05.12.2023

Der Aufstieg des Absurden

Von angedrohtem Höhlenleben bis zu Elon Musks Endzeitträumen.


Inhalt
Der Ölstaat: „Klimarettung hat Zeit“
Hinhaltetaktiken und mangelnder Wille
Elon Musk als Endzeit-Fan


Der Ölstaat: „Klimarettung hat Zeit“

Es ist so absurd. Eine Klimakonferenz in einem Ölstaat.

Und doch kann die Klimakrise nur global gelöst werden. Der Präsident der Klimakonferenz COP 28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Al Jaber, ist zugleich Chef des staatlichen Ölkonzerns Adnoc und gilt als engagiert bezüglich des Umstiegs auf erneuerbare Energien.

Nun aber berichtete der ,Guardian’ von unfassbaren Äußerungen Al Jabers: Es gebe keine Wissenschaft, nach der ein Ausstieg aus fossiler Energie nötig sei, um die Klimaerwärmung um 1,5 °C zu erreichen. Mehr noch, ein solcher Ausstieg würde keine ,nachhaltige Entwicklung’ ermöglichen, es sei denn, man wolle ,die Welt zurück in die Höhlen’ schicken.[1]

Seine Aussagen machte Al Jaber in einem Online-Event vom 21. November nach Fragen von Mary Robinson, Vorsitzende der ,Elders group’ und ehemalige UN-Sonderberichterstatterin für den Klimawandel.[1] UN-Generalsekretär António Guterres höchstpersönlich sagte daraufhin, die Aussagen lägen ,an der Grenze zur Leugnung des Klimawandels’.[1]

Später bezeichnete Al Jaber die Zitate seiner Äußerungen als ,falsch dargestellt’.[2] In dem entsprechenden Video erlebt man, wie Al Jaber mit unglaublich nichtssagenden, mit vielen Pausen in die Länge gezogenen Worten die Menschen regelrecht warten lässt – um am Ende mit Floskeln eigentlich nur zum Ausdruck zu bringen, dass jedes Ausschleichen fossiler Energienutzung ,fair’, ,gerecht’ etc. etc. sein müsse, was jederzeit gleichbedeutend damit sein kann, dass es noch ewig dauern mag.

Al Jaber hatte bei seinen Aussagen betont, er wolle eine ,nüchterne, reife Konversation’ und lasse sich auf keine Diskussion ein, die ,alarmistisch’ sei. Dies nun ist ebenfalls völlig entlarvend. Denn die wissenschaftlich erkannte Lage des Planeten ist alarmierend, und UN-Generalsekretär Guterres hat völlig Recht, in Al Jabers Äußerungen eine unmittelbare Realitätsverkennung zu sehen. Und bestürzenderweise ist seine eigene Sprechweise alarmistisch und völlig verfehlt. Um ein ,Zurück in die Höhlen’ kann es offensichtlich nicht gehen, und solche Wortwahl zeigt nur, dass man jede Nüchternheit und Reife in dem Moment verloren hat – um nicht noch ganz andere Dinge zu unterstellen.

Hinhaltetaktiken und mangelnder Wille

Es ist erschütternd, wie sehr man bereit ist, mit Hinhalte-Taktiken auf die kommenden Katastrophen zuzusteuern.

Auch der aktuelle Schnee-Einbruch hat mit dem Klimawandel zu tun. Durch ein derzeit noch immer sehr warmes Mittelmeer nahmen die Tiefdruckgebiete viel mehr Feuchtigkeit auf, die dann als Schneemassen niedergehen kann [o].

Carla Hinrichs, Klimaaktivistin der ,Letzten Generation’ bringt es bei ,Hart aber Fair’ auf den Punkt, wenn sie darauf hinweist, dass der politische Wille, global zu handeln, im Grunde noch immer völlig fehlt. Sie sagt:[o]

Wir werden verarscht. Wir werden wirklich verarscht von dieser Konferenz, von der internationalen Gemeinschaft und insbesondere von unserer eigenen Regierung und den Entscheidungsträger*innen, die uns jetzt noch verkaufen wollen, dass das hier der große Coup ist […].

Wovon sie spricht, ist ein ,Loss-and-damage’-Hilfsfonds bei Klimaschäden, in den Deutschland jetzt 100 Millionen Euro eingezahlt hat. Wie armselig diese Beträge sind, wird deutlich, wenn allein die Ahrtal-Flut Kosten verursacht hat, die 300-mal (!) höher liegen. Erwähnen könnte man außerdem, dass das bereitgestellte Sondervermögen für die Bundeswehr sogar 1000-mal so hoch lag. Kriegstüchtigkeit also 1000-mal wichtiger als die Rettung der Welt vor der Klimakatastrophe?

Währenddessen fordert in einer vom US-Klimabeauftragten John Kerry verbreiteten Erklärung eine Staatengruppe sogar wieder die Verdreifachung der weltweiten Atomenergie – auch dies ein Aspekt des neuen Wahnsinns. Zu den unterzeichnenden Staaten gehören unter anderem Belgien, Finnland, Schweden, Polen, Ukraine und Japan [o].

Über 110 Staaten unterstützen das Ziel, die erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen [o] – warum nicht mit allen Anstrengungen zu verzehnfachen? Und gleichzeitig das gegenwärtige Konsummodell radikal zu hinterfragen? Wann wird der politische Wille wirklich wach werden? Wenn weitere Ahrtal-Katastrophen eintreten, wird es zu spät sein. Jede neue Katastrophe wird unvorstellbar viele Gelder binden, die stattdessen für die Verhinderung der Klimakatastrophe notwendig wären! Wie kann man so kurzsichtig denken und dies noch immer nicht begreifen?

Die Ahrtal-Flut hat mindestens 30 Milliarden Euro Schäden verursacht. Bis 2050 werden die Kosten infolge der Klimaerwärmung bei mindestens 300 Milliarden Euro liegen. Wie wäre es, Beträge dieser Höhe und noch viel mehr jetzt zu investieren, um den Klimawandel wirklich und real aufzuhalten? Alle politischen Weichen dafür zu stellen, dass genau dies möglich ist? Alle Kräfte zu mobilisieren und zu motivieren, um das einzig Sinnvolle, das absolut Notwendige zu tun?

Elon Musk als Endzeit-Fan

Und als hätte die Welt auf diese Weise nicht schon Absurditäten genug, stellt Elon Musk auch noch den Tesla Cybertruck vor – für die Wohlhabenden der Zukunft. Der Stahl so hart, dass man problemlos beschossen werden könnte [5:40]. Eine Knautschzone existiert nicht. Die Karosserie so kantig wie ein Messer [o].

Auf der geradezu gruseligen Vorstellung des Fahrzeugs spricht Musk in lässiger Lederjacke gegenüber seinen Anhängern ausdrücklich von Endzeit – und davon, dass die Zukunft jetzt endlich auch aussehe wie Zukunft [3:05]. Zu Beginn der Veranstaltung weint irgendwo ein kleines Kind [ab 2:00]. Zutiefst symbolische Momente.

Man fragt sich: Was will dieser Mann erreichen? Wie kann man so ein Auto zu seinem eigenen Traumprojekt machen? Wie seelenlos muss man sein, um so etwas gut zu finden? Denn darum geht es doch! Dieses Fahrzeug ist nicht nur hässlich, es ist ganz offensichtlich absolut seelenlos – ja es strahlt eine buchstäblich negative Kälte aus, Seelenlosigkeit als reale Substanz… Es ist etwas real Anti-Seelisches.

Und um welche Realitäten es hier und heute geht, wird völlig offenbar, wenn man sich fragt, ob so ein Fahrzeug je eine Frau entwickelt hätte. Es ist unmöglich. Diese Konstrukte können nur einem völlig kranken männlichen Hirn entstammen. Krank in seiner aggressiven Seelenlosigkeit, die sich daran ,aufgeilt’, Fahrzeuge zu schaffen, die man sogar beschießen könnte und die genau das ausstrahlen, was man bisher nur aus dystopisch-dunklen Science-Fiction-Filmen kannte.

Und dieser seelisch-geistig kranke Mann hat Anhänger! Es gibt wirklich Menschen, die das ,toll’ finden, die das mitmachen, die in solche Fahrzeuge einsteigen und das auch noch als besonderen Augenblick empfinden [hier ab 42:00 mit erst einmal grauenvoller ,Musik’]. Es ist so krank, so tot, so seelenlos-materialistisch-nihilistisch… All diese Menschen wissen überhaupt nicht mehr, wie weit sie sich bereits degeneriert haben, entfernt von allem wahrhaft Menschlichen – von Wärme, Verständnis, Einfühlung, Behutsamkeit, Zärtlichkeit, Liebe, Sinn…

Die Welt spaltet sich auf in eine Menschheit, die einem völlig verführten krank-männlichen Impuls folgt, einem Ertrinken in seelenloser Technik, in Metall, Kontrolle, Macht … und eine Menschheit, die immer mehr erkennt, dass das Wichtigste die Seele ist. Die aber heute mit Füßen getreten wird. Dieser Strom, wo er wahrhaftig ist, ist ein wahrhaft weiblicher.

Heute ginge es nur um eines: um das Wiederfinden einer neuen Unschuld. Aber sie ist gerade das, was zuallererst stirbt. Und die meisten Menschen schert dies einen Dreck, auch sie fühlen sich nicht verantwortlich für die Seele. Aber die Welt wird immer stärker mit den entscheidenden Fragen konfrontiert werden. Die Frage der Seele lässt sich nicht aus der Welt schaffen. Sie ist der Schlüssel.

Quellen

[1] Cop28 president says there is ‘no science’ behind demands for phase-out of fossil fuels. Guardian, 3.12.2023.
[2] Cop28 president says 'no science' to phasing out fossil fuels remarks 'misrepresented' – video. Guardian, 4.12.2023.