia englisch: Ida Craddock.
[15] Er verfasste diverse Werke: ,Freedom of the Press and Obscene Literature’ (1906), ,“Obscene“ Literature and Constitutional Law” (1911), “Free Speech for Radicals’ (1916). Siehe auch ,Freedom of Speech’ (1920) von Zecharia Chafee.[G-217] • Schroeder gründete 1902 auch die ,Free Speech League’, eine Vorläuferin der ACLU. Wikipedia englisch: Theodore Schroeder.
[16] Lawrence war durch ,Sons and Lovers’ (1913) berühmt geworden, doch der nächte Roman ,The Rainbow’ (1915) war in England bereits einen Monat nach Erscheinen verfolgt und dann verboten worden, nachdem etwa der Literaturkritiker des ,Star’ geurteilt hatte, die Charaktere seien ,creatures who are immeasurably lower than the lowest animal in the Zoo.’[G-56f] • Lawrence’ Freund Richard Aldington schrieb jedoch später, der reale Grund sei gewesen, dass jener den Krieg verurteilte.[G-62] Neuere Studien unterstützen dies.[G-707]
[17] Wikipedia: Anthony Comstock.
[18] Zuvor hatte Dreiser eine langjährige Durststrecke. Der Vizepräsident des Verlags von Frank N. Doubleday – der sich aus armen Verhältnissen hochgearbeitet hatte, schließlich einen der drei weltgrößten Verlage besaß und seit den 20er Jahren die Publikationsszene dominierte – hatte 1900 den Roman ,Sister Carrie’ angenommen, den Doubleday jedoch ablehnte.[G-99ff] Dreiser aber bestand auf der Vertragserfüllung.[G-103]
[19] Die Freundschaft schwand jedoch mit der Zeit, und Mencken kritisierte das Werk dann auch heftig: ,It runs to 736 pages of small type; its reading is an unbearable weariness to the flesh.’[G-126] • Seltsamerweise sympathisierte Dreiser stark mit den Kommunisten, obwohl er eine utopische Gesellschaft wegen der animalischen Natur des Menschen für unmöglich hält: ,Greed, selfishness, vanity, hate, passion, love, are all inherent in the least of us’.[G-133] • Als er reich wurde, investierte er sogar in General Motors und AT&T.[G-139]
[20],It is not for any limited group of individuals to attempt to force upon the people in general their own particular ideas of what is decent or indecent.’[G-123] • Er übersieht, dass ,Sittenwächter’ genau dies tun!
[21] Bereits zuvor waren drei Ausgaben des Magazins mit früheren ,Ulysses’-Episoden beschlagnahmt und verbrannt worden.[G-14]
[22] Ulysses, übers. Hans Wollschläger. Suhrkamp. epdf.pub. • Original siehe de Grazia[9f] und Wikisource: Ulysses (1922)/Chapter 13, p. 349f, dort zitiert die erste vollständige Ausgabe Paris 1922.
[23] The Little Review, Sep./Dec. 1920, p. 6.
[24] Zuvor hatte sie ganz offen verdeutlicht, welche Paranoia entsteht, wenn potenziell ,gefährdete’ minderjährige Leserinnen Kriterium für Literatur werden: ,The society for which Mr. Sumner is agent, I am told, was founded to protect the public from corruption. When asked what public? its defenders spring to the rock on which America was founded: the cream-puff of sentimentality, and answer chivalrously: “Our young girls!” So the mind of the young girls rules this country? … If there is anything really to be feared it is the mind of a young girl.’ Ebd., p. 5.[G-11] • Und der von Pound vermittelte Unterstützer und Anwalt John Quinn betonte im Gerichtsverfahren, dass ,Ulysses’ ,neither written for, nor read by school girls’ war. Es sei ,disgusting in portions, perhaps, but not more so than Swift, Rabelais, Shakespear, the Bible.’[G-12] • Erst 1957 urteilte der Supreme Court, dass ein Bundesstaat seine erwachsene Bevölkerung nicht darauf reduzieren dürfe, ,to reading only what is fit for children.’ Butler v. Michigan, 352 U.S. 380 (1957).[G-74]
[25] Ebd., p. 8-9, kursiv im Original.
[26] Margaret Anderson: My Thirty Years’ War. The Autobiography: Beginnings and Battles to 1930. New York 1969, p. 222.
[27] The Little Review, Sep./Dec. 1920, p. 6. • Und sie fährt fort, dass derartige Heuchelei eine gesichtslose und lieblose Menschheit hervorbringe: ,Mr. Sumner seems a decent enough chap ... serious and colourless and worn as if he had spent his life resenting the emotions. A 100 per cent American who believes that denial, resentment and silence about all things pertaining to sex produce uprightness. Only in a nation ignorant of the power of Art ... insensitive and unambitious to the need and appreciation of Art ... could such habit of mind obtain. […] A people without the experience of the Art influence can bring forth nothing but a humanity that bears the stamp of a loveless race. Facsimile women and stereotyped men – a humanity without distinction or design, indicating no more the creative touch than if they were assembled parts. A beautiful Russian woman said to me recently, "How dangerous and horrible to fall in love with an American man! One could never tell which one it was – they are all the same."’ repository.library.brown.edu.
[28] Es erschien noch acht Jahre, und Anderson und Heap zogen bald auch nach Paris. • Offenbar vergeblich hatte schon damals die Verlegerin Harriet Monroe, Herausgeberin der Zeitschrift ,Poetry’, geraten, mit dem Argument des ,Free Speech’ vor das oberste Gericht zu ziehen: ,My father was a lawyer, and his blood in me longs to carry the battle to the Supreme Court of the United States, in order to find out whether the Constitution permits the assumption of a self-appointed group of citizens, of a restriction of the freedom of the press which only the state [...] should have any right even to attempt.’[G-17]
[29] Auch sie in homoerotischer Beziehung mit Adrienne Monnier. Beide betrieben jeweils eine Leihbücherei, die teilweise auch als Verlag fungierte.[G-21] • Ezra Pound hatte auch diesen Kontakt mit initiiert.[G-21] Zu den Subskribenten gehörten Gide, Hemingway und Yeats.[G-25] • Homoerotisch liierte Frauen ohne männliche Unterdrückung trugen unter anderem in Paris zwischen 1900 und 1940 wesentlich dazu bei, die moderne Literatur zu gestalten.[G-697]
[30] Die erste Auflage war innerhalb eines Monats ausverkauft, 1929 brachte Beach die elfte und letzte Auflage heraus.[G-27]
[31] In England war etwa die Rezension von James Douglas im ,Sunday Express’ prägend, der schrieb: ,The obscenity of Rabelais is innocent compared with its leprous and scabrous horrors.’[G-26]
[32] Wikipedia: Hays Code, auch für die beiden folgenden Absätze. • Unter Harding hatte Hays zuvor 1921/22 als Postminister ein Jahr lang das Versenden pornografischen Materials mit drastischen Strafanzeigen verfolgt. Wikipedia: Will H. Hays.
[33] Die sechzehnjährige Tochter eines Richters, John Ford, hatte von einer Leihbücherei ,Women in Love’ nach Hause gebracht, und dieser hatte geschworen, dagegen vorzugehen.[G-73] Gemeinsam mit Sumner und anderen Unterstützern organisierte er eine ,Clean Books League’, um mit einem neuen Gesetz die Hürden ,horse-high, pig-tight, and bull-strong’ zu machen.[G-74] • Die New York Times urteilte am 18. April 1923, damit würde Sumner zu einem ,absolute and irresponsible censor of all modern literatur’.[G-75]
[34] Die ,American Civil Liberties Union’ (ACLU) wurde erst in den 60er Jahren auf diesem Gebiet intensiv tätig, insbesondere durch die Beratung von de Grazia, die zu einer entsprechenden Policy führte. Das erste Mal setzte sich jedoch bereits 1946 der Dramatiker Elmer Rice für ,Hekate Country’ von Edmund Wilson ein.[G-76]
[35] Argumentiert wurde, das Gesetz sei antiamerikanisch sei und würde es ,Roten und Kommunisten’ ermöglichen, sogar die Bibel zu verbieten. Außerdem sei New York als führender Verleger-Standort gefährdet. Die Autorin Gertrude Atherton führte aus, das ,Decameron’, als sie es mit sechzehn las, gar nicht verstanden zu haben – und hätte sie es, hätte das Buch gar keinen zusätzlichen Schaden mehr anrichten können.[G-76] • Den Ausschlag gab dann die Ansprache von Walker selbst auf dem Flur, der erneut auf die Heuchelei hinwies: Junge Mädchen müssten entsprechende Bücher nicht lesen – und würden es auch nicht, wenn der richtige Einfluss vorherrscht. ,No woman was ever ruined by a book.’ Sondern stets von Männern, die sich jetzt heuchlerisch geben, genau wie in der Alkohol-Frage. Manche, die sich in der Debatte geäußert hätten, gehörten sonst zu den ,best tellers of shabby stories in this Senate’, zitiert nach Walker Gilmer: Horace Liveright, Publisher of the Twenties. New York 1970, p. 78f.[G-77]
[36] Kahane hatte ,Obelisk Press’ gegründet und veröffentlichte 1934 als Erster Henry Millers ,Tropic of Cancer’ (Wendekreis des Krebses).[G-55]
[37] Als der insbesondere die Harvard-Universität in Cambridge bedienende Dunster House Bookshop auf Nachfrage fünf Exemplare bestellte, alarmierte Sumner die ,New England Watch und Ward Society’, deren Agent ein Exemplar kaufte, worauf der Besitzer James A. DeLacey verhaftet und zu vier Monaten Gefängnis verurteilt wurde, was letztendlich zwar erlassen wurde, die Rufschädigung aber nicht verhinderte. DeLacey musste den Buchladen schließen, seine Frau verließ ihn, er wurde Alkoholiker und starb nach wenigen Jahren.[G-90f]
[38],Every idea is an incitement. … The only difference between the expression of an opinion and an incitement in the narrower sense is the speaker’s enthusiasm for the result. … If, in the long run, the beliefs expressed in proletarian dictatorship are destined to be accepted by the dominant forces of the community, the only meaning of free speech is that they should be given their chance and have their way.’[G-297] Gitlow v. New York, 268 U.S. 652 (1925).
[39] Wikipedia: Quell der Einsamkeit, auch für das Folgende.
[40] Er würde einem gesunden Kind lieber Gift geben, als es dieser ,Perversion’ zu überlassen: ,I would rather give a healthy boy or a healthy girl a phial of prussic acid [Blausäure, H.N.] than this novel. Poison kills the body, but moral poison kills the soul.’ Ebd.
[41] Die Nichtzulassung von Expertenmeinungen, die nur etwas zum künstlerischen Wert sagen konnten, wurde damit üblich – der Richter urteilte allein nach dem ,Hicklin’-Test. Erst 1959 mussten Gerichte auf Betreiben des Parlaments Experten wieder zulassen,[G-88] was auch für den Vorstoß des ,Penguin’-Verlags für ,Lady Chatterly’ entscheidend war.[G-190]
[42],[...] it is enough that acts of the most horrible, unnatural and disgustin obscenity are described in the most alluring terms [...], and that none of the women involved are treated as in the least blameworthy.’[G-191] • Hall musste zur Deckung der Prozesskosten, die sie sich mit Cape teilte, ihr Haus verkaufen.[G-182] • 1946, nach Halls Tod, sollte der Roman in eine Werkausgabe aufgenommen werden, was aber weiter verboten blieb. Eine Augabe bei Falcon Press 1949 wurde jedoch rechtlich nicht verfolgt. Ebd. • Bereits 1929 erschien dagegen eine französische Übersetzung im angesehenen Verlag Gallimard.[G-196]
[43] United States v. One Book Called Ulysses, 5 F. Supp. 182 (S.D.N.Y. 1933).
[44] Ben Ray Redman: Obscenity and Censorship. Scribner’s Magazine, May 1934, 341-344.
[45],[...] we believe that the proper test of whether a given book is obscene is its dominant effect. [...] We think that Ulysses is a book of originality and sincerity of treatment and that it has not the effect of promoting lust.’ United States v. One Book Entitled Ulysses, 72 F.2d 705 (2d Cir. 1934). law.justia.com.
[46] Zu den ersteren gehörte zügellose oder suggestive Nacktheit, Perversion, weiße Prostitution und Rassenmischung (!), zu den letzteren ,first-night’-Szenen, lustvolle Küsse und Bettszenen überhaupt.[281]
[47],Sie tat ihm unrecht’ und ,Ich bin kein Engel’, beide mit Cary Grant. Wikipedia: Mae West. Dort auch zur Zensur allgemein. • Weitere Details darüber, dass die ,Legion’ gezielt vor allem gegen Mae West vorgehen wollte, siehe Ramona Curry: Too Much of a Good Thing: Mae West as Cultural Icon. Minneapolis 1996, p. 25f. ▪ In den 50er Jahren folgte die ganz andere Marilyn Monroe: ,Um massentauglich zu werden, musste Marilyn Monroe sich unschuldig geben – und schwach.’ Arno Widman: Die Zerstörte. www.fr.de, 1.8.2012.
[48],The Story of Temple Drake’ nach William Faulkners ,Die Freistatt’. Siehe auch Wikipedia jeweils dort.
[49],Durch den Hays Code wurden Darstellungen von Homosexualität, Nudität, "zweideutigen Tänzen", aber auch von Entbindungen verboten. Darüber hinaus war jeder Geistlicher [sic!] in einer seriösen und angesehenen Art darzustellen. Vulgarität, Vergeltung, Rassenmischung, ungehörige Sprache und "exzessives und lustvolles Küssen" verstießen ebenfalls gegen diese Regeln. Weiterhin ordnete der Code an, dass Kriminalität, Ehebruch oder vorehelicher Geschlechtsverkehr nicht in einem positiven Licht erscheinen durften, sowie dass die US-Regierung und seine [sic!] Beschäftigung als nichts anderes zu sehen sein sollten als eine Kraft für das Gute. In der Praxis bedeutete dies [...] für rund 30 Jahre, dass das Böse immer überführt wurde und der gute Held nicht mehr als einen Kuss bekam.’ Wikipedia: Will H. Hays. • Siehe auch Wikipedia: Pre-Code (Hollywood). Gemeint ist damit die Phase vor Einführung des ,Code’.
[50]● John D’Emilio & Estelle B. Freedman: Intimate Matters. A History of Sexuality in America. New York 1989. Im Folgenden Seitenangaben in hochgestellten eckigen Klammern mit vorangestelltem ,I-’.
[51] Miller selbst schrieb: ,This is not a book. This is libel, slander, defamation of character … a prolonged insult, a gob of spit in the face of Art, a kick in the pants to God, Man, Destiny, Time, Love, Beauty…’ Ausgabe New York 1961, p. 1f.[G-367]
[52] In der Episode ,The Princess with the Golden Hair’ heißt es zum Beispiel: ,The mount was of a classical femininity: round and smooth and plump: the fleece, if not quite golden, was blond and curly and soft; and the portals were a deep tender rose like the petals of some flesh flower.’[G-210]
[53] Vor Gericht durfte der Literaturexperte Lionel Trilling, Professor an der Columbia University, mehrfach gar nicht zu Ende sprechen.[G-223] • Die 2:1-Entscheidung wurde nicht einmal begründet, auch nicht die Berufungsurteile. Einzige Meinung blieb die Minderheitsansicht des jüdischen Richterr Nathan D. Perlman.[G-225]
[54] Wikipedia englisch: Memoirs of Hecate County.
[55] Alfred Charles Kinsey: Sexual Behavior in the Human Male. Philadelphia 1948. Sexual Behavior in the Human Female. Philadelphia 1953. In deutscher Übersetzung 1955 bzw. 1954 erschienen. Wikipedia. • Bei Männern war Masturbation flächendeckend verbreitet (Frauen über 60 %), fast 90 % (50 %) hatten vorehelichen, 50 % (25 %) außerehelichen Geschlechtsverkehr, ein Drittel homosexuelle Erfahrungen – und 95 % hatten in Bezug auf das Sexualleben irgendwann einmal die damals geltenden Gesetze verletzt.[286]
[56],[...] the state has no legitimate interest in protecting any or all religions from views distasteful to them which is sufficient to justify prior restraints upon the expression of those views. It is not the business of government in our nation to suppress real or imagined attacks upon a particular religious doctrine, whether they appear in publications, speeches, or motion pictures.’ Joseph Burstyn, Inc. v. Wilson, 343 U.S. 495 (1952). supreme.justia.com.
[57] The Freedom to Read Statement. www.ala.org. • Zuvor hatte bereits Präsident Eisenhower vor Absolventen des ,Dartmouth College’ am 14. Juni 1953 gesagt: ,Don’t join the book burners. Don’t be afraid to go to your library and read every book as long as any document does not offend your own ideas of decency.’ The Freedom to Read. americanlibrariesmagazine.org, 15.3.2016.
[58] Girodias M (1965): Lolita, Nabokov and I. The Evergreen Review 37(9), 44-47, hier 44. evergreenreview.com. • Auch Nabokov stellte ganz klar: ,[...] Lolita is a tragedy. Pornography is not an image plucked out of context. Pornography is an attitude and an intuition. The tragic and the obscene exclude one another.’[G-255] Brief vom 29.3.1956 an Pascal Covici, in: Selected Letters, 1940-1977. San Diego u.a. 1989, p. 185.
[59] Girodias klagte gegen das Ministerium und gewann den Prozess, dann jedoch folgte die Machtübernahme durch General de Gaulle, und das oberste Gericht erneuerte das Verbot.[G-266] • Die französische Übersetzung durch Girodias’ Bruder Eric Kahana erschien jedoch 1959 bei ,Gallimard’, und nach einer erneuten Klage ließ das Ministerium auch sein Verbot gegen die englische Fassung fallen.[G-267] Inzwischen hatte sich jedoch ein Konflikt wegen ausbleibender Zahlungen ergeben, und Nabokov erklärte 1960 die Vereinbarung endgültig für nichtig.[G-267] • Girodias wurde auch weiterhin mehrfach wegen ,Erregung öffentlichen Ärgernisses’ verurteilt, 1964 dann gar zu einem Jahr Haft, 20.000 Dollar Geldstrafe sowie zwanzigjährigem Berufsverbot. Wikipedia: Maurice Girodias.
[60],The billion-dollar business in obscene and pornographic material [...] has become the ,golden calf’ of our times – the sacrificial lambs, our youth’. Obscene Matter Sent Through the Mail. Washington 1959, p. 1.[I-283]
[61] Diese enthielten ,not only novels by leading contemporary authors, but also works of nonfiction dealing with sexual love, sexual tecniques, sexual deviations, sexual behavior, and contraception, as well as some of the literature of Aristophanes, Ovid, and Apuleius in translation.’[G-278f]
[62] Insbesondere eine Stelle galt als obszön: ,[...] who let themselves be fucked in the ass by saintly / motorcyclists, and screamed with joy, / who blew and were blown by those human seraphim, / the sailors, caresses of Atlantic and Caribbean love’.[G-332]
[63] Eine Empfehlung von Generalstaatsanwalt Herbert Brownell, der wiederum wusste, dass Brennan vom Vorsitzenden des Obersten Gerichts von New Jersey, Arthur Vanderbilt, zutiefst geschätzt wurde.[G-406] • McCarthy, dessen Macht längst schwand, stimmte als einer der wenigen im Senat gegen Brennan.[G-409] • Brennans Vater kam wegen Hunger und politischer Unruhen aus Irland nach Newark, war Kohleschipper und organisierte den gewerkschaftlichen Zusammenschluss. Auch Brennan hatte die Fähigkeit, Koalitionen herbeizuführen.[G-403] Auch deshalb bekam er anteilsmäßig die weitaus meisten Urteilsformulierungen zugeteilt.[G-404]
[64] Der Verleger Samuel Roth veröffentlichte seit den 20er Jahren vielfach Raubkopien erotischer Werke und wurde mehrfach verurteilt. Wikipedia englisch: Samuel Roth. • Die Anklage betraf unter anderem seine Zeitschrift ,American Aphrodite’, in der er Passagen von Beardsleys ,Venus and Tannhäuser’ abgedruckt hatte. Wilson schrieb, diese Venus sei nicht zerstörerisch und schrecklich wie bei Swinburne, sondern ,girlish and agreeable’.[G-281] • In einer Szene masturbiert sie ihr Einhorn Adolphe und dann ,knelt where it had fallen, and lapped her little aperitif’.[G-283] • Roth wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt.[G-289]
[65] United States v. Samuel Roth, 237 F.2d 796 (2d Cir. 1957). law.justia.com.
[66] Damals bestehend aus Earl Warren, Hugo L. Black, Felix Frankfurter, William O. Douglas, Harold H. Burton, Tom C. Clark, John M. Harlan, William J. Brennan Jr. und Charles E. Whittacker.
[67] In einer Minderheitenmeinung vertrat Richter Harlan, dass auch die Frage, ob Material obszön etc. sei, jeweils neu zu prüfen sei.[G-301] • Nach dem Urteil übernahm Brennan diese Meinung, die sich schließlich durchsetzte.[G-302]
[68] Im oben genannten Berufungsurteil hatte jedoch Frank bereits ausgeführt: ,In Commonwealth v. Gordon, 1949, 66 Pa.Dist. & Co.R. 101, Judge Bok said: "A book, however sexually impure and pornographic [...] cannot be a present danger unless its reader closes it, lays it aside, and transmutes its erotic allurement into overt action. That such action must inevitably follow as a direct consequence of reading the book does not bear analysis, nor is it borne out by general human experience [...]. [...]"’ A.a.O.
[69] Der 62-jährige Roth musste daraufhin für fünf Jahre ins Gefängnis.[G-319] • So wegweisend Brennans Formulierung war, so ungerecht war das Urteil, denn es bedeutete, Roths Material habe keinerlei Wert gehabt.
[70] Roth v. United States, 354 U.S. 476 (1957). supreme.justia.com. • Kurz zuvor hatte der Supreme Court bereits ein Gesetz aus Michigan verboten, das Werke kriminalisierte, die ,einen potenziell schädlichen Einfluss auf die Jugend’ haben könnten.[G-252] Butler v. Michigan, 352 U.S. 380 (1957). supreme.justia.com. • In einem früheren Urteil hatte es geheißen, ,certain utterances’ seien von so ,slight social value’, dass das soziale Interesse an Ordnung und Moralität klar überwiege. Dazu gehörten beleidigende, lüsterne, obszöne und verleumderische Äußerungen. Chaplinsky v. New Hampshire, 315 U.S. 568 (1942).[G-320] • Zukunftsweisend war Brennan, weil er selbst den Kern der Formulierung bald umdrehte: Nur was keinerlei sozialen Wert aufweise, kann überhaupt ,obszön’ genannt werden.[G-324]
[71] Siehe auch Wikipedia: Howl. • Richter Clayton W. Horn: ,The first part [...] presents a picture of a nightmare world, the second part is an indictment of those elements in modern society destructive of the best qualities of human nature; such [...] as materialism, conformity, and mechanization leading toward war.’[G-337] • Und: ,Would there be any freedom of press or speech if one must reduce his vocabulary to vapid innocuous euphemisms? An author should be real in treating his subject and be allowed to express his thoughts and ideas in his own words.’[G-338]
[72] Wikipedia: Lolita (Roman).
[73] So hieß es in Abschnitt 4(1): ,[...] that publication of the article in question is justified as being for the public good on the ground that it is in the interests of science, literature, art or learning, or of other objects of general concern.’[G-430] Obscene Publications Act 1959. www.legislation.gov.uk.
[74] Schreiben vom 23.1.1959 an den Herausgeber, unterzeichnet von 21 Personen.
[75] Richter Bryan: ,Even if it be assumed that these passages and this language taken in isolation tend to arouse shameful, morbid and lustful sexual desires in the average reader, they are an integral, and to the author a necessary part of the development of theme, plot and character. The dominant theme, purpose and effect of the book as a whole is not an appeal to prurience or the prurient minded. The book is not "dirt for dirt's sake".’[G-340f] Grove Press, Inc. v. Christenberry, 175 F. Supp. 488 (S.D.N.Y. 1959). law.justia.com.
[76],Die Romanfigur Constance Chatterley verstieß gegen Moral und Gesellschaftsnormen ihrer Zeit – das Buch ist im Kern ihre Emanzipationsgeschichte. Der Taschenbuchverlag Penguin setzte sich 1960 provokant über neuere Gesetze gegen „obszöne Publikationen ohne literarische Qualität“ hinweg. Die sehr präzise formulierte Darstellung von geschlechtlicher Liebe, in Verbindung mit einem Plädoyer für die Natur – als im Buch genutzte Metapher für menschliche Sinn- und Natürlichkeit –, erregte genauso Anstoß wie dargestellte sexuelle Befreiung und scharfe Kritik an der britischen Gesellschaft. Der Prozess führte zu Aufhebungen von Zensurbestimmungen und wurde Teil der Geschichte der „Sexuellen Revolution“, die in den 1960er Jahren Großbritannien und schließlich ganz Europa erfasste.’ Wikipedia: Lady Chatterly.
[77] Kingsley Int'l Pictures Corp. v. Regents, 360 U.S. 684 (1959). supreme.justia.com.
[78] Smith v. California, 361 U.S. 147 (1959). supreme.justia.com. • Es ging um das Buch ,Sweeter Than Life’. • Brennan formulierte: ,The bookseller's self-censorship, compelled by the State, would be a censorship affecting the whole public, hardly less virulent for being privately administered. Through it, the distribution of all books, both obscene and not obscene, would be impeded.’[G-420f] • De Grazia schreibt: ,This self-censorshiop by publishers and distributors would mean that certain works might never be created.’ Landesweit ergäbe sich ein ,kleinster gemeinsamer Freiheitsnenner’, vorgegeben von den repressivsten Regionen.[G-425]
[79] Einige Gerichte fühlten sich im Anschluss an die Urteile des Supreme Court dann sogar gedrängt, diese freizusprechen. So ging es 1965 in einem Verfahren um Titel wie ,Sorority Girls’, ,Girls Stringent Initiation’ etc.[G-498] United States v. Irving Klaw and Jack Kramer, 350 F.2d 155 (2d Cir. 1965). law.justia.com.
[80] Times Film Corp. v. City of Chicago, 365 U.S. 43 (1961). supreme.justia.com.
[81] Dies hätte sich Anfang der 70er Jahre ändern können, wäre der von Präsident Johnsons vorgeschlagene Abe Fortas Nachfolger von Warren geworden – stattdessen ernannte Nixon den konservativen Warren E. Burger.[G-415]
[82],Newsweek’ schrieb über das Werk, es sei ,indeed a masterpiece, but a totally insane and anarchic one, and it can only be diminished by attempts to give it any social purpose or value whatever.’ Newsweek, 26.11.1962.[G-395]
[83] Grove Press, Inc., v. Gerstein, 378 U.S. 577 (1964). supreme.justia.com. • Kardinal Spellman wütetete daraufhin: ,We cannot accept these court decisions. They impose upon us the responsibility for immediate, continuous and universal action. They represent an acceptance of degeneracy and the beatnik mentality as the standard way of American life’. The Tablet, 13.8.1964, zitiert bereits in New York Times, 7.8.1964, 31.[G-435]
[84] Jacobellis v. Ohio, 378 U.S. 184 (1964). supreme.justia.com.
[85],It is true that local communities throughout the land are, in fact, diverse [...]. Communities vary, however, in many respects other than their toleration of alleged obscenity, and such variances have never been considered to require or justify a varying standard for application of the Federal Constitution. [...] We thus reaffirm the position taken in Roth to the effect that the constitutional status of an allegedly obscene work must be determined on the basis of a national standard.’ Ebd.[G-426] • Und erneut: ,[...] material dealing with sex in a manner that advocates ideas, or that has literary or scientific or artistic value or any other form of social importance, may not be branded as obscenity and denied the constitutional protection. Nor may the constitutional status of the material be made to turn on a "weighing" of its social importance against its prurient appeal, for a work cannot be proscribed unless it is "utterly" without social importance.’ Ebd.
[86] Black und Douglas sahen jede Kriminalisierung einer Filmvorführung als verfassungswidrig, Stewart nur ,Hardcore-Pornografie’ als strafwürdig an. supreme.justia.com.
[87] Bruce entzog sich der Strafe, indem er New York verließ. In San Francisco sprang er nachts nackt aus dem Fenster seines Hotels, brach sich aber nur die Knöchel.[G-474ff] • De Grazia beantragte Revision beim Supreme Court, was aber nicht angenommen wurde.[G-476] • 1966 starb Bruce an einer Überdosis Heroin.[G-477] • Der mit einer Geldstrafe belegte Clubbesitzer Howard Solomon bekam in einem Revisionsverfahren Recht, und als Staatsanwalt Hogan Widerspruch einlegte, gab 1970 auch das höchste New Yorker Gericht Solomon Recht.[G-478f] • Sein Anwalt Hellerstein teilte de Grazia 1990 mit, dass Richter Creel, der gegen Bruce die Minderheitenmeinung vertreten hatte, nach dem Verfahren die Absicht äußerte, zurücktreten, und dass auch der zweite Richter Bruce freisprechen wollte, der vorsitzende Richter ihm aber drohte, ihn dann an das Verkehrsgericht zu versetzen.[G-479]
[88] Memoirs v. Massachusetts, 383 U.S. 413 (1966). supreme.justia.com. • ,Under the test in Roth [...], as elaborated in subsequent cases, each of three elements must independently be satisfied before a book can be held obscene: (a) the dominant theme of the material taken as a whole appeals to a prurient interest in sex; (b) the material is patently offensive because it affronts contemporary community standards relating to the description or representation of sexual matters, and (c) the material is utterly without redeeming social value.’ Ebd. • Hier teilten Goldbergs Nachfolger Abe Fortas und sogar Chief Justice Warren die Begründung.
[89] Und er zitiert John Stuart Mill: ,If all mankind minus one were of one opinion, and only one person were of the contrary opinion, mankind would be no more justified in silencing that one person, than he, if he had the power, would be justified in silencing mankind.’[G-440] On Liberty. London4.1869, p. 33, Kap. 2. Wikisource.
[90] Das erste Verfahren wurde zunächst auch noch verloren, das höchste Gericht aber konnte sich der ,social importance’ nicht entziehen.[G-493] • Norman Mailer sagte aus: ,Burroughs may be the most talented writer in America.’[G-486] • Vor allem aber erläuterte Ginsberg über eine Stunde lang die Struktur des Romans und die soziale Bedeutung: ,Citing chapter and verse from memory, he pointed out the ways in which Naked Lunch conveyed criticisms of the state’s control over people – sexual control, political control, social control – and unraveled Burrough’s “philosophies” about the American police state, mass brainwashing, and the workings of modern dictatorships.’[G-491]
[91] Wikipedia englisch: Ginzburg v. United States. • Ginzburg v. United States, 383 U.S. 463 (1966). supreme.justia.com. • Brennan formulierte: ,[...] there was abundant evidence to show that each of the accused publications was originated or sold as stock in trade of the sordid business of pandering [...]. [...] The "leer of the sensualist" also permeates the advertising for the three publications. The circulars [...] stressed the sexual candor of the respective publications, and openly boasted that the publishers would take full advantage of what they regarded as an unrestricted license allowed by law in the expression of sex and sexual matters.’ Ebd. • Richter Stewart wies mit Recht darauf hin, dass Ginzburg wegen der Verkaufsmethoden überhaupt nicht angeklagt worden war![G-511f] • Auch formulierte er mit Recht: ,[...] if the First Amendment means anything, it means that a man cannot be sent to prison merely for distributing publications which offend a judge's esthetic sensibilities, mine or any other's. [...] A book worthless to me may convey something of value to my neighbor. In the free society to which our Constitution has committed us, it is for each to choose for himself.’[G-515] Ebd. • Die Mehrheitsmeinung fühlte sich offenbar provoziert, eine Grenze zu setzen. Brennan bezeichnete dies später als seinen ,größten Fehler’, den er je begangen habe.[G-503] • Auch Fortas deutete später an, die ,schleimige’ Persönlichkeit des Verlegers habe ihn unbewusst beeinflusst.[G-504] • Heute wirkt das Magazin regelrecht harmlos: A Complete Digitization of Eros Magazine: The Controversial 1960s Magazine on the Sexual Revolution. www.openculture.com, 10.5.2017.
[92] Redrup v. New York, 386 U.S. 767 (1967). supreme.justia.com. • Abweichender Ansicht waren nur Harlan und Clark. Ebd. • Redrup war ein Kioskverkäufer, der zwei Schundromane an einen Zivilpolizisten verkauft hatte. Wikipedia englisch: Redrup v. New York.
[93] Aday v. United States, 388 U.S. 447 (1967). supreme.justia.com.
[94] Schackman v. California, 388 U.S. 454 (1967). supreme.justia.com. • Hier vertrat neben Warren, Clark und Harlan sogar Brennan die Minderheitenmeinung.[G-535]
[95] Ginsberg v. New York, 390 U.S. 629 (1968). supreme.justia.com. • Die Minderheit bestand aus Douglas, Black und Fortas. Ebd.
[96] Fortas thematisierte dies ausdrücklich: ,A 16-year-old boy was enlisted by his mother to go to the luncheonette and buy some "girlie" magazines so that Ginsberg could be prosecuted’ – zwei Magazine, die überdies ,are presumably not obscene’.[G-542] Ebd.
[97] Ebd.
[98] Stanley v. Georgia, 394 U.S. 557 (1969). supreme.justia.com. • Wikipedia englisch: Stanley v. Georgia. • Die Meinung formulierte Clarks Nachfolger Thurgood Marshall. • Bei dem Angeklagten waren pornografische Filme entdeckt worden. Ebd.
[99] Herbert Marcuse: An Essay on Liberation. Boston 1969, p. 7f, übersetzt H.N. • Noch drastischer die Suhrkamp-Übersetzung: ,Nicht das Bild einer nackten Frau, die ihre Schamhaare entblößt, ist obszön, sondern das eines Generals in vollem Wichs, der seine in einem Aggressionskrieg verdienten Orden zur Schau stellt [...].’ Herbert Marcuse, Versuch über die Befreiung. Frankfurt am Main 1969, S. 21.
[100] Fortas stand mit seiner Anwaltfirma in der McCarthy-Ära eindeutig auf Seiten der Bürgerrechte.[G-527] • Für die Konservativen war er der Sündenbock für die Liberaliserung der ganzen letzten Jahre.[G-530] • Zu seinen Gegnern gehörte unter anderem die Organisation ,Citizens for Decent Literature’ (CDL), 1956 gegründet von Charles Keating,[G-531] späterer Chef der ,Lincoln Savings and Loan Association’, deren Zusammenbruch 1989 den Staat drei Milliarden Dollar kostete. Keating wurde wegen mehrfachen Betrugs zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Wikipedia englisch: Charles Keating. • In Wirklichkeit urteilte Fortas nicht anders, als auch sein Vorgänger Goldberg geurteilt hätte, der sogar im Fall ,Ginzburg’ diesen wohl freigesprochen hätte.[G-534] • De Grazia charakterisiert die schmutzige konservative Agitation gegen Fortas mit derselben Sprache, die sich sonst auf obszöne Straftaten bezieht: ,pandering [...] to the prurient interests of senators and the Washington press corps’.[G-544] • Senator Strom Thurmond aus South Carolina zeigte all jene ,obszönen’ Filme, bei deren Freispruch auch Fortas mitgewirkt hatte, was Präsident Johnson selbst zu der Bemerkung veranlasste, dies lasse den Senat lächerlich erscheinen.[G-544] • Thurmond schied erst hundertjährig (!) 2003 aus dem Senat aus. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass er 1925 mit einer sechzehnjährigen schwarzen Hausangestellten ein uneheliches Kind zeugte. Wikipedia Strom Thurmond.
[101] Siehe auch Wikipedia englisch: President's Commission on Obscenity and Pornography. • Lockhart selbst war zu Beginn der Arbeit überzeugt, dass ,obscenity laws’ nötig seien – und änderte diese Ansicht im Verlauf grundlegend.[G-553] • Der bereits erwähnte Thurmond wütete über ,the Commission’s shocking perversion of its own mandate’, der Report sei ,nothing more than a license for filth’ und sah den Untergang einer weiteren dekadenten Zivilisation voraus.[G-554] • Die Kommission verwies auf Dänemark, wo die Straftaten mit Freigabe der Pornografie zurückgingen – und dass auch in Amerika die Sexualstraftaten Jugendlicher zurückgingen, während sich nichtsexuelle Straftaten mehr als verdoppelt hätten. Report, p. 31.[G-555] • Keating verwies auf den Atheismus der Dänen.[G-556] • Der Bericht thematisierte auch ausdrücklich den negativen Effekt gewisser ,citizen action groups [...] by generating an overtly repressive atmosphere and by using harassment’. Report, p. 38.[G-558] • Lockhart wies darauf hin, dass die Forderung einer echten Sexualerziehung die entscheidende war und man sich dann um Pornografie keine Sorgen machem müsse.[G-560]
[102] Siehe auch Wikipedia englisch: Pubic Wars. • Im November 1975 zeigte das ,Playboy’-Cover zum Thema ,Sex in Cinema’ eine junge halbnackte Frau mit weit gespreizten Beinen im Kino, deren Hand sich halb in ihrem Slip befindet.[G-579] • Das 1974 etablierte ,Hustler’-Magazin von Larry Flynt, der mit seinem Bruder vor allem Strip-Clubs betrieb, zeigte noch im selben Jahr dann die ersten Abbildungen offener Vulven (,pink shots’). Wikipedia: Larry Flint & Hustler.
[103] Die Pornografie war eine direkte Kommerzialisierung des Sex, die Werbung mehr eine Sexualisierung des Kommerz.[352]
[104] Zunächst hatte noch Präsident Johnson den von ihm erst 1965 in den Supreme Court gebrachten Abe Fortas zum Chief Justice nominiert, wogegen sich aber großer Widerstand erhob. Fortas stand mit seiner Anwaltfirma in der McCarthy-Ära eindeutig auf Seiten der Bürgerrechte.[G-527] • Für die Konservativen war Fortas nun der Sündenbock für die Liberaliserung der ganzen letzten Jahre.[G-530] • Zu seinen Gegnern gehörte unter anderem die Organisation ,Citizens for Decent Literature’ (CDL), 1956 gegründet von Charles Keating,[G-531] späterer Chef der ,Lincoln Savings and Loan Association’, deren Zusammenbruch 1989 den Staat drei Milliarden Dollar kostete. Keating wurde wegen mehrfachen Betrugs zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Wikipedia englisch: Charles Keating. • In Wirklichkeit urteilte Fortas nicht anders, als auch sein Vorgänger Goldberg geurteilt hätte, der sogar im Fall ,Ginzburg’ diesen wohl freigesprochen hätte.[G-534] • De Grazia charakterisiert die schmutzige konservative Agitation gegen Fortas mit derselben Sprache, die sich sonst auf obszöne Straftaten bezieht: ,pandering [...] to the prurient interests of senators and the Washington press corps’.[G-544] • Senator Strom Thurmond aus South Carolina zeigte all jene ,obszönen’ Filme, bei deren Freispruch auch Fortas mitgewirkt hatte, was Präsident Johnson selbst zu der Bemerkung veranlasste, dies lasse den Senat lächerlich erscheinen.[G-544] • Thurmond schied erst hundertjährig (!) 2003 aus dem Senat aus. Nach seinem Tod wurde bekannt, dass er 1925 mit einer sechzehnjährigen schwarzen Hausangestellten ein uneheliches Kind zeugte. Wikipedia Strom Thurmond. • Im Mai 1969 trat Fortas auf großen Druck hin zurück.[G-546]
[105] Justices 1789 to Present. www.supremecourt.gov.
[106] Johnson hatte Fortas’ Vorgänger Goldberg 1965 gedrängt, neuer US-Botschafter bei der UNO in New York zu werden. Wäre Goldberg statt des 1969 zurückgetretenen Fortas weiterhin Richter am Supreme Court geblieben, hätte dieser auch weiter eine liberale Mehrheit gehabt![G-535] • Wie liberal der Supreme Court bis dahin war, zeigen sogar zwei Titel. Fortas schrieb ,Concerning Dissent and Civil Obedience’ (1968), Douglas ,Points of Rebellion’ (1969).[G-548]
[107] Miller v. California, 413 U.S. 15 (1973). supreme.justia.com. • Miller hatte ein pornografisch spezialisiertes Versandunternehmen und war von einem Restaurantbesitzer angeklagt worden, der explizite Werbebroschüren erhalten hatte. Wikipedia englisch: Miller v. California.
[108] Die Anhörungen waren im Januar 1972, das Urteil erfolgte im Juni 1973. Ebd.
[109] Dieser Test gilt bis heute. Wikipedia: Miller-Test.
[110] Er verwies hierzu auf seine entsprechende Darstellung in einem am selben Tag entschiedenen anderen Urteil: Paris Adult Theatre I v. Slaton, 413 U.S. 49 (1973). supreme.justia.com. • Hier ging es um das Zeigen ,obszöner’ Filme in einem Kino für Erwachsene. • ,No other aspect of the First Amendment has, in recent years, demanded so substantial a commitment of our time, generated such disharmony of views, and remained so resistant to the formulation of stable and manageable standards. I am convinced that the approach initiated 16 years ago in Roth [...] and culminating in the Court's decision today, cannot bring stability to this area of the law without jeopardizing fundamental First Amendment values.’ Ebd. • ,After sixteen years of obscenity cases, he concluded that the original goal of obscenity law was unachievable – it was impossible to prohibit obscenity while protecting valuable speech.’ Adler A (2006): All porn all the time. N.Y.U. Review of Law and Social Change 31(4), 695-710, hier 703.
[111] Dieser umfasst zum Beispiel einen ,informational or educational or entertainment character’.[G-570] • Im Grunde alles, was dem Bedürfnis mancher Menschen entspricht.
[112],It is neither realistic nor constitutionally sound to read the First Amendment as requiring that the people of Maine or Mississippi accept public depiction of conduct found tolerable in Las Vegas, or New York City.’[G-569] Miller v. California, a.a.O.
[113] Ebd.
[114] In ,Paris Adult Theatre I v. Slaton’ zitiert er den Yale-Professor Alexander Bickel: ,A man may be entitled to read an obscene book in his room, or expose himself indecently there. ... We should protect his privacy. But if he demands a right to obtain the books and pictures he wants in the market, and to foregather in public places – discreet, if you will, but accessible to all – with others who share his tastes, then to grant him his right is to affect the world about the rest of us, and to impinge on other privacies. Even supposing that each of us can, if he wishes, effectively avert the eye and stop the ear (which, in truth, we cannot), what is commonly read and seen and heard and done intrudes upon us all, want it or not.’[G-567] A.a.O. • De Grazia kommentiert hier sehr scharf: ,Whatever this is, it is certainly not law or jurisprudence.’ [G-567] Und: ,Americans, Bickel was saying, should have as much freedom of speech publicly as they have freedom to indecently expose themselves publicly.’ Und er spricht von einer ,pollution doctrine’, die Bezüge bis hin zur Nazi-Ideologie habe.[G-568] • Tatsächlich zieht Burger die direkte Parallele zu Müll und Abwasser: ,Nor do modern societies leave disposal of garbage and sewage up to the individual "free will," but impose regulation to protect both public health and the appearance of public places.’[G-568] Ebd.
[115] Am Ende spricht Grazia schonungslos von einem ,“Give us a decent society and the First Amendment be damned!” approach’.[G-569] • Dass er mit seiner Wertung nicht allein steht, beweisen Petitionen der ,Association of American Publishers’, der ,Motion Picture Association of America’ oder der ,American Library Assocation’, die neue Doktrin zu überdenken und wieder aufzuheben.[G-570f]
[116] Paris Adult Theatre I v. Slaton, 413 U.S. 49 (1973), a.a.O.
[117] Hamling v. United States, 418 U.S. 87 (1974). supreme.justia.com.
[118]● Adler A (2001): The perverse law of child pornography. Columbia Law Review 101(2), 209-273. cyber.harvard.edu. Im Folgenden Seitenangaben in hochgestellten eckigen Klammern mit vorangestelltem ,A-’. Übersetzungen H.N. • Siehe auch dies. (2001): Inverting the First Amendment. University of Pennsylvania Law Review 149(4), 921-1002. • Dies. (2006): All porn all the time. N.Y.U. Review of Law and Social Change 31(4), 695-710. • Dies. (1990): Post-modern art and the death of obscenity law. The Yale Law Journal 99(6), 1359-1378. • In ihrem Artikel von 2006 beschreibt sie die damals einsetzende Rückkehr sogar der alten ,Obscenity’-Verfolgung.
[119] Die neue ,Diagnose’ wurde von C. Henry Kempe und Kollegen am Colorado General Hospital geprägt. Kempe H et al. (1962): The battered-child syndrome. Journal of the American Medical Association 181(1), 17-24.
[120] Vergleiche zuerst Sgroi SM (1975): Sexual molestation of children: The last frontier in child abuse. Children Today 4(3), 18-21, 44. • Popularisiert dann durch Ellen Weber: Incest: Sexual Abuse Begins at Home. Ms. Magazine 5, April 1977, 64-67. Der schockierende erste Satz lautete: ,One girl out of every four in the United States will be sexually abused in some way before she reaches the age of 18.’ Joseph E. Davis: Accounts of Innocence: Sexual Abuse, Trauma, and the Self. Chicago 2005, p. 55.
[121] Siehe Seite 174.
[122] So unter anderem: Child's Garden of Perversity. Time, 4.4.1977, 55-56. Ray Moseley: Child Pornography: Sickness for Sale. Chicago Tribune, 15.5.1977.
[123] Protection of Children Against Sexual Exploitation Act. Pub. L. No. 95-225, 92 Stat. 7 (1978). Es verbot die Herstellung obszönen Materials mit Kindern und erhöhte die Strafen für dessen Verbreitung und Besitz. Bis 1977 hatten nur sechs Bundesstaaten solche Regelungen bezüglich Kindern.[236]
[124] Florence Rush: Child Pornography, in: Laura Lederer (Ed.): Take Back the Night. New York 1980, 71-81, hier 77f. • 1977 hatte es in der Presse noch ,Multimillionen-Dollar-Geschäft’ geheißen.[A-232] • So auch wieder der Kongress 1986.[A-233] • Ein Parlamentsbericht von 1983 sprach von ,Zehntausenden’ Minderjährigen, die bei explizit sexuellen Akten fotografiert und gefilmt werden. H.R. Rep. No. 98-536, p. 2.[A-233] • Die Hysterie stand auch im Kontext der 1977 gegründeten Organisation ,Save Our Children’, an deren Spitze die Sängerin Anita Bryant gegen die Homosexuellen-Bewegung agitierte. Wikipedia englisch: Save Our Children. • Siehe auch Stanley LA (1989): The child porn myth. Cardozo Arts & Entertainment Law Journal 7(2), 295-358.
[125] Diese ,Sting’-Operationen, die also potenzielle Straftäter regelrecht ködern, sind rechtstheoretisch hoch problematisch, denn eigentlich dürfen Strafrecht und Exekutive erst nach einer wirklichen Straftat tätig werden. Wie will man sonst beweisen, ob derselbe Mensch ohne diese Köderaktion überhaupt straffällig geworden wäre? • Perfide Sting-Operationen nutzte bereits der Fanatiker Comstock in den 1870er Jahren, so fingierte Briefe an Ärzte, um jene Ärzte herauszufinden, die Verhütungsmittel verschrieben. Erwin J. Haeberle: Die Sexualität des Menschen. Berlin/New York 21985, S. 521.
[126] Sexual Exploitation of Children. A Report to the Illinois General Assembly by the Illinois Legislative Investigating Commission. Chicago 1980, p. 30. • Mit der Verhaftung von Catherine Stubblefield Wilson aus Los Angeles (1982), die eine Mailingliste von zehntausenden von Kunden weltweit gehabt haben soll, waren 80 % der nicht importierten Kinderpornografie über Nacht eliminiert. Philip Jenkins: Beyond Tolerance. Child Pornography on the Internet. New York/London 2001, p. 40. Siehe auch: Woman Charged in Child Pornographie Operation. New York Times, 22.8.1982.
[127] Siehe den ersten Teil dieses Bandes.
[128] Jeffrey Moussaieff Masson: The Assault on Truth: Freud's Suppression of the Seduction Theory. New York 1984. • Alice Miller: Thou Shalt Not Be Aware: Society's Betrayal of the Child. New York 1984.
[129] Frederick Schauer: Codifying the First Amendment: New York v. Ferber. Supreme Court Review 1982. 285-317, hier 311.
[130] New York v. Ferber, 458 U.S. 747 (1982). supreme.justia.com. • Die Begründungen waren: Verhinderung sexueller Ausbeutung. Austrocknen von Produktion und Nachfrage. Vernachlässigbarer künstlerischer Wert von Darstellungen von Kindern in sexuellen Aktivitäten. Wikipedia englisch: New York v. Ferber. • Ferber hatte einem Undercover-Polizisten zwei Filme verkauft, die masturbierende Jungen zeigten. Ebd.
[131] Helga Fleischhauer-Hardt: Show Me! A Picture Book of Sex for Children and Parents. New York 1975. Im Original: Zeig mal! Wuppertal 1974. Fotos von Will McBride. • In den USA gab es in drei Bundesstaaten schon 1976 vergebliche Obszönitäts-Klagen, 1977 dann Kinderpornografie-Klagen. In New York erhielt der Verlag eine gerichtliche Verfügung, die die Verfassungsgemäßheit belegte. Nach dem Ferber-Urteil 1982 nahm der Verlag das Buch von sich aus vom Markt, um Angestellte und Käufer nicht fortwährenden Risiken auszusetzen. In Deutschland, wo das Buch mehrere Preise gewonnen hatte, entschieden sich Verlag und McBride 1996, das Buch vom Markt zu nehmen. Bis dahin wurden eine Million Exemplare in sieben Sprachen verkauft. Wikipedia englisch: Show Me! . • Verlagspräsident McCormack schrieb damals den Buchhändlern: ,The result is a vexing erosion of our First Amendment right to read and publish, and the loss of a superb and enlightened work of sexual orientation for young people.’ Edward De Grazia: Girls Lean Back Everywhere: The Law of Obscenity and the Assault on Genius. New York 1993, p. 755.
[132] Pub. L. No. 98-292, 98 Stat. 204 (1984).
[133] U.S.C. 2256(2) nennt realen oder simulierten Geschlechtsverkehr, auch oral, Bestialität, Masturbation, sadistischen oder masochistischen Missbrauch oder laszive Zurschaustellung von Genitalien oder Schamregion (lascivious exhibition of the genitals or pubic area).[238]
[134] Verurteilt wurden in den folgenden 28 Monaten 214 Angeklagte. In den sieben Jahren zuvor waren es gerade 23, vor allem wegen Verbreitung.[A-237]
[135] Kinderpornografie. www.bka.de. Stand September 2023.
[136] Wikipedia englisch: Antipornography Civil Rights Ordinance.
[137] American Booksellers Association, Inc. v. Hudnut, 771 F.2d 323 (7th Cir. 1985). casetext.com. • Richter Easterbrook betonte ein weiteres Mal: ,Under the First Amendment the government must leave to the people the evaluation of ideas.’ Kriminalisierung von ,Speech’ aufgrund eines bestimmten Inhalts bezeichnete er als Gedankenkontrolle (,This is thought control’). Ebd. • Siehe auch Wikipedia englisch: American Booksellers Ass'n, Inc. v. Hudnut. • 1986 wurde das Urteil vom Supreme Court bestätigt. Press Release: Supreme Court denies cert in Hudnut v. American Booksellers Association. mediacoalition.org, 24.2.1986. • Professorin Robin West wies darauf hin, dass für viele Frauen sexuelle Unterordnung und ihre Darstellung subjektiv lustvoll ist, und die Autorin Anne Rice äußerte in der ,Vogue’, sie wolle keinen Haufen faschistischer, reaktionärer Feministinnen, die mit ihren Springerstiefeln die Tür zu ihrem Bewusstsein einträten, um ihr zu sagen, Sadomasochismus sei politisch nicht korrekt.[G-617]
[138] Der Attorney General hat keinen Ministerrang, entspricht aber etwa unserem Justizminister und Generalbundesanwalt in einem. Wikipedia: United States Attorney General.
[139],[...] that wrung cheers from the anti-porn feminist and right-wing fundamentalist camps. In literary, intellectual, scientific, and civil liberties circles, the commission’s methods and its Final Report were univromly discounted and enounced.’[G-583] • Von 208 Zeugen waren 160 ,gebrieft’, für strengere Kontrollen etc. einzutreten.[G-584] • Das ,Summary’ schrieb der Vizepräsident der ,National Coalition Against Pornography’, Richard McLawhorn.[G-584] • Starzeugin war Linda Marciano aus dem Film ,Deep Throat’. Sie gab an, im Zuge des Films systematisch geschlagen und bedroht worden zu sein.[G-587] • Dies betraf jedoch insbesondere das Verhältnis zu ihrem Ehemann, von dem sie sich 1973 scheiden ließ. Siehe Wikipedia: Linda Lovelace & Deep Throat (Film). • Dass eine Frau wie Dottie Meyer (Künstlername Dominique Mauré) ihr Verhältnis zu ,Penthouse’ sehr professionell und positiv sehen konnte, wollte die Kommission nicht hören – sondern demütigte sie mit einer Art Kreuzverhör, als säße sie auf einer Anklagebank. Carole S. Vance: Negotiating Sex and Gender in the Attorney General’s Commission on Pornography, in: Kim M. Phillips & Barry Reay (Ed.): Sexualities in History. A Reader. New York 2002, p. 359-374, hier 371. • Im Interview mit De Grazia äußert sie sehr klar: ,You know, the Meese commission complains about erotica being degrading to women, well, the Meese commission was degrading to me. I walked out of there feeling … horrible. I think I felt more insulted about the questions they asked me than anything I’ve ever done in my life…’[G-595f] • Ginge es wirklich um die sexuelle Unterordnung der Frau, wäre diese auch in jedem Groschenroman wiederzufinden.[G-597f] • Um die Situation der Frauen in der Porno-Branche ging es überhaupt nie wirklich. Hätte es das getan, hätte man jede Kriminalisierung beseitigen müssen – denn je illegaler der ,Markt’ gemacht wird, desto prekärer die Situation der dort Tätigen.[G-612] • Zudem gibt es auch ,gute’ Pornografie, die zur Befreiung der Frau beiträgt, weil sie traditionell-patriarchale Werte angreift.[G-642]
[140] Wie sehr die rechtsgerichteten Kreise auch die Texte etwa des liberalen ,Playboy’ hassen mussten, geht aus folgenden Titeln hervor: ,Reagan and the Revival of Racisms’, ,Inside the New Right War Machine’, ,Compulsory Childbirth’, ,Support our Boys in Nicaragua’ (Satire) und andere.[G-602]
[141] Playboy Enterprises, Inc. v. Meese, 639 F. Supp. 581 (D.D.C. 1986). law.justia.com.
[142] Final report of the Attorney General's Commission on Pornography. Washington 1986, p. 409. Nach Berichten soll das meiste Material aus den Niederlanden und Schweden gekommen sein.[A-232]
[143] Paul Barrett: Multiple Jeopardy? Porn Defendants Face Indictments in Courts Far from Their Bases. Wall Street Journal, 27.7.1990.[G-765]
[144] Freedberg v. US Dept. of Justice, 703 F. Supp. 107 (D.D.C. 1988). • PHE, Inc. v. US Dept. of Justice, 743 F. Supp. 15 (D.D.C. 1990).
[145] Laura Kipnis: Bound and Gagged. Pornography and the Politics of Fantasy in America. New York 1996, Durham 2.2003, p. 3. • ,What kind of society sends its citizens to prison for their fantasies?’
[146] R. P. ,Toby’ Tyler von der Polizei Los Angeles (LAPD) sagte auf einem Seminar 1990 ausdrücklich, dass die Strafverfolgungsbehörden derzeit die einzigen Reproduzenten und Verbreiter seien. Ein Anwalt hatte dies zuvor ebenfalls festgestellt und Sting-Operationen scharf kritisiert. Lawrence A. Stanley: The Child-Porn Myth. Playboy, September 1988, p. 41, zitiert in Levine, Harmful to Minors, a.a.O., p. 37. • Levine selbst konnte 1995 einmal sichergestellte Bilder einsehen und fand vielleicht eine Handvoll, die mit mastubierenden Jugendlichen pornografische Kriterien erfüllten. Ebd., p. 36. • Ein Journalist sprach 1996 von einem ,tuna-seized red herring’, also einem ,zum Thunfisch aufgeblasenen Hering’. Bruce Selcraig: Chasing Computer Perverts. Penthouse, Feb. 1996, p. 72, zitiert nach Levine, p. 36.
[147] So 1987 den Farmer Keith Jacobson, der sich ,normale’ Pornografie bestellt hatte und dann von Agenten des ,Postal Service’ mit illegalen Angeboten bombardiert wurde, bis er sie annahm. Eine Sendung von ,60 Minutes’ und die großen Medien berichteten mit Sympathien für ihn, und 1992 machte der Supreme Court seine Verurteilung rückgängig. Jenkins, Moral Panic, a.a.O., p. 153. • Jacobson v. United States, 503 U.S. 540 (1992). supreme.justia.com. • Wikipedia englisch: Jacobson v. United States.
[148] Pope v. Illinois, 481 U.S. 497 (1987). supreme.justia.com.
[149],[...] the Court's standard would still, in effect, require a juror to apply community values, unless the juror were to find that an ordinary member of his or her community is not "a reasonable person." [...] Absent intolerable orthodoxy, First Amendment protection cannot be circumscribed by the attitudes of a "reasonable man [...].’ Ebd.
[150],In fact, there are many cases in which some reasonable people would find that specific sexually oriented materials have serious artistic, political, literary, or scientific value, while other reasonable people would conclude that they have no such value. The Court's formulation does not tell the jury how to decide such cases.’ Ebd.
[151],The problems with the Court's formulation are accentuated when expert evidence is adduced about the value that the material has to a discrete segment of the population – be they art scholars, scientists, or literary critics. Certainly a jury could conclude that, although those people reasonably find value in the material, the ordinary "reasonable person" would not.’ Ebd.
[152] De Grazia kommentiert: ,The age-old dispositon of judges to ignore or discount what an attacked or censored author’s peers have to say about his literary reputation has proven over time to be one of the shortest cuts to literary censorship that government can take. This book is full of examples.’[G-686] • Und er zitiert Geoffrey Stone, Dean der Juristischen Fakultät der Universität Chicago, ab 1994 sogar Kanzler der Universität insgesamt: ,A central purpose of serious art, like serious political discourse, is to challenge conventional wisdom and values.’[G-687]
[153],Nudity without more is protected expression.’, New York v. Ferber, 458 U.S. (1982).
[154] Massachusetts v. Oakes, 491 U.S. 576 (1989). supreme.justia.com. • Brennan vertrat mit Marshall und Stevens folgende Meinung: ,In my view, the First Amendment also blocks the prohibition of nude posing by minors in connection with the production of works of art not depicting lewd behavior [...]. Many of the world's great artists – Degas, Renoir, Donatello, to name but a few – have worked from models under 18 years of age, and many acclaimed photographs and films have included nude or partially clad minors.’ www.law.cornell.edu.
[155] Carole S. Vance: The War on Culture. Art in America 47 (Sep. 1989), 39-43, auch in: Art Matters: How the Culture Wars Changed America, hg. Brian Wallace, Marianne Weems & Philip Yenawine. New York 1999, p. 221-231.
[156] Das Foto zeigt ein kleines Holz-Plastik-Kruzifix in gelblicher Flüssigkeit, dem Urin des Künstlers. Wikipedia englisch: Piss Christ. • Das Werk wurde nach einem künstlerischen Wettbewerb vom ,Southeastern Center for Contemporary Art’ (SECCA) in North Carolina gezeigt, eine Galerie, die wiederum vom NEA gefördert wurde. Vance, a.a.O., p. 222. • Am 18. Mai bezeichnete Senator Alfonse D’Amato das Werk als ,Müll’ (trash), der von Steuerzahlern nicht zu unterstützen sei, sofort bestärkt von dem reaktionären und rassistischen Senator Jesse Helms, der Serrano einen ,jerk’ nannte. Die von dem Methodisten Donald Wildmon gegründete rechtsgerichtete ,American Family Association’ forderte in einem Rundschreiben die Entlassung der Verantwortlichen bei der NEA und nannte auch Namen. Ebd. • Serrano selbst sagt über das Werk: ,First and foremost, it reflects my Catholic upbringing, and my ambivance to that upbringing, being drawn to Christ yet resisting organized religion.'[G-631] William H. Honan: Artist Who Outraged Congress Lives Amid Christian Symbols. New York Times, 16.8.1989. • Es thematisiert auch die Trivialisierung und Ausbeutung von Religion und Kunst durch Souvenirs etc. und generell durch die amerikanische Oberflächlichkeit.[G-632] • Ein berührender Zeitzeugenbericht eines damaligen Praktikanten an der Corcoran: Jack Ludden: How a Museum Cancelling a Controversial Mapplethorpe Exhibition Changed My Life. www.smithsonianmag.com, 9.6.2016. • Hätten Steuerzahler das Sagen, hätten sie auch das seit Jahrzehnten gigantische US-Rüstungsprogramm, den Golfkrieg und vieles andere sicher nicht unterstützt![G-646]
[157] Die Retrospektive war vom ,Institute of Contempoary Art’ (ICA) der Universität von Pennsylvania organisiert worden, das dafür 30.000 USD von der NEA erhalten hatte. Vance, a.a.O., p. 223.
[158] De Grazia: ,His work came to public attention during the late seventies because of its sensational subject matter, black-white male homosexual sadomasochism and autoeroticism. But he also created beautiful photographic portraits of cultural celebrities and of flowers.’[G-624] • Seine drei X, Y und Z Portfolios zeigten je dreizehn Bilder aus der New Yorker Sado-Maso-Szene, Blumenstilleben und schwarze Akte. 2020 waren sie in der Berliner Galerie Thomas Schulte zu sehen. Robert Mapplethorpe – XYZ Portfolios. www.profifoto.de. • ,When first exhibited, in the late 1970’s, even sophisticated viewers found their terrible beauty disturbing, particularly those detailing sadomasochism. [...] The distinctions between corruption and innocence are blurred. He insists that it is all the same.’[G-626] Susan Weiley: Prince of Darkness, Angel of Light. ARTnews 87 (Dez. 1988), 106-111. • Da die Ausstellung vom ,National Endowment for the Arts’ (NEA) gefördert wurde, sagte auch der konservative Pat Buchanan, der zwei Jahre Reagans Kommunikationsdirektor des Weißem Hauses gewesen war: ,We whould not subsidize decadence.’[G-627] Patrick Buchanan: How Can We Clean Up Our Art Act? Washington Post, 19.6.1989.
[159] Direktorin Christina Orr-Cahall: ,We had the strong potential to become some person’s political platform.’ Time, 3.7.1989.[G-628] • Chefkuratorin Jane Livingston trat daraufhin zurück, und die Belegschaft forderte Orr-Cahalls Rücktritt, die die Absage der Ausstellung später auch selbst bedauerte und Ende des Jahres tatsächlich zurücktrat.[G-647ff]
[160] Er versteckte seinen Zusatz am Abend des 26. Juli mit entleertem Senat in einem Gesetzespaket. Konkret wollte er Förderungen für ,obscene or indecent’ oder jegliche anderen Werke verbieten, die ,denigrate the objects or beliefs of the adherents of a particular religion or nonreligion, or material which denigrates, debase or reviles a person, group or class of citizens on the basis of race, creed, sex, handicap, age or national origin.’[G-634] • Dies klingt bereits wie heutige ,Identitätspolitik’. Solche Rundumschläge bewirken aber nichts weiter, als jegliche Kritik zu ersticken – sie sind Gedankenterror.
[161] Als das Conference Committee sich am 28. September gegen Helms am ,Miller-Test’ orientierte, schwang dieser wütend auf dem Flur des Senats Mapplethorpe-Fotos: ,Look at the pictures!’[G-637] • Am 7. Oktober, dem Tag des Senatsbeschlusses, leugnete Helms, dass es Zensur sei, wenn sich die Regierung weigere, etwas zu fördern, was sie nicht fördern wolle.[G-639] • Er ,übersah’ dabei völlig, dass es nicht Sache der Regierung ist, Standards für Kunst zu setzen. • Auf konservativen öffentlichen Druck hin lehnte jedoch der neue NEA-Vorsitzende John Frohnmeyer verschiedene Anträge feministischer und homosexueller KünstlerInnen ab.[G-639]
[162] Dieser äußerte in einer heuchlerischen Double-bind-Botschaft: ,I am deeply offended by some of the filth that I see into which Federal money has gone, and some of the sacrilegious, blasphemous depictions that are portrayed by some to be art. So I will speak strongly out, opposed to that. | 'But I would prefer to have this matter handled by a very sensitive knowledgeable man of the arts, John Frohnmayer, than risk censorship or getting the Federal Government into telling every artist what he or she can paint, or how she or he might express themselves.’[G-679] Bush Notes 'Filth' but Rejects Censors. New York Times, 24.3.1990.
[163] Die KünstlerInnen waren Karen Finley, Holly Hughes, Tim Miller und John Fleck.[G-660] • Einen Monat zuvor hatte die konservative ,Washington Times’ Finley attackiert.[G-662] • Ausführlich siehe Paula Span & Carla Hall: Rejected! Portraits of the Performers the NEA Refused to Fund. Washington Post, 8.7.1990.[G-665] • Finley ist sehr sozialkritisch. In ihrem Stück ,Aunt Mandy’ sagt sie: ,One day, I hope to God, Bush / Cardinal O’Connor and the Right-to-Lifers each / returns to life as an unwanted pregnant 13-year old girl working at McDonalds at minimum wage.’[G-666] • Ein anderes Stück, das das Recht auf Abtreibung thematisiert, heißt: ,The Virgin Mary is Pro-Choice, and Other Relevant Truths’.[G-671]
[164] Sogenanntes Williams/Coleman Amendment, 20 USC ch. 26, §954(d)(1). www.law.cornell.edu.
[165] National Endowment for the Arts v. Finley, 524 U.S. 569 (1998). supreme.justia.com.
[166] Wikipedia englisch: National Endowment for the Arts v. Finley. • Das Urteil war im Grunde sogar fast einstimmig seitens O’Connor, Rehnquist, Stevens, Kennedy, Breyer, Ginsburg, Scalia und Thomas, wobei die beiden letzteren nur eine zweite Formulierung Abgaben. Scharfer Widerspruch kam einzig von Souter. A.a.O. • Scalia argumentierte sogar wie Senator Helms: ,Those who wish to create indecent and disrespectful art are as unconstrained now as they were before the enactment of this statute. Avant-garde artistes such as respondents remain entirely free to epater les bourgeois; they are merely deprived of the additional satisfaction of having the bourgeoisie taxed to pay for it.’ Ebd. • Souter schrieb: ,Because this principle [of the First Amendment, H.N.] applies not only to affirmative suppression of speech, but also to disqualification for government favors, Congress is generally not permitted to pivot discrimination against otherwise protected speech on the offensiveness or unacceptability of the views it expresses.’ Ebd. • Für die neue Regelung gelte dagegen. ,Boiled down to its practical essence, the limitation obviously means that art that disrespects the ideology, opinions, or convictions of a significant segment of the American public is to be disfavored, whereas art that reinforces those values is not.’ Ebd.