Finanzkrise

Umfassende Chronik der Finanzkrise – Teil II: 2007 bis 2009

Diese Chronik ist die wohl umfassendste Chronik zur Finanzkrise, die überhaupt existiert - natürlich mit Quellenangaben!

Teil I (vor 2007) | Teil III (2010 bis 2012).

2007, 1. Quartal

 

01.01. – EU: Basel II wird verbindlich [o]: Hohe Risiken müssen mit deutlich mehr Eigenkapital unterlegt, alle müssen in der Bilanz berücksichtigt werden (z.B. auch die von Zweckgesellschaften), in den USA verbindliche Umsetzung für April 2010 geplant [o]. – Slowenien wird als 13. Staat in den Euro-Raum aufgenommen [o].

Jan – USA: Ein Mitarbeiter des Hedgefonds-Manager John Paulson: „It is true that the market is not pricing the subprime RMBS wipeout scenario. In my opinion this situation is due to the fact that rating agencies, CDO managers and underwriters have all the incentives to keep the game going, while 'real money' investors have neither the analytical tools nor the institutional framework to take action before the losses that one could anticipate based [on] the news available everywhere are actually realized.” [o].

03.01. – Telepolis: „Am amerikanischen Subprime-Hypothekenmarkt droht ein Desaster“. Das Subprime-Segment hat 2006 bereits einen Anteil von ca. 23% (665 Mrd $), wobei rund ein Viertel der Hypotheken platzen wird [o].

05.01. – Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG) [o].

21.01. – Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos warnt EZB-Chef Trichet vor unterschätzten Risiken und einer baldigen Neubewertung von Vermögenswerten [o]. Davos war „eine noch lärmendere Party als üblich. Die Weltwirtschaft boomte, und die ‚Masters of the Universe’ stießen auf ihre eigene Macht an.“ Lehman-CEO Fuld sagt beim Mittagessen, in diesem Jahr könnten die Märkte bersten (US-Häusermarkt, Kredit-Exzesse, Ölpreis). [o] – Es wird bekannt, dass JP Morgan mit Umschichtungen in großem Stil beginnt [o].

Jan – Die Deutsche Bank bringt das 1,1 Mrd $ CDO-Schrott-Paket „Gemstone 7“ auf den Markt (darunter 115 RMBS-Anleihen mit 90% Schrott-Ratings BBB bis BB) und kassierte damit 4,7 Mio $ Gebühren. Sie ist neben Goldman Sachs ein führender Akteur im globalen CDO-Markt, garantiert 2004-08 47 CDOs im Wert von 32 Mrd $ und hält 2007 Hypotheken-Finanzprodukte von über 25 Mrd $ [o].

23.01. – Goldman Sachs CDO-Händler Fabrice Tourre (27) mailt an einen Freund: “More and more leverage in the system, The whole building is about to collapse anytime now... Onlypotential survivor, the fabulous Fab[rice Tourre] ... standing in the middle of all these complex, highly leveraged, exotic trades he created without necessarily understanding all of the implications of those monstruosities!!!" Und am 11.2.: “the cdo biz is dead we don't have a lot of time left.” [o o].

02.02. – Treffen zwischen Tourre und Mitarbeiter des Hedgefonds-Managers John Paulson. Sie einigen sich auf ein Geschäft, bei dem Paulson mit Hilfe von Goldman Sachs auf Kosten der Anleger eine Milliarde Dollar verdienen wird. Paulsons Fonds macht 2007 38% Rendite und verdient ca. 3,6 Mrd $. Schon 2005 ahnte er die Immobilienblase, wie auch schon Ende der 90er das Ende der Dotcom-Blase [o].

Feb – US-Immobilienkrise: Zahlungsausfälle auf Subprime-Kredite erreichen einen Höchststand. Schon bei Leitzinsanstieg um 0,25% können Immobilienzinsen z.B. von 6 auf 11% steigen. Allein im ersten Quartal 2007 wurden 14% der Subprime-Kreditnehmer insolvent [o]. 2008 steigen Zwangsversteigerungen um 80%, bis Juli 2009 1,8 Mio Häuser. Die Kreditausfallraten steigen bis Mitte 2009 von 1-2% auf 8-9%. Im August 2009 übersteigen bei 23% aller belasteten Häuser die Hypothekenschulden den Immobilienwert. Im Oktober 2009 stehen 7 von 56 Mio Häusern mit Hypotheken-Krediten vor der Zwangsvollstreckung [o].

08.02. – Europas größte Bank HSBC gibt wegen ihres US-Hypothekengeschäfts die erste Gewinnwarnung ihrer Geschichte ab [o], später muss sie 880 Mio $ abschreiben [o].

15.02. – USA: Die National Association of Realtors (NAR) sagt einen Einbruch der Immobilienpreise in den kommenden Monaten voraus, die Medianpreise fielen im letzten Quartal in 73 Metro-Gebieten; die für Einfamilienhäuser seit 2005 Q4 um 2,7% pro Jahr [o o].

26.02. – Goldman Sachs beschreibt sein CDO-Produkt „ABACUS 2007-ACI“ in Broschüren, ohne die Rolle des Hedgefonds-Manager John Paulson zu erwähnen, der das Portfolio beeinflusste und für einen Absturz wettet, was CDO-Händler Tourre wusste [o].

27.02. – Shanghai surprise: Der Shanghai composite index fällt in wenigen Stunden um 8,8% [o] nach Gerüchten einer Steuereinführung [o].

07.03. – US-Finanzminister Paulson: „Es gibt Kreditprobleme, aber sie sind begrenzt“. 32 Hypothekenfinanzierer mussten bereits schließen [o].

13.03. – USA: Finanzminister Paulson im CNBC-Interview: Der Ausfall bei Subprime-Hypotheken sei „going to be painful to some lenders, but it is largely contained. [...] You can't have a correction like that without causing some dislocation. It is too early to tell whether it has bottomed. We'll know more in the next month or two.“ [o].

14.03. – HRE-Chef Funke: „Wir haben uns auf die schlechte Entwicklung in Amerika vorbereitet“; HRE ist mit 6,6 Mrd € in Amerika engagiert, ca. 50% in Immobilienprojekten [o]. – Regierung beschließt Unternehmenssteuerreform (u.a. Körperschaftsteuer von 25% auf 15%) [o]. – USA: Der Staatsanwalt von Massachusetts ermittelt gegen UBS und Bear Stearns wegen heraufgestufter Anlagen des konkursbedrohten New Century; UBS drohen Kreditausfälle von 1,5 Mrd $, Credit Suisse 900 Mio $ [o].

16.03. – Greenspan vor dem Futures Industry Association meeting in Boca Raton, Florida: “If prices go down, we will have problems -- problems in the sense of spillover to other areas” Er hat dies noch nicht gesehen, aber: “I expect to” [o].

17.03. – USA: GAO-Report “Financial Market Regulation: Agencies Engaged in Consolidated Supervision Can Strengthen Performance Measurement and Collaboration”: “while OTS oversees a number of holding companies that are primarily in the insurance business [z.B. AIG], it has only one specialist in this area” (S. 54), fast keine Zusammenarbeit mit SEC oder Fed [o o]. [siehe aber 18.03.09].

28.03. – Fed-Chef Bernanke vor dem Joint Economic Committee: “At this juncture, however, the impact on the broader economy and financial markets of the problems in the subprime market seems likely to be contained.” [o].

30.03. – Gesetz zur Schaffung deutscher Immobilien-Aktiengesellschaften mit börsennotierten Anteilen. Zum 1.1.2007 rückwirkende Einführung von REITs (Real Estate Investment Trusts; Gesellschaften für Erwerb, Bewirtschaftung und Verkauf von Immobilien).

 

2007, 2. Quartal

 

02.04. – USA: Hypothekenfinanzierer New Century Financial insolvent mit 450 Mio $ Verlust [o].

Apr – Goldmans CDO-Produkt ABACUS 2007-ACI geht auf den Markt (Goldmans kassiert 15 Mio $ Gebühren). Im Januar 2008 hat es 99% seines Werts verloren, Paulsons Hedgefond verdiente 1 Mrd $ [o]. Die IKB verlor fast 150 Mio $ [o]. Auch Goldman verlor über 100 Mio $ [o].

20.04. – USA: Henry Paulson vor Geschäftsleuten in New York: „All the signs I look at” show “the housing market is at or near the bottom.” [o]. “I don't see (subprime mortgage market troubles) imposing a serious problem. I think it's going to be largely contained.” [o].

Mai – CH: Investmentbank UBS gibt Verluste und Wiedereingliederung des Hedgefonds Dillon Read Capital Management bekannt. – USA: AIG FP-Leiter Cassano vor Unternehmern in Manhattan: „Credit risk is the biggest risk our group has. It's the single biggest risk that we manage. But with a AA plus/AA credit portfolio, there's not a lot of risk sitting in there. And so while it is the largest risk, it's not by any stretch a risky business.” [o].

17.05. – USA: Fed-Chef Bernanke auf der Jahreskonferenz der Fed Chicago: „All that said [...] we believe the effect of the troubles in the subprime sector on the broader housing market will likely be limited, and we do not expect significant spillovers from the subprime market to the rest of the economy or to the financial system. The vast majority of mortgages, including even subprime mortgages, continue to perform well.“ [o o]. “Forbes” zitiert: “The subprime mess is grave but largely contained [said Bernanke]. While rising delinquencies and foreclosures will continue to weigh heavily on the housing market this year, it will not cripple the U.S. economy, he said.” [o]

31.05. – USA: Greenspan gibt zu, sein Publikum absichtlich aufs Glatteis geführt zu haben: „Wenn ich etwas gefragt wurde, worauf ich nicht antworten konnte oder wollte, bin ich in krude Satzkonstruktionen verfallen.“ Besonders bei Anhörungen im US-Kongress habe er jedes Wort auf die Goldwaage gelegt, da jede Äußerung – egal mit welcher Betonung – die Finanzmärkte bewegt hätten [o].

Jun – Die weltweiten Übernahmen erreichen mit 150 Mrd $ im Juni einen Höhepunkt [o].

04.06. – Der britische Hedge-Fonds Centaurus Capital verpflichtet Spaniens Ex-Ministerpräsident Aznar und Englands Ex-Finanzminister Clarke als Berater [o].

05.06. – USA: Fed-Chef Bernanke: “[...] the troubles in the subprime sector seem unlikely to seriously spill over to the broader economy or the financial system.” [o]

15.06. – Ratingagentur Moody’s stuft verschiedene Anleihen herab [o]. AIG FP-Berater Gorton nennt es eine „Abkehr von historischen Mustern“ [o].

24.06. – BIZ-Jahresbericht warnt: “Similarly, virtually no one foresaw the Great Depression of the 1930s, or the crises which affected Japan and Southeast Asia in the early and late 1990s, respectively. In fact, each downturn was preceded by a period of non-inflationary growth exuberant enough to lead many commentators to suggest that a “new era” had arrived.” [o o].

Mitte – Klaus-Peter Müller, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) rechtfertigt in einem Brief an BMF Steinbrück die gegenüber der KfW unterproportionale Belastung des privaten Einlagensicherungsfonds bei der IKB-Rekapitalisierung mit der überproportionalen Exponierung deutscher öffentlicher Banken bei der IKB. Wahrscheinlich handelte es sich v.a. um Landesbanken, deren direkte Unterstützung (bzw. der Länder und Sparkassen) Steinbrück zuvor öffentlich abgelehnt hatte. Dies würde erklären, warum die systemisch irrelevante IKB vom BaFin „gerettet“ werden musste [o].

 

2007, 3. Quartal

 

Jul – Während die CDS-Premium-Anlagen einbrechen, erscheinen die ersten Nachrichten über den US-Subprime-Einfluss auf die globalen Kreditmärkte [o].

06.07. – USA: Die SEC schafft nach 73 Jahren die “uptick rule” ab, nach der Leerverkäufe nur bei steigenden Preisen erlaubt waren [o o o].

09.07. – USA: Citigroup-CEO Chuck Prince: “When the music stops, in terms of liquidity, things will get complicated. But as long as the music is playing, you've got to get up and dance. We're still dancing.“ [o]

10.07. – Moody’s stuft weitere ABS und CDOs mit Volumina von 7,3 Mrd $ um 5 Mrd $ zurück [o].

Jul – Schließung weiterer Hedgefonds. HSBC (GB), IKB und Deutsche Industriebank geben Verluste bekannt. Auch SachsenLB, WestLB und BayernLB geraten im Juli/August in die Krise. Die UBS ersetzt ihren CEO. Abnehmende Risikobereitschaft der Anleger.

12.07. – USA: „Fortunes“ zitiert Paulson, der kürzlich in deren Büro sagte: “This is far and away the strongest global economy I've seen in my business lifetime.” [o]

15.07. – Die Landeskirche Oldenburg erwirbt Lehman-Anleihen von nunmehr 2,5 Mio € [o].

16.07. – Historischer Dax-Höchststand von 8151,57 Punkten, knapp über dem Wert vom 7.3.2000 [o]. – Finanzmarktrichtlinie-Umsetzungsgesetz (FRUG) für die Richtlinie 2004/39/EG über Märkte für Finanzinstrumente [o].

17.07. – USA: Zwei Hedgefonds von Bear Stearns kollabieren (Ende 2006 noch mit 1,5 Mrd $ bewertet) [o] und verlieren 20 Mrd $ [o]. Derivate-Engagement von 13.400 Mrd $ (Deutsche Bank: 70.000 Mrd $) [o]. – Nach Zahlen der BIZ stieg das Gesamtvolumen an ausstehenden Derivate-Kontrakten im außerbörslichen Handel (OTC) in zwei Jahren von 281.000 auf 516.000 Mrd $ Nominalwert, der Brutto-Marktwert liegt bei 2,1% bzw. 11.000 Mrd $ [o]. – Senator Carl Levin legt Bill S. 2058 vor, die das „Enron Loophole“ schließen soll und später an die Farm Bill 2008 angeschlossen wird [o].

18.07. – USA: Fed-Chef Bernanke: “However, conditions in the subprime mortgage sector have deteriorated significantly, reflecting mounting delinquency rates on adjustable-rate loans. In recent weeks, we have also seen increased concerns among investors about credit risk on some other types of financial instruments. [...] One risk to the outlook is that the ongoing housing correction might prove larger than anticipated, with possible spillovers onto consumer spending.” [o].

20.07. – Die IKB räumt wegen der US-Hypothekenkrise Belastungen im einstelligen Millionenbereich ein [o]. Tatsächlich hat das Subprime-Engagement ein Volumen von 17 Mrd € [o o]. – Verordnung zur Konkretisierung der Verhaltensregeln und Organisationsanforderungen für Wertpapierdienstleistungsunternehmen (WpDVerOV) und Änderungsverordnung zur Verordnung über die Analyse von Finanzinstrumenten (FinAnV). Grundsätze zum Interessenskonfliktmanagement und Aufzeichnungspflichten u.a. [o]. – USA: Die Banken akzeptieren eine lange diskutierte Version von Basel II, die die Dienste der Rating-Agenturen erfordert [o].

22.07. – HRE kündigt Übernahme der irischen Depfa für 5,7 Mrd € an und wird damit viertgrößte deutsche Bank [o o]. Depfa (Bilanzsumme 220 Mrd €) refinanziert langfristige Kredite v.a. an Staaten über Pfandbriefe und kurzfristige Papiere; als der Markt für commercial paper zusammenbricht und sich kurz- und langfristige Zinsen angleichen, droht die Insolvenz. Schon im Geschäftsbericht 2007 weist die Depfa auf eine drohende Liquiditätslücke von 103,5 Mrd € hin [o].

24.07. – Der Vorstand der BayernLB räumt in einer Verwaltungsratssitzung ein, dass der US-Immobilienmarkt zunehmend Krisenmerkmale zeige. Der Bestand an ABS liegt bei über 32 Mrd € [o].

27.07. – Deutsche-Bank-Chef Ackermann kappt der IKB eine Kreditlinie und teilt BaFin-Chef Sanio mit, dass diese sich in einer Schieflage befinde. Vor dem Landgericht am 12.05.10 (Verfahren gegen Ortseifen) sagt er, die Bank habe seit 20.07. Informationen über das US-Engagement der IKB angefordert, am 24.07. habe es eine Telefonkonferenz gegeben, dann habe Vorstand Fitchen Ortseifen vergeblich gedrängt, endlich Transparenz zu schaffen. „Aufgrund der Teilinformationen“ stellte man eigene Berechnungen über das Portfolio der wankenden Rhineland an und drehte den Geldhahn zu [o]. Tatsächlich jedoch verkaufte die Deutsche Bank in New York der IKB selbst riskante CDOs [o o]. Sahra Wagenknecht: „Die Deutsche Bank verkaufte der IKB allerdings nicht nur ihren Finanzmüll, sondern war gleichzeitig Treuhänder bei der Administration des berüchtigten Rhineland-Funding-Conduits, dem sie auch die Kreditlinien bereitstellte, ohne die die IKB die toxischen Papiere nicht hätte erwerben können.“ [o].

28.07. – Die IKB in Schieflage: In einer Krisensitzung wird klar, dass die IKB mit 1 Mrd € Abschreibungsbedarf rechnet. BaFin-Chef Sanio warnt vor der schwersten Bankenkrise seit 1931. Hauptanteilseignerin KfW gewährt für die Zweckgesellschaft Rhineland Funding, die in hochriskante US-Papiere investierte, eine Kreditlinie von 8,1 Mrd € [o o]. IKB-Chef Stefan Ortseifen tritt zurück [o]. Liste der Aufsichtsräte und Berater [o].

31.07. – USA: Kollaps von Sowood Capital: Der 3 Mrd $ Hedgefond verliert im Juli die Hälfte seines Wertes. Die Harvard Universität meldet, dass ihre Stiftung 330 Mio $ verloren hat [o]. – Auch American Home Mortgage kündigt mögliche Liquidationen an, worauf die US-Kurse fallen [o].

01.08. – KfW und Banken-Verbände schnüren ein IKB-Rettungspaket von 3,5 Mrd € [o]. – Das sächsische Finanzministerium will von der SachsenLB Auskunft über die US-Risiken, der Vorstand beruhigt, doch wenige Tage später geraten Investoren in Panik und die Schattenbank Ormond Quay bricht ein [o]. – USA: Finanzminister Paulson sagt in Peking (Reuters): Repricing of credit risk was hitting financial markets, but subprime mortgage fallout remained largely contained due to the strongest global economy in decades. „There's a wake-up call, and there's an adjustment to this repricing of risk, but I see the underlying economy as being very healthy.” [o].

02.08. – USA: Der TED spread [o] steigt rapide; Vierjahrestief bei Anleihen. 2002-06 stiegen die Kreditzusagen der fünf Investmentbanken von 50 Mrd $ auf über 180 Mrd $ [o].

Aug – Gerüchte über weitere Bankenkrisen verstärken sich (v.a. Northern Rock, GB). – USA: Goldman Sachs verlangt von AIG 1,5 Mrd $ zusätzliche Sicherheit, da die verbrieften Kredite (20 Mrd $ versichert) an Wert verlören. AIG zahlt nach längeren Diskussionen 450 Mio Dollar [o].

03.08. – USA: Auf dem Börsenkanal CNBC brüllt Jim Cramer „Cut! Cut!“ (den Leitzins), „Bernanke has no idea how bad it is out there“ [o].

06.08. – USA: Die American Home Mortgage (AHM) Inv. Corp. [o], zehntgrößter Hypothekenfinanzierer, muss Insolvenz anmelden [o]. – HRE-Chef Funke: „Ob die Krise Deutschland erfasst hat, ist die große Frage.“ Gegenüber Investoren erklärt HRE, es bestehe keine Verbindung zwischen ihren CDOs und dem US-Subprime-Markt.

09.08. – Vertrauenskrise unter den Banken: Der Tagesgeld-Zins schnellt von 4,1% auf 4,6%. Erstmals seit dem 11. September stellt die EZB rund 95 Mrd € zur Verfügung [o o] [98,4 o], wenige Tage darauf nochmals 109 Mrd € [o]. – FR: BNP Paribas stoppt für drei ihrer Fonds die Rückzahlungen: „Das Verschwinden der Schuldverbriefungen in einigen Marktsegmenten der Vereinigten Staaten legt die Preisbildungsmechanismen lahm und führt zu einem quasi totalen Wertverfall der Fondsaktiva, unabhängig von deren Qualität oder Rating.“ [o o]. – USA: Auf einer Konferenz mit Investoren sagt AIG FP CFO Cassano: „It is hard for us with, and without being flippant, to even see a scenario within any kind of realm of reason that would see us losing $1 in any of those transactions“ [o]. – US-Präsident Bush auf einer Pressekonferenz: “My belief is that people will make rational decision based upon facts. And the fundamentals of our economy are strong. [...] And I am told there is enough liquidity in the system to enable markets to correct. [...] The word ‘bailout,’ I'm not exactly sure what you mean. If you mean direct grants to homeowners, the answer would be no, I don't support that. If you mean making sure that financial institutions like the FHA have got flexibility to help these folks refinance their homes, the answer is yes, I support that. [...] Yesterday I [...] talked about the different scenarios that I had been briefed on about whether or not there would be a precipitous decline in housing or whether it would be what one would call a soft landing, and it appeared at this point that it looks we're headed for a soft landing. And that's what the facts say.” [o].

13.08. – Ex-Fed-Chef Alan Greenspan wird Berater der Deutschen Bank im Investmentbanking [o].

15.08. – Kabinettsentwurf für Gesetz zur Modernisierung der Rahmenbedingungen für Kapitalbeteiligungen (MoRaGK). Ziel sind verbesserte Bedingungen für Wagniskapital- und Unternehmensbeteiligungsgesellschaften für mehr Beteiligungskapital für junge Unternehmen und den Mittelstand [o].

16.08. – USA: Moody’s stuft die sicherste Tranche des residential mortgage pool „GSAMP-2006-S5” (338 Mio $ Subprime-Sekundärkredite) von Goldman Sachs von AAA (17.8.2006 geratet) auf Baa herab [o].

17.08. – Die SachsenLB erhält vom Sparkassenverband eine Kreditlinie von 17,3 Mrd € [o].

23.08. – USA: Bill Gross, Gründer von Pacific Investment Management Company (PIMCO) und Verwalter des weltgrößten Rentenfonds PIMCO Total Return Fonds (236 Mrd $): “Why is it possible to rescue corrupt S&L buccaneers in the early 1990s and provide guidance to levered Wall Street investment bankers during the 1998 LTCM crisis, yet throw 2 million homeowners to the wolves in 2007?” [o]. Die Zwangsvollstreckungen von Häusern stiegen seit Juli 2006 um 93%. Für ABS steigt der Zins für AA-cp von 5,3% auf 6,0%. Chase, Wachovia, BofA nehmen 30-Tages-Kredite der Fed an [o].

24.08. – Die EZB führt ein zusätzliches längerfristiges Refinanzierungsgeschäft von 40 Mrd € durch [o]. – USA: Eric Sprott, Chairman von Sprott Asset Management: “As calamitous as the sub-prime blowup seems, it is only the beginning. The credit bubble spawned abuses throughout the system. [...] The housing market will collapse. New-home construction will collapse. Consumer pocketbooks will be pinched. The consumer spending binge will be over. The U.S. economy will enter a recession.“ [o].

26.08. – Die SachsenLB wird für 328 Mio € an die Landesbank BW verkauft [o o o]. – USA: James Grant, N.Y. Times: “[C]apitalism without financial failure is not capitalism at all, but a kind of socialism for the rich.” [o].

06.09. – Die EZB speist mit einem Schnelltender nochmals rund 42 Mrd € ein [o]. – USA: S&P sagt, man habe nur 1% der RMBS abgewertet, darunter keine AAA-Papiere; CDO-Abwertungen beträfen im Wert nur 1% der Sicherheiten [o].

10.09. – USA: Joe Lewis gibt den Kauf von 7% von Bear Stearns bekannt (860 Mio $, 107 $ je Aktie) [o o].

13.09. – Zum eingebrachten Gesetzesentwurf für die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn beklagt Norbert Königshofen (CDU), dass beim Verkauf der Hälfte nur ca. 6-8 Mrd € erlöst werden, obwohl das Unternehmen 100-200 Mrd € wert sei und der Bund verpflichtet würde, in den nächsten 18 Jahren weitere 72 Mrd € zu investieren. Und dann sagt er: „Man fragt sich, warum wir das tun. Sie müssen sich nicht genieren, wenn Sie sich diese Frage stellen. Denn fast alle - auch die Journalisten beziehungsweise die Fachleute - fragen sich, warum wir das tun.“ [o o].

16.09. – USA: Greenspan bei CBS „60 Minutes“: “While I was aware a lot of these [Subprime] practices were going on, I had no notion of how significant they had become until very late. I didn’t really get it until very late in 2005 and 2006.” [o].

17.09. – GB: Nach Ansturm auf die Hypothekenbank Northern Rock (Abzug von 4,35 Mrd €) übernimmt die Regierung eine Einlagengarantie [o]. Northern Rock führt in England das Geschäft mit packaged mortgages an, vor Barclays, HBOS, RBS. [o].

18.09. – USA: Leitzins von 5,25% auf 4,75% [o].

19.09. – Kabinettsentwurf für Gesetz zur Modernisierung der Aufsichtsstruktur der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Aufsichtsstrukturmodernisierungsgesetz). Der Präsident wird durch ein Direktorium ersetzt [o]. – GB: Die Regierung bietet den Banken 20 Mrd $ als 3-Monats-Kreditlinie [o].

20.09. – USA: Fed-Chef Bernanke vor dem Committee on Financial Services, “Subprime mortgage lending and mitigating foreclosures”: “The Federal Reserve takes responsible lending and consumer protection very seriously. Along with other federal and state agencies, we are responding to the subprime problems on a number of fronts. We are committed to preventing problems from recurring, while still preserving responsible subprime lending. [...] The risk of moral hazard must be considered in designing government-backed programs; such programs should not bail out failed investors, as doing so would only encourage excessive risk-taking.” [o].

21.09. – Referenztenentwurf für ein Gesetz zur Begrenzung der mit Finanzinvestitionen verbundenen Risiken (Risikobegrenzungsgesetz) [o].

28.09. – GB: Bradford & Bingley soll mit Verbindlichkeiten von 63 Mrd € (meist Risiko-Hypotheken) verstaatlicht werden; Filialnetz und Sparkonten soll die Banco Santander (ES) übernehmen [o].

 

2007, 4. Quartal

 

Okt – CH: Die UBS meldet den ersten Quartalsverlust, weitere Abschreibungen von 4,2 Mrd CHF und wird erneut herabgestuft.

Okt/NovWichtige US-Banken melden erhebliche Verluste im Subprime-Bereich. – US: Citigroup meldet erst 6,5 Mrd $ Abschreibungsbedarf, muss dann drei Wochen später auf 11 Mrd $ korrigieren, ähnlich Merrill Lynch von 4,5 auf 8 Mrd $. – Der IWF schätzt den Wertverfall von Subprime-Hypotheken auf 500 Mrd $, von Prime-Hypotheken auf 80 Mrd $ [o]. Die Banken müssen bei Wertverlusten von Forderungen ein Vielfaches an Vermögenswerten abstoßen, um das alte Verhältnis von Eigenkapital und Forderungen wieder herzustellen.

01.10. – USA: AIG FP-Auditor Joseph St. Denis kündigt, nachdem Cassano ihm sagte: „I have deliberately excluded you from the valuation of the [credit-default swaps] because I was concerned that you would pollute the process.“ [o]

10.10. – Die KfW prüft Verkauf ihrer 38% an der IKB und beauftragt Merrill Lynch mit der Vorbereitung [o], erhöht Ende Oktober ihre Risikovorsorge für die IKB von 2,5 auf 4,95 Mrd € [o].

13.10. – USA: Financial Services Regulatory Relief Act [o o].

15.10. – USA: Fed-Chef Bernanke vor dem Economic Club of New York, “The Recent Financial Turmoil and its Economic and Policy Consequences”: “It does seem that, together with our earlier actions to enhance liquidity, the September policy action has served to reduce some of the pressure in financial markets, although considerable strains remain. [...] However, in such situations, one must also take seriously the possibility that policy actions that have the effect of reducing stress in financial markets may also promote excessive risk-taking and thus increase the probability of future crises. As I indicated in earlier remarks, it is not the responsibility of the Federal Reserve – nor would it be appropriate – to protect lenders and investors from the consequences of their financial decisions. But developments in financial markets can have broad economic effects felt by many outside the markets, and the Federal Reserve must take those effects into account when determining policy. In particular, as I have emphasized, the Federal Reserve has a mandate from the Congress to promote maximum employment and stable prices, and its monetary policy actions will be chosen so as to best meet that mandate.” [o]. N.Y. Times zitiert: Both Mr. Paulson and Mr. Bernanke, the Fed chairman, expressed their frustration with the complex mortgage securities that are inscrutable to many investors. “I’d like to know what those damn things are worth,” Mr. Bernanke said in response to a question after his speech. Until investors “are confident in their evaluations,” he added, “they are not going to be willing to fund these vehicles.” [o].

19.10. – USA: Greenlight Capital-HF-Chef David Einhorn hält eine großartige Rede über das Versagen der Rating-Agenturen und sagt Lehman Brothers Probleme voraus: “[...] does anyone believe that the large mortgage players like Bear Stearns and Lehman Brothers don’t also have large portfolios of 20/90 bonds? When they reported their quarterly results, investors marveled at their risk controls. However [...] Lehman and Bear claimed their Level 3 portfolios actually had gains in the quarter, so it looks like they put the 20/90 bonds closer to 90 or perhaps even 95.” [o].

21.10. – Ackermann, Vorsitzender des IIF, auf der Jahresversammlung: “[...] while we are dealing with serious strains in segments of credit markets, we do have fundamentally strong financial firms operating in a fundamentally sound financial system. [...] We share the views of leading officials who have cautioned against overly prescriptive regulatory responses - we all recognize the costs of possible over-reaction.” [o]

Ende Okt – USA: Goldman verlangt von AIG weitere 3 Mrd $ Sicherheiten, erhält 1,5 Mrd $ und sichert sich angeblich durch den Kauf von CDS auf AIGs Schulden ab [o]. Bis Mitte November fällt die Aktie innerhalb von sechs Wochen um 25% [o].

23.10. – Der Ölpreis steigt auf 90 $/bbl [o].

24.10. – USA: Merrill Lynch mit Quartalsverlust von 2,24 Mrd $ und CDO-Abschreibungen von 8,4 Mrd $ [o]. CEO Stanley O’Neal: The bottom line is we got it wrong by being overexposed to subprime, and we suffered as a result of an unprecedented liquidity squeeze and deterioration in that market. No one, no one is more disappointed than I am in that result.” [o]. – Bei Goldman Sachs wird Jonathan Egol managing director. Seit 2004 haben er und Fabrice Tourre CDS-CDOs (“Abacus”) verkauft [o].

28.10. – USA: MBIA, der weltgrößte Anleihenversicherer, meldet den ersten Quartalsverlust. 2006 hat es 7,2 Mrd $ Vermögen und 26,2 Mrd $ Schulden, inkl. CDOs. Dennoch behält es bis 5.6.2008 Rating AAA [o o].

31.10. – USA: Rausschmiss bzw. Rücktritt von Merrill Lynch-CEO Stanley O’Neal nach Quartalsverlust von 2,24 Mrd $ und CDO-Abschreibungen von 8,4 Mrd $ [o]. Er hat 161,5 Mio $ Ansprüche an Abfindung und Pension (und Aktienoptionen von rund 16 Mio $ o). Bereits in den letzten fünf Jahren verdiente er über 70 Mio $ [o] bzw. allein 2006 46,4 Mio $ Gehalt und Boni [o]. Noch im August sagte er, die Hypothekenkrise sei „relativ gut eingegrenzt, und es gibt keine klaren Zeichen, dass sie in andere Unterbereiche des Kreditmarktes überschwappt“ [o]. O’Neal wurde 2002 als erster Schwarzer CEO eines Wall-Street-Konzern und ersetzte über ein Dutzend Top-Manager durch treue Vasallen [o]. Nachfolger wird der frühere NYSE-Chef John Thain [o]. – Leitzins von 4,75% auf 4,5% [o].

01.11. – USA: Ein pessimistischer Bericht über Citigroup über ein drohendes 30 Mrd $-Defizit führt zu 15 Mrd $ Kurswertverlust, der DJIA-Index fällt um 2,6%. Der Bericht ist von Meredith Whitney, Analystin von CIBC World Market, Tochter der Canadian Imperial Bank of Commerce [o].

05.11. – USA: Rücktritt von Citigroup-CEO Charles Prince, nachdem der Aktienkurs in einer Woche um 10% und seit Jahresbeginn um fast 1/3 gefallen war [o] bzw. nach weiteren möglichen 11 Mrd $ Abschreibungen [o]. Obwohl Citigroup unter ihm 64 Mrd $ Marktwert verlor, erhält er 12,5 Mio $ Abfindung, 68 Mio $ Aktien, 1,7 Mio $ Pension, dazu Büro, Limousine und Chauffeur [o].

Nov – Die Commerzbank gibt Subprime-Abschreibungen von 291 Mio € bekannt.

07.11. – HRE-Chef Funke: praktisch nicht betroffen, man gehe „gestärkt aus der jüngsten Marktkrise hervor“ [o]. – USA: AIG meldet an die SEC unrealisierte Verluste von 352 Mio $ im CDS-Portfolio, reale Verluste seien „sehr unwahrscheinlich“ [o]. AIG-Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Coopers hatte nach Goldmans Forderungen die CDS neu bewertet [o].

14.11. – USA: Deutsche Bank Trust Company Americas vs. Jennings et al.: Richterin Kathleen M. O’Malley (U.S. District Court for the Northern District of Ohio) urteilt, dass die Bank wegen nicht vorliegender legaler Titel nicht zwangsvollstrecken darf [o].

15.11. – USA: Die “mark-to-market”-Regel für Derivate, MBS usw. tritt in Kraft. Financial Accounting Standards Board (FASB) Statement No. 157 “Fair Value Measurements” [o o o].

16.11. – Es wird bekannt, dass der IKB weitere Belastungen von 300-400 Mio € drohen [o].

17.11. – Gesetz zur Umsetzung der neu gefassten Bankenrichtlinie und der neu gefassten Kapitaladäquanzrichtlinie [o]; Umsetzung von Basel II [o].

21.11. – Der europäische Anleihenmarkt bleibt wegen fallender Kurse geschlossen [o]. – USA: Der Spread zwischen Bundesanleihen und high-yield corporate paper hat sich seit Juni von 260 auf 520 bp verdoppelt [o].

26.11. – GB: HSBC konsolidiert 45 Mrd $ von zwei SIVs [o].

27.11. – Die KfW erhöht ihre Risikovorsorge für Rhineland Funding um 2,3 auf 4,8 Mrd € [o]. – USA: Die Abu Dhabi Invest-Behörde kauft für 7,5 Mrd $ 4.9% von Citigroup [o]. – Die Fed verlängert 8 Mrd $ Kurzkredite bis Anfang 2008 [o].

28.11. – USA: Studie von Fitch Ratings, „The Impact of Poor Underwriting Practices and Fraud in Subprime RMBS Performance”. Analysten finden bei einer Untersuchung von 45 subprime MBS „fraud or misrepresentation in almost every file“ [o]. – Der LIBOR bei 2-monat. Euros erreicht einen Höchststand seit Mai 2001 [o o].

29.11. – Für die IKB wird ein neues Rettungspaket von rund 350 Mio € geschnürt [o].

Dez – Die OECD sieht „keine Anzeichen dafür, dass die Finanzkrise ernsthafte Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum hat.“ [o].

04.12. – USA: Moody’s stuft die sicherste Tranche von GSAMP-2006-S5 von Baa auf „Junk“ herab [o].

05.12. – USA: AIG meldet der SEC ca. 1,1 Mrd $ weitere unrealisierte CDS-Verluste. CEO Sullivan sagt auf einer Investorenkonferenz, die Wahrscheinlichkeit eines Verlustes „close to zero“, die Transaktionen seien „conservatively structured” und die Risikomodelle „very reliable“ [o]. Im Konzernanhang des Geschäftsberichts im Jahr 2007 steht, dass die Zehntausende von Kreditausfallversicherungen im Wert von 562 Mrd $, die AIG FP verkauft hat, „in den meisten Fällen“ nicht gesichert waren [o]. Bis Jahresende verlangen auch UBS, Barclays, Calyon, Royal Bank of Scotland; Deutsche Bank, CIBC und Bank of Montreal Sicherheiten [o].

07.12. – USA: Ownit Mortgage Solutions Inc. (Kalifornien) macht pleite [o].

10.12. – CH: UBS meldet weitere Abschreibungen von 10 Mrd $, insgesamt 15 Mrd CHF. Stärkung des Eigenkapitals durch einen Staatsfonds aus Singapur (nun 9% Anteil) und einen Investor aus Nahost [o]. Abschreibungen im Vergleich: Citibank über 16 Mrd $, Merrill Lynch 8,4 Mrd $, Bank of America 3,7 Mrd $, Deutsche Bank 3,1 Mrd $ [o].

11.12. – USA: Leitzins von 4,5% auf 4,25% [o].

12.12. – Koordinierte Liquiditätshilfe der wichtigsten Zentralbanken angekündigt. Die EZB stellt in Absprache mit der Fed den Banken Dollar zur Verfügung und nimmt dafür Euro-Wertpapiere als Sicherheit an, übernimmt also insoweit Wechselkursrisiken der privaten Banken [o].

16.12. – KfW-Chefin Matthäus-Meier: „Mit dem Wissen von heute über die eingetretenen Marktverwerfungen hätten wir die Rettungsaktion nicht gemacht.“ [o]

18.12. – GB: Die Regierung garantiert für alle Northern Rock-Schulden und verpflichtet sich mit über 110 Mrd $, nachdem der Kurs in fünf Monaten auf ein Zwölftel gefallen ist [o].

27.12. – Investmentänderungsgesetz [o]. Vereinfachte Informationspflichten entsprechend Harmonisierungsvorgaben der EU. Offene Immobilienfonds können von der Verpflichtung zur täglichen Rücknahme abweichen. Schaffung von ÖPP-Fonds und „Sonstigen Sondervermögen“ (Anleger z.B. in Edelmetallen oder unverbrieften Darlehensforderungen, sollen auch von regulierten Fonds und nicht nur von Zertifikaten bedient werden können) [o].

31.12. – CDS haben ein Gesamtvolumen von 57.900 Mrd $ [o], OTC-Derivate insgesamt von 595.000 $ [o]. – Hedgefonds-Manager als Gewinner der Kreditkrise (Wette auf Zusammenbruch des Hypothekenmarktes): 2007 verdienten John Paulson und Paolo Pelligrini 2,7 Mrd $. Es folgt Philip Falcone mit 1,3 Mrd $ (v.a. mit australischem Eisenerz) [o o].

2007 – IS: Zunehmend verhindern andere Zentralbanken Depositbanking isländischer Banken. Das Vermögen der drei großen Banken beträgt das 9-fache des BIP, überwiegend in Auslandswährung [o]. Island war noch 2007 das fünftreichste Land der Welt, das BIP pro Kopf lag 60% über den USA. Die drei großen Banken steigerten 2000-07 ihre Bilanz von 100% auf knapp 800% des BIP [o].

 

2008, 1. Quartal

 

Jan – Die Aktienkurse fallen weltweit.

01.01. – Steuerbegünstigung von Private Equity Fonds [o o].

03.01. – USA: Warren Buffett gründet seine eigene Anleihen-Tochter Berkshire Hathaway Assurance [<link betrieb verlag bücher>o].

10.01. – USA: Bear Stearns-CEO Jimmy Cayne [o] tritt nach Abschreibungen von 1,9 Mrd $ zurück [o].

11.01. – USA: Die größte Hypothekenbank Countrywide Financial wird im Juli für 4 Mrd $ an die Bank of America verkauft [o]. Countrywide-CEO Angelo Mozilo [o] verzichtet am 28.1. auf 37,5 Mio $ Abfindung usw. [o].

15.01. – USA: Citibank meldet 18 Mrd $ Abschreibungen im letzten Quartal [o] und 9,8 Mrd $ Quartalsverlust [o]. – HRE gibt CDO-Abschreibungen über 390 Mio € bekannt [o]. Die Dax-Aktie verliert 33% ihres Wertes [o].

19.01. – Ex-BaFin-Chef Helmut Bauer wechselt Mitte Februar zur Deutschen Bank und wird Leiter der neuen Abteilung „Aufsichtsangelegenheiten“ [o o].

21.01. – Der Dax hat den größten Kurseinbruch seit dem 11. September, andere Börsen reagieren ähnlich.

22.01. – USA: Leitzins deutlich von 4,25% auf 3,5%, dies scheint eher zu verunsichern [o]. – Hedge Fund Standards: Final Report [o o].

28.01. – USA: Goldman Sachs fordert von AIG mehr als die bereits gezahlten 2 Mrd $, während AIG 1,56 Mrd $ zurückfordert. Bis zum Bailout im September wird GS weitere 5 Mrd $ erhalten [o].

30.01. – USA: Leitzins weiter auf 3,0%.

07.02. – USA: Der Kongress verabschiedet ein Konjunkturprogramm von 150 Mrd $ (ESA Economic Stimulus Act) [o].

10.02. – USA: Der Spread zwischen US-Anleihen und high-yield commercial paper übersteigt 700 bp [o].

11.02. – USA: AIG gibt bekannt, dass die Auditoren fanden, der Konzern „had a material weakness in its internal control over financial reporting and oversight relating to the fair value valuation of the AIGFP super-senior credit-default swap portfolio.” [o].

12.02. – USA: Buffets Berkshire Hathaway Assurance bietet den Anleihenversicherern MBIA, Anbac und FGIC an, 800 Mrd $ municipal bonds zu übernehmen [o].

13.02. – DE: Der Bund stützt die IKB mit weiteren 1 Mrd € [o o]. – USA: Finanzminister Paulson: „The US economy is fundamentally strong, diverse and resilient [...].“ [o].

14.02. – USA: AIG schreibt 4,9 Mrd $ CDO-Swaps ab [o].

15.02. – Politik und Finanzbranche ringen um die Frage, wer bei den Rettungsaktionen wen enteignet: Der Steuerzahler die Bank oder umgekehrt, wie Steinbrück meint. Ex-Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje kommentiert in BILD unter dem Titel „Hände weg vom Eigentum“: „Enteignung steht für DDR – damit ist kein Staat zu machen.“ [o] Auf Anfrage des „Stern“ lässt Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen ausrichten: „Haben wir im Bewusstsein gelesen, dass Tiedje mit seiner [PR-]Beratungsfirma in Diensten der neuen Bosse der Hypo Real Estate steht.“ [o]

18.02. – GB: Northern Rock wird vorübergehend verstaatlicht [o]. Ende 2007 schuldet die Bank dem Steuerzahler 53,5 Mrd $ [o].

19.02. – BayernLB-Chef Schmidt tritt zurück, wenige Tage zuvor wurden 1,9 Mrd € Hypotheken-Ausfälle benannt (Subprime-Engagement 4 Mrd €) [o].

Feb – G10-Zentralbanken geben koordinierte Maßnahmen zur Gewährleistung der Liquidität bekannt.

27.02. – USA: AIG meldet 5,3 Mrd $ Quartalsverlust [o].

28.02. – USA: AIG meldet an die SEC für 2007 unrealisierte (Quartals?-)Verluste von 11,5 Mrd $, der Nominalwert des Swap-Portfolio liegt bei 527 Mrd $, davon 61 Mrd $ subprime. Rücktritt von AIG FP-CFO Cassano [o]. Seit 1987 verdiente er 280 Mio $ und weitere 34 Mio $ Boni (das wären bei Null Urlaub und 70h-Woche über 4.000 $ Stundenlohn), allein 2006 43,6 Mio $, 2007 24,2 Mio $ [o]. Er bleibt für einige Monate Berater für monatlich 1 Mio $ (bei einer Kongressanhörung erklärt CEO Sullivan: „Wir wollen seine 20-jährige Erfahrung nicht missen“) [o]. – Finanzminister Paulson: “I'm seeing a series of ideas suggested involving major government intervention in the housing market and these things are usually presented or sold as a way of helping homeowners stay in their homes. Then when you look at them more carefully what they really amount to is a bailout for financial institutions or Wall Street.” [o].

29.02. – USA: Fed-Chef Bernanke vor dem Senate Banking Committee: „I expect there will be some failures. | Among the largest banks, the capital ratios remain good and I don't anticipate any serious problems of that sort among the large, internationally active banks that make up a very substantial part of our banking system.” [o o]

Mär – Die Abschreibungen der Banken erreichen 193 Mrd $ [o]. – USA: Das Office of Thrift Supervision (OTS) fordert nach fehlenden Verlustabschreibungen von AIG einen Korrekturplan innerhalb von 30 Tagen [o o]. Doch die zuständige Complex and International Organizations (CIO) group des OTS wird nach Weggang ihres Leiters C.K. Lee nach Dallas aufgelöst, AIG versäumt die Frist [o]. – Ein BaFin-Bericht zur Lage der HRE soll an Jörg Asmussen persönlich gegangen sein; die Regierung will erst im Oktober davon erfahren haben, spricht später von einem „Kurzurlaub“ Asmussens als Ursache [o]. – Der Wirtschaftsstrafrechtler Walter Perron kommt in einem Gutachten für MdB Peter Gauweiler (CSU) zu dem Schluss: „Das Verhalten von Mitarbeitern der Deutschen Bank gegenüber der IKB kann den Straftatbestand des Betruges verwirklichen.“ [o].

10.03. – USA: Pressemitteilung „Bear Stearns Denies Liquidity Rumors“ [o].

11.03. – USA: Die Fed gründet die Term Securities Lending Facility (TSLF), womit Banken statt über Nacht 28 Tage lang bis zu 200 Mrd $ leihen können [o]. – SEC-Chef Cox: “We have a good deal of comfort about the capital cushions at these firms at the moment.” [o]. – Der US-Anleihenversicherer FGIC hat gegen die IKB laut FT Klage auf 1,875 Mrd $ Schadenersatz eingereicht. Die IKB soll falsch und irreführend über eine ihrer Zweckgesellschaften informiert haben [o].

12.03. – USA: Carlyle Capital, ein mortgage-backed fund, geht mit 16,6 Mrd $ Schulden (Leverage 1:32) pleite [o].

13.03. – USA: Niemand möchte AAA cp kaufen [o]. – Transparenzrichtlinie-Durchführungsverordnung (TranspRLDV) [o].

14.03.USA: Zusammenbruch der fünftgrößten US-Investmentbank Bear Stearns nach 200 Mrd $ Abschreibungen [o o o]. BS hatte ein Leverage von 33:1, 10 Mrd $ CDS und Zins-Swaps, Kunden ziehen in zwei Tagen 17 Mrd $ ab [o]. – Lehman Brothers versichert eine 3-jährige Anlage von 2 Mrd $, scheinbar hat es 64 Mrd $ unbelastete Aktiva [o].

16.03. – USA: JPMorgan Chase übernimmt Bear Stearns für zunächst 2$ je Aktie (Jahresbeginn: 170$) bzw. 236 Mio $. Die Fed übernimmt bis zu 30 Mrd $ Bilanzrisiken [o]. Die an der Aktion direkt beteiligte Fed New York hat JPMorgan-Chase-Chef Jamie Dimon im Direktorium [o]. – Gegenpart-Risiko nach CD premiums: Bear Stearns 750 bp, Lehman Brothers 470 bp, Merill Lynch 320 bp, Goldman Sachs 230 bp [o]. – Finanzminister Paulson bei “FOX News Sunday With Chris Wallace”: “I've got great confidence in our financial market, our financial institutions. Our markets are resilient. They're flexible. Our institutions, our banks and investment banks, are strong. [...] And again, I don't know what to say other than what I've just said – is we've got strong financial institutions. Our markets are the envy of the world. They're resilient. They're innovative. They're flexible. I think we move very quickly to address situations in this country. And as I said, our financial institutions are strong. ” [Why should the government, and thereby U.S. taxpayers, bail out lenders and borrowers who made bad decisions? And if they know they're going to be bailed out, what does that do to the moral hazard argument that they don't end up paying a price?] “Well, first of all, I really understand the moral hazard argument. [...] On the other [hand], you've got what's right for the markets, what's right for the stability of the financial system, the U.S. economy.” [o].

17.03. – USA: Der Kurswert von JPMorgan Chase steigt um 14 Mrd $ [o]. – Deutsche-Bank-Chef Ackermann: „Ich glaube nicht an die Selbstheilungskräfte des Marktes“ [o o]. Am 20.03. korrigiert er: „Ich habe keine Zweifel an der Stabilität des Banksystems“ [o o].

18.03. – USA: Leitzins weiter auf 2,25%. – Die Bear Stearns-Aktie klettert auf 6,51$ [o].

20.03. – Die IKB korrigiert ihre Verluste von 550 auf 800 Mio €, die Aktie wird vollends zum Spielball [o]. Analysten wiesen schon 2004/5 auf die Risiken hin [o].

24.03. – USA: JPMorgan Chase erhöht sein Gebot auf 10$ je Aktie, die Fed übernimmt 30 Mrd $ (40%) illiquides Vermögen [o].

25.03. – IS: Islands Zinsen steigen nach einem 22% Kurssturz der Krone um 15%. Die Zentralbank verhandelt mit der BIZ um 500$ Kredit, vergisst aber Ende April die Verlängerung [o].

Ende März – CH: UBS muss weitere 25 Mrd CHF abschreiben [o].

 

2008, 2. Quartal

 

Frühjahr – IS: Hedgefonds-Angriff auf die Banken. Durch expansive Politik und hohe Zinsen (angelocktes Geld) betragen Islands Schulden das 5-fache BIP, die Währungsreserven nur 15% des BIP [o].

02.04. – CH: UBS muss wegen US-CDOs [o] weitere 19 Mrd CHF abschreiben (total 59 Mrd) [o] und gibt 40 Mrd CHF Verluste bekannt, Nettoverlust seit 2007 16,4 Mrd CHF [o].

03.04. – Die BayernLB verdoppelt ihren Abschreibebedarf auf 4,3 Mrd € und entlässt den obersten Risikokontrolleur. Der Landtag setzt einen Untersuchungsausschuss ein [o]. – USA: Fed-Chef Bernanke vor dem Senate Banking Committee: „Given the exceptional pressures on the global economy and financial system, the damage caused by a default by Bear Stearns could have been severe and extremely difficult to contain.” [o].

07.04. – Rücktritt von KfW-Vorstandssprecherin Matthäus-Maier (die KfW musste als Mehrheitseignerin die IKB mit 6 Mrd € stützen) [o o]. – Report of the Financial Stability Forum on Enhancing Market and Institutional Resilience [o]. Vorschläge mehr Eigenkapital, Offenlegung von Tätigkeiten und Risiken der Hedgefonds usw. Ex-Bundesbankpräsident Tietmeyer: „Die Vorschläge sind effizient, aber sie müssen auch wirklich einmal umgesetzt werden“. Amerikaner und Briten verlangen immer wieder Ausnahmen, wenn die akute Krise vorbei ist [o].

08.04. – USA: Rede von Paul Volcker auf der Jahresversammlung des Economic Club of New York: “Today, much of the financial intermediation takes place in markets beyond effective official oversight and supervision, all enveloped in unknown trillions of derivative instruments. It has been a highly profitable business, with finance accounting recently for 35 to 40 percent of all corporate profits. | It is hard to argue that the new system has brought exceptional benefits to the economy generally. Economic growth and productivity in the last 25 years has been comparable to that of the 1950’s and 60’s, but in the earlier years the prosperity was more widely shared. [...] It all seemed so comfortable. There was no pressure for change, not in Washington which was spending money and keeping taxes low, not on Wall Street which was wallowing in money, not on Main Street with individuals enjoying easy credit and rising house prices, not in China or elsewhere dependent on booming exports and content to build huge financial reserves.” Die Aufgabe der Fed sei Sicherung der Währungsstabilität [o]. – GB: Die Immobilienpreise fallen im März um 2,5% [o].

09.04. – Bankenkodex: 98-Punkte-Plans des internationalen Bankenverbandes IIF (Vorsitz Ackermann); Kernbotschaft an die Politik: „Mischt euch nicht ein!“ [o o].

10.04. – USA: Acht Monate for dem National Bureau of Economic Research (NBER) erklärt der “Economist”, dass die USA sich in einer Rezession befinden: „The long hangover“ [o o].

15.04. – USA: Moody’s stuft die sicherste Tranche von GSAMP-2006-S5 nochmals herab. Im Dezember wird sich nicht mehr gehandelt werden [o].

16.04. – Die HRE-Aktien steigen nach Gerüchten einer Übernahme durch eine US-Investorengruppe um J.C. Flowers [o].

17.04. – USA: Merrill Lynch muss weitere 6 Mrd $ abschreiben (insg. ca. 24 Mrd $) und streicht 4.000 der weltweit 63.000 Stellen [o]. – Laut ISDA-Bericht liegt Ende 2007 das Gesamtvolumen der OTC-Derivate bei 455.000 Mrd $ (2008: 531.000 Mrd $), davon 62.000 Mrd $ CDS [o].

18.04. – USA: Die Citibank meldet einen Quartalsverlust von 5,1 Mrd $ [o], später Fannie Mae 2,2 Mrd. [o]

21.04. – GB: Die Bank of England gibt ihr 100 Mrd $ “Special Liquidity Scheme” bekannt: Banken können ihre AB securities in Staatsanleihen tauschen [o].

22.04. – GB: RBS gibt die größte Emission der engl. Geschichte bekannt, um 24 Mrd $ neues Kapital zu aquirieren. RBS hatte 12 Mrd $ Verluste (u.a. Kauf von ABN Amro) und ein Kernkapital von 4,5% [o].

24.04. – USA: Lehman Brothers mit 489 Mio $ Quartalsgewinn, Merrill Lynch und Citigroup mit insgesamt 7,1 Mrd $ Verlust [o]. – IS: Die Krone ist zum Euro in vier Monaten fast 30% gefallen, die Banken erhalten kein Geld [o].

29.04. – Die Deutsche Bank macht im ersten Quartal einen Nettoverlust von 141 Mio €, Belastungen von 5 Mrd € aus den letzten zehn Monaten [o]. – USA: Die Fed gründet Maden Lane LLC, die toxische Papiere von Bear Stearns übernimmt; Fed-Kreditlinie 30 Mrd $ [o]. – Drei frühere SEC-Chefs (Donaldson, Levitt, Ruder) kritisieren in einem New-York-Times-Leitartikel übereilte Pläne von Finanzminister Paulson: „But the Treasury Department proposal envisions an S.E.C. that would no longer regulate through hard-and-fast rules enforced swiftly and justly, but rather would practice “prudential” regulation, offering up principles and conceptual guidelines and working collaboratively behind closed doors with regulated entities and their self-regulatory organizations when they have violated the law. This approach would turn the S.E.C. from a market referee into an industry coach [...]. The problem with the S.E.C. today is that it lacks the money, manpower and tools it needs to do its job.“ [o].

30.04. – USA: Leitzins weiter auf 2,0%.

07.05. – USA: Finanzminister Paulson (WSJ): U.S. financial markets are emerging from the credit crunch and that “the worst is likely to be behind us” [o]. – Der Ölpreis erreicht 123,90 $/bbl, nachdem ein Goldman Sachs Analyst wenige Tage zuvor voraussagte, er könne in den nächsten 6-24 Monaten bis auf 200 $ steigen [o].

08.05. – USA: AIG meldet 7,8 Mrd $ Quartalsverlust. Die Aktie hat in einem Jahr fast 40% verloren. Dazu kommt die Klage der Starr Foundation, die Verluste im CDS-Geschäft verschleiert zu haben [o]. Die Foundation wurde 1955 von AIG-Gründer Starr gegründet, Chairman ist Ex-AIG-Chef Greenberg) [o]. Bis Ende Juni summieren sich AIGs Sicherheitsleistungen für die CDS auf 16,5 Mrd $ [o].

13.05. – USA: Hedgefondsgründer Kenneth Griffin: „Walk across any of the trading floors – they are full of 29-year-old kids. The capital markets of America are controlled by a bunch of right-out-of-business-school young guys who haven’t really seen that much.“ [o].

16.05. – USA: Finanzminister Paulson: “In my judgment, we are closer to the end of the market turmoil than the beginning. | Looking forward, I expect that financial markets will be driven less by the recent turmoil and more by broader economic conditions and, specifically, by the recovery of the housing sector.” [o o].

21.05. – Bundespräsident Horst Köhler: „Jetzt muss jedem verantwortlich Denkenden in der Branche selbst klar geworden sein, dass sich die internationalen Finanzmärkte zu einem Monster entwickelt haben, das in die Schranken gewiesen werden muss.“ [o].

30.05. – Appell ehemaliger Staatsmänner zur Einrichtung eines Europäischen Krisenkomitees und Einberufung einer Weltfinanzkonferenz, unterzeichnet von Delors, Santer, Jospin, Schmidt, Lambsdorff u.a. [o].

02.06. – USA: Die viertgrößte US-Bank Wachovia [o] ersetzt nach 707 Mio $ Quartalsverlust ihren CEO Ken Thompson [o o].

05.06. – USA: Standard & Poor’s stuft die Anleihenversicherer AMBAC und MBIA auf AA herab [o].

08.06. – USA: Fed-Chef Bernanke auf Fed-Konferenz in Chatham: Although economic activity is “likely to be weak [during the April-to-June quarter], the risk that the economy has entered a substantial downturn appears to have diminished over the past month or so.”, “Inflation has remained high”, largely reflecting sharp increases in the prices of globally traded commodities, “The latest round of increases in energy prices has added to the upside risks to inflation and inflation expectations.” [o].

09.06. – USA: Lehman Brothers braucht über 5 Mrd $ Kapitalerhöhung [o]; nach der Bear-Stearns-Pleite Kurseinbruch um 48%, im 2. Quartal folgt ein Verlust von 2,8 Mrd $ [o].

15.06. – USA: AIG macht 13 Mrd $ Verlust (Q4-1) [o], CEO Martin Sullivan hört zum Monatsende auf und erhält 47 Mio $ (15 Mrd $ Abfindung, 4 Mio $ Bonus, 28 Mio $ long-term cash awards) [o o]. Nachfolger wird Edward Liddy.

18.06. – USA: Die Farm Bill (Pub.L. 110-234) enthält in Titel XIII auch die Regulierung von „exempt commercial markets“ (ECM) zur Schließung der „Enron Loophole“. – Die BIZ nennt für Swap-Dealer Nominalwerte für OTC-Rohstoff-Derivate von 8.300 Mrd $, Bruttomarktwert 673 Mrd $. Morgan Stanley meldet 41,2 Mrd $, Goldman Sachs 28,8 Mrd $ [o].

23.06. – BIZ-Generaldirektor Malcolm Knight wird zum Oktober als Vize-Chairman zur Deutschen Bank wechseln und dort in Zusammenarbeit mit der Spezialeinheit für Aufsichtsfragen die Beziehungen mit den Aufsichtsbehörden und Zentralbanken koordinieren [o o].

27.06. – Gesetz zur Modernisierung der Rahmenbedingungen für Kapitalbeteiligungen (MoRaGK) vom Bundestag verabschiedet. Ziel sind verbesserte Bedingungen für Wagniskapital- und Unternehmensbeteiligungsgesellschaften für mehr Beteiligungskapital für junge Unternehmen und den Mittelstand [o o].

28.06. – USA: Phil Gramm: “In economics, we define labor exploitation as paying people less than their marginal value product. I recently told Ed Whitacre [former CEO of AT&T, who retired with a $158 million pay package] he was probably the most exploited worker in American history because he took Southwestern Bell, which was the smallest of the former Bell companies, and he turned it into the dominant phone company on earth. His severance package should have been billions.“ [o].

 

2008, Jul – Aug

 

Jul – Interim Report der Interagency Task Force on Commodity Markets: „The Task Force’s preliminary analysis, based on the evidence available to date, suggests that changes in futures market participation by speculators have not systematically preceded price changes. On the contrary, most speculative traders typically alter their positions following price changes [...]“ [o].

03.07. – EZB erhöht Leitzins wegen Inflationsvermutung auf 4,25% [o].

04.07. – Nach einer Studie von Goldman Sachs brauchen deutsche Banken 60-90 Mrd € Zusatzkapital [o]. – Der Ölpreis erreicht den Höchstwert von 137,11 $/bbl [o].

07.07. – USA: Fannie Mae und Freddie Mac könnten wegen veränderter Bilanzierungsvorschriften 75 Mrd $ Zusatzkapital brauchen [o].

08.07. – USA: CSR Report for Congress: „Speculation and Energy Prices: Legislative Responses”: “While most observers recognize that the fundamentals of supply and demand have contributed to record energy prices in 2008, many also believe that the price of oil and other commodities includes a “speculative premium”. [...] In the absence of manipulation, another explanation for prices above fundamental levels is a speculative bubble.”

11.07. – USA: Zweitgrößter Bankencrash der Geschichte; die Bausparbank IndyMac (19 Mrd $ Einlagen) wird nach einem Anleger-Run unter die Kontrolle der Einlagensicherungsbehörde (Federal Deposit Insurance Corporation, FDIC) gestellt [o]. – Wachovias Aktien fielen im letzten halben Jahr um drei Viertel [o].

12.07. – Financial Times meldet, dass Schaeffler plant, Continental zu übernehmen [o]. Obwohl der Autozulieferer dreimal soviel Umsatz macht, war Schaeffler über Investmentbanken an der Meldepflicht vorbei bereits im Besitz von 30% der Aktien [o].

13.07. – USA: Die Aktienkurse von Fannie Mae und Freddie Mac betragen weniger als ein Sechstel des Vorjahres [o].

15.07. – USA: Finanzminister Paulson antwortet Republikanern, die auf die Problematik eines Blanko-Schecks zur Unterstützung von Freddie Mac und Fannie Mae verweisen: “If you’ve got a squirt gun in your pocket, you may have to take it out. If you’ve got a bazooka, and people know you’ve got it ... you’re not likely to [have to] take it out.” Der Kommentar der “Financial Post”: “In other words, give me an unlimited line of credit and I probably won’t have to draw on it.” [o]

16.07. – USA: Fed-Chef Bernanke vor dem House Financial Services Committee (Forbes): “believes Fannie Mae and Freddie Mac will make it through the storm in the U.S. housing market. [...] were adequately capitalized, and were in no danger of failing.”

17.07. – Ackermann schlägt als Präsident des Institute of International Finance (IIF) veränderte Bilanzregeln vor, u.a. das Verstecken von Verlusten [o]. – USA: Merrill Lynch meldet nach 9,7 Mrd $ Abschreibungen 4,9 Mrd $ Quartalsverlust (seit Mitte 2007 über 41 Mrd $) [o].

20.07. – USA: Finanzminister Paulson auf “Face the Nation”: “Of course the list is going to grow longer given the stresses we have in the marketplace, given the housing correction. But again, it’s a safe banking system, a sound banking system. Our regulators are on top of it. This is a very manageable situation.” [o].

21.07. – USA: Die SEC verbietet für drei Wochen Leerverkäufe in Bezug auf Fannie, Freddie und 17 Investmentbanken [o].

23.07. – USA: Einigung auf die Grundzüge einer „Housing Bill“, darunter Ermächtigung zur Unterstützung der Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac [o o], die FHA garantiert für bis zu 300 Mrd $ Hypotheken [o]. Die zulässige Staatsverschuldung wird um 800 Mrd $ auf 10.600 Mrd $ angehoben.

28.07. – USA: Merrill Lynch verkauft 30,6 Mrd $ CDOs mit 22% Abschlag und schreibt weitere 4,4 Mrd $ ab [o].

29.07. – USA: Merrill Lynch (19 Mrd $ Jahresverlust) holt sich 8,5 Mrd $ Zusatzkapital [o].

30.07. – USA: American Housing Rescue and Foreclosure Prevention Act [o o]. Housing and Economic Recovery Act HERA [o], von Republikanern und Weißem Haus wochenlang verzögert [o]. Letzteres garantiert bis zu 300 Mrd $ in neuen 30-jährigen Hypotheken, wenn Kreditgeber auf 90% reduzieren [o]. – Der Federal Housing Finance Regulatory Reform Act [o] verbindet Federal Housing Finance Board and Office of Federal Housing Enterprise Oversight zur Federal Housing Finance Agency (FHFA), die GSEs verstaatlichen oder in Konkursverwaltung nehmen kann [o].

31.07. – DE: Deutsche Bank muss weitere 2,3 Mrd € abschreiben, schreibt aber wieder schwarze Zahlen [o].

06.08. – DE: Landesbanken in Aufruhr, Fusionsverhandlungen stocken, neue Belastungen [o]. – USA: AIG meldet für 2008 bisher unrealisierte Verluste im CDS-Bereich 14,7 Mrd $, insgesamt 26,2 Mrd $ [o].

07.08. – Deutsche Versicherungen melden Gewinneinbrüche, AIG (USA) sogar 5,4 Mrd $ Quartalsverlust [o].

10.08. – USA: Finanzminister Paulson im NBC-Interview: „We have no plans to insert money into either of those two institutions“ (Fannie Mae und Freddie Mac) [o].

11.08. – Angesichts massiver Ermittlungen der US-Behörden erklärten sich Citigroup, Merrill Lynch und UBS (CH) bereit, ARS-Anleihen für fast 40 Mrd $ von den Anlegern zurückzukaufen [o]. Merrill Lynch zahlt 125 Mio $ Strafe [o].

12.08. – Gesetz zur Begrenzung der mit Finanzinvestitionen verbundenen Risiken (Risikobegrenzungsgesetz). Erfassung auch des abgestimmten Verhaltens (acting in concert) im Vorfeld von Hauptversammlungen. Offenlegung der Ziele und Mittelherkunft durch Großaktionäre ab 10%. Die im Aktienregister Eingetragenen müssen dem Emittenten künftig auf Verlangen mitteilen, ob ihnen die Aktien gehören oder für wen sie die Aktien halten. Bei Betriebsübernahmen Unterrichtungspflicht gegenüber dem Betriebsrat. Gestärkter Verbraucherschutz bei Kreditverkäufen. BaFin und Bundesbank sollen Risiken noch intensiver beobachten. – Wagniskapitalbeteiligungsgesetz [o]. Als förderungswürdiges Wagnis gelten auch Unternehmen mit einem Eigenkapital von bis zu 20 Mio €, die bis zu zehn Jahre bestehen [o].

18.08. – USA: Lehman Brothers erwartet laut Analysten ein neuer Verlust von mind. 1,8 Mrd $ [o]. – Das Goldman Sachs equity research department empfiehlt in einem Bericht über AIG, dessen Aktien zu meiden. Der Kurs fällt am selben Tag um 6% [o].

21.08. – DE: US-Investor Lone Star übernimmt den größten Anteil der IKB. [o]. Der Kaufpreis beträgt 150 Mio €, der Bund hatte auf 800 Mio € gehofft [o]. – USA: „Washington Post“: „A Few Speculators Dominate Vast Market for Oil Trading“. Daten der CTFC zeigen dass eine Firma im Juli zeitweise 11% aller Ölkontrakte an der NYMEX hielt. Insider identifizieren die ungenannte Firma mit dem Schweizer Energie-Konglomerats Vitol. 81% aller Kontrakte laufen auf spekulierende Finanzfirmen. Ende Juli hielten nur vier Swap-Händler ein Drittel aller Kontrakte, die auf steigende Preise wetteten [o].

22.08. – Auch die Deutsche Bank entgeht einem Betrugsverfahren nur durch Rückkauf von 1 Mrd $ ARS-Anleihen und 15 Mio $ Strafe [o]. – Nobelpreisträger Solow weist darauf hin, dass Deutschlands Niedriglohnsektor (weniger als 2/3 des Durchschnittslohns) fast schon die 25% der USA erreicht [o]. – USA: Fed-Chef Bernanke auf dem Jahrestreffen in Jackson Hole, „Reducing Systemic Risk“: „In this regard, some particularly thorny issues are raised by the existence of financial institutions that may be perceived as "too big to fail" and the moral hazard issues that may arise when governments intervene in a financial crisis. [...] In particular, if no countervailing actions are taken, what would be perceived as an implicit expansion of the safety net could exacerbate the problem of "too big to fail," possibly resulting in excessive risk-taking and yet greater systemic risk in the future.“ [o].

27.08. – Regierungsentwurf für ein Gesetz zur Umsetzung der Beteiligungsrichtlinie für grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen im Bankensektor [o].

31.08. – Die Allianz verkauft die Dresdner Bank für 9,8 Mrd € an die Commerzbank [o].

 

2008, Sep

 

Sep – USA: Es droht eine Pleitewelle kleiner Sparkassen-Banken [o].

07.09. – USA: Die Finanzaufsicht übernimmt vorläufig die Kontrolle über Fannie Mae [o] und Freddie Mac [o], die für 5.300 Mrd $ Hypothekenkredite bürgen und 1.600 Mrd $ (fast jede zweite) finanzieren [o o o]. Die streng kontrollierten Aktiengesellschaften wurden im New Deal 1937 gegründet, um breiten Schichten Wohneigentum zu ermöglichen. Sie kaufen Banken Immobilienkredite ab und übernehmen Ausfallrisiken, bei ihnen liegt etwa ein Viertel des ausländischen Kapitals, das das US-Leistungsbilanzdefizit finanziert. Durch Hypothekenausfälle, nicht im Subprime-Bereich, faktisch insolvent. Der Staat gibt 200 Mrd $ Bürgschaften, bis November 2009 an Fannie Mae 61 Mrd $, an Freddie Mac 52 Mrd $ Kapitalhilfen [o]. – Finanzminister Paulson, Pressekonferenz: „In July, Congress granted the Treasury, the Federal Reserve and FHFA new authorities with respect to the GSEs, Fannie Mae and Freddie Mac. [...] As a result of this work, we have determined that it is necessary to take action. [...] Based on what we have learned about these institutions over the last four weeks – including what we learned about their capital requirements – and given the condition of financial markets today, I concluded that it would not have been in the best interest of the taxpayers for Treasury to simply make an equity investment in these enterprises in their current form. [...] Nothing about our actions today in any way reflects a changed view of the housing correction or of the strength of other U.S. financial institutions. [...] Our economy and our markets will not recover until the bulk of this housing correction is behind us. Fannie Mae and Freddie Mac are critical to turning the corner on housing.” [o].

08.09. – USA: Washington Mutual [o], die sechstgrößte US-Bank, ersetzt ihren CEO Kerry Killinger [o].

09.09. – USA: Republikaner Mike Oxley, Nasdaq-Vizechef und Ex-Chef des House financial services committee: “We missed a golden opportunity that would have avoided a lot of the problems we're facing now, if we hadn't had such a firm ideological position at the White House and the Treasury and the Fed.” [o o]. Das Weiße Haus hatte eine von ihm entworfene und von den Demokraten unterstützte „Government Sponsored Enterprises (GSE) reform bill”, den „Federal Housing Finance Reform Act“ [o] abgelehnt. Dieser sah die Gründung einer starken Regulierungsbehörde Federal Housing Finance Agency (FHFA) für Fannie Mae und Freddie Mac vor, die das Kapital erhöhen und das Portfolio limitieren hätte können. Greenspan dagegen sagte, das Gesetz sei schlimmer als gar keines [o].

10.09. – USA: Lehman Brothers kündigt nach 5,6 Mrd $ Abschreibungen [o] Quartals-Verlust von 3,9 Mrd $ an; Verkaufsbemühungen mit der Korean Development Bank scheitern [o], besonders die Vermarktung eines 30 Mrd $-Portfolios mit gebündelten Immobilienkrediten [o]. – Die Deutsche Bank will bei der Postbank einsteigen [o].

12.09. – USA: Standard & Poor's signalisiert dem AIG-Management eine bevorstehende weitere Abwertung [o].

13.09. – USA: Krisentreffen bei AIG mit Investoren, Fondsmanagern usw.; es fehlen solide Zahlen. Es gibt einen Plan, zwischen AIG und den Töchtern Wertpapiere auszutauschen, Firmenteile ganz zu verkaufen, aber es ist keine Zeit [o].

14.09. – USA: AIG-Krisentreffen: Bald sind die Investoren nur noch am Ausverkauf interessiert. Die Konferenz kippt, ins Zentrum rückt Eric Dinallo, Chef der New Yorker Kontrollbehörde für Versicherungen. Am Nachmittag wird das AIG-Management zu Timothy Geithner gerufen, Chef der New York Fed, der die Feuerwehraktion bei Lehman leitete. AIG fordert 20 Mrd $ Überbrückungskredit [o]. Auch Goldman und J.P.Morgan arbeiten an einem 75 Mrd $ Kredit der Banken, können aber keine Einigung erzielen [o].

15.09. – „Schwarzer Montag“: Insolvenz der viertgrößten US-Investmentbank Lehman Brothers [o o]. Der Interbankenmarkt kommt weltweit zum Erliegen, kurzfristige Liquidität wird nur noch bei den Zentralbanken angelegt. – Die Pleite war 10x größer als Enron 2001, Lehman war Anfang 2008 noch 42 Mrd $ wert [o]. Die US-Regierung lehnte eine Rettung der Bank und ihrer überwiegend ausländischen Gläubiger ab, Verbindlichkeiten über 600 Mrd $. Ex-Kommunikationschef Gowers schildert die Fehlentscheidungen, Rivalitäten und Ignoranz innerhalb der Führung [o]. Am 12.3.2010 zeigte ein Untersuchungsbericht die Bilanztricks auf [o]. In drei aufeinanderfolgenden Quartalen wurden 39, 49 und 50 Mrd $ versteckt. Lehman hat 613 Mrd $ Schulden, darunter 160 Mrd $ ungesicherte bonds [o]. – New York Sun: [Finanzminister] Paulson said today the American people can remain confident in the "soundness and resilience in the American financial system." Briefing reporters at the White House, Mr. Paulson said he "never once" considered it would be appropriate to put taxpayer money at risk to resolve the problems at Lehman Brothers. [o]. – Merrill Lynch wird nach 5,1 Mrd $ Quartalsverlust und über 17 Mrd $ Jahresverlust von der Bank of America aufgekauft, auf Druck der Fed für 50 Mrd $ [o], die Hälfte des Wertes von Anfang 2007 [o]. BofA-CEO Kenneth Lewis sagt später aus, Paulson und Bernanke hätten ihn massiv unter Druck gesetzt, den Deal zu machen und die Verluste von Merrill Lynch zu verschweigen [o vgl. aber auch o]. In einer E-Mail soll Bernanke Lewis gedroht haben, die Fed würde gegen den BofA-Vorstand vorgehen, wenn er die Übernahme platzen ließe und später um Staatshilfe bäte. Tatsächlich braucht die BofA später 45 Mrd $ Staatshilfe, die Aktie fällt bis Anfang 2009 auf unter 5 € [o]. Eine Geheimvereinbarung betrifft Boni bis zu 5,8 Mrd $ für ML-Beschäftigte für 2008 (trotz 27 Mrd $ Verlust zum Jahresende) [o]. – Paulsons Rede [o]. – Zehn Großbanken bilden einen 70 Mrd $ Kreditpool zur gegenseitigen Hilfe [o].

16.09. – USA: Rating-Agenturen stuften AIG nachts auf A bzw. A- herunter [o], was 14,5 Mrd $ zusätzliche Sicherheiten erfordert [o]. Allein vier Großbanken verlangen 35 Mrd $ [o]. Die Aktie fällt um 61% auf 4,76$ [o]. Finanzminister Paulson informiert Bush, dass AIG eine große, aber temporäre Kapitalhilfe brauche; anders als bei Lehman gehe es nicht um „shortage of assets“ [o]. – Notenbanken pumpen Milliarden in die Finanzmärkte, doch die Kurse fallen weiterhin [o]. – Der älteste Geldmarktfonds Reserve Management Company’s Primary Fund gerät wegen Lehman-Verlusten in die roten Zahlen [o].

17.09. – USA: Der größte Versicherer AIG erhält von der Fed 85 Mrd $ Überbrückungskredit und wird dafür verstaatlicht [o]: Die Regierung übernimmt 79,9%; bis November beteiligt sich die Fed mit 150 Mrd $ [o], CEO Robert Willumstad wird durch Edward Liddy ersetzt [o]. AIG hat 100.000 Mitarbeiter, 4.000 Tochterunternehmen [o], Bilanzsumme über 1.000 Mrd $ [o]. Infolge der Hypothekenkrise fordern die Vertragspartner der Kreditversicherungen (CDO usw.) höhere Sicherheiten in Milliardenhöhe, zahlbar in bar [o]. AIG macht im dritten Quartal 24,5 Mrd $ Verlust, der Quartalsumsatz brach von 30 Mrd $ im Vorjahr auf 898 Mio $ ein. AIG hält 372 Mrd $ CDS (laut Fußnote im Jahresbericht 2007 v.a. mit europäischen Banken o), ein Bereich mit 45.000 Mrd $ Marktwert. Walden Bello: „Das riesige Ausmaß dieser Werte [...] war der Grund, warum Washington sich doch dazu entschied, AIG zu retten, nachdem man Lehman Brothers zusammenbrechen ließ.“ [o]. Ein Analyst schätzte die bei Konkurs drohenden Verluste internationaler Banken auf 180 Mrd $: „AIG ist überall“. Auch viele Cross-Border-Leasings sind über AIG versichert [o]. – AIG Securities Lending lieh sich 94 Mrd in Anleihen von Lebensversicherern und tauschte davon 76 Mrd $ gegen kurzfristige Kredite, die in langfristige subprime MBS investiert wurden. Aufsichtsbehörden in Texas entdeckten 2007 bei einer Routineuntersuchung das Überinvestment im Immobilienmarkt. Aufsichtsbeamte drängten AIG zu Änderungen, doch bis zum Ausbruch der Krise konnte nur ein Viertel der riskanten Sicherheiten aufgelöst werden. Danach kaufte AIG von den Banken die den MBS unterlegten Sicherheiten, meist zum vollen Wert (ohne Verhandlungen! o), insgesamt 62 Mrd $, darunter 15,6 Mrd $ für Goldman, und nahm diese als „Sicherheit“ für einen 24,3 Mrd-Kredit der Fed [o]. – Lehman Brothers wird von Barclays Bank gekauft, die dies wenige Tage zuvor noch von Staatsgarantien abhängig machte [o o]. – Goldman Sachs meldet Gewinneinbruch um 70%, Morgan Stanley um 8% zum Vorjahrsquartal [o].

18.09. – Die Zentralbanken bieten weltweit konzertiert über 180 Mrd $ an (die Fed stellte Swaplinien von 300 Mrd $ bereit), um Spannungen auf dem Geldmarkt zu lindern [o]. – GB: Die HBOS (Halifax Bank of Scotland) wird für 12,2 Mrd GPB durch Aktientausch von Lloyds TSB übernommen [o o]. – USA: Bei Morgan Stanley beginnen Gespräch über eine Fusion mit Wachovia [o], die aber zwei Wochen später selbst strauchelt, zuerst von Citigroup übernommen werden soll [o], zum Jahresende aber von Wells Fargo übernommen wird [o].

Mitte Sep – Die BaFin untersagt ungedeckte Leerverkäufe von Aktien für 11 Finanzunternehmen (Deutsche Bank, Commerzbank, Allianz SE, Deutsche Börse, Munich Re, Hannover Rück, Hypo Real Estate, AMB Generali, Aareal Bank, Postbank, MLP AG) zunächst bis Jahresende [o].

19.09.Die US-Regierung kündigt einen 700 Mrd $ Rettungsfonds an (Troubled Assets Relief Program TARP), was an den Börsen ein Kursfeuerwerk auslöst [o]. Der „Draft Proposal for Bailout Plan“ vom 21.9. umfasst nur drei Seiten [o]. Kernidee ist der Aufkauf fauler Wertpapiere und Kredite (mortgage-related assets). Bald aber [s. 18.10., 12.11.] stattdessen Eigenkapitalhilfen für Banken gegen Beteiligung (Teilverstaatlichung entgegen bisheriger Prinzipien). Von 171 Gegenstimmen sind 108 Republikaner [o]. – Die SEC untersagt vorübergehend Leerverkäufe von Finanzpapieren, „bis sich die Märkte wieder stabilisiert haben“ [o], GB ebenso. – Umfang der weltweiten Bankenrettungspakete 5.000 Mrd € (nach Sinn) [o o]: USA 1.330, Japan 630, GB 571 (Mrd GPB, ca. 644 Mrd €), Deutschland 578, Irland 400, Frankreich 360, Niederlande 220, Schweden 150, Russland 139, Spanien 100, Österreich 100, Südkorea 100, Schweiz 48, Norwegen 41, Italien 40, Saudi-Arabien 30, Griechenland 28, Portugal 20, Australien 8, Ungarn 5, Belgien 5. – EU-Staaten 3.700 Mrd € (bis 8.5.2009, Deutschland 550 Mrd €, davon 160 Mrd € tatsächlich erfolgt [o]. – USA: Verbot von Leerverkäufen von 799 Finanztiteln durch SEC Chef Cox (ehem. Goldman-Mitarbeiter), nachdem die Goldman-Aktie in drei Tagen 20% verlor, während Bear Stearns und Lehman noch in den Abgrund getrieben worden waren [o]. – “Politico” zitiert: Fed Chairman Ben Bernanke told House Republicans Friday that the United States would fall quickly into “a deep and extensive recession” if Congress doesn’t act to address the nation’s financial crisis, congressional sources told Politico. [...] Bernanke called the current problems the "most severe financial crisis" in the post-World War II era. Investment banks are seeing "tremendous runs on their cash," Bernanke said. "Without action, they will fail soon.” – Finanzminister Paulson: „We're talking hundreds of billions of dollars – this needs to be big enough to make a real difference and get at the heart of the problem. | This is the way we stabilize the system.“ If these efforts result in a net cost to the taxpayer, it's a better bet than the alternative, Paulson said. “I am convinced that this bold approach will cost American families far less than the alternative - a continuing series of financial institution failures and frozen credit markets unable to fund economic expansion.” [o].

21.09. – USA: Die beiden letzten unabhängigen Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley verzichten auf ihren Sonderstatus und werden zu gewöhnlichen Geschäftsbanken [o], um auch auf das Rettungspaket zugreifen zu können [o]. Lehman-Chef Fuld soll diese Umwandlung noch den ganzen Sommer versucht haben, um ebenfalls staatliche Gelder zu erhalten [o]. – „Welt am Sonntag“: „Nichts ist mehr heilig [...]. Paulson und Bernanke verstaatlichen derzeit schneller nationale Champions als Fidel Castro in seinen besten Zeiten Kleinunternehmen. Im Mutterland des Kapitalismus ist die kapitalistischste aller Branchen außer Kontrolle geraten. Die Zauberlehrlinge von der Wall Street haben kapituliert und haben nach dem Staat gerufen, dem vermeintlichen Meister, der sie retten soll.“ [o]. – Paul Krugman kritisiert, dass nun eben nicht mehr „verstaatlicht“ werde, dass es keine Kapitalhilfen gegen Beteiligungen gibt: „Even without panic asset selling, the financial system would be seriously undercapitalized, causing a credit crunch.“ [o].

22.09. – Der Ölpreis steigt an einem Tag zeitweise um mehr als 25$ auf 130$ [o].

23.09. – USA: Warren Buffet (Berkshire, 278 Mrd $ Fondsvolumen) erwirbt für 5 Mrd $ Goldman Sachs Vorzugsaktien mit 10% fester Dividende [o].

24.09. – IS: Kurz vor dem Zusammenbruch vergibt Kaupthing noch ca. 3 Mrd € Kredite, Scheintransaktionen u.a. an den usbekisch-russischen Geschäftsmann Alisher Ushmanov und den Emir von Katar, Muhammed Al Thani [o]. – Regierungsentwurf für ein Gesetz zur Fortentwicklung des Pfandbriefrechts [o]. – USA: Paul Krugman: „But now Paulson and Bernanke are proposing, very nearly, to do the opposite: they want to buy bad paper from everyone, not just institutions in trouble, while taking no ownership.” [o].

25.09. – USA: Größte Bankenpleite, Schließung der größten Sparkasse Washington Mutual nach Einlagenabfluss von 16,7 Mrd $ in zehn Tagen, Teile werden für 1,9 Mrd $ an J.P. Morgan Chase verkauft [o], die vorübergehend die größte US-Bank wird, während die BofA die Merrill-Lynch-Übernahme noch abschließt.

26.09. – Der Hypo Real Estate (HRE) droht die Insolvenz wegen Refinanzierungsschwierigkeiten der irischen Tochter Depfa [o o]. HRE emittiert Pfandbriefe von 100 Mrd €, die Bilanzsumme von 400 Mrd € ist mit Lehman Brothers vergleichbar [o]. – USA: Offener Brief von Ökonomen, mitunterzeichnet von Greenspan: „But there is near-universal agreement that the federal government must take aggressive steps to protect workers and businesses from the harmful effects of a financial crisis. The great majority of those deserving this protection had no role in causing the crisis. Experience has shown that the essential first step in heading off a crisis is to maintain the functions of critical financial institutions – banks and others performing bank-like functions.“ [o]. – SEC-Chef Cox beendet das Consolidated Supervised Entities Programm, nach dem sich Investmentbanken freiwillig einer Regulierung unterwerfen konnten [o].

27.09. – Der Bundesrechnungshof kritisiert BaFin und Bundesbank, sie hätten die Überschuldung der IKB erkennen können. Bereits 2002 beschäftigte sich die Bundesbank mit der Frage, ob Rhineland Funding (bestand aus vielen Einzelfirmen) als einheitlicher Kreditnehmer zu betrachten sei. Dann hätte die IKB wegen der Großkreditgrenzen nur für 500 Mio € statt 15 Mrd € US-Hypothekenkredite kaufen dürfen. Obwohl selbst die IKB-Wirtschaftsprüfer es so sahen, verneinten Bundesbank und BaFin dies noch im Sommer 2007 [o]. Außerdem wird die mögliche Interessenkollision von BMF-Abteilungsleiter Jörg Asmussen kritisiert, der zugleich BaFin-Verwaltungsratsmitglied und IKB-Aufsichtsrat ist [o], außerdem langjähriger Partner der Chefrepräsentantin der Deutschen Börse AG in Berlin, Henriette Peucker [o].

28.09. – Krisensitzungen von Regierung und Bankenvertretern zur Rettung der HRE bis in die Nacht. Das geheime 17-seitige Protokoll ist inzwischen zugänglich [o o] und wurde zuerst am 7.7.2009 von der FTD veröffentlicht [o]. Deutsche-Bank-Chef Ackermann sagt gegen 22.45 Uhr, wenn die HRE nicht gerettet werde, sei dies „der Tod des deutschen Bankensystems“. Die Banken könnten die Rettung nicht leisten, schon bei einer Übernahme von Verlustrisiken von 17 Mrd € seien „Ratings nicht mehr haltbar“ und die „Refinanzierung würde wegbrechen“; es sei ihm „nicht nachvollziehbar“, dass es „für das Überleben des Finanzsystems“ nicht möglich sei, 35 Mrd € bereitzustellen. Commerzbank-Chef Blessing pflichtet ihm bei: „Ansonsten steht am Montag keine deutsche Bank mehr.“ Am Ende beteiligte sich die Finanzindustrie mit 8,5 Mrd €, obwohl allein für die HRE-Tochter Depfa 55 Mrd € zu finanzieren waren [o o]. Indirekt rettet der Staat auch den beim BdB angesiedelten, durch Lehman, IKB und Düsseldorfer Hypothekenbank faktisch insolventen Einlagensicherungsfonds ELSF der privaten Banken. Dieser hatte völlig verfehlte Garantien bzgl. HRE-Schuldscheinen gegeben. Für den ELSF steht v.a. die Bilanz der Deutschen Bank gerade, die zudem sicher zu den größten kurzfristigen Kreditgebern der HRE gehört [o]. – Es wird bekannt, dass die Benelux-Länder Fortis mit 11,2 Mrd € stützen und dafür je 49% in ihren Ländern übernehmen [o o]. Belgische Kleinaktionäre wurden nicht konsultiert und gehen vor Gericht [o].

29.09. – USA: Der 700 Mrd $ Rettungsfonds wird vom Parlament zunächst abgelehnt, darauf schließt der Dow Jones mit Rekordverlust von 777 Punkten (7%) [o o], der S&P500 fällt um 9% (über 1.000 Mrd $), der LIBOR schießt auf 6,88% [o]. – Finanzminister Paulson: „We need to work as quickly as possible; we need to get something done. | We believe that our plan, and the plan that we developed with congressional leaders and worked so hard, is a plan that works. And we need a plan that works.[o]. – Mitsubishi UFJ Financial steigt bei Morgan Stanley mit 9 Mrd $ gegen 21% Beteiligung ein [o o]. – HRE: Staat und Bankenverband übernehmen zunächst eine 35 Mrd € Garantie, ein erneuter Krisengipfel am 05.10. erhöht das Paket auf 50 Mrd € [o o]. Am 28.09. endete die Haftung des Ex-Mutterkonzerns HypoVereinsBank (HRE war 2003 als eine Art „Bad Bank“ ausgegründet worden, so dass die italienische UniCredit die HVB 2005 gefahrlos kaufen konnte) [o o]. – IS: Island beschließt die Verstaatlichung der drittgrößten Bank Glitnir, als diese eine Auslandsschuld nicht zurückzahlen kann. Geplant sind 75% Anteil für 600 Mio €, doch noch vor Zustimmung der Aktionäre übernimmt die Finanzaufsicht die Bank. – Die Auslandsschulden der drei größten Banken werden auf 50 Mrd € (BIP: 8,5 Mrd) geschätzt [? Schulden mit 14,6 Mrd € 10x höher als das BIP o], die kurzfristige Schuld von 350 Mrd ISK entsprach den Reserven der Zentralbank von 375 Mrd ISK. Die Haushalte sind überschuldet mit 213% vom verfügbaren Einkommen. Die Inflation der letzten 12 Monate betrug 14%, die Zentralbank hielt die Zinsen auf 15,5%, Auslandsinvestoren halten ISK, die Geldmenge wuchs in 12 Monaten um 57% [o]. – Hintergründe über die Führungsriege der Banken geben weitere Artikel [o o]. So wurde die dänische Billigfluglinie Sterling Air mehrfach verkauft, blieb jedoch letztlich in gleichen Händen, vervielfachte aber ihren buchhalterischen Wert (29.10.08 Konkurs). – GB: Bradford & Bingley wird mit 42,4 Mrd GPB Verbindlichkeiten verstaatlicht und später für 612 Mio GPB an die Banco Santander verkauft [o].

30.09. – BE, LX, NL retten den Immobilienfinanzierer Dexia durch 6,4 Mrd € Kapitalerhöhung [o].

 

2008, Okt

 

Anf. Okt – GB: Die Zentralbank BoE gibt Geheimkredit an RBS, Maximum Mitte Oktober mit 36,6 Mrd GPB, sowie HBOS Mitte November 25,4 Mrd GBP [o].

Okt – Zweiter Einbruch der Aktienkurse aus Angst vor Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Auch Rohstoffpreise sinken deutlich. Die EU-Industrieproduktion sinkt um über 20% (Frühjahr 2008 bis 2009) [o]. – USA: Ein Musterprozess Whittiker vs. Deutsche Bank wird gewonnen, sie kann nicht beweisen, wirklich Eigentümerin von Rechten und Krediten zu sein [o o]. – Das BMF verteidigt in seinem Monatsbericht die (geringen) Bürokratiekosten im Finanzmarktbereich, über 3/4 gingen zudem auf EU-Recht zurück [o]. – Die OECD-Studie „Growing Unequal? Income Distribution and Poverty in OECD Countries“ [o o] stellt fest: “Seit dem Jahr 2000 haben in Deutschland Einkommensungleichheit und Armut stärker zugenommen als in jedem anderen OECD Land. Der Anstieg zwischen 2000 und 2005 übertraf jenen in den gesamten vorherigen 15 Jahren (1985 – 2000).“ [o].

01.10. – EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy schlägt strengere Regeln für Banken vor: Selbstbehalt von 5% bei Kreditverbriefungen (erst 15% geplant), Interbank-Großkredit nur bis zu 25% des Eigenkapitals (kleine Banken mehr bei Gesamtsumme bis 150 Mio €) [o]. – Frankreichs Finanzministerin Lagarde bringt einen EU-Notfonds zur Bankenrettung ins Gespräch, Berlin lehnt dies postwendend ab [o]. – USA: Paul Krugman: „The Wise Men, as far as I can tell, have never had a clear idea of what they’re doing. [...] Ideology certainly played a role – it’s probably a lingering distaste for Evil Socialism that made Treasury go for buying toxic waste rather than injecting capital. And if the Bush years have taught us anything, it is that sometimes conspiracy theories are right. But in this case the performance has been more Keystone Kops than Star Chamber.” [o]

02.10. – USA: Greenspan-Rede in Georgetown University [o o]: „Wir durchleben eine Finanzkrise, wie sie nur einmal im Jahrhundert vorkommt.“ „In a market system based on trust, reputation has a significant economic value. I am therefore distressed at how far we have let concerns for reputation slip in recent years.“ Eher „früher als später“ werde jedoch das Vertrauen zurückkehren und eine Erholung einsetzen.

03.10. – USA: Der Rettungsfonds wird als über 400-seitiger Emergency Economic Stabilization Act of 2008 (EESA) angenommen [o o o]. Bis Mitte November werden 9 sehr große Banken mit 250 Mrd $ unterstützt, direkte Kapitalhilfe für 600 Banken 200 Mrd $, davon fließen 70 Mrd $ bis Ende Oktober 2009 zurück [o]. Einschließlich Hilfszusagen und Einlagensicherung betragen die Verbindlichkeiten von Regierung und Fed bis November 7.700 Mrd $, dazu 800 Mrd $ Absicherung Konsumentenkredite. – NL übernimmt für weitere 16,8 Mrd € den niederländischen Teil von Fortis komplett, inkl. des Anteils an ABN AMRO [o].

04.10. – Mini-Gipfel von Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien ohne gemeinsames Vorgehen [o]. – IS: Island garantiert für alle Einlagen in sechs Banken, 575 Mrd $ [o].

05.10. – Merkel und Steinbrück garantieren für die Spareinlagen in Deutschland [o]. Einlagen betragen 1.300 Mrd €, der Einlagensicherungsfonds 4,6 Mrd € [o]. – Glosse in der FAZ: „Alles muss raus!“ [o] – Staatsgarantien auf Bankschuldverschreibungen steigen bis Juli 2009 EU-weit auf 2.900 Mrd € [o]. – IS: Britische Medien verkünden den nahen Kollaps in Island; viele Menschen heben ihre Vermögen von Landsbanki/Icesave ab [o]. Die Krone verliert in einer Woche 25% gegenüber dem Euro [o].

06.10. – IS: Ministerpräsident Haarde warnt in einer Rede an die Nation [o] vor „Staatsbankrott“ und kündigt die Übernahme der drei großen Banken durch die Finanzaufsicht an: Kaupthing Bank, Landsbanki, Glitnir [o], was im Parlament umgehend beschlossen wird. – Die BNP Paribas (F) übernimmt 75% des belg.-luxemb. Teils der Fortis-Gruppe für 14,5 Mrd € [o].

07.10. – Die EU kündigt an, Pleiten von großen, „systemrelevanten“ Banken verhindern zu wollen. Die Talfahrt der Börsen beschleunigt sich [o]. – IS: Die Finanzaufsicht übernimmt die Landsbanki und Glitnir. Zentralbank-Direktor Davíð Oddsson vergleicht die Situation mit der Washington Mutual, ausländische Gläubiger würden nur 5-15% erhalten [o]. – DE: Die Krise erreicht die Autoindustrie, BMW z.B. meldet für September 14% Absatzeinbruch [o]. – GB: HBOS und Lloyd’s haben fast 40% ihres Marktwerts verloren [o]. – USA: Kongressanhörung zur Börsenaufsicht SEC. Zeugen (u.a. der ehem. chief accountant Lynn Turner o) sagen, die Kontrollmacht sei gering gewesen, die Mitarbeiter in der Abteilung für Risikomanagement wurden von hundert bis zuletzt einen einzigen reduziert; in der Vollstreckungsabteilung wurden 146 Stellen gestrichen. Der Ex-Chefbuchhalter bestätigt „eine systematische Entvölkerung in der Regulierungsabteilung, so dass es überhaupt nicht zu einer Regulierung kommen konnte“. Verantwortlich war das Office of Management and Budget unter Direktor Joshua Bolten, zuvor Angestellter von Goldman Sachs [o]. – Die Fed kauft nun commercial papers [o].

08.10. – Sechs führende Zentralbanken senken erstmals konzertiert die Leitzinsen (die in der Folge einen historischen Tiefstand erreichen; USA von 2,0% auf 1,5%); die Panik an den Börsen wird nur kurz eingedämmt [o]. – GB: Rettungspaket von 500 Mrd GPB (880 Mrd $) angekündigt. Die acht größten Banken und Baufinanzierer müssen ihr Kapital um 25 Mrd GBP aufstocken (Kredit von Regierung), weitere 25 Mrd GPB für Vorzugsaktien. 250 Mrd GPB Kreditgarantien zu üblichen Zinssätzen. Die BoE erhöht ihre kurzfristigen Kredite von 100 auf 200 Mrd GPB. – Royal Bank of Scotland (RBS), HBOS und Lloyds TSB nehmen davon 37 Mrd in Anspruch (Jan 2009 erhöht der Staat seinen Anteil an RBS von 58 auf 70%) [o]. – GB: Finanzminister Darling friert auf Basis des Antiterror-Gesetzes die Guthaben der Landsbanki in GB ein, die Finanzaufsicht übernimmt Kaupthing Singer & Friedlander [o]. – USA: Die Fed hilft AIG mit weiteren 37,8 Mrd $ [o]. Im Oktober übernimmt AIG-Mitarbeiter Gerry Pasciucco die Sisyphus-Arbeit, AIG FP aufzulösen [o o]. Es gibt 50.000 ausstehende trades mit 2.000 Partnerfirmen im Wert von 2.700 Mrd $ [o o]. – Ex-FDIC-Chair William Isaac vermutet, “mark to market” habe den Banken 500 Mrd $ Kapital vernichtet, “a major issue in the credit crunch.” [o] [dagegen o]. – Auf einem Runden Tisch der „Disclosure Initiative“ [o] der SEC sagt Chairman Christopher Cox: „The regulatory black hole for credit-default swaps is one of the most significant issues we are confronting in the current credit crisis, and it requires immediate legislative action. | The market for CDS is barely 10 years old. It has doubled in size since just two years ago. It has grown between the gaps and seams of the current regulatory system, where neither the commission nor any other government agency can reach it. No one has regulatory authority over credit-default swaps -- not even to require basic reporting or disclosure. | The over-the-counter credit-default swaps market has drawn the world's major financial institutions and others into a tangled web of interconnections where the failure of any one institution might jeopardize the entire financial system. This is an unacceptable situation for a free-market economy.“ [o].

09.10. – Weitere Talfahrt der New Yorker Börse, der Dow Jones bricht zum Handelsschluss um fast 700 Punkte ein und liegt erstmals seit fünf Jahren unter 9000 [o]. – Die US-Regierung erwägt Bankenbeteiligungen nach britischem Vorbild [o]. – Finanzminister Paulson: “One thing we must recognize – even with the new Treasury authorities, some financial institutions will fail. [...] While most Americans understand that economic cycles occur, we are experiencing some extraordinary and difficult challenges at home and abroad – challenges that make it clear Congress was correct to take swift and bold action, and that we have no time to waste implementing the new law. [...] But patience is also needed because the turmoil will not end quickly and significant challenges remain ahead. Neither passage of this new law nor the implementation of these initiatives will bring an immediate end to current difficulties. [...] Despite our problems, the U.S. economy is the largest and wealthiest in the world. We will, as we have in the past, emerge stronger and better able to provide new opportunities for our workers and increased prosperity for our families.” [o]. – IS: Der Kurs kann nicht mehr gehalten werden und bricht von 131 auf 340 ISK/€. Die Finanzaufsicht übernimmt Kaupthing [o].

10.10. – Talfahrt an den Börsen: Der Dax (vorübergehend -12%) schließt mit -7%, Wochenverlust -22%, ähnlich der Nikkei, der Dow Jones -18% (schlechteste Handelswoche seiner Geschichte) [o]. – IWF Global Financial Stability Report [o].

11.10. – In Washington einigen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der G7 auf einen 5-Punkte-Plan. – IS: Einigung mit NL über die dortigen Einlagen von 1,7 Mrd €, mit GB über 5 Mrd €, der Sicherungsfonds hat aber nur 90 Mio € [o]. – Hans-Werner Sinn: „Ich sehe nicht, wo Herr Funke [HRE] einen Fehler gemacht haben soll. Er hat das Kreditportfolio der alten Hypobank, das voll von faulen Immobilienkrediten aus den neuen Bundesländern war, verwalten müssen. Es war immer klar, dass das eine äußerst gefährliche Sache war. [...] Das Problem liegt nicht bei der Hypo Real Estate, sondern bei den angelsächsischen Banken. Die Angelsachsen hatten ein System, in dem Risikobereitschaft höher bewertet wurde als Vorsicht. [...] Es gibt bei der Regulierung der Banken so etwas wie einen Laschheitswettbewerb zwischen den Ländern. Jeder sagt sich, wenn ich strikter bin, siedeln sich die Banken in anderen Ländern an.“

13.10. – Deutschland stellt ein Bankenrettungspaket von knapp 500 Mrd € vor [o], Frankreich eines von 360 Mrd €, Großbritannien steigt mit 37 Mrd GBP bei den drei größten Banken ein (weitere Staaten: o). Der Dax steigt um 11,4%, der Dow Jones um 11,1% [o]. – DE: Deutsche-Bank-Chef Ackermann in der SZ: „Ohne den Staat ist die Krise nicht mehr zu bewältigen.“ [o]. Ein anderer Artikel der SZ fragt: „Wer hat eigentlich und warum die sogenannten Zweckgesellschaften genehmigt, mit denen die Banken, am Abkommen Basel II vorbei, ihre dubiosen Geschäfte gemacht haben?“ [o]. – UKR: Die Nationalbank muss die zwei größten Banken retten und untersagt für sechs Monate die vorzeitige Auflösung von Sparguthaben, nachdem innerhalb weniger Tage über 1 Mrd abgezogen wurden [o]. – Die Financial Times schreibt über das Bankensystem, es erleide derzeit “the equivalent of a cardiac arrest.”, “it is now virtually impossible for any institution to finance itself in the markets longer than overnight.” [o]. – USA: 250 Mrd $ Hilfsprogramm [o], die Hälfte bereits beschlossen: BofA, Citigroup, JPMorgan Chase, Wells Fargo je 25, Goldman Sachs, Morgan Stanley je 10, Bank of New York, State Street je 2-3 Mrd $ [o].

14.10. – USA: Finanzminister Paulsons Ansprache: „Today we are taking decisive actions to protect the US economy. We regret having to take these actions. Today’s actions are not what we ever wanted to do but today’s actions are what we must do to restore confidence to our financial system. Today I am announcing that the Treasury will purchase equity stakes in a wide array of banks and thrifts.“ [o]

15.10. – Neue Kursstürze: Dax -6%, Dow Jones -7,9%, Nikkei -9,6%, Rezessionsfurcht macht sich breit [o]. – DE: Anhörung des Finanzausschusses. Laut BaFin-Chef Sanio begann im Februar eine Prüfung von HRE und Depfa, der Abschlussbericht wurde im Juli dem HRE-Management vorgestellt und dieses aufgefordert, die Probleme beim Risikomanagement abzustellen; täglich wurden Liquiditätsberichte eingefordert. Steinbrück hatte bislang immer behauptet, eine solche Prüfung sei gar nicht möglich gewesen [o]. – Für die Expertengruppe Neue Finanzmarktarchitektur will Merkel als Vorsitzenden Ex-Bundesbankchef Tietmeyer (u.a. Vorstand der Depfa, Aufsichtsrat der HRE, Vorsitzender der neoliberalen INSM). Er nimmt seine Zusage nach Protesten zurück. Am 20.10. folgt Ex-Bundesbank-Chefvolkswirt Ottmar Issing [o], u.a. Berater von Goldman Sachs und Kuratoriumsmitglied der neoliberalen Hayek-Stiftung [o].

16.10. – CH: Der Staat rettet die UBS (weltgrößter Vermögensverwalter, 1.256 Mrd €) und ähnlich Credit Suisse; zeichnete eine Pflichtwandelanleihe (9% Anteil) von 6 Mrd CHF; die SNB übernimmt mit einer Zweckgesellschaft Garantien von 60 Mrd $ [o o]. Dies führt zu einer emotionalen Debatte über Bonuszahlungen [o]. – IS: Island zahlungsunfähig, die Regierung kann eine fällige Anleihe (750 Mio $) der verstaatlichten Glitnir Bank nicht zurückzahlen. Am 30.10. stellt die Finanzaufsicht fest, dass der Einlagensicherungsfonds bis max. 20.887 € eintritt [o]. – UKR: Der IWF gibt unter Auflagen einen Kredit von 16,4 Mrd $ in drei Tranchen [o].

17.10.Finanzmarktstabilisierungsgesetz FMStG („Bankenrettungsschirm“) [o]: Bis Ende 2009 Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin), verwaltet von der Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung FMSA: 400 Mrd € Bürgschaften für Interbankenkredite, 80 Mrd € Eigenkapitalhilfen (Erwerb von Problemkrediten gegen Gesellschaftsanteile), 20 Mrd € Kreditrahmen für Ausfälle [o]. Es können dezentral für einzelne Banken eine Bad Bank (Abwicklungsbank, temporäre Notverstaatlichung) eingerichtet werden [o o o]. Der Gesetzentwurf wurde von der führenden Wirtschaftskanzlei Freshfields geschrieben [o], sie propagierte auch in Deutschland das Cross-Border-Leasing; verantwortlich für den 17.000-seitigen Toll-Collect-Vertrag (Autobahnmaut, ermöglicht bis heute, dem Staat 5 Mrd € Schadenersatz vorzuenthalten), das PPP-Projekt der Londoner U-Bahn (lastet Bankrottkosten einseitig dem Staat an) und das Berliner Gesetz zur Sparkassen-Privatisierung [o]. – Zur Inanspruchnahme: Bis April 2010 Kapitalmaßnahmen 28 Mrd € (Commerzbank 18, HRE 6,3, WestLB 3,0) und Garantien 145 Mrd € (HRE Dt. Pfandbriefbank 95, HSH Nordbank 17, IKB 10, BayernLB 5,0, Commerzbank 5,0) [o], bis Mai/November 2009 waren es 22 Mrd € bzw. 132 Mrd € [o o]. – 2008-09 erhöht sich v.a. durch Kredite die staatliche Brutto-Schuld um 98 Mrd € (das Finanzvermögen erhöhte sich um 91,9 Mrd €) [o o]. – Intransparent: Selbst das geheim tagende, 9-köpfige parlamentarische Kontrollgremium erhielt den Geheimbericht über die Verschuldung der HRE nur geschwärzt. Der Fonds ist aus dem Bundeshaushalt ausgegliedert und überträgt diesem am Ende die Schulden, wie die Treuhandanstalt (270 Mrd DM). [o] – AU: Die insolvente Constantia Privatbank (Mindesteinlage 500.000 €) wird von fünf Banken übernommen, der Staat haftet für 400 Mio € Liquidität [o]. – USA/CH: In der New Yorker Fed treffen sich Beamte und UBS-Manager wegen des vor einem Jahr initiierten Steuerbetrugsfall; die Beamten wollen die Namen von US-Steuersündern [o].

18.10. – Interview von Anna Schwartz im Wall Street Journal [o]. Schwartz (92) schrieb mit Milton Friedman 1963 „A Monetary History of the United States”. Der durch Banken-Runs verursachte Crash von 1929 hätte durch Liquidität der Fed verhindert werden. Heute jedoch misstraue man sich in der Solvenz/Kreditwürdigkeit, wegen „all these exotic securities that the market does not know how to value“. Paulsons ursprünglicher Vorschlag, diese zu kaufen und so aus dem System zu ziehen, war richtig, doch da jetzige Marktpreise zu zahlreichen Insolvenzen führen würden, ging er letzte Woche zu direkten Kapitalhilfen über. „But in doing so, he's shifted from trying to save the banking system to trying to save banks. [...] They should not be recapitalizing firms that should be shut down. [...] Creditors are no more worthy of being rescued than ordinary people, who are really innocent of what's been going on. [...] I don't see that they've achieved what they should have been trying to achieve. So my verdict on this present Fed leadership is that they have not really done their job.

19.10. – Bayerns Finanzminister Erwin Huber gibt „bekannt“, dass die BayernLB als erste Bank Hilfen beanspruchen will [o].

20.10. – Verordnung zur Durchführung des Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetzes (Finanzmarktstabilisierungsfonds-Verordnung – FMStFV) [o].

21.10. – USA: Die Fed stützt Geldmarktfonds mit 540 Mrd $ [o]. – Die BayernLB braucht 6,4 Mrd €, ist u.a. mit 1,7 Mrd € in Island engagiert [o o]. – Das Bundeswirtschaftsministerium fordert eine europäische Rating-Agentur [o]. – Jean Ziegler in der FR online: „Jeden Tag werden derzeit in den USA etwa 10.000 Familien aus ihren Häusern ausgewiesen, weil die Kredite platzen. Da kommt die Polizei, klopft an die Tür und sagt: ihre Wohnung wird in 24 Stunden geräumt. 25 Millionen Familien haben in den USA in diesem Jahr ihre Wohnung verloren.“ Gleichzeitig haben die Staaten ihre UN-Mittel gestrichen, wodurch die Menschen in Darfur hungern usw. [o].

22.10. – USA: Vor dem House Oversight Committee wird die Praxis eines S&P-Mitarbeiters offenbar: “It could be structured by cows and we would rate it.” [o]

23.10. – USA: Die Kreditmärkte erholen sich. Der LIBOR fällt auf 4,96%, der TED spread sinkt, nachdem die Fed 540 Mrd $ für Käufe bei Geldmarktfonds bereitgestellt hat. Die EZB hat 1.000 Mrd $ Kredite vergeben [o o]. – USA: Greenspan vor einem Kongress-Ausschuss [o o o]: „Those of us who have looked to the self-interest of lending institutions to protect shareholder's equity – myself especially – are in a state of shocked disbelief.“ „I found a flaw in the model that I perceived is the critical functioning structure that defines how the world works. That’s precisely the reason I was shocked... I still do not fully understand why it happened and obviously to the extent that I figure where it happened and why, I will change my views. If the facts change, I will change.“ Er habe schon 2005 gewarnt, die Märkte würden Risiken unterbewerten. Der Ausschuss-Vorsitzende Henry Waxman: „For too long, the prevailing attitude in Washington has been that the market always knows best. The Federal Reserve had the authority to stop the irresponsible lending practices that fuelled the sub-prime mortgage market, but its long-time chairman rejected pleas that he intervene. The Securities and Exchange Commission had the authority to insist on tighter standards for credit rating agencies, but it did nothing. The Treasury department could have led the charge for responsible oversight of financial derivatives, but instead, it joined the opposition. The list of regulatory mistakes and misjudgements is long, and the cost to taxpayers and our economy is staggering.“ [o]. – In vielen Artikeln betont Greenspan, eine Leitzinserhöhung hätte die langfristigen Zinsen nicht verändert, weil der Zusammenbruch des Kommunismus und andere Veränderungen der globalen Wirtschaft zu einem Überschuss an Ersparnis geführt hätten [o]. – CH: Die Regierung schlägt für UBS nach 45 Mrd $ Abschreibungen 5 Mrd $ Hilfe und 60 Mrd $ Garantien gegen 9,3% Anteil vor [o o].

24.10. – DE: Eine FDP-Anfrage zeigt, dass 44,5 Mio der Rentenversicherung bei Lehman Brothers liegen [o].

27.10. – Der IWF gibt bekannt, mit 20 Mrd € den Staatsbankrott Ungarns zu verhindern, davon 6,5 Mrd von der EU [o]. – UKR: Auch die Ukraine will einen 13 Mrd $-Kredit, streitet im Parlament aber noch über eine Bankreform [o]. – JAP: Leerverkäufe werden bis Ende März verboten. Die größte Bank Mitsubishi UFJ Financial Group braucht nach Kurssturz des Nikkei-Index 10,6 Mrd $ [o].

28.10. – CH/USA: Die UBS beginnt mit dem Verkauf illiquider Commercial Papers an die Fed, innerhalb von vier Tagen 30,1 Mrd $, sonst wäre sie vermutlich untergegangen [o]. – Die Bank of England schätzt den Verlust „toxischer Schulden“ weltweit auf 2.800 Mrd $ (1.800 Mrd GPB), Abschreibungen bis Ende 2008 jedoch nur 583 Mrd $ und aufgebrachtes Kapital 435 Mrd $ [o o o].

29.10. – USA: Leitzins von 1,5% auf 1,0%. – HU: Ungarn erhält 20 Mrd € von IWF, EU und Weltbank [o]. – AU: Finanzmarktstabilitätsgesetz (FinStaG), Bankenhilfsprogramm von 100 Mrd €, davon 15 Mrd direkte Kapitalzuschüsse (Verzinsung 8%, Rückzahlung nach 5 Jahren).

30.10. – AU: Die Erste Bank stockt ihr Kapital durch Partizipationsscheine im Wert von 2,7 Mrd € auf (staatliche Hilfe) [o].

31.10. – JAP: Die Bank von Japan senkt den Leitzins auf nur noch 0,3% [o] und kündigt ein Steuererleichterungsprogramm von 51 Mrd $ an [o]. Das BIP sinkt preisbereinigt im vierten Quartal um 12,7% zum Vorjahr [o].

 

2008, Nov - Dez

 

01.11. – Merkel ruft die deutschen Banken auf, das Rettungsprogramm zu nutzen [o]. – Der IWF führt eine „short-term liquidity facility” (SLF) für Entwicklungsländer mit Liquiditätsproblemen ein [o].

03.11. – Die HSH Nordbank beantragt Staatsbürgschaften von bis zu 30 Mrd € [o]. Die Commerzbank erhält 8,2 Mrd € als stille Einlage und 15 Mrd € Kreditgarantien [o]. – AU: Die Kommunalkredit Austria wird verstaatlicht [o].

04.11. – USA: Obama gewinnt die Präsidentschaftswahlen.Allco Financial Group [o] ist pleite und begibt sich in „voluntary administration“ (im Mai 2007 hatte man in einem Konsortium noch für Qantas geboten) [o].

05.11. – USA: Paulson sagt Bush, dass das Finanzministerium AIG mit weiteren 40 Mrd $ helfen müsse [o].

06.11. – Die EZB senkt den Leitzins von 3,75 auf 3,25% und bis 07.05.09 weiter auf 1,0% [o], die Bank of England von 4,5 auf 3,0%, niedrigster Wert seit 1955 [o]. – Der IWF erwartet für 2009 die erste weltweite Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg [o].

07.11. – USA: GM gibt 4,2 Mrd $ Quartalsverlust bekannt, Ford zuvor schon 3 Mrd $, beide verhandeln mit der Regierung um 50 Mrd $ Kredite [o].

09.11. – CHN: China kündigt ein 586 Mrd $ Konjunkturpaket an [o].

10.11. – Laut Goldman Sachs werden die Verluste der Finanzkrise bis zu 1.400 Mrd $ betragen, davon seien erst 800 Mrd $ bekannt [o]. – USA: AIG meldet 24,5 Mrd $ Quartalsverlust, die Regierung kündigt anstelle der bisherigen Kredite neue Hilfe von 152,5 Mrd $ an [o o]. – Dresdner Bank meldet Quartalsverlust von fast 1 Mrd € [o].

12.11. – USA: Das Finanzministerium wird die 700 Mrd $ TARP-Mittel zur Rekapitalisierung statt zum Kauf toxischer MBAs nutzen. Reuters [o] zitiert Finanzminister Paulson aus dem Briefing: „I will never apologize for changing an approach or strategy when the facts change.“ [Zum FDIC-Programm zur Hilfe bei drohender Zwangsversteigerung] „We must be careful to distinguish this type of assistance, which essentially involves direct spending, from the type of investments that are intended to promote financial stability, protect the taxpayer, and be recovered under the TARP legislation.” [Sind 700 Mrd $ genug?] “I still am comfortable with $700 billion.” – Die Nachrichtenagentur Bloomberg gibt eine Klage gegen die mangelnde Transparenz der Fed bei der Kreditvergabe bekannt (Freedom of Information Act); zudem habe sich das Rettungspaket von 700 auf 7.700 Mrd $ erhöht [o]. – DE: Offene Immobilienfonds rufen nach dem Gesetzgeber [o].

13.11. – Die Expertengruppe Neue Finanzmarktarchitektur legt erste Vorschläge vor [o]. – CH: Die Nummer drei der UBS, von US-Behörden wegen Beihilfe zur Steuerflucht angeklagt, wird suspendiert [o].

14.11. – DE: GM-Tochter Opel erbittet 1 Mrd € staatliche Bürgschaft [o].

16.11. – Der „Weltfinanzgipfel“ der G20 in Washington verabschiedet 50 Einzelmaßnahmen, darunter mehr Überwachung der Ratingagenturen, eine stärkere Reglementierung von Hedgefonds u.ä., Festlegung von Bewertungsmaßstäben für komplexe Finanzprodukte, erhöhte Eigenkapitalpuffer, Schutz vor unfairem Wettbewerb durch Steueroasen [o].

Nov – N.Y. Times vom 17.1.2009 zitiert: At the Palm Beach Ritz-Carlton last November, John C. Hope III, the chairman of Whitney National Bank in New Orleans, stood before a ballroom full of Wall Street analysts and explained how his bank intended to use its $300 million in federal bailout money. “Make more loans?” Mr. Hope said. “We’re not going to change our business model or our credit policies to accommodate the needs of the public sector as they see it to have us make more loans.” [o].

17.11. – GB: Das Pfund brach gegenüber dem Euro in zehn Tagen um 10% ein, seit Mitte 2007 um 27% [o o].

19.11. – USA: Autobauer erbitten neuen 25 Mrd $-Kredit, nach Umsatzmonatstiefstwert seit 1991 [o].

20.11. – Der benchmark CDS Index liegt bei 284 bp (vor der Lehman-Pleite 152 bp) [o].

21.11. – DE: LBBW braucht 5 Mrd € Hilfe [o].

24.11. – USA: Citigroup erhält 20 Mrd $ (Okt. 2008: 25 Mrd $) Kapitalhilfe und 306 Mrd $ Bürgschaften, Staat erhält Vorzugsaktien über 7 Mrd $ [o o].

25.11. – USA kündigt 800 Mrd $ Konjunkturprogramm an: Die Fed will für 500 Mrd $ problembehaftete Hypothekenkredite, für 100 Mrd $ Hypotheken von Fannie Mae und Freddie Mac kaufen. Weitere 200 Mrd $ Term Asset-Backed Securities Loan Facility (TALF) als Kredit an Inhaber von AAA-Wertpapieren, die mit Forderungen aus Autokrediten, Studenten-, KMU- und Kreditkartendarlehen besichert sind (23.3.2009 auf 1.000 Mrd $ ausgedehnt) [o o]. – Fed-Kreditlinie an Maiden Lane III LLC für CDOs von AIG FP; fair market value am 6.10.2010 23,0 Mrd $ [o]. – Die New York Times spricht mittlerweile von 7.800 Mrd $ (aktuell 1.363): Kredite 1.700 (617) | Investment 3.000 (649) | Garantien 3.100 (97), ohne die 5.000 Mrd $ Garantien von Fannie/Freddie [o o] [s.a. 04.02.09]. – Die Fed weitet ihre Bilanz von Oct bis Dez von 942 auf 2.200 Mrd $ aus [o].

27.11. – DE: BayernLB braucht 10 Mrd € Hilfe [o]. Kurz darauf berichten Medien von 1 Mrd € Abschreibungsbedarf, die Bank dementiert [o o]. – CH: Die UBS-Aktionäre stimmen der 6 Mrd CHF Kapitalspritze zu. 60 Mrd $ toxische Papiere können in eine von der SNB kontrollierte Gesellschaft ausgelagert werden. SP-Präsident Christian Levrat und andere Aktionäre fordern Klagen gegen frühere Manager [o].

28.11. – DE: Commerzbank übernimmt die Dresdner Bank von der Allianz AG für nur 5,1 Mrd € € [o o]. – USA: CNNMoney [o] gliedert die 7.000 Mrd $ auf: Term-auction facility 1.600 | Dollar swap lines 620 | Maden Lane I 29 | im Mittel täglich 92 an kommerzielle und 70 an Investmentbanken | Kapitalspritzen gegen Beteiligungen 250 | Citigroup 45 und 300 Garantien || Stimulus checks 100 | Arbeitslosenhilfe 8 (von 26 auf 39 Wochen) | Bankübernahmen 15,5 (22 Pleitefälle) | Rehab foreclosed homes 4 | Student loan guarantees 9 | Money-market guarantees: 50 > 60 > 600 | Housing rescue: 300 (Garantien für 30-jährige Festzinskredite) | Deposit insurance: 250.000 $ je Konto | Consumer loan and mortgage-backed securities: 800 | Fannie/Freddie bailout 200, debts 100 | AIG bailout 152,5 || Steuer-break für Firmen 68 | GM/Ford-Kredit 25 | Commercial Paper Facility: 271 so far (1.400 allocated).

30.11. – IS: 4.500 Isländer demonstrieren gegen die Regierung; die Inflationsrate erreicht 17% [o].

Dez – USA: Mittelstandsfinanzierer CIT erhält 2,3 Mrd $ Staatshilfen [o]. – Verlust von 681.000 Arbeitsplätzen (zuletzt 1949), seit einem Jahr 4,4 Mio, Quote nun 8,1% [o]. Drei Monate in Folge über 600.000 (noch nie seit Statistikbeginn 1939); seit Dezember 2007 bis November 2009 15,7 Mio Arbeitslose; Arbeitslosigkeit faktisch 17,5% [o].

02.12. – JAP: Zentralbank akzeptiert risikobehaftete Unternehmensanleihen als Sicherheit und kauft von Januar bis März commercial paper im Wert von 25 Mrd. € auf [o].

04.12. – DE: „Konjunkturpaket I“ (rd. 50 Mrd €) vom Bundestag beschlossen [o]. – Die EZB senkt den Leitzins weiter massiv um 0,75% auf 2,5% [o].

05.12. – Der Ölpreis ist in fünf Monaten von 137 auf bereits 41 $/bbl gefallen [o]. – USA: Chef Robert Pickel, CEO der International Swaps and Derivatives Association verteidigt vor dem Assembly Standing Committee on Insurance OTC-Derivate einschließlich CDSs [o].

08.12. – DE: HSH Nordbank will als erste deutsche Bank eine „Bad Bank“ (Auffanggesellschaft) gründen [o]. – CH: Die US-Justiz droht mit Anklage des UBS-Managments, wenn keine Kundendaten geliefert werden. Am 12.12. empfiehlt SNB-Präsident Jean-Pierre Roth dem Bundesrat, zu helfen. Am 27.12. entwirft das New Yorker USB-Anwaltsbüro ein entsprechendes Memorandum [o]. – USA: Merrill Lynch-CEO Thain fragt nach 10 Mio $ Bonus [o], was aber ans Wall Street Journal gelangt und abgelehnt wird; im Oktober fragte er nach 30 Mio $ [o o].

09.12. – USA: 30 Mrd 4-Wochen-Anleihen (Treasury bills) für 0,0 Prozent Zinsen verkauft, 3-Monats-Anleihen für Negativzins von -0,01% [o].

11.12. – Steinbrück kritisiert die Staatsverschuldung: „Unsere britischen Freunde senken nun ihre Mehrwertsteuer. Wir haben keine Ahnung, wie viel (die) Geschäfte davon an ihre Kunden weitergeben. Kauft man wirklich einen DVD-Spieler, weil er nun 39,10 statt 39,90 Pfund kostet?“ Das höbe die Staatsverschuldung auf ein Niveau, für deren Abbau „eine ganze Generation“ arbeiten müsse [o]. – USA: Das FBI verhaftet Nasdaq-Chairman Bernard Madoff, der mit seiner Firma im Schneeballsystem einen Schaden von mind. 65 Mrd $ mit 4.800 Klientenkonten anrichtete [o o]. Der Tip kam von seinen Söhnen, denen er am Vortag sagte, das money management der Firma wäre “basically, a giant Ponzi scheme.” [o]. – Präsident Bushs “car industry bailout bill” wird abgewiesen [o].

12.12. – USA: Fed-Kreditlinie an Maiden Lane II LLC zum Kauf von AIG-RMBS. Fair market value am 6.10.2010 15,8 Mrd $ [o]. – BE: Berufungsurteil im Fortis-Streit: Sämtliche Transaktionen sind bis zu einer ordentlichen Aktionärs-Abstimmung auszusetzen. Die Regierung versuchte offenbar, dieses Urteil zu verhindern [o].

15.12. – Beim Konjunkturgipfel in Berlin fordert Ackermann eine „Bad Bank“ für Deutschland [o].

16.12. – USA: Die Fed senkt den Leitzins auf 0 bis 0,25% [o]. Durch Aufkauf von Wertpapieren steigt die Bilanzsumme auf 2.200 Mrd $ (Sept.: 900 Mrd) [o]. – Goldman Sachs macht 2,12 Mrd $ Quartalsverlust [o], dies bleibt aber der einzige [o].

17.12. – USA: FDIC Chairman Sheila Bair: “I think we can agree that a complex interplay of risky behaviors by lenders, borrowers, and investors led to the current financial storm. To be sure, there's plenty of blame to go around. However, I want to give you my verdict on CRA [Kredite für Geringverdiener]: NOT guilty. Point of fact: Only about one-in-four higher-priced first mortgage loans were made by CRA-covered banks during the hey-day years of subprime mortgage lending (2004-2006). The rest were made by private independent mortgage companies and large bank affiliates not covered by CRA rules.” [o].

19.12. – USA: Bush gibt einen 13,4 Mrd $ TARP-Notkredit an GM und Chrysler, weitere 4 Mrd $ im Februar [o]. – BE: Die belgische Regierung tritt nach den Vorwürfen der Einflussnahme auf das Fortis-Gerichtsverfahren zurück [o]. – Allianz-Chef Michael Diekmann: „Wer noch zu stark auf kurzfristige Ambitionen und partikulare Interessen setzt und zu wenig auf Solidität und Solidarität, verpasst die Zukunft. Dieses Geschäftsmodell hat abgedankt, fragwürdige Vergütungspraktiken und exorbitante Abfindungen noch im Falle des Versagens inklusive. Mehr Demut ist nötig, und zwar überall.“ [o].

20.12. – USA: In Welt online schildert Lehmans letzter Kommunikationschef und Ex-Financial-Times-Chefredakteur Andrew Gowers den Untergang der Bank [o].

22.12. – Die HRE will die Hälfte ihrer Stellen streichen [o]. – JAP: Toyota kündigt den allerersten Jahresverlust an [o].

23.12. – USA: Die SEC erlaubt der britischen LCH.Clearnet [o] als zentrale Clearingstelle für CDS-Transaktionen zu agieren [o].

24.12. – Bischof Huber kritisiert Ackermann und erwartet, „dass niemals wieder ein Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank ein Renditeziel von 25 Prozent vorgibt“ [o]. Der Boom habe sich im Nachhinein betrachtet „ganz deutlich als Tanz um das Goldene Kalb“ erwiesen [o]. Später entschuldigt er sich bei Ackermann [o].

30.12. – USA: Eine SEC-Studie empfiehlt, die FAS 157 mark-to-market Regel nicht zu beenden, sondern zu verbessern [o].

Ende – OECD: 2008 verloren private Pensionsfonds 5.000 Mrd $, 20% ihres Vermögens [o]. – USA: Die Zwangsversteigerungen stiegen 2008 um 81% und betreffen über 2,3 Mio Haushalte [o]. – Die ersten fünf EU-Mitgliedsstaaten verstoßen gegen den Stabilitäts- und Wachstumspakt (u.a. 3% Neuverschuldung pro Jahr). – JAP: Der Export sinkt zum Vorjahresmonat um 42%, die Industrieproduktion um 32%. Das BIP von Taiwan, Hongkong, Singapur, Südkorea sinkt im vierten Quartal um 15% (ab Sommer 2009 erholen sich Singapur, Taiwan, Malaysia, Thailand, Indonesien und Philippinen; Konjunkturprogramme wirken stark und die gesünderen Banken können niedrige Zinsen weiterreichen) [o]. – CHN: Chinas Auslandsreserven betragen 1.946 Mrd $ [o].

 

2009

 

Jan – USA: Es gibt fast 1.000 Mrd $ Konsumentenkredite, Durchschnitt 11.212 $ [o], Ausfallrate stark steigend, bei Kreditkarten (jeweils Q1): 2007 3,95%, 2008 4,73%, 2009 7,69%, Q2 9,72%, 2010 10,24% (Max Q2 10,90) [o].

01.01. – USA: Merrill-Lynch-CEO Thain gibt am allerletzten Tag 3,6 Mrd $ Boni (696x über 1 Mio $) frei [o], über ein Drittel der TARP-Hilfe [o]. – In Deutschland tritt die Abgeltungssteuer in Kraft: max. 25% auf Spekulationsgewinne [o].

02.01. – USA: Die Bank of America schließt die Übernahme von Merrill Lynch ab, nun mit 2.700 Mrd $ Kapital weltgrößter Vermögensverwalter. Wells Fargo übernimmt für ca. 15 Mrd $ die verlustreiche Wachovia [o]. – Der Ölpreis erreicht seinen Tiefstwert von 34.57 $/bbl [o].

03.01. – USA: Der TED spread liegt bei 330 bp (gegenüber 20 bp Anfang 2007) [o].

05.01. – Pharma-Milliardär Merckle begeht Selbstmord, sein Konzern steht vor der Zerschlagung [o o]. – Die ZDF-Sendung „wiso“ berichtet von einem Test: Anlegen von 50.000 € bei mehreren Banken. Trotz der klaren Absichtserklärung für eine sichere Anlage wurden immer sehr riskante Papiere empfohlen [o o].

06.01. – Die Deutsche Börse berichtet nach Einführung der Abgeltungssteuer von einem abrupten Einbruch im Umsatz bei Investmentfonds [o].

07.01. – WTO-Chef Pascal Lamy (F): Der Kapitalismus habe sich „als sehr, sehr ungerechtes System erwiesen“. „Man muss realistisch sein. Alle Versuche, den Kapitalismus grundlegend zu verändern, sind gescheitert“. Auch wenn es bisher keine glaubwürdige Alternative gebe, heiße das nicht, dass nicht weiter nach einer gesucht werden müsse [o].

08.01. – Die Commerzbank braucht weitere 10 Mrd €: nochmals 8,2 Mrd € stille Einlage (dafür auf EU-Geheiß Zinsen, SoFFin erhält jährlich 1,5 Mrd €), 1,8 Mrd € staatliche Beteiligung an 25% der Aktien. Die Bank ist derzeit nur noch 3,8 Mrd € wert, die Aktie fällt auf unter 5€ [o o]. – Spiegel online: Finanzbranche fordert rettende „Bad Bank“ [o]. – CHN: China signalisiert, es sei nicht mehr gewillt, das US-Defizit zu finanzieren. Die US-Regierung hat 10.700 Mrd $ Schulden, allein 2009 neu mind. 1.200 Mrd $, noch ohne das Konjunkturprogramm [o]. – GB: Bank of England senkt den Leitzins auf den historischen Tiefstwert 1,5% [o]. – USA: Obama: „We arrived at this point due to an era of profound irresponsibility that stretched from corporate boardrooms to the halls of power in Washington, DC. For years, too many Wall Street executives made imprudent and dangerous decisions, seeking profits with too little regard for risk, too little regulatory scrutiny, and too little accountability. Banks made loans without concern for whether borrowers could repay them, and some borrowers took advantage of cheap credit to take on debt they couldn't afford. Politicians spent taxpayer money without wisdom or discipline, and too often focused on scoring political points instead of the problems they were sent here to solve. The result has been a devastating loss of trust and confidence in our economy, our financial markets, and our government.“ [o].

09.01. – USA: Robert Rubin tritt als Direktor bzw. Berater der Citigroup zurück [o].

10.01. – Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG: „Es kostet mich einige Überwindung, diesen Satz zu schreiben, aber: Die Linkspartei hat recht. Die Teilverstaatlichung der Commerzbank sei – so sagt der Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Maurer – eine ‚planlose Verschleuderung von Staatsvermögen’. Das stimmt. Und es ist auch richtig, wenn er sagt, der Staat blättere das Vierfache des Commerzbank-Marktwertes hin, ohne wirklichen Einfluss auf die Kreditpolitik zu erhalten. Und Maurer hat leider auch recht, wenn er sagt: ‚Die Steuerzahler werden enteignet, um die Zockerschulden der Commerzbank und ihrer bisherigen Eigentümer zu begleichen.’“ [o].

11.01. – USA: CBS, 60 Minutes „Did Speculation Fuel Oil Price Swings?”: Dan Gilligan, Chef der Petroleum Marketers Association: “Approximately 60 to 70 percent of the oil contracts in the futures markets are now held by speculative entities.” [o]. Der Ölpreis stieg Mitte 2007 bis Mitte 2008 von 60$ auf 147$ [o]. 2003-08 stiegen Rohstoff-Spekulationen von 13 Mrd $ auf 317 Mrd $ (+2.300%). 2008 wurde ein Barrel Öl vor dem Konsum 27x gehandelt [o]. Am 28.1. fordert auch OPEC-Generalsekretär Abdalla el-Badri Regeln zur Begrenzung der Spekulation [o].

13.01. – USA: Citigroup und Morgan Stanley verschmelzen ihr Handelsgeschäft zum weltweit größten Wertpapierbroker, gemeinsam Verwaltung von 1.700 Mrd $ Kundengeldern [o].

14.01. – Der Bund prüft Einstieg bei HRE [o]. – Deutsche Bank mit 4,8 Mrd € Quartals-, ca. 3,9 Mrd € Jahresverlust, Ackermann gesteht Fehler ein [o]. Postbank-Verkauf: Die Deutsche Bank erhält zunächst 22,9% gegen 8% Anteil der Deutschen Post an der Deutschen Bank (Einstieg für ein Jahr) und 27,4% über Pflichtumtauschanleihe [o o]. – LV: Lettland-Krise. In Riga schwere Ausschreitungen, nachdem 12.000 Demonstranten Neuwahlen forderten. Strom- und Gaspreise steigen so rasant wie die Arbeitslosigkeit. Der IWF hatte angesichts drohenden Staatsbankrotts einen Notkredit von 7,5 Mrd € vergeben, das Parlament kürzte u.a. die Löhne im öffentlichen Dienst um 15%, die Mehrwertsteuer um 3% erhöht [o]. – CHN: In Q4 sank der Export um 13%, der Import um 21%, Rekordüberschuss von 457 Mrd $ annualisiert, 50% höher als im Vorjahr [o].

15.01. – Die EZB senkt den Leitzins weiter auf 2,0% [o]. – IRL: Irland verstaatlicht die Anglo Irish Bank (drittgrößte, 80 Mrd € Einlagen), Aktionärsabfindung noch unklar [o o].

16.01. – USA: Bank of America braucht weitere 20 Mrd $ Staats-Kredit (Oktober 25 Mrd $) und bis zu 118 Mrd $ Garantien, da die übernommene Merrill Lynch 15,3 Mrd $ Q4-Verlust meldet, die BofA selbst 2,39 Mrd $ [o]. Die 45 Mrd $ werden im Dezember zurückzahlt [o]. – Citigroup meldet 18,7 Mrd $ Verlust für 2008 (Quartal: 8,3 Mrd €) [o]. – Der Senat hat auch die zweite Hälfte des 700 Mrd $ Rettungspakets freigegeben [o].

17.01. – DE: Die Krise spitzt sich zu. Nach einer BaFin-Umfrage haben 20 deutsche Großbanken noch immer „toxische Wertpapiere“ von 300 Mrd €, wovon erst 75 Mrd € abgeschrieben sind. Steinbrück hält eine „Bad Bank“ für unverantwortlich [o o].

19.01. – GB: Zweites Bankenrettungsprogramm für 50 Mrd GPB: BoE kauft Staatspapiere und besicherte Wertpapiere wie Unternehmensanleihen (d.h. direkte Kreditvergabe an Unternehmen), Staatsgarantien für Emission neuer Wertpapiere, Beteiligung an RBS (70%, erwartet 31 Mrd $ Verlust o) und Lloyds TSB (47%). Versicherung (5j. Programm): Verluste bis 6% von der Bank getragen, weitere zu 90% vom Staat, die Bank zahlt Gebühren [o o]. – Die EU-Kommission erwartet für 2009 ein Wirtschaftswachstum von -1,8% [o].

20.01. – US-Präsident Obama wird vereidigt. Der Dow Jones stürzt nach seiner Rede um 4% ab [o]. – Die HRE erhält weitere 12 Mrd € Garantien (damit 42 Mrd und 50 Mrd Liquiditätshilfen) [o]. – FR: Frankreich stellt weitere 13,6 Mrd $ bereit [o]. – ES: In Spanien steigt die Arbeitslosenzahl auf 3 Millionen (13,4 %).

21.01. – Der SoFFin-Vorsitzende Günther Merl tritt zurück; schon Mitte Dezember ging der ehem. rheinische Sparkassenpräsident Karlheinz Bentele ohne Nachfolger. Übrig ist nun zunächst BW-Ex-Finanzminister Gerhard Stratthaus [o o].

22.01.Die Ratings von Griechenland, Spanien und Irland wird herabgestuft, sie müssen künftig höhere SWAPs (Rückversicherungen für Staatsschulden/-anleihen) bezahlen. – USA: Zwangsversteigerungen von Immobilien stiegen 2008 um 80%, bis Juli 2009 1,8 Mio [o]. – USA: Merrill-Lynch-CEO John Thain wird entlassen, nachdem bekannt wird, dass er sein Büro mit 1,2 Mio $ einrichtete [o o o].

23.01. – IS: Islands Regierung verkündet nach wochenlangen Protesten vorgezogene Neuwahlen [o].

26.01. – USA/CH: Die Fed kauft UBS Commercial Papers von 37 Mrd $ ab, später bezahlte UBS alle Hilfeleistungen zurück [o].

27.01. – USA: Die staatlich kontrollierte Fannie Mae braucht Soforthilfe von 11-16 Mrd $ [o].

28.01. – Der IWF senkt die Voraussage für das Weltwirtschaftswachstum 2009 auf 0,5% (IL -2,0, EL 3,3), im November waren es noch 2,2% (IL -0,3, EL 5,1) [o]. Der Totalverlust im Finanzsektor wird nun statt 1.400 Mrd $ auf 2.200 Mrd $ geschätzt [o]. – Der New York State comptroller schätzt die Verluste an der NYSE auf über 35 Mrd $ (3x soviel wie 2007); die Boni der Versicherungsindustrie auf 18,4 Mrd $ (-44% von 32,9 Mrd $ 2007) auf dem Niveau von 2004 [o S.19].

30.01. – HU: Der Forint erreicht ein neues Allzeittief [o].

31.01. – CHN: Premier Wen in London: “Whether we will buy more U.S. Treasury bonds, and if so by how much -- we should take that decision in accordance with China's own need and also our aim to keep the security of our foreign reserves and the value of them.” [o].

 

2009, Feb

 

03.02. – Weltbank-Chefökonom Justin Lin schätzt die Verluste auf den Kapitalmärkten auf 30.000-35.000 Mrd $, auf den Immobilienmärkten ähnlich: “To sum them up, total losses are about $60 trillion, which is about the size of the global GDP.” [o].

04.02. – USA: Die New York Times listet neben TARP weitere Programme von 12.200 Mrd $ (Ausgaben: 2.500 Mrd $): Kredite 1.400 (528) | Investment 9.000 (1.600) | Garantien 1.700 (330) [o]. – Obama: „What gets people upset are executives being rewarded for failure, especially when those rewards are subsidised by US taxpayers. For top executives to award themselves these kinds of compensation packages in the midst of this economic crisis is not only in bad taste – it's a bad strategy and I will not tolerate it as president.” [o].

05.02. – GB: Bank of England senkt den Leitzins auf neuen Tiefstwert 1,0% [o].

08.02. – IS: Islands Notenbankchef verweigert den Rücktritt [o].

10.02. – CH: UBS schüttet trotz 19,7 Mrd CHF (13,1 Mrd €) Jahresverlust 2,2 Mrd CHF Boni aus [o o]. Insgesamt musste UBS 50 Mrd € abschreiben und von Staat und Investoren 24 Mrd € Kapital besorgen [o].

11.02. – USA: Finanzminister Geithner kündigt „Financial Stability Plan“ von bis zu 2000 Mrd $ an (Bad-Bank-Fonds anfangs 500 Mrd, Ausweitung eines Fed-Kreditfluss-Förderprogramm von derzeit 200 Mrd $ auf später bis zu 1.000) [o o o]. – Testimony of BofA’s Lewis on TARP funds [o]. – Gesetzentwurf zur Änderung des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes und anderer Gesetze [o].

13.02. – USA: Obamas Konjunkturpaket von 789 Mrd $ vom Kongress verabschiedet (Investitionen 507, Steuererleichterungen 282): American Recovery and Reinvestment Act (ARRA) [o o]. – DE: „Konjunkturpaket II“ (14 Mrd €) vom Bundestag beschlossen [o o].

Fj. – Der Finanzsektor meldet wieder positive Kennzahlen.

14.02. – Merkel: Verstaatlichung der HRE die „ultima ratio“. Ein Konkurs sei keine Alternative: „Wir haben uns international verpflichtet: Das machen wir nicht.“ [o o].

16.02. – ES: Die Großbank Santander beantragt Schließung ihres Immobilienfonds für bis zu zwei Jahre, nachdem Kunden die Auszahlung von 80% (2,6 Mrd €) des Vermögens forderten [o].

17.02. – USA: Greenspan zur “Financial Times”: “It may be necessary to temporarily nationalise some banks in order to facilitate a swift and orderly restructuring. I understand that once in a hundred years this is what you do.” – Obama: “We need to end a culture where we ignore problems until they become full-blown crises.” [o]

18.02. – USA: Ein Hilfspaket von 75 Mrd $ für Hausbesitzer soll die Darlehensraten senken und bis zu 9 Millionen Familien vor Zwangsversteigerung retten (da das Programm schwer in Gang kommt, erhöht die Regierung im November den Druck auf die Banken o). Die Garantien für Fannie Mae und Freddie Mac werden auf je 200 Mrd $ verdoppelt [o o]. – DE: Das Kabinett beschließt das „Rettungsübernahmegesetz“, zugeschnitten auf HRE, da Frist bis 30.06.09 [o]. Verfassungsbruch, da eigentlich ordentliches Insolvenzverfahren notwendig, dabei würden die Verbindlichkeiten auf Begründetheit geprüft, die Gläubiger würden bekannt, v.a. die Deutsche Bank, die den neuen HRE-Vorstand besetzt hat [o]. – CH: Der Rückversicherer Swiss Re wird auf A+ zurückgestuft und braucht eine weitere Kapitalerhöhung von 1,5 Mrd $, schon vor zwei Wochen hatte er sich von US-Investor Warren Buffett 3 Mrd CHF Kapital geholt [o o]. – Die Schweiz händigt rund 250 UBS-Kundendaten an die USA aus, die dafür gegen UBS keine Anklage (nur ein hohes Bußgeld) erheben [o].

19.02. – Die HRE braucht weitere 20 Mrd € Garantien (bisher 87 Mrd € und 25 Mrd € Kapitalaufstockung) [o]. – IS: Erneute Proteste für den Rücktritt der Regierung [o].

22.02. – Vorbereitungstreffen für den „Weltfinanzgipfel“ in Berlin, Merkel dringt auf lückenlose Kontrolle der Finanzmärkte und Austrocknen der Steueroasen [o o].

24.02. – Der Entschädigungsfonds für Wertpapiereinlagen (EdW) kann die rund 200 Mio € für 30.000 Opfer des Phoenix-Skandals nicht zahlen, die meisten der rd. 730 Mitgliedsunternehmen weigerten sich [o o]. – Die HSH Nordbank wird mit einer Kapitalspritze von 3 Mrd € und Kreditgarantie von 10 Mrd € vorerst gerettet [o].

25.02. – Empfehlungen der Larosière-Kommission „Finanzaufsicht in der EU“ [o o], deren Zusammensetzung NGOs scharf kritisieren [o], zur europäischen Finanzaufsicht und Zusammenarbeit: Gründung eines Europäischen Rat für Systemrisiken ESRC; Umwandlung der Level-III-Ausschüsse CEBS, CEFS und CEIOPS in echte Aufsichtsbehörden; Lizensierung von Rating-Agenturen durch CESR; Finanzierung von Ratings durch Käufer; Vereinfachung und Standardisierung von Derivaten, Clearingstelle; antizyklische Eigenkapitalerhöhung in Booms und Senkung in Krisen (spanisches Modell entgegen Basel II); strenge Kontrolle der Schattenbanken (Hedgefonds u.a.) [o]. GB leistet massiven Widerstand gegen Stärkung der EZB, der Ausschüsse und der geplanten qualifizierten Mehrheitsbeschlüsse, auch Deutschland wendet sich im November gegen eine zentrale Aufsicht [o]. – USA: Harvard-Ökonom Richard Freeman: „We've seen that a weak-union, high inequality, deregulation economy doesn't produce growth, it produces disaster, and we need to do something different. Trusting the Wall Street guys didn't work.“ [o]. – Insgesamt 39 Ökonomen unterstützen in einem Aufruf [o] den Employee Free Choice Act (EFCA) [o]. Dieser würde die Gründung von Gewerkschaften vereinfachen. Der Organisationsgrad war in den 70er Jahren 30% und fiel nach Reagans Gegenmaßnahmen auf heute 8% [o].

26.02. – USA: Fannie Mae meldet Q4-Verlust von 25 Mrd $, Jahresverlust 58,7 Mrd $ [o]. – GB: Die Royal Bank of Scotland meldet mit 24 Mrd GBP Jahresverlust den größten Verlust eines Unternehmens in der brit. Geschichte. Der Staat soll Garantien von 325 Mrd GBP (304? o) übernehmen, wodurch der staatliche Anteil von knapp 70% auf 95% steigen könnte [o o], 36 von 54 Standorten im Ausland werden geschlossen [o]. – Ex-HRE-Chef Georg Funke (Oktober 2008 zurückgetreten) klagt auf Nachzahlung von 150.172 €, Ex-Vorstand Markus Fell klagt gegen seine Entlassung [o].

27.02. – USA: Umwandlung von 25 Mrd $ Staatshilfen für Citigroup in Aktienanteile erhöht den staatlichen Anteil auf bis zu 36%. Der Marktwert beträgt weniger als 9 Mrd $ (Verwaltung von 1.600 Mrd $ in 130 Ländern) [o]. – HU: Vor dem EU-Gipfel fordert Ungarns Premier Gyurcsany ein Hilfspaket von 180 Mrd € für osteuropäische Staaten [o]. Merkel erteilt dem eine Absage. Weltbank, EBRD und EIB kündigten für 2009/10 schon 24,5 Mrd € an [o].

 

2009, Mär

 

01.03. – Osteuropa-Krise am Aktienmarkt; westeuropäische Banken haben 1.700 Mrd € Kredite verliehen [o o].

02.03. – USA: AIG meldet Rekord-Quartalsverlust von 61,7 Mrd $ (28 Mio $ pro Stunde), Rekord-Jahresverlust 99,3 Mrd $ (bis dahin Time Warner 2002 mit 98,7 Mrd $, v.a. wegen Abschreibungen auf AOL: o); erhält nochmals Staatshilfe, insgesamt nun 162,5 Mrd $, Staatsanteil 92,1% [o o o]. 38 Mrd $ Kredit werden ganz oder größtenteils erlassen [o]. – GB: HSBC plant größte brit./europ. Kapitalerhöhung: 14 Mrd € wegen 20 Mrd € fauler Kredite [o]; 2008 15,5 Mrd $ Verlust, März 2009 10 Mrd $ Abschreibungen. – Dow Jones -4,2%, Dax -3,8% [o]. – AU: Österreich hat 24% mehr Arbeitslose als im Vorjahresmonat (von 6,8 auf 8,3%) [o].

04.03. – USA: Fed-Chef Bernanke vor dem Senat: “I think if there's a single episode in this entire 18 months that has made me more angry, I can't think of one, than AIG.” “AIG exploited a huge gap in the regulatory system. There was no oversight of the Financial Products division. This was a hedge fund, basically, that was attached to a large and stable insurance company, made huge numbers of irresponsible bets -- took huge losses. There was no regulatory oversight because there was a gap in the system.” Ein Kollaps von AIG “would be devastating to the stability of the world financial system.” [o]. – Ex-HRE-Chef Georg Funke klagt nun auf 3,5 Mio € Gehalt bis September 2013 und Ruhegeld von jährlich 560.000 € [o o]. Finanzminister Steinbrück findet es laut „Stern“ „dreist, erst ein Kreditinstitut in den Acker zu reiten und dann Abfindung zu verlangen“ [o].

05.03. – GB: Bank of England senkt den Leitzins auf neuen Tiefstwert 0,5% [o], die EZB von 2,0 auf 1,5% [o]. Die BoE kreiert als „quantitative easing“ 75 Mrd GPB zum Kauf von Staatsanleihen und -schulden [o].

06.03. – GB: Der Staat übernimmt 75% an Lloyds und versichert faule Wertpapiere von 250 Mrd GPB [o]. – USA: AIG verweigert seit Monaten die Namen seiner Vertragspartner für Swap-Geschäfte, die US-Rettungsgelder erhielten, laut Fed-Vize Kohn (die Fed hält inzwischen 80% an AIG) hätte das „weltweite Erschütterungen“ zur Folge [o]. Die New Yorker Fed übte seit November Druck aus, die Namen nicht bekanntzugeben [o].

10.03. – HU: In Ungarn sinkt die Kaufkraft des Forint dramatisch; Österreich hat 230 Mrd € Kredite in Osteuropa vergeben und ist besonders betroffen [o]. Spanien, Griechenland, Italien und Portugal stecken ebenfalls in der Krise. – DE: „Zeit für HRE-Rettung läuft ab“. Am 24.4. prüft der Aufsichtsrat die Bilanz, bis dahin sind 10 Mrd € neues Kapital nötig. Steinbrück will die Aktionäre mit einem noch im März zu verabschiedenden Gesetz enteignen, Großaktionär Flowers droht mit Klage [o]. – USA: Der Employee Free Choice Act wird im Kongress behandelt. Newt Gingrich sieht darin eine „tödliche Bedrohung für die Freiheit Amerikas“, Randel Johnson von der US-Handelskammer prophezeit, der Kampf gegen das Gesetz werde „ein Feuersturm, der an das Armageddon grenzt“ [o]. Das Gesetz kommt u.a. wegen der Auseinandersetzung um die Gesundheitsreform nicht voran [o o].

11.03. – USA: Greenspan-Artikel im WSJ: „The Fed Didn't Cause the Housing Bubble“ [o]: “Given the decoupling of monetary policy from long-term mortgage rates, accelerating the path of monetary tightening that the Fed pursued in 2004-2005 could not have "prevented" the housing bubble. [...] It is now very clear that the levels of complexity to which market practitioners at the height of their euphoria tried to push risk-management techniques and products were too much for even the most sophisticated market players to handle properly and prudently.” [*]

12.03. – Weltbank-Präsident Zoellick schätzt für 2009 einen Rückgang der Weltwirtschaft um 1-2%: „We haven't seen numbers like that since World War Two, which really means the Thirties. So these are serious and dangerous times.“ [o]. – Die Steueroasen Andorra und Liechtenstein werden das Bankgeheimnis teilweise aufheben [o]. – USA: Rating-Agentur Moody’s listet 283 insolvenzgefährdete Unternehmen, darunter GM, Ford, Chrysler, Kodak [o]; die Unternehmen müssen 2009 ca. 800 Mrd $ an Schulden refinanzieren [o].

13.03. – USA: AIG zahlt aus Rettungsgeldern 165 Mio $ Boni an Mitarbeiter von AIG FP [o]. Die Namen werden dem Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo verweigert [o o]. Man habe sich Anfang 2008 zu den Boni verpflichtet und müsse sonst mit Klagen rechnen, 7 Manager verzichten [o]. – CHN: Chinas Ministerpräsident Wen äußert sich besorgt über die Sicherheit der US-Finanzanlagen (China hält Papiere von 696 Mrd $ und die weltgrößten Devisenreserven von 1.946 Mrd $, ca. 2/3 in USD) [o]. – DE: Die Bundesregierung will mit HRE-Großaktionär Flowers über einen Aktienkauf verhandeln und notfalls enteignen. Der Börsenkurs lag zuletzt bei 72 Cent, Flowers hatte 22,50 € pro Stück bezahlt [o].

15.03. – USA: AIG veröffentlicht auf Druck die Liste seiner Vertragspartner: Goldman 12,9 Mrd $ | Societe Generale 11,9 | Deutsche Bank 11,8 | Barclays 8,5 | Merrill Lynch 6,8 | BofA 5,2 | UBS 5,0 | BNP 4,9 | HSBC 3,5 | Dresdner 2,6 usw. [o], eine spätere Liste des TARP-Programms unterscheidet sich sehr (62 Mrd $ o). Ein AIG-Papier splittet bis Ende 2008 auf: 22,4 Mrd $ „Collateral Postings Under AIGFP CDS“, 27,1 Mrd $ “Maiden Lane III Payments to Counterparties”, 43,7 Mrd $ “Payments to Counterparties by U.S. Securities Lending” [o]. Blomberg listet auch die Länderverteilung von 101,3 Mrd $ Zahlungen: USA 43,5 | FR 19,1 | DE 16,7 | GB 12,7 | CH 5,4 | NL 2,3 [o]. – AIG zahlt aus Rettungsgeldern 165 Mio $ Boni, man habe sich Anfang 2008 dazu verpflichtet und müsse sonst mit Klagen rechnen, 7 Manager verzichten [o]. Neun Großbanken zahlen für 2008 trotz 81 Mrd $ Verlusten 33 Mrd $ Boni aus: 18 Mrd $ für Manager und je >1 Mio $ für ca. 5.000 Angestellte; weltweite Kritik im Juli [o]. – DE: Insgesamt gab SoFFin bisher direkt 20 Mrd € für Rekapitalisierungsmaßnahmen aus, dazu kommen 180 Mrd € an Garantien, von denen 45 Mrd € schon wieder zurückflossen. SoFFin-Chef Rehm ist für Verstaatlichung der HRE [o].

17.03. – Ex-EU-Kommissionspräsident Delors: Auseinanderbrechen der EU kann nicht mehr ausgeschlossen werden [o].

18.03. – USA: Die Fed wird für weitere 750 Mrd $ Mortgage Backed Securities und bis zu 300 Mrd $ Staatsanleihen kaufen [o o o]. Schon seit Januar kauft sie bis zu 500 Mrd $ Schuldtitel der drei Haupt-Immobilienfinanzierer und weitere hypothekenunterlegte Papiere. Seit Herbst kauft sie commercial papers und stützt damit bis Ende Oktober 2009 kurzfristige Refinanzierungen. Außerdem nun direkte Kreditvergabe an Haushalte und kleine Firmen [o]. – AIG-CEO Edward Liddy sagt vor dem Kongressausschuss aus [o]. – OTS-Direktor Scott Polakoff sagt aus, man hätte AIG stoppen können. Der Befrager: „So, again, in retrospect, it wasn't the lack of authority. It wasn't the lack of resources. It wasn't the lack of expertise. You just flat made a mistake. Is that a correct assessment?“ Polakoff: “In 2004, we failed to assess how bad the mortgage economy, the real estate economy would become in 2008. Yes, Sir.“ [o]. [s.a. GAO-Report März 2007].

19.03. – IWF schätzt für 2009 Weltwirtschaftseinbruch um 1% (EL +2,5%, USA -2,6%, Europa -3,2%, Japan -5,8%) [o]. – USA: Generalsstaatsanwalt Cuomo darf laut Gerichtsurteil die Namen der Empfänger von 3,6 Mrd $ Boni von Merrill Lynch veröffentlichen [o]. 700 Mitarbeiter erhielten je über 1 Mio $ [o].

21.03. – HRE-Aufsichtsratschef Endres nennt in der FR 80-90% der Bilanzsumme „artifiziell“ [o].

23.03. – USA: Geithner stellt ein Privat-Public Bad Bank Modell vor [o o]. Toxische Assets sollen an private Investoren verkauft werden, über einen öffentlich-privaten Fonds sollen 75-100 Mrd $ TARP-Mittel 500 Mrd $ (und im weiteren Verlauf 1.000 Mrd $) Investments stimulieren. Das TALF-Programm wird dafür von 200 auf 1.000 Mrd $ ausgedehnt. Die FDIC übernimmt Garantien auf einen Großteil. Als sich die Lage der Banken ab April leicht bessert, reduziert die Regierung im Juli von 100 auf 30 Mrd $ Staatsmittel [o].

25.03. – USA: Brooksley Born und Sheila Bair erhalten den John F. Kennedy Profiles in Courage Award für „political courage she demonstrated in sounding early warnings about conditions that contributed to the current global financial crisis“. Kennedy-Tochter Caroline: „Brooksley Born recognized that the financial security of all Americans was being put at risk by the greed, negligence and opposition of powerful and well connected interests... The catastrophic financial events of recent months have proved them right.“ [o].

26.03. – Die WestLB soll auf Druck der EU-Kommission verkauft werden [o]. – DE: Das Bundesverfassungsgericht lehnt Annahme einer Klage gegen das Finanzmarktstabilisierungsgesetz ab.

28.03. – In Berlin und Frankfurt demonstrieren Zehntausende unter dem Motto: "Wir zahlen nicht für eure Krise" [o].

29.03. – USA: GM-CEO Rick Wagoner tritt auf entsprechende Forderungen der Obama-Verwaltung zurück [o].

30.03. – ES: Die Bank of Spain gibt der Caja de Ahorros Castilla La Mancha (CCM) Liquiditätshilfen, dazu 9 Mrd € Regierungsgarantien [o].

 

2009, 2. Quartal

 

01.04. – „Weltfinanzgipfel“ der G20 in London: Erhöhung der IWF-Mittel auf 750 Mrd $, neue Sonderziehungsrechte über 250 Mrd $, über multilaterale Entwicklungsbanken zusätzlich 100 Mrd $. Stärkung von IWF und Weltbank. Das Financial Stability Forum wird als Financial Stability Board weitergeführt [o]. Die Banken sollen in guten Zeiten Reserven aufbauen. Die Notenbanken müssen Blasen aktiv entgegenwirken und eine strengere Kontrolle ausüben, auch über Hedgefonds und Versicherungen [o].

02.04. – Die EZB senkt den Leitzins weiter auf 1,5% [o]. – USA: Der Financial Accounting Standards Board (FASB) hebt für Banken die mark-to-market Regel praktisch auf: Sie dürfen Wertpapiere ohne aktiven Marktwert nach eigenen Modellen bewerten und damit ihre Bilanzen verbessern. Die Banken bilden weniger Rückstellungen für erwartete Kreditausfälle. EU-Länder schaffen ähnliche Erleichterungen. Goldman, Morgan, Citigroup bieten an, toxische Papiere zu kaufen und zu verwalten [o o]. – Es erscheint das Buch des ehemaligen Morgan- und Goldman-Mitarbeiters Tetsuya Ishikawa: „How I Caused the Credit Crunch“ [o o]. Von Morgan bekam er 2008 einen 3 Mio $-Bonus, weil er erfolgreich toxische Papiere verkaufte [o]. Er schildert auch das interne Klima von Gier, Sex und Drugs [o o].

03.04. – Rettungsübernahmegesetz (Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz) passiert den Bundesrat [o o]. – Landtag SH stimmt Rettungspaket für HSH Nordbank zu (3 Mrd € Kapital, 10 Mrd € Garantien) [o]. – USA: Obama auf einem Treffen mit Bank-CEOs: “My administration is the only thing between you and the pitchforks.” [o].

04.04. – Commerzbank-Streit: Bei einem Treffen der EU-Finanzminister in Prag sagt Steinbrück, Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gefährde mit ihrem Zögern die Bemühungen der Regierung um die Stabilisierung einer systemweit wichtigen Bank. Kroes blockiert die am 8.1. zugesagte zweite Kapitalspritze von 10 Mrd €, weil sie eine Restrukturierung fordert [o]. Bundesbank-Chef Axel Weber kritisierte, dass Hilfen zudem nur zu Marktpreisen gegeben werden könnten. Wenn die EU-Kommission weiter so verfahre, müsse man „beim Thema Beihilfe-Verfahren grundsätzliche Fragen stellen“ [o].

06.04. – In Ergänzung zum 18.09.08 werden nun umgekehrt der Fed Swap-Linien ausländischer Währung bereitgestellt (u.a. 80 Mrd €, 60 Mrd GPB, 40 Mrd CHF, 10 Bio Yen).

09.04. – Goldman-CEO Blankfein: Die Banken seien durch ihr Versagen in der Krise „tief gedemütigt“, einige Managergehälter seien „selbstsüchtig“ und „gierig“ gewesen (Blankfein bekam 2008 keine Prämie, 2007 aber war sein 67,9 Mio $ Bonus Wall-Street-Rekord) [o].

10.04. – JAP: Japan beschließt drittes Konjunkturpaket von 110 Mrd € [o], insgesamt nun 630 Mrd € (85 Bio Yen), obwohl mit 170% des BIP bereits die höchste Staatsverschuldung aller Industrieländer [o o o].

15.04. – Merkel macht „Bad Bank“ zur Chefsache [o]. Das Verlustpotential aufgrund hochtoxischer Papiere wird auf 200 Mrd € geschätzt, der Abwertungsbedarf für andere Papiere auf 600 Mrd € [o o], Steinbrück nennt 853 Mrd € [o]. Am 24.04. listet ein geheimes BaFin-Papier 816 Mrd € faule Kredite (Landesbanken 355, HRE 268, Volks- und Raiffeisenbanken 54, Privatbanken 139) [o o]. Das Eigenkapital deutscher Banken beträgt ca. 300 Mrd € [o]. 816 Mrd ist fast das Dreifache der 2003 problematischen Kredite, die durch Kreditverbriefung verringert werden sollten! [o].

17.04. – Verstaatlichung der HRE: Zwei Wochen lang kauft der Bund Aktien für 1,39 € [o o], sonst droht Zwangsenteignung für 1,26 €. Eigentümer bis dahin 50% Hedgefonds (Spekulation auf Abfindungsgewinne), C. Flowers 22%, Kleinanleger 10%, Bund 8,7%. Über Kapitalerhöhung wird im Juli 90% staatlicher Anteil erreicht. Zum Halbjahr Verlust von 1,13 Mrd €; künftiger Kapitalbedarf ca. 10 Mrd € aus Steuermitteln [o].

21.04. – Der IWF schätzt die totalen Wertverluste für Ende 2010 auf 4.100 Mrd $ („giftige“ US-Papiere 2,7, europäisch 1,2), davon zwei Drittel bei Banken [o o o]; erst 1.120 Mrd $ wertberichtigt. Bei Verdopplung der Abschreibungen ist das gesamte weltweite Eigenkapital der Banken vernichtet [o]. – DE: Spitzengespräch zum Bad-Bank-Modell [o].

22.04. – Der IWF schätzt für 2009 einen Weltwirtschaftseinbruch von 1,3%, für advanced economies -3,8%, für den Welthandel -11% [o o]. – Verhaltenskodex des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK [o], wie schon im Oktober 2008 [o].

23.04. – Die EU stellt Rating-Agenturen unter staatliche Kontrolle [o o]. Lizenzpflicht bei europ. Wertpapieraufsicht CESR, zuständig sind aber die nationalen Aufsichtsbehörden; keine Beratung, Analysten maximal vier Jahre beim gleichen Kunden, bei falschen Ratings strafrechtlich belangbar [o].

25.04. – Die Banken zahlen schon fast wieder die alten Boni: Sandy Gross von der Recruiting-Firma Pinetum Partners: “Wall Street is being realistic. You have to retain your human capital.” Analyst Brad Hintz: “Like everything on Wall Street, they’re starting to sin again.” [o o].

30.04. – EU-Kommission: „Empfehlung zur Vergütungspolitik im Finanzdienstleistungssektor“ (2009/384/EG). Vergütungsregelungen sollen keine Anreize zu übermäßigen Risiken enthalten; Boni sich auf mehrere Jahre beziehen; Abfindungen keine Fehlleistungen belohnen [o o]. – Entwurf einer Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds, die nicht unter die bestehende UCITS-/OGAW-Richtlinie fallen, also Private Equity Fonds, Hedgefonds u.a. [o o]: Es dürfen nur Fonds mit Sitz in der EU vertrieben werden; die schwedische Ratspräsidentschaft fügt im November noch Boni-Regeln ein [o]. Starke Kritik aus Großbritannien [o]. Weitere Historie [o]. – USA: Chrysler reicht Insolvenz ein. Das umstrukturierte Unternehmen fällt dann an Gewerkschaft UAW 55%, Fiat 35% und Staat 10% [o]. – DE: HRE-Großaktionär Flowers lehnt das Aktienangebot von 1,39 € ab. Er und ihm verbundene Investoren halten 22% der Aktien. Steinbrück kommentiert: „schade für ihn“, denn dann werde es eine Enteignung geben, wobei die Aktionäre de facto bereits durch den Markt längst enteignet worden seien; die HRE wird nur mit Hilfen von 102 Mrd € am Leben gehalten, davon 87 Mrd € vom Staat [o].

03.05. – Alexander Dibelius, Deutschland-Chef von Goldman Sachs, fordert die gesamte Finanzindustrie zu „kollektiver Demut“ auf [o]. – HRE-Großaktionär Flowers: „Rechtsgutachten bestätigen unsere Ansicht, dass eine Enteignung gesetzwidrig ist. Wir rechnen uns gute Chancen auf dem Rechtsweg aus“ [o].

05.05. – Die EU verdoppelt potenzielle Krisenhilfe für osteuropäische Mitgliedstaaten von 25 auf 50 Mrd €.

06.05. – Rating-Agentur S&P stuft 5 der 6 großen Landesbanken herab, BayernLB, HSH Nordbank und WestLB erhalten nur noch BBB+ [o], bis April sind insgesamt 16,7 Mrd € Verluste aufgelaufen [o]. Die LBBW hat noch 95 Mrd € kritische Papiere. BayernLB hatte 2008 5 Mrd € Verlust (größter dt. Bankenverlust nach 1945) [o].

07.05. – Die EZB senkt den Leitzins nochmals auf 1,0% [o]. – USA: Der Chair der New Yorker Fed, Ex-Goldman-Co-CEO Stephen Friedman, muss wegen Interessenkonflikten zurücktreten [o o]. Er besaß Goldman-Aktien und hatte auf dem Höhepunkt der Krise für 4 Mio $ weitere Papiere gekauft [o], einen Gewinn von 5,4 Mio $ erzielt [o]. – Nach einem „Stresstest“ müssen zehn Banken 75 Mrd $ Extrakapital aufbringen: BofA 33,9, Wells Fargo 13,7, Citigroup 5,5 (zusätzlich zu den 52,5 Mrd $ durch Regierungsbeteiligung) [o]. – GB: Ausweitung des Ankaufprogramms für Anleihen um 50 auf 125 Mrd GBP [o].

09.05. – HU: Geplanter Generalstreik in Ungarn wegen IWF-Auflagen zur Kürzung der Staatsausgaben scheitert [o].

10.05. – Der EU-Wirtschaftsausschuss stimmt die Vorschläge zur Finanzmarktregulierung ab. Geplant sind drei Aufsichtsbehörden für Banken, Wertpapierhandel und Versicherungswesen, sowie ein Europäischer Ausschuss für Systemrisiken [o].

11.05. – „taz“: Die Deutsche Bank hat einen großen Teil ihres Quartalsgewinnes damit erwirtschaftet, dass sie mit jenen Staatsanleihen handelte, die nötig wurden, um Bankenrettung und Konjunkturprogramme zu finanzieren [o].

13.05. – USA: Finanzminister Geithner schlägt Börsenaufsicht für OTC-Derivate vor. Er wird unterstützt von SEC-Chef Mary Shapiro, ISDA-Chef Robert Pickel und SIFMA-Chef Tim Ryan [o o]. – Kabinett beschließt „Bad-Bank-Gesetz“ für die „Giftpapiere“ von geschätzt 200 Mrd € [o].

14.05. – IG-Metallchef NRW, Oliver Burkhard: Die Banken „verlangen von Unternehmen, die Geld wollen, dass sie erst einmal ihren Betrieb leer räumen. Da müssen pauschal zehn Prozent der Belegschaft weg, bevor man über einen neuen Kredit redet.“ [o].

18.05 – Günter Verheugen, seit 2004 EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie: „Deutschland war Weltmeister in riskanten Bankgeschäften.“ [o].

19.05. – BaFin gesteht Mängel in der Aufsicht ein [o].

21.05. – USA: AIG-CEO Edward Liddy tritt nach acht Monaten unbezahlter Arbeit zurück [o].

22.05. – USA: Die Pleite der Florida's BankUnited (FSB) (Bilanzsumme 9,2 Mrd €) kostet die FDIC 4,9 Mrd $, nur übertroffen von der Indy Mac-Pleite mit 11 Mrd $ Kosten.

28.05. – USA: Greenlight-Capital-HF-Chef David Einhorn: „Wir shorten Moody's“. Eine Topbewertung von dort sei eher ein Fluch als ein Segen. „Sogar Moody's' größter Anteilseigner, Warren Buffett, hat gesagt, dass er den Ratings keinen Glauben schenkt.“ [o].

31.05. – USA: Sparquote steigt auf 6,9% vom verfügbaren Einkommen [o].

Jun – Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Exporte in China um 21%, in USA um 22,2%, in Deutschland um 22,3%, in Japan um 35,7%. Die schlimmsten Rückgänge betrafen jedoch die ersten Monate 2009 [o].

01.06. – USA: GM (General Motors) insolvent, der Staat rettet und wird mit 60% größter Anteilseigner, ca. 38.000 Arbeitsplätze betroffen [o].

02.06. – USA: Ex-SEC-Chef Arthur Levitt wird Senior-Berater von Goldman Sachs, bisher schon von Carlyle Group [o].

03.06. – EU-Wettbewerbskommissarin Nellie Kroes: „In den letzten Monaten habe ich mit den Chefs der zweiundzwanzig wichtigsten Banken und Finanzinstitutionen gesprochen. Ich war sehr überrascht, dass einige von ihnen ihre eigene Rolle in der ganzen Sache immer noch nicht wahrhaben wollen.“ [o].

04.06. – Untersuchungsausschuss zur HRE [o o].

05.06. – Bundesbank erwartet für 2009 einen Rückgang des BIP um 6,2% [o].

09.06. – Bloomberg listet weltweit bisher 1.471 Mrd $ Verluste auf, 1.236 Mrd $ Eigenkapital-Aufnahme [o]. – Auf Steinbrücks Initiative Gespräch mit Wettbewerbs-Komissarin Kroes zum Thema Landesbanken. Offiziell ging es um das Bad-Bank-Modell, wahrscheinlich aber auch um Unterstützung für eine Neuordnung. Bund und Länder hatten sich in der Vorwoche im Kern auf eine Neuordnung des Landesbankensektors bis Ende 2010 geeinigt, doch ein Insider meint: „Die Interessen der Banken und der sie kontrollierenden Länder liegen zu weit auseinander.“ [o].

10.06. – „Learning the lessons from the market crisis“, Vortrag von Mario Draghi, Vorsitzender des Financial Stability Boards [o].

11.06. – Die Weltbank warnt vor der schwersten Rezession seit den 30er Jahren und senkt ihre Prognose für das globale Wirtschaftswachstum 2009 von -1,75 auf -3% [o]. 2009 sank das BNP der Industrieländer letztlich um 3,3%. – Kabinett beschließt Ergänzung zum Entwurf für ein Bad-Bank-Gesetz [o].

12.06. – George Soros nennt CDS „Instrumente der Zerstörung“, ihr Handel sollte verboten werden [o].

15.06. – Die EZB schätzt für 2007-10 bei Banken im Euro-Raum 649 Mrd € Abschreibungsbedarf, der IWF 900 Mrd € [o].

17.06. – USA: Obamas Plan für einen Umbau der Finanzaufsicht, „White Paper“ [o o o o]: Mechanismus zur Verstaatlichung und Aufspaltung systemisch bedeutender Unternehmen; Kontrolle solcher Finanzunternehmen durch die Fed; Regulierung von Derivaten und forderungsbesicherten Anleihen wie MBS; strengere Eigenkapitalvorschriften; Registrierungspflicht für Hedge-Fonds-Manager u.ä.; Kreditvergabe der Fed in Krisenzeiten braucht Zustimmung des Finanzministers; Regulierungsbehörden sollen Richtlinien für Manager-Vergütung erlassen [o o]. – Großbanken zahlen 68 Mrd $ Staatsbeihilfen zurück (J.P. Morgan Chase 25, Goldman Sachs 10, Morgan Stanley 10) [o o], Erlaubnis vom 9.6. [o].

20.06. – Preisstagnation in Deutschland (0% zum Vormonat, Vorjahr noch 3,3%).

24.06. – Die EZB stellt erstmals Liquidität für ein ganzes Jahr zur Verfügung. Über 1.000 Banken rufen insgesamt 442 Mrd € ab, für 1% Zinsen, geben aber kaum etwas an Firmen weiter [o].

25.06. – Bundesweit 16.650 Insolvenzen im ersten Halbjahr (+14% zum Vorjahr), betroffen sind über 250.000 Beschäftigte (+54%) [o].

29.06. – BIZ-Jahresbericht nennt als Gründe der Krise umfangreiche globale Ungleichgewichte, eine lange Phase niedriger Realzinsen, verzerrte Anreizgefüge, unterschätzte Risiken [o o].

 

2009, 3. Quartal

 

01.07. – HRE benötigt erneut 2 Mrd €. – Die SPD-Fraktion beschließt den „Bad-Bank“-Gesetzentwurf [o o].

03.07. – Der Bundestag beschließt das Finanzmarktstabilisierungsfortentwicklungsgesetz.

06.07. – Die EZB beginnt offiziell mit dem Ankauf von Pfandbriefen [o o]. – „Spiegel“-Story über BIZ-Chefökonom William White: „Mehr Sorgen machen ihm Dinge, die er nicht begreift. Wie beispielsweise der Fall Neuseeland. Dort wurden die Zinsen frühzeitig erhöht, doch die Kreditblase bekam man dennoch nicht in den Griff. Investoren holten sich billiges Geld offenbar von ausländischen Kreditgebern. So etwas macht ihm Kummer. ‚Da muss man sich doch fragen: Wer lenkt die ganze Sache überhaupt noch?’“ [o]

08.07. – Laut „Spiegel“ macht der Staat bis 2013 neue Schulden von 509 Mrd € [o].

09.07. – Im Magazin „Rolling Stone“ nennt Matt Taibbi Goldman Sachs „einen enormen Vampir-Tintenfisch, der sich um das Gesicht der Menschheit gewunden hat und seinen Blut-Rüssel in alles rammt, das nach Geld riecht“ [o o].

10.07. – USA: AIG hat noch 1,3 Mrd $ Börsenwert, aber 182 Mrd $ Hilfen erhalten [o]. – USA: NEC-Chef Larry Summers gegenüber “Financial Times”: “I think I always had the sense that our regulatory system was about the protection of individual institutions, and the important problems are often about the protection of the system. I was very worried in the 1990s about predatory lending, about systemic risk, about the stability of Fannie and Freddie. But the political constellation at that time didn’t offer a chance really to do more than report and warn about it.” [o] – Finanzmarktstabilisierungsfortentwicklungsgesetz passiert den Bundesrat, ermöglicht die Gründung von Bad Banks [o o]. Ebenso das Gesetz zur Stärkung der Finanzmarkt- und Versicherungsaufsicht (s. 29.07.). Vorstandsvergütungsangemessenheitsgesetz [o].

Jul – Auto- und Bau-Industrie zeigen Anzeichen der Entspannung. Die Probleme verlagern sich in den Tertiär- (Dienstleistung) und Quartärsektor (z.B. Tourismus). EU-Arbeitslosenquote 9,5%, Höchststand seit zehn Jahren [o].

13.07. – EU-Richtlinie 2010/76/EU (angenommen 11.10.) zu Eigenkapitalanforderungen und aufsichtlicher Überprüfung der Vergütungspolitik: Verdopplung des unterlegten Eigenkapitals für das Handelsbuch, Abgabe von max. 25% an einen einzelnen Kunden, bei Verbriefungen Selbstbehalt von 5% in den eigenen Büchern, Nachweispflicht angemessener Absicherung [o o o].

14.07. – USA: Größter Mittelstandsfinanzierer CIT in Finanznot, lehnt Staatshilfe ab [o]. – Goldman Sachs meldet 3,44 Mrd $ bzw. nach Zinsen/Dividenden 2,7 Mrd $ Quartalsgewinn [o o]. Für das erste Halbjahr sind 11,4 Mrd $ für die Angestellten vorgemerkt, zum Jahresende entspräche der Gewinn im Durchschnitt 770.000 $ für jeden der 29.400 Angestellten [o]. Zum Jahresende will die Bank für 2,4 Mrd $ eine neue Zentrale beziehen, einen 43-stöckigen, blitzenden Wolkenkratzer in der Battery Park City [o]. – Top-Demokraten beschwerten sich bei Geithner diese Woche über über „den Mangel an Transparenz und Haftung“ sowie die „Anfälligkeit für Betrug“ des Rettungsprogramm TARP [o]. – Ex-IKB-Chef Ortseifen wird zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, weil er im Juli 2007 die Lage beschönigt und so die Kurse manipuliert hatte [o].

17.07. – GB: Mervyn King, Chef der Bank of England, auf dem jährlichen Bankett des Oberbürgermeisters: „If some banks are thought to be too big to fail, then, in the words of a distinguished American economist, they are too big. It is not sensible to allow large banks to combine high street retail banking with risky investment banking or funding strategies, and then provide an implicit state guarantee against failure.“ [o].

21.07. – USA: Die CIT Group erhält Gläubiger-Finanzierung von 3 Mrd $ zu strengen Konditionen und vermeidet so die fünftgrößte US-Bankenpleite [o o].

22.07. – USA: Bis Juli hat die Fed über 1.000 Mrd $ in den Geldkreislauf gepumpt [o]. Goldman Sachs zahlt die letzten 1,1 Mrd $ Staatshilfen zurück; bereits Mitte Juni 10 Mrd $; die Regierung erhielt einen Aufschlag von 1,418 Mrd $ (entspricht Zinsgewinn von 23% pro Jahr) [o].

23.07. – USA: Die Commodities Futures Trading Commission (CFTC) vermutet nach einem im August erscheinenden Bericht, dass sehr wohl ein Großteil der Ölpreis-Fluktuationen auf Spekulation beruhen [o]. CTFC-Chef Gary Gensler orgaisiert Hearings, ob es Limits für die Zahl von Futures geben soll [o].

29.07. – Gesetz zur Stärkung der Finanzmarkt- und der Versicherungsaufsicht [o o]: Höhere Eigenmittel- und Liquiditätsanforderungen; Verschärfung qualitativer Anforderungen an die Mitglieder von Kontrollgremien; erhöhte Eingriffsrechte der BaFin in Krisensituationen (Gewinnausschüttungsverbot, Zahlungsverbot an ausländisches Mutterhaus) usw. [o]. – UKR: Ukraine bekommt IWF-Kredit von 3,3 Mrd $ (Nov. 2008 bereits 16,4 Mrd).

31.07. – USA: Generalstaatsanwalt Cuomo veröffentlicht Daten (WSJ): Neun Banken, die Hilfen erhielten, zahlten 2008 fast 33 Mrd $ Boni, darunter je über 1 Mio $ an fast 5.000 Beschäftigte [o]. Damit könnte ein geplanter “Investments for Manufacturing Progress and Clean Technology Act” (IMPACT) 2,5 Mio Jobs schaffen [o].

Aug – Der IWF erhöht die Schätzung der Wertverluste im Finanzsektor von 4,0 auf 11,9 Billionen $ [o]. – EZB: Wirtschaftswachstum der Eurozone von -4,1% im ersten Halbjahr.

07.08. – USA: Ex-AIG-Chef einigt sich mit der SEC in einem Vergleich auf die Zahlung von 15 Mio $. Die SEC hatte der AIG Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung und Fehlinformation der Aktionäre vorgeworfen [o].

07.08. – USA: Ex-SEC-Chef Arthur Levitt verteidigt im WSJ den Hochfrequenzhandel: „Don't Set Speed Limits on Trading“. „We should not set a speed limit to slow everyone down to the pace set by those unwilling or unable to compete at the highest levels of market activity. [...] More liquidity, better pricing and faster speeds are the building blocks of healthy and transparent markets, and we must always affirm those goals.” [o]. Er ist jedoch Berater des Hochfrequenz-Händlers Getco [o] und von Goldman Sachs.

14.08. – BaFin-Rundschreiben fasst die „Mindestanforderungen an das Risikomanagement“ (MaRisk) neu: Kurzfristige Hochrisiko-Geschäftserfolge dürfen für Boni keine Rolle mehr spielen; bei Versagen müssen Abfindungen gekürzt werden [o].

15.08. – USA: Fünf Bankenpleiten, darunter die größte des Jahres: Colonial Bank (Bilanzsumme 25 Mrd $, 346 Filialen in fünf Bundesstaaten) [o].

17.08. – Merkel über Erpressung: „Ich sehe mit Sorge, dass, je stärker einige Akteure auf den internationalen Finanzmärkten werden, und je größer die Not einiger Staaten ist, weil sie in die Verschuldung gehen mussten um die Volkswirtschaften zu retten, eine alte Arroganz sich wieder Weg bahnt und sagt ‚Ihr seid doch von uns abhängig’. Und ich darf Ihnen für mich persönlich sagen, es ist mir ein festes Anliegen, … daß wir als Politik aus dem Erpressungspotential einzelner Akteure herauskommen.“ (Gespräche der CDU zum Thema: „Nachhaltiges Wachstum – Wege aus der Wirtschaftskrise“) [o o].

21.08. – USA: Die SEC verbietet nun auf Dauer ungedeckte Leerverkäufe in allen Aktien [o].

24.08. – USA: Die Guaranty Bank aus Texas ist die 80. Insolvenz und zweitgrößte des Jahres [o].

25.08. – USA: Obama nominiert Fed-Chef Bernanke für eine zweite Amtszeit und sagt: „Ben approached a financial system on the verge of collapse with calm and wisdom; with bold action and out-of-the-box thinking that has helped put the brakes on our economic freefall.“ [o].

27.08. – USA: Der Einlagensicherungsfonds FDIC schmolz seit August 2008 von 53 auf 10,4 Mrd $ [o o], im dritten Quartal sogar auf minus 8,2 Mrd $ [o].

28.08. – GB: Der Chef der Finanzaufsicht, Lord Adair Turner, schlägt eine Tobin-Steuer vor [o o]. – IS: Gesetz zur Auszahlung von 5 Mrd € an NL und GB in 2017-23 [o].

29.08. – Eine Commerzbank-Studie beziffert die Kosten der Krise mit 10.500 Mrd $: Abschreibungen/Pleiten 1.600 Mrd $, Wertverluste bei Immobilien 4.700 Mrd $, Einbruch der Weltwirtschaft 4.200 Mrd $ [o]. Bisher erfolgte Abschreibungen 587 Mrd $ (Q2 2007 - Aug 2008: Amerika 334 Mrd $, Europa 229 Mrd $, Asien 24 Mrd $) [o].

03.09. – DE: Im Maschinenbau Auftragseinbruch von 40% gegenüber dem Rekordjahr 2008, 2009 insgesamt geschätzt -20%, Stellenabbau wahrscheinlich 60.000 (derzeit 928.000 Beschäftigte) [o].

04.09. – HU: Schriftsteller Péter Nádas: „Der ungarische Staat hat nicht nur mit großer Mühe knapp den Bankrott vermieden, er existiert auch nicht mehr. Ich habe gerade gelesen, dass eine unserer Polizeigewerkschaften eine Vereinbarung mit den Rechtsextremisten getroffen hat.“ [o].

10.09. – USA: GAO-Report: „Fannie Mae and Freddie Mac. Analysis of Options for Revising the Housing Enterprises’ Long-term Structures”: “According to investigative reports, the enterprises also may have manipulated their financial reports to show consistently increasing profits to help ensure senior executives would receive bonuses.” [o]. Beide Hypothekenfinanzierer haben die Situation verschlimmert, aber nicht verursacht, wie u.a. Paul Krugman am 3.6.2010 zeigt [o].

12.09. – USA: Der Film „Collapse“ [o o] erscheint.

13.09. – Der „Tagesspiegel“ dokumentiert die von der HRE-Rettung begünstigten Institute [o].

14.09. – Die EU-Kommission sieht ein Ende der Rezession in Deutschland, schätzt ein Wachstum von 0,8% in der zweiten Jahreshälfte.

15.09. – Entwürfe zu EU-Verordnungen für Kreditausfallversicherungen und schärfere Regeln für den OTC-Derivatehandel: Meldepflicht für Leerverkäufe, können im Ausnahmefall zeitweise verboten werden; Derivate-Handel über Clearinghäuser (CCP, vermeidet Kettenreaktionen), Transaktionsregister [o o]. Attac fordert Zulassungsprüfungen und Verbot des OTC-Handel [o]. Die Kommission schätzt den globalen Derivatehandel zum Jahresende auf 615.000 Mrd $ [o].

17.09. – IRL: Die neue quasi-staatliche Bad Bank NAMA (National Asset Management Agency) wird den fünf größten Banken Kredite und toxische Wertpapiere im Nominalwert von 77 Mrd € (Marktwert 47 Mrd gilt als unterbewertet) für 54 Mrd € (-30%) abkaufen [o].

18.09. – USA: Die Fed schlägt Regulierung bzw. Aufsicht der Boni vor [o].

21.09. – USA: Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein über die riesigen Boni: „Unser Führungsteam zeichnet sich dadurch aus, dass die meisten ihre gesamte Karriere, also 10, 15 oder mehr Jahre, in unserem Haus verbracht und sehr unterschiedliche Marktzyklen erlebt haben. Nach ihrem Ausscheiden wechseln viele zu wohltätigen Organisationen oder auch in politische Ämter mit wesentlich geringeren finanziellen Anreizen. Diese Eigenschaften verbinde ich nicht mit dem Wort ‚Gier’.“ [o]. 2008 kassierten 953 Goldman-Mitarbeiter (jeder 30.) über eine Million Dollar Boni [o].

25.09. – G20-Gipfel in Pittsburgh: Strengere Boni-Regelungen, strengere Eigenkapitalregelungen bis 2012, USA schließen sich den Eigenkapitalregeln von Basel II an [o o o o]. Ausstieg aus Konjunkturprogrammen erst bei nachhaltigem Aufschwung; IWF-Stimmrechte um 5% zugunsten der Schwellenländer verschoben [o]. Die G20-Gipfel lösen die G8-Gipfel ab [o]. Kommentar: „Ein Gipfel des Selbstbetruges“ [o]. – DE: Weiterhin Krise im Baugewerbe; Auftragseingänge im Juli inflationsbereinigt 8,4% unter dem Vorjahr (Januar-Juli sogar -11%) [o].

28.09. – Einführung des CDS-Index (Risikoindex) iTraxx SovX Western Europe index der Markit Group of London, dahinterstehend BofA, Barcap, BNP, Citi, JP Morgan, Morgan Stanley, Nomura [o]. Exzessiver Handel mit CDS lässt die Versicherungen steigen und führt zu zunehmender Verunsicherung [o].

29.09. – USA: Fannie Mae meldet für Juli einen Anstieg der Zahlungsausfälle bei Hypothekenkrediten auf ein neues Allzeithoch von 4,2% [o].

30.09. – IWF: Banken hatten seit Mitte 2007 bis Mitte 2009 Abschreibungen von 1.300 Mrd $, bis Ende 2010 weitere ca. 1.500 Mrd $ nötig [o]. – Hedgefonds erzielen durchschnittlich 18,8% Rendite, die höchste seit 10 Jahren [o].

 

2009, 4. Quartal

 

01.10. – EU-Banken könnten 2009/10 bis zu 400 Mrd € Verluste ausweisen (Stresstest bei 22 Banken) [o]. – USA: Die Fed will keine zentrale Rolle in dem von Obama vorgeschlagenen Frühwarnungssystem [o].

05.10. – Ackermann im „Spiegel“-Interview: „Sicher habe auch ich einiges falsch eingeschätzt. Ich ging zum Beispiel wie die meisten davon aus, dass jeder Marktteilnehmer nur so viele Risiken übernimmt, wie er selbst verkraften kann und damit das System in sich stabil ist. Das hat sich als Irrtum erwiesen.“ [o]. – Die HRE wird durch Beschluss der Hauptversammlung verstaatlicht. Die verbleibenden Aktionäre erhalten 1,30 € Abfindung je Aktie [o o].

08.10. – CDU und FDP einigen sich auf Bankenaufsicht unter dem Dach der Bundesbank [o]. Diese ist gegen ein Andocken der BaFin als eigenständige Tochtergesellschaft, will die volle Finanzaufsicht übernehmen [o o], auch über die Versicherungsbranche, die sich dagegen wehrt.

06.10. – USA: Die Arbeitslosigkeit steigt auf 10,2%, die erweiterte Rate U-6 (nicht mehr suchend oder keine Vollzeitarbeit findend) auf 17,5% [o]. – „The Independent Business“ berichtet von geheimen Schritten der arabischen Staaten mit China, Russland und Frankreich, im Ölhandel den Dollar durch einen Währungskorb zu ersetzen [o].

15.10. – USA: Greenspan plädiert für Aufspaltungen, vor dem Council on Foreign Relations CFR sagte er: „If they’re too big to fail, they’re too big. In 1911 we broke up Standard Oil – so what happened? The individual parts became more valuable than the whole. Maybe that’s what we need to do.“ „If you don’t neutralize that, you’re going to get a moribund group of obsolescent institutions which will be a big drain on the savings of the society.“ [o]. Auch Greenspans Vorgänger Paul Volcker (Vorsitzender des Anfang 2009 gegründeten President’s Economic Recovery Advisory Board‎) plädierte für diesen radikalen Schritt, wurde aber bisher ignoriert [o]. – 23 große Banken, Hedgefonds und Vermögensverwalter zahlen 2009 140 Mrd $ Vergütungen, 10 Mrd mehr als im Rekordjahr 2007; mittlere Gesamtvergütung bei Goldman Sachs 750.000 $ [o]. – Verordnung über die angemessene Eigenkapitalausstattung von Zahlungsinstituten (Zahlungsinstituts-Eigenkapitalverordnung, ZIEV) [o].

16.10. – USA: Rekorddefizit von 1.417 Mrd $ im letzten Haushaltsjahr [o]. Staatsschulden 11,5 Bio $, schon 2008 452 Mrd $ Zinsen, viertgrößter Posten nach Kranken-, Sozialversicherung und Militär. [o]

20.10. – BaFin-Chef Sanio: „Das deutsche Bankensystem hat Überkapazitäten. Es ist denkunmöglich, dass jedes Institut ein funktionierendes Geschäftsmodell findet. Daraus schließe ich, dass uns in den nächsten Jahren noch die eine oder andere Bank vor die Füße fallen wird.“ [o]. – Das Versandhaus Quelle muss abgewickelt werden.

21.10. – Wells Fargo meldet Quartalsgewinn von 3,2 Mrd $ [o], Morgan Stanley 757 Mio $. Zuvor hatten schon Goldman Sachs und JP Morgan große Gewinne gemeldet [o]. – BoE-Chef Mervyn King und Obama-Berater Paul Volcker fordern eine Trennung von Kreditgeschäft und Investmentbanking. Volcker: „Banken sind dazu da, der Öffentlichkeit zu dienen und sollen sich darauf konzentrieren“, King: „Der Glaube, man könne durch angemessene Regulierung sicherstellen, dass spekulative Geschäfte nicht scheitern, führt in die Irre“, Obama: „Wenn ich höre, dass die Wall Street wieder Gewinne macht und zugleich kleine und mittlere Firmen keine Darlehen bekommen, zeigt das doch, dass einige ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.“ [o].

22.10. – USA: In 7 massiv unterstützten Unternehmen sollen Boni im Mittel um 50%, bei den 25 bestbezahlten Managern um 90% gekappt werden (BofA, AIG, Citigroup, GM, Chrysler und deren Banken) [o]. Zugleich entwickelt die Fed allgemeingültige Regeln gemäß G20-Gipfel (keine Anreize für exzessive Risiken usw.) [o]. Währenddessen sind schon wieder massive Boni geplant: Goldman Sachs 16,7 Mrd $, Citigroup 5,3 Mrd $, BofA 3,3 Mrd $ [o]. Die Goldman-Boni betragen diesmal jedoch nur 36% des Ertrages, CEO Blankfein erhält nur noch 9 Mio $, die Spitzenmanager erhalten Boni nur noch in Aktien, die erst nach fünf Jahren verkauft werden dürfen [o].

28.10. – IWF: “Agreement with Banks Limits Crisis in Emerging Europe”, Blick auf die “Wiener Initaitive”, bei der 15 Banken freiwillig weiterhin Staatsanleihen von Bosnien, Lettland, Rumänien, Serbien und Ungarn halten [o].

29.10. – USA: Geithner präsentiert Vorschläge vor dem Finanzausschuss: Konzerne mit über 10 Mrd $ Kapital („too big to fail“) sollen die Kosten ihres Risikos selbst tragen und künftig stärker überwacht werden. Ein staatlicher Kontrollrat soll Konzerne identifizieren, „die eine Bedrohung der finanziellen Stabilität darstellen“, notfalls würde man sie liquidieren, verkleinern oder das Management feuern. Derweil lassen Obamas Pläne vom Juni, z.B. Auflagen für Derivate, auf sich warten bzw. werden im Kongress verwässert. Die Branche organisiert massives Lobbying, 18 Verbände protestieren gegen die Verbraucherschutzbehörde, die Handelskammer steckt 2 Mio $ in eine aggressive Werbekampagne; schon einen ersten Gesetzesentwurf nannte selbst die Washington Times „aufgeweicht“ [o].

02.11. – USA: Mittelstandsfinanzierer CIT meldet Insolvenz an, 65 Mrd $ Schulden [o], gilt als Testfall, ob eine insolvente Bank dennoch überleben kann. Aktionäre gehen bis auf 2,5% Anteile leer aus, Gläubiger erhalten 70% und Aktienanteil am Unternehmen [o], Schuldenreduktion um 11 Mrd $, Verfahren am 9.12. bereits abgeschlossen [o].

04.11. – HRE bekommt weitere 3 Mrd € [o].

06.11. – DE: Die Steuereinnahmen sinken gegenüber 2008 um 37 Mrd € bzw. 6,6% [o].

08.11. – USA: Goldman Sachs-CEO: „Ich bin nur ein Banker, der Gottes Werk verrichtet“, „Wir sind sehr wichtig. Wir helfen Unternehmen zu wachsen [...]“ [o o]. Im Krisenjahr 2007 erhielt Blankfein mit 67,9 Mio $ den größten Bonus, der bis dahin einem Wall-Street-Banker bezahlt wurde [o o].

09.11. – UKR: Im ersten Halbjahr lag das BIP 18% unter dem Vorjahr, die Währung wertete stark ab, die Produktion brach ein, die Auslandskredite (ca. 50%) wurden deutlich teurer, erschwerend wirkten die gestiegenen Gasimportpreise (hohe Schulden an Russland o). Nachdem die Regierung die deutliche Senkung des Staatsdefizits und die Anpassung der Gaspreise an den Weltmarkt verweigerte, zahlte der IWF die dritte Tranche nicht aus, sondern stellt die Zusammenarbeit bis nach den Präsidentschaftswahlen im Januar ein [o].

14.11. – USA: Gesetzentwurf zur Aufspaltung von Banken von Paul Kanjorski im Finanzdienstleistungsausschuss, quasi Erneuerung des Glass-Steagall-Act (Trennbankensystem): „Ich sehe es als eine unserer wohl letzten Chancen, die Kontrolle über Finanzkonzerne in Megagröße zu erlangen, bevor sie die Welt übernehmen“ [o o]. Ein Aufsichtsgremium könnte Größe, Konzernstruktur und Risikoexposition von Banken reglementieren und mit Zustimmung des Präsidenten Finanzkonzerne bereits vor Eintritt von Problemen zerlegen und abwickeln, wenn sie eine systemische Gefahr darstellen [o].

17.11. – USA: Auf einer Tagung des Vorstandsmagazins „Directorship“ wird Goldman-Chef Blankfein zum „CEO des Jahres“ gekürt. „We participated in things that were clearly wrong and have reason to regret. We apologise.” [o o]. Auch wenn sein Konzern für Vorgänge haftbar gemacht werde, „die wir nicht hätten ändern können, selbst wenn wir es wollten“, verstehe er den Volkszorn. „Ich habe viel gelernt, und wir sollten diese Lektionen in die Tat umsetzen.“ Star-Kommentator Charlie Gasparino von CNBC: „Es ist an der Zeit, dass Lloyd Blankfein als Chef von Goldman zurücktritt und wirklich beginnt, Gottes Werk zu tun, indem er uns die Idiotie erspart, sich seine Ausflüchte weiter anhören zu müssen.“ Goldman Sachs kündigt an, 10.000 mittelständischen Firmen mit 500 Mio $ zu helfen, 2,5% der avisierten Boni [o].

22.11. – USA: Die „New York Times“ enthüllt, dass Goldman Sachs und andere Top-Banken bei der 182 Mrd $ teuren Rettung von AIG kräftig abzockten [o].

24.11. – GB: Es wird bekannt, dass die BoE vor einem Jahr Geheimkredite von 61,6 Mrd GPB (68 Mrd €) an RBS und HBOS gab [o].

25.11. – USA: Die auslaufende 400 Mrd $-Garantie für Fannie Mae und Freddie Mac wird in eine unbeschränkte Verlustübernahme bis 2012 umgewandelt [o]. – GM will 1/5 der Opel-Belegschaft in Deutschland entlassen.

26.11. – GB: Lloyds TSB (hat HBOS für 7,7 Mrd GPB geschluckt) beginnt mit der größten Kapitalerhöhung der Geschichte (15 Mrd €) [o].

27.11. – Vorschläge der Warwick Commission hochkarätiger Ökonomen, „In Praise of Unlevel Playing Fields“ [o]: Antizyklische Ausrichtung; stärkere Eigenkapitalanforderungen bei mehr Risiko und mehr Systemrelevanz; Bankenaufsicht v.a. durch Gastgeberland (ermöglicht Antizyklik, erschwert Kapitalabfluss); Finanztransaktionssteuer [o].

01.12. – JAP: Nachdem die Zentralbank im Oktober den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik plante, stellt sie auf Druck der Regierung nun gegen reguläre Wertpapiersicherheiten drei Monate 76 Mrd € gegen 0,1% Zinsen für Banken bereit [o]. – Harvard-Ökonom Rogoff: „Wir müssen das Monster bändigen“ [o].

02.12. – Konjunkturgipfel: Banken sagen höhere Kreditlinien für Unternehmen zu; ein Kreditintermediator soll bei einer reibungslosen Vergabe helfen [o]. – Daimler kündigt an, die Produktion der C-Klasse nach Amerika zu verlegen [o].

03.12. – Die EZB kündigt Ausstieg aus der bisherigen Geldmarktpolitik an. Ab 2010 erhalten Banken keine Gelder mehr zum Leitzins, Verzinsung je nach Nachfrage. Die Ankündigung bremst den Fall des Dollar [o].

04.12. – Wachstumsbeschleunigungsgesetz vom Bundestag verabschiedet [o].

06.12. – Landgericht Berlin: Bankkunden haben keinen Rechtsanspruch auf Leistungen aus dem Einlagensicherungsfonds [o].

08.12.GR: Griechenland wird im Rating von A- auf BBB+ heruntergestuft und muss neuen Gläubigern 2,29% mehr Zinsen zahlen [o o]. Das Staatsdefizit, von der neuen Regierung erheblich nach oben korrigiert, liegt bei 12,7%, die Verschuldung bei 121% des BIP. Die Finanzkrise führt zu erheblichen Studentenprotesten und einer allgemeinen Krise [o o]. Ein Drittel des Staatshaushaltes geht in Zinszahlungen [o]. Das BIP sinkt seit Frühjahr um 5,0-6,5% pro Quartal [o]. – USA: Paul Volcker, Fed-Chef 1979-87 und nun Chef des Econ. Recovery Advisory Board, auf einer vom WSJ organisierten Konferenz von Bankern: [Zur Bezahlung] “Has there been one financial leader to say this is really excessive? Wake up, gentlemen. Your response, I can only say, has been inadequate.” Als Banker fordern, Regulierung sollte nicht Innovationen behindern, sagt er, die größte Innovation der letzten 20 Jahre war der Geldautomat, und kritisiert “Finanzinnovationen” wie CDS: “I wish someone would give me one shred of neutral evidence that financial innovation has led to economic growth – one shred of evidence.” [o].

09.12. – EU-Finanzministerrat-Vorsitz Anders Borg (SE) äußert sich sehr besorgt zu Griechenland; Anfang Dezember musste der Rat das griechische Defizitverfahren verschärfen [o]. – GB: Ankündigung von 50% Sondersteuer auf Boni über 25.000 GBP, befristet bis 05.04.10 [o o o].

10.12. – USA: Bank of America zahlt 45 Mrd $ Staatshilfe zurück [o].

11.12. – USA: Obamas Bankenregulierungsgesetz („Dodd-Frank-Gesetz“) vom Repräsentantenhaus verabschiedet (15.07.10 vom Senat) [o]. – DE: Der SoFFin gründet für die WestLB die erste deutsche Abwicklungsanstalt („Bad Bank“) zur Ausgliederung von Aktiva von 85 Mrd € [o].

12.12. – USA: Obama im CBS-Interview: “I did not run for office to be helping out a bunch of fat cat bankers on Wall Street. [...] some people on Wall Street still don't get it. [...] They're still puzzled why it is that people are mad at the banks. Well, let's see. You guys are drawing down 10, 20 million dollar bonuses after America went through the worst economic year... in decades and you guys caused the problem. [...] These same banks who benefited from taxpayer assistance who are fighting tooth and nail with their lobbyists... up on Capitol Hill, fighting against financial regulatory control.” [o].

14.12. – GR: Papandreou kündigt einen drastischen Sparkurs an und will die Staatsausgaben um 10% kürzen [o].

16.12. – 224 Banken der Euro-Zone rufen beim letzten Jahrestender der EZB knapp 100 Mrd € ab [o].

21.12. – GR: Schäuble in BILD: „Griechenland lebt seit Jahren weit über seine Verhältnisse. Das Land kommt nicht herum, zu sparen und sich selbst zu helfen, Wir Deutschen können nicht für die Fehler der Griechen zahlen.“ [o o].

27.12. – GR: Das Parlament beschließt ein drastisches Sparprogramm, das Sozialbudget soll um 10% reduziert werden, hauptsächlich im Gesundheitswesen [o].

28.12. – GR: „Spiegel“-Bericht: „Die Macht der Fakelaki“ [o].

31.12. – IS: Das Parlament stimmt einer Rückzahlung von 3,8 Mrd € an GB und NL bis 2024 knapp zu. Als Präsident Grimsson ein Veto einlegt, wird eine Volksabstimmung notwendig [o]. – USA: Im Jahr 2009 mussten 140 Banken schließen (2008: 25, 2007: 3) [o o o].