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Bewusstsein der Unschuld

Holger Niederhausen: Bewusstsein der Unschuld. Books on Demand, 2017. Paperback, 96 Seiten, 7,90 Euro. ISBN 978-3-7448-3975-4.


Erschienen am 23. Juni 2017.              > Bestellen: BoD | Amazon <              > Reaktionen und Rezensionen < [noch keine]

Inhalt


Dieses Büchlein führt den Leser zu einer Erkenntnis der tiefen Krankheit der heutigen Seele, die sie und die Welt immer unmenschlicher werden lässt – und es beschreibt einen Weg, auf dem die Seele einen scheinbar für immer verlorenen Zustand bewusst wiederfinden kann: die Unschuld, eine neue, bewusste Unschuld der Seele.

Es ist ein Weg mit einer heiligen Helferin, an dem uns aber alle Gegenmächte hindern wollen...

Über dieses Buch


Dieses Büchlein versucht nichts Geringeres als das scheinbar Unmögliche:
Die Beschreibung eines Weges vom Zustand der Schuld oder Bewusstseins-Krankheit in einen Zustand der Unschuld.

Die Unmöglichkeit ist dabei eine Zweifache. Es scheint die Starre eines Naturgesetzes zu haben, dass man aus einem Zustand der Schuld nicht in einen Zustand der Unschuld übergehen kann. Und es scheint der Zustand der Unschuld ganz mit dem Zustand der Unbewusstheit verbunden zu sein. Insofern kann der Zustand der Unschuld, wenn er einmal verlassen oder verloren wurde, nie wieder erreicht werden – und ist ein Buchtitel ,Bewusstsein der Unschuld’ erst recht ein Widerspruch in sich.

Doch der wirkliche Widerspruch liegt woanders. Und der Weg in die Unschuld ist möglich – und sogar ein Bewusstsein der Unschuld.

Es ist der wahrhaft menschliche Zustand.

Leseprobe 1


Die Unschuld ist schlechthin etwas Heiliges. Wir müssen das Heilige wieder empfinden können, sonst werden wir auch die Unschuld niemals finden. Und dass die Seele fähig wird, wieder Heiliges zu empfinden, ist bereits einer ihrer Schritte hin zur Unschuld.

Unschuld – es gibt wenige Worte im Deutschen, die so schön sind wie dieses eine Wort. Die Vorsilbe ,Un-’ bedeutet sonst fast immer etwas negativ Verneinendes, einen Mangel, ein Übel, eine Schwäche. Hier bedeutet sie das absolut Positive, das gerade noch ganz Paradiesische. Unschuld – das ist Reinheit, vollkommene moralische Reinheit, als innerster Zustand der Seele. Unschuld...

Es ist der heilige Zustand noch vor aller Schuld. Man muss die Heiligkeit, die unendliche Schönheit dieses Zustandes und auch dieses Wortes empfinden lernen: Unschuld...

Kleine Kinder sind unschuldig, aber sie sind für unseren Bewusstseinszustand weit weg – auch wenn wir alle das Wort kennen: ,Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder...’

Wir brauchen ein anderes Bild, in das wir uns vertiefen können, um wirklich zu einem intensiven Erleben der Unschuld zu kommen. Wir müssen einen Zustand finden, in dem der Mensch normalerweise bereits längst ,schuldig’ geworden und der Bewusstseinskrankheit verfallen wäre, in diesem Fall aber trotzdem noch immer unschuldig ist.

Man könnte an Christus denken, aber dies war zugleich ein göttliches Wesen. Man könnte an Parzival denken, ,der reine Tor’. Ich komme immer wieder zu dem Bild des Mädchens. Und gerade dieses ist auch das Bild für die unschuldige oder wieder unschuldig gewordene Seele.

Vertiefen wir uns also in das Bild des Mädchens, des unschuldigen Mädchens. Es geht um ein Mädchen mit einer zutiefst reinen Seele – in einem Alter, in dem auch die Mädchen längst an alles Mögliche denken und in dem auch ihre Seele längst von allem Möglichen durchzogen ist, nur nicht mehr von der völligen Reinheit...

Wir vertiefen uns also in ein Ideal, man kann auch sagen, in ein Bild, wie es in den Märchen lebt. Und doch lebt die Kraft zu dieser Reinheit in jeder einzelnen Seele. Wir vertiefen uns in das Bild desjenigen Wesens, in dem diese Kraft die ganze Seele ausfüllt – und haben vor uns das Bild eines vollkommen unschuldigen Mädchens, eines Mädchens mit einem vollkommen reinen und vollkommen guten Herzen.

Man möchte dieses Bild eigentlich gar nicht beschreiben, denn es sollte seine Heiligkeit, seine Tiefe und sein wahres Leben in jeder Seele auf jeweils einzigartige Art und Weise entfalten. Aber das tut es heute nicht mehr ohne Hilfe.

In meinen Romanen taucht dieses Ideal – oder das, was davon in durchaus real existieren könnenden Mädchen und jungen Frauen leben kann – immer wieder auf. Und auch hier will ich versuchen, in dieses Bild hineinzuführen. Der Leser sollte dabei so innig wie möglich versuchen, zu empfinden, dass es hier um ein reales Urbild geht – um ein Sich-Annähern an das Mysterium der Unschuld selbst.  Und er sollte auch hier wiederum mit einer heiligen Sehnsucht versuchen, zu empfinden, was in ihm eine Sehnsucht danach hat, wo der Ort dieser Sehnsucht liegt...

...

Leseprobe 2


Die Begegnung mit diesem Mädchen ist die Begegnung mit der Unschuld selbst.
Alles an seinem Wesen ist unschuldig, still leuchtend in seiner Unschuld – und der reinste Teil unserer Seele fühlt dieses Wunder in seiner ganzen Tiefe ... und liebt es und fühlt sich zu ihm hingezogen. Und der übrige Teil der Seele geht darüber hinweg und kann das Heilige nicht begreifen, nur sich darüber lustig machen.

Wir haben eine Entscheidung zu treffen. Und wir haben zu erkennen, dass dieser eine Teil unserer Seele, der vielleicht sehr groß ist, absolut unfähig ist, das Wunder der Unschuld, das Heilige, das Reine dieses Mädchens zu begreifen und es lieben zu können, existentiell, mit tiefer Sehnsucht. Und dass es nur einen Teil unserer Seele gibt, der dies kann – und längst tut.

Und die Entscheidung, die wir zu treffen haben, ist, welchem Teil wir uns zuwenden wollen, mit welchem Teil wir uns mehr und mehr identifizieren wollen, welchen wir vertiefen wollen. Jener Teil wird es sein, dessen Wesen sich dann immer mehr ausbreiten wird, um den anderen Teil zu verwandeln...

So gerät die Seele immer weiter in die Gefangenschaft der profanen, oberflächlichen, irdischen, kalten, unmenschlichen Gedanken, Emotionen und Impulse – oder aber immer weiter in die heilige Sphäre der Unschuld, all ihre Triebe, Empfindungen und Gedanken Tag für Tag läuternd, heiligend, dem Wesen dieses Mädchens verwandt werden lassend...

Worauf es ankommt, in jenem einen Moment, wo unser Wesen dem reinen Wesen dieses Mädchens begegnet und es für diesen einen Moment erlebt ... ist die lebens-entscheidende Frage, wie sehr wir dieses Mädchen zu lieben beginnen. Es ist eine existentielle Frage.

Wenn selbst sein Wesen unsere Seele nicht mehr anrühren kann, ist diese verloren. Sie ist unberührbar geworden. Sie kann das reine Wesen der Unschuld nicht mehr empfinden; sie kann noch wissen, was Unschuld ist, aber sie fühlt nichts mehr, nichts Existentielles, nichts Wesentliches, nichts Tiefes. Ihre Empfindungsfähigkeit ist über einen entscheidenden Punkt hinaus abgestorben.

Eine Seele, die sich nicht mehr berühren lassen kann, ist tot, auch wenn sie noch nicht völlig tot ist. Die Fähigkeit, sich anrühren zu lassen, ist das Leben der Seele. Dass dies heute so wenig begriffen wird, sagt viel über unsere ganze Zeit – wir leben in der Zeit des Seelensterbens.

Unsere ganze Gegenwart basiert darauf, sich nicht berühren zu lassen, nicht in der Tiefe. Der moderne Mensch ist stolz darauf. Obwohl es bei der Jugend belächelt wird, huldigt unsere ganze Gegenwart dem Kult der Coolness.

Jeder, der etwas auf sich hält, sucht äußeren Erfolg, äußere Geltung, Durchsetzungsvermögen. Was heute gilt, ist die Fähigkeit, nicht klein beizugeben, Bescheid zu wissen, mitreden zu können, zu allem eine Meinung zu haben und sie auch zu sagen. Sich nicht unterkriegen lassen, sondern sich behaupten und sich durchsetzen – im Beruf, im Privatleben, an der Supermarktkasse, wenn einem ,einer blöd kommt’. Das ist das Ideal der heutigen Zeit, das ist ihr Kult.

Und niemand merkt, wie sehr dies mit einer wachsenden Coolness, einer zunehmenden Empfindungsarmut, einem Absterben des reinsten Teiles unserer Seele zu tun hat. Niemand merkt, wie sehr wir uns damit Minute um Minute von jenem Mädchen entfernen – nicht nur von ihm, sondern sogar von der bloßen Möglichkeit, das Reine und damit das Heilige seines Wesens noch tief empfinden zu können. Wenn wir es aber nicht mehr können, kann es uns auch nicht mehr retten. Das Einzige, was uns retten kann, ist die Fähigkeit, sein Wesen tief zu empfinden ... und von einer Liebe zu diesem Wesen erfasst zu werden.

Alles kommt darauf an, jenen Teil in der eigenen Seele zu finden, der dies vermag – oder dem dies geschieht. Jener Teil der Seele, der das unschuldige Mädchen in aller Tiefe lieben kann, ist ihr reiner Teil. Hier liegt die Sehnsucht nach der Unschuld, hier liegt die Liebe zu ihr, hier liegt der Ort der heiligen Verwandlung ... wenn wir unser Wesen an diesen Ort versetzen können.

Können wir mit unserem Inneren ganz an diesen Ort gehen? Können wir uns ganz eins werden lassen mit dem in uns, der dieses Mädchen liebt? Können wir ganz bewusst das tun? Das unschuldige Mädchen lieben?

Es ist ein Unterschied, ob der reinste Teil unserer Seele von seinem Bild und seinem Wesen angerührt wurde, oder ob wir bewusst in diesen Punkt eintauchen und unsere ganze Seele an diesen Punkt der Liebe zu diesem Mädchen bringen.

Was wir bewusst tun, damit verbindet sich unser Wesen. Es ist dann nicht mehr nur ein Teil unserer Seele – und sei es der reinste –, der das heilige Wesen dieses Mädchens liebt, sondern wir bringen wieder unsere ganze Seele an jenen ,Ort’ und in jene Verfassung, wo sie berührt werden kann und will. Der Ort, an dem das Wesen dieses Mädchens geliebt wird, ist der heilende Ort, der rettende Ort. Hier wird die Seele wirklich gerettet.

Aber sie muss sich an diesen Ort bringen.

...