19.04.2016

Drei Filmempfehlungen

Über Filme, die zu Herzen gehen. – Zoomania, Eddy the Eagle, Spotlight. 


Es gibt Filme, die noch wesentlich besser sind, als man dachte.

,Zoomania’ ist so ein Film. Der Trailer mit dem Faultier ist schon legendär – und hat auf Youtube bereits über 4,7 Millionen (!) Zugriffe. Aber ,Zoomania’ ist wesentlich mehr als einer der unzähligen ,witzigen’ Animationsfilme, die auf den Kinomarkt schwemmen. Der Humor ist aus solchen Filmen natürlich kaum noch wegzudenken, aber selbst dieser ist in ,Zoomania’ nicht flach, sondern niveauvoll und geistreich. Vor allem aber erweist sich dieser Film – mit mehreren Wendungen – als einer, in dem es tiefgründig um Vorurteile, Toleranz und sogar Freundschaft geht. Einige Szenen in dem Film können zu Tränen rühren – und man denkt zum Beispiel unmittelbar an die Flüchtlingskrise und die vorurteilsbeladenen Diskussionen und Empfindungen in diesem Zusammenhang.

Der Film erreichte übrigens auf Anhieb Platz 1 der Kinocharts und den erfolgreichsten Kinostart der bisher 55 Filme der Walt Disney Animation Studios.

Ein zweiter Film dieser besonderen Qualität ist ,Eddy the Eagle’. Dieser beruht auf wahren Begebenheiten. Michael Edwards (* 1963), wollte schon als Kind unbedingt später einmal an den Olympischen Spielen teilnehmen. Er versuchte sich erfolglos an verschiedenen Sportarten – bis er sich schließlich für das Skispringen entschied, das damals Olympische Disziplin war, ohne dass es einen einzigen britischen Skispringer gegeben hätte.

Eddie ist eigentlich eine Figur des fortwährenden Scheiterns – aber vor allem ist er ein Mensch, der nie aufgibt, ein Mensch von bewundernswerter Entschlossenheit. Auch dieser Film ist witzig gemacht – aber auch er kennt mehr als eine Wendung, die immer mehr direkt das Herz ansprechen, berühren, tief berühren... Und am Ende ist dieses Herz erfüllt – erfüllt vom Miterleben dieses einen Menschen, der durch die Unterstützung eines anderen Gescheiterten einen allergrößten Erfolg feiern kann: das Gehen bis an die eigenen Grenzen, das Überwinden unzähliger Hindernisse, aller Hindernisse – auch in menschlicher Gestalt –, die es verunmöglichen wollen, zu beweisen, was in einem steckt. Ein wunderbarer Film für größere Kinder und Erwachsene gleichermaßen!

Hier ist noch ein älterer englischer Artikel von 2008...

Der dritte Film ist ,Spotlight’. Auch dies ein Film nach wahren Begebenheiten, die allerdings wesentlich ernster sind als die Olympischen Spiele. ,Spotlight’ ist ein Film über die Aufdeckung des Missbrauchs von Kindern in der katholischen Kirche durch den ,Boston Globe’ am 6. Januar 2002 – wofür die Zeitung den Pulitzer-Preis bekam. Erst nachdem ich den Film gesehen hatte, merkte ich, dass der Film vor sieben Wochen den ,Oscar’ bekommen hatte...! Die Verleihung des Oscars kam aber überhaupt völlig überraschend. So hatten zum Beispiel nur 13 von 91 Berliner Kinos den Film in ihr Programm aufgenommen...

,Spotlight’ ist der Name der kleinen Investigativ-Abteilung des Boston Globe. Ein Team von fünf Reportern, drei Männer und eine Frau, arbeitet sich Schritt für Schritt in eine Story ein, die nach und nach immer größer wird. Was sie am Ende herausfinden, übertrifft ihre schlimmsten Erwartungen...

Der Film macht betroffen, und das ist auch wichtig. Er ist mehr als die Meldungen, die man kennt – er führt stärker an die wahre Wirklichkeit heran. Zugleich macht er erlebbar, was Macht ist – und wie Institutionen eine Eigenlogik entwickeln können, die zur Korrumpierung des Gewissens führt, nicht nur bei den Tätern, sondern auch bei all jenen, die selbst bei solchen Untaten noch immer die Institution(en) ,decken’ wollen...

Die Kirche scheiterte erst nach unzähligen Jahren – an der wachsenden Entschlossenheit und Aufrichtigkeit dieses kleinen Teams. Eindrücklich, ja begeisternd ist es, den Berufsethos dieser vier Menschen zu erleben, im Grunde den Ethos eines ganzen Berufsstandes. Mit teilweise unglaublichem Mut haben Investigativreporter in den vergangenen Jahrzehnten Skandale aufgedeckt, die Präsidenten stürzen ließen. Ohne diese Menschen hätte die Welt ein noch weit hässlicheres Gesicht. Sie sind es, die für die Wahrheit hinter der Macht und der schönen Maske eintreten, die Wochen, Monate, ja jahrelang recherchieren, bis sie die Wahrheit lückenlos beweisen können – manchmal sogar unter Lebensgefahr.

Man kann nur hoffen, dass trotz zurückgehender Zeitungsauflagen dieser Beruf niemals aussterben wird.